„Ich bin wieder schwanger. Ich weiß es schon länger, aber ich habe mich nicht sicher genug gefühlt, es Dir zu sagen. Du weißt schon, die ersten Monate…“ Nun reichte es aber. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. „Im wievielten Monat bist Du?“, fragte ich sie. „Im Vierten…“ Ich war schockiert. „Und Du hältst es nicht für nötig, Deinem Mann, der der Vater dieses Kindes ist, davon zu erzählen? Wenn Du es Deiner Mutter nicht sagen willst, dann verstehe ich es irgendwo noch, aber mir? Was ist nur los mit Dir, Lena? Ich erkenne Dich nicht wieder.“ Sie rutschte von mir weg und fing an zu weinen.
Nun tat sie mir wieder leid und ich nahm sie in den Arm. Sie schluchzte. „Es tut mir leid, Tom. Ich weiß nicht, was los ist mit mir. Es tut mir so leid…“ „Pssst.“, machte ich. „Es ist ja alles gut. Hauptsache, Du hast es mir jetzt gesagt, Liebes. Es ist ja nicht so schlimm.“ Sie bibberte am ganzen Körper. „Ich gehe duschen, okay?“, fragte sie. Ich fand zwar den Zeitpunkt ziemlich unpassend, willigte aber ein. Sie ging ins Bad, ließ aber die Türe offen stehen.
Ich beobachtete sie heimlich beim Duschen. An ihren Rundungen konnte man schon einen kleinen Bauch erkennen. Doch ich hatte gedacht, sie hätte zugenommen. Es war mir einfach nicht aufgefallen. Ich schlief in dieser Nacht sehr schlecht und träumte von einem behinderten Kind. Was das zu bedeuten hatte, wusste ich nicht. Am nächsten Tag wachte ich vom Schreien des Kleinen auf. Der Platz neben mir im Bett war leer. Ich stand auf, um nach Elias zu sehen. Lena war nirgendwo zu finden.
Ich fütterte ihn und wechselte seine Windeln, dann versuchte ich, ihm das Laufen beizubringen. Ich dachte, Lena wäre vielleicht zum Bäcker gegangen, doch auch nach einer Stunde war sie noch nicht zurück. Wo konnte sie nur sein? Ich rief bei Fischer an, doch dort ging niemand ans Telefon. Es wurde Mittag. Es war Zeit für Elias Babybrei. Selber wollte und konnte ich nichts essen.
Ich ging in die Küche, und wer stand da? Lena! „Wo warst Du?“, rief ich, erleichtert und wütend zugleich. Sie war abwesend. „Ich war spazieren. Meine Schwester kommt um drei, ich muss was zu Essen machen.“ Was war nur los mit ihr? Doch auch diesmal gab ich nach und ließ sie gewähren. Es war bald drei Uhr, und so sah ich Lenas Schwester Mia zum ersten Mal. Sie war ganz anders als Lena, sie hatte dunkle Haare und kam mehr nach ihrem Vater. Seit einigen Jahren lebte sie in Spanien, wo sie ein gut laufendes Café bewirtschaftete. Sie erzählte uns von Spanien und hatte Elias sofort ins Herz geschlossen.
Wir saßen am Küchentisch und aßen Sandwiches. Elias krabbelte mal wieder auf dem Boden herum. Mia mochte ich auf Anhieb. Sie hatte komischerweise gleich gemerkt, dass mit Lena was nicht stimmte, und Lena erzählte ihr, dass sie schwanger war. Mia freute sich sehr für uns. Später kam dann Simon, und er und Mia unterhielten sich, als würden sie sich schon Jahre lang kennen.
Sie saßen in Elias Zimmer auf dem Boden und quatschten fast drei Stunden lang. Zuerst saß Lena noch mit dabei, doch schon bald ließ sie die beiden alleine. Sie zwinkerte mir zu. „Ich glaube, meine Schwester und Dein Freund werden das nächste Liebespaar!“