Teil 2: Party
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Wir besprochen, fanden Katie und ich uns um kurz vor zehn vor dem Haus des Bekannten ein. Meine Freundin hatte es mal wieder auf die Spitze getrieben und ihren Oberkörper nur durch ein schmales Stück Stoff bedeckt. „Lass uns schnell reingehen“, meinte sie und rieb sich die Oberarme. „Hier draußen ist es verdammt kalt.“
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Drinnen war die Hölle los. Ein lauter Bass schlug uns um die Ohren, es roch scharf nach Alkohol und grelle Lichter blitzten von der Decke herab und tauchten den Raum in Regenbogenfarben. „Mann, wie cool“, rief ich über die dröhnende Musik Katie zu.
„Ist ja fast wie in einer richtigen Disco.“ Katie grinste und zog mich mit sich, bis wir vor einer Frau in schwarzem Cocktailkleid standen. „Das ist Maria“, stellte sie mich vor. „Maria, das ist meine Freundin Scarlett.“
„Freut mich“, sagte Maria und deutete auf einen jungen Mann neben sich. „Mein Bruder Cameron.“
„Hi“
Mann, sah der gut aus. Blaue Augen, soweit ich in dem flirrenden Licht erkennen konnte. Unter seiner Käppi lugten ein paar rote Franzen heraus.
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„Na, hab ich nicht recht gehabt, als ich meinte, es würden ein paar tolle Jungs da sein?“, zog mich Katie auf, als wir zur Bar gingen, um uns mit ein paar Getränken zu bedienen. „Dieser Cameron ist doch voll dein Typ, oder?“ Ich lächelte verlegen. „Du könntest ihn ja um einen Tanz bitten“, fuhr Katie ungerührt fort und trank ein Schluck aus ihrem Glas. „Ich für meinen Teil werde mal diesen Muskelprotz dahinten genauer unter die Lupe nehmen. Der sieht mir nach einem echten Mann aus.“ Ich verdrehte die Augen. Kürzlich hatte sie noch für einen anderen geschwärmt.
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Es war bereits zwei Uhr morgens und ein Ende der Feier schien längst noch nicht in Sicht gewesen zu sein. Ich hatte bereits einiges getrunken und schon ein bisschen getanzt – wenn auch allein. Ich beschloss, dies zu ändern und wankte beschwipst zu Cameron herüber.
„Prost“, grüßte ich ihn und verschluckte mich fast an meinem Gesöff, von dem ich nicht mal wusste, um was es sich dabei handelte. „Hey, Scarlett. Lust zu tanzen?“
„Klar“, ich lief rot an. Ob vor Freude oder aufgrund des Alkohols, das konnte ich nicht sagen.
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Eine Viertelstunde später fand ich mich in Camerons Armen wieder und weitere zehn Minuten in seinem Bett.
Es war bereits fünf Uhr, als ich es schließlich noch fertig brachte, mich zu verabschieden und heimzugehen. „Eve wartet sicherlich auf mich, sie sagt, ich soll nich’ su spät kommen“, lallte ich Maria zu.
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„Dann beeil dich lieber“, entgegnete sie. „Und pass auf, wenn du heim gehst, du bist doch zu Fuß gekommen, oder?“ „Ja, is’ nich’ weit von hier, wieso?“
„Hast du nicht die Nachrichten geschaut?“, fragte mich Maria jetzt deutlich beunruhigt. „In letzter Zeit geschehen hier mysteriöse Dinge in der Nachbarschaft. Drei Frauen sind in kürzestem Zeitraum als vermisst gemeldet und bis dato noch nicht gefunden worden.“ „Ah so“, sagte ich und hielt mich am Türrahmen fest, damit ich nicht umfiel. „Keine Sorge, ich kann mich wehren“.
