21. Eintrag:
„Ah, ok.“
Ich ging hoch ins Badezimmer. Was ich jetzt gut vertragen konnte, war eine Dusche.
Ich war etwa nach einer viertel Stunde fertig. Nachdem ich meine Haare abgetrocknet und geföhnt hatte, band ich sie zu einem Zopf zusammen und ging in mein Zimmer. Ich schaltete meinen Laptop ein und ging in Community.NET online – zwei neue Nachrichten ; eine von Jess und eine von Sarah.... Sarah? Was wollte die denn von mir?!
Zuerst sah ich mir die Nachricht von Jess an.
„Hey =)
Ruf mich bitte an, wenn du wieder zuhause bist :'D
Will wissen, wie es bei Stewart war.
Ich hab dich lieb “
Ich musste schmunzeln, als ich das las. Sie schaffte es immer mich zum Lächeln zu bringen und deshalb war sie mir auch so unheimlich wichtig geworden. Ihr konnte ich immer alles anvertrauen, weil ich wusste, dass sie nicht. Als nächstes öffnete ich die Nachricht von Sarah.
„Na,
du bist doch die Freundin von Jessica, nicht wahr?
Hab dich heute mit Stewart gesehen. Willst du was von dem oder so?
Naja, kleine Mauerblümchen will eh keiner, vor allem er nicht.
Kannste dir also gleich abschminken, Kleine.“
Ich beschloss nicht auf diese Nachricht zu antworten, weil ich der Meinung war, dass das definitiv unter meinem Niveau war. Dabei wollte ich nicht einmal was von ihm.
Als ich mit meinen „Erledigungen“ fertig war, nahm ich den Hörer vom Telefon ab und wählte ihre Nummer.
„Mensch, da bist du ja endlich! Hey und wie wars bei ihm?“
„Danke, dass du mich da sitzen gelassen hast.“
„Wars so schlimm bei ihm?“
„.... Nein, wars nicht... Er ist vielleicht doch nicht so blöd, wie ich dachte.“
„Siehst du!“
„Sarah hat mich dann vorhin angeschrieben hier bei Community.NET“, ich las ihr das vor, was sie geschrieben hatte.
„Es dauert wohl nicht mehr lange, bis sie von mir eine verpasst bekommt, das kleine Versandhausflittchen.“
„Jess, bitte beruhig dich. Sie ist unter unserem Niveau, lass die Alte doch einfach.“
„Na gut...“
22. Eintrag: Offenbar Schizophren?!
Heute wartete Jess nicht auf mich, weil sie es eilig hatte. Um genauer zu sein hatte sie einen Termin beim Arzt, also war ich heute wohl alleine. Ich war immer die Letzte, die sich noch im Klassenraum nach dem Unterricht aufhielt. Nachdem ich alles in meine Tasche gestopft hatte und das Klassenzimmer verließ, sah ich Kevin alleine auf dem Flur stehen, ich nahm an, dass er gerade auf Jemanden wartete. Wenig später kam dann auch schon sein Bruder und als sie gerade gehen wollten, kam noch Jemand dazu – ein Mädchen, das ähm, sagen wir es mal so. Sie war etwas breiter als normalgewichtige Menschen gebaut, gut ich sags einfach direkt, sie war dick und hatte ziemlich viele Pickel im Gesicht. Ihre Haare langen, schwarzen, fettigen Haare waren zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden und ihr Gesicht war mit vielen Pickeln übersäht. Hinzu kam noch, dass sie eine grässliche Hornbrille trug (ich hatte nichts gegen diese Brillen, ich meine Johnny Depp standen sie ungemein gut) und ihr Lächeln von einer Zahnspange unterstrichen war. Offensichtlich trug die Gute auch keinen BH und, als wäre die Tatsache, dass sie wirklich stank nicht schon schlimm genug gewesen, sah man unter ihren Armen auch noch riesige Schweißflecken. Sie tippte Kevin an der rechten Schulter, anscheinend wollte sie mit ihm reden.
„Hm?“, er drehte sich um.
„H-hey... Ähm, bestimmt kennst du mich gar nicht, tut mir Leid. Ich bin Cindy.“
<<Unter einer „Cindy“ stelle ich mir normalerweise eine verwöhnte, gutaussehende Zicke vor, die man in Laguna Beach zu sehen bekommt vor.>>
„Hey Cindy. Was gibt’s?“
„Ähm, ähm. Naja, ähm... Ich... ich... Du bist doch Torwart an unserer Schule und naja, ich habe dich schon desöfteren beim Training und bei den Spielen beobachtet und fand dich echt toll und naja, da wollte ich dich fragen, ob wir vielleicht... ob du vielleicht mit mir in diesen neuen Film gehen möchtest, der nächste Woche in den Kinos laufen soll, ich habe schon zwei Tickets vorbestellt.“, während sie das sagte, starrte sie den Boden an. Ihr Gesicht war knallrot angelaufen.
„Hm, was? Achso, du willst mit mir in den neuen Film da gehen? Ähm...“
Sein Bruder fing schon an leise zu lachen.
<<Okay, das ist bitter>>
Er flüsterte ihm Irgendwas ins Ohr, ich nahm an, dass er sich über ihn lustig machte.
„Versteh mich bitte nicht falsch, aber du, ich, du ich, du, ich, du, ich, du, ich, du, ich, du, ich, du, ich.... Duuuuu? Ich.... Duuuu, ich.“, er zeigte mit dem Finger auf sich und auf sie und das immer wieder, während er „du“ und „ich“ sagte.
„Tut mir Leid, aber ne, ich will ehrlich zu dir sein und keine Ausreden erfinden. Ich will nicht mit dir ausgehen.“
Die Tickets, die sie in der Hand hielt, zerknüllte sie und warf sie auf den Boden. Sie weinte nicht, sondern sah einfach nur wütend aus.
„Arschloch!“, schrie sie und rannte schließlich weg.
Sein Bruder lachte nun viel lauter, es sah so aus, als würde er sich nicht mehr einkriegen.
„Mein Gott, da hast du echt den Jackpot erwischt mit diesem Warzenschwein da“, er wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht.
„Ich glaube ich lasse das mal lieber unkommentiert.“
Der Kevin, den ich gestern erleben durfte, war auf einmal weg. Jetzt war er wieder wie immer – fies und ultra „cool“. Wahrscheinlich war er schizophren.
