Beiträge von Yuuki

    Kira hatte sich inzwischen umgezogen und zwischen verschiedenen Kleidern nach etwas für Sandra gewühlt.
    „Wenn du nicht in Jeans rumspringen willst, nimmst du dir wohl besser ein Kleid“, sagte sie kühl ohne sich zu Sandra umzudrehen. Sandra grollte vor sich hin, jetzt musste sie sich auch noch so ein verschwitztes, gebrauchtes und bestimmt scheußliches Kleid anziehen. Der Tag wurde immer schlimmer!



    Kira hatte sich inzwischen vor dem Spiegel aufgebaut und bewunderte sich von allen Seiten und in allen erdenklichen Posen. Sandra war nun soweit, dass sie eine aufkommende Übelkeit nicht mehr vortäuschen müsste, bei Kiras Anblick kam ihr das kalte Kotzen!
    „Zieh dich doch um“, forderte Helena sie auf und Sandra stellte sich unwillig an den Spint und wühlte nach Kleidern. Die, die dem von Helena glichen, schieden sofort aus. Helli, grübelte sie, sollte wahrscheinlich an Hölle erinnern…



    Schließlich entschied sie sich für ein gelbes Kleid, was leider dem des langhaarigen Mädchens glich, die sich inzwischen als Diana vorgestellt hatte. Aber besser das, als so eines, wie Kira es anhatte.
    Sehr zu Kiras Ärger stand gelb Sandra ziemlich gut, doch noch während sie ihrem Spiegelbild zumurmelte, dass das Kleid Sandra dick aussehen ließe, rief eine laute Stimme, dass sie in die Halle kommen sollten.



    In der Halle sah Sandra etwas, was selbst Kiras Alptraum aus rosa Spitzen in den Schatten stellte. Die Trainerin („Hi, du musst Sandra sein, ich bin Steffiii!“) war gehüllt in etwas, was ihre Augen sofort auszublenden versuchten, bevor Sandra es sich richtig einprägen konnte.
    Luca wäre bei diesem Anblick an Augenkrebs erkrankt!
    „So ihr Lieben“, flötete das Ungeheuer in Pink. „Wir müssen noch auf unseren Star warten, aber bis dahin, gebe ich die neuen Verpaarungen bekannt.“
    Kira warf Sandra einen überheblichen Blick zu.



    „Also, Helli wird die neue Partnerin von Nick“, erklärte sie als Erstes.
    „Jaaa, oh wie schön“, trällerte Helena.
    „Oh, nein“, murmelte ein schwarzhaariger Junge, der, so folgerte Sandra, niemand anderes als Nick sein konnte. Der Arme!
    „Wir haben den Kurs geteilt und zwei Kurse daraus gemacht, es waren einfach zu viele“, flötete Steffi in Richtung Sandra, als würde sie davon ausgehen, Sandra würde sich dafür interessieren.
    „Aber Diana und Paskal bleiben zusammen. Und Kira, ja, du warst besonders schwer. Ich denke, du bist bei Kevin am besten aufgehoben. Und unsere Neue tanzt mit Basti.“
    Bei diesen Worten war Kira erbleicht.
    „Jetzt kannst du was erleben! Du wirst dich unendlich blamieren, und dann bist du raus“, zischte Kira Sandra zu. In diesem Moment ging die Tür auf.




    Ein Traum in Blond kam herein und lächelte entschuldigend.
    „Tut mir leid, mein Bus hatte Verspätung.“
    Sandra spürte, wie Kira sich versteifte und fragte sich, ob dieser Junge nicht vielleicht…
    „Basti, ich hab grade gesagt, dass du mit Sandra tanzt. Aber nimm Rücksicht, sie ist noch ganz frisch“, rief Steffi zwinkernd.
    Basti suchte mit den Augen nach einem unbekannten Gesicht und entdeckte Sandra. Er lächelte sie warm an.
    „Gerne.“
    Sandra glaubte nicht ganz daran, dass er gerne mit ihr tanzen würde. Zwischen ihnen lagen Welten, dass sah sie sofort.




    Die Paare nahmen ihre Plätze ein.
    Nick schien von seiner Einteilung alles andere als begeistert, im Gegensatz zu Helena.
    „Ich freue mich so, dass wir zusammen tanzen, ich wollte immer schon so gerne mit dir tanzen. Das ist so wundervoll.“
    „Bitte, hör auf“, murmelte Nick genervt.
    „Du musst doch nicht schüchtern sein, ohh, du bist so bescheiden. Ich werde Steffi bitten, dass wir für den Rest des Jahres zusammen bleiben. Oh, das war schon immer mein Traum. Nur mit Basti wäre noch besser gewesen.“
    „Ja, ich glaube auch, dass du mit Basti besser bedient wärst.“
    „Meinst du? Hmm. Aber ich freue mich trotzdem.“
    Sandra musste bei diesem Gespräch unwillkürlich kichern.
    „Dann fangt mal an“, rief Steffi, und laute Musik übertönte das Gespräch zwischen Helena und Nick.



    Kira warf Sandra noch einen bösen Blick zu, dann begann sie sich zusammen mit Kevin im Rhythmus der Musik zu bewegen. Sandra für ihren Teil stand unbeweglich da und beobachtete die anderen.





    geht gleich weiter

    Moinmoin =)


    Jane: danke für deinen langen Kommentar, ich freue mich immer, wenn ich lese, wie viele Gedanken du dir machst :)
    Du hast natürlich vollkommen recht, Lukas ist ein sehr schüchterner Junge, der hin und hergerissen ist zwischen dem Glück seiner Mutter und seinem Unwillen, einen neuen "Vater" zu akzeptieren. Aber ich denke, er und Luca werden bald Gelegenheit bekommen, miteinander zu reden *spoiler*


    Jetzt gehts aber weiter, und heute mal ein bisschen mehr als letztes Mal.


    ~~~


    Auch Sandra hatte es schwer, denn heute war der Tag, der in ihrem Kalender schon seit einem Monat rot durchgestrichen war: der Tag, an dem sie mit Kira zu deren Tanzschule musste!
    Sie stand mit ihrer verhassten Cousine vor dem im Grünen gelegenen Häuschen, das bestimmt hübsch anzusehen gewesen wäre, wäre da nicht das Wissen, dass es sich nicht um ein knuddelliges Familienhaus oder eine Gaststätte handelte, sondern um eine Folteranstalt!
    Sandra hasste tanzen, sie hasste Tanzmusik, sie hasste tanzende Tussen und sie hasste geleckte Typen, die mit diesen Tussen tanzten!
    Und Kira hasste sie auch!



    Es war ein nicht unbedingt kalter, jedoch auch nicht allzu warmer Oktobertag, aber Kira trug trotzdem ein verboten kurzes Top, sie musste ja unbedingt überall mit ihrer Figur angeben. Sandra hingegen empfand sich selbst als passender gekleidet, allerdings hatte sie ja auch nicht vor, irgendwelche Jungen zu beeindrucken. Das hatte sie gar nicht nötig.
    Kira lugte sie böse von der Seite her an, sagte aber nicht, während Sandra im Stillen überlegte, wie sie sich am besten aus der Affäre ziehen konnte. Plötzliche Übelkeit? Zu offensichtlich. Sie könnte Kira vor ein vorbeifahrendes Auto schubsen, aber leider war es um diese Zeit in dieser Gegend ziemlich ruhig, kein Verkehr störte die Idylle. Das Leben war ja so ungerecht.



    Die beiden Mädchen betraten das Gebäude ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Kira steuerte direkt auf die Mädchenumkleide zu, Sandra jedoch blieb stehen und schickte ein leises Stoßgebet in den Himmel. Dann wagte sie es und folgte Kira.



    Vor der Tür zögerte sie jedoch noch einen Augenblick. Sie würde es gewiss schaffen, sich blöd genug anzustellen, um ja nicht wiederkommen zu müssen. Das hatte sie in dem Turnverein, in den ihre Mutter sie regelrecht geprügelt hatte, auch geschafft. Niemals würde sie sich in eines von den Mädchen, auf die ihre Mutter seit einiger Zeit so wild war, verwandeln.



