Hier nun die ersten beiden Kapitel meines Buches (Ich hoffe, es wird nicht zu lang):
Prolog
Die Erde im Jahre 2736. Seit der Überbevölkerung von fast acht Milliarden Menschen und der daher drohenden Klimakatastrophe, die bereits im Vorfeld Millionen Menschen das Leben kostete, verließen nahezu eineinhalb Milliarden Menschen ab 2122 nach der Entdeckung eines erdähnlichen Planeten, der den Namen „New Home“ erhielt, die Erde. Die Verkleinerung der Erdbevölkerung zog sich bis ins Jahr 2230 hin, und es wurden weitere Planeten entdeckt. Benedict, Lutetia und Atlantis, um nur einige zu nennen. Währenddessen drohte das Klima auf der Erde zu kollabieren. Der Sauerstoffgehalt der Luft senkte sich auf sechzehn Prozent und der Meeresspiegel stieg um fast sechs Meter. Daraufhin bildeten die Regierungen der Erde ein Umweltkomitee zur Rettung des Planeten, das Klimageneratoren entwickelte, die den Sauerstoffgehalt steigerten und die Erderwärmung stoppen konnten. Im Jahre 2371 hatte sich die Erde fast vollständig erholt, während die Erdbevölkerung noch aus vier Milliarden Menschen bestand. Der Rest der Menschheit, die anderen vier Milliarden hatte sich bereits auf den anderen Planeten unter Kontrolle ihrer Regierungen etabliert. Dies führte jedoch zu Unstimmigkeiten der Regierungen über die Besitzansprüche auf den Planeten. Als der 2372 amtierende Präsident der USA, Holden Clancy, von der Reformerin Terry Hemingway abgelöst wurde, verstand sie es, die Regierenden zu einen und Staaten nur noch auf Planeten zu beziehen. Es entstand die Terranische Föderation, die ihren Höhepunkt hatte, als 2374 das Hyperraumsprungtor erfunden wurde und der erste Kontakt mit Außerirdischen, den Orn vom Planeten Seylukk, hergestellt werden konnte.
Kapitel 1
Es war heiß. Ungewöhnlich heiß für diese Jahreszeit. Föderationspräsident Victor Cassington stand auf der Veranda seiner Sommerresidenz und betrachtete den roten Himmel, der sich über dem Horizont bildete. Einige Wolken, die am Himmel hingen, bewegten sich langsam voran und gaben dem Bild etwas künstlerisches, während sich die Sonne ihren Weg hinter den Horizont suchte. Victor wollte gerade sein Fernglas in die Hand nehmen, um einige der vorbeifliegenden Vögel zu beobachten, als Steve Hale, sein persönlicher Berater und bester Freund, hinter ihm zwischen den marmorierten Säulen der Tür hervortrat.
"Woran denkst du?" fragte Steve.
"Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Manchmal muss man schon laufen, um nicht zurückzubleiben."
"Was beschäftigt dich?" Der Präsident wirkte gedankenversunken, fast als wolle er im Wirrwarr von Gedanken einen bestimmten packen und ihn ganz nah betrachten, ohne jedoch in sein Inneres sehen zu können.
"Waren wir zu langsam? Oder... sogar zu schnell?"
"Nun, ich denke schon, dass die Aufnahme der Zirigee ein guter Schritt in die Zukunft war."
Viktor war über Steve's Scharfsinn überrascht. Doch sein alter Freund hatte schon immer die Fähigkeit, seine Gedanken zu lesen. Anmerken ließ er sich seine Gefühle dennoch selten.
"War es richtig, dass wir so lange damit gewartet haben?"
"Hey, Boss, jetzt komm mal wieder runter, es ist jetzt gerade zwei Tage her, dass sie den Vertrag unterzeichnet haben, seitdem ist noch nichts passiert."
Es war Steve's lockere ruhige Art, die Victor so sehr an ihm mochte. Egal, wie tief Victor in seine Gedanken vertieft war, es gelang Steve immer wieder, seinen Kopf von Ängsten und Zweifeln zu befreien und dafür zu sorgen, dass er sich wieder auf das wesentliche konzentrierte.