23. Eintrag:
Auf dem Weg zu ihr ging ich an Kevins Haus vorbei und dabei sah ich ihn das Haus verlassen.
<<Bloß nicht hin gucken.>>
Ich beschleunigte den Schritt etwas, weil es mir irgendwie unangenehm war in seiner Nähe zu sein, doch dann spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner rechten Schulter.
„Na du.“
<<Gut, warst halt nicht schnell genug.>>
Er stellte sich vor mich und grinste mich blöd an.
„Hey.“
„Wie geht’s dir?“
„Danke, kann nicht klagen und du?“
„Auch nicht.“
„Naja, ich muss erstmal weiter. Wollte jetzt eigentlich zu Jess.“, ich versuchte an ihm vorbei zu gehen, doch dann fiel mir ein, dass das jetzt eigentlich die perfekte Gelegenheit gewesen ist, ihn darauf anzusprechen.
„Ähm, aber bevor ich losgehe... Warum hast du diese Cindy heute so eiskalt abserviert? Hätte auch ruhig netter gehen können, oder?“
„Sie ist nicht mein Typ und stalkt mich, hab ich das Gefühl.“, antwortete er kalt.
<<Wenigstens erfindet er nicht irgendwelche Ausreden.... Das nenne ich mal eiskalt ehrlich...>>
„Aber du hast Recht, es hätte netter gehen können. Woher weißt du eigentlich davon?“
„Ich habs gesehen, als ich das Klassenzimmer verlassen habe.“
„Hmpf.... Und, was denkst du jetzt von mir?“
„Was sollte ich denn schon großartig von dir denken? Du bist anscheinend einfach kalt. Mehr nicht.“
Ich war etwas enttäuscht, weil ich wirklich dachte, er sei irgendwo vielleicht doch ansatzweise nett. Doch dieser Eindruck verschwand in dem Moment wieder.
„Ich muss dann los. Man sieht sich.“
24. Eintrag: Nochmal shoppen.
Etwas skeptisch betrachtete ich mich im Spiegel – das , was Jess mir ausgesucht hatte, sah total anders aus als das, was ich sonst trug – figurbetonend und etwas freizügiger. Etwa in dem Stil von Jess. Es war ein schwarzes, enges mit Rüschen besetztes Cocktailkleid. Die schwarzen Pumps, die ich dazu trug, rundeten das Ganze noch etwas ab.
<<Seltsam irgendwie>>
„Bist du fertig?“, rief sie schon leicht ungeduldig und bevor ich mit 'nein' antworten konnte, riss sie schon die Tür der Umkleidekabine auf und quetschte sich in den engen Raum hinein.
„Dreh dich mal um bitte.“ … „Oh mein Gott, das steht dir echt total gut! Ich wusste es! Nein, bin ich nicht gut? Ich hab echt einen Riecher für Soetwas.“
„Eigenlob stinkt, aber Danke. Meinst du echt, dass ich das anziehen soll? Irgendwie ist es seltsam...“
„Ach Paperlapapp! Das denkst du nur, weil du Sowas wohl noch nie an hattest. Jedenfalls, trag es bitte heute Abend. Dann machen wir dir noch die Haare und schminken dich und...“, der Rest klang wie ein freudiges Gequieke.
„Was kostet das Kleid eigentlich?“
„Forever21, meine Liebe. Das Kleid wird nicht 9999999999999999999999 Dollar kosten, keine Sorge.“
Noch einmal betrachtete ich mich in dem großen Spiegel. Jetzt gefiel es mir.
Danach probierte Jess auch noch ein Kleid an, obwohl sie schon letzte Woche shoppen war. Schön, wenn man einen eigenen Job hat.
„So, dann haben wir alles. Lass uns zu dir gehen, das ganze Schminkzeug habe ich schon bei mir. Wir brauchen lediglich nur noch dein schönes, geräumiges und tolles Badezimmer.“
25. Eintrag: Hauptsache die Haare liegen und der Schlüppi sitzt!
„Versuch mal bitte nicht so mit deinen Augen zu zucken. Wir sind fast fertig...“
„Darf ich mich dann Spiegel ansehen?“
Meine Frage beantwortete sie nur mit einem leichten Nicken. Ich war sehr gespannt darauf, wie ich wohl aussehen würde. Es war recht übertrieben, dass sie mich nicht in den Spiegel schauen ließ, als würden wir im Fernsehen sein oder so. Nach gefühlten 34 Jahren war sie dann schließlich fertig.
„So, jetzt darfst du dich im Spiegel angucken.“, sagte sie zufrieden. Dies tat ich dann auch sofort.
<<Oha>>
Meine Augen waren mit einem violetten Lidschatten geschminkt und die Wimpern wirkten durch das Mascara viel voluminöser als sonst.
„Warum hast du mir eigentlich keinen Lippenstift aufgetragen?“, fragte ich sie etwas interessiert.
„Weil das scheiße aussieht, wenn deine Augen schon so betont sind.“
<<Klingt logisch.>>
„Naja, ich mach mich dann auch noch schnell fertig. Das Einzige, was du jetzt noch alleine machen musst, ist nochmal deine Haare durchkämmen und einmal schnell mit dem Glätteisen drüber, auch wenn ich das eben schon erledigt hatte. Nur, um nochmal sicher zu gehen. In meiner Tasche ist noch eine Dose Haarspray, mach dir das bitte auch drauf, aber pass auf, dass du nicht zu viel sprühst.“, sagte sie während sie den Eyeliner auftrug. Ihren Mund hatte sie dabei geöffnet – ein wahres Phänomen, dass das wirklich so ziemlich jede Frau das beim Schminken tat.
(Hier nochmal, um sie besser zu sehen)
26. Eintrag:
Ich wühlte in ihrer kleinen Handtasche herum und fand das Haarspray nicht. Dabei war die Tasche nicht einmal so groß...
„Du, Jess … Ich find das Haarspray ni...“ , plötzlich griff eine Hand in die Tasche und zog eine Dose Haarspray heraus. Ich sah sie völlig entgeistert an.
„Da. Komm, ich mach dir das mal rauf.“, sie beugte sich zu mir herunter und hielt mir die Augen zu.
