4.
Pünktlich zum Abendbrot war ich wieder zu Hause. Die verlogene Runde an einen Tisch vereint. Meine Wut war wieder komplett da. Ich setzte mich dazu und nahm mir ein Brot aus dem Korb. „Na wie war es im Zoo?“ wollte mein Dad wissen und reichte mir die Butter. „Ganz gut.“ brummte ich. „Schlechte Laune heute? Was ist denn passiert?“ klinkte sich meine Mutter ein. Als ob die nicht alle wüssten was los war. Oder hatten sie es erfolgreich verdrängt? „Schlechte Laune? Ich habe euch heute alle drei, zum selben Thema, etwas gefragt und ihr seit mir nur ausgewichen. Wie alt muss ich sein, damit ich in den Kreis der Eingeweihten gehören darf? 20, 30, 40 oder erst mit 70?“
„Ich dachte das hätten wir schon geklärt.“ sagte mein Vater ruhig und meine Mutter spielte nervös mit ihrer Serviette. „Hatten wir das? Geklärt wäre was anderes.“ brummte ich „Ihr seit mir nur ausgewichen.“ „Rick und Janet sind eigentlich immer anderer Meinung als deine Mutter und ich. Dann kracht es auch mal. Sie kommen zu Besuch und dann wirst du es selbst erleben. Und nun ist das Thema durch.“ Ich setzte an um noch mal zu protestieren „Aber...“ „Es ist durch und gut.“ Sagte er immer noch ruhig aber bestimmend. „Wie war die Schule?“ versuchte mein Opa das ganze in eine normale Bahn zu bringen. Ich gab nach – vorerst jedenfalls. „Mathe muss ich wohl mal wieder Nachhilfe von Jonas bekommen. Wurzelziehen, ist leider auch Thema der nächsten Arbeit. Na ja und wegen der Musikgruppenarbeit kommen Karina und Jonas morgen um 15.00 Uhr hierher.“ gab ich Bericht ab. „Finde ich gut. Ich mache euch dann Kekse und Kakao als Nervennahrung“ sagte meine Mutter. Ich nickte.
Ich rannte nach dem Essen die Treppe rauf in mein Zimmer schloss die Tür und nahm mein Kopfkissen und pfefferte es quer durchs Zimmer gegen die Wand. Thema ist durch, Scheibenkleister das war es nicht! Ich hob mein Kissen auf und pfefferte es noch mal quer durch den Raum auf mein Bett. Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen und fuhr meinen Rechner hoch vielleicht waren Jonas und Karina ja online. Ich war so mies gelaunt das mich Selbst meine Tierseiten im Netz nicht wirklich interessierten. Pling Plong Jonas hatte mich entdeckt.
SuperJo:
na maus wie geht’s
Blackgirl:
1. nenn mich nicht Maus 2. supermies drauf und 3.komme mir nicht mit der alles wird gut Masche
SuperJo:
heiß ich karina oder was? aber nun erzähl papa bär mal cool von der leber weg was dich bedrückt
Blackgirl:
kannste nicht mal aufhören mit deinen coolen Sprüchen du Plüschteddy.
SuperJo:
wenn’s hilft. hast du deinen opa nun gefragt? bist du deshalb auf 180?
Blackgirl:
Hab ich. Alles Mist.
SuperJo:
lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. und?
Pling Karina kam dazu. Ich lud beide in einen Benutzer Chat ein
SuperJo:
und was ist jetzt?
Dancingqueen:
was ist los?
SuperJo:
Blackgirl versucht mir gerade zu erzählen warum sie so mies drauf ist und warum alles Mist ist.
Dancingqueen:
ok
SuperJo:
wir hören...
Blackgirl:
Also, mein Opa hat meinen Eltern versprochen nichts zu sagen. Und ich stand wieder doof da. Dem nicht genug hat mein Vater dieses Thema als beendet erklärt. Pleite auf der ganzen Linie.
SuperJo:
sag ja thriller
Dancingqueen:
und deine Mutter sagte nichts mehr?
Blackgirl:
nee Schweigen im Wald und nervöses Spiel mit der Serviette
Dancingqueen:
aber das muss doch einen tieferen Sinn geben. Irgendwas was das ganze aufklärt.