    Und Sandra wurde in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Aus der Kabine drangen Geräusche, die normale Menschen gar nicht erzeugen können dürften.
    Sandra riskierte einen Blick und sah ein Mädchen mit langen, braunen Haaren und einem absolut scheußlichem Kleid, die Kira laut kreischend begrüßte.
    Hilfe!




    Sandras Ohren weigerten sich, die Worte des Mädchens aufzunehmen und an ihr Gehirn weiterzuleiten, jedoch war sie von deren Stimme so fasziniert, dass sie, grade über die Schwelle getreten, fast vor Schreck an die Decke sprang, als auch sie angesprochen wurde.
    „Hi, bist du die Neue?“
    Sandra hatte schon viele dumme Begrüßungen gehört, aber diese hier war ein Favorit für einen der oberen Plätze. Wenn jemand lange in einem Verein war, und jemand unbekanntes dazukam, der auch noch angekündigt wurde, dann musste es sich doch zwangsläufig um den Neuzuwachs handeln, oder etwa nicht?
    „Ja.“
    Stille.
    „Sandra“, fügte sie unwillig hinzu.
    „Ich bin Helena, aber du kannst mich gerne Helli nennen, das machen hier alle.“
    Ich kann auch darauf verzichten, dachte Sandra.



    „Du bist doch die Cousine von Kira, oder?“
    Sandra nickte. Sie selbst bezeichnete sich auch gerne als eigenständige Lebensform, frei und unabhängig von Kira. Noch lieber leugnete sie jegliche Blutsverwandtschaft.
    „Du musst echt froh sein“, plapperte Helena munter weiter. „Kira ist ja soooo cool. Ich wünschte ich wäre wie sie. Und sie ist so hübsch. Du bist bestimmt furchtbar neidisch.“
    War dieses Mädchen unglaublich dreist oder unglaublich dumm?
    Angenommen, Sandra würde ihr ins Gesicht schlagen, dann würde sie bestimmt sofort Hausverbot bekommen…





    geht gleich weiter

    Moinmoin =)


    ui, hab ich mich grad gefreut, als ich gesehen hab, dass du weitergemacht hast. Wo soll ich denn jetzt anfangen?
    Also, erst mal der Lehrer :D
    Das Aussehen meinte ich jetzt nicht mal vorrangig, als ich mich so gewundert hab, sondern eher die Art, wie er mit Sophia umgeht. Ich will wissen, wie sie sich in ihn verliebt hat, hoffentlich erfahren wir darüber bald etwas genaueres... irgendwas wird er getan haben, was diese, über eine eine normale Schwärmerei hinausgehenden, tiefen Gefühle von Sophia ausgelöst hat. Aber irgendwie tut es mir ja sehr leid für sie, dass die Berührung, die ihr so viel bedeutet hat, die Geste war, mit der er sie aus der Tür geschoben hat. :misstrau


    Und zu Helga:
    Also ich finde sie wirklich hübsch, vielleicht etwas blass, aber das passt so richtig gut zu ihr. Und sie hat tolle Haare *neiiiid*.
    Hoffenzlich ärgert Sabrina sie nicht zu sehr, denn sie scheint ja wirklich eine richtig Liebe zu sein und Eric auch gut zu tun. Ich hoffe außerdem, dass er - aber so wirkt er eigentlich nicht auf mich - nicht nochmal so gut auf die Frauenwelt wirkt, dass er vielleicht schwach wird...
    Achja, und wo ich grade am hoffen bin, dann mache ich mal direkt damit weiter, dass ich hoffe, dass Clemens und Eric sich nicht streiten und vielleicht den ganzen Abend ruinieren. Du machst es echt spannend. :hua

    Natürlich konnte niemand abstreiten, dass Tony absolut cool war. Er war erst 23, seit zwei Jahren richtig bekannt, und erst seit dieser Saison in Deutschland, um für den 1. FC Sonnenblumenhausen zu spielen. Tony war auch nicht so, wie man es vielleicht vom Durchschnittsfußballer erwartete. Er war ziemlich intelligent, sprach Deutsch fließend und ohne Fehler, denn wie er selbst sagte „als Fußballer muss man Kosmopolit sein!“.
    Außer Deutsch und Italienisch sprach er auch Englisch und Spanisch. Was sein muss, muss eben sein!




    Lukas war ziemlich verzweifelt, erstmal, weil er seine Familie wieder für sich wollte. Ein anderer Grund war der, dass sein Mathelehrer jetzt ziemlich sauer auf ihn war und es um seine Versetzung schon jetzt extrem schlecht stand. Und zuletzt war er um sich selbst besorgt. Wann war er so ein schlechter Mensch geworden, dass er seiner Mutter das bisschen Glück, dass sie jetzt scheinbar hatte, nicht gönnte und sich nach seinem Vater sehnte?
    Sein Vater hatte Lukas und seine Mutter noch vor Mickys Geburt verlassen.




    Lukas dachte wieder an ihren tollen Familienausflug. Tony hatte sich mal hierhin, mal dorthin geworfen um ja so wenige Bälle wie möglich zu halten. Das musste ein elfjähriger Fußballfan doch erkennen können! Micky war doch nicht vollkommen benebelt, oder?




    Leider hatte Lukas eben diesen Gedanken seiner Mutter gegenüber geäußert. Das war keine besonders gute Idee gewesen, und sie hatte dementsprechend aufgebracht reagiert.
    „Denkst du, Micky hätte Spaß daran, wenn Tony ihn die ganze Zeit fertig machen würde? Meine Güte, Lukas, manchmal kommt es mir so vor, als würdest du nicht mitdenken!“
    In gewisser Hinsicht musste er seiner Mutter da Recht geben. Er hatte tatsächlich nicht daran gedacht, dass er es Micky zuliebe tat, sondern eher, dass er sich einschleimen wollte.




    Micky jedenfalls war glücklich gewesen, das konnte niemand bestreiten, und dieser Zustand hatte sich nicht im Geringsten geändert.
    Ist es das, fragte sich Lukas. Weil Micky so in ihn vernarrt ist? Weil jeder – verdammt noch mal, jeder! – Tony toll fand? Aber Lukas war doch kein so schlechter Mensch, dass er ihn nur deshalb nicht mochte, oder?




    Nein, daran konnte es nicht liegen. Lukas hatte ja auch die anderen Freunde seiner Mutter nicht gemocht, allerdings waren die auch nicht freundlich zu ihm und Micky gewesen. Außerdem hatte er immer gesagt, wenn mal ein Ordentlicher käme, dann würde er damit einverstanden sein. Vielleicht lag es ja einfach daran, dass Tony Fußballer war? Lukas hasste jede Art von Sport, insbesondere Fußball – seiner Meinung nach zweiundzwanzig Idioten, die sich um einen Ball prügeln! – und besonders verabscheute er Sportler. Ja, daran musste es liegen. Und vielleicht ein bisschen daran, dass seine Mutter wegen Tony jetzt nichts mehr mit seinem Mathelehrer hatte. Genau. Nur deshalb, nicht etwa, weil Lukas ein böser Mensch wäre. Nein.
    Ganz unmöglich!




    ~~~


    So, leider nur kurz heute. Die nächsten Bilder sind schon fertig, muss nur noch den Text schreiben ;)

    Moinmoin =)


    Josijusa: erstmal gebe ich dir in allen Punkten recht (danke für die Fehlerfindung ^^). Und was den Kakao betrifft: Kakao hilft immer, von dieser Meinung wird mich auch niemals jemand abbringen *grins*
    Eine Runde mit dem Hund dreht er aber nicht, da muss ich dich enttäuschen ;)



    Jetzt gehts aber weiter:


    ~~~
    Lukas ging in sein Zimmer und zog seinen gemütlichen Trainingsanzug an.
    „Komm Max, wir….“, begann er, doch Max saß schon auf Lukas’ Bett.
    „So geht’s natürlich auch“, murmelte er und legte sich neben seinen Hund.
    Er wusste, dass er ungerecht war, schließlich waren sie alle so nett zu ihm, aber ihm ging dieses „wir sind eine große, glückliche Familie“ Theater auf die Nerven!




    Tony war… na ja, Tony war der erste Freund seiner Mutter, der sich wirklich um sie kümmerte, und nicht nur abends vorbeikam, um morgens wieder zu verschwinden. Tony liebte Eva. Tony machte morgens Frühstück für sie alle. Tony liebte Lukas und Micky und bestand darauf, immer etwas mit der ganzen Familie zu unternehmen.
    Oder, um es kürzer zu machen: Tony nervt!




