Ich setzte mich atemlos auf das Sofa und wartete ein paar Minuten. Ich ließ meine Erinnerungen umher schweifen. Es war eine wunderschöne Nacht mit ihm gewesen...mein Gott, das hört sich jetzt irgendwie zweideutig an. Ich musste lachen, als ich das bemerkte, bekam mich aber schnell wieder ein. Und das eben an der Tür...es hatte auf mich wirklich so gewirkt, als ob er mehr von mir wollte. Wollte ich denn auch nicht mehr von ihm? Ich schüttelte den Kopf. Darüber konnte ich mir auch noch später Gedanken machen. Ich stand auf und verließ den Raum. Der Weg zurück, war nicht sonderlich beschwerlich, schließlich wusste ich ja jetzt wo lang es ging und ich hatte weniger Angst. Ich kletterte die Wendeltreppe hoch und öffnete das schwere Tor des Mausuleums. Kurz musste ich die Augen zusammen kneifen, denn es war bereits hell und ich wurde geblendet. Nach ein paar mal Blinzeln erkannte ich Lillian und John, die ein paar Meter vor mir standen und sich unterhielten. Ich ging ein paar Schritte auf sie zu. "Also ich verstehe immernoch nicht, warum du die ganze Nacht da Unten geblieben bist, alle haben um 3 Uhr morgens aufgegeben. Naja egal, ich lasse dir deine Geheimnisse!" lachte Lillian.
Sie sah wieder sehr gut aus, der Nadelstreifen Blazer stand ihr ausgezeichnet. "Ja, sie hat wirklich Talent, sich zu verstecken!" sagte John. Ich musste bei diesen Worten grinsen. Plötzlich bemerkten mich die Zwei. "Jessy! Da bist du ja, ein Glück! Ich hatte mir wirklich schon Sorgen gemacht, keiner konnte dich Gestern finden! Und alles klar?" Sie ging auf mich zu und lächelte breit. John blieb stehen und zwinkerte mir verschwöhrerisch zu. "Mir geht es gut, dankeschön. Ach echt? Ich war wirklich nur in der Besenkammer und eine Zeit lang in dem Pflanzen Raum. Ich fand es dort...gemütlich." Ich sah John an und er legte den Kopf freudig zur Seite. Lillian zuckte mit den Schultern: "Na dann, ist doch kein Problem! Du hast die Nacht da unten also gut überstanden und dich mit Bravour versteckt, ich kann dich nur loben!"
Ich grinste: "Ja, es war eigentlich gar nicht so schlimm da Unten. War eigentlich witzig! Wo sind die anderen alle?" Lillian lächelte: "Na in der Schule! Du hast für Heute frei, ich habe mit dem Rektor geredet. Ich bringe dich nachher noch gerne nachhause, wenn du willst können wir an der Schule vorbei fahren, die Anderen werden ganz gespannt sein!" Ich nickte begeistert: "Ja, das wäre echt nett!" Etwas unsicher druckste ich dann noch herum: "Und wegen der Verbindung, bin ich jetzt...also Mitglied...oder?" Ich hob etwas unsicher und zeigte überflüssigerweise mit dem Finger auf mich. Lillian sah mich ein paar Sekunden an.
Dann lachte sie: "Natürlich bist du Mitglied! Herzlichen Glückwunsch!" Ich konnte mir einen kleinen Hüpfer nicht verkneifen und lächelte sie breit an :"Vielen Dank!" Sie winkte ab: "Ach was, du brauchst dich doch nicht zu bedanken! Schließlich bist du dafür verantwortlich, dass ich dich ausgewählt habe und letzten Endes hast du die Aufgabe bestanden, also klopf nur dir selbst auf die Schulter!" Ich grinste und warf einen Seitenblick auf John: "Ja...nur mir..." Er zwinkerte wieder amüsiert. "Und wie geht es jetzt weiter?" fragte ich. Lillian zupfte sich ihren Rock zurecht: "Nun ja, du bist jetzt Mitglied. Du wirst in der Schule von den Anderen in Kentniss gesetzt und die von mir, wenn etwas Wichtiges ansteht, oder du kriegst es gleich von mir gesagt. Jetzt kannst du dich erstmal zurücklehnen!"
Ich lachte: "Hört sich gut an!" John hatte sich umgewandt und betrachtete den kleinen See des Friedhofs. Ich ging lächelnd auf ihn zu. "Willst du mir denn gar nicht gratulieren?" neckte ich ihn. Er drehte sich zu mir um grinste: "Doch natürlich. Ich weiß wirklich nicht wie du es da Unten ausgehalten hast! Wirklich, ich habe keine Ahnung...vielleicht hattest du ja nette Gesellschaft?" Ich zog die Augenbrauen hoch: "Tja, wer weiß!" Er zog mich in seine Arme und flüsterte: "Ja, wer weiß das schon." Ich grinste in seinen Ärmel hinein und flüsterte: "Danke nochmal!" "Kein Thema!" antwortete er.
Lillian beobachte uns glücklich. Gemerkt hatte sie wohl nichts. SIe freute sich wahrscheinlich nur. Wie ich hier in seinen Armen lag, der Friedhof im hellen Sonnenlicht lag und ich nun ein Mitglied der Verbindung war, hatten selbst die Grabsteine einen fröhlichen und friedlichen Eindruck auf mich.