Okay, hier ist es:
Nicht erschrecken wegen der Länge! *g*
1.
"Nein!!!", schrie sie. Ihre grünen Augen weiteten sich vor Entsetzen. "Bitte nicht die Mädchen!" Die Wache schüttelte den Kopf. Es schien ihm schwer zu fallen. "Salrah, ich muss es tun... Es ist ein Befehl." Sie fing an zu weinen, denn sie wusste, dass der König immer das letzte Wort hatte. Der ganze Raum war erfüllt von einer panischen Angst und einfach nur erdrückender Trauer. Die beiden Mädchen, die sich in eine der Kerkerecken gequetscht hatten, wussten, dass etwas geschehen würde. Die modrige und kalte Luft hatte eine Schwere, die sie in all den Jahren nicht heimgesucht hatte. Es roch nach Tod. Obwohl die kleinen Mädchen kaum 5 Jahre alt waren und noch nicht viel verstanden, sie spürten es einfach.
Eine zweite Wache betrat den Raum. "Der König wünscht, dass sie es sofort erledigen." Er sah ziemlich entschlossen aus, als sich seine Augenbrauen über der Nase fast berührten, er beoabachtete die Szene ziemlich finster. "Derrick, du bist ein Schwächling. Mit sowas Mitleid zu haben. Verschwinde, ich erledige das!" Es war Darnis, er war dafür bekannt, dass er auf alles hörte, was der König befahl. Warscheinlich sehnte er sich nach einem höheren Status als einfacher Wachmann und wollte durch seine absolute Gehorsamkeit überzeugen. Er war ziemlich groß und muskulös und seine schwarzen, buschigen Haare, die unter seinem Helm hervorquollen, gaben ihm etwas Wildes, er hätte vom Körper her einen guten Ritter abgegeben. Doch vom Charakter her war er weder edel noch gerecht, er war einfach nur ein berechnender, größenwahnsinniger Riese. Als er den Kerkerraum betrat, musste er sich bücken, um durch die Tür zu kommen. "Derrick, verschwinde!" wiederholte er seinen Befehl. Salrah weinte und schluchzte noch kläglicher. "Die Kinder..." wimmerte sie leise. Derrick, der dem König schon seit 30 Jahren diente, war ziemlich klein und auch nicht mehr der jüngste, graue Strähnen durchzogen unübersehbar seine braunen schulterlangen Haare, aber der König behielt ihn als Leiter seiner Leibwache, denn er vertraute ihm und er war Derrick für die vielen Dienste an ihn dankbar. "Das ist nicht deine Sache, wie ich meine Befehle ausführe, Darnis. Du hast noch sehr viel zu lernen, aber inzwischen solltest sogar du wissen, was Respekt bedeutet!" Darnis ließ ein Lachen erklingen, das kalt und künstlich klang. "Was hast du mir schon zu sagen, alter Mann? In spätestens 2 Jahren bin ich an deiner Stelle und du tauschst den Platz mit unserer süßen Gefangenen hier. Ach ja, dann wird sie ja nicht mehr leben... Um so besser, dann brauchen wir keinen neuen Platz für sie zu suchen." Derrick's Miene verfinsterte sich. "Lass uns alleine. Geh hinaus auf die Brücke und unterstütze die anderen. So lange ich hier noch das Sagen habe, wirst du dich mir nicht widersetzen!" Darnis verstand. Er wusste, dass Derrick beim König Beschwerde über ihn einreichen konnte, und das wollte er natürlich verhindern, denn Derrick sah ungewöhnlich angespannt aus. Darnis verabschiedete sich mit den Worten "Viel Spaß noch" und stapfte mit seinen schweren Metalstiefel den Flur entlang und die Treppe hinauf. Alle im Raum warteten angespannt, bis seine Schritte verhallten.
