Dario schien auf so kleine Würmchen anziehend zu wirken. Don schaffte es nicht, den Kleinen zu beruhigen. Aber kaum hatte Kevin in Darios Arme gelegen, war er auf einmal ganz ruhig. Also war es Dario, der die Nacht mit dem Kleinen verbringen musste und ihn mit in sein Bett nahm. Am nächsten Tag gegen 10 Uhr, kam Ellen ihren Sprössling wieder abholen und als Don ihr erzählte, wie beruhigend Dario auf Kevin wirkte meinte sie grinsend; „Na, da hab ich ja jetzt den richtigen Babysitter gefunden.“ und alle mussten lachen.
Gegen Mittag kam Dario dann bei den Johns an, wo Fay schon sehnsüchtig auf ihn wartete. Nach einer leidenschaftlichen Begrüßung fingen sie an zu toben.
Das wollte Leon natürlich auch und äußerte dieses auf seine Weise, so dass man es auch gar nicht überhören konnte. Fay zuckte im ersten Moment zusammen, als sie Leons Geschrei, was bis in die kleinste Gehirnzelle drang, hörte. Sie musste sich erst noch an die lautstarken Äußerungen ihres Bruders gewöhnen.
„Na kleiner Mann, willst wohl mitmachen.“ sagte Dario zu dem kleinen Spatz und Leon riss gleich freudig kreischend seine Arme hoch. Fay bemerkte, wie gut sich Dario mit Leon verstand und er für ihn wirklich wie ein großer Bruder zu sein schien. Sie war so froh wieder zu Hause zu sein und doch fehlte ihr irgendwas. Die ganze Angst, die sie in den letzten Monaten um ihre Familie hatte war zwar vergessen oder besser gesagt, dem war keine Beachtung mehr zu schenken. Aber irgendwie fühlte sie sich noch nicht richtig heimisch. Sie versuchte sich zu erinnern wie es vorher war, ob da irgendetwas anders war, konnte aber nichts feststellen. Alle Möbel, alle Sachen waren noch so wie in ihre Erinnerung, ihre Eltern so wie sie sie kannte und doch hatte sie ein Gefühl inne, das sie nicht einordnen konnte.
Sie redete viel mit Dario und glaubte ihm alles erzählen zu können. Das was sie fühlte, ihre Ängste und Sorgen. Bei ihren Eltern versuchte sie immer ganz fröhlich zu sein, so als wäre wieder alles in Ordnung. Sie wollte ihnen keinen Kummer bereitet und sie mit dem, was sie erlebt hatte, verschonen. Doch sie machte sich Gedanken darüber, warum alles so kam, warum sie sich im Wald verirrt hatte, warum die Nonnen sie nicht zur Polizei brachten und warum man sie entführt hatte. Dario hörte ihr aufmerksam zu und konnte richtig fühlen, was sie durchgemacht hatte. Ihm fiel es schwer, nicht zu erzählen warum das alles geschehen war und er wusste, dass er ihr bald alles erklären müsste.
Abends machten sie oft Spaziergänge und schauten dem Sonnenuntergang zu, oder liefen einfach so die Straßen der kleinen Stadt entlang. Dario beobachtete Fay innig und war von ihrem Anblick überwältigt. Doch er sah auch eine Traurigkeit in ihren Augen und das machte ihm Sorgen. „Fay! Was ist mit dir? Irgendwas bedrückt dich doch, das kann ich spüren.“ fragte er, doch Fay meinte; „Ich weiß es nicht! Eigentlich müsste ich doch jetzt glücklich sein …, jetzt wo alles vorbei ist. Aber ich bin es nicht richtig und ich weiß nicht, woran es liegt. Manchmal habe ich vor mir selbst Angst, als wenn ich mich nicht kenne. Als wenn in mir irgendwas vorgeht, was ich weder erklären, noch verstehen kann. Was meinst du Dario? Habe ich mich so verändert? Bin ich noch dieselbe wie früher? Was passiert mit mir?“
„Komm, hier …, zieh deine Jacke an es ist kalt geworden!“ meinte er und reichte ihr diese. Dario stellte sich hinter Fay, hielt sie fest und sagte; „Du bist immer noch mein kleiner Engel und wirst es auch immer bleiben. Es ist im Moment sehr viel, was du verarbeiten musst. Deine ganzen Erinnerungen und die damit zusammenhängenden Gefühle müssen erst wieder seinen richtigen Platz finden. Es ist doch ganz normal, dass du dich jetzt etwas verloren vorkommst und glaubst, dass du dich verändert hast. Lass dir Zeit um die Geschehnisse verarbeiten zu können. Ich bin immer an deiner Seite und versuche dir so gut ich kann zu helfen.“ „Ja, du hast vielleicht recht so wie Mama, aber ich hatte mir das alles irgendwie leichter vorgestellt. Ich dachte, wenn ich erst meine Familie und dich wiederhabe, ist alles andere vergessen.“ erklärte Fay und Dario erwiderte; „Aber die anderen Dinge sind nun mal geschehen und ein Teil deines Lebens geworden, auch wenn sie unangenehm waren. Es liegt an dir sie so zu verarbeiten, dass sie dich nicht mehr so stark beschäftigen.“
Fay war auch öfters bei Dario zu Hause. Sie lernte seinen Vater besser kennen und beide verstanden sich prima. Dario erzählte Fay, wo Tom war, nachdem sie ihn danach gefragt hatte. Doch das Tom der letzte war, den sie am Tag ihres Verschwindens gesehen hatte und alles, was da geschah, war wie Don schon sagte aus ihrem Gedächtnis gelöscht.
„Was hältst du davon, wenn wir Urlaub machen? Wir beide ganz alleine, an einem Ort, der wunderschön ist und nur uns beiden gehören wird. Weiß du …, in der Nacht wo ich dich gefunden habe, konnte ich zwar nicht all zu viel sehen. Doch der Ort, wo du warst, ist wirklich schön.“ „Ja ich weiß, und du musst ihn erstmal am Tage sehen. Abgesehen von meiner Lungenentzündung ging es mir da wirklich gut, aber was sagt Markus denn dazu?“
[FONT="]*geht noch weiter*
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