Beiträge von GinnieW

    Zitat von Smeagol

    Was denken die sich eigentlich dabei ;)?
    Und: wer zum Teufel ist denn Evan?!


    Das wirst Du ja sehen, was die sich denken... :p *grins*


    Auf Evan gab es bisher nur dezente Hinweise:
    Nick zu Lewis über Tyras Party: „Ich war ganz schön betrunken und ziemlich deprimiert. Ich meine, Melissa hat jetzt Andrew […] … Tyra hat mit diesem Fotografen geflirtet und Jamie und du hattet auch irgendwelche Models abgeschleppt“
    Lewis zu Jamie: „Soweit ich weiß, hat Tyra die Nacht außer Haus verbracht.“ (Jamies Gedanken: Mir fiel wieder die Geburtstagsparty ein und ich hatte einen vagen Verdacht, bei wem Tyra übernachten könnte.)
    Tyra zu Jamie: „Hey, du wirst es nicht glauben! Erinnerst du dich noch Evan, den Fotografen von meiner Party? Er hat mich übers Wochenende…“ […] „Aber Evan hat mich zu einem Wochenendtrip nach New York eingeladen – wir wollen heute Abend noch fliegen…“


    Eben drum ist auch Lewis etwas überrumpelt!


    Sie will das Haus?“ fragte Nick empört. Ich nickte. „Genau genommen will sie meinen Teil des Hauses.“ Melissa sah mich verunsichert an. „Du hast uns nie erzählt, dass dir nur die Hälfte gehört…“ „Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass Hannah plötzlich auftaucht und es für sich beansprucht“, verteidigte ich mich. „Und falls du befürchtest, sie würde rechtliche Schritte einleiten und euch rauswerfen, kann ich dich beruhigen: das wird nicht passieren. Das kann sie gar nicht.“ Nick saß immer noch mit völlig fassungslosem Gesichtsausdruck da. Etwas überrascht, um es mal so zu sagen, waren sie alle gewesen, mit Ausnahme von Tyra. Sie hatte Hannah nie gemocht und sich vermutlich bei deren unangemeldeten Besuch schon nichts Gutes gedacht.



    „Aber ich verstehe das nicht so ganz“, meinte Nick. „Ich meine, wenn es den beiden an Geld mangelt, wieso wollen sie dann noch Schulden machen und dieses Haus kaufen?“ Ich lächelte nachsichtig, aber verbittert. „Du kennst Philipp Rosenberg nicht. In Greenville war er so eine Art kleine Berühmtheit, ehe er damals mit Hannah dieses Jet-Set-Leben begann. Für Mr. Neureich bedeutet Geldmangel etwas anderes als für unsereins. Glaub mir, der muss schon nicht verhungern. So ein Haus wie dieses ist für ihn gerade noch standesgemäß. Und weil eine Hälfte ihm, Entschuldigung, weil es Hannah ja sowieso schon gehört…“ Alle nickten, das war nachvollziehbar. „Aber du hast doch nicht vor, zu verkaufen?“ wollte Jamie wissen.



    Als ob daran noch ein Zweifel bestanden hätte! „Selbstverständlich nicht! Außerdem ist das ja nicht nur mein Zuhause, sondern auch eures.“ Ich hatte mit begeisterter Zustimmung von allen Seiten gerechnet, seltsamerweise blieb diese aus. So beschloss ich, das Thema zu wechseln. „Was wollte Charlene denn?“ erkundigte ich mich bei Jamie, da ich vorher einen Anruf von ihr entgegengenommen und an Jamie weitergeleitet hatte. Sein strahlendes Lächeln verriet, dass es gute Neuigkeiten gab. „Meine Bilder sind so gut angekommen, dass sie mir, äh, den Bildern, eine ganze Ausstellung widmen will.“ „Glückwunsch!“ „Klasse!“ bekam er zu hören.



    Tyra hatte die ganze Zeit nur nervös auf ihrem Stuhl hin- und herrutschend verbracht und ergriff jetzt endlich das Wort. „Ja, ja, alles ganz toll, aber will mich nicht mal jemand fragen, was es bei mir Neues gibt?“ Sie würde es uns zwar ohnehin sagen, aber ich tat ihr den Gefallen. „Was gibt’s Neues?“ „TA-DAAA!“ rief sie und streckte uns ihre Hand entgegen, die sie bisher unter dem Tisch versteckt hatte. Unnötigerweise verkündete sie gleich anschließend: „Ich bin verlobt!“ Das kam jetzt doch etwas plötzlich für mich. „Mit wem?“ fragte Jamie grinsend, als ob die Antwort nicht eindeutig gewesen wäre. „Mit Evan natürlich!“ Heute würde sich Tyra nicht ärgern lassen, dazu war sie viel zu stolz.



    „Der ist ja wunderschön“, flüsterte Melissa und bewunderte den Ring. Von der gegenüberliegenden Seite des Tisches beobachtete Nick sie lächelnd. Als Melissa es bemerkte, sah sie ihn kurz an und dann sehr schnell wieder weg, woraufhin Nicks Lächeln einem ernsten, nachdenklichen Gesichtsausdruck wich. Ich fragte mich, ob ich der Einzige war, der das Ganze gesehen hatte und fand, dass man es sich mit den beiden nicht mehr lange ansehen konnte. Ich wandte mich ruckartig wieder dem aktuellen Thema zu und konnte einfach nicht anders, als Tyra zu fragen: „Und du findest nicht, dass das ein bisschen schnell geht?“



    „Das hast du auch gesagt, als ich hierher kam, um Model zu werden – und jetzt sieh dir an, wo ich heute stehe!“ Ja, du stehst kurz davor, dich Hals über Kopf in eine Ehe zu stürzen mit einem dahergelaufenen Fotografen, den du kaum kennst, dachte ich. Aber ich sagte es lieber nicht. Großer Gott, Tyra hatte Recht gehabt, ich klang schon wie ihr Vater! „Meinen herzlichsten Glückwunsch“, sagte Melissa und umarmte Tyra. Damit tat sie wahrscheinlich das einzig Richtige – sich einfach für Tyra zu freuen. Wir anderen schlossen uns den Glückwünschen an, aber ich nahm mir trotzdem vor, Evan noch mal genauer unter die Lupe zu nehmen.


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    P.S.: Man sieht es nicht, aber Tyra trägt tatsächlich einen Ring...

    Vielen lieben Dank für die tollen Kommentare. Im Moment hab ich viel mit meinem Song Contest um die Ohren, daher dauert's jetzt immer ein wenig mit den Fortsetzungen.


    Nath: Dass Jamie ein Künstler ist, wird ganz am Anfang schon mal kurz erwähnt, blätter mal zurück :)
    Nery: Ich wusste doch, dass diese Signatur noch mal für irgendwas gut sein muss... Aber ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, Dich vom Schauen Deiner Lieblingsserie abzuhalten, ehrlich! *g*
    Abby: Natürlich haben die fünf das ganze Haus bewohnt, es gehört ja eher in finanzieller Hinsicht zur Hälfte Hannah.
    Teufelchen: Offenbar gibt's hier mehr, die Lewis' Ex nicht mögen... woran das wohl liegt? :roftl
    Smeagol: Stimmt, jetzt bin ich quasi wieder am Anfang (wird gleich noch mal besonders deutlich). Und ich denke, bis zum Ende werden alle offenen Fragen geklärt oder zumindest die wichtigsten.



    Vergiss es.“ Da das offenbar alles war, was sie wollte, hätte sie nach meiner Abfuhr eigentlich gleich wieder in das hübsche Auto steigen und mich in Ruhe lassen sollen. Doch natürlich war sie viel zu stur, um das so einfach hinzunehmen. „Hör mich doch erstmal an.“ Ich legte den Kopf schief. „Das habe ich. Du willst das Haus, ich sage nein, Diskussion beendet.“ Irritiert runzelte sie die Stirn. Auch solchen Widerspruch war sie von mir nicht gewöhnt. Aber ich war eben nicht mehr der Mann, den sie kannte. „Du weißt, ich habe mich sofort in das Haus verliebt, als ich es sah…“ „Darum hast du es auch Hals über Kopf verlassen.“ Damit glaubte ich, nach Punkten zu führen, aber sie sah mich nur aus kalten Augen an und schüttelte den Kopf.



