Beiträge von Lynie


    Endlich war es Freitag. Ich war schon früh auf den Beinen, denn ich musste noch so einiges für die Party besorgen. Ich hatte gestern eine Rundnachricht verschickt und somit alle eingeladen, die ich kannte. Wer aber im Endeffekt kommen würde, wusste ich nicht.



    Also wollte ich Getränke und Speisen für rund zehn Personen einkaufen, damit ich auch sicher war, dass ich nicht zu wenig hatte. Damit ich nichts vergaß, hatte ich mir alles auf einen Zettel geschrieben, den ich zum Einkauf mitnahm. Nach einer guten halben Stunde hatte ich auch alles gekauft, was ich für den Abend brauchte und machte mich wieder auf den Rückweg. Ich hoffte, dass auch Lily heute Abend kommen würde, nach der Aktion von vorgestern. Ich könnte zwar verstehen, wenn sie nicht kommen würde, aber ich wäre trotzdem enttäuscht und auch traurig wenn sie auf meiner kleinen Party nicht auftauchte. Als ich zuhause ankam, sah ich ein fremdes Auto, das vor dem Haus meiner Tante parkte. Verwirrt stieg ich aus und sah einen älteren Herrn, ungefähr im Alter von Betty, der sich angeregt mit Betty unterhielt.



    „Hey, ich bin wieder zurück.“, sagte ich. Tante Betty und der Mann drehten sich zu mir um.
    „Hallo Ethan. Ich möchte dir gerne Paul vorstellen. Er ist ein Freund von mir.“
    „Guten Tag!“, sagte ich und reichte ihm die Hand. Diese schüttelte er kräftig und lächelte mich freundlich an.
    „Es freut mich dich kennenzulernen Ethan. Betty hat schon sehr viel über dich erzählt.“, erwiderte er.
    „Ich hoffe nur Gutes.“, meinte ich zu ihm und lächelte freundlich zurück.
    „Was du nur von deiner alten Tante denkst.“, meinte sie neckisch zu mir und setzte fort, „Paul hat uns seinen Grill gebracht und einige zusätzliche Gartenmöbel für deine Party heute Abend.“
    „Das ist aber sehr freundlich von Ihnen. Vielen Dank.“, entgegnete ich, doch er winkte ab.



    „Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich habe das gerne gemacht.“, und wandte sich dann Tante Betty zu, „Ich muss dann auch gehen. Wenn ich ihn wieder abholen soll, dann ruft mich an.“
    „Werde ich machen. Bis dann Paul.“
    „Tschüss ihr Beiden.“, verabschiedete er sich, stieg ins Auto ein und fuhr los.
    „Das ist aber nett von ihm.“, meinte ich zu meiner Tante und wir gingen Richtung Auto um die Ware rauszuholen.
    „Ich habe ihn gefragt, ob es ihm nichts ausmacht uns das auszuleihen. Ich dachte bei so einem schönen Wetter könnte man eine Grillparty veranstalten, darum hatte ich dir noch das Grillfleisch zusätzlich aufgeschrieben.“, entgegnete sie.



    „Ich hatte mich schon gewundert, warum das Grillfleisch auf dem Zettel draufstand, aber das war eine gute Idee von dir. Wo sind denn der Grill und die Möbeln?“, fragte ich und wir stellten die Sachen auf den Küchentisch.
    „Die sind schon im Garten. Wenn du möchtest, kannst du schon den Garten herrichten, ich fange derweil schon mit den Salaten an.“, antwortete Tante Betty.
    „Werde ich machen und sobald ich fertig bin, werde ich dir helfen.“, sagte ich und verließ die Küche. Den halben Nachmittag verbrachte ich damit den Garten her zu richten. Die Möbel, die wir von Paul bekommen hatten, waren schon einige Jahre alt, aber noch stabil und in Ordnung und der Grill war groß und sehr neuwertig. Als ich fertig war, ging ich wieder zurück zur Küche, um meiner Tante, wie versprochen, zu helfen. Doch bevor ich etwas fragen konnte, sagte sie mir: „Ich bin schon mit allem fertig. Die verschiedenen Salate, das Grillfleisch und die Soßen findest du im Kühlschrank. Das Brot liegt, wie immer im Schrank.“



    „Danke, dann werde ich mich jetzt fertig machen. In einer Stunden müssten die ungefähr kommen.“, meinte ich zu ihr und wollte Richtung Bad gehen, aber sie hielt mich kurz noch auf.
    „Ich werde den Abend bei Paul verbringen, damit du ungestört hier feiern kannst.“, meinte sie.
    „Okay. Ich wünsche dir dann viel Vergnügen.“
    „Das wünsche ich dir auch Ethan.“, erwiderte sie und verließ das Haus. Ich ging dann ins Badezimmer und sprang unter die Dusche, die ich ausgiebig genoss. Als ich fertig war, zog ich mich an und wartete. Wartete darauf, dass die ersten Gäste kamen. Ich hoffte, dass einige kommen würden und vor allem hoffte ich, dass Lily kam. Meine Gedanken wurden aber unterbrochen, als es an der Tür schellte. Hastig sprang ich auf und öffnete die Tür.



    „Hey Ethan.“, begrüßte mich Gary.
    „Hey!“, erwiderte ich zurück, wich zur Seite aus um meine Gäste rein zulassen. Außer Gary waren Owen, Sienna und William, Lily und zwei mir unbekannte Mädchen, gekommen.
    „Ich hoffe, es ist für dich in Ordnung, dass ich die beiden Mädels noch mitgebracht habe.“, entgegnete Owen und zog sie zu sich.
    „Nein, ist schon in Ordnung. Ich habe in der Nachricht doch geschrieben, dass ihr noch jemanden mitbringen könnt, solange das Haus meiner Tante in Ordnung bleibt.“, antwortete ich, „Ihr könnt in den Garten gehen, da ist alles vorbereitet.“ Owen schritt voran und die Anderen folgten ihm, ich als Letzter.



    „Ich hoffe, ihr habt großen Hunger mitgebracht.“, rief ich in die Runde.
    „Das auf jeden Fall.“, entgegnete William.
    „Dann werde ich die Salate und das Grillfleisch holen.“, meinte ich und ging in die Küche.
    „Brauchst du Hilfe?“, fragte mich plötzlich eine weibliche Stimme. Ich zuckte zusammen, drehte mich um und sah Lily.
    „Du hast mich aber erschreckt.“, meinte ich zu ihr mit schwerem Atem.
    „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.“



    „Ist nicht so schlimm. Du kannst hier den Nudelsalat und den Gurkensalat nehmen.“, meinte ich zu ihr und gab ihr die Schlüssel. Dabei berührten sich unsere Hände. Mir lief ein Schauer den Rücken runter und wir schauten uns in die Augen. Es herrschte die gleiche Spannung, wie im Park, als ich sie versuchte zu küssen. In diesem Augenblick war mein Verlangen wieder groß und ich versuchte meine Gefühle zu unterdrücken, aber je länger dieser Augenblick andauerte, umso schwerer wurde es.
    „Kommt ihr zwei? Wir verhungern schon und Gary wartet am Grill auf das Fleisch.“, unterbrach Owen die Stille und holte uns zurück in die Wirklichkeit. Lily ging währenddessen mit den Schüsseln raus und ich drückte Owen das Grillfleisch und die Soßen in der Hand.



    „Kannst du William noch fragen, ob er den Kartoffelsalat und den gemischten Salat hier holen könnte? Dann kann ich den Rest nehmen. Holt noch jemand die Getränke?
    „Werde ich ihm sagen und ich hol dann auch gleich noch mal die Getränke “
    „Okay.“, meinte ich nur und brachte die nächsten Salate raus.
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    Ich wusste das war nun die Chance, die ich nutzen musste. Ich schaute in ihre hellbraunen Augen, die so klar aufleuchteten und in die sich in die Meinen bohrten. Ich blickte weiter hinunter, hin zu ihrer kleinen Stupsnase und dann weiter zu ihren vollen Lippen, die verführerischer nicht sein konnten. Sie öffnete diese leicht und wollte etwas sagen, aber ich legte ihr sanft meinen Finger darüber.



    Sie schloss daraufhin ihre Lippen und schaute mich wieder an. Sanft legte ich meine Hand auf ihre Wange und näherte mich behutsam ihrem Gesicht. Ihre Wärme kam mir entgegen und ich spürte ihren unregelmäßigen Herzschlag. Sanft näherte ich mich ihren Lippen, aber in dem Moment drehte sie ihren Kopf leicht zu Seite und ich berührte Wangen, die vor Hitze glühten.
    „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht überrumpeln.“, meinte ich und Lily löste sich aus meiner Umarmung.
    „Nicht so schlimm.“, entgegnete sie und versuchte die angespannte Situation aufzulockern, „Wann fängst du eigentlich mit der Ausbildung an?“
    „Am Montag fange ich in der Redaktion an, aber die Ausbildung an sich findet erst im September statt.“, antwortete ich.



