Maikel war emotional so sehr beeindruckt, dass er sich hinsetzten musste. Sein ganzer Körper kribbelte vor Freude und seine Knie schlackerten hin und her als würden sie aus Wackelpudding bestehen. Fay stand da, sah ihre Mutter an und freute sich. Marias Beine fingen nun auch an zu zittern. Sie sah zu Maikel, der aussah als habe er einen Geist gesehen und dann zu Fay, die grinsend vor ihr stand. An Maikels Gesichtsausdruck konnte Maria dann erkennen, wie aufgereckt er war und gleichzeitig glücklich wirkte. Sie schaute wieder zu ihm und mit ihrem Blick sagte sie; "Nun sag schon!“ und Maikel nickte darauf. Sofort riss sie Fay an sich und umarmte sie sehr lange. „Mama …, ich will mit nach Hause!“ sagte Fay, „Ja mein Schatz, wir nehmen dich mit!“ meinte Maria, die in diesem Moment auch überglücklich war.
Sie redeten mit den Ärzten über die Entlassung und da Fay ja sowieso am nächsten Tag nach Hause konnte, war dies kein Problem. Obwohl die Ärzte noch gerne einige Untersuchungen gemacht hätten, da Fay ja nun ihr Gedächtnis wieder hatte, stimmten sie Fays Wunsch mit nach Hause gehen zu dürfen zu. Dieser Fall ist den Ärzten auch sehr nahe gegangen und sie freuten sich auch sehr über diese positive Entwicklung. Sie begleiteten Familie Johns noch persönlich zum Auto um sich von ihnen zu verabschieden, wurden jedoch gleich wieder zu einem Notfall gerufen. Auch Dario verabschiedete sich liebevoll von Fay. Er hielt es für besser, wenn sie erstmal ohne ihm, ihre Familie begleitet.
Dario fuhr mit seinem Vater mit. Als sie zu Hause ankamen, holte er sich frische Sachen aus seinem Zimmer und nahm ein ganz langes entspannendes Bad. Als er danach wieder auf sein Zimmer war, bemerkte er das Fays Handtasche auf seinem Nachtschrank stand und fand einen Brief, der unter dieser lag. Er nahm diesen Brief und fing an zu lesen.
Lieber Dario,
ich hoffe, dass es Fay wieder gut geht und ihre Erinnerungen wiederkehren. Du weißt, was ich getan habe und glaube mir bitte …, du musst es mir wirklich glauben, dass es mir vom ganzen Herzen leidtut. Ich wusste wirklich nicht, das diese Blume des Vergessens solche folgen haben könnte. Ich wusste nichts von der Prophezeiung, ich wusste nicht das Fay eine Auserwählte sein könnte und ich wusste nicht, warum ich diesen inneren Drang verspürte. Hätte ich dies alles vorher gewusst, hätte ich auch versuchen können, dagegen anzukämpfen. Aber ich war in diesen Moment nicht mehr ich selbst, hatte nur ein Ziel vor den Augen und zwar Fay zu besitzen. Ich weiß nicht ob du es dir vorstellen kannst, wenn du nicht mehr Herr über dich selbst bist und dir jeder Zweifel an dem was du tust, genommen wird. Aber ich hätte Fay niemals alleine gelassen. Doch nach dem Versuch sie zu erobern, hatte ich keinerlei Kraft mehr, ja selbst das Atmen viel mir schwer, und da Fay geschlafen hatte, legte ich mich in einem Sarg, um einiges an Energie wiederzuerlangen. Doch als ich nur nach 2 Stunden wieder zur ihr wollte, war sie verschwunden und ich konnte sie weder spüren noch finden. Im Nachhinein weiß ich, das ich gleich Papa informieren hätte sollen, doch ich hatte große Angst, große Angst verstoßen zu werden, große Angst vor dem was kommen würde und somit machte ich noch einen Fehler und verschwieg die ganze Sache. Als es dann Papa irgendwie aus mir herausbekommen hatte, sollte ich dir nichts erzählen und glaube mir, dass ich es mehr als einmal vorhatte. Ich konnte es teilweise nicht ertragen, dich so leiden zu sehen und bin dir deshalb aus dem Weg gegangen. Ich weiß, dass du sehr wütend auf mich bist. Das ist auch dein Recht und ich kann dich sehr gut verstehen, aber ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen.
Tom
Dario wurde traurig und musste daran denken, was Fay an diesen besagten Tag wohl so durchgemacht hatte. Was sie für Angst gehabt haben musste und er stellte sich die Frage, ob sie gemerkt hatte, dass Tom zum Vampir wurde. Sein Vater hatte ihn zwar gesagt, das Fay sich an diesen Tag nie wieder erinnern würde, da die Blume, wie der Hypnoseblick, die Erinnerungen der letzten paar Stunden völlig löscht. Aber von seinem Vater erfuhr er auch, das Fay oder das was sie beschützte, auch Tom fast getötet hätte. Dario wusste, wie stark Tom war, wenn er seinen Willen durchsetzten wollte und überlegte, wie stark dann erst >das< sein musste, was Fay beschützte.