    „Ich habe dich verlassen, Lewis.“ Das war ein echter Tiefschlag, aber ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie mich damit getroffen hatte. „Erinnerst du dich? Nur auf mein Drängen hin haben wir dieses Haus gekauft. Ohne mich würdest du heute hier nicht wohnen. Und die anderen erst recht nicht.“ Was sollte das jetzt, bildete sie sich ein, darüber entscheiden zu können, wer hier lebte und wer nicht? Es hatte sie doch die letzten 17 Monate nicht interessiert. „Du hättest es dir ohne meine Erbschaft genauso wenig leisten können, Hannah. Und wenn ihr Geld braucht: ich bin gern bereit, dir deine Hälfte abzukaufen. Du hast dich zwar bisher nie darum gekümmert, dass dir hier noch ein Teil eines Hauses gehört, aber…“



    „Es geht mir nicht um das Geld, sondern um das Haus!“ Sie sprach mit mir wie mit einem zurückgebliebenen Kind. „Ich weiß gar nicht, warum du so ein Theater machst. Wir würden alle Kosten, die dir durch einen Umzug entstehen, übernehmen.“ Sie war gerade dabei, ihre letzte Munition zu verschießen. Aber sie bemühte sich umsonst. Ich würde ganz sicher nicht nachgeben. „Es geht hier nicht nur um mich. Stell dir vor, manche Menschen denken auch mal an andere.“ Ungeduldig winkte sie ab. „Meinst du deine Untermieter? Die werden schon was finden, da mach dir mal keine Sorgen.“ „Das sind nicht nur meine Untermieter. Es sind meine Freunde.“

    Die Regeln für den 1. Annual Special Song Contest - Thema BALLADEN:


    1. ESC(= Grand Prix)-Songs sind vom Contest ausgeschlossen.


    2. ESC-Vorentscheidungs-Songs ab dem Jahr 2000 sind ebenfalls nicht zugelassen.


    3. Das Lied sollte möglichst nicht länger als 6:00 min sein.


    4. Land/Sprache/Jahrgang sind frei wählbar.


    5. Rassistische/gewaltverherrlichende o. ä. Songtexte möchte ich nicht dabei haben - aber das sollte selbstverständlich sein.


    6. Jeder Interpret darf nur einmal vertreten sein.


    7. Kosten
    Wer mir seinen Song per Mail schickt, überweist mir bitte eine geringe Teilnahmegebühr (nur um meine Kosten zu decken). Genauen Betrag und Bankverbindung gibt's per Mail.
    Wer mir lieber auf dem Postweg eine CD zukommen lassen möchte (Adresse ebenfalls per Mail, aber diese und o.g. Infos erst nach Anmeldeschluss an alle per Rundmail), kann mir gern das Rückporto und einen Rohling beilegen. CD-Hülle und Umschlag sind ja durchaus wiederverwendbar. Damit fallen keine weiteren Gebühren an.



    Falls noch jemand Lust hat, teilzunehmen, bitte kurze Mail an


    ASsongcon(at)aol.com


    oder PN an mich.
    Bis 05.02.2006 werden generelle Anmeldungen entgegengenommen, bis 12.02. muss der Song angemeldet sein und mir zugeschickt werden. Nähere Infos wie gesagt per Mail.

    Meines Wissens darfst Du Dir für den privaten Gebrauch Kopien machen, und es will ja keiner damit Geld verdienen. Solche Wettbewerbe laufen übrigens nicht nur rein privat ab, sondern auch von den beiden ESC-Fanclubs aus. Einer davon hat gerade die 11. Ausgabe beendet, und die hätten garantiert schon Ärger gekriegt, wenn das nicht mit rechten Dingen zugehen würde. Die nehmen natürlich auch Geld dafür, aber um ihre Kosten zu decken, die bei dem damit verbundenen Aufwand (Porto, CDs, Papier...) entstehen.

    Zitat von GinnieW

    Der "Veranstalter" brennt diese nun auf CD(s), verschickt diese und jeder kann die Lieder der anderen nach einem vorgegebenen Schema bewerten.


    Natürlich müsste man dann im Ernstfall miteinander vorher per Mail Kontakt aufnehmen, Adressen austauschen etc. Ob jetzt jeder Teilnehmer mir seinen Song auch per Post (also auf CD, dann aber nur Kopien, keine Originale!) oder per mp3 zukommen lässt, müsste man dann noch klären.

    Hallo,


    ich hoffe, ich bin hier richtig, sonst verschiebt mich (ähm, diesen Thread) halt ins Mass-Media-Forum...


    Also: ich würde gern einen privaten Song Contest veranstalten!
    Was das ist und wie ich darauf komme?


    Durch mein Interesse für den Eurovision Song Contest (aka Grand Prix) habe ich übers Internet andere Fans kennen gelernt. Ein paar von denen veranstalten nun eigene Contests, bei denen jeder einen oder zwei Songs einreicht. Der "Veranstalter" brennt diese nun auf CD(s), verschickt diese und jeder kann die Lieder der anderen nach einem vorgegebenen Schema bewerten. Diese Wettbewerbe sind echt klasse: man kommt sehr günstig an viele unbekannte, teils sehr gute Songs ran, man kann anderen seine Lieblingsmusik vorstellen und das „Voten“ macht auch viel Spaß.


    Tja, und nun habe ich die Idee, selber so einen „privaten Song Contest“ zu veranstalten. Damit das Ganze aber nicht einfach nur unkreativ von den anderen abgekupfert wird, habe ich mir gedacht, ich stelle den Wettbewerb jedes Mal unter ein anderes, spezielles Motto, zum Beispiel eine gewisse Musikrichtung oder ein bestimmtes Thema, das in jedem Song vorkommen muss. So könnte es meinetwegen eine Ausgabe des Contests geben, in dem nur Techno/Elektronisches/Dancefloor zugelassen ist oder einen, zu dem ausschließlich Duette (m/w) eingereicht werden dürfen. Nur mal so als Gedankenspiel.


    Natürlich funktioniert diese Idee nur, wenn sich genügend Interessenten finden, also wollte ich mich mal vorsichtig umhören, ob einige von Euch Lust hätten, daran teilzunehmen. Wer also Gefallen an dieser Idee findet oder noch Rückfragen hat, meldet Euch!


    Liebe Grüße,
    Ginnie

    Zitat von Nerychan

    Außerdem muss ich Kira rechtgeben. Die Ich-Form zwischen mehreren Personen zu wechseln, ist eine ausgesprochen originelle Idee, die ich noch nicht erlebt habe.


    Wie, Du kennst Windige Amore nicht? DAS ist unentschuldbar ;)
    Solltest auch bei Smeagol mal auf die Signatur achten - geh einfach mal hier hin, aber nimm Dir viel Zeit und stell Dich auf eine unterhaltsame Lektüre ein...


    Ansonsten geh ich auf Eure Kommentare beim nächsten Mal ein, aber bedanke mich schon mal artig bei Nath und Nery!

    Um Gottes Willen, bloß die Texte nicht kürzen! Es ist alles toll, wie es bisher ist: ein angenehmer, sehr professionell wirkender Schreibstil (ist doch wohl nicht Deine erste Story?) und die Bilder sind ebenfalls sehr gut gelungen.


    Besonders neu ist zwar die Konstellation "Arzt verliebt sich in Patientin und umgekehrt" nicht gerade, es wird aber auf sehr charmante Weise erzählt und dann ist ja noch diese mysteriöse zweite Welt - alles höchst spannend, ich werde die Geschichte gewiss interessiert weiterverfolgen. Ein großes Lob!

    Habe gerade entsetzt feststellen müssen, dass ich das letzte Mal vor 2 (in Worten: zwei!) Monaten Deine wunderbare Story kommentiert habe. Schande über mich, die von Dir immer so schöne und ausführliche Kommentare kriegt, vor allem, da ich jede Deiner FS interessiert und zeitnah verfolgt habe...


