„So…, nun sind alle unsere Kinder ausgeflogen und gehen ihren eigenen Weg. Das haben wie doch gut hingekriegt, oder? Helmut der Superanwalt, Heidi die ihren Siegfried hat, David der nun die Welt erkundet und Lotte…, naja ihr geht es auch gut so wie Helmut immer sagt. Auch wenn sie viele Fehler gemacht hat, die wir nicht verstehen, so hat sie uns doch zwei wunderbare Enkel geschenkt.“ Meinte Edwart und sah seine traurige Frau tief in die Augen. „Ja das hat sie und sie kann sehr stolz auf ihre Söhne sein. Jedenfalls ich bin es, nur was mich immer wieder traurig macht ist, dass wir nicht an ihrer Kindheit teilnehmen durften. Ich…, ich hätte ihnen soviel geben können.“ „Das hast du auch so, sie lieben dich beide und das weiß du auch.“ „Aber sie wohnen so weit weg und dass nächste wieder sehen wird lange dauern zumindest das von Dario und Fay.“ „Ja…, ich weiß mein Schatz, aber sie werden wieder kommen.“ Versuchte Edwart seine Frau etwas zu trösten.
„Was meinst du…, so eine Weltreise wäre doch auch für uns eine tolle Sache, oder? Paris, Venedig oder Australien…, all die schönen Orte von denen du immer so schwärmst. David hat Recht, wir sind vielleicht zu Feige. Don hat sein halbes Leben damit verbracht, ein Mittel zu erforschen, das uns Vampire erlaubt den Tag mit all seiner Schönheit zu genießen und das nicht nur für acht Stunden. Kannst du dich noch an deinem letzten Sonnenaufgang erinnern?“
Fragte Edwart seine Frau die leicht schmunzelte und ihre Erinnerungen ausgrub.
„Oh ja, das kann ich gut. Obwohl er schon mehr als 250 Jahre her ist. Er war wunderschön, das einzige was am diesem Tage schön war. Ob du es mir jetzt glaubst oder nicht, aber ich wollte kein Vampir werden und hatte vor diesem Tage immer große Angst. Nun sind wir schon so alt und haben weniger erlebt wie so mancher Mensch. Hier in unser kleines Tal wo sogar die furchtbaren Kriege vorbeizogen, umgeben von den riesigen Bergen die uns umschließen wie eine schützende Hand, die Wälder die selbst die höchste Turmspitze überragen und der Nebel der uns zudeckt und uns unsichtbar werden lässt, ist für mich aber wie ein Garten Eden geworden. Wir hatten doch ein unbeschwertes Leben, alles große Leid dieser Welt, blieb Fern von uns und doch reizt es mich, was neues zu sehen. Weiß du…, wir sollten es vielleicht doch ausprobieren, erstmal so hier zu Hause.“
„Bist du dir sicher?“ fragte Edwart nach. „Ja das bin ich und wenn wir uns dann dran gewöhnt haben, dann…“ „Dann willst du als erstes zu Dario und Fay.“ Unterbrach Edwart seine Frau mit einem breitem grinsen. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“ „Das hat mir deine Nasenspitze verraten.“ Erwiderte er und Rosi kitzelte ihren Mann der sie vor lachen kaum noch aufrecht halten konnte. „Ich freue mich ja so für die beiden und für uns alle. Kann es kaum erwarten, unser Urenkel in den Arm zu nehmen. Ich weiß zwar nicht, ob unsere Gebete erhört werden, doch ich bete jeden Abend gleich nach dem Aufstehen für Darios kleine Familie.“
Alle hofften, das die Schwangerschaft von Fay und die Geburt des ersten Babys von einem Vampir und einem Menschen ohne Komplikationen verlaufen wird.
In Bergen freuten sich schon alle Studenten auf die Semesterferien. Die Prüfungen waren geschrieben und gelernt wurde in der letzten Woche sowieso nichts mehr.
Pipi verbrachte ihre meiste Zeit mit nähen und konnte sich vor Aufträge kaum noch retten. Sie schaffte es einfach nicht nein zu sagen und versuchte die Wünsche ihre Auftragsgeber nachzukommen. Den Studenten gefiel Pipis arbeit und obendrein ließ sie sich das viel zu billig bezahlen. Oftmals hatte sie nur die Materialkosten wieder raus. Sie muss erst lernen sich ihre Arbeit auch ordnungsgemäß vergüten zu lassen, denn die Menschen zahlen nicht mehr wie sie müssen und selbst das ist manchmal noch zu viel. Pipi war eine sehr gute Schneiderin, aber wenn es um Bezahlungen geht, fehlte ihr das wirtschaftliche denken. Tom und Miri wussten gar nicht wie viele Aufträge Pipi hatte, sonst hätte Tom schon eingegriffen.
Rocky war sehr beliebt auf dem Campus und bekam auch so einiges mit. Es sprach sich sehr schnell rum, das es jemanden gibt der sehr billig tolle Klamotten nähte und die Studenten präsentierten stolz ihre Errungenschaften. „Du arbeitest zu viel.“ Meinte Rocky als er Pipi aufsuchte um ihr zu erzählen, wann sie Fahrübungen machen kann.
„Ja ich weiß, aber schön das du da bist.“ Pipi stand auf, ging zu Rocky und signalisierte mit dem Zeigefinger, dass er sich umdrehen soll. Rocky hatte keinen blassen Schimmer, was Pipi von ihm wollte, folgte aber ihre Anweisung.
Mit einem Maßband in der Hand, fummelte sie an Rockys Schultern und brubbelte vor sich hin; „Müsste passen.“ Pipis hatte sich überreden lassen, ein Outfit für Braut und Bräutigam zu schneidern. Eine große Herausforderung für sie und viel arbeit.
„Du kannst mir einen gefallen tun und den Anzug dort anprobieren.“ Meinte Pipi und Rocky fing an zu lachen. „Ich…, einen Anzug? Ich hab noch nie einen Anzug getragen, nicht mal zur Jugendweihe.“ „Ach komm schon! Tom ist zu groß und ich will doch nur schauen, ob ich noch was verändern muss. Wenn du Angst hast, dich vor mir auszuziehen, dann kannst du ja hinter dem Sichtschutz gehen, ich wird auch nicht gucken, versprochen.“ Beteuerte Pipi und Rocky musste noch mehr lachen, aber konnte ihr diese bitte nicht abschlagen. So quellte er sich in dem Anzug, obwohl er diese nicht mag.
„Wow…, du siehst toll aus im Anzug.“ Sagte Pipi und dabei fiel ihr auf wie blöd ihre Aussage klang. „Ich meine…, du siehst auch so toll aus, der Anzug kleidet dir, das wollte ich sagen.“ Verbesserte sie sich und wurde leicht rot. „Ja meinst du? Ach ich weiß nicht, kann mich kaum drin bewegen.“ Grinste Rocky verlegen. „Ja du hast recht, ist doch ein bissel zu eng für dich. Hab dein starken Body nicht berücksichtigt.“ Rocky fühlte sich geschmeichelt und zog den Anzug wieder aus, da er befürchtete wenn er tief Luft holen würde, die Nähte reizen könnten. „Du hast mir noch gar nicht gesagt, ob du heute Nachmittag mit kommst.“ Meinte Rocky und Pipi erwiderte; „Natürlich komme ich mit, schließlich möchte ich auch lernen wie man Auto fährt.“ „Na dann will ich dich nicht weiter stören. Also bis nachher!“ verabschiedete sich Rocky erstmal und ging runter zu Tom.
*geht noch weiter*