Kapitel 41
Das Jahr geht zu Ende!
Am Nächsten morgen schaute Ellen aus dem Küchenfenster und sah ihre Nachbarin Eylin Baer, mit einem kleinen Beutel in der Hand den Gehweg entlang schlendern. Sie konnte beobachten, wie Eylins Blicke nicht von dem Haus gegenüber wichen. Ellen hatte Holger losgeschickt, einige Besorgungen zu machen und hatte somit genug Zeit, für den neusten Tratsch der Nachtbarschaft. Zudem interessierte Ellen sehr, ob an dem was Holger ihr erzählt hatte, auch was dran war.
Eylin wollte gerade die Haustür schließen, da sah sie Ellen auf sich zukommen. „Hey Kleines, na das ist ja ne Überraschung. Seit wann bis du denn da?“ wurde sie gleich bei einer Begrüßungsumarmung gefragt. „Seit gestern und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, das ganze Collegezeugs hinter mir zu haben.“ „Ich bin gerade rein, war kurz beim Bäcker. Du hast doch etwas Zeit mitgebracht oder?“ meinte Eylin und hoffte auf etwas Gesellschaft beim Frühstücken. „Holger ist einkaufen, das kann ne Weile dauern und du musst mir unbedingt erzählen, was du so das letzte halbe Jahr gemacht hast. Holger hat mir erzählt, dass du wieder die Schulbank drückst und dich in der Wissenschaft beweisen willst?“ Ellen konnte kaum abwarten, ob ihre Nachbarin und Freundin, endlich in Sache Liebe etwas weiter gekommen war. Sie konnte sowieso nicht verstehen, wie eine so hübsche Frau solange alleine blieb. „Holger du kleines Plappermaul“ murmelte Eylin vor sich her und Ellen sagte; „Du weißt doch, dass Holger nichts für sich behalten kann.“
Nachdem Eylin Frühstück gemacht hatte und sie beide dieses verzehrten, erzählte Eylin von ihrer neuen Arbeit sowie von Don und den anderen Kollegen. „Nun erzähl schon, wie ist er denn so dein Ausbilder und kommst du mit ihm klar? Wie sieht er aus? Holger hat mir erzählt, dass er zwei große Söhne hat, aber man es ihm nicht ansieht, da er so jung aussieht. Kennst du auch seine Frau? Hat er überhaupt eine?“ durchlöcherte Ellen Eylin mit fragen, auf die sie im ersten Moment gar keine Antworten hatte. „Na du kannst fragen stellen. Herr Vohgt ist ganz OK und er hat tolle Jungs, jedenfalls weiß ich das von Holger, der viel Zeit mit dem ältesten verbringt. Tom heißt er, ihm habe ich schon kennengelernt, als ich mich als Nachbarin vorgestellt hatte. Herr Vohgt hat keine Frau, jedenfalls hab ich noch keine gesehen, nein ich glaube er hat keine.“ erklärte Eylin. Sie unterhielten sich noch den ganzen Vormittag und Ellen viel auf, wie Eylin so schwärmend von Don redete.
Dario und sein Vater waren in der Ladenstrasse um etwas einzukaufen. Dort gibt es viele aneinandergereihte kleine Geschäfte und gerade zu Weihnachtszeit ist es ein beliebtes Einkaufziel. Tom hatte gleich erzählt, dass Holger Vater wird und seine Frau holte. Don wollte Ellen so eine Art Begrüßungsgeschenk machen, wie es bei Nachbarn ja so üblich ist. Da sie ja in anderen Umständen war, dachte er, dass sie etwas fürs Baby gebrauchen könnte.
In der Kinderabteilung traf er Holger, gratulierte ihm zu seinem Glück und fragte gleich, was sie noch gebrauchen könnten.
Dario suchte unterdessen ein Weihnachtsgeschenk für Tom. Das war nicht so schwierig, da Tom ein leidenschaftlicher Spieler war, brauchte Dario nur das neuste Videospiel zu finden.
Beim Schneider erkundigte sich Don, ob sein Anzug schon fertig sei, den er zum Ändern hingebracht hatte. „Da steht Ihr bestes Stück. Wenn Sie möchten, können Sie ihn gleich mitnehmen.“ erklärte die Schneiderin und nach einer kurzen Anprobe, stand dem Besuch bei seinen Schwiegereltern nichts mehr im Wege.
Nachdem sie ihre Weihnachtseinkäufe erledigt hatten und der Kofferraum des Autos gerammelt voll war, begaben sie sich zum Bäcker, um noch einen Kaffee zu trinken. Das Wetter lud regelrecht dazu ein. Die Sonne strahlte bei milden 15 Grad und man konnte schon fast glauben, dass der Frühling anfing. Dabei war in ein paar Tagen Weihnachten. Selbst die Vögel waren von diesem milden Wetter irritiert und zwitscherten ihr Frühlingslied. Auch Eylin nutzte das schöne Wetter für ein paar Einkäufe. Nach ihrem Einkauf überkam ihr auch der Appetit auf eine schöne Tasse Kaffee und somit traf sie Don, der sie daraufhin zum Kaffee trinken einlud.
Sie unterhielten sich ausnahmsweise nicht von der Arbeit, aber auch nicht über sich. Holger und Ellen waren nun das Gesprächsthema und die bevorstehende Geburt ihres Babys. Dario beobachtete die beiden mit einem Schmunzeln im Gesicht. Nun wusste er auch, warum er bei seinem Vater diese Leidenschaft in seinen Augen sah und auch bei Eylin, glaubte dasselbe zu sehen. Er spürte sofort eine enorme Verbindung zwischen den beiden, so eine Art Zugehörigkeit wie der Schlüssel zu einem Schloss. Er dachte sofort; „Die lieben sich, auch wenn sie es selber noch nicht wissen und so wie ich meinen Vater kenne, wird er ne Ewigkeit brauchen, um diese Gefühle zu akzeptieren.“ Doch dem schönen Sonnenschein folgte auch gleich ein grauer Himmel und die ersten Regentropfen machten der Kaffeepause ein Ende.
Am Abend traf sich Don mit Fiedler zu einem Kollegenabend in einer Kneipe. Da sie die Ersten waren, lieferten sie sich erstmal ne paarti Schah und Fiedler fragte Don, wieder über unzähligen Dingen aus. „Echt heiß deine Studentin, nicht wahr?“ bemerkte Fiedler mit einem schelmischen grinsen und Don schaute ihn mit großen Augen an. Er merkte regelrecht, wie sein Puls schneller wurde und sein Gesicht eine andere Farbe bekam. „Ja, sieht ganz hübsch aus.“ erwiderte Don etwas trocken und so fühlte sich auch seine Kehle an. „Hey, was meinste, ob ich ne Change bei ihr hätte? Also ne Sünde ist sie auf alle Fälle wert und könnte ich, so wie ich wollte, naja da schweig ich mal lieber.“
Don war entsetzt über seinen Chef. Er verstand sowieso das Verhalten einiger Menschen nicht. Er war noch ein Gentleman der alten Schule und kannte die moderne Zeit noch nicht so. „Du bist doch verheiratet denke ich, oder?“ fragte Don und Fiedler erwiderte grinsend; „Ja schon, aber trotzdem kann man doch noch schauen, ob man bei den jüngeren Frauen ankommt.“
Don musste an Lotte denken und das ihr auch nichts heilig war. Sie nahm das, was sie wollte und ihr interessierte es auch nicht, ob sie oder die anderen verheiratet waren.
*geht noch weiter*