    So, bei der vorletzten FS war ich bei einigen Personen schon wieder leicht irritiert bis ratlos, wer wohin gehört etc. - einfach nochmal konzentriert lesen wird wahrscheinlich helfen, ist also keine Kritik an Dir.
    Und die letzte: Tja, die meisten Jungs in Jasons Alter würden wohl eher Annäherungsversuche auch bei Mädchen starten, in die sie NICHT verliebt sind, geschweige denn in einem Bett schlafen etc. mit einem Mädchen, für das sie echte Gefühle haben, ohne etwas in der Art zu versuchen. (Huch, etwas konfus, ich hoffe, der Satz ist trotzdem verständlich.) Aber Jason ist halt nicht wie andere Jungs in seinem Alter. Irgendwie befürchte ich aber, Kyla ist ihre Unabhängigkeit zu wichtig, als dass sie sich auf eine Beziehung einlassen würde... Respekt übrigens für die schönen Bilder mit dem Sonnenschein, die sind toll!


    Und wie Du Dir sicher denken kannst, freue ich mich schon sehr auf Tahiris Monologe!

    Aaaalso: wie immer liebe ich Deine fantasievollen Kosenamen, einfach göttlich!


    Dass die gute Mimi mit irgendwelchen Drogen ihre Opfer gefügig macht, war ja abzusehen, aber dass sich diese per Küssen übertragen?! *schock* Und bei Lola haben sie auch noch zusätzlich die Wirkung, dass sie plötzlich nicht mehr weiß, wer sie wirklich ist und eine ihrer offenbar reichlich vorhandenen Persönlichkeiten das Ruder übernimmt (gut, das Problem ist ja nicht völlig neu...)! Bleibt die Frage, sind die Grabsteine nun wirklich Ergebnis eines absichtlichen Tötens oder hat die Droge nunmal, wie viele Drogen, früher oder später einfach diese Wirkung - was allerdings bedeutet, dass diese Mimi das Ableben ihrer Diener/Jünger/Opfer billigend in Kauf nimmt. Ab auf den Scheiterhaufen mit ihr! (erschreck mich gerad selbst vor meiner gewalttätigen Ader *g*)


    Und auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: ich bin ganz verliebt in Deine hübschen Bilder!

    Hey, wieder so nette Kommentare, danke sehr...
    Nath weiß inzwischen, was von ihr erwartet wird (*g*), MARF lässt sich von kleinen Kindern leicht begeistern und es ist schön, dass doch ab und zu auch mal neue Leser meine Story entdecken!
    Kurze FS nur diesmal, muss erstmal wieder dran arbeiten...
    Der von Kira angesprochene Perspektivwechsel steht wieder einmal an:


    LEWIS



    Charlene Williams?“ hakte ich nach. Jamie nickte. Ich rief mir das Stadtbild von Breyton ins Gedächtnis. „Hatte ihr Vater nicht diese Galerie in der King Avenue?“ „Genau, und seit ihre Eltern vor drei Jahren aus Breyton weggezogen sind, gehört die Galerie ihr.“ Eine vage Idee entstand in meinem Kopf, und ich sah Jamie misstrauisch von der Seite an. „Du hast ihr deine Bilder gezeigt, oder?“ Er grinste. „Klar. Sie wollte erst nicht so richtig, aber dann fand sie sie echt gut. Sie meint, sie hat schon ein paar Leute im Hinterkopf, die…“ Ich blieb plötzlich stehen und Jamie unterbrach irritiert seinen Redefluss. „Was ist?“ „Ich kenne das Auto“, sagte ich langsam. Er blickte in die gleiche Richtung wie ich und sah den Wagen, der vor dem Haus hielt. „Ich auch, das ist ein Protzero 711.“ Ich schüttelte den Kopf.



    „Nein, ich meine, ich kenne genau dieses Auto.“ In diesem roten Protzero war Philipp Rosenberg vor fast eineinhalb Jahren bei mir vorgefahren und hatte mein Leben zerstört. Zumindest hatte ich das damals so empfunden. Aber die Person, die jetzt aus dem Wagen ausstieg, war nicht Philipp. Sie sah sich nach links und nach rechts um, entdeckte Jamie und mich und wir trafen uns genau vor dem Haus. „Hallo Lewis“, begrüßte sie mich, und irgendwie klang sie ein wenig unsicher. „Hallo“, sagte ich kühl. Wir starrten uns eine halbe Ewigkeit an, bis es Jamie zu dumm wurde und er sich räusperte. „Ähm, das ist Jamie“, sagte ich, „und Jamie: das ist Hannah, meine Ex-Freundin.“



    „Hi“, begrüßte Jamie sie, aber sie beachtete ihn kaum, sondern fragte mich leise: „Können wir miteinander reden?“ Tja, das könnten wir bestimmt, nur wollte ich das eigentlich gar nicht. Seit einer Weile glaubte ich nun, sie überwunden zu haben, und da tauchte sie einfach unangemeldet auf und wollte mit mir reden! „Sicher. Komm mit rein.“ Hannah, Jamie und ich gingen also ins Haus, und ich hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Als wir hineinkamen, erstarrte Tyras Gesicht und sie flüsterte Nick etwas zu, das ich als „Was will die denn hier?“ zu identifizieren glaubte. „Tyra kennst du ja sicher noch“, sagte ich zu Hannah, auf die ein oder zwei Gelegenheiten anspielend, bei denen die beiden sich auf irgendwelchen Familienfeiern getroffen hatten. „Und das ist Nick. Ich hab dir von ihm erzählt… Aber das weißt du bestimmt nicht mehr.“



    Hannah nickte den beiden kurz zu und bat mich dann, bezogen auf ihre letzte Frage: „Unter vier Augen?“ Widerwillig nickte ich. „Gehen wir nach oben.“ Ich spürte regelrecht die neugierigen Blicke in meinem Rücken, als ich mich umdrehte, aber ich war sicher, Tyra würde auf ihre ganz spezielle Art alle Fragen beantworten, die Nick und Jamie haben würden. In meinem Schlafzimmer angekommen – das früher einmal unser Schlafzimmer gewesen war – hatte sie es plötzlich nicht mehr so eilig, ihr Anliegen zu schildern. Sie wollte stattdessen wissen: „Wohnt deine Cousine jetzt etwa hier?“ Am liebsten hätte ich geantwortet, dass sie das nichts anginge, aber ich erwiderte: „Ja. Und die anderen beiden auch. Insgesamt sind wir sogar zu fünft.“



    „Oh“, sagte sie bloß. Was hatte sie erwartet? Dass ich immer noch einsam und allein hier herumsitzen und auf ihre Rückkehr warten würde? Ich hätte inzwischen verheiratet sein und ein Kind haben können! „Also, was wolltest du mit mir besprechen?“ „Hm… es scheint dir ja ganz gut ergangen zu sein in der Zwischenzeit…“, meinte sie und nagte an ihrer Unterlippe. „Wir hatten leider nicht so viel Glück.“ „Wir“ waren dann wohl ihr steinreicher Lover Philipp und sie. Aus unerfindlichen Gründen konnte ich kein Mitleid für die beiden empfinden. „Phil hatte… eine finanzielle Pechsträhne und wir müssen uns… etwas einschränken.“ Aha, also nicht mehr so steinreich.