    „Und weißt du, in welcher Schule du die Ausbildung machst?“, fragte sie und wandte sich zum Gehen, so wie ich es ihr eben angeboten hatte.
    „Das weiß ich noch nicht. Mister Tanner, also mein Chef, hatte mir nur erklärt, wie es abläuft. Aber ich werde mich Montag direkt erkundigen was er oder meine Arbeitskollegen sagen.“ Sie nickte nur und wir schlenderten weiterhin durch den Park. Die Stille, die sich nun durchsetzte, war unangenehm und mich überkam ein schlechtes Gewissen. Mir war klar, dass mein Vorhaben nicht richtig war und ich sie damit überrumpelt hatte. Ich wollte sie nicht bedrängen.
    „Wir sind da.“, sagte sie plötzlich und holte mich aus meinen Gedanken. Wir hatten den kompletten Park durchquert und waren auf der andere Seite des Sees angelangt. Mit sicheren Schritten ging sie bis ans Ufer und setzte sich auf die Bank, die vor der Trauerweide stand. Ich machte es ihr gleich und setzte mich neben sie.



    „Das ist mein Lieblingsort. Ich bin hierher oft gekommen, um alleine zu sein oder zu malen, oder wenn ich Kummer hatte. Einfach immer dann, wann ich wollte.“
    „Hier ist es total schön.“, entgegnete ich und nahm sie in meine Arme.
    „Finde ich auch.“, erwiderte sie und schaute gedankenverloren vor sich hin, „Hier habe ich viele Stunden verbracht. Entweder war ich nachdenklich, habe geweint, war wütend.“
    „So einen Platz hätte ich damals auch gut gebrauchen können.“, meinte ich gedankenverloren.
    „Wie meinst du das?“, fragte sie mich und ich schluckte. Ich hatte an meine Vergangenheit gedacht, an die Zeit als mein Vater mich misshandelt hatte. Ich spürte noch immer diesen Hass und diese Wut in mir, wenn ich daran zurück dachte und ein großer Schmerz durchfuhr mein Herz. Auch wenn es mittlerweile zwölf Jahre her war, dass er das erste Mal seine Hand gegen mich erhob, schmerzte es immer noch so sehr wie damals.



    „Ethan, wie meinst du das?“, harkte Lily nach.
    „Nichts, es ist nicht so wichtig.“, meinte ich und hoffte, dass sie es mir abkaufte.
    „Auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen, weiß ich in gewissen Punkte, wie du so bist und ich weiß, dass irgendetwas ist.“, konterte sie.
    „Es geht um meine Vergangenheit.“
    „Wenn du nicht darüber reden willst, dann brauchst du das nicht, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin.“, entgegnete sie und schaute mich mit ihrem sanften Blick an. Ich versuchte zu lächeln, um damit meine Dankbarkeit auszudrücken, aber es gelang mir nicht. Die Vergangenheit war zu präsent in meinem Kopf und der Schmerz war zu groß. Auch wenn ich versuchte, dass alles hinter mir zu lassen und ich es sogar geschafft hatte einen neuen Start ins Leben zu wagen, war es nicht einfach die alten Erinnerungen auszublenden.



    „Du sollst wissen, dass meine Kindheit alles andere als rosig war.“, begann ich und schaute stur auf den See. Insgeheim hoffte ich, dass sie es nicht verstanden hatte, da ich nicht wirklich viel Lust hatte darüber zu reden. Zwar hatte ich heute Morgen schon über die Vergangenheit gesprochen, aber der Glaube daran den Ausbildungsplatz zu bekommen hatte mir genügend Kraft gegeben darüber zu sprechen. Jetzt hatte ich aber diese Kraft nicht, obwohl mir klar war, dass ich die Wahrheit über mein Leben ihr und auch den Anderen nicht lange vorenthalten konnte.
    „In wie weit war deine Kindheit nicht rosig?“
    „Mein Vater hatte meine Mutter und mich misshandelt.“, antworte ich nur knapp und schaute sie weiterhin nicht an.
    „Wie ist es dazu gekommen?“, fragte sie behutsam und ich hörte aus ihrer Stimme die Unsicherheit heraus.



    „Mein Vater konnte die Scheidung seiner Eltern nicht verkraften. Damals hatte er angefangen zu trinken und wurde alkoholabhängig. Sein Vater hatte ihn daraufhin rausgeschmissen und er lebte auf der Straße. Danach traf er meine Mutter und hatte ihr versprochen damit aufzuhören. Er ging für sie in Therapie und hat diese erfolgreich geschafft. Sie wurden somit ein Paar, heirateten und bekamen mich. Aber dann verlor er seine Arbeit und er fing wieder an zu trinken.“ Ich fühlte ihre Hand, die meinen Arm sanft berührte. Ich drehte mein Gesicht in ihre Richtung und schaute sie an. Ihr Blick ruhte auf mir und sie sagte nichts und es war mir auch recht, dass sie es nicht tat.



    „Ich bring dich nach Hause, okay?“, fragte ich sie.
    „Ist in Ordnung.“, sagte sie nur. Wir standen auf und ich brachte sie mit dem Auto nach Hause. Das Schweigen setzte sich fort und nur die Musik, die aus dem Radio kam, brach die Stille. Ich wusste, dass es richtig war, dass ich ihr einen kleinen Teil der Wahrheit erzählt hatte, aber trotzdem wollte ich diese einfach nur vergessen. Mein Leben hatte ich nun in „Butterfly Valley“ angefangen und dieses Leben hatte nichts mit meinem alten Leben mehr zu tun und trotzdem gab es Momente in denen mein altes Leben mich einholte.



    „Wir sind da.“, sagte ich, als wir ankamen.
    „Danke, dass du mich nach Hause gefahren hast.“, meinte sie und schaute mich an.
    „Das ist doch selbstverständlich.“, entgegnete ich und versuchte zu lächeln.
    „Du weißt, ich bin immer für dich da, wenn was ist oder wenn du reden möchtest“, sagte Lily.



    „Ich weiß, vielen Dank.“, antworte ich nur und dann stieg sie aus dem Auto aus. Ich wartete, bis sie das Haus betreten hatte, erst dann fuhr ich los. Mir war bewusst, dass sie das nächste Mal fragen würde, was danach passiert war. Ich könnte die Wahrheit hinauszögern, aber irgendwann würde das nicht mehr gehen.
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    Mit einem großen Grinsen im Gesicht ging ich nach Hause. Ich hatte wirklich den Ausbildungsplatz ergattert und konnte ab nächstem Montag meinen Traumberuf erlernen.



    „Ich habe den Ausbildungsplatz Tante Betty.“, rief ich, als ich durch die Haustür trat.
    „Wirklich Ethan? Das freut mich so für dich.“, entgegnete sie und umarmte mich.
    „Ja und ich kann es ehrlich gesagt noch gar nicht so richtig glauben,“ sagte ich.
    „Das müssen wir feiern Ethan. Lade doch deine Freunde am Freitagabend ein,“ meinte sie und ich guckte sie ungläubig an.
    „Aber wenn ich meine Freunde einlade, was machst du denn den ganzen Abend?“ fragte ich sie.



    „Mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich werde dir natürlich helfen, um alles vorzubereiten und werde euch was Leckeres kochen und ich werde den Abend zu einer Freundin gehen.“, antwortete Tante Betty.
    „Ach, du bist so lieb. Vielen Dank.“, sagte ich und umarmte sie fest.
    „Nichts zu danken Neffe.“, meinte sie nur, löste sich leicht aus meiner Umarmung und ging hinaus in den Garten. Ich seufzte nur und setzte mich vor den Fernseher. Wenn ich so mein bisheriges Leben sah und wie es sich in den letzten Tagen und Wochen zum Positiven verändert hatte, machte mich das sehr glücklich. Ich hatte natürlich noch nicht viel und alles erreicht und es würde noch viel Arbeit sein, aber ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg war und ich weiterhin so leben wollte. Ich hatte nun einen Ausbildungsplatz und würde ab nächstem Montag mein eigenes Geld verdienen.



    Dadurch rückte der Wunsch nach einer eigenen Wohnung wieder in den Vordergrund. Ich würde mein Geld gut einteilen und zum größten Teil auch sparen, damit es früher oder später für eine eigene Wohnung reichte. Natürlich würde ich solange bei Tante Betty wohnen bleiben und es würde ihr auch nichts ausmachen, ob ich nur einige Monate hier bleibe oder einige Jahre, aber ich wollte ihr auch nicht ewig zur Last fallen und zudem wollte ich, wenn es finanziell klappte, so schnell wie möglich ausziehen.


    Nun wollte ich auch den Kontakt zu den neu gewonnenen Freunden vertiefen. Mit Owen verstand ich mich bis jetzt am besten, aber auch die anderen waren total nett und sympathisch.



    Und Lily, sie war einfach die Frau mit der ich mein Leben verbringen wollte und die ich glücklich machen wollte. Das wusste ich schon als ich sie das erste Mal gesehen hatte. Ihr Wesen hatte mich sofort verzaubert und dieses Lächeln war einfach nur wunderschön. Ich hatte keine Worte um sie zu beschreiben, sie war einfach der Engel auf Erden. Ich unterbrach meine Gedanken, als mir einfiel, dass Lily sich mit mir heute Nachmittag treffen wollte. Schnell kramte ich das Stück Papier mit ihrer Handynummer aus meiner Hosentasche und tippte ihre Nummer ein, die ich dann aber sofort wieder löschte. ‚Ich glaube, ich schreibe ihr besser eine Nachricht.“, dachte ich mir und öffnete das Nachrichtenmenu, um eine neue SMS zu verfassen.