"Ja, du hast Recht." Lächelte er Steve an.
"Tee?"
"Gern."
Die beiden kehrten dem malerischen Sonnenuntergang den Rücken zu und betraten das Wohnzimmer.
Der Raum war großzügig ausgelegt, mit zwei Eingangstüren, wovon eine in die Küche und das Badezimmer führte, und die andere in die weiteren Räumlichkeiten des Hauses. Plastische Ornamente schmückten die rundgebogenen Türen.
Im Zentrum des Raums stand eine große, schwarze, neomoderne Couch, davor ein ovaler Tisch mit einer kristallenen Tischplatte, was der Kombination etwas Elegantes gab, jedoch nicht unbedingt dazu passte. Von der Couch aus konnte man auf den riesigen Holoprojektor schauen, der als Fernseher und Kommunikationsmittel diente. Obwohl Victor eine Schwäche für teure Unterhaltungstechnik hatte, hatte er den Projektor seit seiner Erhebung in das Amt des Präsidenten der terranischen Hälfte der Föderation kaum noch zur Eigenunterhaltung genutzt.
Sie setzten sich auf die Couch, Präsident Cassington nahm die klassische Teekanne in die Hand und betrachtete kurz den Projektor.
"Eigentlich ein Wunder, dass das Ding noch nicht explodiert ist - bei den Anrufen..."
Victor musste lächeln; er goss Steve Tee in die Tasse, dann in seine eigene.
"So, mein Freund, dann erzähl mir den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Welt."
"Wo soll ich anfangen?" Steve holte eine Handkonsole aus der Tasche und studierte noch einmal kurz die Notizen, die er sich zuvor gemacht hatte.
"Seit der alte Imperator der Aazrii gestürzt ist, hat sich die Lage verschlimmert. Uns haben sie zwar noch nicht offiziell den Krieg erklärt, jedoch haben sie das Eindringen eines unserer Scoutschiffe in ihren Sektor empfindlich bestraft."
"Wie viele Tote?"
"Zwei. Hätte der Captain des Schiffes nicht rechtzeitig reagiert, wären wahrscheinlich alle sechzig Mann jetzt tot. Dennoch war der Tod der beiden Opfer eher zufällig, da ihre Rettungskapseln versehentlich in die Trümmerteile des Scoutschiffs gerieten."
Und diese Seite an Steve mochte Victor gar nicht.
"Darum geht es nicht. Sie sind tot. Ohne den Angriff würden sie noch leben. Deine Schönfärberei tröstet die Angehörigen wenig."
"Tut mir leid, Mann, war nicht so gemeint."
"Ist schon gut, ich weiß." Victor legte den Kopf in den Nacken und atmete tief ein und wieder aus.
"Hast du auch gute Nachrichten?"
"Leider nein. König Enik Kubr drängt weiterhin auf seine Aufnahme in die Föderation; wir haben ihn vorerst in die Warteschleife gelegt. Wie lange willst du ihn noch zwingen, seine Prinzipien und Jahrtausende lange Traditionen wegzuwerfen, nur um schutzwürdig zu sein?"
"Das ist es nicht. Es geht hier nicht um Prinzipien oder Traditionen, es geht um Politik. Wie soll ich einen Monarchen in System integrieren, das sich seinen Chef selber aussucht, statt es den Adligen zu überlassen? Das ist nicht möglich. Eine derartige Koalition würde die Glaubwürdigkeit der Föderation in Frage stellen und zeigen, dass wir zu allem bereit sind, nur um Föderationsmitglieder zu bekommen. Das würde einerseits bedeuten, dass wir Bretcha und somit die Zirigee wieder verlieren könnten und Seylukk und die Orn wahrscheinlich auch, und andererseits dass wir uns den Ideen und Phantasien der Presse ausliefern, die uns ohnehin schon genug geschadet haben. Denk nur an meine 'bewiesene Affäre' mit meiner ehemaligen Haushälterin. Für die torganischen Alliierten wäre das ein gefundenes Fressen, und ihre Anti-Föderationskampagne bekäme neues Wasser auf die Mühlen. Das kann, will und werde ich mir nicht leisten."
