Dario spuckte nun was völlig anderes im Kopf rum. „Das heißt, wenn du mich jetzt einen Verwandlungsbiss verpassen würdest, dann wäre der Prozess umgehrbar?“ „Warum willst du das wissen?“ stutzte Don und Dario meinte ganz lässig klingend; „Ach nur so aus Neugier. Du weißt ja, bin doch sehr an der Wissenschaft interessiert und außerdem sollte ich es wissen, bin ja praktisch das Versuchskaninchen.“ Nun mussten beide etwas grinsen. „Ich gehe jetzt schlafen. Morgen kommt Aron und ich habe tausend Fragen an ihm. Dann werde ich schauen, ob ich Tom helfen kann. Was wollen die Vampire nur von Miri? Ist doch zum Verzweifeln, was wird noch alles auf uns zukommen. Du Paps, ich habe große Angst, dass die Vampire aus dem Wald hier auftauchen könnten und ich, ich kann Fay nicht mehr beschützen. Ich spüre nur noch Vampire, wenn sie direkt vor mir stehen und dann ist es zu spät, um was zu unternehmen.“
„Dario, ich habe schon Vorkehrungen getroffen, da ich selber nicht weiß, was diese Vampire nun von Fay wollten. Die Gegend rund um Torin wird bewacht und in unmittelbarer Nachbarschaft, haben auch einige von uns ihr Quartier aufgeschlagen. Es sind zwar keine Profis, die braucht Lucien jetzt alle selber um die zu finden, die im Wald waren. Aber ich glaube auch nicht, das diese Vampire es wagen würden hier herzukommen. Sie wissen, dass sie nun gesucht werden und dass die Person, auf die sie es abgesehen hatten, nun besonders beschützt wird. Du braust dir deshalb keine Sorgen machen.“ „Ich hoffe du hast recht, Papa.“ Sagte Dario noch, bevor er zu sich rüber ging.
Don saß noch ne Weile da und machte sich auch so seine Gedanken, wie das alles enden würde.
Die Entdeckung in Fays Blut, ist für alle die keine Vampire sein wollen ein Segen, doch für den Rest ihrer Rasse eher ein Fluch, eine Waffe und darf weder bekannt noch frei zugänglich werden. Dessen war sich Don bewusst gewesen. Er als Entdecker oder zumindest die Person, die ein Serum draus machte, war seiner Verantwortung durchaus bewusst gewesen und er überlegt, überlegte immer wieder ob er je jemand außer diejenigen, die es eh schon wussten, davon erzählen sollte.
Aber sollte er all die Vampire, die ein anderes Leben vorziehen würden, auch wenn es ihren vorzeitigen tot bedeuten würde, die einzigartige Möglichkeit vorenthalten? Don wusste es nicht. Er wollte zumindest mit Lucien über dieses Serum reden, doch zurzeit wurden keine Termine mit Lucien entgegengenommen.
„Schatz du bist noch wach?“ riss Eylin Don aus seinen Gedanken und er schreckte hoch.
„Ich habe mit Dario geredet.“ Meinte Don und Eylin sah, wie Don dieses Gespräch zu schaffen machte. „War es so schlimm?“ Don nickte zu dieser Frage und Eylin konnte zum Teil nachempfinden, wie es Don ging. „Es ist alles so kompliziert und wenn man glaubt, man hat das eine überstanden, dann kommt das nächste.“ Stöhnte Don.
