Garius beschäftigte der Weil was ganz anderes. Er wusste ja, das Larius unbedingt seinen Vater töten wollte und stellte sich häufiger die Frage, wer dieser wohl sein mag. Er kannte nicht einmal den Namen, denn diesen hatte sein Vater nie ausgesprochen. So fragte er Thoma; „Sage Mal, kennst du den Vater von meinem Vater?“ Thoma schaute Garius etwas irritiert an und antwortete; „Nein, nicht wirklich. Aber es gibt nur einen Vampir der älter ist als dein Vater und das ist Lucien. Er ist der erste Vampir überhaupt und somit der Vater von uns allen.
Wenn dein Vater sich ganz sicher ist, das sein Vater noch lebt, dann kann dieser bloß Lucien sein, also dein Großvater.“ „Was ist ein Großvater?“ fragte Garius dazwischen, denn dieses Wort hatte er noch nicht gehört. Thoma schaute Garius mit großen Augen an, er vergas zwischendurch immer, das Garius ja nur das wissen kann, was sein Vater ihn gelehrt hatte.
„Für dich ist Larius Vater dein Großvater und wenn du Mal Nachwuchs haben solltest, denn wären er für sie der Urgroßvater usw.“
„Garius überlegte kurz, erwiderte dann; Also ist er ein Teil der Familie, ich meine jetzt nicht die große Vampirfamilie, sonder…, ach ich weiß nicht wie ich es nennen kann?“ „Ich verstehe schon was du meinst, auch ich habe Eltern, Geschwister und Großeltern.“ unterbrach Thoma ihn. Garius machte sich sehr viele Gedanken, die ganzen neuen Erkenntnisse musste er verarbeiten und wollte verstehen, warum sein Vater so ist wie es ist und was sich seine Anhänger von ihm erhoffen. Da er auf einmal auch spürte, dass es noch weit aus mehr gab, als ihn bewusst war, wollte er nun alles Wissen.
„Ich würde meinen Großvater gerne kennen lernen, doch mein Vater will ihn töten und ich glaube nicht, dass ich mit ihm vorher reden kann. „Erzähle du mir von ihm! Wie ist er denn und warum hasst ihn mein Vater so?“ Thoma schluckte, mit solchen Fragen hatte er nun nicht gerechnet. „Naja was soll ich dir da erzählen? Ich kenne Lucien nicht persönlich und kann dir nur das erzählen, was ich aus dem Geschichtsunterricht weiß oder was man halt so hört.“ Und Thoma erzählte Garius die Vampirgeschichte. Dabei stellte Garius fest, das er noch so wenig weiß über die wahre Vergangenheit der Vampire und sein Vater ihn mit Absicht alles das verschwiegen hatte, was seine Gefühle verändern könnte. Thoma verteidigte Larius ein wenig und erinnerte Garius daran, das sein Vater viele Dinge nicht wissen konnte und die Vampire vor 4000 Jahre wirklich regelrechte Monster gewesen waren und erklärte;
„Dein Vater hasst seinen Vater, weil er ihn auf dieser Insel verbannt hatte und jeder glaubte, dass er dort nicht überleben könnte. Damals vor vielen tausend Jahren, lebten die Vampire zwar auch schon in Verstecken, doch das war nur zu ihrer eigenen Sicherheit. Denn am Tage können wir uns nicht schützen. Doch jede Nacht wurde auf der Jagt gegangen und nicht nur, um den Durst zu stillen sondern nur zum Spaß. Lucien merkte eines Tages, dass er die Kontrolle über die Vampire und die vielen Halbvampire die weit aus schlimmer waren, verloren hatte. Die Halbvampire kamen nicht klar mit ihrer neuen Macht und nutzten diese, um ihre stärke alle jene zu zeigen, die schwächer waren und das waren die Menschen. Lucien musste eingreifen, sonst hätte die menschliche Rasse keine Chance zum überleben. So fand eine Art Reinigung statt und alle Halbvampire sowie auch die Vampire die man nicht mehr unter Kontrolle hatte, wurden getötet. Sein Sohn, dein Vater war derjenige, der die wild gewordenen Vampire anführte. Doch dein Großvater war nicht in der Lage, seinen noch einzigen Sohn zu töten. Darum verbannte er ihn auf diese Insel, wo es deinen Vater nicht möglich war zu fliehen. Er gab ihn seinem Schicksal hin und war sich sicher, dass er dort nicht überleben kann. “
„Das hat er aber, durch die schwarzen Engel die ihn immer wieder mit Menschen versorgten. Mein Großvater hätte ihn töten sollen, dann würde euch jetzt viel erspart bleiben.“
„Aber was redest du denn da, Garius? Dann würde es dich nicht geben!“
„Das wäre doch nicht schlimm, wer bin ich schon? Doch nur das Werkzeug meines Vaters und kein bisschen mehr. Es gibt mich bloß, um dieses Auserwählte zu erobern, da mein Vater dazu nicht fähig ist und nur durch mich, diese Prophezeiung von seiner unerschöpfbaren Macht, erfühlt werden kann. Am liebsten würde ich es nicht tun, doch dann werde ich nie eine Chance gegen meinen Vater haben.“
Thoma war sich nicht ganz sicher, ob es Klug war Garius alles zu erzählen. Doch er kannte Garius nun schon sehr gut und wusste, dass er nicht zu seinem Vater geht und ihm darauf ansprechen würde, was sein Großvater betrieft. „Mein Vater ist böse, sogar sehr böse! Er wird jeden vernichten, der nicht das macht was er will. Er hat meine Mutter getötet nur damit sie mir nicht zeigen kann was Liebe und Geborgenheit bedeutet. Er hat sie getötet vor meinen Augen, auf brutalster Weise und ich hasse ihn dafür. Warum glaubt ihr, dass ihr durch ihn ein besseres Leben haben werdet? Gut ihr könnt euch nicht frei bewegen und müsst euch vor den Menschen verbergen, doch das müsst ihr naher auch, euch verbergen vor den Fängen meines Vaters. Er wird euch zu Sklaven machen, so wie ich es in dem Fernseher gesehen habe, so wie es die Menschen mit ihres Gleichen auch getan haben. Wollt ihr wirklich so ein Leben?“ Garius hatte zu Thoma schon sehr viel vertrauen und wusste auch, das er seinen Vater über ihr Gespräch nicht erzählen würde. Er war sozusagen sein Lehrer und war dafür verantwortlich was Garius lernte.