    Natürlich war er nett und aufmerksam, und Lukas mochte ihn ja auch… aber… aber er wollte ihn nicht wirklich mögen. Tony spielte sich auf, als wäre er eine Mischung aus Vater und Bruder für die beiden Jungen, aber das war er nicht, und das würde er – zumindest für Lukas – auch niemals sein.




    Und für Eva… nun, Lukas wusste, dass er für Eva nur ein Freund auf Zeit sein würde. Natürlich genoss sie es, jemanden an ihrer Seite zu haben, der sich um sie sorgte, aber irgendwann würde sie sich wieder nach ihrer Freiheit sehnen, und zwar so sehr, dass Tony dafür das Feld räumen musste. Er hatte nämlich einen entscheidenden Fehler gemacht und war für einige Wochen zu ihnen gezogen. Seine Haushälterin kümmerte sich solange um seine Stadtwohnung.
    „Bei euch ist es einfach viel gemütlicher als bei mir!“, hatte er gesagt und war mit zwei Koffern voll Klamotten bei ihnen eingefallen. An diesem Tag war Lukas überaus freundlich zu ihm gewesen, obwohl er sonst eher distanziert war. Aber an diesem Tage war er sicher gewesen, dass Tonys Zeit nahezu abgelaufen war.




    Für Micky würde dies allerdings ein herber Schlag werden. Der Kleine war ein fanatischer Fußballfan und für ihn war es das Größte, einen echten Fußballer im Haus zu haben, den er aus dem Fernsehen kannte! Er hatte Tony sogar einen Pokal abgeschwatzt, den er sich in sein Zimmer hatte stellen dürfen. Micky liebte Tony abgöttisch.




    Tony war mit ihnen allen zu einem kleinen Fußballplatz nahe am Waldrand gefahren, wo er sich ins Tor gestellt hatte und Micky und Lukas aufgefordert hatte, zu schießen. Lukas hatte abgewunken, erklärt, dass er Sport hasse und sich zu seiner Mutter auf eine der Bänke am Rand gesetzt. Micky war im siebten Himmel gewesen und hatte stundenlang einen Ball nach dem anderen aufs Tor gefeuert, und Tony hatte sich alle Mühe gegeben, so viele Bälle wie möglich durchzulassen, um dem Kleinen die Laune nicht zu verderben.



    Lukas musste immer daran denken, wie Paul wohl auf Tony reagieren würde, denn Tonys ganzes Gesicht war mit goldenen Ringen besteckt. Paul würde schreien!
    Er selbst fand an Piercings nichts schlimmes, allerdings auch nichts schönes, deshalb konnte er auch nicht verstehen, wie seine Mutter immer zärtlich an diesen herumkauen konnte. Igitt!




    geht gleich weiter...

    Ich liebe deine Geschichte :heppy


    Aber ich kann Sophi trotzdem nicht verstehen... mich würde mal interessieren, wie sie sich in ihn verliebt hat, weil... nun ja, er ist nicht unfreundlich, aber er behandelt sie auch nicht wie etwas Besonderes (war von der 8ten bis zur 10ten selbst in meinen Englischlehrer verknallt, und der hat mich wirklich ganz anders behandelt als die anderen, hat sich oft mit mir unterhalten in den Pausen oder nach dem Unterricht... der Mann war einfach toll!), wobei wir ja leider noch nicht so viel über die Hintergründe erfahren haben, oder sollte ich etwas vergessen haben?
    Aber ich will ihn Soph ja nicht madig machen ;)
    Bin sehr gespannt, ob sie sich etwas überlegt, wenn er wiederkommt, ich hoffe allerdings auch, dass sie nichts macht...


    Ihr Bikini ist aber wirklich seeeeeehr knapp, tztztz, das ist aber kein gutes Beispiel für die Kinder... ;)

    Luca war jedoch nicht die Einzige, die frustriert war.
    Lukas wusste nicht recht, wohin mit ihm. Seine Mutter und sein kleiner Bruder wollten mit Tony, dem Freund seiner Mutter, essen gehen. Ganz schick natürlich. Lukas wollte nicht!
    Er beobachtete seinen Wolfshund Max, der seinerseits gebannt die auf dem Zaun balancierende Nachbarskatze beobachte.
    Es war ja nicht so, dass Lukas seine Familie nicht mochte. Er mochte seinen Bruder, seine Mutter, sogar Tony. Nur… Tony war eben nicht sein Vater. Den sah Lukas nur noch ziemlich selten, seit er in eine entfernte, größere Stadt gezogen war, nachdem Lukas Mutter ihn zum wiederholten Male betrogen hatte. Damals war Lukas wirklich wütend auf seine Mutter gewesen, doch damit konnte er inzwischen umgehen.





    Er kraulte Max, der seinen Beobachtungsposten mangels Verfolgungsmöglichkeiten aufgegeben hatte, hinter den Ohren.
    „Na, wir machen uns einen netten Abend vor dem Fernseher, oder, Max“, fragte er, Max bellte zur Antwort.
    „Lukas, willst du wirklich nicht mitkommen?“, rief seine Mutter, Eva, von oben. Er seufzte. Gleich würde die ganze Bagage vor ihm stehen.




    „Lukas? Willst du mitkommen?“, fragte seine Mutter noch mal. Lukas ließ sich auf das Sofa plumpsen und schüttelte den Kopf.
    „Nee, geht mal alleine. Mir ist nicht nach rausgehen. Ich bleib mit Max hier, wir wollten fernsehen.“
    „Och bitte, komm doch mit“, quengelte Micky. Selbst der Kleine war rausgeputzt wie sonst was. Auf so ein Theater konnte Lukas gerne verzichten. „Ohne dich ist doof!“
    Und mit dem, dachte Lukas, ist richtig doof!




    „Bitte, wir wollten doch heute mal alle zusammen weggehen“, sagte seine Mutter verzweifelt, doch er ließ sich nicht erweichen. Während sie vor ihm stand und ihn zu bearbeiten suchte, driftete er mit seinen Gedanken ab und überlegte, ob sie nicht in dem dünnen Sommerkleid frieren würde, schließlich war schon Herbst und die Abende wurden etwas kühl.




    „Lukas! Du hörst mir gar nicht zu!“, rief sie empört, als sie bemerkte, dass sie ins Leere redete. Lukas blickte sie aufgeschreckt an und zuckte dann mit den Schultern.
    „Mir geht es nicht so gut“, murmelte er. „Mir ist nicht nach ausgehen.“
    „Wenn du möchtest, können wir auch alle hier bleiben“, sagte Tony besorgt. Er hing schon sehr an den Jungen und hoffte, bald vielleicht richtig zur Familie zu gehören. „Wenn es dir nicht so gut geht, sollten wir dich vielleicht nicht alleine lassen."





    „Das ist wirklich lieb von dir“, rief Eva und umarmte ihren Freund. „Was meinst du, Lukas?“
    Lukas jedoch tat, als würde er sich übergeben. Micky musste sich sehr zusammenreißen, nicht zu lachen.
    „Nein, ich will euch nicht den Abend versauen. Geht ruhig. Ich bleib hier und mach mir eine große Tasse Kakao, dann geht es mir bestimmt bald besser.“
    „Bist du dir ganz sicher?“, fragte Eva und runzelte die Stirn. „Wenn du dir ganz sicher bist…“
    „Falls irgendetwas ist, ruf bitte sofort an“, sagte Tony. „Dann kommen wir zurück.“




    Nachdem Lukas noch mal bestätigt hatte, dass es für ihn schon in Ordnung sei, verließen sie ihn. Er atmete auf. Endlich einmal Ruhe!



    ~~~


    das wars erstmal wieder ;)

    Moinmoin,


    Josijusa: erstmal Dankeschön =) es ist nett von dir, dass du Kira noch eine Chance geben willst, mal sehen, ob sie das denn verdient ;)


    Jane: freut mich, dass du mich so fleißig kommentierst und dich so intensiv mit den Figuren beschäftigst (hab ich glaub ich schonmal gesagt, oder? *gg*) =) das Bild hat sich einfach so ergeben und ich hab schnell abgedrückt, ich hatte gar nicht auf so einen Glückstreffer gehofft.
    Zu Luca sag ich jetzt mal nicht so viel, nur, dass du, was ihren Charakter betrifft, genau richtig liegst.
    Ich hatte nur ganz normale Klausuren (letzte Woche Kunst und Spanisch - ich hasse Spanisch!)