    Am Hungertuch schien er ja noch nicht zu nagen, wenn er und Hannah immer noch mit einem solchen Wagen umherfuhren. Andererseits, überlegte ich, würden Männer wie Philipp Rosenberg eher von Wasser und Brot leben als solche Statussymbole wieder aufzugeben. „Wo treibt er sich denn rum? Er muss doch nicht in der Fußgängerzone betteln gehen, oder?“ erkundigte ich mich bissig. Der Blick, den Hannah mir zuwarf, war eher verständnislos als wütend. Ja, den sarkastischen Lewis kennst du wohl noch nicht, dachte ich. „Unser Leid amüsiert dich also, Lewis. Nun ja, du und ich, ähm, sind ja auch nicht gerade in Freundschaft auseinander gegangen.“



    ICH war überhaupt nicht gegangen, und sie war weder in Freundschaft noch in Streit oder irgendwas gegangen. Ohne dass ich es hatte kommen sehen, eröffnete sie mir eines Tages, dass sie jemand anderen kennen gelernt hatte und beabsichtigte, von nun an sein Leben zu teilen. Bis zu dieser Minute war ich der Meinung gewesen, alles wäre in bester Ordnung. Ich gab mir selbst einen Ruck, um wieder in die Gegenwart zurückzukehren. „Dann soll ich euch jetzt einen guten Anlageberater empfehlen, oder was?“ Sie schob trotzig ihr Kinn vor. „Phil musste alle Immobilien veräußern, um seine Verluste an der Börse einigermaßen wieder auszugleichen und… Da mir immer noch eine Hälfte dieses Hauses gehört, dachten wir…“ Nein. Das konnte nicht wahr sein. „Lewis, wir kaufen dir deinen Teil ab und möchten hier leben.“


    Jetzt sag doch mal ‚Jamie’!“ Doch statt ihrem Onkel mal diesen kleinen Gefallen zu tun, sah mich Rebecca nur groß an und steckte sich dann die Finger in den Mund. „Ist doch nicht so schwer. Jaaa-miiiie!“ Sie plapperte irgendetwas vor sich hin, das nicht im Entferntesten nach meinem Namen klang und entschied, dass das Aquarium eher ihre Aufmerksamkeit verdiente als ich. Ich seufzte. Das Wochenende hatten wir überstanden, auch wenn es ein paar kleinere Krisen gab, von denen wir aber irgendwie vergaßen Melissa und Tyra zu berichten, als die beiden nach ihren Kurztrips wieder nach Hause kamen… Im Übrigen hatte Melissa sich beruhigt und sowohl mit mir als auch mit Tyra – zwischen den beiden hatte es laut Nick auch irgendwelche Differenzen gegeben – wieder Frieden geschlossen.



    Die Türklingel schrillte und ich hörte Melissa aus dem Flur rufen: „Ich geh’ schon!“ Einen letzten verzweifelten Versuch unternehmend, flehte ich Rebecca von weitem an: „Versuch’s doch wenigstens einmal. Ja-mie…“ Ich war total überrascht, als ich plötzlich tatsächlich meinen Namen hörte. Das kam allerdings nicht von Rebecca, sondern von der Person, die eben geklingelt hatte und offenbar zu mir wollte. Und ehe ich richtig mitbekam, was vor sich ging, stürmte eine junge Frau ins Wohnzimmer und fuhr mich lautstark an: „Wo ist meine Tochter?!?“ Melissa folgte ihr mit hilflosem Gesichtsausdruck und sagte vorsichtig: „Ähm, Jamie… Besuch für dich.“ „Ich seh’ schon“, meinte ich ironisch. Inzwischen hatte die Fremde, die ich aus nahe liegenden Gründen für Rebeccas Mutter hielt, die Kleine entdeckt und nahm sie auf den Arm.



    „Da bist du ja, mein Schatz“, sagte sie zärtlich und ich fragte mich, ob das die gleiche Frau war, die mich eben noch mit einer ganz anderen Stimme angeschrieen hatte. Rebecca schien sich auf jeden Fall zu freuen und schmiegte sich an ihre Mutter. „Dann bist du also Charlene?“ erinnerte ich unseren Gast elegant daran, dass manche Leute sich vorstellen, wenn sie in ein fremdes Haus hereinplatzen. Sie warf mir einen feindseligen Blick zu und nickte. „Und du bist demzufolge der Bruder von Wayne… diesem nichtsnutzigen Mistkerl.“ So durfte sie in meiner Gegenwart nicht über meinen Bruder sprechen. „Hey, er hat Rebecca nur hier gelassen, weil er keine andere Möglichkeit…“, versuchte ich ihn zu verteidigen, aber sie hörte mir gar nicht zu, sondern fauchte: „Wo ist der Rest der Sachen?“



    Ich war sonst nicht auf den Mund gefallen, aber dieses Verhalten verschlug sogar mir die Sprache, ganz zu schweigen von Melissa, die Charlene ungläubig anstarrte. Kein „Hi, ich bin Charlene, ich möchte Rebecca abholen“ und schon gar kein „Danke, dass ihr euch um mein Kind gekümmert habt“. „Oben“, brachte ich irgendwann heraus. „Okay, mein Wagen steht direkt gegenüber, wenn du also alles in den Kofferraum…“ „Moment mal. Findest du das nicht ein bisschen unhöflich?“ mischte sich Melissa plötzlich ein, und ich musste mich zusammenreißen, damit mir nicht der Mund offen stehen blieb. Charlene betrachtete sie mit einem „wer bist du eigentlich und warum sprichst du mich an“-Blick von oben bis unten, ehe sie sich zu einer Antwort, besser gesagt zu einer Gegenfrage, hinreißen ließ.



    „Wie bitte?“ Für einen Augenblick sah es so aus, als hätte Melissa Angst vor der eigenen Courage bekommen, aber dann fuhr sie fort. „Ich meine, Jamie hat Rebecca schließlich für mehrere Tage aufgenommen, ein Kind, das ihm vorher ganz fremd war. Er kann doch nichts dafür, dass du und Wayne nicht miteinander klarkommt. Also wenn du irgendwelche Probleme mit seinem Bruder hast oder damit, dass der auf Geschäftsreise geht, statt sich um seine Tochter zu kümmern, dann lass das nicht an Jamie aus!“ So langsam kannte ich mich mit Melissa wirklich nicht mehr aus. Sie wäre die Letzte gewesen, der ich so eine Rede zugetraut hätte, und was das Erstaunlichste war: es schien zu wirken. Charlenes Gesichtsausdruck verlor ein wenig an Härte und sie dachte offensichtlich ernsthaft über die Predigt nach, die ihr eine völlig Unbekannte soeben gehalten hatte.



    „Dann will ich dir mal was sagen, …“ Sie sprach jetzt ganz ruhig und sah Melissa fragend an. „Melissa“; stellte diese sich vor. „Melissa. Du hast keine Ahnung von meinem Leben. Ich habe einen sehr stressigen Job, bin allein erziehende Mutter von einem Kleinkind und komme gerade von der Beerdigung meines Großvaters, der mir wirklich viel bedeutet hat. Ich habe Rebecca sicher nicht leichten Gewissens bei ihrem Vater abgegeben, aber ich hatte keine Wahl. Und anstatt diese einmalige Chance zu nutzen, seinen Pflichten nachzukommen, hinterlässt er mir eine Nachricht, dass er seine Tochter bei einem gewissen Jamie gelassen hat… Hast du Kinder, Melissa?“ Diese schüttelte den Kopf. „Also kannst du dir vermutlich nicht vorstellen, wie ich mich in dem Moment gefühlt habe. Ich hab keine besonders gute Meinung von Wayne als Partner in einer Beziehung, aber ihn ich kenne wenigstens.“



    Charlene sah mich ernst, aber nicht mehr unfreundlich an. „Ich habe mir das Schlimmste ausgemalt. Du hättest Drogendealer, Zuhälter oder sonst was sein können.“ Sie atmete tief durch. „Scheint ja nicht der Fall zu sein. Aber Melissa hat Recht, ich hab meine Wut auf Wayne an dir ausgelassen. Tut mir Leid. Wenn ihr irgendwelche zusätzlichen Kosten oder sonstigen Unannehmlichkeiten hattet, komme ich natürlich dafür auf.“ Einen kurzen Augenblick später hielt sie mir ihre Visitenkarte hin. „Und jetzt würde ich gern…“ Ich unterbrach sie, nachdem ich mir den Namen und die anderen Angaben auf der Visitenkarte dreimal durchgelesen hatte. „Williams? DU bist Charlene Williams?“ „Ja. Gibt es ein Problem mit meinem Namen?“ Kein Problem, eher eine Chance…

    Haha, bis eben war sie brav, sie kann aber auch anders... Ich, äh, ich meine Jamie, hat aber noch ein letztes, pädaogisch verwerfliches, Ass im Ärmel :hehe


    So, das wird die letzte FS vor Weihnachten, daher wünsche ich an dieser Stelle allen meinen Lesern, vor allem natürlich den fleißigen Kommentierern (Ihr wisst schon, wer gemeint ist),
    ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Rutsch sowie ein glückliches 2006!




