Hallo liebe Leser!
Weihnachten ist ja jetzt vorbei, und es gibt zahlreiche Nachfragen, ob es hier eine neue Geschichte geben wird. Die Antwort ist: Ja, nur fällt mir leider kein richtig guter Anlass ein, und drum wollte ich hiermit mal in die Runde fragen, ob ihr mir vielleicht ein paar Tipps geben könntet, von was ich evtl eine Geschichte schhreiben könnte. Ich wäre auch erfreut, wenn jemand eine Kurzgeschichte bereit hält, die kann er dann auch gern hier veröffentlichen! LG, Moni!
Beiträge von Monimausal
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@ Shoshuna: Bereits geklärt Vielleicht lag´s am Hoster?
@ Chrissili: Sie wollte es nicht sagen, Du weißt doch, wie Frauen sind: Lieber vorher zehn Jahre schmollen, als einmal den Mund aufzumachen
Die nächsten Tage, Wochen und Monate verbrachte ich damit, an meinem Buch weiterzuschreiben. Ich wurde nur ganz knapp bis zum Mai fertig. Fischer erkundete sich wöchentlich nach neuem Lesestoff und machte sich bei mir als Beta-Tester beliebt. Er war eine sehr hilfreiche Ideenquelle und seine Tipps waren zumeist auch sehr nützlich. Dann kam der Tag, an dem ich das ganze Material an den Verlag schickte. Jetzt musste der Verleger nur noch entscheiden, ob das Buch auch in Druck kam.
Eines schönen Tages holte Lena die Post. Sofort fiel ihr ein besonders dicker Umschlag auf, adressiert an „Edenstein“. Sie öffnete ihn, und kam dann strahlend bis über beide Ohren ins Wohnzimmer gelaufen. „Lies das, Schatz! Lies das! Sie drucken das Buch! Sie drucken es tatsächlich!“ Ich las den Brief.
„Sehr geehrter Herr Edenstein,
wir, die Verlagsgruppe Weber, haben uns entschieden, Ihr Buch „Sie war doch erst siebzehn“ in Druck zu geben. Die ersten dreihundert Exemplare werden von uns direkt in den Handel geschickt. Über den weiteren Verlauf werden wir Sie auf dem Laufenden halten.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Weber“
Es war einfach unglaublich. Ich drückte Lena an mich und wir jubelten beide, so glücklich waren wir. Dann kam etwas, was Lena wohl nie erwartet hätte: Ich machte ihr einen Heiratsantrag. Ganz Gentlemens-Like kniete ich mich vor sie hin und fragte sie, ob sie meine Frau werden wolle.
Sie sagte: „Aber natürlich, ich warte doch eh schon so lange auf diesen Moment!“ Dann küssten wir uns, und kurz darauf fing Lena auch schon damit an, diese Nachricht zu verbreiten.
Sie rief all ihre Freunde an, und auch ihre Mutter erfuhr von der freudigen Nachricht. „Ja, Mama, Du hast richtig gehört, wir werden heiraten!“ Sie war so glücklich wie noch nie zuvor.
Mein Buch verkaufte sich mehr als gut, es wurden schon nach drei Tagen weitere 1000 Exemplare nachgedruckt. Nach etwa einem halben Jahr waren es bereits 3000 verkaufte Exemplare. Das Honorar betrug satte 10.000 Euro, und ich wollte das Geld nehmen, um für Elias eines Tages den Führerschein und ein Auto zu kaufen.
Lena wollte das Geld lieber für einen Bausparvertrag anlegen. Sie meinte, der Kleine habe später mehr davon. Ich stimmte ihr zu, und so wurde es gemacht. In der Kanzlei wurde es allmählich wieder ruhiger und Lena und ich erfreuten uns an unserem kleinen Sohn. Er wurde von Tag zu Tag größer. Simon besuchte uns immer öfters und wurde schon bald wie ein viertes Familienmitglied.
Auch mit Lena verstand er sich nach wie vor prächtig. Und manchmal machte er auch Andeutungen, dass er gern mal auf das Baby aufpassen würde. Doch so weit ließen wir es doch noch nicht kommen, da Simon manchmal ein ziemlicher Schussel war.
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Hallo erstmal!
Also ich habe nur etwas kleines auszusetzen, und zwar, dass der Text ein bisschen verschoben ist teilweise. Wenn Du das ganze zentriert machen könntest, wär das super. Ansonsten bin ich ziemlich wissbegierig darauf, was denn mit dem Mädchen los ist. Madamé Isolation - das hört sich echt nach ziemlich schweren psychischen Problemen an. Der Mitbewohner ist ja ziemlich seltsam beschrieben, vielleicht ein Multitalent, ein überdurchschnittlich Intelligenter?
Freue mich auf die Fortsetzung!
LG, Moni -
Als ich mich dann mit Fischer im Café traf, brachte ich meinen Laptop mit, auf dem mein Erstentwurf gespeichert war. Er las sich das ganze aufmerksam durch und fragte an einigen Stellen nach, wie ich darauf gekommen war. Ich erklärte es ihm, und er war voll und ganz zufrieden mit meiner Antwort. „Sie sind ein echtes Unterhaltungsgenie, Edenstein. Nur mit der Ausführung ihres Spannungs-Potentials bin ich noch nicht ganz zufrieden.“
Er erklärte mir ein wenig, wie man Spannung aufbaut, und gab mir Tipps, mit welch einfachen Mitteln ich meine Leser mehr in meinen Bann ziehen konnte.
„Sie dürfen nicht zu sehr ins Rätselraten geraten. Etwas muss auch frei ersichtlich sein. Zum Beispiel bei der Hauptfigur, Nina. Da würde ich übrigens den Namen ändern. Die Namensgebung in Büchern ist fast genau so wichtig wie der Titel. Das mag sich blöd anhören, ist aber so. Ich würde sie Andrea oder Lisa nennen. Diese Namen kommen viel besser rüber. Unter „Nina“ verstehen viele Leute etwas verruchtes, doch die Hauptfigur ist ein Mädchen, das misshandelt wird.“ Das und noch viel mehr erklärte er mir. Manches war für mich einleuchtend, manches weniger.
Als wir bereits eine halbe Stunde da saßen, kam Simon zur Tür herein. Keiner von uns beiden hätte ihn erwarten. Er kam gut gelaunt an unseren Tisch und tat ebenso überrascht, wie wir waren. „Hey, was macht ihr denn hier?“ Dann tat er so, als hätte er einen Geistesblitz. „Ach ja, ihr habt Euch ja verabredet für heute! Was für ein Zufall. Ich wollte nur mal kurz reinschauen, weil meine Schwester hier bedient.“
Da kam die rothaarige Bedienung und begrüßte Simon. Sie war eine echte Schönheit, und ich konnte kaum glauben, dass sie Simons Schwester war. Fischer fing wieder an, mir Tipps zu geben. Als er endlich mit dem Durchlesen fertig war, versicherte er mir, dass er mir helfen würde, sobald ich das Buch fertig hatte.
„Wir bringen das Buch ganz groß raus! Ich werde noch heute mit meinem Verlag reden und einen Termin klar machen. Bis dahin muss das Buch dann fertig sein. Was denken Sie, wie lange sie brauchen?“ Das war eine gute Frage, schließlich hatte ich bis jetzt noch nie unter Zeitdruck geschrieben. Ich fragte ihn, was er denn so schätzte, und da sagte er: „Ich würde sagen, bis zum nächsten Sommer sollte das Buch fertig sein.“ Das war ein ziemlich großer Zeitraum, der mir viel zu lang vorkam. Im Nachhinein war es jedoch genau richtig. Ich stimmte trotz meiner Bedenken zu. Fischer erwähnte, dass er nun nach Hause müsse.