    Soo, jetzt gehts aber weiter ^^


    ~~~


    … sich wohl oder übel damit abfinden müssen!
    Leider hatte ihr Streik nicht die gewünschten Folgen gehabt. Weder die Weigerung, mit Inuki raus zu gehen („Dann geht sie eben in den Garten“), noch der Hausaufgabenstreik von ihr und Paul („Sind es denn meine Noten?“) hatten Früchte getragen – wie auch, schließlich war der Vertrag schon besiegelt gewesen – und nun stand sie da.
    Luca war nicht wirklich verwöhnt. Ihr gefiel das neue Haus auch, ihre wäre auch eine Wohnung recht gewesen, sie hätte sich auch ein Zimmer mit ihren Geschwistern geteilt und notfalls im Hundekorb geschlafen – was sie, als Inuki ein Welpe war, tatsächlich getan hatte – es war nicht die Tatsache, auf den Privatstrand verzichten zu müssen, der sie so störte (tatsächlich störte sich Sandra daran mehr als sie!), sondern schlicht und ergreifend die Tatsache, dass ihr Vater nicht gefragt hatte.




    Die Zimmer waren schon halbwegs eingerichtet. Luca überlegte grade, wo sich ihr Lieblingsposter am besten machen würde, als Paul ins Zimmer trat.
    „Na, Schwesterherz, wie geht es dir?“, fragte er.
    „Hmm“, brummte Luca.
    „Ja, ich weiß. Aber das hilft nichts, jetzt sind wir hier. Kannst du mir helfen, mein Bett neu aufzubauen? Die Möbelpacker haben da irgendwie Mist gebaut.“
    Luca antwortete nicht. Sie war frustriert!
    Als sie das Haus zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie die gesamte umliegende Nachbarschaft abgeklappert, aber das Haus, in dem Lukas wohnte, gehörte leider nicht dazu.




    Gnädigerweise drehte sie sich jedoch um, als Paul näher trat.
    „Komm, dass Paps nicht gefragt hat, kann doch nicht alles sein“, sagte er zwinkernd. „Du verschweigst mir doch irgendwas!“
    Wenn du wüsstest, dachte Luca. Ja Paul, ich bin in deinen besten Freund verliebt, seit einigen Jahren schon, ja, du weißt schon, der, mit dem ich nie rede. Warum ich dir das noch nie erzählt hab?
    Ja, warum eigentlich?
    „Komm schon, sag es mir“, drängte Paul.




    Luca wehrte ihn jedoch lieber ab, vielleicht eine Spur zu heftig, als dass er ihr glauben könnte.
    „Nein, es ist nichts. Gar nichts. Ich bin nur sauer!“
    „Och Luca, reg dich ab. Das glaubst du doch selbst nicht. Ich weiß doch, dass dir das Haus egal ist.“
    „Dann irrst du dich eben!“
    „Das wäre das erste Mal“, erwiderte ihr Bruder ungerührt. Gegen ihren Willen musste sie lächeln, er kannte sie eben zu gut, aber nicht so gut, als dass er hinter ihr kleines Geheimnis gekommen wäre.





    „Du kannst mir doch alles sagen, wir vertrauen uns doch, oder?“, fragte Paul, jetzt ernst. Sein Ton erschreckte sie ein wenig. Natürlich war Luca ihr geschwisterliches Vertrauen wichtig, aber sie hatte es nie so eng gesehen, als ob es keine Geheimnisse zwischen ihnen gegeben hätte.
    Ihr Blick schweifte zu ihrem Lieblingsfoto, das sie und Paul in Sandras Garten zeigte. Was hatten sie damals, als sie das Foto gerahmt hatten, noch mal spaßeshalber gesagt? Ach ja, wir sind eins. Sollte das in gewissem Sinne sogar stimmen?




    Luca lachte und beruhigte ihren besorgt blickenden Zwilling.
    „Natürlich vertraue ich dir. Kein Grund zur Sorge, aber Paul, ich glaub dir nicht, dass du nicht deine kleinen Geheimnisse vor mir hast, also lass mir meine.“
    „Von wegen“, grummelte Paul. „Du weißt alles über mich, sogar über mein Verhältnis mit Frau Wheeler.“
    Bei diesen Worten prustete Luca los.




    „Paul“, begann sie „wir wissen beide, dass du gut aussiehst, das liegt an unseren guten Genen. Aber meinst du wirklich, es reicht, damit eine junge Lehrerin ihren Beruf riskiert?“, brachte sie überzeugend ernst hervor.
    „Dann glaub mir halt nicht“, sagte Paul beleidigt und streckte ihr die Zunge heraus. „Du darfst trotzdem keine Geheimnisse vor mir haben! Kommst du jetzt und hilfst mir bauen?“






    geht noch weiter...

    Nein, es würde ihr nie im Leben gefallen, ganz im Gegenteil. Schon aus Prinzip nicht! Es war ja wohl das Letzte, dass ihre Eltern einfach so über ihren Kopf hinweg ein neues Zuhause planten.
    Erst mal herausfinden, wie weit das neue Haus von Lukas entfernt war. Sollte es weiter als die gegenüberliegende Straßenseite sein, dann würde sie sich weigern, sie würde sich wehren, sie würde kämpfen, sie würde…



    ~~~


    so, das war es dann erstmal wieder ;)
    werde jetzt aber schneller weitermachen als vorher, weil ich jetzt das Schlimmste der Klausurphase hinter mir hab *puuh*

    Luca verzog das Gesicht. „Mein Vater hat uns heute Morgen eröffnet, dass wir umziehen!“
    „Was???“, rief Sandra entsetzt. „Ihr zieht weg?“
    „Nein, nicht so weit, im Gegenteil. Wir ziehen näher zu dir, aber wir geben das Strandhaus auf! Nur, damit Papa näher an der Kanzlei ist.“
    Sandra sah sie traurig an, das Strandhaus war vor allem im Sommer einfach das Tollste überhaupt gewesen, und da so einfach wegziehen?
    „Papa meint ja auch, es wäre besser für Lea, weil sie da ein größeres Zimmer bekommt. Aber selbst sie meinte, der Strand ist besser als ein großes Zimmer.“
    „Könnt ihr euch denn nicht weigern?“
    „Ne, meine Eltern haben schon verkauft und ein neues Haus gekauft. Nächsten Monat müssen wir schon umziehen. Wenigstens kann ich mich damit trösten, dass wir dann eh nicht mehr viel vom Strand hätten.“




    „So richtig viel vom Strand hätten wir dann erst in eins… zwei…“, begann Luca zu zählen. Sandra musterte sie von der Seite. Es musste echt hart sein, wenn man sein Leben lang in so einem umwerfend tollen Haus gewohnt hatte, dann wegzuziehen, irgendwie hing man ja auch daran. Sie selbst hing auch an dem Haus ihrer Freundin, so viele Nächte, die sie zusammen im Sand verbracht und mit Hilfe ihres Physikbuchs Sternbilder gesucht hatten. Das war dann wohl alles vorbei, die öffentlichen Strandabschnitte wurden nachts gesperrt.
    „Wir hätten frühestens in acht Monaten wieder an den Strand gekonnt“, beendete Luca ihre Rechnung und schnüffelte ein bisschen. Sie hatte sich immer ausgemalt, einmal mit Lukas nachts dort im Sand zu liegen, und ihm dort ihre Liebe zu gestehen. Das wäre so herrlich romantisch gewesen!




    Sandra blickte aus dem Fenster. Irgendwo hinter den Wiesen konnte man das Meer sehen.
    Der Anblick der Wodka-in-ein-Glas-schüttenden Barkeeperin war allerdings auch nicht so übel. Er versprach Ablenkung von ihren Problemen.
    „Alkohol ist böse, Luca“, sagte Sandra plötzlich.
    „Ich möchte ihn ja auch nicht an kleine Kinder verteilen“, entgegnete Luca.
    Die Barkeeperin stellte die Gläser vor ihnen ab.
    „Dafür ist er auch viel zu teuer“, meinte Sandra und schüttelte traurig den Kopf.




