Diese starrte den seltsamen Mann noch einen Augenblick an und seufzte dann. Von ihm war nichts zu erfahren, das war klar. Offenbar war er gerade auf einem astreinen Trip und wusste nicht einmal mehr seinen eigenen Namen, geschweige denn, wer oder wo Jess war.
Die Warnung des Mannes überhörte sie geflissentlich. Ohnehin gab es jetzt kaum ein Zurück mehr. Und wenn alle anderen Dark Hellows so gefährlich waren wie dieser Zeitgenosse, waren Jasmins Befürchtungen wohl etwas übertrieben gewesen. Vielleicht handelte es sich hier einfach nur um eine Gang, die sich zusammentat, um sich gemeinsam zu helfen… und ihre etwas seltsame Art und Weise, aufzutreten, brachte ihr diesen schlechten Ruf ein, versuchte Tessa sich selbst zu beruhigen und drehte sich langsam wieder um. Am anderen Ende des Raumes konnte sie an der Seite eine schmale Treppe ausmachen, die offenbar in die oberen Stockwerke führte, aus denen sie inzwischen nicht nur Musik sondern auch leise Stimmen erkennen konnte.
Wenn sie Jess finden würde, dann wohl kaum hier unten, sondern dort oben, wo offenbar mehrere Leute waren.
Langsam ging sie auf die Treppe zu und versuchte, einen Blick nach oben zu erhaschen, was ihr aufgrund der Dunkelheit nicht möglich war. Also blieb ihr keine Wahl, als einfach nach oben zu gehen und sich in die Höhle des Löwen zu wagen.
Mit zittrigen Knien stieg sie also die Treppe nach oben. Die Musik wurde lauter, dazwischen war das Gemurmel verschiedener Stimmen zu hören.
Doch zu sehen war auch hier zuerst niemand. Langsam ging Tessa einige Schritt vorwärts und wandte sich nach rechts. Ihre Augen hatten sich inzwischen soweit an das Dämmerlicht im Raum gewöhnt, dass sie einige auf dem Boden sitzende Grüppchen an Menschen erkannte. Vorsichtig ging sie auf diese zu. Die erste Zweiergruppe beachtete sie gar nicht. Entweder waren sie zu sehr in ihr Gemurmel vertieft oder erlebten gerade ähnliche Dinge wie der hagere Mann von der Couch im Untergeschoss. Jedenfalls beachteten sie Tessa nicht im geringsten, so dass diese schließlich einfach an ihnen vorbeilief und sich weiter in den Raum wagte.
Überall standen Trennwände aus Plastik verteilt, die den einzelnen Grüppchen offenbar Schutz boten. Des Weiteren waren auch im oberen Stockwerk überall auf dem Boden Spritzen und Kanülen zu finden. Das Licht vieler roter Kerzen erhellte den Raum nur spärlich.
Tessa blieb unschlüssig vor einer dieser Trennwände stehen, hinter der sie eine etwas größere Gruppe an Menschen auf dem Fußboden sitzend ausmachen konnte.
Sie lauschte den gedämpften Stimmen und horchte mit einemmal auf. War das nicht die Stimme von Jess gewesen, die sie aus der Richtung der größeren Gruppe vernommen hatte?
Ohne weiter nachzudenken erhob sie ihre Stimme und rief in den stillen Raum hinein: „Jess? Jess, bist du das? Ich bin`s – Tessa! Jess?“
Im selben Moment biss sie sich auf die Lippen. Ihr war klar, dass dieser Ausruf wohl nicht besonders klug gewesen war. Doch es war nicht mehr zu ändern.
Beiträge von Innad
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Kapitel 30
In der FalleIch liebe dich, du Seele, die da irrt
im Tal des Lebens nach dem rechten Glücke,
ich liebe dich, die manch ein Wahn verwirrt,
der manch ein Traum zerbrach in Staub und Stücke.Ich liebe deine armen wunden Schwingen,
die ungestoßen in mir möchten wohnen;
ich möchte dich mit Güte ganz durchdringen,
ich möchte dich in allen Tiefen schonen.