Also verabschiedeten uns. „Und ich sage Ihnen dann bescheid, wenn mein Verlag was von sich hören lässt.“ Er umarmte mich sogar beim Abschied, und wünschte mir viel Glück und eine gute Vergangenheit. Simon kam direkt nach dem Besuch im Café mit zu mir. Ich stellte ihn Lena vor und sie verstanden sich auf Anhieb gut.
Lena hatte zum Abendessen Nudeln mit Käsesauce gemacht. Während Lena auftischte, holte ich Elias aus dem Kinderzimmer und führte ihn Simon vor.
Er war sofort völlig vernarrt in ihn. „Gutschi gutschi guuuuuh! Bist Du ein süßes kleines Bübchen!“ Simon kitzelte Elias, der daraufhin freundlich gluckste. Anscheinend fand er den großen Rothaarigen mit der Brille lustig. Als wir dann aßen, berichtete Simon Lena, was für ein Talent sie doch geheiratet hätte. Da blieb Lena beinahe das Essen im Hals stecken. Ich versuchte, zu erklären.
„Wir sind noch nicht verheiratet, Simon. Wir haben einfach noch nie richtig daran gedacht, nicht wahr, Lena?“ An ihrem Gesichtsausdruck bemerkte ich, dass sie sich eigentlich schon gewünscht hätte, längst mit mir verheiratet zu sein. Doch ich hatte wirklich noch nie daran gedacht. Sie winkte ab. „Ach was, es ist doch egal, ob man nun so einen blöden Ring trägt, oder nicht.“ Doch in ihrem Innern sah es anders aus, das war deutlich zu merken. Nach dem Essen gingen wir dann ins Wohnzimmer und sahen uns „Hill House“ an. Während des Films plapperten wir die ganze Zeit über vergangene Zeiten. Es war ein schöner Abend. Als Simon dann gegangen war, brachten Lena und ich Elias ins Bett.
Es war ein goldiger Anblick, wie vorsichtig und liebevoll Lena den Kleinen in sein Bettchen legte. Wir standen da und betrachteten unseren süßen Sohn. Keiner von uns sagte ein Wort. Dann umarmten wir uns. „Ich bin so froh, dass ich Dich habe.“, flüsterte sie mir ins Ohr. Wir standen noch eine Weile so da, dann gingen wir zu Bett. Lena schlief in meinen Armen ein. "Ich wusste, dass Du noch einmal ein ganz großer Schriftsteller wirst.", murmelte sie im Halbschlaf. Ich lag noch eine Zeit wach. Ja, ich würde es allein beweisen.
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@ Chrissili:
Da hast Du absolut recht, mit Deiner Annahme
Cool, dass Du gleich darauf aufmerksam geworden bist.
Jetzt kommt auch gleich die nächste Fortsetzung, dann hast noch mehr zum Lesen -
So, bin gerade mit dem Schreiben meiner neuen Story für´s erste fertig geworden, und da dachte ich, ich schau hier noch kurz vorbei. Da ich totmüde bin, ist der Kommi relativ kurz. Kommt aber bald mehr!
Wow, da hab ich ja ganz schön was verpasst.
Wer mag er wohl sein? Für die Liebe waren sie ja wohl zu jung... Aber vielleicht wirds ja jetzt was. Vielleicht ist er aber auch der Junge aus dem Grab
Nichts ist unmöööööglich - Manjaaaaa!Und Deine Bilder find ich oberspitzenklasse, muss ich schon mal sagen!
LG, die müde Moni
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... ich finde die Story nämlich ziemlich gut. Man muss ja auch berücksichtigen, dass es ihre erste ist, und dafür finde ich ist das schon gut.
Hoffe, Du lässt Dich nicht unterkriegen. Schreib einfach in Word alles vor und les es Dir dann selber durch. Irgendwann kommst Du schon rein. Du musst Dich nur lange genug richtig in die Charaktere reinversetzen, dann klappt das schon! Viel Glück!
LG, Moni -
An meine lieben Erst-Kommi-Schreiber!
Ein ganz ganz großes Danke an Euch zwei! Hätte mir nicht gedacht, dass die Story so schnell bewertet wird und offensichtlich auch gefällt!
@ Chrissili: Klar kenn ich Dich, schon allein an Deiner Drachensignatur! Danke für Dein Lob, bin echt gerührt!@ Shoshana: Zu hilfsbereit, hm.. aber sie ist ja so dankbar, dass er sie bei sich wohnen lässt. Und ich wollte damit ausdrücken, wie naiv und kindlich Lena ist. Danke auch für Dein Lob! Ich weiß gar nciht mehr, woher ich den Koffer habe.
LG Eure Moni
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Als wir bereits seit einigen Minuten die Stadt verlassen hatten, kamen wir zu einem atemberaubenden Haus. Es ragte gewaltig in den Himmel, und ich stellte mir vor, an diesem Ort einen Horrorfilm zu drehen. Es wäre eine perfekte Kulisse für einige meiner Geschichten gewesen.
„Hier wohnt der Alte?“, fragte ich. Simon nickte erregt. „Krass, was? So ein Haus muss man sich erst mal leisten können!“ Da hatte er wohl recht. Die ganze Atmosphäre wurde noch mal durch einen kleinen Wald, der hinter dem Haus lag, verstärkt. Als Simon das Auto parkte, ging auch schon die Türe auf, und der berühmte Autor Karl-Heinz Fischer-Rosenthal kam heraus. Er war genau so, wie er auf dem Bucheinband abgebildet war: Groß und kräftig, gepflegt und eindrucksvoll. Er blieb auf der Veranda stehen. Wir traten näher, und Simon grüßte schon von Weitem: „Es grüße Sie Gott, Herr Fischer-Rosenthal! Was für ein schönes Haus Sie doch haben, aber ich nehme an, das wissen Sie selbst am Besten!“ Fischer lachte laut auf. „Ach, man muss bescheiden sein. Selbst die schönsten Dinge nutzen einem nichts, wenn man keine Freude an ihnen hat, nicht wahr? Ist das ihr begabter Freund, von dem Sie mir erzählt haben?“ Er deutete auf mich. Simon nickte. Jetzt betraten wir die Veranda.
Fischer schüttelte zuerst meine Hand, dann die von Simon. Er bat uns herein. Der Eingangsbereich sah einladend aus. Es roch nach Kirschholz und Wachs. Dann betraten wir den eigentlichen Wohnraum, indem ein Tisch und vier Stühle, sowie andere nostalgische Gegenstände ihren Platz hatten. „Ein wirklich beeindruckendes Haus.“, urteilte ich ehrfürchtig. Fischer entblößte seine strahlend weißen Zähne, die, was seinem Alter entsprechend anzunehmen war, keine echten mehr waren. „Ach was, mein Sohn, es ist auch nicht recht viel mehr als ein gewöhnliches Haus.“ Er bot uns die Plätze links und rechts neben dem Fenster an, und wir nahmen Platz.
Dann holte er den Wein. „Ein echter Tête de cuvée!“, verkündete er. Ich hatte leider keine Ahnung von Weinsorten und nickte nur bedächtig. Simon hingegen schien sich mehr mit dieser Materie befasst zu haben als ich. „Ich bevorzuge trockene Weine oder Champagner, so wie den Dom Perignon, aber diesen hier muss ich erst kosten.“ Fischer füllte unsere Gläser, und Simon nippte davon. „Ich erkenne den Wein zwar nicht, würde aber sagen, es ist eine sehr kostbare Sorte.“ Fischer lächelte abermals. „Was würden Sie sagen, Herr Edenstein?“ Er nickte mir zu.