„Die Haare hast du nicht nochmal durchgeglättet, oder?“, fragte sie mich, während sie die Dose schüttelte.
„Ne“
„War ja irgendwie klar, aber ok egal. Halt bitte nochmal die Augen zu zur Sicherheit.“
Dann sprühte sie drauf los. Als der überaus penetrante Geruch sich den Weg in meine Nase bahnte, musste ich zusammen zucken – ich hasste den Geruch von Haarspray. Er war irgendwie so aufdringlich, intensiv und somit also auch sehr auffällig und auffallen tat ich wohl nicht gern.
Heute Abend würde ich vielleicht auch nicht wirklich auffallen, weil höchst wahrscheinlich irgendwelche „Pornoweiber“, also diese Frauen, die in den R'n'B Videos (meist halb nackt) rum tanzten. Die, die eine perfekte Figur hatten und bei denen alles saß.
„So, alles fertig. Wie spät? Ach da. Kurz vor zehn, ich denke wir sind dann pünktlich. Wolln wir los oder meinst du, dass du noch nicht fertig bist?“
Ich sah unsicher zu Boden.
„Jess, ich weiß nicht...“
„Du siehst super aus. Ist das erste Mal, dass du auf einer Party bist, oder?“
Ich nickte.
„Gut, das dachte ich mir schon. Ich pass auf dich auf, vor allem, dass nicht irgendwelche perversen Penner dich angraben, ne? Aber nur, weil ich dich so gern hab.“, sie hatte wieder dieses wunderbare Lächeln auf den Lippen. Ich musste bei dem Anblick auch immer anfangen zu schmunzeln, egal wie traurig oder wütend ich war und genau deswegen war Jess meine beste Freundin.
„Danke.“, sagte ich leise und umarmte sie.
„Gern doch und jetzt lasst uns gehen. Übrigens, ich habe noch ein paar Freundinnen mitgebracht, zwei um ehrlich zu sein. Die sind ganz nett und warten übrigens vor seinem Haus auf uns.“
27. Eintrag:
Ich sah mir das Ganze Szenario erstmal an, als wir draußen waren. Es war recht voll, von diesen Pornoweibern in Bikini wimmelte es nur so, wie ich es mir schon dachte, doch Kevin sah ich nirgends.
„Gut, ich werd mich dann mal in die Menge stürzen, kommt irgendwer mit mir tanzen?“, fragte Dylan.
„Ich“, antwortete Lauren darauf und schon standen Jess und ich wieder alleine da mit Kevins Bruder.
„Jamie, weißt du eigentlich schon, wie Kevins Bruder heißt?“, fragte sie mich.
<<Mal kurz überlegen... NEIN?!>>
„Ne, weiß ich nicht, tut mir Leid.“
„Du entschuldigst dich dafür, wofür du nichts kannst? Man, deine Logik schon wieder. Ich hoffe, dass du dich auch nicht für Schläge entschuldigst, die du später vielleicht bekommen könntest. 'Tut mir Leid, dass ich deine Luft weg geatmet habe'. Aber das werde ich zu verhindern wissen, niemand rührt meine Jamie an! Ach übrigens, er heißt Wayne.“
„Hm, was? Wollt ihr was trinken?“
„Nein, Danke.“, antwortete Jess.
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Gut, dann lass uns mal zu den Anderen gehen.“
Der Abend sauste nur so an uns vorbei. Kevin sah ich die ganze Zeit nicht. Die Musik war ziemlich laut, ein Wunder, dass sich keiner beschwerte. Ich überwand mich auch mit zu tanzen.
28. Eintrag:
"Du hast sie grad nicht wirklich in den Pool geschubst, oder?"
"Ne, sie ist reingestolpert."
"Bei dir hackts wohl!"
... Springt in den Pool.
...
29. Eintrag:
Als ich aufwachte, fand ich mich in einem weichen, großen Bett wieder – also definitiv nicht in meinem Zimmer.
Die Wände waren hellblau angestrichen und irgendwie kam mir das alles schrecklich bekannt vor...
An den gestrigen Abend erinnerte ich mich nicht mehr.
<<Hmm... ich fühle mich schwummrig und an gestern erinner ich mich nicht mehr.. was kann das heißen... OH GOTT>>
Ich sah riss die Decke von meinem Körper und sah runter – ich lag nicht nackt da, sondern hatte ich ein übergroßes Hemd an und Unterwäsche. Warum das denn?
Ich hörte, wie die Tür aufging. Schnell warf ich die Decke wieder über mich. Ich riss meine Augen weit auf, als ich sah, dass Kevin rein kam. Es war also sein Zimmer. Träumte ich grad?
„Ach hey, du bist ja schon wach. geht’s dir besser? Ich dachte, dass ich dich so nicht nach Hause hätte lassen können, deine Mutter hätte bestimmt sonst was von mir gedacht... Hoffe, dass das in Ordnung ist. Jess macht sich totale Sorgen und Vorwürfe, vielleicht solltest du sie später anrufen, auf mich hört sie nicht.“, er klang etwas besorgt. Bildete ich mir das ein oder machte er sich wirklich Sorgen?
„Danke, mir geht’s ganz ok. Meine Mutter merkt das nicht, sie ist eh so gut wie nie zuhause.“, murmelte ich.
Er sah mich verwundert an, dann setzte er sich ans Bett.
„Echt nicht? Du bist also immer allein zuhaus?“
„Ja, kann man so sagen. Bei dir scheint das aber auch nicht anders zu sein.“
„Ja gut, aber mein Bruder ist noch hier und meistens bin ich auch nicht zuhaus, sondern irgendwo unterwegs, Sport, Freunde / feiern, auf „Kinder“ aufpassen und und und.“
<<Der passt auf Kinder auf? Aha?! DER?>>
„Du passt auf kleine Kinder auf?“
„Das sind nicht direkt Kinder, aber etwa welche in deinem Alter, vielleicht auch ein Jahr jünger, aber sie sollten etwa in deinem Alter sein. Jugendgruppe, ich hab vor einiger Zeit beschlossen dort ein wenig auszuhelfen.“
„Du hast dann ziemlich viel zu tun, oder?“
„Kann man so sagen.“
Er sah mich an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mir war das irgendwie etwas unangenehm hier so „leicht bekleidet“ in seinem Bett zu liegen. Außer dem Hemd und meiner Unterwäsche hatte ich gar nichts weiter an. Außerdem lag ich wie schon erwähnt in seinem Bett, in Kevins Bett.