C.Morgenstern
Tessas Hand zitterte, als sie die eisigkalte, vom Schnee feuchte Türklinke berührte.
Für einen Moment zögerte sie noch einmal, dann drückte sie die Klinke entschlossen nach unten und war für einen Augenblick fast überrascht, dass sich die Tür sofort öffnete.
Im Inneren des Gebäudes war es dunkel. Die eben noch gedämpfte Musik drang ihr nun lauter entgegen, schien aber aus einem der oberen Stockwerke zu kommen.
Langsam und vorsichtig machte Tessa einige Schritte in das Gebäude hinein.
Ihr Herz klopfte ihr bis zum Halse und ihre Augen wanderten unruhig hin und her, doch es war so dunkel im Raum, dass sie zunächst kaum etwas zu sehen vermochte.Mit einem lauten „Rumms“ fiel die Tür hinter ihr ins Schloss und Tessa schrak heftig zusammen und konnte sich nur im letzten Moment einen erschrockenen Aufschrei verkneifen. Sie spürte, wie weich ihre Knie mit einemmal waren. Es fiel ihr schwer, sich aufrecht zu halten und sie wagte kaum zu atmen und lauschte in den dunklen Raum hinein. Doch außer der Musik aus den oberen Etagen war nichts zu hören.
Ganz allmählich begannen ihre Augen sich an das Dämmerlicht im Raum zu gewöhnen und sie konnte schemenhaft wahrnehmen, was sich um sie herum befand.
Der Raum schien relativ leer zu sein. Einige Trennwände waren nur noch bruchstückhaft erhalten und standen in fast surrealistischer Art und Weise mitten in den offenen Raum hinein.
Tessa konnte erkennen, dass verschiedene Dinge – Müll? – auf dem Boden verstreut lag. Außerdem erkannte sie einige abgenutzte und teils seltsam anmutende Möbelstücke.
Das einzige Licht im Raum wurde von einigen wenigen Kerzen verbreitet, die auf dem Boden aufgestellt worden waren und innerhalb dieser Wände alles andere als Behaglichkeit symbolisierten.
Vorsichtig ging Tessa weiter, setzte behutsam einen Schritt vor den anderen, bis irgendetwas unter ihrem Schuh krachte und zerbrach und sie erschrocken zurückwich.
Als sie betrachtete, was vor ihr lag, holte sie tief Luft, denn es war eine Spritze – und es war nicht die einzige, die hier auf dem Boden verstreut lag.
„Na Prinzesschen?“ tönte da eine raue, männliche Stimme von irgendwoher aus dem Raum und diesmal entwich Tessa wirklich ein leiser Aufschrei. Sie fuhr herum, um die Quelle der Stimme auszumachen und erkannte eine männliche Gestalt, die einige Meter entfernt auf einer Couch lag. „Komm ruhig näher, ich tu dir nichts“, fuhr die Stimme fort und Tessa ging vorsichtig ein paar Schritte näher, so dass sie das Gesicht des Mannes erkennen konnte.
Es war ein ausgemergeltes, hageres Gesicht mit tiefen Furchen. Die Augen des Mannes wirkten im Halbdunkeln als besäßen sie keine Pupillen, als stammten sie nicht von einem menschlichen Wesen. Er lag auf der Couch ausgestreckt, hatte den Kopf in seine Hand gestützt und starrte ins Leere.Als er merkte, dass Tessa näher an ihn herangetreten war, setzte er sich langsam auf und beäugte sie im schummrigen Licht der hinter ihr brennenden roten Kerzen skeptisch.