Salrah heulte nun richtig wie ein Schlosshund. Das spärliche Bett vibrierte durch ihr Zittern. Derrick schaute sie nur mitleidig an... "Salrah, du weißt, was ich von dem allen hier halte, du weißt auch, was ich von dir halte. Aber ich muss es tun. Und das weißt du." Jetzt standen auch dem älteren Mann Tränen in den Augen, aber er wischte sie schnell weg. Salrah schaute ihn mit ihren großen, grünen, mandelförmigen Augen an. Obwohl sie weinte, war sie wunderschön. Sie sah klein und zerbrechlich aus, aber sehr geschmeidig und beweglich. Ihr langes, dunkelviolettes Haar fiel locker auf ihre spitzen, getigerten Ohren, die jedes Geräusch wahrnahmen. Ihr Kopf war oval und sehr katzenartig, und ihre Schnurrhaare standen immer noch stolz von ihrem Gesicht ab, obwohl sie sehr bedrückt aussah. Ihr langer Katzenschwanz hing trostlos zu Boden und sie stützte ihr Kinn mit ihren zarten, getigerten Armen. Ihre glatte, pfirsichfarbene, perfekte Haut schimmerte leicht silbern wie der Mond, keine Zweifel, sie war einfach nur wunderschön. Derrick dache, dass es schade wäre, den Befehl auszufüllen, noch nie hatte er ein so bezauberndes Wesen gesehen. Diese Augen...
Salrah flüsterte in diesem Moment einige leise Worte... "Bitte, bring die Mädchen in Sicherheit. Tu mir diesen letzten Gefallen..." Derrick konnte nicht widerstehen, nein, das war zu viel. Er wandte sich den beiden verängstigten Wesen zu, die immer noch in der Ecke kauerten und anfingen zu beben, als die Wache näher kam. Die kleine mit den pinken Haaren weinte und fauchte zur gleichen Zeit, die mit den gelben Haaren hielt eine Hand vor ihr Gesicht und klammerte sich mit der anderen an ihre Schwester. Derrick beugte sich zu ihnen runter und die Pinke fuhr ihre Krallen aus. Die beiden Kinder sahen ihrer Mutter verdammt ähnlich, und auch dem Vater, wie es Derrick in den Sinn kam.
Er schaute den beiden tief in die Augen und meinte: "Ich habe noch nie meinen König betrogen oder belogen... Also, wisst das zu schätzen und vertraut mir besser! Ihr geht jetzt aus diesem Zimmer hinaus und links den Flur entlang. Dort öffnet ihr die Tür mit den grünen Balken. Ihr geht dort rein und klettert durch das große Rohr. Dann Verzweigungen entlang, bis ihr Licht seht. Durch das Gitter, was dort ist, müsstet ihr durchpassen. Dort ist ein Vorsprung, wo ihr herunter klettern könnt. Passt auf, dass ihr nicht fallt. Und danach: Rennt! Rennt um euer Leben und rennt um mein Leben, rennt so schnell ihr könnt. Rennt, denn es geht um alles. Wenn ihr über dem Fluss seid, ist die Gefahr fast vorbei und ihr solltet erst einmal den Wald aufsuchen. Also: RENNT!!!!!!!!" Damit stieß er die Tür auf und packte das pinkhaarige Mädchen am Arm, schmiss sie auf den Flur. Das andere Mädchen schaute kurz auf und hechtete hinterher. Die Tür fiel in ihr schweres Schloss, und es erklangen fürchterliche, qualvoll und mit Angst erfüllte Schreie, so we sie noch niemand zuvor gehört hatte. Diese Schreie ließen alles für einen kurzen Moment gefrieren. Es blitzte und donnerte auf einmal...
...
...
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Kiarah wachte auf.
2.
Verdammt... In Kiarah's Kopf drehte sich alles... Sie atmete so schnell, als ob sie selbst weggelaufen wäre und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihre Stirn war schweißnass. Sie schaute sich um... Ihre Vorhänge waren nichts richtig zugezogen, der Vollmond beleuchtete den Raum. Das Bett, in dem sie schlief, war genauso wie zuvor aus Holz, und das weiße Laken, das Kiarah in dieser warmen Frühsommernacht zum zudecken benutzt hatte, lag auf dem Holzboden, sie hatte es warscheinlich im Schlaf weggestrampelt. Der Teppich aus Schafswolle war immer noch da, und auf ihrem kleinen Tisch, wo sie abends bei Kerzenschein Bücher las, stand immer noch die kleine Tonvase mit den frischen Margareten, die Wirnald, der kleine Zwerg, der jeden Tag die Schafe hütete, so oft mitbrachte. Der Holzschemel, auf dem sie zu sitzen pflegte, war sorgfältig unter den Tisch geschoben und ihre Kommode mit ihrer Kleidung und den Büchern war auch noch da. Die Öllampe auf ihrem Nachttisch stand an ihrem Platz und sah aus, als ob sie auf den nächsten Abend warten würde.