„Danke nochmal, ich hoffe ich habe dir nicht zu viele Umstände bereitet...“
„Kein Problem. Kaum zu glauben, dass die alle nur zugeguckt haben, wenn ich nicht hinterhergesprungen wäre, dann wärst du vielleicht ertrunken. Ich denke Sarah lass ich nicht mehr so schnell in mein Haus.“
„Wieso, was hat sie denn gemacht?“
„Na, die hat dich doch in den Pool geschubst, oder nicht?“
„Achso ich erinnere mich... Ja, keine Ahnung, ich glaub sie kann mich nicht wirklich leiden.“
„Mach dir nichts draus, sie tickt nicht mehr ganz richtig, mehr nicht. Hast du Hunger oder so? Achso, Jess hat übrigens auch hier geschlafen. Sie ist im Zimmer meines Bruders, soll ich sie her holen?“
<<Im Zimmer seines Bruders, soso?>>
„Ähm, schläft sie denn noch?“
„Glaub nicht.“
„Ich werd mal gleich selbst rüber gehen. Aber vorher muss ich nach Hause, ich muss mich noch kurz umziehen.“
30. Eintrag:
Er schien mich noch nach Hause zu begleiten, wobei das nicht wirklich nötig gewesen ist, aber irgendwie empfand ich das als … hmm, sagen wir mal als ein „in gut tendierendes Ok“.
„Ich wart hier, ok?“
„Willst du nicht mit rein kommen, ist doch blöd, wenn du hier so draußen doof rumstehst?“
Er nickte. Darauf öffnete ich die Tür und betrat das Haus und wie erwartet war meine Mutter nicht zuhause.
„Nett habt ihr es hier.“
„Danke, aber es ist noch lange nicht so schön wie bei euch.“, sagte ich verlegen.
„Ach Quatsch, ich finds schön. Das ist also dein Zimmer? Lila Wände, huh?“
„Ist meine Lieblingsfarbe.“
„Ach, so ist das. Soll ich draußen warten oder so, während du dich umziehst?“
„Ist das ok, wenn ich vielleicht noch dusche oder so? Ich meine ich war gestern im Pool und so...“
„Jojo“, antwortete er emotionslos.
Ich griff nach irgendeinem Outfit in meinem Kleiderschrank und verschwand damit im Badezimmer. Als ich mich ausgezogen hatte, fing ich an mir Sorgen darüber zu machen, ob er mich beim Duschen sehen könnte, immerhin war an der Tür des Badezimmers ein Fenster.
<<Ach egal. Er sollte mich eh schon halb nackt gesehen haben, wenn er mich umgezogen hat. Oh mein Gott...>>
Ich stellte die Temperatur des Wassers ein und drückte den Hebel des Wasserhahns hoch, wenig später kam das warme Wasser dann aus dem Duschkopf und prasselte auf mein Gesicht.
31. Eintrag:
Mit frischen Klamotten und trocken geföhnten Haaren ging ich wieder in mein Zimmer. Heute glättete ich sie nicht, sondern band sie zu einem einfachen Zopf zusammen. Dann setzte ich mich neben ihm aufs Bett.
„Tut mir Leid, dass es solange gedauert hat. Ähm, das Hemd werde ich dir gewaschen und gebügelt wieder geben.“
„Ist nicht nötig.“
„Oh doch, das ist das Mindeste, was ich tun kann wegen den Unannehmlichkeiten.“
„Du tust ja gerade so als würdest du mein Haus in die Luft gejagt haben oder so.“, sagte Kevin, der leicht rot anlief. Lief er wirklich rot an oder bildete ich es mir ein? Naja, egal.
„T-Tut mir Leid.“, stotterte ich.
„Ach egal. Wolln wir dann los?“
Er stand auf und reichte mir seine Hand. Sollte ich sie etwa entgegen nehmen? Jedenfalls tat ich das, woraufhin er zufrieden lächelte.
32. Eintrag:
„Vergiss es, sie schläft noch.“, sagte sein Bruder, der gerade aus dem Zimmer kam. „Das muss sie wohl echt mitgenommen haben... Man man, Jamie. Deine beste Freundin sorgt sich wohl wirklich sehr um dich, nettes Mädel, echt.“
„Hehe, ja...“, antwortete ich und malte verlegen mit meinem linken Fuß Kreise auf den Boden.
„Hmm. Hast du Lust währenddessen mit mir Irgendwas Anderes zu machen? Ins Kino gehen zum Beispiel?“
„Ich bin pleite.“
„Ach komm, ich lad dich ein. Was meinst?“
„Läuft überhaupt was?“
„Mal sehen.“
Ich stimmte dem mit einem Nicken zu. Wir wohnten nicht wirklich weit von der Innenstadt, es waren etwa nur 10 Minuten zu Fuß von hier bis dahin. Während wir dorthin gingen, unterhielten wir uns über alles Mögliche und ich stellte erstaunt fest, wie ähnlich unsere Interessen doch waren und vor allem, dass man sich normal mit ihm unterhalten konnte, ohne dass er sich gleich über einen lustig machte. Naja gut, er hätte sonst auch nicht so viele Freunde. Ich glaube, dass ich das wohl eher auf mich beziehen sollte. Er beleidigte mich wirklich kein Bisschen oder provozierte mich auch nicht. Jetzt war er wieder der nette Kevin. Der, den ich neulich kennen lernen durfte.
Wenig später kamen wir dann auch schon am Kino an.
„Hmm, was willst du davon sehen? 'Verliebt, verlobt, verheiratet?'“
„Ich hasse Schnulzen... Sorry... Wollen wir lieber in diesen Action Film da rein?“
„Puh, dann ist ja gut. Ja, warum nicht. Der läuft aber erst in einer drei viertel Stunde. Wolln wir solange in dieses Café da?“
„... Ich bin noch immer pleite.“
„Gut, dann mal los.“
33. Eintrag:
Er sah sich die Menükarte an und wusste nach wenigen Sekunden schon sofort, was er bestellen wollte. Ich wusste es im Gegensatz zu ihm nicht, auch weil es mir unangenehm war, dass er das für mich zahlte.
„Weißt du schon, was du bestellst?“, fragte er mich.
