Kapitel 68 Zweifel!
Nachdem Fay zur Realität zurückgekehrt war, wusste sie in ersten Moment gar nicht, wo sie war. Sie legte den Katalog auf dem Tisch, stand auf und ging ein paar Schritte durch die Küche. Miri schaute Fay noch immer ganz verdutzt an und fragte; „Was hast du denn? Du sahst eben ganz merkwürdig aus, als wärest du erstarrt und du hasst gar nichts gehört.“
Fay schaute wiederum Miri an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Bilder die Fay sah, kamen ihr sehr Real vor und doch stammten sie aus einem Traum, wie so oft in letzter Zeit, doch dessen Bedeutung sie nicht erkannte.
„Ach ich hatte diese Nacht nur so einen blöden Traum und eben sah ich halt noch mal die Bilder.“ erklärte Fay ihre kurze Abwesenheit. „Das muss aber ein schlimmer Traum gewesen sein. Möchtest du drüber reden?“ „Ach nö, war ja bloß ein blöder Traum.“ antwortete Fay etwas lässig. Sie wollte einfach diese Träume vergessen. Nicht an Vampire und an der Prophezeiung denken, sondern einfach so normal wie möglich weiterleben. Doch Miri spürte irgendwie, das mehr dahinter steckte. Aber Fay war ein Mensch und Menschen konnte Miriam noch nicht so gut einschätzen, um sich ein Urteil erlauben zu können.
Nachdem Fay sich wieder gefangen hatte, setzte sie sich und suchte in einem der Kataloge weiter nach einer passenden Wohnzimmereinrichtung. Miri wunderte sich sehr über Fay. Noch nie hatte sie jemanden gesehen, der in seinen Gedanken so vertieft verharrte. Sie war sich nicht sicher, ob sie davon jemandem erzählen sollte. Doch Fay sagte ja selbst, dass es nur ein Traum war.
Don kam in die Küche und fragte; „Na Mädels, wie sieht es aus! Lust auf ein zweites Frühstück?“ „Nein danke! Aber einen Kaffee trinken wir mit dir mit.“ antworteten beide.
Don genoss die Wochenenden mit seinen Söhnen und zukünftigen Schwiegertöchtern. Er mochte die beiden Mädels sehr und hoffte insgeheim, dass sie auch seine Schwiegertöchter werden würden. Bei Dario war er sich schon relativ sicher, wenn da die blöde Prophezeiung nicht wäre. Doch wie gesagt wusste keiner zu hundert Prozent, ob an der Sache was dran war. Tom hingegen war ein Mann, den man manchmal schon sagen musste, wo der Hase lang läuft und dafür war Miri bestens geeignet. Don erkannte das Miri viel von ihrer Mutter hatte und sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Er wünschte sich, dass er bei Lotte ein stärkeres Durchsetzungsvermögen gehabt hätte, denn wäre vielleicht vieles anders gelaufen. Doch anderseits hätte er dann Eylin nicht kennengelernt, die ihm gezeigte hatte, wie sich richtige Liebe anfühlte.
Don stand mit Lucien im engen Kontakt und wurde über jede Kleinlichkeit, die in Bezug der Prophezeiung wichtig war, informiert.
Doch es war außergewöhnlich still in der Vampirwelt geworden und es gab sogar weniger Verbrechen der Vampire, wie es normalerweise der Fall war. Von Markus hatten ja die Gesetzeshüter der Vampire erfahren, dass sich in den Großstädten noch zahlreiche gesetzlose Vampire befanden. So wurde nach ihnen auch intensiv gesucht.
Doch außer ein paar kleineren Gruppen waren die Wachvampire nicht fündig geworden.
Auf eine Seite war es ja toll das keine größeren Verbrechen stattfanden, doch anderseits machten sie sich schon sorgen, da es so ein Gefühl war, wie die Ruhe vor dem Sturm.
Tom und Dario waren damit beschäftigt, Darios Sarg in die neue Wohnung zu bringen und Eylin war zum Grab ihrer Mutter gefahren. Da Don mit den Mädels alleine war, fragte Fay ihm; „Wir wollen noch zu Paule rüber! Haste Lust mitzukommen?“ und somit riss sie Don aus seinen Gedanken. „Naja wenn ihr beiden Hübschen so einen alten Knacker, wie mich dabei haben möchtet, komme ich gerne mit.“ erwiderte er grinsend.
So begutachteten sie den ganzen Vormittag ausgiebig Paules Möbelgeschäft.