Nun nahm auch ich einen Schluck, konnte jedoch keine Äußerungen machen. Mir schmeckte der Wein gar nicht. Wenn es nicht Fischer gewesen wäre, hätte ich gesagt: 1,99 Euro bei Aldi. „Château Ausone, 1996. Die Flasche kostet knappe tausend Euro.“, verkündete Fischer. Ich schluckte den letzten Rest des Weins bedächtig und ein wenig schuldbewusst hinunter und machte große Augen. Für einen so scheußlichen Wein hätte ich nie so viel Geld ausgegeben, doch ich sagte natürlich nichts. Dann führte uns Fischer durch sein Haus und beschrieb uns die verschiedenen Kostbarkeiten. "Dieser Schrank ist dreihundert Jahre alt. Er ist aus der Zeit..." Ich hörte beim zehnten Möbelstück irgendwann nicht mehr hin.
Anschließend wollte Fischer alles über meine Bücher wissen. Er gab offen zu, bis jetzt noch nie etwas von mir gehört zu haben, und das war auch verständlich. Schließlich hatte ich bis jetzt erst einen richtigen Roman veröffentlicht, alles andere war nicht der Rede wert. Im Laufe des Gesprächs wurde Fischer mir immer sympathischer. Er zeigte uns seinen Arbeitsplatz und seine erste Schreibmaschine, außerdem durften wir uns seine Bibliothek ansehen. Dann kam etwas sehr heikles. Fischer wollte uns testen, wie klug wir waren, und stellte uns verschieden Fragen aus dem Bereich Politik. Simon und ich fingen schon bei der ersten Frage eine lautstarke Diskussion an, und Fischer amüsierte sich köstlich über uns.
Der Abend endete damit, dass ich und Fischer uns am nächsten Tag in einem Café verabredeten. Ich sollte meine Entwürfe mitbringen und er würde sie sich ansehen. Ich war ziemlich aufgeregt. Als ich nach Hause kam, erzählte ich Lena alles, was ich erlebt hatte.
Sie hörte mir interessiert zu und wollte dieses Haus auch mal sehen. Lena hatte einen ebensogroßen Narren an alten Häusern gefressen wie ich. Wir gingen zu Bett und liebten uns. Es war wunderschön und ich war vollkommen zufrieden. In der Nacht träumte ich von dem alten Haus und von meinem endgültigen Durchbruch. Endlich nicht mehr aufs Geld angewiesen sein müssen, so wie Fischer, das wollte ich.
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Lena und das Baby durften schon bald nach Hause. Wir nannten den Jungen Elias. Das Baby war wunderschön, und, wie sich bald herausstellte, auch sehr ruhig und brav. Wir mussten fast nie nachts aufstehen, weil er aufgewacht war. Doch es veränderte sich auch einiges bei uns zu Hause. Ich wurde gekündigt, da es in der Firma mehr schlecht als recht lief, und man rund ein Drittel der Mitarbeiter ausstellen musste. Da kam Lena auf eine Idee.
„Tom, ich werde wieder anfangen, zu arbeiten. Du kannst mittlerweile zu Hause bei Elias bleiben und Dich um Deine Geschichten kümmern. Ich verdiene viel genug für uns drei, das Kindergeld kommt schließlich auch noch dazu. Und Du kannst wieder anfangen, Kurzgeschichten und Gruselheftchen zu verfassen.“ Das sagte sie mir einfach so, mitten unter´m kochen. Irgendwie war mir das alles gar nicht recht, doch es war die beste Entscheidung. Ich verbrachte also den ganzen Tag damit, Elias zu füttern und seine Windeln zu wechseln.
Lieber arbeitete wenigstens einer von uns, wenn es auch die Frau war, als gar keiner. In der Kanzlei benötigten sie ohnehin zwei helfende Hände, da es sehr viele Aufträge gab. Lena war richtig in ihrem Element, verließ das Haus um sieben, und kehrte selten vor fünf Uhr abends zurück. Wenn sie heimkam, kochten wir meistens noch gemeinsam, oder sie kümmerte sich um das Baby, während ich an meiner Geschichte weiterschrieb.
Ihre Mutter fand das Ganze ganz und gar unmenschlich. Ein Kind, vor allem so ein kleines, würde doch seine Mutter brauchen. Was solle es denn mit einem Vater, der ihm keine Liebe und Wärme geben konnte? Erika machte einen Aufstand, dass ich dachte, sie würde das ganze Haus zusammen schreien, als sie uns besuchen kam und von der derzeitigen Lage erfuhr. Sie beschimpfte mich als Taugenichts und wollte nie wieder ein Wort mit mir reden. Ich wollte mich nicht unnötig mit ihr streiten und nahm das, was sie sagte, stumm hin. Ich kam mir ja deshalb auch nicht unbedingt gut vor, wieder mal auf der Straße zu stehen, doch ich konnte jetzt auch nicht den Kopf in den Sand stecken und Trübsal blasen. Das alles verärgerte Lena sehr, und sie warf ihre eigene Mutter aus unserer Wohnung. Das hatte sie vorher noch nie getan, und es dauerte auch ganze zwei Stunden, bis ihre Mutter akzeptierte, dass die Tür für sie verschlossen bleiben würde. In den nächsten Tagen war Lena gereizt. Ich konzentrierte mich hauptsächlich auf meine Arbeit. Mein neuer Roman sollte schließlich nicht unter solchen Streitereien leiden. Ich schickte den Erstentwurf meines neuen Werkes an meinen alten Schulkameraden Simon Beutelsmann, der durch seine Arbeit gute Kontakte zu den großen Verlagen und zu bekannten Schriftstellern hatte. Er war Journalist des „Köllner Tagblatts“, und mittlerweile ein hohes Tier bei dem Verein.
Nach zwei Tagen läutete das Telefon, und Simon war am Apparat. „Hallo, altes Haus, ich habe heute Deinen Entwurf gelesen. Ich muss schon sagen, Du wirst immer besser. Deine neue Geschichte wird ein echter Durchbruch werden, ist Dir das klar, Tom?“ Simon war ganz außer sich, lobte mein Werk und beglückwünschte mich, als ich ihm von der Geburt meines Sohnes erzählte. „Ich finde, wir sollten uns mal wieder treffen, Tom. Wie wär´s, wenn Du mitkommst zu einem kleinen „Künstlertreffen“ am Freitag Abend?“ Ich verstand nur Bahnhof. „Da gibt’s so einen Schriftsteller, Du hast bestimmt schon von ihm gehört. Karl-Heinz Fischer-Rosenthal.“ Bei mir klingelte nichts. „Du weißt schon, der, der „Das Zimmer“ und „Leb wohl“ geschrieben hat.“ Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ich hatte sogar zwei seiner Exemplare im Regal stehen. Der Psychothriller „Das Zimmer“ hatte mir bis jetzt am Besten gefallen. Simon lud mich also ein, mit zu diesem Mann zu kommen, der immerhin in den letzten Jahren zu einer beachtlichen Größe in der Schriftstellerwelt herangewachsen war. Da konnte ich kaum „Nein“ sagen. Also stimmte ich zu. „Okay, super, Tom, ich freu mich! Ich hol Dich um acht Uhr ab!“ Und so geschah es auch. Pünktlich um acht Uhr stand Simon mit seiner Luxuskarre vor meinem Wohnblock. Ich stieg vorsichtig ein.