    „Huhu Lily,
    ich habe heute Nachmittag Zeit um etwas mit dir zu unternehmen.
    Wo und wann sollen wir uns treffen?
    Liebe Grüße, Ethan.“


    Dann drückte ich auf abschicken und die Nachricht war weg. ‚Hoffentlich liest sie das‘, dachte ich nur und versuchte mich zu beruhigen. Kurze Zeit später vibrierte mein Handy. Hastig öffnete ich die neue Nachricht:


    „Hey Ethan,
    das freut mich, dass du heute Nachmittag Zeit hast :-)
    Lass uns doch um 14:00 Uhr im Park treffen.
    Bis gleich, Lily.“


    14:00 Uhr im Park, das war in einer viertel Stunde. Ich ging in mein Schlafzimmer, um mir bequemere Sachen anzuziehen. Danach verabschiedete ich mich von Tante Betty, nahm mir den Autoschlüssel und fuhr Richtung Park.



    Genau um 14:00 Uhr kam ich an. Ich verließ das Auto und schloss es ab. Als ich mich auf die Suche nach Lily begeben wollte, sah ich sie schon von weitem auf einer Bank sitzen, die am Teich stand. Zügig ging ich auf sie zu und setzte mich neben sie. Sie bemerkte mich gar nicht, da sie wahrscheinlich mit ihren Gedanken irgendwo anders war.
    „Guten Tag, hübsche Frau. Wie geht es Ihnen?“, sagte ich zu ihr. Ruckartig drehte sie sich um und schaute mir in die Augen. Erst jetzt realisierte sie, dass ich neben ihr saß.



    „Hey Ethan. Tut mir leid, dass ich dich nicht bemerkt habe. Ich war..“
    „..total in Gedanken.“, beendete ich ihren Satz.
    „Es tut mir leid.“, entschuldigte sie sich und schämte sich ein wenig.
    „Ist doch nicht schlimm. Wie geht’s dir denn? Wir hatten ja eben nicht viel Zeit zum plaudern.“
    „Mir geht’s weiterhin sehr gut. Ich habe eben meine Bewerbungsmappe abgegeben und hatte zehn Minuten Zeit um meine Werke zu präsentieren und die Professoren davon zu überzeugen, warum ich die Richtige für dieses Studium bin.“



    „Ach und ich dachte, du hättest dich heute an der Uni eingeschrieben.“, sagte ich verwundert.
    „So einfach ist es leider nicht. Ich musste eine Bewerbungsmappe mit zehn Werken abgeben und diese halt präsentieren. Es können leider nicht alle an dieser Uni studieren. Sie nehmen nur die Besten.“, erklärte sie.
    „Dann hoffe ich für dich, dass sie dich nehmen. Wann bekommst du denn Bescheid?“
    „In einer Woche ungefähr. Sie schicken mir dann einen Brief und wenn der positiv ist, muss ich mit dem Brief umgehend zur Uni gehen und kann mich dann einschreiben.“, sagte sie.
    „Sag mir auf jeden Fall Bescheid, wenn du etwas weißt, okay?“, fragte ich Lily.



    „Werde ich machen Ethan. Aber erzähl mal, wie ist dein Vorstellungsgespräch verlaufen?“
    „Lass uns ein Stück gehen und dann erzähle ich dir das.“, meinte ich zu ihr. Sie nickte nur und wir standen auf.
    „Ich habe den Ausbildungsplatz bekommen.“, sagte ich und musste grinsen.
    „Echt?“, rief sie voller Freude und sprang mir um den Hals. Vor lauter Überraschung geriet ich ins Taumeln, verlor mein Gleichgewicht, konnte mich aber auf den Beinen halten.



    Sie löste sich leicht aus der Umarmung und wir schauten uns tief in die Augen. Und je länger wir uns anschauten, umso größer wurde mein Verlangen sie zu küssen.
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    „Entschuldigung!“, sagte ich sofort und drehte mich um. Ich schaute in hellbraune Augen, die mir bekannt vorkamen und sah mich dem schönste Lächeln gegenüber.



    „Hey Ethan. Das ist doch nicht schlimm, es ist ja nichts passiert.“, entgegnete Lily und musterte mich.
    „Ich habe wohl das Talent immer mit dir zusammenzustoßen.“, stellte ich fest und merkte, wie mir das Blut ins Gesicht stieg.
    „Ja, das hast du wohl.“, neckte sie mich und fügte hinzu, „Du bist aber schick angezogen. Bist du auf eine Hochzeit oder so eingeladen?“
    „Wäre schön, wenn es so wäre, ist es aber nicht. Ich habe ein Vorstellungsgespräch.“
    „In der Redaktion ‚Newstime‘, in der du dich beworben hast?“, fragte sie mich und ich nickte nur.



    „Wow, das ist ja toll. Ich wünsche dir viel Glück und drücke dir fest die Daumen.“, sagte sie.
    „Danke, das kann ich gut gebrauchen.“, meinte ich und war nervös. Ich wusste gar nicht, was mich nervöser machte. Das bevorstehende Vorstellungsgespräch oder Lily.
    „Das wird schon. So, wie du aussiehst, müsste man dich doch glatt nehmen.“, entgegnete sie und wurde leicht rot. Ich lachte auf und meinte nur: „Dann könnte ja jeder Volltrottel einen Job bekommen, wenn man nur nach dem Aussehen geht.“
    „Da hast du auch recht. Ich will dich auch nicht länger aufhalten. Wenn du möchtest, können wir uns heute Nachmittag treffen. Natürlich nur wenn du Zeit und Lust hast.“, sagte sie.



    „Ja, warum nicht.“, erwiderte ich.
    „Hier ist meine Handynummer, ruf mich einfach an.“, meinte sie, verabschiedete sich von mir und dann war sie auch schon wieder weg. Ich schaute ihr noch hinterher, bis sie um die Ecke verschwand, dann machte ich mich auch wieder auf den Weg.


    Um 09:55 Uhr stand ich vor der Redaktion. Ich atmete noch einmal durch, bevor ich die Tür öffnete und die Redaktion betrat. Wie das letzte Mal ging ich zum Empfang, wo die Sekretärin saß. Sie fiel noch genauso auf, wie damals.



    „Guten Tag. Ich heiße Ethan Carter. Ich habe eine Vorstellungsgespräch bei Mister Tanner.“, meinte ich.
    „Guten Tag Mister Carter. Ich werde Mister Tanner umgehend benachrichtigen. Sie können solange Platz nehmen.“, sagte sie und deutete auf einen Sessel, der hinter mir stand.
    „Danke!“, erwiderte ich nur und setzte mich hin.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ein hochgewachsener Mann mit roten Haaren. Ich schätzte ihn nicht älter als fünfunddreißig.
    „Guten Tag, Matthew Tanner mein Name. Sie müssen also Ethan Carter sein?“, fragte er mich. Ich stand sofort auf und schüttelte seine ausgestreckte Hand: „Ja genau, ich bin Ethan Carter.“



    „Schön, dann folgen Sie mir doch bitte in mein Büro.“ Ich nickte nur und folgte ihm. Wir mussten bis zum anderen Ende des Gebäudes gehen, um in sein Büro zu gelangen. Als wir es betraten, schaute ich mich um. Es war in einem hellen, freundlichen blau gestrichen und schlicht gehalten.
    „Bitte setzen Sie sich.“, meinte Mister Tanner und ich nahm Platz. Er setzte sich mir gegenüber hinter seinen Bürotisch.
    „Ich habe Ihre Bewerbungsunterlagen durchgesehen und muss sagen, Sie haben mich wirklich überzeugt. Ihre Artikel sind einfach und schlicht geschrieben. Man findet einfach rein und ihre Texte lassen sich flüssig lesen. Sie haben wirklich das Talent zum Journalisten“, begann er.
    „Das freut mich zu hören, Sir.“, entgegnete ich und versuchte mein Lächeln ein wenig zu verbergen.