„Hmm... Ich kann mich nicht entscheiden, das ist entweder teuer oder ich mags nicht...“
„Dann nimm das Teure. Es ist ja nicht mal wirklich teuer.“
„Wäre das wirklich ok für dich?“
„Ja, natürlich...“
„Hey, habt ihr euch schon entschieden?“, hörte ich plötzlich eine wunderschöne, freundliche und weibliche Stimme sagen. Offenbar gehörte diese Stimme der Kellnerin, die neben unserem Tisch stand. Ich musste mir eingestehen, dass sie wirklich hübsch war, wenn ich sie mir so ansah. Sie hatte blondes, schulterlanges Haar, welches im Licht glänzte. Es war gewellt und umrahmte sanft ihr Gesicht. Allgemein hatte es eine wunderbare Fülle und ein Haarreif mit roten und schwarzen Verzierungen schien dieses noch zu betonen. Ein zur Seite gerichteter Pony vollendete den leicht niedlichen Eindruck auch noch. Und, als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, hatte sie auch noch ein furchtbar niedliches Gesicht und makellose Haut. Ein unbehagliches Gefühl von Eifersucht und Neid machte sich in mir breit.
<<Immer diese perfekt aussehenden Menschen. Doof. Will ich auch.>>
„Emily, kannst du uns hier zweimal die Nr. 3 bringen?“
„Euch beiden, richtig?“
„Ja.“
Der Name 'Emily' passte perfekt zu ihrem makellosen Aussehen.
„Date?“, sie zwinkerte ihm zu und lächelte verschmitzt, während sie die Bestellung auf ihren kleinen Block notierte.
„Tja, wer weiß, wer weiß.
„So, bis gleich ihr.“, sie steckte ihren Notizblock wieder in ihr kleines Täschchen und eilte wieder ins Café.
„Kanntet ihr euch?“, fragte ich ihn verwundert.
„Joa... Sie ist die beste Freundin meiner Ex.“
<<Und mit solchen Leuten versteht er sich?>>
„Aber ich meide es eher viel mit ihr zu reden, ab und zu trifft man sich mal oder so... Das Problem ist halt, dass Missverständnisse aufkommen könnten. Meine Ex war nicht ganz so glücklich darüber, als ich mit ihr Schluss gemacht habe, sie war danach auch eine Woche nicht in der Schule.
Ich weiß nicht, ob du sie kennst, aber sie heißt Carmen. Sie geht auf unsere Nachbarschule, das ist eine Privatschule. Du siehst sicher manchmal ein paar Leute mit Schuluniformen, das sind die. Es ist eine private Mädchenschule. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass Emily ziemlich oft meine Nähe sucht.“
„Sie sucht deine Nähe? Vielleicht mag...“
„Aloha, eure Bestellung, zwei mal die Nr. 3, ein Himbeer-Eisbecher mit Vanillekugeln und Schokoraspeln. Guten Hunger, ist mein Lieblingseisbecher.“, sie stellte die Eisbecher vorsichtig auf den Tisch und verschwand dann wieder.
„Meinst sie hat uns gehört?“
„Nein, denk nicht. Und wenn, dann ist das auch egal.“
„Ich glaub sie mag dich...“
„Kann sein.“
„Mein älterer Bruder hatte auch einen Freund, er wohnt übrigens auch hier in der Gegend, ich weiß nicht, ob du ihn kennst, aber er heißt Sam. Nachdem mit meinem Ex damals Schluss war, haben er und ich auch viel Zeit miteinander verbracht. In letzter meide ich ihn allerdings, seit einer gewissen Sache.“
„Seit welcher, wenn ich fragen darf?“
„Ach, er ist launisch... Wir wären fast zusammen gekommen, doch dann hat er angefangen andere Mädchen zu daten und gesagt, dass ich für ihn nur wie eine kleine Schwester wäre... Mal sagte er, er würde mich lieben, mal sagte er was Anderes. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, also habe ich ihn zurückgewiesen, als er mich gefragt hatte, ob ich mit ihm zusammen sein wollte.“
„Aaah ja..., sorry , aber Vollidiot dieser Typ.“
„Es geht. Seitdem redet er auch nicht mehr mit mir. Ich find das irgendwo auch schade.“
34. Eintrag:
(Tut mir Leid, dass es von der Innenstadt nicht so viele Bilder gibt im Moment, aber zu dem Zeitpunkt habe ich noch an der Kulisse der Innenstadt rumgebastelt, weshalb ich da keine Bilder machen konnte.. :>)
Den Film, den wir uns im Kino ansahen, war nicht wirklich spannend. Billige Schießerei, obwohl ich diesmal doch höhere Erwartungen reingesetzt hatte. Auch auf dem Rückweg sprachen wir über Gott und die Welt.
Als wir in der Gegend angekommen sind, wo wir wohnten, sah ich , wie Jemand auf der Hängematte vor meiner Haustür saß. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass es Jess war. Schnell eilte ich zu ihr. Hatte sie da die ganze Zeit auf mich gewartet?
„Jess!“
Verwundert sah sie zu mir hoch.
„Jamie?“ , sie stand auf und drückte mich fest.
„Mensch, ich habe mir voll Sorgen gemacht. Dachte du seist in dem Pool ertrunken oder sonst was, du sahst ziemlich blass aus gestern...“
„Hehe... Nein, bin ich nicht.“
„Oh man... Dich kann man aber auch echt nicht eine Sekunde aus den Augen lassen, was?“, sie ließ mich wieder los und lächelte erleichtert.
Ich musste schmunzeln, als sie das sagte. Viele, die mit mir befreundet waren / sind, dachten so von mir.
„Tut mir Leid.“
„Aber gut, dass er dich aus dem Pool gefischt hat. Und jaja, der tolle Weiberheld hatte sogar den Anstand dich nicht zu befummeln in der Nacht, er hat brav auf dem Sofa geschlafen. Nicht wahr?“, sie schielte mit einem fiesen Grinsen zu ihm herüber. Man, war mir das in dem Moment vielleicht peinlich.
„Ja, ich bin halt anständig.“, er zwinkerte und hatte wieder dieses dreckige Grinsen in seinem Gesicht. Immer, wenn ich es sah, dachte ich, ich müsste gleich erbrechen. So sehr konnte ich es nicht leiden, es sah einfach fies aus. In dem Moment fing ich auch kurz an daran zu zweifeln, dass er mich wirklich nicht angefasst haben sollte.