Maria musterte mich von oben bis unten und wäre ich klaren Verstandes gewesen, so hätte ich bemerkt, dass sie meine Meinung nicht im Geringsten teilte, was diesen Punkt betraf. Aber schließlich schaffte ich es doch mich loszureißen und taumelte benebelt die Straße runter zu meinem Haus. Dann konnte ich mich nur schemenhaft daran erinnern, wie Eve die Haustür auf mein Klingeln hin öffnete und ich mit pochenden Kopfschmerzen ins Bett stieg und sofort in einen tiefen, wirren Schlaf fiel.
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„Er“ war wieder da. Wie immer in schwarz gekleidet. So schwarz wie es seine Seele sein mochte. Er sah mich an.
„Sarah. Ich bin es. Ich bin zurück.“
Ich schwieg. Unterdrückte meine Angst, sah mich nach einem Fluchtweg um und stellte fest, dass es keinen gab.„Meine liebste Sarah. Warum bist du nur gegangen?“
„Lass mich in Ruhe! Verschwinde!“
„Ich habe dich so lange gesucht. So lange...“
„Geh! Fort mit dir!“
„Aber jetzt, jetzt wird alles wieder wie früher. Komm zu mir, erinnere dich und führe ein Leben an meiner Seite!“
„Nein! Bitte! Ich kenne Sie doch gar nicht!“
„Erinnere dich.“
Er machte einen Schritt auf mich zu.
„Erinnere dich!“
„Nein!“
„ERINNERE DICH!“
„NEEEIN!“
Teil 3: Badly Love
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Ich wachte keuchend auf. Dieser verdammte Traum! Noch immer verfolgte er mich. Das nächste, was ich wahrnahm, waren die hämmernden Kopfschmerzen. Ich schlug mir eine Hand gegen die Stirn und setzte mich gerade auf. Mann, hatte ich einen Kater. Aber kein Wunder, nachdem, was ich da gestern alles in mich hineingekippt hatte! Zum Glück war heute Samstag. Ich verweilte noch eine Zeit lang in dieser Position, dann stand ich auf und schleppte mich hinunter in die Küche.
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„Gewöhn dir an, einen Schlüssel bei dir zu tragen und nicht so viel zu trinken“, war der erste Satz den ich von Eve heute morgen zu hören bekam. „Das Aspirin ist übrigens alle“, bemerkte sie ohne aufzusehen und stoppte somit meine Absicht, meine Kopfschmerzen zu kurieren.
„Mist“, sagte ich und trat gegen den Kühlschrank. „Aua! Verflucht noch mal! Eve, kannst mir bitte auch was zu essen machen, oh man, hab ich einen Brummschädel.“
„Dann leg dich am besten wieder hin anstatt was zu essen“, riet meine Schwester mir mit unverändert gleichgültiger Stimme. „Mensch, Eve, was ist los mit dir?“, fragte ich und betastete wieder mein gequältes Haupt.
„Es sind jetzt bereits vier Frauen.“
„Wie vier?“, sagte ich verdattert.
Eve seufzte und deutete auf die Zeitung, die vor ihr lag.
„Vier Frauen sind spurlos verschwunden. In ungefähr einem Monat. Was meinst du, was hat das zu bedeuten?“
„Was weiß ich?“, erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. Dabei erinnerte ich wieder an gestern zurück. Hatte Maria mir nicht von der Sache erzählt, bevor ich gegangen war?
