„Was gibt’s denn, Mum?“, fragte Kira. Es nervte Sandra, dass Kira ihre Mutter so ansprach, alles nur, um cooler zu sein.
„Wie überlegen grade, wie wir Sandra helfen können. Sie scheint ein Problem zu haben, aber sie möchte mit uns nicht reden, vielleicht verstehst du sie ja besser.“
„Ja, das ist keine schlechte Idee. Ihr Jugendlichen habt doch einen viel besseren Draht zueinander, als wenn wir Erwachsenen das versuchen“, fiel auch Sandras Mutter ein.
Sandra selbst fühlte sich wie im falschen Film. Ihre Familie redete über sie, als wäre sie schwachsinnig oder zumindest nicht anwesend. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
„Sandra, du hättest doch mit mir reden können“, sagte Kira in vertraulichem Ton.
„Du kannst doch jederzeit zu mir kommen. Ehrlich gesagt, ich bin ein bisschen enttäuscht, dass du das nicht versucht hast. Vertraust du mir denn nicht?“
Damit hatte Kira gewonnen, das wusste Sandra, denn das war die absolute Strategie, mit dem sie sich die Hochachtung von den beiden Müttern erschleichen konnte.
Und dieses Biest wusste das genau!
Jetzt stand Sandra so da, als würde Kira gerne mit ihr befreundet sein, aber sie würde das abblocken und die arme, kleine Kira verletzten.
Nicole lächelte zufrieden. Wer konnte schon damit trumpfen, so eine Tochter zu haben? Schön, klug, liebenswert, hilfsbereit. So gern sie ihre Schwester mochte, so wenig beneidete sie sie um ihre Tochter. Sandra war zwar nett, aber so schrecklich launisch und impulsiv. Außerdem so unglaublich stillos.
Langsam war es zuviel. Niemand konnte das aushalten. Diese Mischung aus Intrige, stumpfen Irrglaubens und absoluter Dummheit musste sie irgendwann wahnsinnig machen. Sie wollte schreien, aber immer noch fand sie keine Worte. Sie hatte Kira nie für so intelligent gehalten, im Gegenteil, aber nun wurde ihr schmerzhaft klar, dass sie falsch gelegen hatte. Kira war intelligent und skrupellos. Nur eins verstand sie nicht, wie konnte Kira sie nur so sehr hassen?
Das war wohl Kiras Geheimnis.
„Du fieses Miststück“, murmelte Sandra.
„Was hast du gesagt?“, fragte Marion lächelnd. Wahrscheinlich hatte sie gedacht, Sandra hätte eine Entschuldigung gemurmelt, aber sie hatte ja auch nicht das vor Wut verzerrte Gesicht ihrer Tochter gesehen.
„Du verdammtes Miststück“, schrie Sandra plötzlich. „Du bist doch an allem Schuld!“
„Sandra“, rief Marion entsetzt und schlug sich die Hände vor den Mund.
„Also wirklich“, sagte Nicole leise und schüttelte traurig den Kopf. „Wie enttäuschend!“
Nur Kira blieb ruhig und sah Sandra an.
„Ich bin Schuld? Woran denn? Ich kann doch nichts dafür, dass du dich benachteiligst fühlst. Ich möchte dir ja helfen, aber du lässt mich ja nicht. Was soll ich denn tun, damit du mir glaubst?“
„Du weißt ganz genau, was ich meine, also stell dich nicht so dumm“, knurrte Sandra.
„Was meinst du?“, fragte Marion ihre Tochter, und für einen kurzen Moment schöpfte diese die Hoffnung, ihre Mutter stände auf ihrer Seite.
„Ach, so ist das also“, flüsterte Kira, und für den Bruchteil einer Sekunde verzog sich ihr Gesicht und Sandra hatte das Gefühl, etwas abgrundtief Böses zu erblicken.
„Wenn ich das gewusst hätte, es geht um diesen Jungen“, flüsterte Kira weiter.
„Was sagst du? Was für ein Junge?“, fragte Marion alarmiert. Den näheren Kontakt mit Jungen hielt sie aus guten Gründen nicht so angebracht für ihre Tochter, zumindest nicht mit solchen, über die man nichts wusste, und sie wusste nichts von irgendwelchen Jungen.
„Sandra, hast du dich mit Jungen abgegeben, ohne mir das zu sagen?“, fragte sie entsetzt.
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so, ich brech jetzt mal ab, sonst fall ich um
der Rest vom Kapitel kommt Mor... ähhh.. später heute