Beiträge von Innad

    Kapitel 24
    Stille Nacht




    Die Adventszeit neigte sich bereits wieder dem Ende zu und Weihnachten stand unmittelbar vor der Tür. Ein Fest, das für Tessa und Jess keine Bedeutung zu haben schien – sie würden nicht gemeinsam vor dem Tannenbaum sitzen und Geschenke auspacken können wie vermutlich die meisten anderen Paare auf dieser Welt.
    Doch so war nun einmal ihr Schicksal.
    Am späten Nachmittag des Heiligen Abends wollte Tessa sich noch einmal mit Jess treffen. Wenigstens sehen wollte sie ihn an diesem Tag, das Gefühl haben, nicht ganz von ihm getrennt zu sein. Sie kam einige Minuten zu früh am Bahnhof an, doch Jess war noch nirgends zu sehen. So setzte sie sich auf eine der Bänke und wartete. Der Bahnhof war an diesem Tag fast menschenleer und wirkte umso kälter und ungemütlicher. Kein Wunder – die Menschen saßen mit ihren Liebsten zu Hause in den warmen Wohnzimmern, um die funkelnden Tannenbäume und tranken heißen Punsch oder waren auf dem Weg in die Weihnachtsmesse.
    Tessa fröstelte und bemerkte, dass die Kanne Kräutertee, die sie am frühen Nachmittag zu Hause getrunken hatte, darauf drängte, wieder nach draußen zu gelangen. Sie hasste es, im Bahnhof auf die schmuddeligen Toiletten gehen zu müssen. Aber vielleicht waren sie heute ja sauberer, wo nicht so viel Betrieb herrschte. Es half ohnehin alles nichts – die Natur forderte ihr Recht.
    Die Damentoilette war wie ausgestorben, aber eine der Kabinen war besetzt. Tessa schauderte zusammen, der Raum war bitterkalt und offenbar nahezu gar nicht beheizt. Je schneller sie wieder nach draußen in die verhältnismäßig warme Bahnhofshalle gelangte, desto besser war es.
    Sie öffnete gerade die Tür der Kabine, als sie eine vertraute Stimme aus einer der Nachbarkabinen zusammenzucken ließ.



    Erstaunt riss sie die Augen auf und lauschte angestrengt, doch es war still. Verwirrt blieb sie in der Tür zur Kabine stehen und wagte kaum zu atmen.
    Nach einiger Zeit wurde die Stille in dem kalten Raum erneut durchbrochen und diesmal blieben keine Zweifel mehr offen – was Tessa gehört hatte, war die gedämpfte Stimme von Jess.



    Die Verblüffung war ihr ins Gesicht geschrieben. Was machte Jess um Himmels Willen auf der Damentoilette? Sie vernahm eine weitere Stimme – das musste Jasmin sein. Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Was war hier los? Er und Jasmin auf der Damentoilette? Was sollte das bedeuten? War Jess ihr etwa untreu und war mit Jasmin zugange? Sofort schüttelte Tessa den Kopf, das war beim besten Willen nicht denkbar. Vielleicht war Jasmin verletzt und sie brauchten Hilfe? Ohne weiter nachzudenken ging Tessa in die Kabine, die neben der besetzten lag und stieg rasch und mühelos auf den heruntergelassenen Toilettendeckel, um über die Wand der Kabine zu lugen.
    Ein erstickter Schrei durchdrang den kleinen Raum und hallte hohl an den kalten Wänden wieder.
    Es folgte ein lautes „Rums“ und ein Fluchen.
    Innerhalb weniger Sekunden flog die Tür der zugesperrten Kabine auf, aus der zuerst Jasmin, dann Jess gestürzt kamen.



    Jasmin stieß die Tür zur Nachbarkabine auf und fand eine totenbleiche Tessa, die seltsam eingequetscht zwischen Toilettensitz und Kabinenwand auf dem Boden kauerte.
    „Alles okay?“ fragte Jasmin sanft und Tessa nickte, stand auf und trat gemeinsam mit ihr aus der Kabine, wo sie den Blick von Jess traf.
    „Tessa!“ rief dieser aufgebracht und nervös. „Was machst du hier?“
    Tessa sah auf, ihre Wangen waren bleich geworden. „Das könnte ich doch wohl eher dich fragen“, erwiderte sie mit zitternder Stimme. „Aber du brauchst mir keine Antwort zu geben…“
    Jess Miene verfinstere sich und seine Stimme wurde härter als Tessa es je für möglich gehalten hätte. „Verdammt, sag nicht, du hast alles gesehen??“
    Tessa schluckte schwer, spürte Tränen in sich aufsteigen und kämpfte hilflos gegen sie an.
    „Doch… hab ich…“
    Jess schnaubte tief aus und schien kurz davor zu sein, die Fassung zu verlieren. Er wirkte extrem nervös. Jasmin dagegen sah Tessa sanfter an und sagte mit einem beruhigenden Lächeln: „Du kannst ja nichts dafür, Tessa.“



    Tessa schluckte und versuchte das Bild aus ihrem Kopf zu drängen, das sich ihr gerade offenbart hatte – Jess und Jasmin auf den Boden der Kabine gekauert, beide gerade im Begriff, eine Spritze anzusetzen. Die Macht dieses Bildes traf sie mit aller Wucht, wie ein Schlag in den Magen, der sie aufkeuchen und zurücktaumeln ließ.
    Natürlich hatte sie gewusst, was Jess tat – aber sie hatte es nie mit eigenen Augen gesehen…
    Das Entsetzen der eben gemachten Entdeckung schien ihr allzu deutlich ins Gesicht geschrieben zu sein.
    „Verdammt!“ durchbrach Jess´ wütende, harte Stimme die Stille. „Verdammt, Tessa – hast du uns etwa nachspioniert?“



    Tessas Kopf fuhr nach oben. „Was?“ sagte sie verdutzt. „Nachspio… nein, natürlich nicht! Ich musste einfach nur zur Toilette – und dies hier ist nun einmal die Damentoilette, falls dir das noch nicht aufgefallen ist! Da hörte ich deine Stimme und dachte, ich schaue nach, weil vielleicht etwas mit Jasmin oder dir passiert ist…!“ Ihre Stimme war nun ebenfalls aufgebracht und zittrig.
    Jess war nervös. Er spürte, wie sehr sein Körper und sein Geist nach den Drogen verlangten. So nah war er bereits am Ziel gewesen, nur noch Sekunden hatten ihn von dem erlösenden, warmen Gefühl getrennt, das sich durch seine Adern über den ganzen Körper und bis hin zu seinem Geist ausbreitete, wenn es erst einmal die Spritze verlassen hatte.
    Dass ihm jemand nun in die Quere kam, machte ihn gereizt und wütend, aber dass dieser Jemand Tessa war, brachte ihn schier zum Rasen. Genau diese Situation hatte er all die Zeit gefürchtet und dunkel vorgeahnt – nun war sie da und es ließ sich nicht mehr ändern. Und doch war er wütend, wütend dass dies hatte passieren können, dass er nicht vorsichtiger gewesen war, nicht einen anderen Ort gesucht hatte – doch heute war der Bahnhof so leer und die Toilette hatte sich angeboten.



    Jasmin warf ihm einen beschwichtigenden Blick zu. Auch sie war nervös, ließ es sich aber nicht anmerken. Jess jedoch hatte sich nicht in derartigem Maße unter Kontrolle. Er spürte Ärgernis und Wut in sich pulsieren und sich einen Weg nach draußen bahnen.
    „Verdammt!“ rief er nocheinmal und funkelte Tessa wütend an. „Wieso musstest du auch über die Wand schauen, wieso so neugierig sein? Manchmal bist du so naiv, Tessa, dass ich es schier nicht ertrage! Hättest du nicht eins und eins zusammenzählen können – was wird es schon bedeuten, meine und Jasmins Stimme HIER zu hören? Wach endlich auf, Tessa!“



    Er funkelte seine Freundin wütend an.
    Es war still im Raum, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Tessas Augen waren feucht geworden, doch sie sagte kein Wort. Nach schier endloser Zeit öffnete sich ihr Mund langsam, doch statt einem Wort drang nur ein ersticktes Schluchzen hervor, sie schüttelte heftig den Kopf und rannte davon.
    „Schei-sse!“ war das letzte, was sie Jess hinter sich fluchen hörte…



    Vor dem Gebäude und ihrem Auto kam Tessa schließlich zum Stehen.