    Wäääääääääh“, schrie mich Rebecca an. Sie stand in ihrem Bett, rüttelte am Gitter und… tja, schrie mich eben an. Soviel zum Thema „pflegeleicht“. Das ging jetzt schon den halben Abend so, und Lewis, Nick und ich wussten einfach nicht mehr weiter. Wir hatten schon alles versucht: ihr zu essen und zu trinken gegeben - also wir hatten es ihr angeboten, nur schien sie es nicht zu wollen -, sie war trocken und sauber, wir hatten ihr jedes einzelne Spielzeug in die Hand gedrückt, das Wayne hier gelassen hatte, wir hatten sie durchs ganze Haus getragen und dabei gewiegt, in die Luft geworfen (und natürlich wieder aufgefangen), sie abgekitzelt, wir hatten ihr vorgesungen – das Ergebnis bestand jedes Mal nur aus einem lauteren und noch länger anhaltenden „Wäääääääääh“. Okay, bei unserem Gesangstalent konnte ich das im letzten Fall sogar verstehen.



    „Was willst du denn? Tut dir irgendwas weh?“ fragte ich verzweifelt, in der Hoffnung, dass sie wenigstens auf ihren Bauch zeigen würde oder so was ähnliches, dann hätten wir einen Anhaltspunkt… Doch Rebecca verweigerte jegliche Kooperation. Lewis kam herein und sah erst mich, dann die Kleine mitleidig an. „Du vermisst deine Mami, stimmt’s?“ meinte er und strich meiner Nichte über den Kopf. Na klar – dass ich da nicht schon selbst drauf gekommen war. „Ich würde sie ja gern anrufen, damit du wenigstens ihre Stimme hören kannst, aber…“ … ich habe ihre Nummer nicht, ergänzte ich im Stillen. Ich wusste aber, wer sie hatte! „Bleib mal einen Moment hier“, sagte ich zu Lewis und rannte hinunter zum Telefon.



    Natürlich hatte mein geliebter Bruder sein Handy ausgeschaltet, aber das hieß ja nicht, dass ich nicht trotzdem meiner Frustration freien Lauf lassen konnte. „Wayne Michael Burton, ruf mich sofort zurück, wenn du deine Mailbox abhörst!“ schimpfte ich in den Hörer, ehe ich ihn wieder aufknallte. Seine Tochter konnte ja nichts dafür, dass ihre Mutter sie einfach bei einem für sie Wildfremden ablud, der dann nichts Besseres zu tun hatte, als das Kind gleich an seinen bedauernswerten Bruder weiterzureichen. Ich bemitleidete Rebecca und mich noch ein bisschen, als Lewis mit ihr auf dem Arm herunterkam. Sie weinte immer noch, schrie aber nicht mehr so laut, vermutlich weil sie schon heiser war. „Und?“ „Mailbox“, erklärte ich. Wir gingen ins Wohnzimmer, und aus reiner Gewohnheit schaltete ich den Fernseher ein.



    „Das meinst du doch nicht ernst, für kleine Kinder ist Fernsehen nicht…“ wollte Lewis mich zurechtweisen, als er plötzlich abbrach und Rebecca beobachtete. Meine Nichte war völlig fasziniert von den vielen bunten bewegten Bildern. Sie hörte auf zu weinen und streckte eine Hand nach dem Bildschirm aus. Mit ihr ging eine Veränderung vor, die ich noch vor einer Minute für unmöglich gehalten hätte – sie juchzte und kicherte plötzlich drauf los, auch wenn sie wahrscheinlich keine Ahnung hatte, was da eigentlich gerade vor sich ging. „Ich hab das Wundermittel entdeckt“, flüsterte ich stolz Lewis zu, als das Telefon klingelte. Erstaunlich schnell hatte Wayne mich zurückgerufen und begann sofort, mich auszufragen. Ich war natürlich die personifizierte Entspannung. „Rebecca? Nein, alles bestens. Ihr geht’s großartig. Kein Grund zur Beunruhigung.“

    Na ja, stimmt, Melissa hat überreagiert - aber vielleicht sieht sie das ja selbst noch ein oder hat einen guten Grund dafür? Wird noch nicht verraten!


    Und zum Thema Tyra - Jamie wollte ich noch anmerken, dass Jamie ja bloß einen Witz über Tyras angebliche Oberflächlichkeit gemacht hat... Die hat das auch verstanden und absichtlich so eingeschnappt gespielt. Das ist vielleicht nicht so rübergekommen, aber das ist halt so'n kleiner Running Gag zwischen den beiden, sich immer gegenseitig zu ärgern und Tyra zieht das halt mit Pokerface durch ;). Hoffe, damit sind alle Missverständnisse ausgeräumt!

    Zitat von NathSkywalker

    Tyra hat gut auf das Kind reagiert, ich hätte nicht erwartet, dass sie von Kindern besonders angetan ist ...


    Hey, da denkst Du ähnlich wie Jamie... wie Du gleich lesen wirst. Habt alle lieben Dank für Eure Kommentare und PNs! Ich hab's doch gewusst: Kinder und Tiere ziehen immer :hehe


    So, nach halbwegs überstandener Grippe jetzt wieder eine FS:



    Natürlich bleibt Rebecca hier.“ Wie Tyra vorhergesehen hatte, war Lewis mir kein bisschen böse. Er hatte meine Nichte sofort ins Herz geschlossen und mit ihr herumgealbert. Inzwischen waren auch Nick und Melissa von der Arbeit gekommen und ich hatte die ganze verfahrene Situation geschildert. „Tja, dieses Wochenende hab ich zum Glück frei, aber ab Montag wird’s schwierig“, sagte ich nachdenklich. „Kein Problem“, winkte Lewis ab. „Wir können uns abwechselnd um sie kümmern, und ehe wir’s uns versehen, wird sie auch schon wieder abgeholt. Komm, Nick, wir bauen das Bett und den Wickeltisch auf – aber in Jamies Zimmer!“ Lewis zwinkerte mir zu und verschwand mit Nick im Flur.



    Rebecca entdeckte die Stereoanlage und krabbelte begeistert darauf zu. Melissa lächelte und tätschelte der Kleinen die Wange. Wahrscheinlich war es eine angenehme Ablenkung für sie, sich mit dem Kind beschäftigen zu können und – hoffentlich – nicht ständig an Andrew denken zu müssen. Apropos… Ehe ich Melissa ansprechen konnte, meldete Tyra sich zu Wort. „Ach, übrigens… am Wochenende kann ich leider nicht auf Rebecca aufpassen.“ Sie wirkte tatsächlich so, als täte es ihr ein wenig Leid – dabei hatte ich bis heute gedacht, Tyra würde beim Anblick eines Kleinkindes schreiend das Weite suchen. „Aber Evan hat mich zu einem Wochenendtrip nach New York eingeladen – wir wollen heute Abend noch fliegen…“ „Macht nichts. Du hättest sowieso nicht besonders viel Spaß mit ihr gehabt. Rebecca ist einfach noch zu klein, um mit ihr Klamotten und Make-Up kaufen zu gehen.“



    Aus den Augenwinkeln sah ich Melissa grinsen, doch Tyra wirkte kein bisschen amüsiert. „Weißt du, du hättest statt zu malen Komiker werden sollen, Jamie“, meinte sie spitz und ich zuckte mit den Schultern. Tyra stolzierte mit einer Grazie aus dem Wohnzimmer, dass ihre Kolleginnen auf den Mailänder Laufstegen bei dem Anblick grün vor Neid geworden wären. „Und ich wollte eigentlich Phoebe in Grand City besuchen… Aber das kann ich verschieben, wenn du willst!“ Manchmal war Melissa einfach zu gut für diese Welt. „Quatsch, macht ruhig die Stadt unsicher, wir kommen schon klar.“ Sie wollte sich gerade abwenden, als mir wieder einfiel, was ich ihr erzählen wollte. „Melissa? Andrew war vorhin hier. Er hat nach dir gefragt.“ Es tat mir richtig Leid zu sehen, wie ihre Augen plötzlich hoffnungsvoll leuchteten.



