TYRA
Diese kleinen, miesen …! Ich war in einer echt beschissenen Stimmung, als ich nach Hause kam. Tag für Tag, Woche für Woche hatte ich die Agenturen dieser Stadt abgeklappert, und keiner erkannte mein Potential. Waren die denn alle blind? Wie konnte man mit mir, Tyra Daniels, so umspringen? Die würden sich alle noch wundern! Wenn ich erstmal von den Plakatwänden dieses Landes herablächeln und es meinetwegen auf den Straßen einen Auffahrunfall nach dem anderen geben würde…Jahaa, dann kommen sie angekrochen!
Zum Glück hatte Lewis so viel Weitsicht bewiesen, zu mir zu halten und an mich zu glauben. Nach der ersten Pleite bei HotLook wollte er mich ja eigentlich wieder nach Hause schicken, aber ich überzeugte ihn, dass das nur die Generalprobe war, die einfach schief gehen MUSSTE. Inzwischen glaubte er das natürlich auch nicht mehr, aber Blut ist eben doch dicker als Wasser. Außerdem hatte ich mich ziemlich schnell mit den anderen beiden angefreundet. Hätte ich selbst nicht gedacht, aber das kleine Mäuschen war gar nicht so uncool, wie sie auf den ersten Blick wirkte, und Jamie war sowieso der Typ, mit dem jeder gut auskommt.
Ich war auf dem Weg in mein Zimmer, als das Telefon klingelte, und ich nahm genervt ab. „Daniels“, schnauzte ich in den Hörer, weil ich immer noch tierisch sauer war. Entsprechend vorsichtig kam vom anderen Ende die Antwort. „Miss Daniels? Hier ist Emily West von der Agentur Silvie Lacroix. Sie waren doch gestern bei unserem Casting, und wir möchten uns nochmals für Ihr Interesse bedanken.“ Laber, laber… jetzt komm schon zur Sache, dachte ich. „Unser Kunde, Mr. Vaughn von Swim’n’Style, könnte sich Sie sehr gut als Model für seine nächste Bademodenkollektion vorstellen…“
Wie bitte? Die wollten mich? Moment mal, natürlich wollten die mich! Wer wäre besser für diesen Job geeignet als ich? Endlich war es soweit! Die Gerechtigkeit hatte gesiegt und… „Allerdings gibt es da noch ein kleines Problem. Unser Kunde möchte, wie soll ich sagen, dass Sie dafür eine… ähm, winzige Veränderung vornehmen lassen“, quasselte diese Emily weiter und ich verstand kein Wort. Veränderung? Ich?! Also Silikon konnte er ja wohl kaum meinen, oder? „Was stimmt denn mit meinen Proportionen nicht? Sie haben doch gestern selber gesagt, dass…“ „Nun ja, es betrifft auch nicht Ihre Figur…“