Garius Worte haben Thoma sehr getroffen und innerlich wusste er auch, das Larius alles andere war als das was sie erwarteten. „Ach so schlimm wird es schon nicht werden!“ meinte er, um Garius und sich zu beruhigen.
Doch Garius erhob die Hand und sagte; „Wenn ihr nur wüsstet, er ist böse und nur böse. Er hat sich mir mit den Wesen des Totenreichs verbündet und die werden genauso gefährlich sein wie mein Vater. Die Erde wird dann zu einer zweiten Hölle, so wie sie diese im Fernseher beschrieben haben. Nur Elend und Leid, Geschrei und Folter wird es für die meisten geben, die dann noch Leben.“ Thoma schluckte schwer und irgendwie glaubte er das Garius recht behalten würde. „Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Wir sind zu wenige hier um deinen Vater von seinem vorhaben abbringen zu können. Hinzu kommt noch, das die anderen zum größten Teil auf ihn Bauen und es gibt viele die sich nichts sehnlicher Wünschen als Frei zu sein, mit allem was dazugehört. Die würden dir jetzt noch nicht glauben, dann bis jetzt erfüllt dein Vater die Erwartungen seiner Anhänger.“
Sie diskontierten noch die halbe Nacht und kamen zu keiner Lösung, mussten erstmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln würden.
Auch auf dem kleinen Hügel ging das Leben weiter und Hella konnte gar nicht mehr abwarten, endlich zwanzig zu werden. Die ersten Erdbeeren waren gereift und noch zählte sie die Monate bis zu ihrem Geburtstag. Doch bald werden es nur noch Wochen sein und irgendwann, wird sie nur noch die Tage zählen. Ihr Vater wusste ja, das dieser Tag irgendwann kommen wird und auch der damit verbundene Abschied. Denn seine Tochter wollte unbedingt zur Uni auch wenn sie selber nicht wusste warum. Aber sie wollte was sehen, was sehen von der Welt da draußen. Sie kannte fast nur das Dorf und war ganz selten mit ihrem Vater in der nächsten Stadt. Bei jeder Tätigkeit die sie machte, fragte sie sich; „Wer wird wohl nächstes Jahr die Erdbeeren pflücken, die Tiere hier oben versorgen und den Haushalt pflegen. Bin ich nicht verpflichtet, meinem Vater zu helfen? Das tun Kinder doch, ihre Eltern im alter zu pflegen. Aber habe ich nicht ein Recht darauf, selber mein Leben zu leben. An anrecht auf Wünsche und Hoffnungen. Alle in meinem Alter sind fort gegangen und wollen in irgendeiner Stadt leben. Mein Vater hat nur noch mich, wer soll sich denn um ihn kümmern? Was soll ich tun?“
Hella versank oft in Gedanken und so sehr sie auch fort wollte, konnte sie sich nicht vorstellen, ihren Vater alleine zu lassen.
Sie ging mit den frisch gepflückten Erdbeeren ins Haus und wollte einen Kuchen backen. Doch dafür reichte das Mehl nicht mehr. So stellte sie die Früchte in den Kühlschrank und sagte zu ihrem Vater der gerade ins Haus kam; „Wir haben kein Mehl mehr und Waschmittel wird auch benötigt.“
„Heute werden die Rinder abgeholt die ich verkauft habe, da muss ich jetzt eh ins Dorf. Kannst ja mitkommen und dann kaufen wir alles was gebraucht wird.“
So machte sich Vater und Tochter auf dem Weg zum Dorf im Tal.
Im Dorf gab es nur ein Geschäft und dort konnte man alles kaufen was man brauchte. Von Lebensmitteln bis zu Kleidung, Werkzeug und Viehfutter. Die meisten Lebensmittel waren aus eigener Herstellung, nur Konserven und Süßigkeiten und Backmittel also alles das was sich nicht so leicht herstellen ließ, kaufte man halt hier.
„Hallo Hella, schön dich Mal wieder zu sehen. Geht es euch da oben auch gut?“ Hella war nicht so gerne in dem Laden, der auch ein Treffpunkt für das ganze Dorf war, zumindest für das weibliche Geschlecht. Jeder kannte jeden und obwohl in diesem Dorf nun wirklich nichts passierte, hatten die alten Damen, unerschöpflichen Gesprächsstoff. Doch an meistens war Hella ihr Mitleid unangenehm, wenn sie immer sagten; Auch Mädel, du kannst ein richtig Leid tun. Wirst wie eine Prinzessin dort oben auf dem heiligen Berg, gefangen gehalten.“
*geht noch weiter*