    Luxa: Ja, Jasmin hat blonde Augenbrauen, das weiß ich, es gefiel mir so ganz gut, weil es sie irgendwie so ein bißchen anders und blass ausschauen lässt. Die Frisur - boah keine Ahung mehr, wo die her ist... vielleicht XMSims... weiß nicht genau.


    Kiara: Ob Tessa die beiden noch weich bekommt, ist die Frage. Momentan sieht es ja nicht so ganz danach aus. Dass Tru und Tessa den Kontakt total verlieren, glaube ich ja auch nicht. Aber so eine Distanz zu überbrücken, wird schwierig sein.


    Dani: Ich habe mal zur Kenntniss genommen, dass Du Dir ein HappyEnd wünschen würdest ;) Tessa ist echt arm dran und Jess ja auch irgendwie. ZUrzeit ist das ganze schon echt traurig.




    @All: Ich mache heute entgegen meiner eigenen Erwartung schon weiter, weil ich ja denke, den Kopf in den Sand stecken bringt auch nicht wirklich viel. Danke für all eure Kommis und die Anteilnahme, das ging mir echt nahe und hat so sehr geholfen... !


    Ich hoffe, euch gefällt Kapitel 24.

    Huch
    ich komme gerade von einem anstrengenden Tag mit viel Trauer und Problematiken, die man nach so einem Schicksalsschlag lösen muss, nach Hause und bin nun selbst total platt.


    Ich freue mich, Chrissy, dass Du Dich doch dazu entschlossen hast, weiterzumachen. Ich bin mir sicher, dass es irgendwie machbar ist und auch mir hätte es unendlich weh getan, Immortelle einfach so aufs Eis zu legen.


    Wie ihr alle vielleicht wisst, sind die ersten Wochen nach so einem Ereignis die schlimmsten. Aber irgendwann fängt man wieder an, den Alltag zu leben - hat ihn wohl nur mehr schätzen gelernt. Ich habe ja auch geschrieben, dass ich "Tiefer" bald wieder weitermache und auch Immortelle möchte und kann ich weitermachen.


    Der Entschluss, die Story abzubrechen, kam aus der Problematik, dass wir beide im Moment in schwierigen Situationen stecken, in denen wir nicht viel Zeit für die Story haben und Chrissy so bald auch kein Land sehen kann.


    Ich bin trotzdem froh, dass Du, Chrissy, es weiter versuchen willst. Ich werde alles dafür tun, die Story weiterhin am Leben zu erhalten und ich denke mal, wenn wir uns immer wieder unter die Arme greifen, wird das schon zu schaffen sein.

    Hallo ihr Lieben

    leider muss ich heute stellvertretend für Chrissy mitteilen, dass wir Immortelle bis auf weiteres abbrechen. Wie einige von euch evtl bei Tiefer schon gelesen haben, gab es in meiner Familie einen urplötzlichen Todesfall und zurzeit steht mir nicht der Sinn nach Schreiben und Fotostory.
    Desweiteren hat Chrissy wahnsinnig Stress im Beruf und irgendwie ist dadurch wohl die Luft raus und sie kann nicht weitermachen.

    Es tut mir sehr leid, das schreiben zu müssen, weil die Story eigentlich sehr bedeutungsvoll für mich / uns gewesen ist. Aber es lässt sich nunmal nicht ändern, denn alleine weitermachen kann niemand von uns beiden länger als ein paar Tage und das ist ja auch nicht der Sinn der Sache.

    Ich möchte mich von Herzen dafür entschuldigen, euch in diesem Moment zu enttäuschen. Die Story war fast fertig und irgendwie ist es ein unschönes Gefühl, euch nun so im Ungewissen zu lassen.

    Aber im Moment geht es einfach nicht. Sorry.

    Danke für eure Treue und eure vielen Kommis.


    Liebe Grüße


    P.S. in eigener Sache - "Tiefer als der Schmerz" wird natürlich nicht abgebrochen, bitte rechnet dort nur mit einer etwas längeren Pause.

    Hallo


    ich möchte mich nur kurz melden, um euch zu sagen, dass ich mit den Fortsetzungen erstmal bis auf eine unbestimmte Zeit pausieren muss, da es in meiner Familie diese Woche völlig überraschend einen Todesfall gegeben hat und mir im Moment, wie ihr hoffentlich versteht, nicht nach Schreiben zumute ist. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich pausiere, vielleicht mache ich auch schon in den nächsten Tagen entgegen meiner eigenen Erwartung wieder weiter. Aber es kann auch sein, dass ich jetzt mal 2-3 Wochen nicht weitermachen kann.


    Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis und bleibt trotzdem an der Story dran. Zurzeit habe ich leider überhaupt keinen Kopf, kein Herz und keine Zeit, mich damit zu befassen, weil ich all meine KRaft für das andere brauche.



    Liebe Grüße
    Innad

    Als Marie wenige Minuten später an dem großen, liebevoll gestalteten Haus von Susans Eltern ankam, war ihr etwas flau zumute. Sie hatte Simone und Herbert zwar einige Male im Krankenhaus getroffen, aber nie viel mit ihnen sprechen können. Sie schlüpfte in ihren leichten Mantel und strich sich noch einmal eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, dann stieg sie aus.
    Kaum hatte sie die Autotür zugeschlagen, kam ihr auch schon Simone über den schmalen Weg aus dem Garten entgegen und schloss sie sofort in die Arme



    „Marie, Schatz, schön dass du da bist. Komm, es ist noch Tee und Kuchen da, du hast sicher Hunger nach einem so langen Arbeitstag, nicht wahr?“
    Marie nickte, obwohl sie schon seit Tagen nicht hungrig war - ihr war eher übel. Aber sie wollte Simone nicht enttäuschen, abgesehen davon war ihr Kuchen einer der besten, den man sich vorstellen konnte.
    Gemeinsam gingen die beiden durch den liebevoll gepflegten Garten hinter das Haus, wo Herbert auf einem der robusten Gartenstühle saß und Marie zuwinkte.
    Vor ihm standen Tassen und Teller und eine Beerentorte.
    Marie umarmte auch Herbert kurz. Er sah mitgenommen aus, aber nicht mehr so ausgezehrt wie in jener Nacht im Krankenhaus.
    „Setz dich doch, Marie“, sagte Simone und schenkte Tee in eine der Tassen. „Wie war dein Tag, Liebes? Du siehst müde aus.“
    Marie lächelte. „Er war wie immer. Und müde bin ich wohl nur, weil ich in letzter Zeit etwas mehr zu tun hatte als sonst. Aber es geht nun nicht um mich. Wie geht es euch?“



    Sie sah Simone und Herbert fragend an.
    „Ach Marie, was soll ich dir sagen“, seufzte Simone. „Es ist jeden Tag ein Kampf, aber wenn wir ihn am Abend gewonnen haben, sind wir dankbar dafür und gehen gestärkt in den nächsten. Das letzte, was wir tun dürfen, ist die Hoffnung zu verlieren.“
    Sie gab Marie ein Stück der herrlich duftenden Beerentorte.



    Eine Weile saßen die drei schweigend auf der Terrasse und genossen die Milde des späten Herbsttages. Obwohl es schon Oktober war, hatte die Sonne es heute gutgemeint, und draußen ließ es sich angenehm sitzen. Herbert stand nach einer Weile auf und entschuldigte sich. „Der Tee treibt“, meinte er zwinkernd. Simone und Marie lächelten ihm zu und blieben schweigend sitzen.
    Mitten in das Schweigen hinein ertönte plötzlich das Schlagen einer Autotür.
    Simone stand auf und ging erneut in Richtung Gartentor.
    „Erwartet ihr noch Besuch?“ fragte Marie verwirrt.
    Doch die Antwort gab sich ihr von alleine, als Schritte den Kiesweg heraufkamen und sich ein Schatten vor ihr erhob.
    „Hallo Marie.“
    Ihr Körper zuckte zusammen, als habe sie der Schlag getroffen. Vor ihr stand Cedrik, blaß und mit unendlicher Trauer in seinem ihr so liebgewordenen Gesicht.
    Marie schluckte. Am liebsten hätte sie gerufen: „Was willst du denn hier?“ Aber sie schluckte die Worte hinunter und starrte ihn nur an, als sei er ein Geist.