Irgendwie fühlte ich mich schäbig. Er war im Gymnasium immer schlechter gewesen als ich, und nun war er bereits stellvertretender Chefredakteur bei einer großen Zeitung. „Du siehst blendend aus, Tom!“, begrüßte er mich überschwänglich. Er sah aus, wie immer: Zerzaustes rotes Haar, eine dicke Hornbrille und lässiges Karosweatshirt. Eigentlich passte sein Aussehen gar nicht zu seinem Lebensstil. Er lenkte den Benz in Richtung Hauptstrasse, und los ging´s. „Der alte Fischer ist ein richtig cooler Typ. Er hat mir angeboten, auf ein Gläschen Wein vorbei zu schauen, und ich könne einen Freund mitbringen.“
Das verwunderte mich wirklich sehr. Ich fragte nach: „Woher kennst Du ihn so gut? Und warum sympathisiert er so für Dich?“ Simon war alles andere als ein Mensch, den man als alter Mensch gerne um sich hatte. Er stand immer unter Strom, war nie müde und riss ständig blöde Witze. „Ach, weißt Du, wir haben uns sozusagen mal gegenseitig aus der Patsche geholfen. Seitdem mögen wir uns.“, erklärte Simon. Irgendwas war faul an der Sache.
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***es geht weiter***
Sie stellte mich sogar eines Tages ihren Eltern vor, mit denen ich mich auf Anhieb gut verstand. Wir waren richtig verliebt ineinander und schon bald ein festes Paar. Meine Buchidee hatte ich erst mal auf Eis gelegt. Inzwischen hatte ich eine Arbeit gefunden, in der ich einigermaßen gut verdiente, und ich nahm mir schon bald eine größere Wohnung. Als Lena dann achtzehn wurde, zog sie tatsächlich zu mir. Ich konnte es kaum fassen. Sie hatte mittlerweile eine Ausbildung bei Müller & Meier begonnen, einer großen Anwaltskanzlei. Wir teilten uns die Miete, ebenso wie wir uns die anfallenden Arbeiten teilten. Unser Stammlokal war jedoch immer noch Mc Donald´s. Lena und ich lebten mittlerweile seit drei Jahren zusammen, als mir beim Aufräumen einige leere Blätter unterkamen.
Meine Buchidee erwachte zu neuem Leben. Ich erzählte Lena davon, und sie fand die Idee super. Meine erste Kurzgeschichte hieß „Angriff der blutrünstigen Vampire“. Heute lache ich über meine damaligen Geschichten, doch zu jener Zeit habe ich das alles ziemlich ernst genommen. Unerklärlich ist mir jedoch immer noch, dass sich sogar ein Verlag für meine Manuskripte interessierte und nach Nachschub verlangte. So schrieb ich im nächsten Jahr zwei Dutzend Kurzgeschichten, und irgendwann wurde meine Schreiberei eine lukrative Nebenbeschäftigung. Lena verschlang alle meine Geschichten und brachte mich immer wieder auf neue Ideen. Sie war stets fasziniert von meinem Schreibtalent und prophezeite mir eine ganz große Karriere als großer Schriftsteller. Sie verglich mich sogar mit Stephen King und Dean Koontz, was natürlich sehr weit hergeholt war. Wir hatten damals noch so viele Träume, so viele Ziele. Meinen ersten Roman schrieb ich nach dem vierundzwanzigsten Drei-Groschen-Roman, wie ich meine Schreibvergangenheit heute bezeichne. Doch ich fand nicht auf Anhieb einen Verlag. Meine Geschichte war – wie alle anderen auch – eine Horrorgeschichte, nur dieses Mal mit etwas mehr Lesestoff und Hintergrund. Lena sieht es auch heute noch als mein bestes Werk. Nach fast zwei Jahren Wartezeit, nämlich mit dreiundzwanzig Jahren, fand ich endlich einen Verlag, der mein Werk drucken wollte. Das Buch verkaufte sich gut, es war zwar kein Durchbruch, doch immerhin ein kleiner Erfolg. Und jeder fängt schließlich mal klein an.
Kurze Zeit später erfuhren wir, dass Lena ein Baby erwartete. Unseren Eltern erzählten wir bis zum vierten Monat erst mal noch gar nichts. Lena wollte das so, da die ersten Monate ja doch relativ gefährlich sind. Sie war in der Schwangerschaft sehr schlank, was vor allem bei den Ärzten zu großer Besorgnis wurde. Bis zum sechsten Monat sah man fast nicht, dass Lena schwanger war. Doch dann wuchs ihr Bauch stetig. Schließlich erfuhren auch unsere Eltern von dem Glück. Meine Eltern waren so wie immer, wenn sie etwas Wichtiges erfuhren: Sie kamen, brachten Geschenke, waren jedoch trotz allem ruhig und ausgeglichen. Bei Lenas Eltern war das Ganze etwas anders. Ihre Mutter brach sofort in Tränen aus und war bitterböse, dass sie erst so spät von diesem „Wunder“, wie sie es bezeichnete, unterrichtet wurde.
Sie schrie förmlich ins Telefon, dass es eine Unverschämtheit sei, und sie erst kommen würde, wenn wir uns bei ihr entschuldigt hätten. Lenas Vater versuchte, seine Frau zu beruhigen, und entschuldigte ihr Verhalten. Was er von der Schwangerschaft hielt, war zunächst nicht klar ersichtlich. Doch schon nach zwei Tagen standen die beiden dann mit einem Strauß Blumen vor der Tür und wollten alles über den Verlauf der Schwangerschaft wissen. Lena sagte nichts von den Befürchtungen der Ärzte, dass die Schwangerschaft kompliziert verlaufen könnte. Sie wollte ihre Mutter nicht unnötig aufregen. Bis zu jenem Tag hatte ich mir nie groß Gedanken über das Verhältnis zwischen Lena und ihrer Mutter gemacht, doch nun, wo sie gemeinsam im Wohnzimmer saßen, da wurde mir einiges klar: Das Verhältnis der beiden war alles andere als gut. Warum hatte Lena so lange hinter den Berg gehalten mit dieser Nachricht? War es wirklich die Besorgnis um das Ungeborene gewesen? In mir stiegen Zweifel auf, und wie das eben so war, wenn ich an irgendetwas zweifelte, schossen mir sofort die wildesten Gedanken durch den Kopf. Ich hatte eine lebhafte Fantasie, und fragte mich oft, ob das allen Schriftstellern so ging, wenn sie im Leben mit etwas konfrontiert wurden, was sie nicht einfach durch eine logische Erklärung beantworten konnten, oder wie im Buch die Frage einfach offen ließen, als Spannung für den Leser.
In jener Zeit gingen mir die Seiten für ein neues Buch nur so von der Hand. Die neue Idee war ganz anders als alles bisher dagewesene. Es war kein Horrorbuch, nein, nicht mal eine Gruselgeschichte. Es war ein Roman, ein Drama. Eben etwas Anspruchsvolles. Es handelte von einem jungen Mädchen, schwanger mit siebzehn, und ebenso unwissend, wie leichtgläubig. Es wusste nicht, wohin mit dem Kind, und so warf sie das Kind in eine Babyklappe. Der weitere Verlauf der Geschichte war mir noch nicht ganz klar.
Als Lena im neunten Monat war, kam ihre Mutter jeden Tag vorbei und erkundete sich nach dem Zustand des Kindes. Wenn Lena Rückenschmerzen hatte, geriet ihre Mutter sofort in Panik. „Mama, bitte, es ist ganz normal. Wenn erst mal die Fruchtblase platzt, dann bekommst Du bestimmt einen Herzinfarkt, wenn Du Dich bei solchen Lappalien schon so sorgst.“ Lena war inzwischen erwachsen geworden. Es war mir nicht richtig aufgefallen, doch nun, als sie so mit ihrer Mutter sprach, da wurde es mir klar. Sie war bereit für dieses Kind. Am Anfang hatte ich mir hinsichtlich ihr und mir Sorgen gemacht. Sie war doch so lieb, brav und unschuldig gewesen, als ich sie kennen lernte. Ich stellte mir vor, wie sie da auf der Parkbank saß, so verloren...