    „Es gibt aber eine Sache, über die ich mehr Details haben möchte und zwar geht es um ihren Gefängnisaufenthalt.“ Ich wurde nur noch blass im Gesicht und der Schweiß lief mir den Rücken runter.
    „Ich kann mir denken, dass es Ihnen nicht leicht fällt darüber zu reden, aber wenn Sie den Ausbildungsplatz haben wollen, dann müssen Sie sich mir anvertrauen. Ich muss wissen, mit wem ich es zu tun habe.“, meinte Mister Tanner und schaute mich ernst an. Ich nickte nur und fing an zu erzählen. Ohne Pause, ohne ein Detail auszulassen, alles von den Misshandlungen, bis hinüber zu meinem Ausriss bis hin zu meiner kriminellen Geschichte, die mich letztendlich ins Gefängnis brachte. Er unterbrach mich kein einziges Mal und hörte nur interessiert zu. Als ich dann fertig war, herrschte Schweigen. Ein Schweigen, was minutenlang anhielt, mir aber wie Stunden vorkam. ‚Wenn du jetzt nicht deine Chance nimmst Ethan, dann wird das nichts mit dem Ausbildungsplatz‘, sagte ich zu mir selber und nahm meinen ganzen Mut zusammen: „Ich weiß Mister Tanner, dass ich nicht den idealen Vorstellungen entspreche. Ich hatte eine schwere Kindheit und bin dadurch kriminell geworden. Natürlich ist das nicht zu entschuldigen, aber ich bereue zutiefst, was ich in meiner Jugend gemacht habe und habe als Strafe im Gefängnis gesessen. Sie müssen wissen, dass das aber alles zu meiner Vergangenheit angehört und ich mein Leben neu gestalten will. Ich will ein besseres Leben, ein ehrliches und aufrichtiges Leben haben. Ein Leben, in dem ich mein eigenes Geld verdiene, in dem ich wahre Freunde habe, in dem ich die Liebe meines Lebens finden werde und ein Leben, in dem ich auf eigene Beine stehe.“



    Ich hoffte, dass meine Eigeninitiative was brachte und nicht nach hinten los ging, aber mein letzter Funken Hoffnung, den ich grade noch hatte, wurde mir zunichte gemacht, als Mister Tanner weiterhin schwieg. Traurig und enttäuscht ließ ich den Kopf hängen. Mein Traum als Journalist zu arbeiten, war weit in der Ferne gerückt.
    „Sie haben mich überzeugt. Ich werde Ihnen den Ausbildungsplatz geben.“, sagte Mister Tanner und ich konnte meinen Ohren nicht trauen.
    „Sie haben richtig gehört. Ich werde Ihnen den Ausbildungsplatz geben. Auch wenn Sie eine schlimme Vergangenheit hatten und auf die falsche Spur geraten sind, gebe ich Ihnen diese Chance. Ich finde, jeder hat eine zweite Chance verdient. Vor allem wenn einer so sehr kämpft, wie Sie es tun und hat nicht jeder schon mal Mist gebaut?!“



    „Vielen vielen Dank!“, sagte ich und strahlte über das ganze Gesicht.
    „Hier ist der Vertrag. Sie müssen nur noch unterschreiben.“, meinte er und gab mir den Vertrag und einen Kugelschreiber. Ich hielt das Stück Papier und drehte es in meiner Hand hin und her. Das war also wirklich der Vertrag, den ich nur noch unterzeichnen musste. Ohne zu Zögern setzte ich meine Unterschrift auf die unterste Zeile und gab ihm den Vertrag zurück.
    „Hier haben Sie eine Kopie des Vertrages. Ich erkläre Ihnen nur noch, wie es funktioniert. Sie werden nächsten Montag schon bei uns anfangen, auch wenn die Schule erst im September anfängt. Es verläuft wie eine Lehre, nur sind sie besser bezahlt und die Dauer der Ausbildung dauert zwei Jahre. Wenn Sie innerhalb der Ausbildung gut arbeiten und natürlich diese wiederum schaffen, stehen die Chancen für eine feste Arbeitsstelle hier in diesem Unternehmen nicht schlecht. Also geben Sie ihr Bestes.“



    „Mit Sicherheit! Ich werde Sie nicht enttäuschen.“, versicherte ich ihm.
    „Gut, dann haben wir das Wichtigste geklärt. Alles Weitere werden Ihre Kollegen Ihnen am Montagmorgen erklären. Ich erwarte Sie um 09:00 Uhr.
    „Vielen Dank Mister Tanner.“, erwiderte ich nur.
    „Nichts zu Danken und ich heiße Sie nun herzlich Willkommen in unserem Team Mister Carter.“



    „Dankeschön.“, sagte ich nur und konnte noch immer nicht glauben, dass ich den Ausbildungsplatz bekommen hatte.
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    Die warmen Sonnenstrahlen erhellten mein Zimmer, als ich aufstand. Es war 08 Uhr 15 und ich fühlte mich super gut.



    Der Rest des Wochenendes hatte ich mit ausschlafen und relaxen verbracht und die ersten zwei Tage der neuen Woche waren auch recht ruhig. Ich hatte zwischenzeitlich Owen angerufen, um zu wissen, wie es ihm ging und ob er sich von der langen Nacht erholt hatte. Zudem hatte ich Tante Betty bei den Einkäufen geholfen und hatte im Garten gearbeitet. An diesem Morgen wollte ich mal für Tante Betty Frühstück zubereiten und hoffte, dass ich nicht zu spät dran war. Als ich die Küche betrat, war noch nichts von ihr zu sehen. Somit öffnete ich den Kühlschrank, um nach den Zutaten für Waffeln zu suchen.



    Das Rezept hatte ich mir am Vorabend aus dem Internet rausgesucht. Voller Eifer machte ich mich an die Zubereitung, aber es war schwieriger, als es bei Tante Betty ausgesehen hatte. Immer wieder fielen mir Eierschalen in der Schüssel, die ich dann mühevoll wieder rausholen musste. Als ich dann nach einer gefühlten Ewigkeit den Teig fertig hatte, wärmte ich das Waffeleisen. Jetzt musste ich aufpassen, dass mir das Ganze bloß nicht anbrannte.
    „Guten Morgen Ethan.“, begrüßte mich eine bekannte Stimme. Ich hatte mich total erschrocken und ließ fast die fertige Waffel fallen.
    „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“
    „Schon gut, Tante Betty. Wie geht’s dir denn? Hast du gut geschlafen?“; fragte ich sie.



    „Ja, danke der Nachfrage. Was machst du denn da?
    „Ich wollte dir eigentlich eine Überraschung machen, aber das ist mir dann wohl doch nicht geglückt.“, meinte ich zu ihr.
    „Ach Ethan, das ist aber lieb von dir, aber das brauchst du doch gar nicht zu machen.“, sagte Tante Betty zu mir.
    „Doch, ich wollte auch mal für dich Frühstück machen. Du unterstützt mich doch so in Allem.“, erwiderte ich.
    „Aber das ist doch selbstverständlich und du zeigst dich doch erkenntlich. Du gehst regelmäßig einkaufen, hilfst mir im Garten. Du verrichtest doch schon genug Arbeiten.“, meinte sie.
    „Ja, aber trotzdem..“, begann ich den Satz, doch sie unterbrach mich.
    „Nichts trotzdem. Ich bin froh, dass du da bist und ich nicht mehr so alleine bin. Das ist Dank genug.“



    Sie lächelte mich an und schubste mich leicht Richtung Esstisch. Ich seufzte nur, aber ich nahm ihr es gar nicht übel. Kurze Zeit später waren die restlichen Waffeln fertig und wir frühstückten zusammen.
    „Was hast du heute noch so vor, Ethan?“, fragte sie mich.
    „Ich weiß noch nicht genau. Ich warte ja immer noch auf den Anruf von der Redaktion. Es ist schon Mittwoch und ich habe meine Bewerbung letzten Freitag abgegeben.“



    „Warte noch ein wenig und wenn du nichts hörst, dann gehst du einfach mal vorbei und fragst nach.“, meinte sie.
    „Ist das denn nicht zu aufdringlich?
    „Nein Ethan, und eine Frage ist eine Antwort wert. Die können dir nicht mehr, als ein Nein geben.“, meinte Tante Betty.
    „Ich weiß, aber insgeheim hoff ich doch, dass das mit dem Ausbildungsplatz was wird.“, sagte ich, aber viel Hoffnung lag nicht in meiner Stimme.
    „Das wird schon werden, Ethan“, versuchte sie mich aufzumuntern, aber ihr gelang es nicht. Als sie es sah, änderte sie das Thema: „Hast du nochmal was von deinen neuen Freunden gehört?“



    „Habe letztens mit Owen telefoniert und haben viel geredet. Denke auch, dass wir demnächst wieder was zusammen unternehmen werden, aber in der Woche sieht es halt ein wenig schlechter aus. Gary arbeitet, Owen hat vor kurzem auch einen Studentenjob angenommen und Lily ist mit der Anmeldung und den ganzen Papierkram für die Uni beschäftigt.“, meinte ich und konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als ich von Lily sprach.
    „Was grinst du so?“, fragte Tante Betty mich und schaute mich belustigt an.
    „Ach nichts, ich musste nur gerade an was denken.“, meinte ich nur und hoffte, dass sie nicht weiter nachbohren würde, aber sie schaute mich nur weiterhin mit einem großen Grinsen an und räumte den Tisch auf. Als ich ihr dabei helfen wollte, klingelte das Telefon.



    „Guten Tag, Ethan Carter.“, meldete ich mich.
    „Guten Tag Mister Carter. Hier spricht Mister Tanner, der Chefredakteur der ‚Newstime‘.“, ertönte es am anderen Ende der Leitung. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und der Schweiß lief mir den Rücken runter.
    „Guten Tag Mister Tanner.“, antwortete ich mit zittriger Stimme. Hoffentlich hörte er das nicht raus.
    „Ich möchte Sie gerne zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Hätten Sie in einer Stunde Zeit?“, fragte er mich.
    „Natürlich. Ich werde dann in einer Stunde da sein.“, antwortete ich.
    „Okay, dann bis gleich Mister Carter. Auf Wiederhören.“
    „Auf Wiederhören Mister Tanner.“, sagte ich und legte auf.