<<Was ist, wenn... Ach Quatsch!>>
Ich schüttelte den Kopf.
„Ist was?“, fragte er mich dann.
„Ähm, nene. Nur so ein Gedanke.“
„An mich?“
„Doof?“
Daraufhin fingen Jess und er an zu lachen. Oh man...
„Naja, habt ihr Lust noch mit zu mir zu gehen?“
„Ich muss eh noch zu dir. Muss mir deinen Bruder nochmal vorknöpfen.“
„Ah, achso. Und du, Jamie?“
Ich nickte leicht.
35. Eintrag:
Bei ihm war auch nicht wirklich viel los. Wir haben uns nur noch über belanglose Dinge unterhalten. Jess hat Kevin meine Handy Nummer gegeben, weil ich sie nicht auswendig konnte, so dumm es auch klingen mag.
„So, bis dann ihr beiden.“, Kevin und sein Bruder umarmten uns jeweils nochmal, woraufhin Jess und ich dann los gingen. Das Gefühl von einem Jungen umarmt zu werden, war seltsam und ungewohnt, vor allem von solchen.
„War doch ganz nett der Tag, oder?“, fragte sie mich.
„Jap, die sind netter als ich dachte...“
„Hab gehört du und Kevin waren heute aus?“
„Wir haben nur die Zeit vertrieben.“
„Jaja, das sagen sie alle.“, sie lachte los und gab mir einen freundschaftlichen Klaps, der leicht weh tat.
Dann wurde es still und wir gingen schweigend den Weg weiter. Nach kurzer Zeit fragte sie mich mit einem leicht zögerlichen Unterton, ob sie bei mir übernachten könne. Ich wunderte mich, weil sie sonst einfach ihre Sachen mit zu mir nahm und sich bei mir breit machte. Ich dachte mir allerdings nichts weiter dabei und sagte ihr zu, woraufhin sie erleichtert lächelte.
36. Eintrag:
Ich lag wach in meinem Bett und wälzte mich immer mal wieder hin und her.
„Jess? Schläfst du schon?“
„Ne.“
„Darf ich dich was fragen?“
„Hm?“
„Du und Kevins Bruder sind sehr gut befreundet, nicht wahr?“
„Ja, wir kennen uns schon seit klein auf. Von meinen Freunden kenne ich ihn schon am längsten. Er ist netter, als es aussieht, das gilt genauso wie für Kevin. Das sind echt vernünftige Typen, die beiden und auch aus diesem Grund sind sie sehr beliebt hier, vor allem bei den Mädchen.“
37. Eintrag:
„Willst du eigentlich was von ihm? Jetzt eine ehrliche Frage aus reinem Interesse. Tut mir Leid, wenn es mich nichts angeht.“
„Ach Quatsch, ist schon ok. Nein, ich will nichts von ihm. Er ist für mich nur wie mein großer Bruder, mehr nicht. Warum fragst du?“
„Aus Interesse wie gesagt... Naja, ich finde, dass er dich halt manchmal so komisch ansieht.“
„Das bildest du dir nur ein.“, sagte sie noch anschließend und kicherte leise.
Und wenig später war sie schon ein geschlafen, während ich noch wach in meinem Bett lag. Seit dem Vorfall auf der Feier musste ich sehr oft an ihn denken. Vielleicht hatte Jess ja Recht, vielleicht war er wirklich netter als ich dachte. Ich wusste es nicht.
38. Eintrag:
Montag. Ein schrecklicher Tag, fast verfluchte ich ihn schon. An diesem Morgen kam ich (mal wieder) kaum aus dem Bett heraus und verspätete mich auch in der Schule.
Nach der ersten Stunde eilte ich mit Kevins gewaschenem, weißen Hemd in den Armen, zum Flur, wo die Oberstufenklassen sich befanden, direkt in seine Klasse. An der Tür sah ich, wie Einige anscheinend auf einen Jungen aus der Klasse rumhackten.
„Oho, du hast dir die Haare abrasiert, machst du jetzt ein auf Hobby Nazi?“
„Pass auf, er ist gefährlich!“
„Wuuuhuuu...“
Sie lachten alle dreckig, während der Junge, den sie 'angriffen', still auf seinem Platz saß und sich nicht dazu äußerte. Er tat mir Leid, weshalb ich sofort einschritt und mich vor ihm stellte.
„Sagt mal, seid ihr wirklich so behindert im Kopf? geht’s noch?! Der Arme ey, ehrlich. Das ist wirklich armselig.“
„Hey Little Miss Oph... Oh sorry, Jamie. Hey, wie geht’s dir?“
„Mir geht’s gut, danke. Lasst ihr ihn jetzt in Ruhe?!“
„Jaja, komm geh. Du weißt doch gar nichts über den, der wollte Stewart schlagen, ok?“
„Warum?“, fragte ich verwundert.
„Neid? Er behauptet, dass Stewart ihn in Sport mit einem Ball abgeschossen hat, nur weil er immer , wenn er im Tor stehen muss, ein paar Bälle in die Fresse kriegt. So und jetzt geh.“
„Erst, wenn ihr ihn in Ruhe lasst.“
„Hey, *********. Du hast Glück, dass ein Mädchen im Gegensatz zu dir den Mumm hatte, dich zu verteidigen. Sei ihr dankbar, Penner.“, sagte er, schubste mich leicht zur Seite und spuckte ihm ins Gesicht. Dann verließ er das Klassenzimmer. Dabei konnte ich ihm nur entsetzt zusehen.
Ich reichte dem Jungen ein Taschentuch und fragte ihn, ob alles in Ordnung sei.
„Ja, geht schon. Danke.“
„Okay, wenn das so ist... Weißt du, wo Kevin ist?“
„Hinter dir?“, antwortete eine männliche Stimme. Ich drehte mich um und da stand er.
<<Ist ja schon fast gruselig...>>
„Äh, hi... Ähm Ähm... Ich hab dein Hemd gewaschen und gebügelt, hier hast du es.“, ich drückte ihm das Hemd in die Hand, wobei ich mit einem knallroten Gesicht zu Boden sah.