„Ich kenne dich nicht“, stellte er dann nüchtern fest.Tessa schluckte und spürte, wie ihre Hände zu zittern begannen. Sie beobachtete den Mann genau, doch er starrte wieder ins Leere und schien keine Anstalten zu machen, ihr gefährlich zu werden. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und fragte mit dünner Stimme:
„Kennst du zufällig einen Mann namens Jess?“
Der Mann sah wieder zu ihr auf und schwieg einen Moment, dann erwiderte er: „Hab ich noch nie gehört. Wer soll das sein?“
Tessa erwiderte nichts und blieb unschlüssig vor dem Mann stehen, bis dieser sie wieder anschaute und sagte: „Ich denke nicht, dass du hierher gehörst, Prinzesschen. Wir mögen keine Fremden. Du solltest besser gehen.“
Tessa schluckte erneut und sagte dann langsam: „Ich suche ja auch nur Jess… und… woher willst du wissen, dass ich eine Fremde bin?“
Der Mann sah sie einen Moment ausdruckslos an, dann fing er gackernd an zu lachen, so dass Tessa eine Gänsehaut überlief.
„Prinzesschen, frag nicht so blöd. Dass du nicht hierher gehörst, sieht man dir an, man riecht es förmlich. Also mach, dass du weg kommst. Sind ja nicht alle hier so lieb wie ich, und das bin ich auch nur, weil mein Schuss gerade so gut war… Und jetzt geh und lass mich allein…“
Und er legte sich wieder zurück in seine Ausgangsposition und ignorierte Tessa völlig. -
Llynya: Du hast recht, ich denke auch, wenn Tessa jetzt umdrehen würde, das wäre für sie immer etwas unverzeihliches. Aber weitergehen ist auch sehr riskant, das stimmt.
Danke für Deinen Kommi!
@All: Hey, verlasst ihr mich langsam alle :rollauge? Wird es euch zu spannend? :p
Trotzdem gehts heute weiter! -
Hallo Llyne,
zwei tolle Fortsetzungen mal wieder! Dass Liz eine alte Freundin getroffen hat, freut mich. Es ist schön, alte Bekanntschaften wieder aufleben zu lassen. Wieso Tobi da so verhalten reagiert? Ist er eifersüchtig oder hat es mit Liz direkt zu tun?
Und was da wohl geraschelt hat in der Garage? War es nur eine Maus oder war es etwas anderes?
Die Bilder sind wie immer toll und auch der Text ist super! Ich freu mich auf mehr!
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Mit einemmal waren alle Bedenken erneut wie fortgewischt und ohne weiter nachzudenken setzte Tessa langsam einen Fuß vor den anderen und wagte sich in die schmale, dunkle Gasse zwischen den beiden Gebäuden.
Als sie fast am Ende der Gasse angekommen war, versperrte ihr nichts mehr die Sicht.
Sie schnappte für einen Augenblick nach Luft, als sie das Gebäude, das nun gespenstisch vor ihr lag, gut versteckt hinter den höheren Geschäftshäusern, in seiner vollen Größe erkannte.
Schwarz und mächtig hob es sich gegen die blendend weiße Schneedecke und den Nachthimmel ab. Die sanften Flocken, die um es herum herab fielen, konnten seinen Schrecken nicht mindern, mehrten ihn sogar auf seltsame Weise.
Wie angewurzelt blieb Tessa in einigen Metern Entfernung stehen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Halse und sie spürte die Angst in ihren Eingeweiden heraufkriechen.
„Da drinnen ist Jess“, hämmerte es in ihrem Kopf.
Wieder bewegten sich ihre Füße ganz wie von selbst weiter auf das Gebäude zu. Sie konnte gedämpfte Musik wahrnehmen, die aus dem Inneren kam.
Langsam näherte sie sich dem Gebäude und suchte vergeblich nach einem Eingang. Es dauerte einige Minuten bis sie realisierte, dass sie sich offenbar auf der Rückseite befand. Nachdem sie vorsichtig um die Ruine geschlichen war, entdeckte sie auf der Straßenseite eine unscheinbare, abgenutzte Tür. Unsicher blieb Tessa vor dieser stehen.Was sollte sie jetzt tun? Einfach die Tür öffnen und dort hinein spazieren wie in einen Supermarkt? Was würde sie hinter dieser Tür erwarten? Und was, wenn Jess gar nicht hier war…warum auch immer?