    Ihre Hand krallte sich in ihre Handtasche und rutschte unbeabsichtigt hinein. Als Cedriks Blick den ihren traf, spürte sie in ihren Fingern etwas Glattes, Papierenes. Und als sie herabsah, fiel ihr Blick auf die Visitenkarte von Casimir Graf und mit einemmal war Marie klar, was sie zu tun hatte.




    Fortsetzung folgt.



    Text und Fotos by Innad

    Marie warf einen raschen Blick auf den Bildschirm und suchte nur kurz nach den erforderlichen Informationen, während der Blick des Mannes fest auf ihr ruhte.



    „Ah, natürlich, Herr Graf“, sagte sie rasch, als sie die Reservierung gefunden hatte. „Der Tagungsraum ist vorbereitet, alles wie Sie es gewünscht haben. Ihre Partner sind noch nicht angekommen. Und hier ist der Schlüssel zum Zimmer, 1. Stock, Zimmer 123.“
    Lächelnd stand Marie auf, ging um die Theke herum und überreichte ihm den Schlüssel. „Kann ich Ihnen sonst noch weiterhelfen?“
    Casimir lächelte galant. „Nun ja – wenn Sie mir noch sagen könnten, wo ich hier eine Kleinigkeit essen könnte, bevor mein Meeting beginnt, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
    Marie lächelte zurück. „Unser Restaurant steht Ihnen zur Verfügung.“
    „Und…“ Casimir beugte sich etwas nach vorne. „Gibt es denn etwas, was Sie mir empfehlen könnten, Fräulein…?“



    „Meine Name ist Liebhart, Marie Liebhart . Und ja, ich kann Ihnen durchaus etwas empfehlen“, sagte Marie höflich. Derartige Annäherungsversuche erlebte sie oft. Wobei sie zugeben musste, selten so galant und mit solcher Zielstrebigkeit wie bei diesem Herrn. „Unser Küchenchef hat heute eine exzellente Kürbissuppe auf der Karte. Oder wenn es etwas leichteres sein soll, einen gemischten Salat mit Entenbruststreifen.“
    Casimir lächelte erneut galant. „Ich nehme an, es bestehen wenige Chancen, dass ich Sie zu einer dieser Köstlichkeiten einladen darf – in Ihrer Mittagspause?“
    Marie lächelte und fühlte sich gegen ihren Willen geschmeichelt. „Nun ja – ich vermute, da haben Sie ganz recht.“



    Casimir ließ sich nicht beirren. „Das habe ich fast befürchtet. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Es gibt ja schließlich auch noch ein Abendessen – und ich werde die ganze Woche hier sein, wie Sie wissen. Wenn Sie also doch irgendwann einmal Appetit und Zeit haben, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.“
    Und er machte eine galante Verbeugung und verschwand in Richtung Aufzug.
    Marie sah ihm lächelnd nach. Dieser Mann verstand es, mit Frauen umzugehen, das musste man schon sagen. Sie ertappte sich dabei, wie sie in den folgenden Stunden immer wieder zum Tagungsraum hinüberspähte, in dem Casimir mit einigen wichtig aussehenden Geschäftsmännern verschwunden war.
    Als es Spätnachmittag wurde, übernahm Julia die Schicht und nachdem sie alle wichtigen Dinge mit dieser besprochen hatte, ging Marie noch schnell zur Toilette und überprüfte ihr MakeUp. Sie wollte nicht blass und erschöpft aussehen.



    Völlig in ihren Gedanken um Susan versunken, rempelte sie beim Herausgehen aus den Toiletten mit einem Herrn zusammen und blickte direkt danach in die braunen Augen von Casimir Graf.
    „Nanu, junge Dame, immer langsam“, sagte er mit seiner lässigen und sehr vornehmen Art.



    „Ah, Fräulein Liebhart, was für ein netter Zufall. Mein Meeting ist fast zu Ende. Ich gehe davon aus, dass ich Sie immer noch nicht für einen gemeinsamen Snack erweichen kann, auch wenn Sie bereits Feierabend haben?“
    Sein selbstbewusstes und doch so höfliches Auftreten beeindruckte Marie immer mehr. Doch sie schüttelte lächelnd den Kopf.
    „Nein, Herr Graf, es tut mir leid, ich habe schon etwas vor heute Abend.“



    Casimir lächelte unbeeindruckt. „Nun ja – ich deutete ja schon an: Ich bin noch einige Abende hier und stehe Ihnen zur Verfügung – und zwar jederzeit, auch außerhalb Ihres fraglos exzellenten Restaurants hier im Hause.“



    Und ohne ihre Antwort abzuwarten überreichte er ihr eine makellose Visitenkarte, machte wieder diese leichte Verbeugung und verschwand in Richtung des Meetingraumes.
    Marie sah ihm verwirrt nach und steckte die Karte dann achtlos in ihre Handtasche. Sie war spät dran und hatte wirklich keine Zeit, sich über diesen Herren Gedanken zu machen.


    Kapitel 15
    Ein perfekter Gentleman



    Als Marie wenig später im Auto saß und in Richtung Hotel fuhr, musste sie an Cedrik denken – etwas, das sie viel zu oft tun musste. Und jedes Mal versuchte sie, den Gedanken an ihn so schnell es ging wieder aus dem Kopf zu bekommen.



    Sie hatte ihn seit der Nacht nach Susans Unfall nicht mehr gesehen. Sie hatte keine Ahnung, wohin er verschwunden war. Auch Simone sprach nicht von ihm. Einen Moment schoss ein furchtbarer Gedanke durch Maries Kopf. Was wenn Simone schon alles wusste und sie heute Abend zu Rede stellen wollte?
    Doch sofort verwarf sie den Gedanken. Cedrik hätte nie etwas gesagt, denn er fühlte sich mindestens genauso schuldig wie sie selbst – wenn nicht noch mehr, war doch er es gewesen, der die Situation letztlich ausgelöst hatte, weil er Susan die Wahrheit hatte sagen müssen.
    Marie schürzte die Lippen bei diesem Gedanken. Sie konnte immer noch nicht begreifen, wie er so unüberlegt hatte handeln können. Aber das änderte nichts daran, dass auch sie eine große Schuld trug.
    Irgendwann hätte Susan es vermutlich ohnehin erfahren – wäre es zu verhindern gewesen?
    „Ja, wäre es“, flüsterte Marie und fuhr so heftig durch die Kurve, dass ihre Reifen ein empörtes Quietschen von sich gaben.



    „Indem es nie passiert wäre!“ Sie schlug mit der Hand aufs Lenkrad, so dass sich einige ihrer ordentlich zurückgesteckten Haare aus ihrem Gefängnis lösten und ihr wild ins Gesicht sprangen.
    Ihre Gedanken wanderten wieder zurück zu Cedrik. Wo mochte er wohl stecken? Seit Tagen hatte sie von ihm nichts gehört. Vielleicht war er nach Hause zu seiner leiblichen Mutter zurückgekehrt – in dieser sorgenvollen Situation war das vorstellbar.
    Cedrik hatte die letzten Jahre etwa 250km entfernt bei seiner Mutter in einer Einliegerwohnung gelebt. Vor wenigen Wochen hatte er jedoch eine Arbeit in der Nähe gefunden und wollte nun hierherziehen – die letzten Tage hatte er darum bei Susan im Gästezimmer geschlafen, bis er eine eigene Wohnung finden würde.
    Aber Cedrik hatte Susan bestimmt schon einige Male im Krankenhaus besucht, auch wenn sie ihm nie begegnet war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sie nun so im Stich ließe – alleine Simone und Herbert zuliebe.
    Marie nahm den Fuß vom Gaspedal, als sie das Hotel auftauchen sah. Majestätisch hob es sich gegen das Berg-See-Panorama ab und wie immer, wenn Marie es betrachtete, erfüllte sie etwas wie Stolz, hier arbeiten zu können.