"Was denken die Orn darüber?"
Staatspräsident Briiyn ist meiner Ansicht, und Brod T'al von den Zirigee habe ich aus diplomatischen und politischen Gründen noch nicht darauf angesprochen. Ich habe auch nicht vor, dies in absehbarer Zeit zu tun."
"Wenn Bretcha davon Wind bekommt, dass du in Erwägung ziehst, Gor'O..."
"Das ist es ja." unterbrach ihn Cassington. "Ich ziehe es nicht in Erwägung, nicht ansatzweise." Seine Stimme verriet Angespanntheit. Victor war sich der Konsequenzen bewusst, die auf ihn zukämen, würden die Zirigee von den Verhandlungen erfahren.
Zwar werden sie mir nicht glauben, wenn ich es bestreite, allerdings kann ich meine Hände für Eventualitäten in Unschuld waschen und die Zirigee haben keinen Grund, misstrauisch zu sein
Schon nach diesem kurzen Gespräch war Victor sichtlich ermüdet. "Soll ich gehen?" fragte Steve verständnisvoll.
"Nein, nein, das bringt auch nichts. Ich hab im Mai schon geschlafen, weißt du." Victor zwang sich zu einem Grinsen, allerdings war dieses Grinsen ohne jeden Humor.
"Ach ja, bevor ich es vergesse, eine Nachricht von Sandra, deine Frau, falls du dich erinnerst. Ich soll dich daran erinnern, dass deine Tante Sue-Ann übermorgen Geburtstag hat. Sie wird 62, mag gelbe Tulpen und isst am liebsten Nougatschokolade."
Victor musste lachen. "Das ist Sandra."
Seine Frau hatte immer den Drang, ihm in allen Lebenslagen helfen zu müssen. Sie war immer für ihn da wenn sie auch durch ihre leichte Aufdringlichkeit hin und wieder auf Unverständnis stieß. Auf die verzichten könnte Victor jedoch auf keinen Fall.
ﻼ
Der Saal war still. Nur das beiläufige, entnervte und angespannte Ein- und Ausatmen brach ab und zu die Stille. Die Spannung am runden Tisch der Föderations- und Allianzdelegierten war unerträglich.
"Das ist nicht tragbar" unterbrach Rat Akab der Orn die schreiende Stille.
Seine spitzen Ohren waren eng am Kopf angelegt, was für seine Angespanntheit sprach. Die auffällige Stirnfalte, das Hauptmerkmal des Orn-Volkes, war leicht rosa gefärbt. Die Orn konnten ihre Stirnfalte, die auf einem hervorgehobenen Knochenschwulst, der wie ein verlängertes Nasenbein wirkte, dazu nutzen, ihre Gefühle auszudrücken. Akab hatte Schwierigkeiten, die Verfärbung zu unterdrücken, die seine Aggression verriet.
"Wir können einem Bündnis mit der torganischen Allianz nicht ohne weiteres zustimmen. Wenn wir das tun, stürzen wir uns direkt in einen Krieg, was wir mit dem Eintritt in die Föderation zu verhindern versuchten. Offenbar sind sich die Terraner der Tragweite nicht bewusst. Eine Bündnisschließung würde die gesamte Föderation dazu zwingen, sich am Krieg gegen die Aazrii zu beteiligen und auch alle Welten der Allianz zu schützen. Mein Volk erholt sich gerade vom Schrecken eines Bürgerkrieges, der nicht nur viel Geld, sondern auch Leben gekostet hat. Niemand von uns wäre bereit dazu."
"Ihr Schutz wäre ebenso garantiert." widersprach Arrtum, Rat und Botschafter der Zirigee.
"Ist das ihr Ernst?" fauchte Akab zurück.
Seine Stirnfalte wechselte ihre Farbe von zartrosa in ein deutliches Rot. In diesem Zustand war es schon schwer vorauszusehen, wie der Rat auf Bemerkungen in der Art des Botschafters von Bretcha reagieren würde.