Wir hatten zwar beide ein sicheres Einkommen und weiß Gott mehr als genug Liebe und Fürsorge für das Kind, doch ich war mir trotz allem unsicher, ob es für sie nicht vielleicht zu früh war. Ich war ja doch etwas älter als sie, und in so jungen Jahren machen ein paar Jahre Altersunterschied doch sehr viel aus. Doch nun waren alle Zweifel wie weggeblasen. Ich fühlte mich bereit, und sie war es auch. Am 10. Oktober kam unser gesunder Junge zur Welt. Wir hatten uns das Geschlecht vorher nicht sagen lassen, und es war uns auch egal gewesen. Ich war so unendlich stolz. Bei der Geburt selber war ich nicht dabei. Lena wollte mich nicht dabei haben, und mir war es auch lieber so. Ich war überglücklich, als ich nach sieben Stunden des Wartens und Betens endlich meinen kleinen Sohn in den Arm nehmen durfte.
Meine und Lenas Eltern waren natürlich ganz außer sich vor Freude. Sie hatten mit mir vor dem Kreissaal gewartet. Mein Vater war ebenso unruhig gewesen, wie Lenas Mutter. So kannte ich ihn gar nicht. Meine Mutter hatte uns die ganze Zeit erzählt, dass das alles nicht so schlimm sei, schließlich habe sie auch sechs Kinder zur Welt gebracht und lebe noch. Im krassen Gegenteil berichtete uns Lenas Mutter Erika von ihrer Tante, die bei der Geburt des Kindes gestorben war. Das war natürlich sehr aufbauend, und umso erleichterter war ich, als der Arzt uns endlich mit den Worten „Es ist ein gesunder Junge, siebeneinhalb Pfund schwer!“, erlöste.
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Das Haus des Schriftstellers
Liebe Leser,
ich begrüße sie hiermit zu einem neuen Lese-Abenteuer á-la Monika Brunmeier. Ich öffne mit dieser Geschichte jene Tür, die wir alle unser Leben lang verschlossen halten, und führe Sie, liebe Leser, durch ein Reich des Unbegreiflichen. Das Grauen lauert nicht hinter Monstern und Zombies, nein, das Grauen lauert dort, wo wir jeden Tag vorbei gehen. Der Nachbar hält sich ein kleines Kind im Käfig, der Vater misshandelt die Tochter... Ja, das sind jene Dinge, die wirklich grauenhaft sind. Und etwas, das wir nicht begreifen: Was steckt hinter der Fassade des ach-so-netten Nachbars, der uns jeden Morgen freundlich grüßte? Warum haben wir nicht gemerkt, dass der eigene Onkel die Cousine jahrelang missbrauchte? Er war doch immer so nett und zuvorkommend...
Was ich damit sagen will? Fakt ist, man kann niemandem trauen, nicht einmal sich selbst...
Und davon handelt meine Geschichte. Sie werden die Hauptfigur, Thomas Edenstein, als netten, jungen Mann kennenlernen, der noch so vieles erreichen will. Und seine Frau Lena werden sie ebenfalls ins Herz schließen. Und sie werden überrascht sein, was sich hinter der Fassade des Schriftstellers Thomas E. verbirgt. Viel Spaß!
Prolog
Hätte ich damals schon gewusst, was ich heute weiß, wäre vielleicht alles anders gekommen. Doch auch, wenn es anders gekommen wäre, stünde ich vermutlich heute an dem selben Platz, an dem ich jetzt stehe. Niemand kann sagen, was das Leben bringt. Ich persönlich denke nie weiter als eine Woche in die Zukunft, denn alles andere bereitet mir Unwohlsein. Ich brauche zum Glücklichsein nichts weiter als meine Frau, meine Kinder und ein Blatt Papier- ach ja, und einen Stift natürlich. Mein Beruf ist Schriftsteller. Viele nennen mich auch Horrorbuch-Autor, doch ich bevorzuge Schriftsteller. Sind sie bereit, meine Geschichte zu lesen? Doch ich muss sie vorher warnen, dies ist keine Gruselgeschichte, die sie sonst von dem Schriftsteller Tom E. kennen. Diese ist anders - denn sie ist wirklich passiert...
Kapitel 1 - Lena
Als ich zum ersten Mal ein Buch geschrieben habe, hat sich bei mir als erstes die Frage gestellt: Wie fängt man ein Buch eigentlich an? Ich hatte tausende Ideen, doch konnte mich auf kein anständiges Thema einigen. Ich saß vor der Schreibmaschine, die ich mittlerweile durch einen Laptop ersetzt habe, und grübelte über diverse Möglichkeiten nach. Alles, was mich umgab, war die spärliche Einrichtung meines Zwei-Zimmer-Appartements, und die schreckliche Gewissheit, dass ich eines Tages so enden würde, wie mein Vater es mir prophezeit hatte: Als Obdachloser unter irgendeiner Brücke. Und warum? Weil ich ein Taugenichts war, der zwar ein gutes Abitur vorzuweisen hatte, doch ansonsten in jeder Hinsicht ein Versager war. Der monatliche Scheck über fünfhundert Euro, gesponsert bei Papi, hielt mich gerade so über Wasser. Außerdem hatte ich einen Nebenjob bei Mc Donald´s, doch selbst mir war klar, dass das mit zwanzig Jahren keine besonders gute Leistung war. Zum Studieren hatte ich wahrlich keine Lust, ich war lange genug in die Schule gegangen, und jegliche andere Möglichkeit war mir bisweilen versagt geblieben. So kam ich eines Tages auf die Idee, ein Buch zu schreiben, und ich hatte mir das ganze weitaus leichter vorgestellt, als es nun war. Eine Freundin hatte ich auch nicht, es war eben nicht einfach, als totaler Versager die geeignete Frau zu finden. Am Wochenende feierte ich mit Freunden, Alkohol und manchmal auch Drogen die wildesten Partys und hatte ab und zu mal einen One Night Stand, doch dann war es auch schon zu Ende mit meinem Liebesleben.
Eine Wende brachte ein lauer Sommerabend. Ich ging gerade von der Arbeit in Richtung Appartement, als ich auf eine junge Frau aufmerksam wurde. Sie saß auf einer Parkbank und schaute traurig vor sich hin. Neben ihr stand ein Koffer. Mich beachtete sie gar nicht. Ich weiß nicht, was mich dazu getrieben hat, sie anzusprechen, da ich in nüchternem Zustand ein sehr schüchterner, ja fast schon menschenscheuer Kerl war. Doch ich tat es trotzdem.
„Hey Du, ich will ja nicht aufdringlich sein, aber ich hab Dich schon seit einiger Zeit beobachtet, und mir ist aufgefallen, dass Du ziemlich doof aus der Wäsche kuckst.“ Naja, das war wohl nicht die Anmache, die eine Frau sich erwartete, doch dieses Mädchen fing an zu lächeln. „Das ist ja lieb von Dir, das passiert nicht oft in einer so großen Stadt wie dieser, dass Menschen sich um ihre Mitmenschen kümmern.“ Sie hatte strahlend schöne blaue Augen und eine liebevolle, ruhige Stimme. Sie reichte mir die Hand. „Mein Name ist Lena, und wie ist Deiner?“ Ein wenig überrascht drückte ich ihre Hand und sagte zögernd. „Tom.“ Sie lächelte immer noch.