    Doch schon im nächsten Moment kehrten ihre Gedanken zu Susan und Cedrik zurück – als seien sie regelrecht in ihrem Kopf festgemeißelt, ohne eine Chance, jemals daraus verschwinden zu können.
    Seufzend fuhr Marie auf den Angestelltenparkplatz des Hotels. Zurzeit war sie dankbarer denn je um diese Arbeit, denn sie verschaffte ihr wenigstens einige Stunden am Tag Ablenkung.



    So war es kein Wunder, dass sie momentan fleißig Überstunden schob, um sich noch länger abzulenken. Sie schüttelte einmal heftig den Kopf, als wolle sie ihre Gedanken dadurch in die richtigen Bahnen werfen und stieg dann aus dem Wagen.



    Der Tag begann wie jeder andere. Marie machte einen Rundgang durchs Restaurant und die Bar, ob alle Spuren des Vortages beseitigt waren. Sie erkundigte sich bei den Zimmermädchen ob irgendwelcher Besonderheiten und nahm dann den Platz an der Rezeption ein, wo sie bald in Tabellen und Reservierungen vertieft war. Immer wieder schlichen sich die Gedanken an Susan in ihren Kopf und natürlich auch an Cedrik. Aber viel mehr noch dachte sie immer wieder an das bevorstehende Treffen mit Simone und Herbert am Abend. Ob sie ihre Fassade aufrecht erhalten könnte, diese beiden, ihr gegenüber so herzlichen Menschen weiterhin belügen und täuschen? Hatten sie nicht ein Recht darauf zu erfahren, was wirklich geschehen war und wen eigentlich die Schuld an allem traf? Doch mit Schaudern dachte sie an die Bilder aus ihrem Traum zurück, an das wutverzerrte Gesicht Simones… und wusste mit einemmal, dass sie nichts würde sagen können. Es würde den Schmerz wohl nur noch mehren, und wem nutzte das schon? Nachdenklich tippte Marie auf den Tasten, ohne zu merken, was sie eigentlich tat.



    Schließlich fing sie sich wieder und konzentrierte sich erneut auf ihre Arbeit, so dass das Karussell in ihrem Kopf wenigstens für eine kleine Weile zum Stillstand kam.
    Es war etwa Mittagszeit, als sich die Tür öffnete und ein junger Mann schnellen Schrittes hereinkam. Marie sah kurz auf und erblickte einen adretten Mann, der etwa dreißig sein durfte, und in einen sehr edlen Anzug gehüllt war.



    Sie setzte wie mechanisch ihr Begrüßungslächeln auf und sagte: „Herzlich Willkommen in unserem Hause. Wie kann ich Ihnen helfen?“
    Der junge Mann musterte die Frau hinter der Theke eingehend und konnte nicht verbergen, dass er sehr angetan war. Er lächelte und entblößte dabei eine Reihe weißer, gerader Zähne. Sein Haar war schwarz und ordentlich, aber jugendlich frisiert. Seine Gesichtszüge waren männlich und doch sehr weich. Zwei braune Augen verrieten Entschlossenheit und Durchsetzungskraft.



    „Mein Name ist Casimir Graf. Ich habe ein Einzelzimmer reserviert. Außerdem den Tagungsraum. Sind meine Geschäftspartner schon angekommen?“ Seine Stimme war kräftig und doch von weichem Tenor, sein Ton verriet, dass er es gewöhnt war, klar und deutlich zu formulieren, was er wünschte – und dass er erwartete, es zu bekommen.
    .

    @Chrissylein, zum Frühstück wärst Du mir wohl doch etwas zu viel, höchstens zum Abendessen :roftl:p


    Luxa: Naja, es muss auch mal Kapitel geben, die nicht so wahnsinnig spannend sind, fürchte ich. Das hier ist so ein Zwischenkapitel. Mag auch daher kommen, dass wir, als wir geschrieben haben, die Kapitel zu lange gehalten haben und nun einteilen mussten ;) Eigentlich gehört der nächste Abschnitt auch noch dazu.



    Jule: Ja, es war nur ein Traum *auchgottseidanksag* und es ist somit alles noch offen. Ob der Arzt bei Susans Eltern anruft, verrate ich mal nicht ;)




    @All: Viel Spaß beim nächsten Kapitel!

    „He Jess!“ unterbrach eine Frauenstimme das Gespräch zwischen den beiden jungen Menschen.
    Tessa sah auf und erblickte eine schwarzhaarige, sehr dünne junge Frau mit langen Haaren und seltsamer, sehr dünner Kleidung.



    „Hallo Jasmin!“ sagte Jess erfreut und wandte sich dann Tessa zu. „Tessa, das ist Jasmin. Ich glaube, ich hab dir schon mal von ihr erzählt.“
    „Ein- oder zweimal, ja“, sagte Tessa und nickte Jasmin freundlich zu. „Ihr beiden seid gut befreundet, nicht wahr?“
    Jasmin nickte und kam auf Tessa zu. „Dann bist du sicher Tessa.“ Als sie deren erstaunten Blick bemerkte, lachte Jasmin und sagte: „Von dir hat Jess definitiv mehr als ein- oder zweimal erzählt. Freut mich, dich kennenzulernen.“



    Und sie streckte ihr ihre dünne, schmale Hand entgegen, die Tessa lächelnd ergriff.
    „Du fragst dich sicher, woher Jess und ich uns kennen? Naja, auf der Straße kommt man schnell ins Gespräch“, erzählte Jasmin frei heraus. „Und Jess kenne ich schon seit Jahren. Er hat noch nie so aufgeregt und oft über jemanden oder etwas gesprochen wie über dich. Eigentlich ist er eher von der stillen Sorte, verkriecht sich in seinem Schneckenhaus und malt seine Bilder, wenn er kann.“
    Tessa lächelte und Jasmin fügte hinzu: „Aber so sind wohl die meisten Männer.“



    Jess räusperte sich und sagte: „Ich muss mal auf die Toilette. Jasmin, wieso setzt du dich nicht zu Tessa und ihr unterhaltet euch etwas. Ich bin gleich wieder zurück.“
    Mit diesen Worten stand er auf und ging in Richtung Toiletten davon, während Jasmin den Stuhl nach hinten rückte und sich setzte.



    Tessa lächelte sie freundlich an. „Was hat Jess denn erzählt?“ fragte sie dann mit unverhohlener Neugier.
    Jasmin lachte. „Nur gutes, keine Angst. Er ist wirklich schwer verliebt in dich.“
    Tessa spürte ein angenehmes Kribbeln im Magen und lächelte. „Das geht mir genauso.“
    Eine Moment schwiegen beide, dann sagte Tessa langsam und vorsichtig. „Und… wie habt ihr euch kennengelernt, du und Jess?“
    Jasmin zuckte mit den Schultern. „Offengesagt weiß ich es nicht mehr. Aber wir hatten wohl dasselbe Ziel, wenn du verstehst, was ich meine…“ Sie sah Tessa offen ab. „Ich muss dir ehrlich sagen, dass ich beeindruckt von dir und deiner Einstellung bin. Es ist nicht selbstverständlich, Menschen wie Jess und mir derart vorurteilsfrei zu begegnen. Die wenigsten können das – oder wollen das. Du weißt sicher, dass ich ebenfalls süchtig bin?“
    Tessa nickte schweigend. Jess hatte ihr nicht viel von Jasmin erzählt, nur ab und an den Namen erwähnt, sie schienen gut befreundet zu sein. Sie wusste nur, dass Jasmin ebenfalls schon eine Weile im Drogensumpf gefangen war.
    Jasmin schwieg einen Moment und sagte dann. „Ich wünschte, mein Leben wäre anders gelaufen, aber das ist es nun einmal nicht. Und wenn man einmal in diesen Teufelskreis gerutscht ist, kommt man nicht mehr raus. Verstehst du das?“