"Die Torganer wollen dieses Bündnis lediglich dazu nutzen, sich selbst und ihren Handel zu schützen. Im Falle eines Falles würden Sie sich mit dem Verweis auf ihre schlechte Infrastruktur, die sie mit den Folgen des Krieges begründen, entschuldigen und sich soweit, es ihnen möglich ist, aus dem Krieg raushalten."
"Diese Anschuldigungen sind haltlos und ungeheuerlich." rief der Berater der Torganer Okun Damirok erbost dazwischen.
"Offenbar ist Ihnen und ihren Göttern entgangen, dass unsere Allianz bereits seit Jahren Bestrebungen unternimmt, der Bedrohung durch das Großreich Aazrii zu begegnen. Unser Militärbudget wurde im letzten Jahr verdoppelt."
Die Augen des Torganers funkelten böse. Man konnte seinen Herzschlag beinahe in der Luft spüren, sein Brustkorb hob sich sichtlich.
"So steht es zumindest in ihren Bilanzen." erwiderte Akab.
"Was erlauben Sie sich?"
"Hören sie auf!" rief einer aus dem Hintergrund, und eine dunkle Gestalt trat aus dem Schatten hervor.
"Es interessiert mich nicht, warum sie alle hier sind; und es interessiert mich nicht, warum ich über dieses Treffen nicht informiert wurde. Zumindest jetzt noch nicht."
Victor Cassington trat aus dem Schatten des Eingangsbereiches heraus. Sein Gesicht war nicht zornig, eher besorgt, fast verzweifelt.
"Rat Melanie Vasseck, ich denke sie stimmen mit mir überein, dass ich ab jetzt die Ratführung der Terraner, meines Volkes, übernehme."
Die Ruhe in seinen Worten war angsteinflößend. Jeder im Raum war sich der Konsequenzen und Bedeutung dieser Worte für die Rätin der Terraner bewusst.
"Es ist vorbei, wir müssen handeln."
Mit diesen Worten warf er eine Datendiskette auf den Tisch. Ohne ein Wort zu sagen, nahm Okun Damirok, der torganische Berater, die Diskette an sich und legte sie in den HoloMonitor.
"Diese Aufnahme wurde vor 3 Stunden in der Nähe des Andromeda-Nebels gemacht." war sein einziger Kommentar dazu.
Die Aufnahme zeigte den Rand des Andromeda-Nebels, der von einem Sternenkreuzer der Defenderklasse gestriffen wurde. Alles schien ruhig, es sah aus wie ein Präsentationsvideo einer Firma für Militärtechnologie, die ihr neuestes Produkt verkaufen wollten, als plötzlich ein Lichtblitz das Bild durchzuckte und wie aus dem Nichts ein Raf´Ghun Schlachtschiff mit dem Aazriisymbol auf dem Rumpf über dem terranischen Kreuzer schwebte. Im nächsten Augenblick strömten hunderte von Jägern aus dem Kreuzer, um in Notfall den Raf´Ghun anzugreifen und zu zerstören, sollte es notwendig werden. Am unteren Rumpfteil des Schlachtschiffes öffnete sich eine riesige Luke, die offenbar eine Art Hangartor war. Die Jägerpiloten waren unsicher, was sie tun sollten, was man an ihrem Sicherheitsabstand zum Raf´Ghun erkennen konnte. Plötzlich schoss ein gewaltiger, goldgelb leuchtender Lichtstrahl aus der Luke, erfasste den Kreuzer und verschluckte ihn in einer spektakulären Explosion. Viele der angeströmten Jäger wurden von der Druckwelle mitgerissen und zerstört. Diejenigen, die übrig geblieben waren, setzten zum Gegenangriff auf das übermächtige Raumschiff an, doch konnten sie nicht einen Schuss abfeuern, da das Schlachtschiff im nächsten Moment im Hyperraum verschwand.
Mit dem Funkspruch "Unser Träger wurde zerstört, ich wiederhole, unser Träger wurde zerstört, brauchen Hilfe, kommen." endete das Hologramm.
Die Stille war in den Saal zurückgekehrt.
"Oh mein Gott..." stotterte Akab.