„Danke, das wäre aber echt nicht nötig gewesen, ne? Man man man. Dann schulde ich dir jetzt einen Gefallen, was.“
„Nein, tust du nicht.“
Er schmunzelte und tätschelte meinen Kopf. In diesem Augenblick kam ich mir wie ein kleines Kind vor.
„Naja, ich muss zurück in die Klasse, ok... Bis dann.“
39. Eintrag:
Die ereignislosen Tage flogen nur so an mir vorbei. Am Freitag Nachmittag nach der Schule, ging ich wieder alleine nach Hause, weil Jess Irgendetwas zu erledigen hatte, von dem sie mir nicht sagen wollte, was es war. In der Stadt bummelte ich noch ein wenig alleine herum. Heute wollte ich nicht so schnell nach Hause wie sonst.
Als die Sonne schließlich so gut wie untergegangen war, machte ich mich allmählich auf den Weg nach Hause. Die Musik hatte ich so laut geschaltet, sodass ich in der Umgebung so gut wie nichts mehr hören konnte.
Als ich zuhause ankam und wie immer zuerst in die Wohnküche ging, sah ich einen Zettel auf der Theke. Von der Tür aus konnte ich schon die Handschrift meiner Mutter erkennen. Ich trat etwas näher heran, stellte meine Tasche ab und nahm den Zettel in die Hand, um zu lesen, was drauf stand.
„Hey,
ich war heute Mittag kurz zuhause, um dich zu sehen, aber du warst nicht da. Schade, aber ich hätte dir eher Bescheid geben müssen. Kommst du alleine zurecht? Wenn nicht, kannst du mich ja wie du weißt anrufen. Ich habe aufgrund einiger unglücklicher Umstände eine neue Handy Nummer:
xxxx-xxxxxxxx
Morgen Abend bin ich aber wieder zuhause, halt dir den Abend morgen bitte frei, dann gehen wir zusammen mit Leo etwas essen. Er hat dir übrigens ein paar kleine Törtchen mitgebracht. Ich habe sie in den Kühlschrank gelegt. Ach , und bevor ich es vergesse, ich habe dir ein Kleid gekauft, das du morgen Abend bitte anziehst, es wäre nicht wirklich angebracht, wenn du in Jeans oder Ähnlich das Restaurant betrittst. Sei bitte morgen Abend um 20.30 bitte schon fertig, damit wir dich abholen können.
Ich hab' dich lieb,
Mama.<3“
<<Leo, das ***** hat mir noch gerade gefehlt.>>
Ich war wirklich froh, dass meine Mutter sich bei mir gemeldet hatte und die Tatsache, dass wir uns morgen Abend wieder sahen, fand ich auch schön, aber warum musste er ausgerechnet dabei sein?!
Ich hasste ihn und seine Tochter wahrscheinlich auch, obwohl ich sie zuvor noch nie gesehen hatte.
Warum musste er an fast allen Momenten, die ich mit meiner Mutter verbringen kann, immer dabei sein und mich mit seinem Gelaber und seinen Vorträgen nerven?
Ich faltete das kleine Stück papier ordentlich zusammen und warf es in den Papierkorb.
Dann nahm ich meine Tasche und ging hoch, um zu duschen.
40. Eintrag:
Als ich fertig geduscht hatte, ging ich in mein Zimmer, um meinen Schlafanzug aus der Kommode zu kramen. Erst, als ich nach dem Umziehen wieder in mein Zimmer zurückkehrte, sah ich das Kleid – es lag auf meinem Bett.
Ich nahm es hoch und sah es mir genauer an – es war ein schwarzes Cocktailkleid, was ab der Hüfte etwas breiter bzw. 'fluffiger' wurde. Der rechte Träger, der Bereich um die Taille herum sowie der Bereich kurz unter dem Ausschnitt waren mit irgendwelchen glitzernden Edelsteinen versehen, die den Anschein machten, dass sie echt waren. Der stoff fühlte sich seidig und qualitativ hochwertig an, sprich: Es war ein teures Kleid. Ich trocknete mich noch schnell ab, föhnte meine Haare und probierte anschließend das Kleid an. Es saß perfekt und als ich mich im Spiegel sah, gefiel es mir noch mehr. Meine Mutter hatte einen guten Sinn für Mode, das musste man ihr lassen. Ich zog es wieder aus und legte es auf das Sofa.
41. Eintrag:
Samstag Nachmittag: 16.30
Ich räumte gerade mein Zimmer auf, als das Telefon klingelte. Schnell eilte ich zum Telefon, um abzunehmen. Ich rieb den Staub noch an meiner Jeans ab, dann nahm ich den Hörer ab.
„Hey Jamie, hier ist Jess. Hast du heute Abend schon Etwas vor? Dylan und ich gehen heute Abend ins Maxim, habe gehört, dass da was los sein soll und die Stewarts sind auch da, deswegen kommen auch sehr viele. Hast du Lust?“
Auch, wenn ich nicht so gut im Feiern war, hätte ich gerne zugesagt. Es wäre mir lieber gewesen dorthin zu gehen und vielleicht Spaß zu haben, doch stattdessen musste ich meinen Samstag Abend in diesem scheiß Nobelrestaurant verbringen.
„Sorry, ich muss heute ins „Le Noble Bagatelle“ mit meiner Mutter und Leo. Seine Tochter ist heute Abend auch dabei.“
„WAS?! Ihr geht ins „Le Noble Bagatelle“?! Das ist mit Abstand eines der teuersten Restaurants, die es gibt! Oh man... Dann darfst du deinen Abend ja mit ekelhaften Snobs verbringen, das ist ja doof. Kann ich dich irgendwie aus dieser Misere rausholen?“
„Nein, so oder so muss ich dahin gehen, ich bin das meiner Mutter schuldig. Ein wenig Dankbarkeit und Respekt zeigen, weißt ja, was ich meine. Und abgesehen davon lerne ich mal Leos perfekte, hübsche Tochter kennen, die eine blühende Zukunft vor sich hat und gerade eine Beziehung zu einem Millionärssohn hat.“
„Aha...? Oh man... Naja, du kannst mich ja später oder morgen auf jeden Fall anrufen, wenn du zurück bist, ich will wissen, wie es war und wie du es überstanden hast, ok? Ich fange gerade an mir Sorgen zu machen, warum weiß ich auch nicht.