    Tessa schluckte. „Ich weiß nicht. Kann man das als Außenstehende denn verstehen? Ich weiß es wirklich nicht, Jasmin. Ich weiß nur, dass ich eigentlich denke, jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Aber ich sehe ein, dass das leichter gesagt ist als getan…“
    Jasmin nickte. „Ja, das ist es. Leider. Ich hatte früher auch meine Träume, aber dann lief einfach alles schief. Mein Vater ist gestorben und meine Mutter hat sich einen Neuen genommen, der war ständig betrunken und hat mir das Leben zur Hölle gemacht. Mit sechzehn hatte ich einfach die Schnauze voll und bin abgehauen. Tja, seitdem lebe ich auf der Straße. Zuerst habe ich noch gar keine Drogen genommen, aber irgendwann hab ich damit angefangen. Es war so viel einfacher, wenn man high war. Diese ganze Kacke war so viel leichter zu ertragen. Man friert weniger, man spürt weniger – es ist alles so viel besser. Aber nur für eine Weile.“ Jasmin seufzte. „Und dann wird es noch schlimmer. Und du brauchst mehr. Viel mehr. Es scheint Dich regelrecht zu verschlingen.“
    Tessa sah sie aufmerksam an und stellte irritiert fest, dass Jess ihr solche Dinge bisher noch nie erzählt hatte und Jasmin es nach nicht einmal fünf Minuten Gespräch offen tat.
    „Aber könntest du denn keinen Entzug machen?“ fragte Tessa mit einer Vorsicht, die ihr im Umgang mit Jess zueigen geworden war und ganz automatisch kam.



    Ganz im Gegenteil zu Jess verzog Jasmin jedoch nicht wütend das Gesicht, sondern zuckte nur gleichmütig mit den Achseln. „Könnte ich vielleicht, ja. Aber wo soll ich danach denn hin? Das hier ist mein Zuhause – die Straße meine ich. Ich kenn es nicht anders. Wenn ich eine Familie hätte, zu der ich zurück kann, wäre das anders. Aber meine Mutter und mein Stiefvater sind gottweißwo. Ich hab keine Ahnung. Inzwischen bin ich zwanzig und keiner fragt danach, wo ich bin oder was ich mache.“ Sie sah Tessa aufmerksam an. „Tessa, ich weiß, du fragst dich sicher oft, wieso wir Drogensüchtigen nicht einfach einen Entzug machen. Der Entzug ist furchtbar, aber meiner Meinung nach nicht das Problem. Verstehst du – wir leben auf der Straße. Ich habe einmal einen Entzug gemacht. Und danach wusste ich nicht wohin. Und landete wieder auf der Straße. Und dort wirst du immer wieder angequatscht und bekommst Drogen angeboten.“
    Sie sah Tessa ernst an und sagte dann: „Du kannst zehnmal nein sagen, Tessa. Aber beim elften Mal – beim elften Mal wirst du schwach. So einfach ist das.“



    Tessa sah sie an und schluckte. Und zum ersten Mal seit sie Jess kannte, schien sie ein wenig zu verstehen, was in ihm vorgehen musste und was seine Beweggründe waren. Doch es schockierte sie zu erkennen, dass Jasmin recht hatte… und zu begreifen, wie wenig sie immer noch von dem Menschen, den sie so sehr liebte, wusste und kannte.



    Fortsetzung folgt.

    Kapitel 23
    Jasmin




    Am Morgen nach ihrem Geburtstag führte Tessa der erste Weg wie jeden Tag an ihr Notebook, um ihre E-Mails abzurufen.
    Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie einen vertrauten Absender an oberster Stelle stehen sah – Tru hatte geschrieben. Hastig öffnete sie die Mail und las gespannt, was Tru zu schreiben hatte.



    „Liebe Tessa! bitte entschuldige, dass ich mich gestern zu Deinem Geburstag nicht gemeldet habe. Ich habe natürlich den ganzen Tag an dich gedacht, mein Schatz, und hoffe, Du hast ordentlich gefeiert. Natürlich hatte ich einen guten Grund für meine Versäumnis. Stell Dir vor – Patricia hat gestern ihren Sohn Timothy geboren! Nun habt ihr beide am selben Tag Geburtstag! Ist das nicht wundervoll? Ich schicke Dir eine warme Umarmung. Deine Tru.“



    Tessa saß einen Moment nachdenklich vor ihrem Notebook und wusste nicht recht, was sie denken sollte. Sie freute sich für Patricia und den kleinen Timothy. Es erfüllte sie zugleich mit Faszination, aber auch mit Traurigkeit, dass er sich ausgerechnet gestern, an ihrem Geburtstag, auf den Weg gemacht hatte. Nun würde Tru sie wohl noch öfters vergessen – Timothy würde an erster Stelle stehen…



    Im nächsten Moment schalt sie sich für diese Gedanken. In Trus Herzen war genug Platz, um mehrere Menschen zu lieben, das stand fest. Vielleicht war aber auch nur ihre trübe Stimmung Schuld an derartigen Gedanken. Ihr Blick fiel auf ein weißes Kuvert, das auf ihrem Schreibtisch lag und für einen winzigen Moment huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
    Vor wenigen Tagen hatte sie wie jeden Tag völlig ahnungslos die Post aus dem Briefkasten geholt und jenes Kuvert darin gefunden.



    Es trug einen hoch offiziell aussehenden Stempel und Tessas Herz hatte einen Hüpfer gemacht, als sie den Absender las – es war ein Brief von der Fachhochschule für Journalismus! Normalerweise hätte Tessa wenige Minuten später freudig nach dem Telefonhörer gegriffen und Niklas angerufen, um ihm mitzuteilen, dass sie ab dem 01.April des kommenden Jahres offiziell eine Studentin des Journalismus sein würde. Doch Niklas war nicht mehr da – jedenfalls nicht für sie. Und seltsamerweise freute sie sich nur halb so sehr, wie sie es wohl vor einem Jahr getan hätte oder auch nur vor wenigen Wochen. Alles schien irgendwie weniger wichtiger zu sein – jedenfalls all DIESE Dinge – seit sie Jess kennen- und liebengelernt hatte.
    Natürlich hatte sie Jess die Neuigkeit am selben Tag erzählt und er hatte sich furchtbar für sie gefreut und sie lange ganz fest in den Armen gehalten.
    Tessa fröstelte. Es war kalt geworden. Sie warf einen Blick nach draußen. Es hatte zu schneien begonnen. Der Winter war gekommen.



    Etwa zwei Wochen später saß sie gemeinsam mit Jess in dem kleinen Café in der Bahnhofshalle und trank einen heißen Kaffee. Es war eisig kalt draußen, dicker Schnee bedeckte die Dächer der Häuser, und das schon seit Tagen.



    Der Advent hatte begonnen und überall in der Halle standen Bäume und kleine Weihnachtsmänner verteilt. Der Schnee schien die Vorfreude auf Weihnachten zu verstärken – doch für all jene armen Menschen, die kein festes Dach über dem Kopf hatten, bedeutete er nackten Überlebenskampf und erbärmliches Frieren. Ebenso für Jess.
    Vor einigen Tagen war Tessa schließlich ohne auf seine Proteste zu achten in den Bahnhofsshop stolziert und hatte ihm eine dicke Jacke gekauft. Sie saß zwar etwas eng, aber sie wärmte ihn – und das war das wichtigste.



    Zuerst hatte er sich geweigert, sie anzunehmen, aber dann hatte die Vernunft doch noch gesiegt. Er fror immer noch und schlotterte oft genug, wenn Tessa am Bahnhof ankam. Doch er war froh um die wärmenden Stoffhüllen um sich.
    Inzwischen war es immer dunkel, wenn Tessa und Jess sich sahen – außer vielleicht am Wochenende. Zuerst hatte Tessa sich etwas vor der Halle im Dunkeln geängstigt, doch das war längst vorbei. Inzwischen war dieser Ort für sie fast wie eine zweite Heimat geworden, vertraut und normal. Hier trafen Jess und sie sich am meisten, denn hier fiel Jess nicht auf und niemand achtete auf ihn… und auch Tessa wusste sich ungestörter als irgendwo in der City.