"Wie konnte dieses Schiff unbemerkt eines unserer Sprungtore benutzen?" fragte Thul-Rak, Sicherheitsberater der Orn mit fast bleicher Stirnfalte.
"Wenn wir die Tatsache, dass ein Raf´Ghun nicht einmal durch eines unserer Sprungtore passt, weil es viel zu groß ist und überhaupt ein Sprungtor nicht die nötige Energie aufbringen könnte, ein Schiff dieser Größe in den Hyperraum zu befördern, mal außen vor belassen, sage ich ihnen, ohne mich lächerlich machen zu wollen, dass sich die Aazrii nicht einmal in der Nähe eines Sprungtores befanden."
"Das ist unmöglich." rief Damirok energisch dazwischen.
"Kein Antrieb, der je gebaut wurde, ist in der Lage, ein Schiff in den Hyperraum zu befördern."
"In Anbetracht der Größe des Schiffes wäre ich nicht abgeneigt, die Vermutung Cassingtons zu teilen." erwiderte Akab der Orn von Seylukk.
"Zumindest könnte dieses Schiff genug Energie aufbringen, um zwei Sprungtore gleichzeitig zu versorgen."
Der Torganer war erbost, verzweifelt. Er konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass der schlimmste Feind, den man sich vorstellen konnte, über eine derart überlegene Technologie verfügte. Doch er wusste auch, dass die aktuellen Geschehnisse keinen Zweifel daran ließen, dass die Aazrii nun am längeren Hebel saßen.
Es ist vorbei, wir müssen handeln.
"Irgendwelche Vorschläge?" fragte Victor in den Raum.
Keine Antwort. Die Stirnfalten der beiden anwesenden Orn-Vertreter waren nun in das gleiche grau gehüllt wie ihre Haut. Die menschenähnlichen Torganer schlossen ihre Augen, die traditionelle Kurzmeditation, um die Konzentration zu erhöhen.
"Ich denke, wir ziehen uns gemeinsam zur Beratung zurück. Rat Akab, Rat Arrtum, wir werden uns regelmäßig kontaktieren. Rat Malyaar, halten sie die Föderation über Vorschläge und Erkenntnisse auf dem Laufenden."
Wir müssen handeln...
ﻼ
"Das war eine sehr beeindruckende Vorstellung, Admiral Tukayin."
Der Admiral drehte seinen verknöcherten Kopf, der wie eine vertrocknete Wüstenlandschaft aussah, in Richtung des Monitors, auf dem das Gesicht des Imperators zu sehen war.
"Danke, mein Imperator." antwortete der Aazri.
"Der Bau der neuen Version des Raf´Ghun Schlachtschiffes war somit ein voller Erfolg. Gibt es Überlebende?"
"Ja Imperator. Die Sensoren haben sechsunddreißig Abfangjäger gefasst."
Der Admiral war sich bei dieser Antwort nicht sicher, ob er den Auftrag richtig ausgeführt hatte. Normalerweise gab es in den Schlachten der Aazrii nie Verletzte oder überhaupt Überlebende.
"Ausgezeichnet!"
Die echsenartigen Augen des Imperators funkelten, man konnte fast annehmen, dass er lächelte.
"Sollen die Überlebenden unsere Botschaft überbringen. Sollen sie wissen, wer hier im Universum die Macht hat. Wenn sie sich nicht freiwillig beugen, werden sie alle gemeinsam untergehen."
"So soll es sein, mein Imperator."