Am Abend hatten Ton und Miri ein langes Gespräch. Nachdem Miri noch einmal ihr Missverständnis vom Vorabend aufgeklärte hatte, schaute sie Tom in die Augen und fragte;
„Hast du Dummerchen wirklich geglaubt, das ich dich nur benutzen würde um von zu Hause weg zukommen? Ich hatte gedacht, dass du mich besser kennen würdest. Es macht mich traurig, das du mir so etwas zutraust.“ „Ach Liebes, ich habe dir so etwas nicht zugetraut und ich spüre doch deine Liebe. Du hast nur manchmal eine komische Art dich auszudrücken.“
„Tja liegt wohl in der Familie. Apropos Familie. Meine Mutter, du kennst sie ja, erkundigt sich fast täglich nach unserem befinden. Dabei erzählte sie mir, dass ihr Pipi jetzt tierisch auf die Nerven geht. Ich hätte Pipi gar nicht zugetraut, das sie auch mal aufmüpfig sein kann. Sie tut mir sehr leid. Vielleicht kann ich Kassandra überreden, das Pipi uns mal besuchen kommt. Was hältst du davon?“ „Wäre für Pipi bestimmt toll. Sie ist jetzt das einzige Mädel im Tal und würde deinen Vorschlag bestimmt sehr begrüßen.“ Tom kam die Idee sogar sehr gelegen. Miri wusste oft nicht so recht, was sie anfangen sollte und klammerte sich dadurch regelrecht an Fay. Er befürchtete, wenn Fay und Dario erstmal in Bergen wohnten, dann wäre Miriam mehr dort als zu Hause. Sicherlich hätte er nichts dagegen, doch es reichte ja schon das Dario Fay fast nicht von der Seite wich. „Ach so da ist noch etwas.“ holte Miri Tom aus seinen Gedanken. Meine Mutter möchte auf dem Vampirball unsere Verlobung ankündigen. Obwohl ich da gar nicht hin wollte, denke ich, aber dass ich es ihr schuldig bin. Was die Verlobung angeht, hm …, ich weiß ja nicht, wie du darüber denkst. Aber ich für meinen Teil würde mich sehr darüber freuen. Und, was hältst du davon?“ Tom brauchte dafür keine Worte sondern zeigte Miri, was er davon hielt, indem er sie leidenschaftlich küsste.
Kuschelt lagen sie nebeneinander und plauderten über dies und das. Miri konnte es gar nicht mehr erwarten zurück in Bergen zu sein, war sie nun bereit den nächsten Schritt in ihrer Beziehung zu gehen.
Als sie sich zwei Tage später sowieso verwandeln mussten, um etwas Blut zu trinken, fand Miri den Zeitpunkt genau richtig, um zu erfahren, wie es ist, wenn sich zwei Körper vereinen.
Ein bisschen Angst hatte sie schon davor, doch Tom war in der Sache sehr erfahren und konnte ihr diese Angst schnell nehmen. So bescherte er Miri eine wundervolle Nacht und auch für Tom war es eine ganz neue Erfahrung mit einer Vampirfrau zu schlafen. Kurz vorm Sonnenaufgang nahmen sie dann wieder das Elixier und Tom hatte echt mühe bei den Vorlesungen an der Uni nicht einzuschlafen.
Eine Woche später verbrachten Dario und Fay ihre erste Nacht in ihrem Heim.
Ihre Wohnungseinrichtung stand und das war ein ganz schönes Stück Arbeit. Doch sie hatten reichlich Hilfe, und obwohl das Haus ja relativ groß war, empfand man das gar nicht so. Teilweise standen sich die Helfer gegenseitig im Wege und überall waren riesige Kartons.
Don, Eylin, Maria und Maikel sowie Tom und Miri halfen den beiden. Lucy und Max passten derweil auf Leon auf und wollten die beiden dann später besuchen. Unterdessen sich die Männer heftige Diskussionen lieferten, wie man Schränke nun am besten aufbaute, sortierten die Frauen schon die Sachen in die aufgebauten Schränke. Nach ein paar Tagen war dann alles fertig und die Wohnung konnte sich wirklich sehen lassen.
Doch irgendwie fühlte sich Fay angespannt. Sie wusste, dass sie Dario wieder näher kommen muss und sie wollte es auch. Aber sie führte noch einen innerlichen Kampf gegen das, was sie möchte und dem, was sie für vernünftig hielt.
*geht noch weiter*