Gerade wollte sie die Hand nach der Klinke ausstrecken, als von innen ein lautes Gepolter und ein kurzer Schrei zu hören waren.
Erschrocken zog sie ihre Hand wieder zurück und verzog ängstlich das Gesicht.Was sie hier tat, war der helle Wahnsinn, das wurde ihr bewusst. Doch sie war so nahe am Ziel…würde sie es sich jemals verzeihen, in diesem Augenblick den Rückzug angetreten zu haben?
Ihr Herz schlug ihr bis zum Halse und die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich.
Was sollte sie nur tun?
Unsicher starrte sie auf ihre vom Schnee bedeckten Schuhspitzen, dann atmete sie tief durch und sah auf. Mit einemmal schien die Klarheit in ihren Geist zurückgekehrt zu sein.Es gab nur einen vernünftigen und richtigen Weg zu handeln… und diesen würde sie nun gehen, komme, was wolle…
Fortsetzung folgt.
P.S. Die Ruine hat übrigens kein Dach... das war kein Fotofehler
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Kapitel 29
LosgelöstIn manchen Extremsituationen schalten sich unsere Gedanken aus. Oder sie drehen sich nur noch um einen einzigen fixen Punkt, wie festgefahren in ihren eigenen, wahnsinnigen Monotonie. Alles blendet sich aus. Nichts dringt mehr an uns. Düfte, Töne oder Stimmen – wie weggewischt. Wie hypnotisiert bewegen sich unsere Glieder, hebt sich unsere Brust auf und ab. Getrieben. Getrieben nur von dem einen, einzigen Gedanken… der uns in Besitz genommen hat. Der genährt wird von einem alles durchdringenden, existentiellen Gefühl.
Ist es Angst? Ist es Liebe? Oder vielleicht nur Wahnsinn?
Wie ausgeblendet schien auch die Welt um Tessa zu sein Fast mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie bemerkte nichts um sich. Die Autos fuhren an ihr vorbei, ohne dass sie diese realisierte, die Welt drehte sich weiter, ohne dass sie ihr Beachtung schenkte.
Sie war nur getrieben von einem Gedanken – sie musste Jess finden.
Er war in unmittelbarer Gefahr, er wollte eine große Dummheit begehen. Sie spürte regelrecht, dass er sie brauchte. Sie musste ihm alles sagen, bevor es zu spät war. Sie musste ihn davon abbringen, diese Dummheit zu begehen.
Wer konnte das jetzt noch… wenn nicht sie? Und wenn sie ihn gefunden hätte…dann… würde vielleicht doch noch alles gut werden…Der Schneefall war stärker geworden, doch auch dies fiel Tessa nicht auf. Ihre Schritte trieben sie zielgerichtet in das Viertel, von welchem Jasmin gesprochen hatte. Irgendwo in der Nähe des Güterbahnhofs… dieses Abbruchhaus, das sich „5th Scene“ nannte, konnte praktisch überall und nirgends sein. In diesem Viertel gab es einige Wohnblocks mit Geschäften. Es war nicht das beste Viertel der Stadt, aber eigentlich auch nicht das schlechteste. Tessa kannte sich dort nicht gut aus, war ihr nun nicht gerade hilfreich sein würde.
Die Abenddämmerung senkte sich allmählich über die Stadt, die Straßenlaternen verbreiteten ein kaltes Licht.Der Schnee knirschte unter Tessas Schuhen. Sie war im besagten Viertel angekommen und wanderte nun mehr oder minder ziellos durch die Straßen.