2
Der Bildschirm wurde dunkel und die Stille kehrte in den Raum zurück; nur das stetige Klicken und Pfeifen der Relais und Kontrollsysteme war noch zu hören. Admiral Tukayin saß auf seinem Sessel und studierte die beim Kampf gemachten Aufnahmen aufmerksam. Er hätte es anders gemacht. Er hätte keinen von ihnen überleben lassen. Er hätte auch keiner dieser Demonstrationen durchgeführt. Er hätte einfach gewartet, bis genügend Raf`Guns mit dieser Hyperraumantriebstechnologie ausgestattet sein würden und dann einfach an den wunden Punkten zugeschlagen. Die Angriffe würden sich direkt gegen die ach so hochgeschätzten Schiffswerften auf dem Mars und auf Benedict richten. Dann würde er warten, bis alle föderativen davon erfahren hätten und eine Invasion gestartet, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Dieses Versteckspiel war ihm zuwider. Es war nicht seine Art von Gefecht. Er hätte dieses Schiff mit seinen Jägern Stück um Stück auseinander genommen, diese arroganten Erdlinge wie eine faule Tomate zerquetscht. Es war denkbar einfach: Im Takt von dreißig Sekunden hätte er immer eine neue Welle in den Kampf geschickt, solange, bis die gegnerischen Abfangjäger vor lauter roter Kampfbemalung nichts mehr sehen konnten. Wozu auch einen Raf´Ghun auf ein Schiff hetzen, dass nicht einmal ein Drittel seiner Größe besitzt. Das ist unehrenhaft. Und der Imperator war es auch. Der Imperator schickte Killerkommandos. Und Spione. Vielleicht waren Spione wichtig und sehr nützlich, die Killer jedenfalls waren das nicht. Ein Krieger, der seinen Feind nicht in die Augen sieht, war kein Krieger. Oh nein, Tukayin war ein ehrbarer Krieger, nicht so ein Feigling. Beinahe verbittert saß er auf seinem Sessel, seine Wangenknochen waren angespannt. Er sah auf, als das Türsignal ertönte.
„Kommen Sie herein.“ sagte der Admiral forsch. Captain Matrok betrat den Raum, nahm Haltung an und meldete:
„Admiral, ich habe hier ihren…“
„Stehen Sie erstmal bequem, Captain.“ Sagte Tukayin ruhig.
„Äh, ja Sir.“ Er zögerte einen Moment, dann
„Ich habe hier ihren Bericht, Sir, den Sie angefordert haben.“
“Ausgezeichnet Captain, legen Sie die Handkonsole dort auf die Ablage, danke.“ Der Captain war überrascht von der Höflichkeit des Admirals. Der hohe Offizier war erst vor wenigen Tagen auf das Schiff versetzt worden und hatte Matrok noch nicht oft gesehen, da er immer wieder im ganzen Schiff unterwegs war, um Kharrtum ( das war der Kriegsgott der Aazrii ) weiß was zu tun. Der Admiral studierte die Handkonsole sehr aufmerksam, ließ sich umfangreiche Tabellen und überladene Darstellungen anzeigen. Alles um ihn herum, schien zu verschwinden. Er war auf der Suche nach etwas… etwas wichtigem.
„Sir ?“ unterbrach Matrok ihn. Er sah auf, seine Augen waren zu goldenen Schlitzen mit einem winzigem, aber scheinbar unendlich tiefen schwarzen Punktes verformt. Matrok erschrak fast bei diesem Anblick, nahm sich aber zusammen und heraus ohne Aufforderung weiterzusprechen.
„Darf ich fragen, wonach Sie suchen?“
„Natürlich, Captain. Elektromagnetische Ausstrahlungen.“
„Sir ?“
„Ganz einfach. Ich suche eine Möglichkeit, ihre Funkverkehre abzuhören.“
Auch Matrok kam dieser Gedanke schon, jedoch sah er es als äußerst schwierig an, die komplizierten Verschlüsselungsmethoden
zu dechiffrieren, da ihre Aufklärungsabteilung – Der Admiral nannte es missbilligend „Spionageratten“ (oder besser Spionagekanarks, was das azriitische Wort dafür war) – bisher keinerlei Anhaltspunkte hatten. An einen Decoder zu kommen war beinahe unmöglich, denn wenn beispielsweise ein terranischer Jäger gekapert wurde, sprengte er sich sofort in die Luft, und Captain Matrok hatte wenig Lust, einen seiner Soldaten in Fetzen fliegen zu sehen, wenn er versuchte, die Bordsysteme des Raumjägers in Gang zu bringen.
„Sir, wäre es zu diesem Zweck nicht sinnvoller, die Sprungtore anzuzapfen?“ kam ihm eine Idee.