    Kiara: Ich muss Dich jetzt erstmal virtuell knuddeln! Vielen Dank für das Buch-Kompliment! Die geschichte war eigentlich ja auch ein Buch, zumindest mal so vorgesehen *hihi*

    Was das Kapitel selbst anbelangt, so tut mir Tessa auch irgendwie total leid. Aber ob bald fröhlichere Zeiten kommen - ich denke eher nicht. Ich weiß, dass Tessa gerne nochmal das Gespräch mit Jess suchen würde, aber er ist da sehr starrsinnig und hat auch irgendwie seine Gründe dafür. Es ist eben eine Sucht und ich nehme an, Heroin ist so das schlimmste, was man nehmen kann oder mit das schlimmste :(

    Also Kiara - lieber noch ein paar Taschentüchlein auf Vorrat legen erstmal. :rollauge

    Übrigens einen dicken Knuddler für die liebe BN, die Du gschrieben hast. Hab sie die Tage erst gesehen und mich tierisch gefreut!




    Luxa: Ob Jess nur deswegen nicht da ist, war natürlich die große Frage. Aber Du hast recht - die Seifenblase ist buchstäblich geplatzt!

    Und ich habe eine gute Nachricht für Dich - heute lernst Du das Mädchen kennen! :) Und danke auch für Dein Lob bzgl Buch! WENN bekämt ihr BEIDEN eine Erstausgabe, aber das wird wohl reine Träumerei bleiben *lach*



    @ineshnsch: Ja, das wäre was gewesen, wenn ihre Eltern aufeinmal vorbeigekommen wären - WENN es denn wahr gewesen wäre.
    Ob für Tessa glücklichere Tage kommen, ist fraglich, zumindest erstmal. Aber was mit Tru los was, erfahrt ihr heute!

    Danke für Deinen Kommi!



    @All: Bitte entschuldigt, dass es mit der Fortsetzung zurzeit etwas länger dauert! Ich fürchte aber, ich werde auch in Zukunft mein bisheriges Tempo nur schwerlich halten können, weil ich echt wahnsinnigen Stress privat und beruflich habe und das wird eher noch schlimmer denn besser. Also wundert euch nicht, wenn die Abstände zwischen den Online-Stellungen etwas länger dauern werden. Die Geschichte ist übrigens noch lange nicht fertig und ihr könnt euch noch auf eine ganze Weile mit mir und Tessa freuen.

    Aufgabe 2

    Hochzeit Sandra Heinrich und Tom Schuster




    Sandra und Tom kennen sich schon seit fast zehn Jahren und wenn man ihre Freunde fragt, wird es inzwischen auch allerhöchste Zeit, dass sie endlich unter die Haube kommen.

    Doch nach so langer Wartezeit auf den richtigen Zeitpunkt und den großen Tag wollen sie natürlich nichts dem Zufall überlassen! Darum haben sie sich auch vertrauensvoll an Patricia McAllistor gewandt, damit diese ihnen bei der Planung der Feier mit Rat und Tat zur Seite steht.

    Modemäßig sind die beiden nicht ganz auf der Höhe, darum nehmen sie Patricia natürlich zum Einkaufen mit. Zuerst bespricht diese mit ihnen, was sie sich in etwa vorgestellt haben. Dann ist zuerst Tom mit Aussuchen dran. Er schildert Patricia, wie sein Anzug sein soll - schlicht und mit Krawatte.



    Na, da sollte sich doch etwas finden lassen! Nachdem Tom seinen Anzug ausgewählt hat und ihn vehement vor den Augen seiner Liebsten verbergen möchte, kommt Sandra an die Reihe. Tom verschwindet derweil natürlich nach draußen.

    Auch Sandra hat klare Vorstellungen und darum ist der erste Griff direkt der richtige - sie ist begeistert von dem bauschigen, goldfarbenen Traum, den Patricia ihr in die Kabine gereicht hat.



    Viel schwieriger jedoch als die Frage nach dem richtigen Outfit finden beide die Wahl der richtigen Location. Es soll recht schlicht sein, nicht pompös oder allzu kitschig, dennoch aber etwas besonderes und wenn möglich mit soviel Natur wie nur möglich.

    Da hat Patricia natürlich sofort eine zündende Idee - sie kennt da ein lauschiges Plätzchen, das wie geschaffen für solche Feiern ist. Also organisiert sie alles, was organisiert werden muss, Sandra und Tom wollen sich derweil überraschen lassen.

    Am Tag der Hochzeit kommen sie also gespannt wie die Flitzebogen an den Ort, den Patricia ihnen genannt hat. Sie sind begeistert, als sie sehen, was Patricia sich ausgedacht hat!



    Der mit bunten Blumen und mächtigen Bäumen geschmückte Garten wird der Ort sein, an dem sie sich unter dem dunkelrot dekorierten Hochzeitsbogen das Ja-Wort geben sollen.



    Danach wird man nur wenige Meter daneben einen leichten Snack, Kaffee und Kuchen und kleine Happen, zu sich nehmen und die warme Mittagssonne genießen.



    Am Abend jedoch wird sich die Hochzeitsgesellschaft in den Pavillon zurückziehen, der im Laufe des Nachmittags noch eingedeckt wird, bevor ein Cateringunternehmen das Abendessen servieren wird.



    Aus dem Pavillon hat man einen herrlichen Blick in den Garten und fühlt sich, als säße man unter freiem Himmel, obgleich man geschützt und vom Wetter unabhängig ist.

    Sandra und Tom sind überglücklich, denn Patricia hat mit der Wahl der Location total ihren Nerv getroffen! Sehen beide nicht blendend in ihren schicken Kleidern aus? Besonders Sandra ist wirklich eine bezaubernde Braut, das muss Patricia mit Stolz zugeben - und sie hat schon viele Bräute gesehen!



    Während sich Braut und Bräutigam überglücklich in die Arme fallen und am Hochzeitsbogen auf das Eintreffen ihrer Gäste warten, muss sich Patricia bereits wieder verabschieden - obwohl sie normalerweise den ganzen Tag bleibt, hat sie heute noch einen weiteren, sehr wichtigen Termin... aber sie weiß die beiden in guten Händen. So macht sie sich zufrieden, einem erneuten Brautpaar den perfekten Hochzeitstag ermöglicht zu haben, auf den Weg zu ihren nächsten Kunden...

    Mh, leider klappt es bei mir immer noch nicht, oder ich mach was falsch bzw. es ist eine Einstellung auf meinem PC. Wenn ich auf den Link klicke, steht bei mir dann:

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    Sims2 Packager 1.0Was kann das sein???

    Als es sieben Uhr war, blitzte und blinkte die Wohnung wie eine Speckschwarte. Kein Krümel war mehr zu finden, jedes Buch stand gerade im Regal.
    Marie seufzte erleichtert auf und wanderte ins Badezimmer, um zum zweiten Mal an diesem Morgen zu duschen.



    Als sie gerade das Wasser abstellte, hörte sie das schrille Klingeln des Telefons. Sie schlüpfte in Windeseile in ihre Unterwäsche und stürzte dann zum Telefon.
    „Ja?“
    „Marie? Hier ist Simone“, hörte sie die Stimme am anderen Ende der Leitung. Marie hatte das Gefühl, als ob ihr Herz für eine Sekunde aussetzen würde.



    „Simone? Was… was ist los?“ krächzte sie in den Hörer.
    „Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?“ erkundigte sich Simone fürsorglich.
    „Nein, nein“, erwiderte Marie und spürte, wie sie sich ein wenig entspannte. Wäre etwas Schlimmes geschehen, hätte Simone wohl keine Gedanken für solche Nachfragen. Oder?
    „Simone… ist etwas mit Susan? Gibt es etwas Neues?“
    „Nein, Marie-Schatz“, sagte Simone mit müder Stimme. „Es ist alles beim alten. Ob das gut oder schlecht ist, kann ich selbst nicht einschätzen. Aber zumindest hat sich ihr Zustand nicht verschlechtert. Der Arzt sagt, er sei ganz zuversichtlich, dass sie bald wieder zu sich kommt.“
    Marie schluckte. Seit Susans Unfall waren zehn Tage vergangen und seither lag sie im Koma. Der Arzt meinte, das sei nach solchen Kopfverletzungen nahezu normal und sogar gut für ihren Heilungsprozess, da der Körper so die nötige Ruhe bekäme. Dennoch war es jedes Mal wieder furchtbar erdrückend, die sonst so lebensfrohe, agile junge Frau so furchterregend verkabelt und leblos in diesem Zimmer liegen zu sehen, durch mehrere Maschinen mehr oder minder am Leben erhalten.
    Marie versuchte krampfhaft, dieses Bild aus ihrem Kopf zu verdrängen.