„Vielleicht hätte Tom es wirklich nicht verhindern können und ich tue ihm unrecht. Vielleicht hätte ich es verhindern können, wenn ich da gewesen wäre, aber warum spielt man mit uns so ein gemeines Spiel? Was für einen Sinn steckt dahinter? Ich verstehe das nicht …!“
Sein Vater kam ins Zimmer und holte Dario aus seinen Gedanken. „Was ist los mit dir, warum bist du so traurig?“ fragte Don und Dario zeigte ihm den Brief.
Nachdem Don diesen gelesen hatte, legten sie sich aufs Bett und redeten miteinander.
„Papa …, ich komme einfach nicht dahinter, welcher Sinn daran besteht, dass alle paar hundert Jahre dasselbe geschieht. Ich kann mir nicht vorstellen, das die schwarzen Engel nur alle paar hundert Jahre versuchen die Macht auf Erden an sich zu reißen, wo sie doch täglich die Gelegenheit dazu hätten. Mir gehen tausende Bilder durch den Kopf und es sind wirklich sehr schreckliche Bilder dabei. Bilder, wo ich nie gedacht hatte, dass ein Wesen dazu fähig sei. Bilder die so grausam sind, das man sie nie jemanden zeigen dürfte. Ich weiß nicht ob das Bilder aus der Vergangenheit sind, oder sie die Zukunft vorhersagen sollen. Ich weiß nicht, warum mir Lucien diese zeigte, warum gerade ich?“ fragte Dario und Don meinte darauf; „Naja …, weißt du mein Sohn. Lucien hat eine enorme Stärke in sich, aber er ist trotzdem kein Hellseher oder kann die Zukunft vorhersagen.
Es gibt zwar einige Seher, aber diese Gabe ist uns Vampire untersagt. Ich denke mal, das sind Bilder aus der Vergangenheit und ich kann mir gut vorstellen, wie grausam manche sind. So wie die Menschen teilweise eine sehr schreckliche Vergangenheit hinter sich haben und auch fähig sind sehr schlimme Dinge zu tun, so ist es bei uns Vampiren auch. Es gab Zeiten, da waren wir wirklich nur wilde Tiere, schlimmer noch, denn Tiere töten nur, um zu fressen und nicht aus einer überlegenden Macht heraus. Keiner kann dir sagen, warum manche Dinge geschehen und ob sie irgendwelchen Mächten, ob gut oder böse zuzuschreiben sind. In den wenigsten Fällen, gibt es Augenzeugen und selbst ihre Aussagen sind manchmal nicht glaubhaft, oder beeinflussbar. Vielleicht ist das, was in den Büchern steht, stark übertrieben. Lucien wollte dir vielleicht zeigen, dass es nicht unbedingt schlecht sein muss, ein Vampir zu sein. Das wir uns in laufe der Jahrhunderte sehr geändert haben. Dass mehr Mensch in uns steckt, als wir glauben, damit du dich selbst akzeptieren kannst. Du braust doch nur deinem Herzen folgen. Du liebst Fay über alles und möchtest mit ihr dein Leben teilen. Wenn du ihr gezeigt hast, was du bist, und sie das akzeptiert, ihr gemeinsam beschließt, euch zu vereinen und du sie zu deiner Gefährtin machst, natürlich nur, wenn sie damit einverstanden ist. Dann kann euch nichts und niemand mehr trennen.“ Doch Dario wusste, dass er ihr dann auch zu dem machen musste, was er war und dazu war er nicht bereit. Dieses wollte er Fay auf keinen Fall antun, weil er der Überzeugung war, dass es falsch wäre.
Tom ist derweil bei seinen Großeltern angekommen und Edward wusste genau, wem er diesen Besuch zu verdanken hatte. Als Tom mit seiner Großmutter beschäftig war, rief Edward Miri an und erzählte ihr, dass er eine Überraschung für sie hätte und sie möge doch mal vorbeikommen. Tom schaute seinen Großvater an, der grinsend vor ihm stand und zu ihm sagte; „Ich habe Miri angerufen, sie wird gleich da sein.“ „Hast du ihr erzählt, dass ich da bin?“ fragte Tom aufgeregt. „Nein …, das wird sie ja sehen, wenn sie da ist.“ erwiderte Edward. Es dauerte auch nicht lange, bis es an der großen Haustüre läutete und Edward Miri aufmachte. Tom stand oben im ersten Stock und beobachtete seinen Großvater. Er wollte Miri überraschen. Doch er vergaß, das Miri ja auch ein Vampir war und sie schon auf dem Weg zu dem Vohgt Anwesen, Tom spüren konnte.
„Hallo Miriam, da hat jemand eine lange Reise gemacht, um dich zu sehen.“ meinte Edward und Miri antwortete leise; „Ja ich weiß, ich habe ihn schon gespürt.“
*geht noch weiter*