    „War es positiv Ethan?“, fragte Tante Betty.
    „Ja, ich muss in einer Stunde zum Vorstellungsgespräch.“, meinte ich und fügte hinzu, „Ich bin ja noch gar nicht geduscht.“ Eilig hetzte ich ins Badezimmer und bekam die Antwort von Tante Betty nicht mehr mit. Nach fünfzehn Minuten kam ich rausgelaufen und stürmte in mein Zimmer. Ich wusste gar nicht, was ich anziehen sollte. Ich hatte ja gar nichts für ein Vorstellungsgespräch.
    „Ethan, jetzt stress dich nicht so.“, sagte Tante Betty, die in der Tür stand. Ich schaute sie nur verloren an.
    „Das wird schon positiv verlaufen, du wirst sehen.“, meinte sie und lächelte mich an.
    „Ich habe Angst, dass das nichts wird oder dass ich nur Müll rede.“, meinte ich zu ihr.



    „Das wird schon, du darfst nur nicht die Nerven verlieren und ich habe sogar was zum Anziehen für dich.“ Verwundert schaute ich sie an.
    „Hier ist ein Anzug. Ich sah ihn und dachte, dass er dir passen und gut stehen würde.“, sagte sie.
    „Danke Tante Betty. Du bist die Beste.“, sagte ich voller Freude, gab ihr einen Kuss und zog mich um.
    Nach einigen Minuten war ich fertig und konnte zum Vorstellungsgespräch gehen.
    „Viel Glück Ethan.“, wünschte sie mir und wollte mir die Autoschlüssel geben.
    „Danke, aber ich gehe zu Fuß. Ich möchte noch ein wenig an die frische Luft, um den Kopf frei zu kriegen.“ Sie nickte nur und ich verließ das Haus.



    Auf dem Weg zur Redaktion wollte ich meinen Kopf leer machen mit all dem unnötigen Kram und mich voll und ganz auf das Vorstellungsgespräch konzentrieren. Ich formte mir schon die ersten Sätze, die ich gleich wieder verwarf. ‚Bleibe ruhig, das wird schon‘, versuchte ich mir die ganze Zeit zu sagen. Dadurch, dass ich so beschäftigt damit war, merkte ich gar nicht, dass ich eine Person umrannte.
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    Nach einer Viertelstunde fanden wir Gary immer noch nicht.
    „Wir haben die komplette Disko abgesucht und auch draußen, aber er ist nirgendwo.“, sagte Lily mit einem sorgenvollen Unterton in der Stimme. Ich überlegte, wo er eventuell sein könnte und dann fiel mir was ein.



    „Wir haben nicht die komplette Disko abgesucht. Der einzige Ort, an dem wir nicht nachgeschaut haben, sind die Toiletten.“ Eilig ging ich in der Richtung der Toiletten. Ich nahm Lilys Hand, damit ich sie nicht verlor. Sie fühlte sich warm und weich an. Eben auf der Tanzfläche war mir das nicht so bewusst geworden, da ihr ganzes Wesen mich verzaubert hatte. Als wir ankamen, wartete Lily vor den Toiletten und ich ging rein. Da sah ich Gary vor einer Toilettentür.



    „Wir haben dich schon überall gesucht.“, meinte ich nur und Gary drehte sich zu mir um.
    „Tut mir leid Ethan. Ich habe vor zwei Minuten Owen gefunden. Er saß am Eingang und er ist, wie immer betrunken.“, sagte er und verdrehte nur die Augen.
    „Ich habe doch aber mit Owen vor zwanzig Minuten noch gesprochen.“, meinte ich.
    „Das geht schneller, als du denkst. Man sieht es ihm zwar nicht an, dass er viel getrunken hat, aber irgendwann gibt sein Magen nach.“, entgegnete Gary mit einem genervten Unterton.



    „Muss er sich denn übergeben oder ist ihm einfach nur übel?“, fragte ich ihn. Ich brauchte nicht lange auf meine Antwort zu warten, als ich das Würgen aus der Toilette vernahm. Gary schaute mich in dem Moment nur an und ich wusste, dass wir in diesem Moment das Gleiche dachten.
    „Alles klar Owen?“, fragte ich vorsichtig durch die Toilettentür.
    „Könnte besser gehen.“, antwortete er mir ziemlich dumpf.
    „So läuft das meistens ab. Mach dir mal keine Gedanken, das wird nicht das letzte Mal sein.“, entgegnete Gary trocken.
    „Das hat mir Lily auch schon erzählt.“, sagte ich.
    „Ah, wo ist Lily überhaupt?“



    „Sie wartet vor den Toiletten. Wir haben dich gesucht, weil sie nach Hause wollte.“, meinte ich zu ihrem Bruder.
    „Du siehst ja, ich komme schlecht weg. Würdest du sie nach Hause bringen Ethan?“, fragte er mich.
    „Natürlich bringe ich sie nach Hause. Wir wollten dir nur Bescheid geben, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst.“
    „Danke. Du hast was gut bei mir und sag Lily, sie soll mir eine SMS schreiben, wenn ihr bei uns ankommt.“, meinte Gary.
    „Nichts zu danken.“, sagte ich nur darauf und verließ die Toiletten. Ich sah Lily links neben der Tür und stellte mich neben sie.



    „Und? Hast du Gary gefunden?“, fragte sie mich.
    „Ja. Owen muss sich übergeben und Gary bleibt bei ihm.“, sagte ich zu ihr.
    „Das ist ja wieder typisch.“, meinte sie nur genervt.
    „Komm, wir gehen nach Hause. Ich habe Gary Bescheid gesagt, er braucht sich also keine Sorgen zu machen. Du sollst ihm nur gleich eine SMS schreiben, wenn wir bei dir zu Hause ankommen.“, sagte ich zu ihr. Sie nickte nur und wir verließen die Diskothek.



    Gemütlich schlenderten wir nach Hause. Die Nacht war angenehm und sternenklar. Wir schwiegen, aber es machte mir nichts aus. Ich genoss den Moment neben ihr zu gehen und auf sie aufzupassen. Wenn man sie sah, hatte man sowieso das Bedürfnis immer für sie da zu sein und sie zu beschützen. So zerbrechlich und verletzlich sah sie aus.
    „An was denkst du Ethan?“, fragte sie mich und holte mich somit aus meinen Gedanke raus.
    „Du merkst wohl alles!“, stellte ich fest.
    „Niemand kann Geheimnisse vor mir bewahren.“, meinte sie mit einem Lächeln auf ihren Lippen.



    „Dann muss ich mich ja hüten.“, neckte ich sie und erwiderte ihr Lächeln.
    „Und woran denkst du denn jetzt?“, hackte sie nochmal nach.
    „Ach, eigentlich an nichts besonderes.“, meinte ich nur, obwohl das nicht der Wahrheit entsprach. Lily war etwas Besonderes und es würde für mich auch immer so bleiben.
    „Du bist also der große König der Geheimnisse;“, neckte sie mich nun.
    „So könnte man es ausdrücken.“ Wie recht sie doch nur hatte, aber ich wollte meine Gefühle nicht preis geben. Auf jeden Fall nicht jetzt und was meine Vergangenheit anbelangte, daran wollte ich jetzt auch nicht denken.
    „Ich mag Menschen mit Geheimnissen und die nicht direkt alles von sich preis geben.“, meinte sie zu mir.



    „Ach wirklich? Ich denke einfach, du bist nur zu neugierig.“, neckte ich sie und lächelte sie an.
    „Du hast mich durchschaut.“, sagte sie mit einem beschämten Unterton in der Stimme.
    „Ich habe meine Gründe, warum ich nicht so viel über meine Vergangenheit rede. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel“, meinte ich.
    „Nein, ich bin dir nicht böse. Wenn du sagst, dass deine Vergangenheit nicht einfach war, dann kann ich es verstehen. Ich will dich auch nicht zum Reden zwingen, aber hier und da wünsche ich mir ein Detail mehr von dir.“, erwiderte sie.



    „Lass mir einfach Zeit Lily, ok?“, fragte ich sie.
    „Ich lasse dir die Zeit und wenn irgendetwas ist, du kannst jeder Zeit zu mir kommen.“, sagte sie.
    „Danke Lily, ich werde auf dein Angebot zurück kommen.“, entgegnete ich. Sie blieb plötzlich stehen und ich stellte mich vor sie hin.
    „Wir sind angekommen.“
    „Hier wohnst du also?“, fragte ich sie und bemusterte das Haus.
    „Ja, hier wohne ich mit Gary und Owen. Wir führen so eine Art Wohngemeinschaft.“, meinte sie.
    „Es ist echt schön. Es gefällt mir.“, entgegnete ich.



    „Danke. Ich wünsche dir eine gute Nacht und komm gut nach Hause.“
    „Danke Lily. Dir auch eine gute Nacht und bis zum nächsten Mal.“, wünschte ich ihr. Wir schauten uns in die Augen und sie lächelte mich an. Als ich ihr Lächeln erwidern wollte, nahm sie mich spontan in den Arm. Ich ließ es geschehen und drückte sie leicht an mich. Ich fühlte ihre angenehme Wärme durch meine Kleidung, bis sie meine Haut streifte und ich roch ihren süßen Duft nach Blumen und Holzrinde. Sanft legte sie ihren Kopf auf meine Schulter und ich vergrub mein Gesicht in ihrem langen, seidigen Haar.



    Ihr Duft war jetzt noch intensiver, als zuvor. Ich war wie benommen von ihr, von ihrem Duft, von ihrer Art und Weise. Ich weiß nicht, wie lange diese Umarmung ging, aber sie kam mir wie die Unendlichkeit vor. Langsam löste sie sich wieder von mir und schenkte mir nochmal ihr süßestes Lächeln bevor sie im Haus verschwand. Ich blieb noch eine Weile stehen, bis ich mich auch langsam auf den Heimweg machte.



