Zum Glück stand die Haustür noch immer offen, denn ein weiterer Blitz sauste nicht weit weg zur Erde hinab. Wie ich Gewitter hasste … Ohne weitere Umschweife fragte ich erneut was mit ihm los sei und was er überhaupt hier machte und nicht lieber zurück zur Hochzeit wollte. Dabei fiel mir auf, dass er überhaupt keinen Anzug trug, sondern ganz normale Kleidung.
„Ich habe sie nicht geheiratet.“, war alles was er sagt und starrte mich weiter an.
„Aber warum nicht?“ Anstatt sich über diese Tatsache zu freuen, beunruhigte sie mich eher.
„Sie wollte mich wegen des Geldes wegen heiraten.“, war seine knappe Antwort die irgendwie weitere Fragen in den Raum stelle.
Chris ging an mir vorbei und setzte sich mit seinen nassen Sachen auf mein Sofa.
Zuerst wollte ich rebellieren, hielt mich dann aber doch lieber zurück. Er sah so traurig und vor dem Kopf gestoßen aus.
„Und was willst du jetzt machen?“, fragte ich ihn und setzte mich in meinen ebenfalls durchnässten Klamotten neben ihm. Er tat mir so unendlich leid und war in der Versuchung meine Hand auf seine Schulter zu legen.
„Kann ich diese Nacht bei dir bleiben? Ich … ich möchte jetzt nicht alleine sein.“
„Natürlich kannst du. Ich richte dir das Gästezimmer her.“
„Danke Josi. Ich hätte sonst auch hier auf der Couch geschlafen.“
Was für ein Wunder. Dann bin ich ja doch nicht so alleine, wenn draußen die Welt untergeht. Wie kann ich jetzt nur an meine blöde Gewitterangst denken, wenn für Chris gerade die Welt zusammen bricht?
„Aber zuerst sollten wir aus den nassen Sachen raus. Ich hole dir ein paar Trockene. Wenn das so weiter geht, sollte ich ein paar von deinen Klamotten bei mir einlagern.“
Chris schenkte mir ein kleines Lächeln. „Ja das wäre schön …“, raunte er.
Ich starrte ihn total verwirrt an und mein Herz hüpfte einen kleinen Tick schneller. Was hatte er damit gemeint? Das er vor hatte hier öfters zu übernachten?
Abrupt drehte ich mich um und suchte aus meinem Schlafzimmerschrank ein paar passende Sachen für ihn heraus. Ich trabte damit nach unten und Chris verschwand sofort in Richtung Badezimmer. Nachdem wir beide wieder frische und vor allen Dingen trockene Sachen anhatten, machte ich uns in der Küche einen Tee. Chris saß wieder auf der Couch und ich setzte mich mit den zwei Tassen in der Hand neben ihm.
„Wie … ich meine wie hast du es überhaupt heraus gefunden? Ich nehme an sie hat es dir nicht so kurz vor der Hochzeit noch schnell auf die Nase gebunden.“, versuchte ich die Frage mit etwas Witz aufzulockern. Ob das die richtige Weise war?
„Nein. Natürlich nicht. Sie wollte kurz vor der Trauung noch etwas alleine sein, was ja eigentlich auch normal war. Aber anstatt noch mal in sich zu kehren, diskutierte sie am Telefon mit diesem Stefan. Ich hatte es zufällig durch die Tür gehört, als ich sie holen wollte. Ihre Stimme war so laut, dass sie nicht mal bemerkte wie ich die Tür öffnete und war dann natürlich sehr schockiert, als sie endlich bermerkte, dass ich bereits im Zimmer stand. Zuerst wollte sie mich mit einer Lüge abtischen, aber als ich dann noch mal klar gestellt hatte, dass sie im Stande war einen Rechtsanwalt zu heiraten, gab sie klein bei und erzählte mir die Wahrheit.“
„Das sie dich wegen des Geldes wegen heiraten wollte und wenn die Hochzeitsnacht vorbei wäre, dich fallen lassen würde wie eine heiße Kartoffel.“, fasste ich die Dinge zusammen.