    „Ich rufe nicht deswegen an, Marie“, sagte Simone schnell. „Ich werde nur gleich zur Klinik fahren und wollte dich vorher erwischen. Ich wollte dich fragen, ob du nicht heute nach Feierabend zu einer Tasse Tee vorbeikommen willst? Weißt du… es tut uns einfach gut, wenn du bei uns bist. Das Haus ist im Moment so still. Und gemeinsam trägt sich die Last doch besser als alleine, nicht wahr?“
    Marie schluckte. Wenn Simone ihr gegenüber so nett und freundlich war, spürte sie ihre Schuld doppelt so schwer auf ihren Schultern lasten.



    Dennoch konnte sie Simone nicht absagen. Wie hätte sie das begründen sollen? Und eigentlich sehnte sie sich auch nach der Nähe von Susans Eltern – denn Simone hatte recht, gemeinsam trug sich die Last besser.
    Also antwortete Marie schnell: „Ja, Simone, natürlich. Ich komme nach der Arbeit bei euch vorbei, sehr gerne.“
    „Gut“, sagte Simone. „Ich freue mich schon darauf. Bis dann, Marie.“
    „Bis heute Abend, Simone…“



    Marie legte den Hörer auf und ging zurück ins Badezimmer, um sich für die Arbeit fertigzumachen.
    Eine halbe Stunde später war sie ordentlich gekleidet und frisiert und hatte es sogar geschafft, sich mit einer Menge Schminke halbwegs frisch aussehen zu lassen.
    Simone hatte scharfe Augen und sollte heute Abend nicht sehen, wie schlecht es Marie eigentlich ging.



    Fortsetzung folgt.



    Text und Fotos by Innad

    Kapitel 14
    Schuldgefühle



    Sie fuhr hoch und sah sich um. Es war dunkel im Zimmer. Der Schweiß lief ihr am Rücken herab, ihr Herz raste so sehr, dass sie es in den Ohren hörte und ihr Atem ging schnell und keuchend.



    Zitternd fingerte sie nach dem Lichtschalter und spürte, wie sich ihr Körper ein wenig zu entspannen begann, als das warme Licht der Nachttischlampe den Raum erhellte.
    „Es war ein Alptraum“, flüsterte sie zu sich selbst. „Nicht mehr, Marie. Nur ein Alptraum…“
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war fünf Uhr morgens.
    Stöhnend setzte Marie sich auf die Bettkante und strich sich die feuchten Haare aus der Stirn. Es war nicht die erste Nacht, in der sie derart furchtbare Träume verfrüht aus dem Schlaf rissen.



    Gestern Abend musste sie mal wieder über ihren Grübeleien eingeschlafen sein, denn sie trug nicht ihren Pyjama, sondern immer noch die Unterwäsche des Vortages. Wie so oft hatte sie sich wohl nur aufs Bett gelegt und war über ihrem Nachdenken eingeschlafen. Unendliche Müdigkeit war seit Tagen ihr steter Begleiter.
    Sie stand auf und ging zielstrebig zu ihrem Telefon. Keine Anrufe. Sie atmete auf. Das bedeutete, keine schlechten Nachrichten aus dem Krankenhaus.



    Nach jedem dieser Träume führte ihr erster Weg sie zu ihrem Telefon oder Handy. Jedesmal hatte sie das beklemmende Gefühl, die Träume seien etwas wie ein schlechtes Omen, aber bisher hatte sich das noch nicht als wahr erwiesen – dem Himmel sei Dank.
    Unschlüssig stand Marie in ihrer Wohnung, den Telefonhörer in der Hand. Es war eigentlich noch zu früh zum aufstehen, aber einschlafen würde wohl auch keinen Sinn mehr machen.
    Allmählich schien sie sich an den Schlafmangel fast zu gewöhnen.
    Sie rieb sich die Augen und merkte, dass sie fröstelte. Zwar hatte der Hausverwalter vorgestern endlich die Heizung angestellt, aber selbst die voll aufgedrehten Heizkörper konnten die Kälte in ihr nicht vertreiben.
    Marie tapperte in Richtung Badezimmer und warf einen Blick in den Spiegel. Sie sah furchtbar aus – wie in letzter Zeit fast immer. Augenringe hatten ihre sonst so großen, braunen Augen jeder Faszination beraubt. Ihre Wangen wirkten leicht eingefallen und ihr brauner Hautton war einer ungewohnten Blässe gewichen.
    Seufzend schälte sie sich aus dem feuchten Nachthemd und drehte die Dusche auf.



    Unter dem heißen Wasserstrahl merkte sie, wie sich ihre Muskeln langsam entspannten. Immer wieder seifte sie sich ein und versuchte, die beängstigenden Worte aus ihrem Traum „Ihr seid mit meinem Blut besudelt“ aus ihrem Gedächtnis zu verdrängen.
    Nachdem sie das warme Wasser etwa zehn Minuten über ihren Körper hatte laufen lassen, zog sie sich einen leichten Sportanzug an und machte sich an die Hausarbeit.



    Seit Susan verunglückt war, schien sie darin einen Halt zu finden. Noch nie war ihre Wohnung so sauber und ordentlich gewesen wie zurzeit – und Marie war schon immer ordentlich gewesen.
    So schubberte sie mal wieder die Fliesen ihrer Küche, bis ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Es war, als wolle sie sich damit reinwaschen.



    Die Ordnung schien ihr die Struktur zurückzugeben, die der Rest ihres Lebens so schmerzlich und plötzlich verloren hatte.
    Es erschien Marie tröstlich, dass wenigstens noch jede Lampe und jedes Buch auf ihrem ihm zugedachten Platz stand, wenn schon in ihrem Leben nichts mehr da war wo es hingehörte.

    @ineshnsch: Ja, Du hast es total gut erfast, wie immer. Marie ist von der Schuld erdrückt, die sie selbst sich am Unfall gibt. Und auch die anderen machen sie in diesem Kapitel schuldig, sehen den Fakt, dass ihre und Cedriks "Entgleisung" jene Kette unglücklicher Vorfälle ausgelöst hat, die zu Susans Tod geführt haben.

    Wie viel daran Fiktion ist und wie viel Wahrheit, erfahrt ihr im kommenden Kapitel!



    Rivendell: Hihi, da haben wir wohl voll deinen Geschmack getroffen, was? Freut mich sehr, dass es Dir so gut gefallen hat und die Atmosphäre gut rübergekommen ist :)

    Was Deine vermutung angeht, ich denke, die Lösung wird heute ersichtlich sein :) Danke für Deinen Kommi!



    jessy1192005: Es freut uns total, Dich hier als neues "Gesicht" zu sehen und vor allem, dass Dir die Story gefällt!

    Was Susan betrifft, da hast Du recht, sie war immer etwas "lockerer." Aber warum sie in dieser Nacht weggelaufen ist, wissen wir ja gar nicht. Dass sie vor Cedrik weggerannt ist, kann auch erstmal nur der erste Schreck gewesen sein. Immerhin hat der vorher ja auch ein bißchen seltsam über sein "Abenteuer" gesprochen. WAS Susan genau dazu getrieben hat, dann nachts spazieren zu gehen, weiß man noch nicht und ich denke, so lange Susan nicht wieder in Ordnung ist, wird es ihr Geheimnis bleiben.

    Ob Du mit Deiner Vermutung bzgl Susans Vater recht hast, verrate ich mal nicht ;)


    Danke für Deinen Kommi!