    „Warum hat er nicht auf mich gewartet? Hast du ihm nicht gesagt, wann ich nach Hause komme?“ Ich sah an ihr vorbei. „Doch, aber er ist gleich wieder gegangen. Ich schätze, ich hab was Falsches gesagt.“ Sie runzelte die Stirn. „Was denn?“ „Na ja, dass du jetzt mit Nick zusammen bist…“ Melissa wurde auf einmal ganz blass. „Wie bitte? Wie konntest du Andrew nur…“ Ich versuchte es mit Schadensbegrenzung. „Er wollte sowieso nicht wieder von vorn anfangen, sondern bloß noch mal mit dir reden, glaub ich.“ Nicht, dass sie dachte, ich hätte ihre letzte Chance versaut, es gab für sie ja bei Andrew keine Chance mehr. „Aber wie kommst du denn darauf, dass ich mit Nick zusammen bin?!“ Okay, die Zeit des Geständnisses war gekommen. „Ich hab euch heute früh gesehen. Tut mir Leid, ich wollte eigentlich gar nicht…“



    Dass ich einfach in ihr Zimmer reingeplatzt war, schien sie momentan weniger zu stören. „Und da musst du Andrew gleich erzählen, dass Nick und ich was miteinander haben?“ Für einen Moment setzte sie sich auf das Sofa, schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte fassungslos den Kopf. „Ist mir nur so rausgerutscht. Ich konnte ja nicht wissen, dass zwischen dir und Nick… dass das eine einmalige Angelegenheit war.“ Melissa stand wieder auf und starrte mich wütend an. „Das war überhaupt keine ‚Angelegenheit’! Ein Mann und eine Frau können auch einfach im selben Bett schlafen, ohne dass gleich irgendwas Sexuelles passiert!“ Und so rauschte sie in einer Stimmung, in der ich sie noch nie erlebt hatte, an mir vorbei und ignorierte dabei sogar Nick, der im Türrahmen stand und die letzten Worte noch mitbekommen haben musste.



    „Der Fluch meines Lebens“, meinte er und verzog dabei ironisch das Gesicht. „Hä?“ machte ich, aber er zuckte nur mit den Schultern. „Nichts. Vergiss es.“ Er kam näher und sah sich suchend um. „Lewis und ich kommen oben nicht weiter. Liegt hier zufällig eine Aufbauanleitung zwischen dem ganzem Spielzeug rum?“ „Keine Ahnung, guck doch mal da drüben nach. Sag mal, du hast nicht zufällig auch schon was am Wochenende vor?“ Nick sah mich fragend von der Seite an. „Nein, wieso?“ „Gut. Dann heißt es also Lewis, du und ich. Und Rebecca natürlich. Weißt du, woran mich das erinnert?“ Er schüttelte den Kopf und ich grinste. „Drei Männer und ein Baby.“


    Ha, von wegen ein paar Tage! Eineinhalb Wochen würde Wayne weg sein, mindestens. Das sagte er mir aber auch erst, als wir Rebeccas Sachen, ihr Spielzeug sowie ein Bettchen und einen Wickeltisch (beziehungsweise die Einzelteile davon) ins Haus gebracht hatten – eben alles, was Charlene vorgestern noch bei ihm abgeladen hatte. Da war es nur ein kleiner Trost, dass er Charlene eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, wo sie ihre Tochter abholen könne, falls sie eher wieder zurück wäre. Jetzt saß ich hier mit einem Kleinkind, dass eigentlich durch die fremde Umgebung, und wenn schon nicht dadurch, dann durch die Abwesenheit jeglicher vertrauter Personen völlig verängstigt sein müsste, das aber fröhlich vor sich hin spielte und dies auch noch in irgendeiner Fantasiesprache kommentierte.



    Immerhin: Wayne hatte Rebecca als sehr pflegeleicht beschrieben, und sie tat bisher alles, um diese Aussage zu bestätigen. Ich hörte, wie jemand die Haustür aufschloss. „Jemand zu Hause?“ schrie Tyra. „Ja, ich!“ rief ich zurück. „Hey, du wirst es nicht glauben! Erinnerst du dich noch Evan, den Fotografen von meiner Party? Er hat mich übers Wochenende…“ Sie war im Wohnzimmer angekommen und ihr Gesicht erstarrte. „Was ist das?“ fragte sie. „Ein Kind“, entgegnete ich. „Vielen Dank, das sehe ich selbst.“ Ihr fiel wohl eine gewisse Ähnlichkeit auf, auf jeden Fall sah sie mich entsetzt an. „Jamie, du hast doch nicht etwa irgendwelche Dummheiten gemacht?“ „Doch. Ich hab mich von meinem Bruder überreden lassen, auf meine Nichte aufzupassen.“



    „Aha, du verdienst dir jetzt was mit Babysitting dazu, ja?“ ärgerte sie mich. Sie ging langsam auf Rebecca zu, die sie kurz von oben bis unten betrachtete, aber nicht als interessant genug einstufte, um ihr Spiel deswegen für längere Zeit zu unterbrechen. „Wie heißt du denn, Süße?“ Ich verkniff mir ein Grinsen. Also war selbst Tyra nicht immun gegen den Effekt, den kleine Kinder auf den Großteil der Menschheit hatten. „Die Süße heißt Rebecca und kann noch nicht gut genug sprechen, um dir das selbst zu sagen.“ Tyra konnte einfach nicht widerstehen und nahm die Kleine auf den Arm. „Und wie lange bleibt sie hier?“



    „Ähm, nur ein paar Tage…“ sagte ich sarkastisch. „Weiß Lewis davon?“ „Noch nicht. Was denkst du, schmeißt er mich sofort raus oder lässt er mich vorher noch meine Sachen zusammen packen?“ Tyra lachte, und das Geräusch schien auch Rebecca höchst amüsant zu finden, denn sie lachte herzhaft mit. „Lewis? Der wird das Kind nie wieder hergeben! Wenn es nach ihm ginge, hätte er selbst mindestens schon vier!“ Wie heißt es so schön – wenn man vom Teufel spricht… Wir hatten gar nicht mitbekommen, wie Lewis eingetreten war, jedenfalls stand er auf einmal im Wohnzimmer, sah mich und daneben Tyra mit dem dunkelhäutigen Kind auf dem Arm, und sagte trocken: „Euch kann man nicht mal ein paar Stunden allein lassen!“

    Zunächst lieben Dank an Nath, MARF, Abby und Smeagol für Eure Kommis!
    Stimmt schon, für eine kurze Zeit spielt mal Jamie die Hauptrolle...



    Sag das noch mal.“ „Rebecca ist meine Tochter.“ Er sah mich fast ängstlich an, und mir schossen tausend Fragen durch den Kopf. Ich konzentrierte mich zunächst auf die wichtigste. „Und wo ist sie jetzt?“ Er deutete nach draußen. „Im Auto.“ „Was? Du kannst doch ein kleines Kind nicht allein im Auto lassen!“ Moment mal – ich wusste ja nicht, wie lange er mir seine Vaterschaft schon verheimlichte! „Sie ist doch noch ein kleines Kind?!“ „Ja. Es… es sollte ja nur für ein paar Sekunden sein, ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen…“ Das war ihm aber trotzdem sehr gut gelungen. Wayne wandte sich ab. „Dann hol ich sie mal rein.“ „Die beste Idee, die du seit langem hattest“, murmelte ich, als Wayne hinausging.



    Mit einem süßen kleinen Mädchen auf dem Arm kam er wieder ins Wohnzimmer. „Schau mal, Rebecca, das ist dein Onkel Jamie!“ Onkel… das hörte sich irgendwie alt an. Und ich hatte noch gar nicht so weit gedacht: die Kleine war meine Nichte. Sie gehörte zur Familie… „Er wird eine Weile auf dich aufpassen“, ergänzte Wayne. „Ich hab noch nicht ja gesagt! Wie kommst du eigentlich zu einem Kind… Ich meine, wer ist ihre Mutter und wieso erfahre ich erst jetzt davon?“ Er setzte seine Tochter auf den Fußboden und gab ihr ein Spielzeug, ehe er antwortete. „Weil ich selbst erst seit zwei Tagen Bescheid weiß. Charlene, also Rebeccas Mutter, steht plötzlich vor der Tür und erklärt mir, das sei meine Tochter und ich soll mich ein paar Tage um sie kümmern.“



    Er fuhr mit der Hand über seinen glattrasierten Schädel. „Wir waren gerade mal vier Monate zusammen. Ich wusste nicht mal, dass sie schwanger war, als wir uns getrennt haben. Vielleicht wusste sie es selber nicht…“ „Und sie hat sich nie gemeldet, Unterhalt gefordert oder so was?“ fragte ich misstrauisch. „Nein. Finanziell kommt sie wohl ganz gut klar, und sie hatte wohl gedacht, ich würde sowieso nichts von einem Kind wissen wollen.“ Dann konnte sie Wayne nicht besonders gut kennen. Er hätte vielleicht keine Luftsprünge gemacht, aber sich bestimmt nicht vor der Verantwortung gedrückt. „Aber die Kleine ist ganz sicher von dir?“ Wayne sah mich böse an. „Entschuldige, man wird ja wohl noch fragen dürfen“, ruderte ich zurück.