„Na ja, wie auch immer“, Eve faltete die Zeitung zusammen und sah mir zum ersten Mal dieses Tages offen ins Gesicht. „War die Party schön?“
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Ich erzählte ihr von Cameron und wie wir uns kennen gelernt hatten. „So so, ein neuer Lover also?“ Eve spitzte die Lippen und sah mich nachdenklich an. „Aber denkst du, er meint es wirklich ernst mit dir?“
„Klar“, meinte ich etwas empört. „Er hat mir seine Nummer gegeben und außerdem...“
„Nein, weißt du, Scarlett...“, unterbrach mich meine Schwester und blickte mich ernst an. „Deine bisherigen Freunde haben dich doch auch immer früher oder später sitzen gelassen.“ „Was?“. Jetzt war ich außer mir. Wie konnte sie nur so abschätzig über mein Liebesleben daherreden?! „Was geht dich das denn an? Und außerdem, hast du etwa mehr Glück? Wer war denn der Mann gestern? Ich dachte, du wärst noch mit Phil zusammen. Hat der dich etwa auch abserviert?!“
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Jetzt schwiegen wir beide. Vermutlich hatte ich ins Schwarze getroffen. Eve wirkte sogar etwas traurig. Fast bereute ich meine Worte schon. Aber ich hatte doch recht gehabt. Und sie leider auch. Noch nie hatte es in Sachen Jungs richtig rosig für mich ausgesehen. Von dem einen betrogen, der nächste verschwunden, der Übernächste verlor das Interesse und der Überübernächste... ach, nein. Lassen wir das. Aber so ähnlich war mir es dauernd ergangen. In der Highschool war es sogar richtig massiv gewesen. Zu dieser Zeit hatte mich jeder Junge, in den ich mich verliebt hatte, abgewiesen.
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Zu knabenhaft sei ich gewesen, damals. Ja, sie hatten schon recht gehabt, ich trug zu dieser Zeit noch einen Kurzhaarschnitt, schminkte mich noch nicht und hatte auch mehr männliche als weibliche Freunde, aber das konnte doch nicht alles gewesen sein. Lag es an meiner Art, den anderen immer meine Meinung offen ins Gesicht zu sagen? An meiner Spontanität? Oder der Tatsache, dass ich lieber Hosen anstatt knappen Röcken trug, da ich sie unbequem fand und es mich nervte, wenn die Jungs mich nur nach meinem Hinterteil beurteilten?
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Ich hatte mir die Haare wachsen lassen, ich habe angefangen, mich zu schminken, ich bin auch öfters zum Shoppen aus gewesen, obwohl ich nichts langweiliger finde, als Klamotten einzukaufen. Und trotzdem. Meine Pechsträhne schien anzuhalten. Und Cameron, so wusste ich insgeheim, war auch nur ein Abenteuer gewesen, ein kurzweiliges Vergnügen, ein Gesicht ohne Namen.
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Meine Schwester hingegen, war das volle Gegenteil meiner rauen, gerade zu rüpelhaften Erscheinung. Sie hatte zwar auch ihre Liebschaften, aber sie war eine sanfte, zarte Natur. Ihr Teint war so hell wie Porzellan, wie auch bei mir sprenkelten Sommersprossen ihre weiße Haut wie Sterne den Nachhimmel. Ergänzt wurde ihre Gestalt durch das falbe, weiche Haar, das ihr bis über die Schulter reichte und um das ich, die Dunkelhaarige, sie so beneidete. Eve war insgesamt eine zierliche, zerbrechliche Person, eine Träumerin, eine Romantikerin, die so bald sie sich verliebt hatte, auf Wolke sieben zu schweben schien. Und dann hinunterfiel.
„Scarlett, gehst du heute noch aus?“
Eves Frage riss mich aus meinen Gedanken.
„Ich weiß nicht... Ich muss erst mal meinen Kater loswerden.“
„Ich bin für heute noch mich Dustin verabredet. Das ist der, der gestern hier zu Besuch war.“
„Kommt er wieder hier her?“
„Ja, um fünf wollte er vorbeikommen, er muss vorher noch arbeiten:“
„Dann werde ich vermutlich bei Katie sein. Ich hab ehrlich gesagt keine Lust, ein knutschendes Pärchen neben meinem Zimmer zu wissen.“
„Danke, Schwesterherz“ Eve lächelte mich an. Sie war so süß, wenn sie lächelte.
Das war's erstmal. Noch nicht sonderlich spannend, ich weiß, aber das wird noch.
Über Kommentare würde ich mich übrigens sehr sehr arg freuen!:D