Zweifellos, Kiarah befand sich in ihrem Zimmer, ihr Zimmer auf dem Dachboden vom kleinen grünen Haus von Agnesia Kyrial. Seit Kiarah denken konnte, lebte sie bei dieser Frau, die immer so herzlich zu ihr war. Dass sie blind war, tat Kiarah sehr leid, aber die beiden verbrachten viele Abende auf ihrer Bank unter der großen Eiche und redeten. Agnesia hörte den Grillen zu, sie roch das frisch geschnittene Gras und die blühenden Pflanzen, die sich über ganz Kodeira erstreckten und Kiarah beschrieb ihr, was sie sah. Kodeira war das Dörfchen, in dem Kiarah lebte, dort gab es nicht viel, vielleicht 30 Häuser. Um etwas besonderes zu kaufen, fuhr sie immer mit Merian mit der Kutsche in die nächstgrößte Stadt, Kirilla. Dort gab es wirklich alles, sogar 4 mal im Jahr einen großen Jahrmarkt, zu dem Kiarah immer fuhr und Agnesia rot glasierte Äpfel mitbrachte. In ihrem Leben herrschte einfach Idylle, deswegen hatte Kiarah einfach Angst, was dieser Traum zu bedeuten hatte.
Sie saß aufrecht in ihrem Bett und zitterte, sie konnte sich nicht mehr beruhigen. Diese ganzen Bilder und die Schreie fuhren durch ihren Kopf... Woher kannte sie diese Szene nur? Woher kannte sie die Personen? Es war so real... Sie stand auf, um in das kleine, schief geflieste Badezimmer zu gehen und ihr Gesicht mit Wasser zu benetzen. Das Badezimmer sah auch aus wie immer, ein großer Badezuber und ein Eimer standen dort. Dieser war gefüllt mit dem Wasser, was Kiarah heute morgen aus dem Brunnen geholt hatte. Sie blickte in den großen Spiegel, der an den Seiten wunderschöne Verzierungen aus Metall hatte, die kleine Elfenwesen darstellen sollten. Als Kind hatte sie sich den Spiegel stundenlang angeschaut und sich Geschichten zu jeder einzelnen Elfe einfallen lassen. Aus diesem massiven Spiegel blickte sie eine junge Frau an. Kiarah erschrak, weil sie Züge in ihrem Gesicht entdeckte, die ihr noch nie aufgefallen waren. Sie sah irgendwie erwachsener aus, früher war sie ein paubäckiges kleines Mädchen. Nun war ihr Gesicht länglich und wirkte irendwie zerbrechlich... Sie sah fast so aus wie... Verdammt! Ihr Traum! Diese Frau, war sie das etwa? Nein, sie wurde Salrah genannt und hatte grüne Augen, außerdem war sie kleiner und hatte lilafarbene Haare. Kiarah war etwas größer und auch ein wenig anders gebaut, nicht so sehr geschmeidig und katzenartig. Kiarah hatte auch längere Haare und ihr Schwanz war ganz anders... Moment, die Ohren waren aber die gleichen, und die Haare fingen auch langsam an, sich von einem kräftigen Pink in ein dunkleres Violett zu verändern, der Ansatz war viel dunkler als die Spitzen... Kiarah sah ihre Hände an... Sie hatte menschenähnliche Hände, aber wenn sie wollte, konnte sie wie eine Katze ihre Krallen ausfahren... Sie war doch nicht etwa...? "Nein, das kann nicht sein.", sagte sie sich laut. Oder doch? War sie das kleine, pausbäckige Katzenmädchen mit den kurzen, leuchtend pinken Haaren aus ihrem Traum? War sie das vor 10 Jahren? Heute war Kiarah 16, und sie hatte noch nicht viel aufregendes erlebt. Das früheste, woran sie sich erinnern konnte, war ein Sommer mit Agnesia Kyrial hier in Kodeira. Sie war vielleicht 6 Jahre alt und ziemlich lebhaft. War dieses Mädchen auch das Mädchen aus ihrem Traum? Was hatte das zu bedeuten? Kiarah ging wieder nach oben und legte sich zurück ins Bett, die große Uhr im Flur zeigte 3 Uhr morgens an. Sie lag trotzdem die ganze Nacht wach...
Wie findet ihr den Anfang? Ach ja, und immer her mit den geschichten bzw. Anfängen!!