    „Warum kommt sie dann auf einmal an und überlässt dir das Kind?“ „Sie hat mir erzählt, sie müsse ganz dringend weg, ein Todesfall in ihrer Familie. Sie muss ziemlich verzweifelt gewesen sein, dass ihr plötzlich einfiel, dass Rebecca auch einen Vater hat.“ So verbittert hatte ich meinen Bruder noch nie gehört. Ob ihm immer noch etwas an dieser Frau lag? Oder war er tatsächlich sauer, weil sie ihm die Existenz seiner Tochter so lange verschwiegen hatte? „Sie hätte doch die Kleine mitnehmen können, oder nicht?“ Wayne warf einen langen Blick auf Rebecca und lächelte über ihr Geplapper, von dem kein Wort zu verstehen war. „Ich glaube, ihre Eltern sind nicht so begeistert davon, dass Charlene ein uneheliches Kind hat, von dessen Vater sie auch noch getrennt ist.“



    Kein Wunder, dass diese Charlene dachte, Wayne würde das Kind ablehnen, wenn nicht mal ihre eigenen Eltern es akzeptierten. Ich beobachtete das Mädchen beim Spielen und sie tat mir auf einmal sehr Leid; sie wurde von einem zum anderen geschoben. Ohne meinem Bruder etwas unterstellen zu wollen – war es nicht ein unglaublicher Zufall, dass er gerade jetzt nach Chicago musste? „Hör zu, mal davon abgesehen, dass ich keine Ahnung vom Umgang mit kleinen Kindern habe und auch gar keine Zeit… Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber das Haus gehört mir nicht. Ich bin hier nur Untermieter, und ich kann nicht einfach ohne Lewis’ Erlaubnis…“ Ungeduldig sah Wayne auf die Uhr. „Ich würde ja gern auf ihn warten, um ihn selbst zu fragen, aber ich muss meinen Flug kriegen. Also…“ Seine braunen Augen sahen mich flehend an. „Würdest du bitte deine Nichte für ein paar Tage aufnehmen?“

    JAMIE



    Nach einer anstrengenden Nacht in der Bar machte ich wie fast jeden Morgen erstmal das Frühstück für alle, damit wir zusammen essen konnten, ehe die anderen WGler zur Arbeit mussten und ich schlafen ging. Doch heute wurde meine Mühe nicht gewürdigt. Lewis kam mir entgegen, als ich ihn zum Frühstück holen wollte und hatte bereits ein Sandwich in der Hand. „Tut mir Leid, Jamie“, nuschelte er zwischen zwei Bissen. „Ich hab keine Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, muss zu einem dringenden Termin.“ Das war noch zu verkraften. „Dann sind wir halt nur zu viert.“ Er drehte sich noch mal um und schüttelte den Kopf. „Zu dritt. Soweit ich weiß, hat Tyra die Nacht außer Haus verbracht.“



    Mir fiel wieder die Geburtstagsparty ein und ich hatte einen vagen Verdacht, bei wem Tyra übernachten könnte. Also blieben noch zwei. Ich klopfte an Melissas Tür, doch es kam keine Reaktion. Hoffentlich war alles in Ordnung, denn danach zu urteilen, was ich mitbekommen hatte, war sie gestern ziemlich fertig gewesen, nachdem Andrew… na ja, mit ihr fertig war. Nach dem Grund für die Trennung wollte ich nicht fragen, auch wenn er mich durchaus interessiert hätte. „Melissa? Kommst du frühstücken?“ rief ich, doch auch darauf antwortete sie nicht. Und dann tat ich das, was ich sonst nie tun würde, nämlich einfach die Tür zu ihrem Zimmer öffnen – und ich traute meinen Augen kaum. Nick und Melissa lagen einträchtig aneinandergeschmiegt auf ihrem Bett. Leise schloss ich die Tür wieder und grinste breit. Wer hätte das gedacht…



    Beim Frühstück (zu dem sie auffälligerweise getrennt erschienen) waren beide sehr still, und ich wollte auch nicht sagen, dass ich Bescheid wusste, um nicht als Schnüffler zu gelten.
    Nachmittags, als ich ausgeschlafen hatte, setzte ich mich erstmal gemütlich vor den Fernseher und zappte so lange hin und her, bis ich bei irgendwelchen Cartoons hängenblieb. Doch viel Zeit zum Relaxen hatte ich nicht, denn plötzlich klingelte es und zu meiner Überraschung stand Andrew vor der Tür. „Hallo Jamie. Ist Lissy da?“ „Hi. Nein, kann aber nicht mehr lange dauern, bis sie Feierabend hat. Willst du hier auf sie warten?“



    Andrew nahm mein Angebot gern an. Er sah so aus, als hätte er nicht besonders gut geschlafen. Das Schweigen wurde langsam aber sicher ein wenig peinlich, bis er leise fragte: „Sie ist bestimmt ganz schön wütend auf mich, oder?“ „So würde ich das nicht sagen“, erwiderte ich in der Hoffnung ihn zu beruhigen, und Andrew zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich komm einfach nicht drüber weg, wie sie…“ Er atmete tief durch. „Weißt du, heute war der letzte Tag meiner Weiterbildung, ab Montag arbeite ich wieder in Grand City. Ich will bloß nicht, dass wir so auseinander gehen wie gestern Abend. Wahrscheinlich hab ich ihr sehr wehgetan.“ Ich winkte ab und wollte irgendwas Tröstendes sagen. „Sie kommt schon drüber weg, sie hat ja jetzt Nick…“



    Irgendwas an dem Satz musste nicht ganz in Ordnung gewesen sein, denn Andrew starrte mich an wie vom Blitz getroffen. „Ach komm, hör auf, mich zu verarschen.“ „Nein, ich hab doch selbst gesehen, wie…“ Unvermittelt stand er auf. „Hey, wo willst du hin? Melissa müsste jeden Moment hier sein!“ „Danke, aber mir reicht’s. Ich lass mich von ihr doch nicht zweimal an der Nase herumführen.“ Damit war für ihn der Besuch offenbar beendet, denn ehe ich noch etwas sagen konnte, war er schon zur Tür hinaus. Ich ließ mir das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen und da war etwas, was an mir nagte. Eine Erinnerung, etwas, das Melissa mal gesagt hatte über Andrew und Nick und…



    Weiter kam ich nicht, denn es klingelte schon wieder, und ohne nachzusehen, wer es war, öffnete ich die Tür weit und begann: „Hast du es dir jetzt doch anders überlegt, Andrew?“ Aber Andrew kam nicht wieder rein, stattdessen antwortete der Mann vor der Tür: „Wir haben uns zwar seit letztem Weihnachten nicht mehr gesehen, aber dass du meinen Namen nicht mehr weißt…“ „Wayne!“ rief ich und umarmte meinen großen Bruder kurz, aber herzlich. „Gar nicht so leicht, dich zu finden. Seit wann wohnst du denn hier?“ fragte er und warf einen interessierten Blick ins Innere des Hauses. „Erst seit ein paar Monaten. Komm doch rein.“ Wayne warf einen prüfenden Blick auf sein Auto, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte, und trat dann fast widerwillig ein.



