Liebe Leser,
nun folgt also die zweite Weihnachtsgeschichte! Viel Spaß!
Alle kennen Herrn Brandt, den knallharten Autoverkäufer vom Ende der Stadt. Von Weihnachten, dem Fest der Liebe, hält er nichts. Alles, was das ganze Jahr über für ihn zählt, ist Geld - und Alkohol. Herr Brandt hat eine Frau und zwei Töchter. Zu diesem Weihnachten lädt er seine Eltern, wie jedes Jahr, zum Essen ein... Doch es soll alles anders kommen...
Im Wohnzimmer der Brandts roch es nach Braten, der Weihnachtsbaum stand in einer Ecke.
Die elektrische Beleuchtung blinkte. Das Klingeln an der Tür löste sofort ein mulmiges Gefühl in Regina, der Ehefrau von Lothar Brandt, aus. Heute würde alles anders werden. Sie würde ihren Schwiegereltern endlich reinen Wein einschenken.
Sie öffnete die Türe, und da standen die beiden. Wie jedes Jahr erhellte sich sofort die Miene ihrer Schwiegereltern, als sie Regina sahen. Und wie jedes Jahr würden sie auch heute wieder sagen, wie froh sie waren, dass ihr Lothar so eine bezaubernde, kluge Frau gefunden hatte. Sie würden das Essen loben, und Regina als beste Köchin in ganz Bayern betiteln. Doch dann würde doch alles anders werden...
Das Essen verlief ansich sehr ruhig und normal. Als die ganze Familie mit dem Essen fertig war, sagte Regina: "Ich muss Euch etwas sagen: Lothar und ich werden uns trennen." Lothars Mutter ließ die Serviette fallen, sein Vater stellte das Glas ab.
Sie starrten das Noch-Ehepaar ungläubig an, und verkündeten dann, dass sie jetzt gehen würden. Sie standen beide gleichzeitig auf und verließen fluchtartig die Wohnung. Regina schloss die Tür hinter den Schwiegereltern. Mit der Klinke in der Hand blieb sie noch einige Minuten stehen, den Kopf nach vorn gebeugt. Endlich war der Heilige Abend vorbei. Sie seufzte vernehmlich auf.
Schließlich ging sie zurück ins Wohnzimmer.
Mechanisch begann sie, den Tisch abzuräumen: Geschirr, Tassen, Kuchenreste, Besteck.
In der Küche stand Lothar vor dem Fenster. Sie nahm nur seinen Rücken wahr. Regina bemerkte bei einem flüchtigen Blick wie kahl er am Hinterkopf geworden war. Aber sie verlor kein Wort, räumte den Geschirrspüler ein.
Lothars Stimme hielt sie beim Verlassen der Küche.
"Na? Hast du mir nichts zu sagen?"
Regina lächelte verhalten, aber sie ging weiter. Lothars Stimme folgte ihr. "Was hast du dir gedacht dabei?"
Der Tonfall war laut, fast grob. Regina zuckte die Schultern.