    Luxa: Stimmt, da hast Du recht :)




    @All: So es geht heute weiter und ich denke, es wird auch auflösen, was Fiktion und Wahrheit war! Es freut uns übrigens immer wieder total zu sehen, was ihr so in die Kapitel hineininterpretiert, wie ihr sie seht. Das spornt uns richtig an, vielen Dank dafür! Und nun viel Spaß beim nächsten Kapitel!

    Eine tolle und lange Fortsetzung!

    Penelope - da fällt mir nix mehr ein :( Natürlich kann ich ihren Schmerz verstehen. Und ich weiß auch, dass man in solchen Situationen manchmal einfach jemanden braucht, der schuld ist. Aber ihre Worte und ihre Reaktion ist schon hart. Die arme Anna, das ist doch das allerletzte, was sie braucht. Ich finde es gut, dass Rose Penelope da nochmal ins Gewissen geredet hat.

    Ich hoffe, Penelope wird irgendwann einsehen, dass Anna nicht an Max´ Tod schuld ist und es ein Unfall war. Und wird sich bei Anna entschuldigen.

    Anna selbst tut mir immer mehr leid, ehrlich gesagt. Justus und seine blöde Mutter haben ja wohl einen Vollschaden. Ich frage mich auch, ob in diesem Gesöffs nicht irgendwas mit drinnen ist. Ich meine, anscheinend verabreichen sie Herbert ja auch schon lange ne gewisse Dosis.

    Anna wäre echt besser mit Max abgehauen. Das ganze ist so wahnsinnig vertrackt und ich frage mich, wo das alles noch hinführen wird...

    Rose hat nun also ein Haus "geerbt" sozusagen. Ich verstehe aber eines nicht ganz - Annabelle ist alt genug, um schon zu heiraten und Kinder zu kriegen, aber die gleichaltrige Rose ist zu jung, um alleine zu wohnen...? Beisst sich das nicht oder ist das auch wieder nur der Adelsstand von Annabelle, der das ausmacht? Daran sieht man jedenfalls, dass Annabelle eigentlich auch noch ihre Jugend genießen sollte und total in die Klemme geraten ist. Blöder Adel :angry

    Ich bin echt gespannt, wie es weitergehen wird. Im Moment hab ich echt keine Idee, ich bin mir aber recht sicher, dass Max´ Tod noch irgendeine Konsequenz haben wird... und hoffe sehr, dass Annabelle doch noch glücklich wird und ihren bescheuerten Mann und seine ganze Sippschaft auf den Mond schießt :D

    Tessa räusperte sich, gewann ihre Fassung zurück und stand auf, die anderen taten es ihr gleich. Sie versuchte, niemanden merken zu lassen, dass es ihr nicht nach feiern oder Geburtstagkuchen essen zumute war, sondern eher zum Weinen.
    Traurig richtete sie ihren Blick auf den bunten, so fröhlich aussehenden Kuchen.



    Es war nur ein Traum gewesen. Mehr nicht. Nur einer dieser unsinnigen Tagträume, die sie so oft erfüllten.
    Sie schob den Gedanken an Jess beiseite, holte tief Luft und pustete die Kerzen mit einem Zug aus.
    „Wünsch dir was! Wünsch dir was!“ rief Britta fröhlich und klatschte in die Hände. Tessa lächelte müde. Was sollte sie sich schon wünschen? Sie hatte nur einen einzigen Wunsch in ihrem Herzen, und es lag wohl kaum in der Macht einer Geburtstagtorte, diesen zu erfüllen. Diese Macht hatte nur ein Mensch – und genau dieser war heute nicht hier. Konnte nicht hier sein... und wie schmerzlich sie ihn vermisste, vermochte nur sie alleine zu sagen.



    Lustlos stocherte sie in demStück Torte herum und hatte Mühe, es hinunter zu bringen. Ihre Gäste unterhielten sich derweil angeregt und kaum jemand schien zu bemerken, dass Tessa sich nicht am Gespräch beteiligte.
    Wer außer ihr hätte auch jene Lücke bemerken sollen, die er hier hinterließ, die er hätte ausfüllen sollen? Er hätte an jenem Tage bei ihr sein sollen, ihn alleine hätte sie gebraucht und herbei gesehnt.
    „Tessa, wir werden uns dann auf den Heimweg machen“, drang die Stimme ihrer Mutter an ihr Ohr. „Wir müssen morgen ja beide früh raus und es ist schon spät.“
    Tessa drehte den Kopf langsam zu ihren Eltern. „Ist schon gut, kein Problem“, sagte sie nur langsam.
    „Ich würde noch ein Weilchen bleiben, wenn du magst“, sagte Britta und sah Tessa aufmerksam an. Diese nickte und sagte. „Ja, ist gut.“



    Nachdem Britta ihr geholfen hatte, die benutzten Teller und den Rest der Torte wegzuräumen, setzten sich beide Frauen auf die Couch und Britta begann ein belangloses Gespräch über Gott und die Welt mit Tessa. Britta war eine Arbeitskollegin von Tessa, mit der diese sich recht gut verstand. Natürlich hatten sie nie tiefergehende Gespräch geführt, aber um ihre Eltern nicht völlig zu verunsichern, hatte Tessa entschieden, auch Britta zu ihrer kleinen Feier einzuladen. Ihre Eltern sollten nicht merken, wie sehr ihre Tochter in den letzten Wochen vereinsamt war. Es war schon schwierig genug gewesen, ihrer Mutter zu erklären, warum der Kontakt zu Niklas eingeschlafen war. Von diesem hatte sie seit dem Streit nichts mehr gehört – und war froh darum.
    Auch wenn Britta nichts von Tessas schwerwiegenden Problem wusste, schaffte sie es mit ihrer lockeren Art, diese die kommenden zwei Stunden ein wenig abzulenken. Tessa spürte regelrecht, wie gut es ihr tat, auch einmal einige andere Gedanken in den Kopf zu bekommen, sich ablenken zu können, sich normal zu fühlen… oder fast…



    Schließlich warf Britta einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits zehn Uhr in der Nacht war. Tessa hatte am nächsten Tag freigenommen, doch Britta musste los. Die beiden verabschiedeten sich herzlich voneinander. Dann war Tessa wieder alleine. Die Stille der Wohnung schien erdrückend. Sie setzte sich erschöpft auf die Couch und spürte, wie ihre Gedanken sich erneut im Kreis zu drehen begannen.
    Es war ihr erster Geburtstag ohne Tru. Der erste Geburtstag ohne eine selbstgebackene, mit Liebe verzierte Torte… und so vielem mehr, was Tru ausgemacht hatte.
    Das schlimmste jedoch war, dass Tru sich noch nicht einmal gemeldet hatte. Vermutlich war sie einfach zu sehr in ihrer Arbeit gefangen. Es war später November, sie war erst seit zwei oder drei Wochen in New York… sie hatte wohl einfach keine Zeit gehabt, um anzurufen… dann kam auch noch die Zeitverschiebung hinzu… und trotzdem schmerzte es Tessa, dass ihre Ziehmutter sie vergessen zu haben schien… wie schnell das doch ging…
    Es war auch der erste Geburtstag ohne Niklas… ohne seine kessen Sprüche und seine humorvollen Einfälle, die er immer gehabt hatte. Vor zwei Jahren, als Tessa achtzehn geworden war, hatte er eine riesige Überraschungsparty für sie geschmissen… das schien Ewigkeiten her zu sein. Es wirkte mehr als nur irreal. Wie aus einem anderen Leben. Aber war es das nicht auch?
    Vor ihrem inneren Auge sah Tessa die Bilder aus ihrem Tagtraum auftauchen. Sie schien Jess förmlich bei sich zu spüren. Seine Hände auf ihrer Haut, seinen zärtlichen Blick auf sich ruhend. Der Tag hätte so perfekt sein können… mit ihm…



    Und als die Bilder und die Wärme in ihr zu verblassen begannen, rollte Tessa sich auf dem Sofa zusammen und begann leise zu weinen… es waren Tränen, die niemand sah und die niemand trocknete… denn sie war allein. Völlig allein.



    Fortsetzung folgt