Trotzdem schluckte Fred die Mischung aus Horror und Ekel herunter – Kinder! Das ging ja überhaupt nicht – und zwang sein Gesicht dazu, eine Grimasse zu ziehen, die wohl an einen kinderlieben, hocherfreuten Fernsehonkel erinnern sollte. Ganz Erich Schleyer halt. Max sah es nämlich äußerst gerne, wenn die Stars seiner Serie sich aufopfernd um seine Brut kümmerten, und da Fred keine andere Möglichkeit sah, weiterhin den ersten Platz auf der Gunst-Liste seines Brötchengebers einzunehmen, blieb ihm keine andere Wahl, als hocherfreut über Annas Anwesenheit zu sein.
Fredda hatte einstweilen ihren Kopf abgelegt, und war wieder zu der absolut bezaubernden Miriam geworden. Anfangs hatte Fred noch gehofft, dass quasi die „Enthauptung“ der beliebtesten Kuh der Fernsehwelt Anna so nachhaltig schocken würde, dass sie schreiend und weinend vom Set flüchten, und nie wieder kommen würde (in der Tat hatte sich Fred diese Szene immer wieder in den schillernsten Farben ausgemalt) – was aber nicht zutraf. Das kleine Monster war derart gefühlskalt, dass es sich sogar über die so zu Tage gebrachte Miriam freute.
Was Fred aber auch zu Gute kam – denn in der Tat schien auch Miriam sich über Annas Anwesenheit zu freuen, und so war er nach einer schüchternen Begrüßungs-Umarmung von der Bürde, ein lieber Onkel zu sein, erlöst. Ausgezeichnet – dass verschaffte ihm genug Zeit, um seinen nächsten Schachzug zu planen.
Was Fred im Sinn hatte, war nämlich ein ganz außerordentliches Projekt, um „Fred&Fredda“ ins Gespräch zu bringen. Noch viel mehr, als es ohnehin durch den blendend aussehenden Hauptdarsteller – ihn, selbstredend – war: er würde eine Liaison mit Miriam eingehen – aus Publicityzwecken, versteht sich. Und außerdem fand er Miriam gar nicht übel – vielmehr schwärmte er ja schon von ihr, seit sie ihm vor knappen 6 Jahren als seine neue Partnerin (beruflich, versteht sich), vorgestellt wurde. Was Fred aber nie zugeben würde, nicht mal sich selbst gegenüber.
Also: heute Abend würde er Miriam zum Essen einladen, ein romantisches Dinner bei Kerzenschein, dann würde er sie nach Hause begleiten, ihr einen Abschiedskuss geben, und sich dann – ganz der Gentleman – verabschieden. Drei Tage später würde er sie wieder anrufen, um sie auszuführen, und nach dem Essen mit anschließendem Drink und ein bisschen leicht beschwipstem Tanzen würde sie ihn quasi anflehen, noch auf einen Kaffee mit nach oben zu kommen. „Kaffee, ja…“, Fred grinste süffisant. Er wusste halt doch genau, was Frauen wollten.
Also strich sich unser Romeo nach ein paar Strähnen ins Gesicht – für den verwegenen Look – und machte sich auf zu Miriams Gaderobe, um das Herz seiner Angebeteten zu erobern.
„Freddie!“ empfing ihn eine jauchzende Mädchenstimme, die blöderweise zur Falschen gehörte. Das kleine Anna-Biest hatte sich noch immer nicht verzogen. „Schau, ich hab dir ein Bild gemalt!“
„Tja – äähm...“, Fred beäugte das Blatt Papier kritisch und versuchte zu erkennen, was das bunte Gekrakel wohl darstellen sollte. „Sehr hübsch. Du hast wirklich Talent.“
„Das sind wir beide!“
„Ja… du hast uns wirklich gut getroffen… und du hast ein hübsches Kleid an…“
„Das ist ein Brautkleid.“
Fred schluckte: „Ah, tja, na sehr hübsch, wirklich toll.“
Anna grinste zufrieden.
„Annnnaaaaaa!“ Gott sei Dank. Max lautes Rufen klang außergewöhnlich ungeduldig, so dass das kleine Monster aufsprang und davontigerte, natürlich nicht, ohne Fred herzallerliebst zuzuwinken.
Miriam hatte die Szene mit einem verträumten Lächeln beobachtet: „Du kannst wirklich so gut mit Kindern, Fred. Ihr beide seid so süß gemeinsam.“
Fred nickte wissend: „Ja, Kinder sind was ganz Tolles – sie sind unsere Zukunft, wir haben die Welt ja nur von Kindern geborgt, uns so…“
Miriam lächelte – ohne Frage, sie war reif wie nur sonst was. Das war Freds Moment.
„Miriam, weißt du, ich habe mich gefragt…“
„Ja?“
„Ich hab mir überlegt, wir beide sollten ausgehen. Was hältst du von einem Essen, heute Abend? Ich meine, für die Sendung wär’s natürlich auch super, jetzt wo die Staffel abgedreht ist, man bleibt im Gesprä…“
Miriam hatte ein paar Sekunden gebraucht, um sich zu fassen, bis sie Fred ein entgeistertes „WAS?!“ entgegen werfen konnte.
Fred hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Seien wir uns ehrlich, die meisten Frauen dachten doch, er wäre eine Klasse zu hoch für sie – denn er war wirklich ein sehr fescher Kerl, aber ganz im Ernst, er datete ganz normale Frauen. Solange sie hübsch waren. Und nicht offensichtlich Schweineschmalzsüchtig.
„Ich dachte an ein nettes Abendessen, nur wir beide.“
„Aber Fred…“, Miriam war immer noch von den Socken, „ich dachte immer…“
„Ich habe dich ausgewählt, Baby.“ Das klang sehr verführerisch, weltoffen. Ganz Fred eben.
„Ich dachte immer du bist schwul!“
Das war übrigens eine Premiere - das erste Mal, dass ich den Text schon vorgeschrieben, und nicht spontan und passend zu den Bildern geschrieben habe - ich hoffe also, ihr verzeiht mir, dass bei manchen Bilder mehr Text steht - in der entsprechenden Situation hatte ich halt mehr zu sagen *g*. Aber ich glaube ganz fest an mich, dass das besser wird (;.
Bin schon sehr gespannt auf eure Kommentare!