    Die beiden Freundinnen stießen an und tranken. Sie hatten noch nie um diese Uhrzeit Alkohol getrunken, außerdem hatten sie noch kein Mittagessen gehabt. Das versprach eigentlich nichts Gutes.
    Luca schlürfte ihren Ice Tea mit dem ersten Zug schon halb leer, sie musste wirklich verzweifelt sein. Sandra hingegen nippte etwas vorsichtiger daran. Sie hielt nicht viel von… na ja, von den Nebenwirkungen.




    „Uhh, ist der bitter!“, rief Sandra aus und verzog den Mund. Konnte Rum schlecht werden?
    „Weißt du“, übergang Luca sie und plapperte munter drauf los. „Ich finde das alles so ungerecht! Papa hat uns einfach übergangen. Aber eine positive Seite gibt es da doch, nämlich, dass wir jetzt ganz nah an Lukas dran wohnen. Dann können er und Paul sich ganz oft treffen, und ich kann mich immer schön dazusetzten.“
    „Das kannst du jetzt doch auch schon?“, meinte Sandra und betrachtete ihr Glas angeekelt.
    „Ja, schon, aber… ach, ich weiß auch nicht, aber dann können die beiden sich öfter treffen. Am besten jeden Tag!“
    „Frag ihn doch, ob er auch zu euch ziehen will, du kriegst doch bestimmt jetzt auch ein größeres Zimmer, oder?“
    Darüber hatte Luca auch noch nicht nachgedacht.
    „Aber er hat bestimmt eine andere Freundin…“, murmelte Luca.




    „Was??? Wie kommst du denn da drauf? Weißt du das?“, schrie Sandra entsetzt. Drei Jahre Jammern konnte doch nicht so erfolglos bleiben.
    „Er redet doch nie mit mir.“
    „Du läufst vor ihm weg, schon vergessen?“
    „Er könnte ja trotzdem mit mir reden“, meinte Luca trübsinnig.
    „Du bist bescheuert! Dann rede doch mit ihm. Du hast ja genug Chancen, wenn ihr in seiner direkten Nachbarschaft wohnt, oder hab ich das falsch interpretiert?“




    Was die beiden nicht wussten, war, dass sie von einer älteren Dame missbillig beobachtet wurden. Sie war nicht sonderlich begeistert davon, junge Mädchen um diese Uhrzeit schon Alkohol trinken zu sehen. Wenn sie sich vorstellte, dass ihre Enkel vielleicht auch so waren…




    Luca seufzte tief.
    „Selbst wenn ich ab nächstem Monat Fenster an Fenster mit Lukas wohne, dann wird es mir nicht gefallen, das weiß ich.“
    „Och Luca, ich wette, dann wirst du so beschäftigt sein, in sein Zimmer zu spannen, dass du nicht dazu kommst, euer altes Haus zu vermissen.“
    „Da hast du schon Recht, aber angenommen, ich wohne nicht Fenster an Fenster mit ihm, dann wird es mir garantiert nicht gefallen!“






    eins kommt noch...

    Moinmoin,


    Danke, Jane, für dein großes Lob, das freut mich total =) vor allem, dass du dich so mit den Figuren auseinandersetzt. Ich hätte auch gerne eine Lehrerin wie Frau Wheeler, da war der Wunsch wohl Vater des Gedanken *grins*
    und viiielen Dank dafür, dass du mich in deine "Werbeliste" (sag ich jetzt mal so ;) ) aufgenommen hast, das ist so ziemlich das größte Lob *rotwerd*


    Soo, jetzt gehts aber weiter ^^


    ~~~



    Frau Richter trat ein und Frau Wheeler erstarrte.
    Sie kannte die Tiraden von der älteren Lehrerin, da sie sich diese fast jeden Tag zu hören bekam, seit sie einen Monat vor den großen Ferien aus England – wo sie als Deutschlehrerin gearbeitet hatte - hierher gekommen war.
    Besonders gegen die Luchs Zwillinge war die alte Frau regelrecht allergisch!





    „Frau Wiela“, begann Frau Richter. Die Angesprochene verdrehte die Augen. Englisch war nun mal nicht jedermanns Sache. „Ich muss ganz dringend mit ihnen reden!“
    Sally Wheeler verzog das Gesicht. „Worüber denn diesmal?“, fragte sie ängstlich.
    „Es geht um die Zwillinge“, sagte Frau Richter mit Grabesstimme.
    Sally wünschte sich die Sommerferien zurück, in denen hatte sie Ruhe gehabt.
    „Wissen sie“, fuhr die ältere Lehrerin fort. „Ich habe die Sache bisher falsch eingeschätzt. Ich denke, wir müssen noch mal unser ganzes pädagogisches Konzept überdenken!“




    Das war einfach zu viel! Alter hin, Erfahrung her, aber diese Frau war einfach nur noch senil! Zwar würde sie nächstes Jahr in den Ruhestand gehen, aber Sally befürchtete, dass sie zu einer Art Maskottchen werden würde, dass weiterhin jeden Tag kommen würde und jeden anderen – vom Direktor bis zum Hausmeister – mit ihren eingebildeten Kompetenzen nerven würde!
    „Nicht schon wiiiiiieder!“, stöhnte Sally. „Muss denn das sein?“
    Abgesehen davon, dass sie genervt war, fand sie es auch noch erheblich unhöflich, in Gegenwart der Zwillinge so zu reden als wären diese nicht anwesend.




    „Ich glaube, sie verstehen mich vollkommen falsch“, erklärte Frau Richter gekränkt und tat gelangweilt.
    „Und ich glaube, sie übertreiben maßlos“, erwiderte Sally frech.
    „Das muss ich mir nun wirklich nicht anhören. Wenn sie erstmal zuhören würden, bevor sie urteilen würden, würde uns das Beiden eine Menge Zeit sparen.“
    Verwirrt von so vielen Ü’s musste Frau Wheeler erstmal passen.
    „Aber bei ihnen brauche ich wohl auf keinen keimenden Anklang zu hoffen. Auf Wiedersehen.“
    Sally schmunzelte und schüttelte unmerklich den Kopf. Sie war in ein Irrenhaus geraten!
    Was, bitte, sollte denn ein keimender Anklang sein?



    Frau Richter rauschte inzwischen nach Draußen, was bei den Schülern ein einstimmiges Aufatmen bedeutete.
    „Ich denke“, murmelte Frau Wheeler mit einem Blick auf die Uhr „wir sollten für heute Schluss machen.“, und entließ die Schüler mit diesen Worten.




    Nach der Schule waren Sandra und Luca auf Lucas Drängen in ihr Lieblingslokal gestürmt. Es lag im oberen Geschoss eines Einkaufszentrums, sehr praktisch, sehr gemütlich.
    Besonders, weil es kein Essen, sondern ausschließlich Cocktails im Programm hatte, daher war es in der Mittagszeit unter der Woche meistens ziemlich leer.
    Das hatte Luca jetzt auch bitter nötig! So ein Misttag!
    Zuerst erfuhr sie beim Frühstück eine absolute Hiobsbotschaft, dann der Lateintest und schließlich… na ja, Lukas hatte nicht mit ihr geredet. Das war zwar prinzipiell nichts Neues und lag ja eigentlich ausschließlich an ihr… aber aufregen konnte sie sich darüber trotzdem, jawohl!




    Na, dann spuck mal aus, was du mir so dringend erzählen musst“, lachte Sandra, die eine weitere Jammerepisode aus Lucas sehr einseitigem Liebesleben erwartete. „Geht es um Lukas, um Lukas, oder etwa um Lukas?“
    Luca musste gegen ihren Willen Kichern, obwohl ihr nicht wirklich danach zumute war. Allerdings, so kam ihr grade, vielleicht hatte die eine Sache ja doch etwas Positives an sich… ja… das war möglich. Soweit hatte sie bisher noch nicht gedacht.
    „Jetzt sag schon!“
    „Also“, begann Luca, wurde jedoch von der Bedienung unterbrochen, die ihre Bestellungen aufnehmen wollte.
    „Ein Long Island Ice Tea“, sagte Luca sofort. Sandra prustete los.
    „Wirst du zum Alkoholiker? Wir haben grad mal halb zwei, und du nimmst einen Long Island Ice Tea?“
    „Den hab ich mir verdient“, erklärte Luca.
    „Ah jaah. Gut, dann nehm ich einen Zombie“, rief Sandra. Jetzt war es an Luca, verwirrt zu sein.
    „Aber ich werde zum Alkoholiker, ja? Aber du nimmst die geballte Ladung.“
    „Ich hab mir den auch verdient, ich muss Kira ertragen. Aber jetzt sag endlich!“




    geht noch weiter...