    Den ganzen Heimweg lang dachte ich nur an sie und an den Abend. Alles kam mir wie ein Traum, wie ein wunderschöner Traum vor und ich wollte, dass er niemals aufhörte.
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    „Jetzt kommt doch endlich.“, meinte Owen, der wieder zu uns kam. Lily stand auf und ich folgte ihr. Gemeinsam schlenderten wir zur Tanzfläche. Ich stellte mich eher ein wenig abseits, da ich eine totale Niete im Tanzen war und schaute lieber zu.



    So sah ich Sienna und William, die die ganze Zeit zusammen tanzten, Owen war mit irgendeinem Mädchen beschäftigt, Gary ging Richtung Bar um Getränke zu bestellen und Lily tanzte alleine inmitten der Menschenmenge, die sich auf der Tanzfläche gebildet hatte. Ich beobachtete sie. Sie bewegte sich sehr geschmeidig und ihre Bewegungen waren leicht. Ihr ganzes Wesen hatte mich verzaubert und das Wichtigste für mich, war, sie glücklich zu sehen.



    Wenn ich sah, dass sie glücklich war, war ich auch glücklich und je länger ich sie beobachtete, desto mehr Gefühle überkamen mich und desto mehr wollte ich sie.Nie hatte ich solche intensive Gefühle für ein Mädchen gehabt, wie für sie.


    In dem Moment, als das Lied wechselte, drehte sie sich zu mir um. Der Moment, als wir uns ansahen, war unbeschreiblich schön. Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit still stand. Alles wurde dumpf um uns herum. Es gab keine laute Musik, keine tanzenden Menschen, einfach nichts, nur sie und mich. Dann kam sie einige Schritte auf mich zu und nahm meine Hand in die ihre.



    Sie zog mich mit auf die Tanzfläche und als wir in der Mitte ankamen, machte sie halt. Sie drehte sich zu mir um und ich konnte in ihre wunderbaren Augen schauen. Mein Blick wanderte weiter zu ihrer süßen, kleinen Nase bis hin zu ihre Lippen.
    „Ethan?“, dumpf klang mein Name in meinen Ohren.
    „Ethan!“, und wieder hallte mein Name in meinen Ohren, aber diesmal klarer.
    „Alles in Ordnung.“, hörte ich mich sagen und versuchte meine Gedanken beiseite zu schieben. Das durfte mir nicht noch einmal passieren.
    „Gut.“, sagte sie nur und lächelte mich an. Ich erwiderte ihr Lächeln und konnte nicht genug davon bekommen.



    „Lass uns tanzen und bleib nicht immer die ganze Zeit am Rand stehen.“
    „Ich kann gar nicht tanzen.“, erwiderte ich.
    „Das macht nichts. Ich bringe es dir bei.“, antwortete Lily darauf, nahm meine beiden Hände in die ihren und führte mich. Ich musste aufpassen, dass ich nicht komplett die Kontrolle über mich verlor, wie zuvor. Am Anfang war es sehr schwer, doch nach einiger Zeit fiel es mir leichter und ich konzentrierte mich nur noch auf das Tanzen. Es sah zwar nicht so geschmeidig und gut aus, wie bei Lily, aber immerhin konnte ich mehr, als zu Anfang.



    „Siehst du, du tanzt schon viel besser.“, entgegnete sie nach einer Weile und lächelte mich an.
    „Ja, aber nicht so gut, wie du.“, meinte ich und lächelte zurück. Ich bemerkte, wie verlegen sie wurde.
    „Es tut mir leid.“, meinte ich.
    „Wieso entschuldigst du dich?“, fragte sie mich. Sie zog ihre Hände zurück, blieb stehen und schaute mir tief in die Augen.
    „Für das, was ich eben gesagt habe.“, antwortete ich ihr und hielt ihrem Blick stand.



    „Dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen.“, erwiderte sie, wandte ihren Blick ab, nahm wie vorhin meine Hände in die ihren und wir tanzten weiter. Der Moment, in dem wir uns tief in die Augen schauten, blieb in meinem Kopf und ich merkte, dass ich unkonzentrierter wurde und ihr versehentlich auf die Füße trat.
    „Entschuldigung.“, sagte ich.
    „Ist nicht schlimm. Das kann passieren.“, antworte sie nur und führte mich weiter. Damit ich ihr nicht nochmal auf die Füße trat, senkte ich meinen Blick kurz nach unten. Behutsam passte ich auf, dass ich ihr nicht wieder auf die Füße trat, denn ich wollte ihr nicht weh tun. Als ich mich wieder sicherer fühlte, hob ich meinen Kopf und sah wieder direkt in Lilys Gesicht. Sie sah an mir vorbei, aber als sie bemerkte, dass ich sie musterte, sah sie mich an. Wieder war es dieser Blick von eben, der mich in ihren Bann zog.



    „Na, ihr zwei? Wollt ihr noch was trinken?“
    Lily wandte ihren Blick von mir ab und machte zwei Schritte zurück. Sie schaute Owen an, der uns gestört hatte.
    „Ist lieb von dir, aber nein danke.“, meinte sie und fügte hinzu, „Ich muss mich sowieso mal kurz frisch machen. Ich komme gleich wieder“ Da verschwand sie auch in der Menschenmenge und Owen fragte: „Ich habe euch wohl im falschen Moment gestört, nicht wahr?“
    Ich sagte nichts darauf und schaute noch immer in die Richtung, in die Lily verschwunden war.
    „Hier dein Getränk.“, sagte er und drückte mir einen Cocktail in die Hand. Geistesabwesend nahm ich ihn entgegen und trank davon.



    „Sie hat es dir wohl angetan?!“, fragte er mich neugierig.
    „Was?“, fragte ich zurück.
    „Lily. Du stehst auf sie, habe ich recht?“
    „Sie ist schon ein süßes Mädchen. Aber wer sagt denn, dass ich auf sie stehe?“
    „Ethan. Man sieht es dir an. Du bist über beide Ohren in sie verliebt. Tut mir leid, dass ich euch gestört habe.“, antwortete er und wurde dann vom nächsten Mädchen angesprochen und verschwand mit ihr in der Menschenmenge.



    Ich ging Richtung Bar und setzte mich hin. Meinen Blick ließ ich durch die Menschenmenge schweifen. Ich war wie benommen von dem Erlebnis und wusste nicht, was mit mir geschah. Ich war ihr so nah, aber doch wieder so fern. Als ich meinen Blick nach rechts drehte, kam sie auf mich zu.
    „Alles klar?“, fragte ich sie und sie setzte sich neben mir auf einen Barhocker.
    „Alles in Ordnung und bei dir?“, fragte sie nun mich.
    „Ja, alles in Ordnung.“, antworte ich ihr und danach kam nichts mehr, aber ich traute mich auch nichts zu sagen, geschweige denn sie anzuschauen.



    „Weißt du, wo Gary ist?“, brach sie das Schweigen und schaute mich an.
    „Ich habe ihn nicht mehr gesehen. Wieso?“
    „Ich würde gerne nach Hause gehen. Ich werde langsam, aber sicher müde und alleine möchte ich nicht nach Hause gehen. Zudem ist es auch schon 04:00 Uhr morgens.“
    „Wenn du willst, dann kann ich dich auch nach Hause bringen.“, meinte ich zu ihr und hoffte insgeheim, dass sie ja sagen würde.



    „Würdest du das machen? Ich weiß, wie hier die Partys ausgehen. Owen ist total besoffen und weiß nicht mehr, was er macht und Gary muss dann solange auf ihn einreden, bis er dann doch mit ihm nach Hause kommt und das kann ewig dauern.“, sagte sie und seufzte.
    „Das ist wirklich kein Problem, nur musst du mich dann führen. Ich weiß ja nicht, wo du wohnst, aber ich begleite dich sehr gerne.“, antwortete ich.
    „Lass uns Gary suchen und dann gehen wir.“ Ich nickte nur und folgte ihr.
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    Es war Samstagabend. Eilig ging ich ins Bad und machte mich fertig. Ich war super aufgeregt und wollte einfach das Beste aus meinem Aussehen machen. ‚Warum machst du das überhaupt? Um Lily zu beeindrucken? Sie hat doch einen Freund’, sagte ich mir.



    Ich benutzte also nur mein Parfum und ging direkt danach aus dem Bad raus. Mir fehlte nur noch was zum Anziehen, aber das hatte ich auch schnell gefunden. ‚Let’s go’, sagte ich mir und verließ das Haus. Schnell fand ich die Diskothek, die nur drei Straßen entfernt lag. Am Eingang sah ich schon Owen, aber die anderen beiden nicht.



    „Hey Ethan.“, begrüßte er mich. Er hatte mich anscheinend schon von Weitem erkannt.
    „Hey. Wo sind die anderen?“, fragte ich ihn.
    „Die sind schon rein.“, antwortete er mir.
    „Gut, dann lass uns doch auch mal rein gehen.“, sagte ich zu ihm und wir betraten die Diskothek. Am Eingang war eine Kasse, die Eintritt verlangte. Ich wollte meine Brieftasche rausholen, doch Owen winkte ab. Zuerst verstand ich nicht warum, aber als ich dann sah, dass die Türsteher Owen kannten, kamen wir gratis rein.
    „Du gehst wohl oft feiern, so, wie ich das sehe.“, sagte ich zu ihm.