SuperJo:
Darauf hab ich gewartet. Klar gibt’s da einen tieferen Sinn. es gibt einen grund für alles auch warum in china ein sack reis umfliegt
Dancingqueen:
Witzig @ SuperJo und welchen. aber es muss doch irgend etwas geben was das ganze aufklärt. Habt ihr Familienvideos? Fotos? Irgendwas?
Blackgirl:
du glaubst doch nicht das so was hier rumfliegen würde offentlich zugänglich für mich? Bei dem Theater um eine simple Frage?
SuperJo:
find ich auch die vertuschen da was schon verdammt lange @Dancingqueen – die schwerkraft baby stößt du an was ran dann fällt es um einfache tatsache lol
Dancingqueen:
vielleicht habt ihr recht Superjo Spinner vom dienst
SuperJo:
nicht nur vielleicht @Dancingqueen besser als alles kaputt zu analysieren
Blackgirl:
na ja auch egal mir dröhnt der Schädel und es ist spät. @ Beide vertragt euch hatte schon Zoff genug heute
SuperJo:
@Blackgirl ist gebongt mau... (lass ich lieber) guts Nächtle @Dancingqueen friede
Dancingqueen: @Blackgirl schlaf gut bis morgen @ SuperJo nur Blackgirl zu liebe lol
Blackgirl: dito bin weg
Ich fuhr den PC hinunter. Mein Kopf dröhnte. Ich habe mich definitiv heute zu doll aufgeregt. Und mein Hirn zu viel zu tun. Ich zog mich um und beschloss mir eine Kopfschmerztablette zu holen.
Der Medizinschrank hing im Badezimmer im Erdgeschoss. Opa war Architekt und hatte dieses Haus selbst entworfen und bauen lassen. Als Oma verstarb fühlte er sich im Haus alleine unwohl und mein Vater nahm seinen Vorschlag hier einzuziehen gerne an. Ich schlich über den Flur um Opa nicht zu wecken und ging leise die Treppe hinab als ich aus dem Wohnzimmer meine Eltern streiten hörte. Ich konnte aber nicht genau verstehen was sie sagten. Ich schlich die Treppe runter und pirschte mich zum Wohnzimmer vor.
„Du kannst es nicht immer geheim halten Hidaya! Sie hat ein Recht es zu erfahren.“ zischte mein Vater „Es ist doch alles in Ordnung. Sie wird es vergessen und du sagtest doch dass das Thema beendet ist.“ „Sie ist 16 Jahre alt nicht 4. Sie vergisst das nicht so schnell wieder. Sie wird nachfragen, das Thema ist noch lange nicht durch.“ „Doch.“ Meine Mutter wollte davon nichts wissen und winkte mit der rechten Hand ab. „Was meinst du wird passieren, wenn Rick und Janet hier auftauchen? Willst du die drei bewachen? Willst du sie in ihrem Zimmer einsperren? Sie wird sie auch Fragen.“ Mein Vater wurde lauter merkte es aber ganz schnell und nahm seine Stimme wieder in Zaum. Meine Mutter hatte Tränen in den Augen.
„Auch von ihnen wird sie nichts erzählt bekommen. Da bin ich sicher.“ schluchzte sie. Mein Vater kniete sich vor meine Mutter und sagte behutsam „Wirst du dich im Griff haben, wenn die beiden provozieren? Und ich bin mir sicher sie werden provozieren bis aufs Blut. Hältst du dem Stand? Kunami ist nur der Anfang gewesen.“ „Ja ich schaffe das. Bestimmt!“ sagte meine Mutter mit etwas wackliger Stimme. „Gut wir ziehen das jetzt durch. Aber du musst es ihr bald sagen. Hidaya da führt kein Weg dran vorbei.“ Er nahm sie zärtlich in den Arm und tröstete sie.
Ich hatte genug gehört und schlich zum Bad, holte mir die Tablette und schlich zurück in mein Zimmer. Ich legte mich in mein Bett. Exitus, nichts ging mehr, mein Kopf platzte förmlich. Meiner Mutter versprochen nichts zu sagen - Provozieren bis aufs Blut - Artenschutz – Enyama - dem Ganzen standhalten - was muss mir gesagt werden und alles von vorn. Es kreiste unaufhörlich doch ich schlief irgendwann in dem ganzen wirrwahr an Gedanken ein.