    Frau Wheeler war inzwischen zu Luca, Sandra und Bonnie, einem schokobraunen, hübschen Mädchen, das sich ihnen angeschlossen hatte, hinübergeschlendert.
    „Und wer seid ihr?“, fragte sie.
    Die drei Mädchen nannten ihre Namen und schauten schüchtern zu ihr hinauf. So eine Lehrerin hatten sie noch nie gesehen.
    „Was sind denn sonst so eure Lieblingsfächer?“, hackte sie weiter.
    „Deutsch“, antworteten Luca und Sandra wie aus einem Mund.
    „Mathe und Bio“, sagte Bonnie.
    „Wusstet ihr, dass viele Philosophen auch Mathematiker waren?“, fragte Frau Wheeler und erntete erstaunte Blicke.
    „Aber das hat doch gar nichts miteinander zu tun“, meinte Bonnie.
    Die Lehrerin lachte. „Das werden wir ja noch sehen. Und ihr mögt Deutsch, ja? Dann werdet ihr euch sicher freuen, dass wir viiiiel Textarbeit machen.“




    „Textarbeit?“, rief Luca begeistert. „Also interpretieren?“
    „Wird dir nicht viel anderes übrig bleiben.“
    „Sind das auch schwerere Texte?“, fragte sie und schaltete in den Strebermodus, den sie nur dann aktivierte, wenn sie etwas interessierte.
    „Schwerer als was?“, grinste Frau Wheeler.
    „Schwerer als… die Judenbuche zum Beispiel?“
    „Teilweise wohl schon. Was ist denn an der Judenbuche so schwer?“
    „Das Wetter“, antwortete Luca und hüpfte auf ihrem Stuhl herum.




    Von der anderen Seite erhob sich Gelächter. Der Verantwortliche war der Junge, der als Einziger bei dem Vokabeltest nicht gestöhnt hatte. Ein schlechtes Zeichen!
    „Das meinst du ja wohl nicht ernst“, lachte er.
    Luca sah ihn verwundert an. „Wie meinst du das?“
    „Ich meine, dass die Judenbuche nichts war. Die war einfach. Du solltest mal wirklich komplizierte Texte lesen!“
    Luca und Sandra starrten ihn mit offenen Mündern an. So eine Unverschämtheit!




    Rabea konnte zu dieser Diskussion nicht als einem stupiden Lächeln beitragen. Aber im Unterricht hatte sie noch nie mit ihrer überragenden Intelligenz glänzen können. Ihre Versetzung in die Elf hatte sie besonders ihrem Mathelehrer zu verdanken, und dessen bekannte Schwäche für kurze Röcke. Eigentlich störten sich die Mädchen nicht daran, nicht im Geringsten, denn dieser Lehrer machte keinen Unterschied, wie das Mädchen aussah. Die Tatsache, dass es Haut zeigte, genügte ihm vollkommen für eine gute Note.




    „Was hat die Judenbuche denn mit Philosophie zu tun?“, jammerte Kira, aber niemand beachtete sie. Daher wandte sie sich an Rabea. „Das ist ja wohl die schlimmste Stunde, die ich je erlebt hab!“ Diese Aussage war damit begründet, dass die neue Lehrerin ausschließlich bei Sandra und Luca – und nicht zuletzt der Negerin! – stand. Das war absolut skandalös! Niemand hatte es bisher gewagt, sie – Kira, die generell Klassenbeste! – zu ignorieren.
    Und Sandra stellte sich so dumm an!




    Frau Wheeler hatte sich in Sandra ein neues Opfer gesucht und durchlöcherte sie mit Fragen zur Ethik. Sandra hatte diesen begriff noch nie gehört und war dementsprechend verwirrt.
    „Was ich tun würde? Ich weiß nicht… vielleicht… ach, ich weiß nicht.“




    Trotz dieser nicht grade zufrieden stellenden Antwort war Frau Wheeler begeistert.
    „Siehst du, Sandra, du hast es erfasst.“
    Luca, Sandra und Bonnie sahen ihre Lehrerin mehr als verwirrt an. Was war denn gut daran, die Antwort nicht zu kennen?“
    „Die Antwort ist, dass du es nicht einfach so aus dem Bauch heraus beantworten kannst, sondern erstmal in de Materie eintauchen musst. Nachdenken und mit Verstand und Gefühl antworten um die bestmöglichste Antwort zu finden!“




    Während Frau Wheeler weiter auf die Mädchen einredete, wurden sie von dem blonden Jungen beobachtet. Er war in der gleichen Klasse gewesen wie Bonnie, Kira und Rabea, hatte jedoch noch nie ein Wort mit einem der Mädchen gewechselt. Er hatte ohnehin nicht viele Freunde, wahrscheinlich, so überlegten seine Eltern, lag das daran, dass er ADS hatte, aber oft genug ‚vergaß’ seine Tabletten zu schlucken, dann nämlich neigte er dazu, sich sehr merkwürdig zu verhalten und jagte so manch anderen einen Schrecken ein.
    Er selbst war der Meinung, dass er es nicht nötig hatte, sich mit den ganzen Trantüten abzugeben. Die hatten doch alle keine Ahnung, interessierten sich nur für so Sachen wie Kleidung, Musik und Alkohol. Das war absolut nicht seine Welt! Aber manchmal, wenn er abends im Bett lag und über sein Leben nachdachte, dann dachte er an seine Eltern, die einander hatten… und im Zuge dieses Gedanken, dachte er auch an eine andere Person, und daran, wie es mit ihr sein könnte… Auch in diesem Moment dachte er daran, und welche Schritte er würde einleiten müssen, doch seine Grübeleien wurden durch jemanden gestört, der an die Tür klopfte.


    ~~~


    soo, das wars für heute, hoffe, es gefällt euch =)

    Moinmoin =)


    danke, Jane, für deinen lieben Kommi, es freut mich echt, von jemandem gelobt zu werden, der so gut FS schreiben kann wie du.
    Ich finde Kira auch richtig fies, aber sie hat ja tatsächlich einen Grund, zumindest aus ihrer Sicht. Die beiden haben sich nie sonderlich gemocht, aber trotzdem herrschte keine solch feindliche Atmosphäre wie jetzt. Aber ich denke, die Oberflächlichkeit kann sie gut verkraften, da sie sehr stolz auf ihr Aussehen ist und sich damit auch irgendwie als etwas besonderes ansieht.
    Und die Familiengeschichte... jaja, die kommt schon noch früh genug, dann kannst du entscheiden, wie schlimm du sie findest ;)



    So, jetzt gehts aber weiter ^^


    ~~~


    Der nächste Tag begann für Sandra genauso schlecht, wie der letzte geendet hatte.
    Auf dem neuen Stundenplan stand in der ersten Stunde Latein, wahrscheinlich war das auch der Grund, warum die Klasse immer noch nicht vollständig erschienen war, wenn auch schon mehr Leute anwesend waren als am Tag zuvor.
    Herr Zirrwig lächelte bösartig. Er hatte eine Überraschung für seine Schüler.




    Ein Vokabeltest! Und das am zweiten Tag nach den großen Ferien. Er war lang und qualvoll, aber eine durchaus wirksame Methode, um faule Schüler an den Sinn ihres Aufenthalts in der Lehranstalt zu erinnern. In der nächsten Stunde würden die Vokabeln sitzen, so war es immer, zumindest bei ihm!