    „Natürlich. Ich muss doch immer die Mädels abchecken.“, meinte er so zu mir.
    „Dann bist du wohl ein Casanova, der den Mädchen das Herz bricht.“, entgegnete ich.
    „Schwachsinn. Ich sage immer sofort, was Sache ist. Die Weiber können selber entscheiden, ob sie sich darauf einlassen oder nicht.“
    „Für mich wäre das nichts. Willst du nicht irgendwann eine feste Beziehung haben und ‚seriös’ werden?’, fragte ich Owen.
    „Nein, bloß nicht. Auf jeden Fall kann ich mir das im Moment nicht vorstellen und was in einigen Jahren ist, weiß ich nicht. Ich will einfach meinen Spaß haben und frei sein.“, meinte er zu mir und fügte hinzu: „So, wir sind da.“



    Einige Meter weiter sah ich Lily und Gary, die in einer Ecke der Diskothek saßen. Man hörte zwar noch die laute Musik aber es war doch wesentlich angenehmer, als auf der Tanzfläche. So konnte man sich in ohne Probleme unterhalten, ohne zu schreien.
    Als ich mich näherte, sah ich noch zwei andere Personen neben Gary und Lily sitzen. Ich kannte sie aber nicht. Als ich nur noch wenige Meter entfernt war, kam Gary auf mich zu:„Hallo, ich bin Gary. Wir hatten letztens nicht die Möglichkeit uns kennenzulernen.“
    „Hey Gary. Ich heiße Ethan.“, stellte ich mich vor.
    „Lily, meine Schwester, kennst du ja bereits und das sind ..“ Ich hörte gar nicht mehr zu. Lily war also seine Schwester? Ich fühlte nur noch ein Glücksgefühl in mir und merkte, wie mir das Herz bis zur Brust schlug.



    „Ist was Ethan?“, fragte Gary mich und holte mich in die Realität zurück.
    „Eh, nein.. Doch, ich habe immer gedacht..“, versuchte ich meinen Satz zu formen.
    „Dass Lily und ich ein Paar sind?“, beendete Gary meinen Satz. Ich nickte nur, weil ich einfach keine passenden Worte fand.
    „Du bist nicht der Erste, der das denkt.“, entgegnete er, dann fügte er fort, „Das sind Sienna und William“ Ich begrüßte die beiden, die genauso freundlich waren, wie die Anderen und setze mich neben Lily.
    „Hey!“, begrüßte sie mich.
    „Hey Lily.“, sagte ich nur, danach schwiegen wir uns an. Es war nicht so, als wäre ich zu schüchtern gewesen. Natürlich war ich total aufgeregt und mein Herz schlug immer schneller, aber ich wusste einfach überhaupt nicht, was ich sagen sollte.



    „Ethan. Erzähl mal was über dich.“, forderte Owen mich auf. Auf einmal drehten sich alle Köpfe zu mir um. Meine Hände wurden eiskalt und mir lief der Schweiß den Rücken runter. Sollte ich ihnen die Wahrheit über mich erzählen? Dass ich eine sehr schlechte Kindheit hatte und danach kriminell geworden war und bis vor kurzem im Gefängnis saß? Ich hatte Angst davor ihnen die Wahrheit zu sagen. Ich hatte Angst, dass sie dann nichts mehr mit mir zu tun haben wollten. Aber ich wollte jetzt auch nicht mit einer Lüge beginnen.
    „Und? Was müssen wir über dich erfahren?“; harkte Owen noch mal nach. Ich schluckte noch einmal, bevor ich anfing: „Hmm, ich erzähle nicht gerne über mich. Ich hatte halt keine einfache Kindheit und will das lieber hinter mir lassen. Hier in ‚Butterfly Valley’, will ich einfach noch mal neu anfangen.“



    „Dann erzähl mal so, was deine zukünftige Pläne sind.“, meinte William.
    „Ja, ich wohne seit kurzem bei meiner Tante und habe vor eine Ausbildung im journalistischen Bereich zu machen.“, sagte ich.
    „Stimmt, ich habe eine Anzeige im Internet gesehen von der ‚Newstime’.“, meinte Gary.
    „Ich habe gestern meine Unterlagen rein gebracht. Ich muss jetzt nur noch warten, bis die sich melden.“, meinte ich darauf.
    „Dann wünschen wir dir viel Erfolg.“, sagte Sienna.
    „So und darf ich jetzt etwas über euch erfahren?“, fragte ich und lenkte so von mir ab. Keiner nahm mir das zum Glück übel und sie fingen somit an, über sich zu sprechen.



    So erfuhr ich, dass Sienna und William seit vier Jahren ein Paar und erst seit kurzem zusammengezogen waren. Kennengelernt hatten sie sich durch Gary, da William Garys bester Freund war und die Eltern von Sienna gute Freunde von Garys und Lilys Eltern waren. Dadurch sahen sie sich nicht so oft und Abende, wie diese, waren selten. Denn beide arbeiteten als Anwälte im selben Unternehmen und Zeit hatten sie nicht wirklich.



    Owen war der Casanova der Gruppe und zudem auch der Lauteste. Immer wieder bestimmten Party und Weiber sein Leben und wenn er da war, würde es nie langweilig werden. Er hatte immer gute Laune und steckte auch jeden damit an. Er studierte Musik an der Universität in ‚Rainbow City’, einer Stadt, die nicht weit von hier entfernt lag.



    Gary war der Ruhige der Clique. Er konnte es nicht abhaben, wenn Owen mal wieder Mist baute, da dieser sich der Konsequenzen selten bewusst war. Er war oft genervt von den Späßen der anderen. Er wirkte gestresst, was an seiner perfektionistischen Art liegen dürfte. Seit einigen Monaten arbeitete er als Architekt in einer kleinen Firma.



    Lily war das Küken der Clique. Mit ihren neunzehn Jahren hatte sie die Schule beendet und wollte ab September Design studieren. Das war schon immer ihr Traum und bereits im Alter von neun Jahren hatte sie begonnen die ersten Kleider zu entwerfen. Sie war im Gegensatz zu ihrem Bruder viel lockerer und sah auch vieles gelassener, aber zudem wirkte sie auch viel schüchterner. Aber genauso wie ihr Bruder, war auch sie sehr perfektionistisch.


    „So, jetzt haben wir aber genug gequatscht. Lasst uns jetzt endlich Spaß haben.“, meinte Owen und zerrte Gary mit. Sienna und William wollten noch etwas tanzen, bevor sie zeitig nach Hause fuhren und verschwanden somit auch in der Menschenmenge



    Nun blieben nur noch Lily und ich auf der Couch sitzen. Ich war sehr angespannt und wusste nicht, was ich machen sollte. Sollte ich noch etwas mit ihr reden oder sollte ich sie fragen, ob sie tanzen wollte? Wie gelähmt saß ich da und mir kamen die Sekunden wie Minuten vor.
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    Es waren einige Tage vergangen. Mittlerweile kannte ich mich in ‚Butterfly Valley‘ besser aus, als zu Anfang. Ich war zwar trotzdem noch ein Neuling hier, aber Betty hatte mir die wichtigsten Ecken der Stadt gezeigt. Aber ich kannte noch nicht alles und somit nahm ich einfach öfters das Auto und fuhr hinaus. Neue Straßen, Geschäften und Freizeitbeschäftigungen lernte ich kennen, fand aber auch den kleinen Fischerhafen, den Waldrand und alles andere, was zu der Stadt gehörte.



    Einige Tage später hatte ich sie durchquert und erkundet und kannte nun meine neue Heimat. ‚Butterfly Valley‘ war eher eine kleine Stadt, ich war aber nach wie vor fasziniert von ihr. Zudem wusste ich, dass ich hier meine Zukunft aufbauen wollte und war voller Zuversicht. Ich hatte meine Tante, die mich unterstützte und schon die ersten Bekanntschaften gemacht. ‚Vielleicht werden das ja meine neuen Freunde‘, überlegte ich. Damit auch was daraus wird, wollte ich Owen anrufen. Er hatte mich ja zu einer Party am Samstagabend eingeladen und laut Kalender war das schon morgen Abend. Ich ging also zum Telefon und wählte Owens Handynummer. Nach einiger Zeit hob er ab und warf ein ‚Hallo‘ durch den Hörer.



    „Hallo Owen. Hier ist Ethan.“, begann ich.
    „Ach hallo Ethan, wie geht’s dir?“, fragte er mich.
    „Ganz gut. Du hattest mich doch auf eine Party eingeladen, die morgen Abend stattfindet. Gilt das noch?“
    „Natürlich gilt das noch. Alles was ich sage, meine ich auch so.“, antwortete Owen mir.
    „Ok. Wo ist das denn?“
    „Das ist in der ‚Sunstreet‘ zwölf. Das liegt genau neben dem Restaurant. Wir, also Gary und Lily, wollten so um einundzwanzig Uhr dahin gehen. Wenn du willst, treffen wir uns also dort.“, meinte er zu mir.



