
Tja, diese Party war vorbei, doch die nächste sollte nicht lange auf sich warten lassen. Tyras Geburtstag stand kurz bevor, und den wollte sie natürlich nicht irgendwie feiern, sondern mit einer Kostümparty. Ich musste immer noch grinsen, wenn ich daran dachte, wie Lewis irgendwas von „Kindergeburtstag“ brubbelte, als seine Cousine ihr Vorhaben verkündete. Jedenfalls machte ich mich eines Nachmittags mit Nick auf den Weg ins Einkaufszentrum, um ein Geschenk für Tyra zu suchen. „Hast du Jamies Gesichtsausdruck gesehen, als Tyra gesagt hat, dass auch ein paar Mädchen von der Agentur kommen würden?“ fragte mich Nick schmunzelnd, während wir die Regale durchwühlten.

Ich sah ihn prüfend an und antwortete: „Tu doch nicht so. Lewis und du, ihr seid doch genauso scharf darauf, mit ein paar Models zu feiern und wer weiß was noch…“ Nick begann empört zu protestieren, als wir unterbrochen wurden. „Lissy? Nick? Hey, das ist ja ein Zufall!“ Andrew stand plötzlich vor uns und freute sich offenbar sehr, uns zu sehen. Vor Überraschung brachte ich zunächst kein Wort heraus, sondern grinste Andrew nur etwas dümmlich an. „Ihr seid doch nicht etwa hier im Einkaufszentrum auf der Suche nach Verlobungsringen, oder?“ meinte Andrew lächelnd und ich sah, wie Nicks Gesichtszüge langsam entgleisten.

„Was? Wieso sollten wir…?“ Gerade noch rechtzeitig fand ich meine Sprache wieder. „Nein, wir sind nur auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für eine Freundin.“ Eine kurze Pause entstand, und ehe noch mehr unpassende Fragen aufkamen, beschloss ich, schnell das Thema zu wechseln. „Was machst du denn in Greenville?“ „Ich bin hier für ein paar Wochen zur Weiterbildung“, erklärte Andrew. „Weißt du, ich wollte dich anrufen, aber irgendwie war bei euch ständig besetzt…“ Nick und ich sahen uns an und sagten fast gleichzeitig „Tyra!“, woraufhin wir beide in lautes Lachen ausbrachen.

„Ähm, aber wo wir uns hier schon mal treffen, könnten wir doch jetzt ’nen Kaffee trinken gehen… Also, nur falls ihr gerade Zeit habt, natürlich.“ Ich sah Nick bittend an und meinte: „Doch, klar haben wir Zeit.“ Nick widersprach glücklicherweise nicht, und so fand ich mich wenige Minuten später mit den Männern in einem kleinen Café wieder – und in der unangenehmen Situation, zu hoffen, dass meine kleine Schwindelei nicht aufflog. „Also ihr beide wohnt in einem Haus mit noch drei anderen, ja? Ist das nicht ziemlich… störend manchmal?“ „Überhaupt nicht“, sagte ich schnell. „Das Haus ist sehr groß, da kann man auch mit ein paar Mitbewohnern ganz gut seine Privatsphäre wahren.“

Dabei versuchte ich Andrew zweideutig anzulächeln – vielleicht könnte diese Information ja mal nützlich sein… Doch der nickte nur und entschuldigte sich , um die Sanitäranlagen aufzusuchen. Ich sah ihm kurz nach, ehe ich mich an Nick wandte. „Nick, ich glaube, ich muss dir was erklären. Andrew… er denkt, dass wir beide ein Paar sind. Und ich, ähm, möchte dich bitten, dass du das Missverständnis nicht aufklärst.“ Nick sah mich an, als hätte ich (oder Andrew, oder wir beide) den Verstand verloren. „Aber wie kommt er denn darauf? Bloß weil ich dich zu der Feier begleitet habe?“

„Ja, ich glaub schon“, antwortete ich ausweichend, sah mich hektisch um und stellte fest, dass Andrew schon wieder auf dem Weg zurück zu uns war. „Also, was ist? Machst du mit? Bitte!“ Zwar konnte ich Nick deutlich ansehen, dass ihm nicht ganz wohl dabei war, aber er nickte kurz. „Okay.“ „Danke“, sagte ich und drückte kurz seine Hand. „Ist der Kaffee immer noch nicht da? Das ist ja hier genau so ein schlechter Service wie in Grand City“, witzelte Andrew, als er sich wieder zu uns setzte. Dann sah er kurz von Nick zu mir und wieder zurück, und irgendwas schien ihn zu stören. „Alles klar bei euch?“ „Sicher“, meinte ich. „Alles perfekt.“