    Deutsch war auch nicht das Gelbe vom Ei, Frau Ritter ließ sich die ganze Stunde nur über ihre Enkel aus, und erzählte ihren Schülern, dass sie, im Gegensatz zu den kleinen Gören, richtig liebe Kindchen wären. Besonders Paul nutzte das aus, und erzählte Frau Ritter, wie unreif er letztes Jahr gewesen sei, aber um wie viel reifer er doch geworden wäre. Sie strahlte und glaubte ihm jedes einzelne Wort. Die gute Frau war nun mal schon etwas senil geworden…




    Kein Wunder, dass alle außer Paul ziemlich gelangweilt in der Pause saßen. Luca war die einzige, die den vom Sekretariat zurückkehrenden Lukas bemerkte. Sie strahlte ihm entgegen wie eine 8000 Volt Lampe, bekam jedoch wie immer in seiner Gegenwart kein Wort heraus.
    „Wisst ihr was?“, fragte er in die unglaublich motivierte Runde. Sandra gähnte, Paul schüttelte den Kopf, Luca lächelte weiter ohne den Sinn seiner Worte aufzufassen, einzig Matze, der sich neben Lukas in die Reihe gesetzt hatte und nun nicht mehr von dessen Seite wich, antwortete.
    „Nee, was denn?“
    „Wir haben Philo gleich im Pausenraum“, sagte Lukas und man merkte ihm an, wie sehr ihn diese ungewohnte Nachricht mitnahm, er war eben zart besaitet.
    „Lukas, ich bin stolz auf dich. Du hast soeben das letzte Geheimnis der Menschheit gelüftet. Wann erwartest du den Nobelpreis?“, erklärte Paul todernst. Lukas sah verwirrt an.
    „Wusstest du das etwa?“, fragte er verdattert.
    „Natürlich, ich hab ja nicht umsonst was mit der Lehrerin am laufen“, grinste Paul.
    „Natürlich, das wissen wir ja alle“, sagte Sandra trocken.
    „Muss halt. Du hast die Sally ja auch noch nicht gesehen…“
    „Sally?“, fragte Luca, aus ihrer Trance erwachend. Ein Mädchenname! Das war nicht gut, fiel er im Bezug auf Lukas?
    „Frau Wheeler. Unsere Philo- und Englischlehrerin“, klärte Matze sie auf. Er war in den Ferien nach Sonnenblumenhausen gezogen und suchte Anschluss, den Stundenplan mitsamt Lehrern hatte er scheinbar schon auswendig gelernt.
    „Was hat die denn mit Lukas zu tun“, fragte Luca, beschränkt wie immer.
    „Mit Lukas?“, Paul schaute sie verständnislos an. „Ich hab was mit ihr, nicht der da…“, begann er empört, doch ein Lichtblitz erleuchtete plötzlich seine Züge und er lächelte wissend.
    Verdammt, dachte Luca, ich bin ertappt.
    Zu ihrem Glück gongte es, und die Klasse pilgerte in den Pausenraum, bereit sich dem zu stellen, was da kommen würde.




    Die Schüler verteilten sich auf den knuddeligen Sesseln, die überall im Raum standen. Der Pausenraum war ein Mischwerk aus den Werken des Kunst LKs und der Fünftklässler, wobei letztere definitiv den Löwenanteil geschaffen hatten.
    Die Lehrerin, die keiner von den Schülern, mit Ausnahme von Paul, wenn man ihm glauben durfte, kannte, stand grinseglücklich mitten im Raum.
    „So, ihr Lieben“, rief sie und klatschte in die Hände. „Willkommen in eurer ersten Philostunde. Ich hoffe, ihr erwartet mehr von diesem Fach als das langweilige Auswendiglernen von irgendwelchen Philosophen und dessen, was sie von sich gegeben haben. Natürlich wird es auch das beinhalten, aber wir werden auch viel Aktuelles besprechen und… ach, ihr werdet schon sehen!“







    Sie wanderte durch den Raum und wandte sich abrupt um.
    „Also, dann erzählt mir doch mal, was ihr euch so in etwa vorgestellt habt“, forderte sie die Schüler auf.
    Wie erwartet erntete sie erstmal Schweigen. Was erwartete man als Schüler denn von einem Fach? Langeweile, gekoppelt mit der Hoffnung auf möglichst wenig Hausaufgaben. Nur, konnte man das so offen sagen? Eher nicht, aber die neue Lehrerin wirkte so aufgeschlossen und lustig, vielleicht konnte man es ja wagen, die ehrliche Meinung als kleinen Scherz zu tarnen?






    Paul, der sich eben noch so aufgespielt hatte, drehte sich möglichst unauffällig zu Lukas und bat ihn um Hilfe.
    „Was willst du eigentlich“, flüsterte Lukas zurück. „Du hast doch so rumgetönt. Dann sag doch jetzt mal, was du von ihr erwartest.“
    Das möchtest du bestimmt nicht wissen, dachte Paul.





    geht gleich weiter

    Moinmoin =)
    ich oute mich dann auch mal als bisher stiller Leserin. Ich finde deine FS richtig gut, besonders, wie du die Sims gestaltet hast... die sehen nicht so unheimlich perfekt aus sondern richtig menschlich :eek:
    Aber eins versteh ich nicht... wie hat die sich denn in den Mathelehrer verliebt? Ich hab jetzt eher gedacht "was ist das denn für einer?"
    aber vielleicht hat er ja auch gezögert, wel er sie sympathisch findet :confused:


    Achja, wenn Sophia Dani nicht will, ich würde mich bereit erklären... :fiu


    Bei Clemens hab ich mir schon die ganze Zeit überlegt, ob er sich vielleicht noch von Vivis Tochter verführen lässt... und dann könnte es ja sein, dass er... *Hände reib* du machst es echt spannend :)

    Oh mein Gott... sag bitte nicht, dass das eine riesige Blutlache auf dem Boden ist...


    Ich finde es auch sehr mutig von dir, deine eigene Geschichte zu erzählen. Ich hoffe, sie geht nicht so aus wie ich das grade denke...



    Abgesehen davon möchte ich dir aber noch sagen, dass dein Schreibstil unheimlich gut ist und wirklich fesselnd, meinen Respekt.

    Schließlich sprang Marion auf und verließ schnell das Zimmer. Sandra schüttelte den Kopf. Manche Leute konnten es wirklich übertreiben. Sie wusste, dass die Geschichte, von der ihre Mutter und ihre Tante unentwegt sprachen, nicht so schlimm war, wie es immer behauptet wurde, und sie selbst hatte nicht vor, sich genauso zu benehmen.




    Sie kroch unter ihre Bettdecke und zog sie bis über den Kopf hinauf. Als Kira wenig später das Zimmer betrat, rührte sie sich nicht, sondern gab vor, zu schlafen.
    Kira zog sich um und warf dann einen abwertenden Blick auf Sandra.
    „Na, dann wissen wir ja bald, wer von uns die klügere ist, oder?“
    Unter der Bettdecke zog Sandra die Augenbrauen hoch. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten?



    „Und, liebes Cousinchen, dich wird er niemals ansehen, wenn ich mit dir fertig bin.“ Mit diesen Worten kletterte Kira ins Bett. Schon bald war sie eingeschlafen, doch Sandra lag hellwach. Sie musste irgendetwas Wichtiges in ihrem Leben verpasst haben.
    Aber was?



    ~~~


    das wars für heute ;)

    Plötzlich wurde sie durch Schritte, die sich ihrem Zimmer näherten aufgeschreckt. Schnell und leise fluchend schaltete sie den PC aus, grade noch rechtzeitig zum Klopfen.
    Sandra reagierte nicht auf die Stimme ihrer Mutter, sondern schlüpfte so schnell wie möglich in ihren Schlafanzug und warf sich aufs Bett.




    „Sandra? Kann ich reinkommen?“
    Sie antwortete nicht, sollte ihre Mutter doch gucken, wo sie blieb. Am besten vor der Tür, damit Sandra sie nicht sehen musste.
    „Bitte, Sandra, antworte doch. Es hat keinen Sinn, wenn du jetzt rumschmollst. Wir müssen miteinander reden.
    „Und du musst dir den Stock aus…“, murmelte Sandra, doch in diesem Moment ging die Tür auf.