    „Kein Problem. Dann bin ich um einundzwanzig Uhr dort.“, sagte ich.
    „Super. Dann sehen wir uns morgen Ethan. Bis dann.“, verabschiedete er sich von mir.
    „Ok Owen. Bis morgen.“, verabschiedete ich mich ebenfalls und legte auf. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Ich freute mich schon wahnsinnig darauf. Es würde bestimmt richtig gut werden. Zudem war ich auch total aufgeregt, denn Owen sagte, dass Lily auch da sein wird. Ich hatte zwar versucht, sie mir aus dem Kopf zu schlagen, da ich wusste, dass sie einen Freund hatte, aber es gelang mir nicht.



    Sie war einfach viel zu präsent und mein Verlangen sie wieder zu sehen, war einfach zu groß. Nun sah ich sie ja morgen Abend, aber Gary war ja auch da, also durfte ich mir nichts anmerken lassen. Denn ich wollte keinen Streit haben, vor allem nicht zu Beginn. Ich wollte zuerst mal alle kennenlernen und sowieso war ich kein Mensch, der eine Beziehung kaputt machte.


    Ich versuchte meine Gedanken bei Seite zu schieben. Ich wollte mich nun der Arbeitssuche widmen. Einen Bewerbungsbrief und einen Lebenslauf hatte ich schon auf Bettys Laptop geschrieben. Sie benutzte ihn so gut wie nie und so hatte sie ihn mir geschenkt. Zudem war ihr der ganze Hightechkram zu kompliziert. Sie besaß ja noch nicht mal eine Kamera und an dem alten, kleinen Fernseher sah man es auch.



    Schnell holte ich den Laptop aus meinem Zimmer und setzte mich an den Küchentisch. Im Internet recherchierte ich nach Anzeigestellen. Es gab viele Jobangebote, aber viele suchten leider nur welche mit einer fertigen Ausbildung. ‚Wäre ja auch zu einfach gewesen‘, dachte ich nur und somit durchsuchte ich die Seiten des Internets nach Ausbildungsstellen in ‚Butterfly Valley“. Nach einiger Zeit wurde ich fündig. Sie suchten doch tatsächlich einen Auszubildenden im journalistischen Bereich. Ich wollte schon immer Journalist werden und hatte auch eigene Artikeln geschrieben. Die meisten Themen waren zwar nur fiktiv, aber so konnte ich das Schreiben am besten üben. Schnell schrieb ich den Namen, Adresse und Telefonnummer auf einen Zettel. Ich wollte gleich noch anrufen. Eilig ging ich zum Telefon, doch kurz bevor ich die Nummer wählte, legte ich den Hörer wieder beiseite. Im Gefängnis hatte man mir nicht gezeigt, wie ich so ein Bewerbungsgespräch führen musste und ich wollte jetzt auch nicht irgendwelchen Müll von mir geben.



    Ich setzte mich erneut an den Küchentisch und überlegte, was ich machen könnte. Auf Tante Betty wollte ich nicht warten und zudem wollte ich auch mal was Eigenes schaffen. Dann kam mir die Idee mir mal wieder mit Hilfe des Internets nach Bewerbungsgesprächen zu suchen und wurde fündig. Das, was ich für am besten hielt, schrieb ich mir auf, übte das einige Male und ging dann wieder zum Hörer zurück. Ich holte noch einmal tief Luft und dann wählte ich die Nummer.
    „Newstime, Sophie Miller, guten Tag, was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine Frau am Ende der Leitung.
    „Ähm… Guten Tag. Mein Name ist Ethan Carter. Ich rufe an wegen des Ausbildungsplatzes bei Ihnen in der Redaktion.“, erwiderte ich.



    „Ein Moment bitte. Ich verbinde Sie mit dem Chefredakteur Mister Tanner.“, sagte sie freundlich und eine Musik ertönte. Das war dann wohl die Warteschleife. Mir kam die Zeit ewig vor und ich hoffte einfach, dass ich das Gespräch schnell hinter mir hatte.
    „Chefredakteur Tanner von der Newstime, guten Tag.“, ertönte nun eine männliche Stimme.
    „Guten Tag Mister Tanner. Mein Name ist Ethan Carter und ich rufe wegen des Ausbildungsplatzes in Ihrer Redaktion an.“, entgegnete ich und wartete gespannt auf eine Antwort.
    „Der Ausbildungsplatz in unserer Redaktion ist noch frei. Wenn Sie also interessiert sind, können Sie uns Ihre Bewerbung mit Lebenslauf und einigen Artikeln, die Sie selber geschrieben habe, bei meiner Sekretärin abgeben und wenn ich diese eingesehen habe, werde ich mich dann bei Ihnen melden.“



    „Vielen Dank Mister Tanner. Ich werde heute noch vorbei kommen und die Unterlagen abgeben.“, sagte ich.
    „Vielen Dank. Auf Wiederhören.“, verabschiedete er sich von mir.
    „Auf Wiederhören.“, entgegnete ich und legte den Hörer auf. Das war nun geschafft. Schnell steckte ich meine Bewerbung mit Lebenslauf und den Artikeln in eine Mappe und machte mich so schnell, wie möglich auf dem Weg zur Redaktion.


    Fünfzehn Minuten später kam ich an. Ohne zu zögern betrat ich das Gebäude. Obwohl es von außen eher klein wirkte, sah es sehr geräumig aus. Überall lagen Artikel und Fotos herum, die Angestellten hetzten von einer Seite zur anderen. Das Geschäft lief wohl gut. Vorne auf der linken Seite sah ich die Sekretärin. Mit ihren blonden Haaren und den zu engen Klamotten fiel sie direkt auf.



    „Guten Tag. Ich heiße Ethan Carter und hatte eben angerufen wegen des Ausbildungsplatzes hier in der Redaktion.“
    „Guten Tag Mister Carter. Sie können mir Ihre Unterlagen geben. Ich werde sie dann dem Chefredakteur weiterleiten.“, entgegnete sie. Somit gab ich ihr meine Unterlagen, wünschte noch ein schönes Wochenende und verließ die Redaktion. Jetzt hieß es nur noch warten.
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    Huhu liebe Leser :)


    Innad hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Regeln für die FS's geändert haben.. Ab sofort darf man nicht mehr eine FS, die sich in einem anderen Forum befindet, verlinken und "Werbung" machen.. Somit habe ich mich entschieden, hier wieder zu posten.. Da ich, was die Kapiteln angeht, gleich auf sein möchte (hier wie im Simforum), werde ich heute und in den nächsten Tage die fehlende Kapiteln posten ;)


    Ich hoffe, dass das euch freut und ihr weiterhin fleißig mitliest :)
    lg lyn :)

    Huhu, :)


    es geht weiter mit Kapitel 24 bei "The Life after the Darkness.."


    Seit dem 08/04 gehts auch weiter mit Kapitel 4 bei "Endless Love.." (ich habe euch nur leider vergessen, euch bescheid zu sagen.. sorry)


    Viel Spaß beim Lesen wünscht euch


    lg lyn :)

    Für diejenigen, die es interessiert.. Ich habe seit dem 10/02/13 eine neue FS gestartet mit dem Namen "Endless Love.." Ihr seid herzlich Willkommen vorbeizuschauen.. Den Link findet ihr in meiner Sig, genauso wie der Link zur meiner FS "The Life after the Darkness.." :)


    Ich werde vorläufig hier nur noch mehr reinscheiben, um euch bescheid zu sagen, wenn es mit den FSs weitergeht :)


    lg lyn



    Da hast du auch wieder Recht.. Vielleicht packt mich ja wieder die Lust hier zu posten, wer weiss, aber sie geht im Gelben ja auch weiter (Kapitel 21 ist seit dem 05/02/13 online) ;)

    Zitat


    Sehr schade :(



    Ich hatte nicht wirklich den Eindruck, dass jemand hier die FS wirklich interessiert und es ist schon ziemlich demotivierend :(.. Im Gelben ist es zwar nicht viel besser, aber ich habe wenigsten zwei Stammleser, die mir hin und wieder Feedback da lassen.. Zudem muss ich zugeben, dass ich mich hier nicht so oft anmelde und manchmal schlicht weg einfach vergesse, hier abzudapten..

    Wichtige Mitteilung!!!

    Aus verschiedenen Gründen habe ich mich dazu entschlossen, hier die FS nicht mehr abzudaten..
    Wer aber wissen will, wie es weiter geht, der kann gerne im gelben Forum weiterlesen ;)

    lg lyn :)

    Ich hole den Thread nochmal hoch (und sorry für Doppelpost)


    Ich habe es jetzt durchgespielt und wollte euch fragen, wie ihr es so fand???
    Also ich fand es im allgemeinen gut.. Für mich war es schwerer, als die anderen davor, aber die Story fand ich gut.. Was mich ein bisschen gestört hat, war, dass man nicht einfach neue Assassinen anwerben konnte (ich habe es auch nicht geschafft).. Zwar hatte ich den Menschen geholfen, aber niemand hatte sich angeschlossen.. Ich fand das bei Brotherhood einfacher und effektiver.. Aber ich gebe zu, dass mich die Triologie von Ezio noch immer besser gefällt, als die von Connor.. Was mich aber neugierig macht, wie es weiter geht.. Mit Desmond brauchen wir ja wohl nicht mehr zu rechnen :rollauge