„Nein, Captain, die Kommunikationsgeräte der Sprungtore dienen lediglich als Relaisstellen, sie übermitteln nur die Signale, decodieren sie nicht.“
Das System war außerordentlich ausgeklügelt, offensichtlich Erfahrung aus vergangenen Kriegen, bevor sie den Weg ins All fanden.
„Wenn wir die Sprungtore anzapfen, bekommen wir in etwa die gleichen Signale wie von der Quelle direkt, also das hier.“
Der Admiral berührte eine Taste auf der Konsole vor ihm und es ertönte ein Signal, welches sich anhörte, als würde jemand ein Xylophon wahllos im Takt eines Maschinengewehres anschlagen. Nach einer Weile würde einem das Gedudel ziemlich auf die Nerven gehen, dachte Matrok.
„Ohne den Decodierschlüssel haben wir nur dieses Geräusch, mehr nicht. Sehen Sie, diese Folge von Tönen ergibt wenn man sie aufsplittet, eine Reihe von Einzeltönen oder kurzen Tonfolgen, wobei jede Folge ein Buchstabe, eine Zahl, eine Farbe oder sonst etwas ist. Ich nehme stark an, dass die Signale nach dem codieren auch noch verschlüsselt sind. Wenn wir das Signal also dechiffriert haben, wissen wir noch lange nicht, ob die Daten , die wir bekommen, auch nützlich sind. Vielmehr müssen wir davon ausgehen, dass ein weiteres Decodierverfahren nötig ist, um an den tatsächlichen Inhalt des Signals zu gelangen.“
Er schaltete das Nervtötende Geräusch ab.
„Und das herauszufinden, ist mein Ziel.“
Seine Miene wurde finster und nachdenklich zugleich.
„Eines von vielen...“ Fügte er gedankenversunken hinzu.
„Ich verstehe, Sir.“
Matrok war erstaunt über die Offenheit und die Bereitschaft des Admirals, seine Gedanken mit ihm zu teilen. Mit ihm, einem kleinen Captain eines Kreuzers der azriitischen Flotte. Tukayin war ein Admiral, er verfügte über viele dieser Respekt einflössenden Schiffe, sie waren seine Mittel. Die Mittel des Captains waren lediglich Steuerungsoffiziere, Waffenkontrolloffiziere und dein paar Jägerstaffeln. Der Führer eines Schlachtkreuzers zu werden war eine große Ehre für einen Aazrii und es war viel nötig, dieses Privileg für sich zu erhalten, aber ein Admiral war fast eine Gleichsetzung mit einem Halbgott. Großoffiziere, wie Tukayin gab es nicht viele, wahrscheinlich war er sogar der einzige, dem es weniger an der Macht gelegen war, die ihm mit diesem Rang zuteil wurde, sondern eher die Durchsetzung der Ziele oberste Priorität hatte. Und dafür setzte er auch Prioritäten, die das Leben auf den Schiffen seiner Flotte nachhaltig verbesserte. Er nahm unzählige Änderungen in den internen Abläufen der Kampfkreuzer vor; angefangen bei Tagesdienstplänen, die viele freiwillige Elemente beinhalten wie zum Beispiel die Wahl des Dienstportes, er führte eine Art Belobigungssystem ein, was die Leistungen entsprechend den Erfolgen und Ergebnissen honorierte. Nahezu alles unterlag seinen Änderungen, bis hin zum Speiseplan. Admiral Tukayin war schon immer der Meinung, dass lebensnotwendige Stoffe auch schmackhaft verabreicht werden konnten, statt sie in einen Brei zu verarbeiten, der nach Wüstenkanarkscheisse schmeckt. Und genau aus diesen Gründen konnte er sich hundertprozentig darauf verlassen, dass seine Leute im Ernstfall brachten.
„Darf ich mich entfernen, Sir?“
„Oh ja natürlich, Captain. Wegtreten.“
Der Captain machte auf dem Absatz kehrt und verließ mit militärisch zackigen Schritten den Raum. Der Admiral saß da und betrachtete seinen Monitor.
Eines von vielen…
Schreibt mir doch einfach eure Meinung darüber, ich kann jede Kritik gebrauchen!