Und fing dann an zu erklären: „Meine Eltern haben mich von zu Hause rausgeworfen. Wir hatten einen schrecklichen Streit, und ich weiß nicht, was in sie gefahren ist, aber sie haben mich einfach so aus der Wohnung verwiesen. Was soll ich jetzt nur machen? Ich bin neu in der Stadt und kenne niemanden. Ich habe auch fast kein Geld bei mir.“ Sie wirkte so verzweifelt. Ich bot ihr an, die Nacht bei mir auf dem Sofa zu verbringen. Ich hatte leider selber kein Bett, und so blieb mir nichts anderes übrig, als ihr das Sofa anzubieten. Ich selber würde selbstverständlich auf dem Boden schlafen. Ich war nicht auf ein sexuelles Abenteuer aus, dafür war dieses Mädchen eine Spur zu lieb. Ich hatte sie auf Anhieb gern. Sie war sofort überglücklich, als ich mein Angebot ausgesprochen hatte, und willigte auch sogleich ein. Dann knurrte ihr Magen. Ich schlug vor, zu Mc Donald´s zu gehen. „Meine finanziellen Mittel sind leider auch nur begrenzt. Ich würde Dir gerne etwas Nobleres anbieten, doch das wird wohl nichts.“ Sie winkte nur gleichgültig ab. „Was macht das schon? Essen ist Essen!“
Und so tranken wir das erste Mal gemeinsam unsere Cola und aßen Cheeseburger. Dann gingen wir zu mir nach Hause. In meiner Studentenbude sah es nicht sonderlich wohnlich aus, doch das schien ihr nichts auszumachen. Sie machte es sich sogleich auf der Couch bequem.
Es war ein wirklich süßer Anblick. Sie war so lieb, so unschuldig. Ganz anders, als die Mädchen, die ich bisher kennen gelernt hatte. Die waren alle gleich gewesen, abgehärtet von dem rasanten Leben in der Stadt, eine heroischer als die andere. Doch Lena war eben ein ganz anderer Schlag, und das machte auch aus mir einen anderen Menschen.
Die nächsten Tage verbrachte sie bei mir, auch wenn es ihr schon bald zu wider war, dass sie mich, wie sie es nannte, „belästigte“. Die meiste Zeit saß sie auf dem Boden und sah mir zu. Wenn ich in der Arbeit war, machte sie sauber oder las ein Buch aus meiner kleinen Sammlung. Außerdem wusch sie meine Wäsche und kochte manchmal für mich, doch nur primitive Sachen wie Pizza oder Nudeln mit Soße. Mehr konnte sie nicht.
Eines Tages kam ich von der Arbeit nach Hause, und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Lena sah so unendlich traurig aus. Da erzählte sie mir, dass sie heute mit ihren Eltern gesprochen hätte. Sie wollten, dass Lena zurück nach Hause kam. Lena war erst siebzehn, und deshalb musste sie gehen. Ich war entsetzlich traurig, doch wir blieben in Kontakt.
***geht noch weiter***
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Wenn ich ein Accessoire-Pack drauf mach, muss ich dann auch den Bodyshop von dem hernehmen? weil die CD hab ich nur ausgeliehen, davor hab ich nurs Freizeitspaß drauf, und da geht bei mir der Bodyshop nicht.
LG MOni -
Und wie immer einen dicken fetten Dank an alle Leser und ganz ganz viel Glück fürs neue Jahr!
@ Käsekuchen: Ja, bei Cita ausweinen, kommt noch... Das hat dann allerdings ungeahnte Folgen...
@ _Nana_: Danke fürs frohe Weihnachten wünschen! Zu Hause hat sich einiges verändert, sogar mehr, als Maida lieb ist...
@ Miri1995: warum Vanessa ausgerechnet zu Maida geganen ist, kann natürlich mehrere Gründe haben, vielleicht, weil sie allein sein wollte, und da hat sie dann ausgerechnet Maida gesehen und dachte sich: Okay, wenn sie schon mal da ist... aber das sind natürlich nur Vermutungen!
Wenn Du die FS trotzdem magst, dann passts ja@ Fly: realistisch oder nicht, das ist hier die Frage Wenn ich jetzt sagen würde, das passiert nach wahren Begebenheiten, hätte ich vielleicht ein paar Leser mehr, aber ich lass einfach alles auf mich zu kommen und schreibs so, wie´s kommt
LG an alle!
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Am nächsten Morgen weckte mich Manfred. "Ich muss mit Dir reden, Maida. Zieh Dir bitte was an und komm runter in die Küche." Ich sah auf den Wecker. Es war halb sechs
Gesagt, getan. Ich zog mir meine Klamotten von gestern an und tappste verschlafen hinunter.
Manfred saß bereits am Tisch. Er sah sehr ernst drein.Ich setzte mich ihm gegenüber. "Was gibt es denn so wichtiges, dass Du mich um hlab sechs Uhr morgens aus den Federn wirfst?", fragte ich. "Nun, Maida, ich wollte mit Dir allein reden. Deine Mutter ist noch nicht wach, sie steht erst um halb sieben auf. Ich wollte Dich nämlich fragen... Nun ja, wie soll ich es sagen... Mir fehlen die Worte." Mensch, ist dieser Mann ein Versager, dachte ich mir.
"Naja, ich sag es Dir, wie es ist: Wir werden nach Neujahr weg ziehen." Was sagte er da nur? Wegziehen? Aber wieso?
"Ich habe einen guten Job angeboten bekommen. Du weißt ja, dass die Lage auf dem Arbeitsmarkt zur Zeit nicht gerade gut ist. Ich würde das doppelte Gehalt bekommen, außerdem eine Wohnung, die nur wenige hundert Meter von meinem Arbeitsplatz entfernt ist. Und da Du ja auch zur Familie gehörst, können wir Dich natürlich nicht hier lassen."Ich runzelte die Stirn. "Aber Manfred, es ist doch egal, ob ich vom Internat aus nach München fahre, oder nach Berlin. Ich bin sowieso nur selten zu Hause. Ich kann doch in dem Internat bleiben." Er schüttelte den Kopf. "Maida, wir werden nicht nach Berlin oder Hamburg gehen, sondern nach Amerika, nämlich an die Ostküste. Queens County wird unsere neue Heimat werden, direkt im Herzen New York City´s."
Er schien sich richtig zu freuen, ganz im Gegensatz zu mir. Ich wandte den Blick ab, sagte geistesabwesend: "Und was ist mit meinem Bruder, was ist mit meinen Freunden, meiner Balettausbildung?", doch schon als ich es aussprach, wusste ich, dass es ihn nicht interessieren würde. Für ihn war ich nur das lästige Mitbringsel seiner neuen Frau. "Angelo weiß noch nichts davon. Ich habe beschlossen, es ihm nach dem Mittagessen zu sagen. Du wirst das Jahr im Internat noch fertig machen, und dann zu uns nach Amerika nachkommen. Es wäre falsch, Dich mitten unter dem Jahr aus der Schule zu reißen." Ach, wenigstens das hatte er also eingesehen.
"Und wie soll dann was aus mir werden? Die Stadt ist doch ganz fremd für mich, ich spreche zwar englisch, doch nicht gut genug, um mich damit in einem fremden Land über Wasser zu halten!" Er wusste sofort eine Lösung.
"Dann wirst Du eben den Ballett-Leistungskurs im Internat hinschmeissen müssen, dann kannst Du den Englisch-Leistungskurs nehmen. Das wird aber Deine Mutter noch für Dich arrangieren." Na super, das letzte Fünkchen Hoffnung wurde mir auch noch genommen. Für mich waren die Ferien sowieso gelaufen.Als wir am Diskutieren waren, kam Mama mit der Kleinen herein. "Guten Morgen, ihr zwei Hübschen!", rief sie und winkte. Sie setzte Johanna-Sophie auf dem Boden ab und machte sich Kaffee. Manfred berichtete ihr sogleich, dass er mir alles erzählt hätte, und sie lächelte und fragte mich, was ich von dem Vorschlag halte. Ich konnte nichts mehr sagen. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, am liebsten hätte ich geschrien.
Ich sprang auf und rannte in mein Zimmer, wo ich mich sogleich aufs Bett warf und nachdachte. Ich wollte nicht weg gehen. Das ging nicht, hier war ich doch zu Hause, wenn auch noch nicht lange. Ich dachte an all die Erlebnisse im Internat und an die vielen Freunde, die ich hatte. Und Tim - was war mit Tim? Sollte ich einfach gehen, und ih nhier zurücklassen? Was, wenn er der Mann fürs Leben wäre?