    „Wie läuft’s mit der Malerei?“ Da hatte er meinen wunden Punkt sofort getroffen. „Nicht so gut, wie ich es gern hätte“, gab ich zu und fragte, ob er etwas zu trinken wollte, was er jedoch ablehnte. „Und bei dir? Alles in Ordnung im Job?“ „Kann man so sagen. Ich… bin auch nur auf der Durchreise hier, ich muss eigentlich gleich nach Chicago.“ Ich konnte sehen, dass er etwas auf dem Herzen hatte – sonst wäre er auch nicht hierher gekommen, denn Greenville lag nun wirklich nicht auf der Strecke Breyton – Chicago. „Jamie, diese Geschäftsreise könnte etwas länger dauern, und… ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Könntest du dich in der Zwischenzeit um Rebecca kümmern?“ Den Namen erwähnte Wayne zum ersten Mal. „Wer ist denn jetzt Rebecca? Deine Hündin?“ Wayne schluckte. „Meine Tochter.“

    NA ENDLICH...


    ...hab ich's geschafft, Eure Erwartungen mal nicht zu erfüllen, sondern zu übertreffen (so deute ich jetzt jedenfalls mal Naths und DawnAngels Kommentare)! :megafroi


    Tja, Ihr Lieben, Ihr habt ja Recht, lieber wenige, dafür aber sinnvolle Kommentare - bei Euch merkt man wenigstens, dass Ihr Euch wirklich damit beschäftigt - als "gut gemacht, weiter so". Im Übrigen gibt es ja auch ein paar, die nicht kommentieren (oder erst später), aber dafür Karma spenden, auch hierfür lieben Dank an alle, die sich angesprochen fühlen!
    Smeagol (hihi, Du hast Andrew echt "gefressen", was?), Nath (bin Dir überhaupt nicht böse und fand die Erklärung sehr interessant), DawnAngel (Du hast, glaub ich, sehr gut verstanden, welche Beweggründe Andrew hatte), MARF (danke für die Komplimente! und stell dir einfach vor, Ryan - also Melissas Ex - wäre kurz nach der Trenunng wieder weggezogen) und amylee (hab schon gemerkt, dass du seltener, aber immer wieder mal sehr nett kommentierst! und jetzt gründe schon irgendwer einen "Ich will, dass Nick und Melissa zusammenkommen"-Club... *g*): ich werde mich bei Gelegenheit noch mal für Eure tollen und konstruktiven Kommentare erkenntlich zeigen... Was die Bilder angeht, hab ich mir schon vorgenommen, bei der nächsten Story da anders zu verfahren (und ich entschuldige mich bei der Gelegenheit schon mal für die etwas zu dunkel geratenen Fotos in dieser und den nächsten paar Fortsetzungen, aber ich wollte die nicht so lange nachbearbeiten, bis der Teppich im Wohnzimmer plötzlich hellblau ist etc.) - ich vermisse aber auch die Sims1-Funktion, schon beim Fotografieren den Bildauschnitt festzulegen. Jetzt aber endlich die versprochene Fortsetzung:


    NICK



    Als Melissa heulend an mir vorbeilief, in ihr Zimmer stürmte und die Tür hinter sich zuwarf, wusste ich zuerst nicht, was ich davon halten sollte. Doch meine Begriffsstutzigkeit legte sich schnell und mir wurde klar, dass es nur mit Andrew zu tun haben konnte. Vorsichtig ging ich ihr nach, öffnete die Tür und sah sie schluchzend auf dem Sofa liegen. „Melissa?“ fragte ich leise. „Alles in Ordnung?“ Sofort hätte ich mich für die dämliche Frage ohrfeigen können – natürlich war nicht alles in Ordnung, das sah doch ein Blinder. Melissa antwortete, doch zwischen ihren Schluchzern konnte ich nur einzelne Wörter wie „Andrew“, „Wahrheit“ und „Schluss“ verstehen und reimte mir den Rest zusammen.



    „Möchtest du vielleicht mit mir darüber sprechen?“ versuchte ich mich vorsichtig an sie heranzutasten, doch sie schüttelte nur den Kopf. Ich kam mir so furchtbar hilflos vor. Eigentlich hätte ich glücklich sein müssen, Andrew war Geschichte und der Weg für mich frei, aber ich ertrug es nicht, Melissa so leiden zu sehen. Aber da sie offensichtlich kein Interesse daran hatte, sich bei mir auszuweinen, tat ich das, was alle Männer tun, wenn sie bei einer Frau nicht mehr weiter wissen: ich wandte mich an eine andere Frau.



    Tyra war widerstrebend mitgekommen und stand jetzt mit mir in Melissas Zimmer. Sie betrachtete die immer noch weinende Melissa für einige Sekunden schweigend und fragte dann: „Was genau ist denn jetzt passiert?“ Melissa setzte sich langsam auf, sah uns aus verheulten Augen an und flüsterte: „Andrew will nichts mehr von mir wissen. Ich… ich hab ihm die Wahrheit gesagt und jetzt ist alles aus.“ Ratlos sah Tyra von Melissa zu mir und wieder zurück. „Wie, er hat mit dir Schluss gemacht, weil du NICHT mit Nick zusammen bist?“ „Nein, weil ich ihm nicht die Wahrheit gesagt habe! Verstehst du denn nicht, ich habe ihn die ganze Zeit über angelogen…“ Tyra zuckte mit den Schultern.



    „Na ja, ganz unrecht hat er ja nicht…“ Ich starrte sie geschockt an. Sie war hier, um Melissa zu trösten, nicht, um noch Salz in die Wunde zu streuen! Auch Melissa war von dieser Antwort alles andere als begeistert. „Du bist doch Schuld an allem!“ presste sie wütend hervor. „Du hast doch gesagt, ich soll Nick als meinen Freund vorstellen!“ Aufgebracht wedelte Tyra mit den Armen. „Ich??? Ich hab bestimmt nicht gesagt, du sollst das wochenlang durchziehen! Wenn du ihm auf meiner Party erzählt hättest, du und Nick hättet euch getrennt, wär doch alles in Ordnung gewesen, oder?“ Melissa sah etwas überrascht aus, als wäre sie nie auf diese simple Idee gekommen, doch das sah Tyra nicht mehr, weil sie aus dem Zimmer gestürmt war, als sie ausgesprochen hatte.



    „Ich bin gleich wieder da“, ließ ich Melissa wissen und rannte Tyra hinterher. „Warte! Du kannst sie doch nicht einfach so im Stich lassen!“ Tyra funkelte mich wütend an. „Ich hab sie wohl kaum im Stich gelassen, das war eher ihr gesunder Menschenverstand!“ „Pssst!“ mahnte ich, da sie so laut sprach, dass ich befürchtete, Melissa könnte sie hören. Das hatte gerade noch gefehlt – ein Streit zwischen den beiden… „Ist doch wahr“, verteidigte sich Tyra. „Sie benimmt sich wie ein liebeskranker Teenager. Für diese dämlichen Spielchen ist sie nun wirklich zu alt.“ Ich konnte mir nicht verkneifen, nachzuhaken. „Stimmt es, dass es deine Idee war?“ Jetzt wurde sie doch etwas kleinlaut. „Ja… aber ich konnte doch nicht wissen, dass das solche Ausmaße annimmt…“



    Ich ließ Tyra gehen und kehrte zu Melissa zurück, die sich inzwischen auf ihr Bett gelegt hatte. Diesmal würde ich mich nicht so leicht abwimmeln lassen. „Wenn ich irgendwas für dich tun kann…“ Sie schüttelte den Kopf. Ohne groß darüber nachzudenken, legte ich mich neben sie. „Er ist es nicht wert“, wollte ich sie trösten. Sie sah mich traurig an. „Doch, Nick, das ist er. Ich bin es, die nicht gut genug ist.“ „Blödsinn! Vielleicht hast du einen kleinen Fehler gemacht, aber wenn er dir nicht verzeihen kann, hat er dich auch nicht verdient.“ Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, oder bildete ich mir das nur ein? „Du bist ein wahrer Freund“, sagte sie und betonte das „du“ so stark, dass ich mich fragte, ob es ein Seitenhieb auf Tyra war. Ich nahm sie in den Arm, sie kuschelte sich an mich und irgendwann müssen wir so eingeschlafen sein…