Schade, dass du heute nicht mitkommen kannst, ich glaub du verpasst echt was. Na gut, ich muss jetzt auflegen, ich muss mich noch fertig machen und so. Bis dann, ich hab dich lieb.“
„Ich hab dich auch lieb und ja, ich werd dir dann davon erzählen. Bis dann, du.“
42. Eintrag:
Samstag Abend, 20.20
Ich warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel, bevor ich nach unten ging. Die Frisur saß, die Kleidung saß und das Make Up ebenfalls.
<<So kann ich mich sicher dort blicken lassen...>>
Zufrieden ging ich aus meinem Zimmer und setzte mich nach unten auf das Sofa und wartete auf meine Mutter.
Zehn Minuten später klingelte es auch schon an der Haustür – sie war bis auf die Minute pünktlich. Ich stand auf, machte das Licht aus und verließ das Haus.
43. Eintrag:
Le Noble Bagatelle.
Ich musste nicht schlecht staunen, als ich all die Leute im Restaurant sah. Bisher hatte ich Soetwas nur im Fernsehen gesehen und bewunderte es schon, doch in der Realität war es noch viel atemberaubender.
Das „ Le Noble Bagatelle“ war ein typisches, nobles, klassisches Restaurant für die Elite der Gesellschaft. Der Empfang kümmerte sich so ziemlich um jeden einzelnen Gast, der das Restaurant betrat. Sie verbeugten sich, wenn man an ihnen vorbei ging und halfen uns, unsere Jacken auszuziehen und brachten sie in die Garderobe. Auch beim Platz Nehmen der reservierten Tische halfen sie uns.
44. Eintrag:
Nun saßen wir da am Tisch und schwiegen. Meine Mutter warf Leo immer wieder ein freundliches Lächeln zu, er erwiderte ihr Lächeln, indem er ihr Komplimente machte oder wieder sein dreckiges, schleimiges Lächeln aufsetzte. Neben ihm, saß eine schöne junge Frau, die offenbar seine Tochter sein musste. Ich schätzte sie so um die 17. Ihr blondes Haar sah so aus, als hätte sie sehr lange gebraucht, um sie zu machen. Es schien sich gelohnt zu haben, denn ihre Frisur saß perfekt. Die Strähnen auf der linken Gesichtshälfte waren an den Spitzen gewellt und gingen leicht zur Seite. Das übrige Haar war ab der Mitte bis zum Ende zu einer leichten Korkenzieherlocke gemacht worden. Ich konnte ihre Frisur nicht genau beschreiben, aber man konnte sich das vielleicht ein wenig vorstellen.
Insgesamt war sie eine wahre Schönheit. Sie hatte etwas Puppenhaftes an sich, was ihr noch etwas Unbeschreibliches verlieh.
„So, endlich sehe ich die Kleine auch wieder. Du bist echt groß geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Übrigens, die hübsche junge Dame, die du hier neben mir sitzen siehst, das ist meine Tochter Emily.“
<<Sag mir nicht, dass das DIE Emily ist, die uns letztens im Café begegnet ist.>>
„Emily, das ist Jamie. Jamie – Emily.“
„Hallo, Jamie. Freut mich dich kennen zu lernen. Bisher hat mein Vater immer nur von dir erzählt, aber als wir uns letzte Woche im Café gesehen haben, musste ich nicht schlecht staunen, wie nahe wir uns eigentlich stehen. Immerhin kennst du Kevin ja auch.“, sagte sie mit ihrer zierlichen Stimme. Zum Schluss setzte sie noch ein süßes Lächeln auf.
<<Die scheint ja echt perfekt zu sein...>>
„Hallo Emily. Kaum zu glauben, dass wir uns hier wieder treffen, was?“
„Ein schöner Zufall.“
45. Eintrag:
„Schönen Abend. Hier Ihre Speisekarte.“
Als ich einen Blick auf die Speisekarte warf, verstand ich nur Bahnhof. Das war sowieso klar. Die Atmosphäre in dem Restaurant war zwar irgendwo auch schön, immerhin verhielt sich jeder möglichst ruhig und höflich waren sie auch alle, doch diese Welt war nichts für mich. Für mich war die Atmosphäre andererseits auch sehr beklemmend. Wieso sollte man sich nicht einen Tick wie man selbst verhalten? Das taten die Leute hier nämlich offenbar nicht und genau das störte mich. Ich hasste es, wenn Leute sich auf das Extremste verstellten. Es machte mich auch schon irgendwo leicht wütend.
46. Eintrag:
Wir waren nun beim Dessert angekommen. Es gab Mouse au chocolat, eines meiner Lieblingsdesserts. Das Essen war leckerer als ich dachte, als Vorspeise hatten sie uns einen Salat gebracht und als Hauptspeise gab es Hummer. Ich lernte viel über Emily. Sie war tatsächlich 17 Jahre alt und besuchte ein Elitegymnasium. Sie war künstlerisch begabt. Sie konnte Klavier und Geige spielen und laut dem Vater wunderschön malen. An ihrer Schule war sie Schulsprecherin und im Schulkomitee. Sehr beliebt war sie ebenfalls und sie hatte eine blendende Karriere als Pianistin vor sich. Insgesamt war sie also eine Mustertochter.
„Du kannst dir ein Beispiel an ihr nehmen, Jamie.“, flüsterte mir meine Mutter zu.
„Und was machst du gerne in deiner Freizeit?“, fragte sie mich.
„Denk dir Irgendwas aus, damit du etwas mit ihr mithalten kannst. Sonst sieht das blöd aus.“, flüsterte mir meine Mutter nochmals zu.
In diesem Moment fühlte ich eine gewisse Wut in mir aufsteigen. Ich musste die Tränen zurückhalten , um mich vor ihnen nicht vollkommen zu blamieren. Sonst war meine Mutter nie so gewesen. Sie war doch immer diejenige, die sagte, dass ich mich nicht zu verstellen brauchte.
„Wieso sollte ich mich denn verstellen?! Etwa, weil ich nicht elite genug bin?!“
„Nein, du verstehst das vollkommen falsch, nur kommt das...“
„Ach, komm. Du und dein scheiß Nobeldingsbums könnt mich mal.“
Es reichte mir. Ich stand auf, schob den Stuhl an den Tisch ran und eilte aus dem Restaurant.
<<Ich hasse es.>>
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