Ich fing an, zu weinen. Wieso passierte das alles ausgerechnet jetzt? Wenn ich achtzehn wäre, dann hätte ich mich gegen diese Entscheidung stellen und hier bleiben können. Doch nun... Ich konnte gar nichts tun.
Ich setzte mich an den Laptop und googelte nach "Queens County". Das Ergebnis war ernüchternd:
Queens [kwiːnz] ist der flächenmäßig größte der fünf Stadtbezirke (Boroughs) von New York City in den Vereinigten Staaten. Er liegt im Westen der Insel Long Island und deckt sich mit Queens County. Queens wurde am 1. November 1683 gegründet, als die englische Kolonie New York in Countys eingeteilt wurde. Queens wurde 1898 nach New York City eingemeindet. Aus dem östlichen Teil von Queens County wurde 1898 das neue Nassau County gebildet, weil die Bewohner des östlichen Teils von Queens County gegen die Eingemeindung nach New York City stimmten. Im Jahr 2004 hatte Queens ca. zwei Millionen Einwohner.
Siehe auch: Administrative Gliederung von New York City in Community Boards und Neighborhoods.
Hier liegen auch zwei der größten Flughäfen New Yorks, der John F. Kennedy International Airport und der LaGuardia Airport. Sehenswert sind in Queens u. a. das „Isamu Noguchi Garden Museum“, das „Queens Museum of Art“ und das „Jamaica Bay Wildlife Refuge Center“.Und das sollte mein neues zu Hause werden? Ich wollte nicht, niemals!
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Liebes Tagebuch,
nun bin ich also wieder im Internat. Die Ferien waren ein ziemliches Durcheinander, zugleich auch ein Gefühlschaos. Als Manfred und ich zu Hause ankamen, hörte ich schon Kindergeschrei. Das waren die Zwillinge, die im Garten fangen spielten. Sie begrüßten mich nur kurz, weil sie so in ihr Spiel vertieft waren.
Ich sah durchs Fenster, und erblickte Mama, die gerade mit Johanna-Sophie spielte. Wir traten ein. Als sie mich bemerkte, sprang sie auf und nahm mich in den Arm. Es tat so gut, so viel Liebe zu spüren. Dann sah ich den Weihnachtsbaum. Er war wunderschön geschmückt und ich fühlte mich erst mal einfach nur wohl hier. Die Geschenke unter dem Baum waren riesengroß. Heute war der 24. Dezember, und in wenigen Stunden würde die Bescherung stattfinden.
Wir aßen noch Toastbrot, wie jedes Jahr, und dann wurden die Geschenke geöffnet. Mama hatte eine riesen Überraschung für mich, wie sie selbst behauptete. Es war ein Fitnessrad. Sie fand mich also zu dick, na super. Von Manfred bekam ich einen Einkaufsgutschein. Die Zwillinge und Johanna-Sophie bekamen Spielzeug, und mein Bruder Angelo eine PlayStation 3.
Er war hin und weg von seinem neuen "Spielzeug" und fragte mich, ob er später an meinem Fernseher PlayStation spielen dürfe, da seiner so klein seie. Ich willigte ein, doch im Nachhinein musste ich feststellen, dass ich ihm damit gleich mein ganzes Zimmer überschrieben hatte.Wir saßen noch eine Weile am Tisch und unterhielten uns. Angelo lebte bei seinem Vater, Mario, einige hunderte Kilometer weg von zu Hause, und er erzählte uns die wildesten Geschichten aus seinem Leben. Wenn er von Marios neuer Frau und ihren zwei Mädchen erzählte, dann tat Mama stets so, als interessiere es sie gar nicht, doch man merkte es ihr deutlich an, dass sie sehr wissbegierig auf Angelos Erzählungen war. Auch ich kannte seinen Vater sehr gut, er war einige Zeit mit meiner Mutter liiert gewesen, und für mich wie mein eigener Vater gewesen. Als er fertig war, fing ich an, zu erzählen. Natürlich sollten alle wissen, dass ich im wichtigsten Theaterstück des Jahres eine Hauptrolle bekommen hatte. Doch Mama zeigte sich sehr unbeeindruckt und tat es als "Kinderaufführung" ab. Ich war sehr enttäuscht. Dann fing Mama mal wieder damit an, uns zu erzählen, welch kleine Wunder Johanna-Sophie mal wieder verbracht hatte. Sie war ja so ein kluges Kind, so gescheit und soooo hübsch. Mama übertrieb mal wieder maßlos.
Nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten, und die Kinder mit ihren Spielzeugen spielten, setzte sich Mama zu Johanna-Sophie und erklärte ihr die Funktion der Eisenbahn. Es war einfach nicht auszuhalten. Da waren wir so selten da, und dann konnte sie auch noch keine Minute die Finger von diesem kleinen Ungetüm lassen! Ich war schrecklich wütend, und beschloss, in mein Zimmer zu gehen. Dort angekommen, fühlte ich mich schon wohler. Alles war genau so wie immer. Ich liebe mein Zimmer sehr, es ist genau so, wie ich es will. Ich setzte mich auf den Boden und machte Sit-Ups. Wenn ich Streit habe oder mich über etwas ärgere, mache ich meistens Sport.
Kurze Zeit später kam Angelo in mein Zimmer. Er hatte das Fitnessrad und die PlayStation dabei. "Hey, Schwester. Ich habe mir gedacht, wenn uns die da unten schon nicht wollen, benutzen wir wenigstens gemeinsam unsere Geschenke, dann ist es auch nicht so langweilig."
Ich hatte wirklich einen tollen Bruder. Er lenkte mich sehr gut ab. Zusammen bauten wir das Fitnessgerät auf und dann schlossen wir seine PlayStation an. Er spielte das Spiel, welches in der Box mit dabei war, und ich schwang mich auf das Rad.
Die Zeit verging wie im Flug. Angelo erzählte mir, dass er eine neue Freundin habe, eine sehr hübsche noch dazu. Er zeigte mir ein Foto, und ich erzählte ihm von Tim. Dann gingen wir irgendwann schlafen, denn der Tag war sehr lang gewesen und wir waren beide hundemüde.
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WOW WOW WOW!!!
Ich lasse einen megatösenden Applaus da, ich bin von diesem Video mehr als begeistert. :applaus:applaus:applaus:applaus:applaus:applaus:applaus
Deine anderen Videos waren ja schon gut, aber dieses hier übertrifft echt alles! Vielen vielen Dank für dieses unterhaltsame Weihnachts-Spektakel. Hinzu kommt, dass dies meine Lieblings-Weihnachtsgeschichte ist.LG & frohe Weihnachten
Moni -
Liebe Leser & Kommi-Schreiber!
Vielen Dank für Eure Unterstützung! Bald ist Weihnachten, und deshalb wünsche ich Euch allen schon heute: Frohe Weihnachten!
:klausi:klausi:schnee:schneeZu den Kommis:
@ Bibidiebiene: Vielen Dank für Deine beiden Kommis, Rilana ist übrigens eine Eigenkreation@ _Nana_: Na, dann freust Du Dich ja jetzt, weils weiter gegangen ist Danke, ich sing normal nur unter der Dusche, aber für meinen Schatz hab ich das aufgenommen, auch wenn ich deshalb ausgelacht wurde von seinen Freunden
@ Miri1995: Also Manfred ist der neue Mann, und schon bald werdet Ihr die neue Familie kennen lernen! Freut mich, dass auch Du mal wieder herein geschaut hast *thnx*
@ Eistorte: Dank für den Hinweis mit dem "Ballett" mit zwei L! War mir die ganze Zeit beim Schreiben schon unsicher, aber jetzt weiß ich sicher, dass es falsch war!