    Da stand sie schon im Zimmer, eingehüllt in eine Aura aus rechtschaffener Autorität.
    „Sandra, wir müssen miteinander reden!“
    Da kannst du aber lange warten, dachte die Angesprochene.
    „Darf ich mich setzten?“
    Keine Antwort.
    „Sandra, das hat doch keinen Sinn. Rede doch mit mir.“




    Marion setzte sich demonstrativ, doch Sandra reagierte nicht.
    „Wir haben uns überlegt, was die beste Möglichkeit ist, dir zu helfen.“
    Dir zu helfen? Bitte?
    „Erstmal, dein PC kommt unter Verschluss, chatten ist nicht gut für dich. Weiterhin gehst du ab sofort auch in Kiras Tanzschule…“
    Bei diesen Worten hätte Sandra fast losgelacht. Kiras sogenannte Tanzschule war… na ja, so genau wusste sie das auch nicht, aber es war keine Tanzschule, wie ihre Mutter das dachte.
    Garantiert würde dieses Erlebnis nicht den gewünschten Einfluss auf Sandra haben.




    „Weiter hin haben wir beschlossen, dass du in einen Sportverein eintrittst. Dann bist du ausgelastet und langweilst dich nicht, weil du außer Tanzschule und Sportverein nur noch einmal die Woche etwas mit deinen Freunden unternehmen wirst. Die übrige Zeit verbringst du mit uns“, sagte Marion und seufzte. „Leider bleiben Nicole und Kira nur zwei Wochen, aber für danach fällt uns schon noch etwas ein.“
    Nach diesem Vortrag starrte Marion ihre Tochter gespannt an.




    Doch Sandra zuckte mit keiner Wimper und tat, als hätte sie nichts gehört.
    „Sei doch nicht so! Du weißt doch selbst, dass Internetfreunde kein Umgang für ein junges Mädchen sind. Es ist ja nicht nur das Internet, aber es ist schon ein großer Unterschied, wo man seine Freunde kennen lernt. Du weißt ja…“
    Ja, sie wusste. Sie wusste so gut, dass es ihr zu den Ohren herauskam! Wenn sie diese alte Geschichte noch einmal hören musste, würde sie schreien. Schreien, bis sie alle leise sein würden, ihre ganze, verrückte Sippschaft!




    Plötzlich brach Marion in Tränen aus.
    „Warum redest du denn nicht mehr mit mir? Verstehst du denn nicht, dass das alles nur zu deinem Besten ist? Bitte versteh doch, dass ich Angst um dich habe, wir machen uns alle so große Sorgen um dich.“
    Aber sicher doch!
    „Bitte Sandra, wir müssen doch alle zusammenhalten, wir sind doch eine Familie. Du musst doch verstehen, dass wir Angst haben wegen…“, sie brach ab und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.




    Ein paar Mal noch versuchte Marion einen neuen Anfang, aber die Erinnerung an eine schreckliche Geschichte und Sandras Desinteresse an allem, was sie sagte, ließen sie schließlich vollends zusammenbrechen. Tränen flossen ihr in wahren Sturzbächen die Wangen hinab.




    da kommt noch was ^^

    Hier der Rest vom Kapitel ;)


    ~~~


    „Was fällt dir eigentlich ein?“, zischte Sandra böse. „Ich hab mich mit keinem Jungen getroffen.“
    „Aber du hättest, wenn ich nicht eingegriffen hätte!“, behauptete Kira, wohl wissend, dass Tante und Mutter ihr glauben würden.
    „Das stimmt nicht“, rief Sandra, ihre Wut schlug langsam wieder in Verzweiflung um, was sollte sie denn tun, um dieses gemeine Spiel von sich abzuwenden?




    „Sandra“, sagte Marion mit eisiger Stimme. „Sandra, du enttäuschst mich sehr. Ich dachte, wir könnten über alles reden, wie kannst du mir so etwas verheimlichen?“
    „Das kannst du dir doch denken, Tante Marion“, kam Kira Sandra zuvor. „Sie weiß doch, dass du niemals erlauben würdest, dass sie sich mit einem unbekannten Jungen trifft. Wir wissen ja alle, wohin so etwas führt.“
    „Warum bist du so unvernünftig, Sandra?“, fragte jetzt auch Nicole.
    Na wunderbar, dachte Sandra. Alle sind gegen mich.




    „Mama, das stimmt nicht. Ich wollte mich mit keinem Jungen treffen“, beteuerte Sandra, jedoch stieß sie damit auf taube Ohren.
    „Wie kannst du denn so ein Risiko eingehen? Du solltest doch wissen, was passieren kann. Wir alle wissen das, aber du meinst, für dich würde das nicht gelten? Sei doch nicht so dumm. Wenn du nur ein bisschen wie Kira wärst!“, sagte Marion kühl.
    „Marion, sei nicht so streng, es ist ja nichts passiert. Aber in Zukunft sollten wir besser auf Sandra aufpassen und ihr gewisse Einschränkungen geben. Andererseits… Kira, sei so lieb und erzähl mir doch, woher Sandra diesen Jungen kennt und wer er ist. Vielleicht reagieren wir nur zu heftig, und er ist ganz ordentlich“, meinte Nicole.
    Kira holte tief Luft.
    „Sie kennt ihn aus dem Chat“ – entsetztes Lufteinsaugen – „Er ist schon zwanzig“ – schockiertes Aufkeuchen – „Er wohnt in Knüppelsheim und wollte sie übers Wochenende dorthin einladen“ – empörtes Gemurmel – „Und sie hat zugesagt!“ – ein Aufschrei.
    „Du hast w a s?“, entfuhr es Marion gekränkt.
    „Und wenn ich nicht hereingeplatzt wäre und ihm die Meinung gesagt hätte, dann wäre sie hingefahren, aber so schreibt er ihr nicht mehr. Deshalb ist sie so sauer auf mich“, fügte Kira noch traurig hinzu.
    „Sandra, ich bin wirklich zutiefst enttäuscht von dir. Deine Tante hat Recht, ab sofort gibt es Einschränkungen für dich. Du wirst den Computer nicht mehr für etwas anderes als Hausaufgaben benutzen, den Rest überlege ich mir noch. Geh auf dein Zimmer!“
    Sandra, die vor Entsetzten nichts mehr hatte sagen können, stand auf und verließ das Wohnzimmer.





    Sie schlich betrübt in ihr Zimmer. Das durfte doch nicht wahr sein. Bis vor zwei Tagen war ihr Leben noch vollkommen in Ordnung gewesen… was hatte sie getan, um das zu verdienen? Hatte sie Kira in früheren Jahren mal ein Kuscheltier geklaut? Einen Lutscher? Ein Stickeralbum? Wuaaah! Irgendetwas musste doch passiert sein, dass Kira Sandra so hasste, oder?





    Sandra verzog das Gesicht. Sie konnte sich an nichts erinnern, was das alles ausgelöst haben könnte. Zugegeben, die beiden Cousinen hatten sich nie sonderlich nahe gestanden, und in den letzten Jahren war ihr Verhältnis noch weiter abgekühlt, aber das war doch wirkliche Bosheit, die Kira antrieb.
    Dieses gemeine Biest. Sandra fühlte in sich selbst tiefen Hass aufkeimen. Dafür würde sie sich rächen, an Kira, an ihrer arroganten Tante und ihrer dummen Mutter, die ihr in den Rücken gefallen war. Und die redete von einer guten Beziehung! Das würde sich in Zukunft gründlich ändern… Da fiel es ihr plötzlich wie Schuppen aus den Haaren, sie musste, solange sie noch mit Verachtung gestraft wurde, an den PC und ihm schreiben.





    Sie beeilte sich, den PC einzuschalten und sich zum schreiben bereitzumachen. Martin, Kira war zwar nicht dumm, aber das hatte sie nicht gerafft. Martin… Als ob sie vor gehabt hätte, sich mit Martin zu treffen! Martin war zwar lieb und nett, wohnte aber viel zu weit weg, und er war auch nicht ihr Typ. Es tat ihr Leid, was Kira ihm geschrieben hatte, da sie sich relativ sicher war, das er in sie verliebt war, aber es gab wichtigeres. Martin war ein Kollateralschaden.





    Sie öffnete ihr Chatprogramm – hätte sie bloß ihr Passwort nicht vorgespeichert! – doch der, den sie suchte, der war nicht on. „So ein Mist!“, murmelte sie und schrieb ihm trotzdem eine Nachricht, die er dann eben später lesen würde, wo sie ihre Lage erklärte und versprach, sich bald aus einem Internetcafé zu melden, vorsichtshalber schickte sie ihm auch ihre Handynummer, man konnte ja nie wissen…