„Ja das dachte ich zuerst auch und das hatte sie auch anfangs vor, aber dann schien sie doch Gefühle für mich zu entwickeln und wollte mich um jeden Preis heiraten. Deshalb wohl auch die schnelle Hochzeit. Sie dachte wohl jemand anderes könnte mich vor ihr weg schnappen.“
„Na ja, ein bisschen kann ich sie schon verstehen, dass sie an eurem Verlobungsabend so heftig auf mich reagiert hatte.“
„Das mag stimmen. Aber seit dem du wieder in mein Leben getreten oder eher gefallen bist, war ich mir wegen der Hochzeit nicht mehr so sicher. Ich weiß gar nicht, ob ich Christin überhaupt geliebt habe. Ich mochte sie und zwar sehr, aber ich glaube Liebe war dabei nicht im Spiel. Wahrscheinlich habe ich zu lange alleine gelebt und wollte endlich mit jemandem glücklich sein. Leider war Christin nicht die Richtige und bin froh, dass ich es noch rechtzeitig bemerkt habe.“
„Dann … hast du sie nicht geheiratet wegen der Schwindlerei sondern weil du sie nicht liebst?“
„Ja. Christin hat viele Geldprobleme.“
Ich wollte schon entrüstet eine Antwort darauf geben, als Chris mir den Wind aus den Segeln nahm.
„Stefan ist ihr Bruder und wurde durch einen Ärztefusch sehr krank. Natürlich will keiner dafür gerade stehen und ein Prozess gegen den behandelnden Arzt würde aussichtslos sein. Das hatte man ihr zumindest gesagt. Eine derzeitige und notwenige Operation könnten sie sich nicht leisten und sind daher einen falschen Weg eingeschlagen.“
„Du hast angeboten ihr zu helfen, stimmts?“
„Woher weist du … ?“
„Dafür kenne ich dich zu gut und bist einfach ein lieber Mensch, in den man sich … „ Meine Stimme versagte. Was wollte ich gerade sagen? Sich verlieben? Oh mein Gott. Chris starrte mich an und so räusperte ich mich und verdrehte mit hoch rotem Kopf die Wahrheit.
„Ich meine in dem man schnell einen guten Freund finden kann.“
Er nickte und hatte somit die kleine Lüge geschluckt. Hach, warum kann ich ihm nicht die Wahrheit sagen? Nein, das konnte ich nicht. Zumindest nicht jetzt, da sein Herz so gebrochen war.
„Ja, ich habe ihr angeboten die Operation vorerst zu bezahlen und natürlich werde ich Anklage gegen den Arzt stellen. Die Beweislage ist sehr gut nachdem sie mir einige Sachen geschildert hatte. Durch das Schmerzensgeld, welches sie dann bekommen würde, wollte sie mir die Operation wieder zurückzahlen.“
„Ich verstehe.“, stimmte ich ihm zu und lies einen langen Seufzer aus.
Christin war eigentlich sehr mutig. Zugegeben war es tatsächlich der falsche Weg an Geld zu kommen, aber dass sie sogar eine Heirat in Erwähnung zog, um ihren Bruder zu helfen ist schon bemerkenswert. Irgendwie tat sie mir sehr leid, da sie sich tatsächlich in Chris verliebte und er ihre Liebe nicht erwiderte. Irgendwie sah ich ihn ihr gar nicht mehr diese arrogante Frau, sondern eine mutige Heldin.
„Josi, ich bin total k.o.. Wärst du böse, wenn ich schon schlafen gehen würde?“
„Nein. Ich hatte dir vorhin schon alles fertig gemacht. Wenn du was brauchst, nimm es dir einfach, ja?“
Chris nickte wieder und stand auf.
Er beugte sich kurz herunter und mein Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. Chris gab mir einen kleinen Kuss auf die linke Wange und ging dann die Treppe hinauf. Ich blickte ihm verlegen nach und berührte mit der Hand vorsichtig die Stelle auf die er mich geküsst hatte.
Wenn ich ihm nicht mehr aus dem Kopf ginge und ihn so verwirrte, warum gibt er mir dann nur einen schüchternen Kuss auf die Wange? Wahrscheinlich, weil er im Moment genug von der Liebe hatte, beantwortet ich meine Frage selbst und ging ebenfalls ins Bett …
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Letzte Fortsetzung folgt ...
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