Maida hats nicht leicht, aber es geht eh bald wieder weiter, dann erfahrt ihr mehr!Vielen Dank auch an alle stillen Leser, und ich grüße alle meine "Fans"! *freu*
LG Moni
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Liebes Tagebuch, da bin ich wieder.
In den letzten Tagen ist nicht sehr viel passiert. Am Sonntag kam Vanessa, ein Mädchen aus meinem Jahrgang, zu mir, als ich mich gerade auf dem Sofa ausruhte. Sie wirkte besorgt.
"Hey, Vanessa!", begrüßte ich sie. "Was ist denn mit Dir los?" Sie stampfte von einem Fuß auf den anderen. "Ach, weißt Du, Maida, es ist alles so... so schrecklich traurig. Ich will nicht nach Hause." Aha, es ging ihr also genau so, wie mir. "Aber warum denn nicht?", fragte ich sie. Sie sah zur Seite. "Meine Mutter hat doch diesen neuen Mann kennen gelernt und will ihn mir vorstellen, sobald ich zu Hause bin. Ich habe irgendwie Angst davor. Was ist, wenn die zwei dann nur Augen für sich haben, wenn ich schon mal da bin? Oder wenn ich mich nicht mit ihm verstehe?" Ja, ich konnte nur zu gut mit ihr mitfühlen.Ich legte ihr den Arm auf die Schulter. "Weißt Du, Vanessa, manchmal sind Mütter und Väter ganz schön komisch. Meine Mutter hat ja auch einen neuen Mann, und ich kann ihn auch nicht leiden, aber wenigstens ist sie glücklich. Ich denke, dass so eine Situation immer schwierig ist, aber man muss versuchen, sich anzupassen." Woher nahm ich nur diese aufmunternden Worte, wenn es mir selbst doch ebenso schlecht ging?
Doch dann war der Tag da, an dem ich nach Hause durfte. Cita war an jenem Tag besonders traurig. Sie ging mit mir hinaus, um auf Manfred zu warten. Wir standen draußen vor dem Internat, als Manfred angedackelt kam. Cita drückte mich sofort ganz fest an sich. "Ich hoffe, dass Du nach den Ferien wiederkommst. Du bist die einzige Freundin, die ich hier habe. Bitte lass mich nicht allein." Ich war ziemlich gerührt, da ich keine Ahnung hatte, dass sie so an mir hing.
Ich versprach ihr, dass ich im neuen Jahr zurück sein würde, und verabschiedete mich von ihr. Dann erst begrüßte ich Manfred. Er sah immer noch genau so aus, wie beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte.
Sein Schnauzbart war noch an der gleichen Stelle, und ein paar graue Strähnen schimmerten durch sein braunes Haar hindurch. "Hallo, Maida. Deine Mutter ist zu Hause bei den Kindern, sie hat mich geschickt, um Dich zu holen."
Ja, so hieß es jedes Jahr an Weihnachten, Ostern oder zu Ferienbeginn, seit Johanna-Sophie auf der Welt war. Seit jenem Tag, als Mama erfuhr, dass sie schwanger sei, war sie nicht ein einziges Mal bei mir im Internat. Dann gingen wir los zum Wagen und fuhren Richtung Heimat. -
"Verdammt noch mal! Ich rede mit dir!" Lothars Stimme füllte den Raum, doch Regina blickte nicht einmal auf.
Lothar packte ihren Arm. "Du wirst jetzt mit mir reden, hörst du? Hier und jetzt."
Regina lachte, als sie in sein Gesicht blickte. "Schlägst du mich wieder, wenn ich es nicht tue?"Lothars Gesicht zuckte, dann ließ er sie los.
"Warum hast du unseren Eltern erzählt, wir würden uns trennen? Warum ausgerechnet zu Weihnachten?"
Regina kämpfte gegen ein weiteres lautes Lachen, doch dann stieg Zorn in ihr auf. "Deinen Eltern, nicht meinen. Meine wissen es längst. Und warum sollten deine Eltern es nicht wissen? Das du mich betrügst? Seit fast drei Jahren? Mit einem Flittchen aus dem Autohaus? Dass Du mich schlägst, Dich jeden Tag betrinkst und die Kinder Dich nicht interessieren? Jeder Zeitpunkt ist so gut wie der andere."
Lothars Augen warfen Dolche. "Lore ist kein Flittchen, sondern zukünftige Geschäftsführerin. Aber das verstehst du nicht. Du bist nur voller Hass. Du siehst nur, dass sie mir alles gibt, was du mir nie geben konntest. Und Du weißt, dass die Kindererziehung in den Händen der Frau liegt."Regina drehte sich angewidert weg. "Du wolltest Kinder, nicht ich, Lothar. Ich mache außerdem nur reinen Tisch. Ich kann dein Heucheln nicht mehr ertragen. Ich werde morgen ausziehen. Dann kann deine …Geschäftsführerin … gerne meinen Platz einnehmen." Lothar kochte vor Wut.
"Ausziehen?", schrie er. "Ich nenne es davonlaufen! Niemand zwingt dich dazu. Wir könnten beide unser Leben weiterführen wie bisher…" Reginas prustendes Lachen irritierte ihn. Er hielt inne."Mamas Junge, was? Wie bisher? Damit du gut vor deiner Mutter dastehst! Das ist aber dein Problem."
Sie ging ein paar Schritte aus dem Wohnzimmer.
Lothars wütende Stimme hallte hinter ihr. Seine Worte wurden verletzend kalt.
"Dann geh doch! Niemand hält dich. Niemand braucht dich. Du wirst sehen, wie ein Leben ohne mich ist. Glaub aber nicht, dass ich dich je zurück will."
Regina konnte ihn nicht länger ansehen.
"Du hast getrunken, Lothar. Ich will nicht mehr länger weiterreden." Sie ging die Treppe hoch.Lothar blieb unten stehen. Dann rief er ihr nach: "Hörst du? Ich brauche dich nicht! Ich habe dich nie gebraucht!"
Regina ging ins Schlafzimmer und packte ein paar Sachen in ihre Tasche. Dann ging sie ins Kinderzimmer und erklärte den Mädchen, dass sie heute Nacht mit Mama bei Oma schlafen würden. Dann ging sie wieder nach unten. Energisch griff sie nach dem Telefon. Sie orderte ein Taxi. Nicht eine Nacht mehr hier! Die anderen Sachen konnte sie morgen holen. Irgendwann. Es eilte nicht. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, knöpfte den Mantel zu.
Lothar starrte sie an, als sie an ihm vorbei ging.
Das Taxi fuhr vor.Regina musste lachen, als sie die Haustür schloss.
Aber tief in ihr zerriss ein Band.
In der Kehle steckte ein Schluchzen.
Vor vielen Jahren hatte sie Lothar geliebt.
Wie nie jemanden zuvor…Lothar ging zurück ins Wohnzimmer. An der Bar öffnete er eine Flasche Johnny Walker. Er goss sich ein Wasserglas voll ein, nahm einen gierigen Schluck, dann ließ er das Glas fallen. Es zerschellte am Boden. Woher sollte Regina auch wissen, dass Lore ihn nicht mehr wollte? Sie hatte einen reicheren, jüngeren Mann gefunden. Sehr viel reicher.
Sie war ja doch nur ein Flittchen… Regina hatte völlig Recht gehabt. Er begann zu weinen. Es war kalt.
Der Weihnachtsbaum blinkte noch immer, wirkte völlig fremd, so ganz allein in dem großen Raum, ohne Menschen, die sich an ihm erfreuen konnten. Und in jener Nacht lernte Lothar, was Weihnachten wirklich bedeutete... Auch, wenn es dafür zu spät war.