Johann fing an ein Lied zu singen, dass auch die anderen kannten. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass das bei mir nicht der Fall war. Danach las Johann ein Stück aus einem Buch vor. Bestimmt die Bibel. Dann sagte er ein paar Worte dazu. Der Rest, sogar die sonst so aufgeweckte Sarah, hörte gespannt zu. Dann beteten sie. Ich faltete meine Hände ebenfalls und blickte zu Boden….
Dann war es anscheinend schon vorbei. Marta sah mich forschend an. Ich hoffte, dass ich glaubhaft erschien.
Sobald Amy die Kerze gelöscht hatte und wir aufgestanden waren, war auch die Ruhe verflogen. Johann wendete sich an mich. „Hey hör mal. Ich habe gemerkt, dass du besser reiten lernen musst. Vielleicht brauchen wir dich später. Jeremie kann dir helfen.“ Dieser nickte und zeigte mir, dass ich mitkommen sollte. „Warte hier. Ich suche ein Pferd für dich!“ sagte er, als wir am Stall angekommen waren. Hmm.. reiten lernen.. sie hatten schon Recht. Allein konnte ich mich bestimmt nicht halten. Jeremie kam mit einem wunderschönen weißen Pferd aus dem Stall. „Na dann versuch es.“ meinte er. Versuchen? Wie sollte ich denn da hoch kommen? Ich ging näher heran. Es gab ja nicht einmal einen Sattel. Also auch keine Steigbügel. Plötzlich griff mich Jeremie von hinter und hob mich mit Leichtigkeit auf das Pferd. Er schien mein Problem erkannt zu haben. Jetzt saß ich oben aber wusste trotzdem nicht so recht, was ich tun sollte.
„OK. Drück mal deine Unterschenkel vorsichtig seitlich an das Pferd.“ Plötzlich setzte sich das Pferd in Bewegung. Es machte ein paar langsame Schritte nach vorne. Ich drehte mich grinsend zu Jeremie um und drückte noch etwas fester. „NEIN!“ schrie er plötzlich. Das Pferd wurde plötzlich um einiges schneller. Ich krallte mich an der Mähne fest. Hauptsache jetzt nicht herunterfallen. Die Weide war abgegrenzt und nicht sehr groß. Irgendwann würde es stehen bleiben. Es wurde immer schneller und steuerte auf den Weidezaun zu. Es musste doch bald anhalten! Doch plötzlich… Sprangen wir! Über den Zaun! Ich rutschte immer weiter nach unten. Ich konnte mich nicht halten. Schmerzhaft prallte ich auf dem Boden auf. Das Pferd kam einige Meter von mir entfernt zum Stehen. Inzwischen war auch Jeremie bei uns angekommen. „Was machst du denn?“ fragte er. „Ich habe gesagt vorsichtig!“
Mein Bein schmerzte schrecklich. Ich konnte nicht aufstehen. Jeremie nahm mich auf den Arm und trug mich ins Haus. Wenn das Bein gebrochen war… was hatte wir dann hier für Heilungsmöglichkeiten?