Ich liege im flüsternden Gras und lausche dem Vogelgezwitscher. Die Bäume warnen mich vor ihr, doch ich bleibe liegen. Der Tod? Er macht mir nichts mehr aus, denn jeder muss irgendwann sterben. Egal ob durch Mord oder durch einen anderen Weg. Nena stampft die aufgeblühten Blumen nieder und beugt sich zu mir hinunter. Sie will, dass ich mit komme, dass ich ihr folge in den Tod.
Wutentbrannt stand ich vom Stuhl auf und war fest entschlossen Rache zu nehmen. Rache an meiner besten Freundin, die auf grausem Art und Weise ermordet worden war. „Denkst du sie finden den Mörder?“ Meine Mutter schaute mich stumm an. Sie sagte kein einziges Wort, doch ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Sie war geschockt, eindeutig. Aber ich durfte das nicht sein, ich wollte Rache! „Mum? Ich werde sofort wieder nach Hause gehen und dann ab morgen wieder zur Arbeit gehen.“
Verwundert blickte sie zu mir hinüber: „Aber Mäuschen! Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen, das…geht einfach nicht! Du musst doch erst den Scho...“ Prompt unterbrach ich sie: „MUM! Ich werde gleich morgen Früh wieder zur Arbeit gehen. Glaub mir, mir geht’s gut! Und jetzt geh bitte, ich muss alles in Ruhe zusammenpacken!“ Sie machte keine Anstalten mir zu widersprechen und machte sich sofort auf den Weg nach draußen.“
Als ich mir ein frisches Kleid aus dem Koffer drüber gezogen hatte, machte ich mich mit schnellen Schritten auf den Weg zur Bushaltestelle. Immer noch stand ich unter Schock, der aber jedoch von meiner aufkommenden Wut verdrängt wurde. Ich war froh zu wissen, dass ich den ganzen morgigen Tag im Kindergarten verbringen konnte. Ich konnte mich glücklich schätzen so einen tollen Job mit Kindern zu haben.
An der Bushaltestelle angekommen, saß neben mir wieder dieser Bastian. Erschöpft seufzte ich und stellte mich schon mal auf ein Stundengespräch ein. „Oh! Vanessa, hab ich Recht? Ich kann sie doch duzen, oder?“ Ich nickte stumm und ließ meine Hand auf die Bank gleiten. „Hach, ist das kein schöner Tag? Wo willst du eigentlich hin? Müsstest du nicht im Krankenhaus sein?“ „M-Meine Freundin wurde ermordet, aber es geht mir schon wieder einigermaßen. Ich wollte eigentlich nach Hause fahren, aber da sie, entschuldigung du, ja mit mir in ein Café gehen wolltest, können wir auch dorthin fahren.“ Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd, was wahrscheinlich eine Zustimmung war.
„Also. Soll das jetzt eigentlich ein Date sein, oder so?“ Ich lächelte ihn freundlich an, aber er wich meinem Blick aus:“I-Ich weiß nicht, was du meinst…Ähm…“ Er räusperte sich und nippte dann kurz an seinem Kaffee. „Ach komm schon! Es muss doch einen Grund haben!“ Aufgeregt klopfte er mit den Fingernägel am Glastisch des Cafés und stotterte los:“Nun ja, also ich fand dich am Anfang schon attraktiv und so. Aber das ist jetzt eigentlich nicht der Punkt. Ich wollte mich bloß freundlich unterhalten!“ Ich sah an seinem Gesicht, dass er log und kicherte in mich hinein.
Ich sah an Bastian vorbei und erkannte eine junge, blonde Frau an einem anderen Tisch. Sie kam mir sehr bekannt vor. Fieberhaft überlegte ich, als es mir ruckartig einfiel. NENA! Nena Skydriver! Ich ballte meine Hände zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Aufgeregt fing ich an zu atmen, immer schneller und schneller, mein Herz raste und mir wurde schwindelig. Nena! Diejenige, die… STOPP!
Dann war sie weg. Einfach so! Wie durch Zauberei…Bastian schaute mich besorgt an: „Ist alles in Ordnung? Was war denn?“ Ich versuchte zu lächeln, aber ich konnte nicht. „Es war Nena…Ich dachte es wäre Nena. Nena ist tot…Es war Selbstmord…“ Verwirrt sah er mich an:“Wer ist denn Nena?“ Hastig zog ich aus dem Koffer meinen Geldbeutel, wo ich schon immer ein Bild von ihr drinnen hatte, immerhin waren wir mal beste Freunde. Waren!
Daraufhin nahm er es in die Hand, wobei ich zum Erzählen anfing: „Alles begann in der ersten Klasse…Ich war noch ein kleines, zierliches Mädchen und wurde immer wegen meinen blöden Zöpfen und meiner dunkeln Hautfarbe gemobbt. Nena war immer auf meiner Seite, genauso wie auch noch ein paar andere Schüler aus höheren Klassen. Eines Tages kam ich dann in die Schule und bemerkte, dass Nena nicht da war. Der Schultag verlief dann wie gewöhnlich, alle waren unfreundlich zu mir. Doch als ich dann auf dem Heimweg war, hörte ich Mädchenstimmen. Darunter auch Nena’s! Natürlich lauschte ich sofort. Es waren drei Mädchen aus meiner Klasse und Nena. Nena begann einen Vorschlag zu machen:“Wie wäre es, wenn wir diese blöde Ziege Vanessa umbringen? Ich meine, jetzt habe ich schon versucht ihren blöden Hund zu ersaufen, jetzt könnt ihr auch mal was machen!“ “
Geht noch weiter...