Eylin lächelte und sagte auf einer beruhigenden Weise; „Ja mein Schatz, das ist das Leben. Bei euch nicht viel anders wie bei uns. Wir müssen alle immer und immer wieder Entscheidungen treffen, zum Wohl für anderen oder uns selber. Keiner kann genau sagen, was nun das Richtige sei. Es gibt keine Garantie und keine Gebrauchsanweisung für das Leben. Jeder muss auf seiner Weise herausfinden, was gut für ihn ist, wie er es meistern möchte, was er will. Dabei trifft man immer wieder auf Hindernisse, schrecklichen Dingen, die passieren und selbst wenn wir glauben, es gibt keine Hoffnung mehr, ist es aber der Wille, der Wille zum Überleben der uns die Kraft gibt manchmal das unmögliche zu schaffen und so, ist der Wille unsere Hoffnung unser Glück, nachdem wir suchen, obwohl es in uns wohnt.“
Don schaute Eylin nach, wie sie den Teller zur Spüle brachte. Ihre Worte klangen so gut in seinen Ohren und er war so froh, sie gefunden zu haben. All die Jahre mit Lotte, an denen er sich nur noch den Kindern wegen erinnern möchte, ließen an ihn selber zweifeln. Wie geblendet er war von dem Schwur, den er eins gegeben hatte, zu feige ihr entgegenzutreten. Er sagte sich immer wieder, dass er es ja so wollte. Alle hatten ihn gewannt gehabt, Lottes Bruder, seine Freunde, ja selbst ihre Eltern. Doch Don folgte ein inneres Verlangen und weiß bis heute noch nicht, ob es wirklich Liebe war. In Eylin hatte er das gefunden, was er immer in Lotte gesucht hatte und doch möchte er die Zeit nicht zurückdrehen, denn wenn Lotte als Ehefrau und Mutter nicht geeignet war, hat sie ihn aber die zwei Söhne geschenkt und dafür, wird er ihr ewig dankbar sein. Die Müdigkeit zwang beide ins Bett zu gehen und aneinandergekuschelt, den Atem des anderen hörend, das wie ein Wiegenlied klang, ließ sie auch bald ins Traumland versinken.
Der nächste Tag sollte für Fay was ganz Besonderes werden. Schon früh ist sie nervös aufgestanden, putze das ganze Haus, obwohl es gar nichts zum putzten, gab und Dario schon verzweifelt den Kopf schüttelte. Fay haste es zu warten und sie hatte das Gefühl, als würde die Zeit stehen bleiben. Kurz nach dem Mittagessen suchte sie Dario, der Dons alten PC wiedermal zum Laufen bringen musste. „Ach hier bis du.“ Meinte Fay, als sie ihn gefunden hatte. „Ja mein Schatz braust du irgendwas? Paps sollte das Teil hier endlich verschrotten. Es wird immer schwieriger, diesen Kasten wieder hin zu bekommen.“ Erwiderte Dario konzentrierend vorm PC sitzend. „Nö, wollte nur schauen, wo du bist.“
Meinte Fay und lief die Stube bei Don auf und ab. Dario ließ den PC sein und ging zu ihr.
„Du bist ganz schön nervös, was? Hey so schlimm wird es schon nicht werden.“ Meinte Dario und strich Fay übers Haar. „Was ist, wenn ich den Erwartungen meiner Mutter nicht gerecht werde?“ sorgte sich Fay und Dario lachte. „Na hör mal, Mäuschen. Deine Eltern haben dich weggeben, sie haben kein Recht darauf Erwartungen zu haben. Du bist wunderbar, das kannst du mir glauben.“ „Na ganz so war es nun auch nicht. Sie dürften mich nicht behalten, sie hatten keine andere Wahl. Aber warum, das wirst du heute erfahren und noch viel mehr. Denn auch ich habe ein Geheimnis, von dem ich aber noch nichts wusste, bis ich meinen Vater kennenlernte.“ „Weil dein Vater ein Vampir ist?“ unterbrach Dario sie. „Naja das auch.“ Meinte Fay. Dario Laune war am diesem Tage schon um Weitem besser. Da er die Antworten auf seine Fragen, so hoffte er, bald erhalten würde.
Aron hatte auch seine Frau nun alles erzählt. Sie hatte ihn auch eine gewaltige Szene darüber gemacht, dass er ihr so vieles vorenthielt. Er wollte sie ja auch nur schützen, doch immer wieder betonte sie, dass sie ein Recht auf die Wahrheit hatte. In ihren Kopf gingen teilweise dieselben Gedanken auf und ab wie bei Dario. Nur die Vorstellung, was noch alles hätte passieren können, ließ sie immer wütender werden. Obwohl sie doch am besten wusste, welche ungewöhnliche Wege ihr Herr ging, konnte und wollte sie nicht akzeptieren, warum ausgerechnet ihrer Tochter eine solche Aufgabe aufgebürdet wurde.
Stundenlang waren sie schon unterwegs und mit jedem Kilometer, den sich Torin näherten, wurde Shean sichtlich nervöser. „Schatz, bald sind wir da.“ Meinte Aron zu seiner Frau, da er die Gegend schon etwas kannte. „Was jetzt schon?“ erwiderte sie nervös und rieb ihre feuchten Hände, in einem Taschentuch, das sie die ganze Fahrt über in den selbigen hatte.
*geht noch weiter*