Die Kälte drang allmählich durch ihre gepolsterte Jacke. Ihre Finger waren klamm und eisig, die Flocken in ihrem Haar schon so oft geschmolzen, dass dieses feucht an der Kopfhaut klebte. Doch auch dies schien sie nicht zu realisieren. In ihrem Kopf hallte ein Gedanke vor und zurück, drehte und wendete sich… „Ich muss Jess finden… schnell!“
Schritt um Schritt, Straße um Straße setzte sie ihren Weg fort.Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Nur an der immer stärker werdenden Müdigkeit, an der immer deutlicheren Taubheit ihrer Zehen und Finger und an dem stärker werdenden Durst in ihrer Kehle, konnte sie erahnen, wie lange sie schon ziellos durch die Straßen irrte. Es war inzwischen schwarze Nacht geworden. Die Lichter hinter den Fenstern begannen langsam zu verschwinden, der Straßenverkehr wurde immer weniger und weniger, bis er schließlich fast völlig verebbte. Die Stille der Nacht senkte sich über die verlassenen Straßen, doch Tessas Füße trugen sie immer weiter, ziellos durch die Straßen, ohne zu wissen, wohin.
Irgendwann blieb sie schließlich erschöpft vor einem Häuserkomplex mit Ladengeschäften stehen und musste resigniert feststellen, dass sie an genau dieser Stelle offenbar schon zweimal vorbeigelaufen war. Sie konnte dieses ominöse „5th Scene“ einfach nicht finden. War es denn so unscheinbar und klein, dieses Gebäude, dass sie es immer noch nicht hatte finden können? Für einen kleinen Moment bereute Tessa, sich zu Fuß auf den Weg gemacht und ihr Auto auf dem kleinen Parkplatz nahe des Bahnhofes stehengelassen zu haben. Doch nach dem Gespräch mit Jasmin hatten sie ihre Beine fast wie von selbst davon getragen, ohne dass sie noch einmal genauer über die Sache hatte nachdenken können.
Die Müdigkeit, Kälte und Erschöpfung wurden ihr allmählich immer bewusster, arbeiteten sich hartnäckig in ihr Empfinden vor und langsam wurde der Ruf in ihrem Kopf immer leiser, das Adrenalin in ihren Adern schien zu verschwinden. Für einen winzigen Moment fragte sie sich, was sie hier eigentlich tat. Anscheinend war das Gebäude unauffindbar …und selbst wenn sie es finden würde, wäre es immer noch fraglich, ob sie so einfach hineinspazieren und Jess finden könnte… vermutlich war dies nicht so. Nicht umsonst hatte Jasmin betont, dass die Dark Hellows keine Menschen waren, mit denen man sich anlegen sollte.
Tessa seufzte. Gang langsam wurde ihr klar, dass ihr Plan wahnwitzig war… doch die Hilflosigkeit und Angst, die sie bei dem Gedanken, nun einfach aufzugeben, empfand, waren wesentlich schlimmer und beängstigender.
Müde richtete Tessa ihren Blick nach oben und erstarrte für einen Moment. In einem kleinen Gang zwischen den beiden hohen Häusern, vor denen
sie stand, hatte sie ein Gebäude aufblitzen sehen, das sie bisher noch nie zu Gesicht bekommen hatte. -
Louise: So, nun antworte ich mal richtig auf Deinen Kommi, der mich ja echt sprachlos macht und rot werden lässt. Das tut natürlich unsagbar gut, solch Lob und Bestätigung zu kriegen und dafür bedanke ich mich sehr!
Du hast recht, die guten alten Zeiten sind vorbei. Und ich denke auch oft, eine Sekunde kann das ganze Leben ändern. Das kann manchmal fast beängstigend sein, oder?Ich habe sowas aber glücklicherweise (also SO) noch nie selbst erlebt... aber irgendwo sind Gefühle ja immer Gefühle, ähneln sich in ihrer Grundsubstanz.
Vielen lieben Dank für Deinen Kommi!!!!
Kiara: Ja, eine Entzugsklinik wäre ebenfalls eine gute Erklärung für alles gewesen. Dem ist leider nicht so. Du hast recht, Jasmin müsste man irgendwie tadeln. Aber auf der anderen Seite glaubei ch, es ist auch sehr schwer, still zu sein, wenn jemand so verzweifelt um Antworten fleht wie Tessa es getan hat. Irgendwie ist das ja auch ziemlich hart.
Du hast auch recht,w as Tessa angeht. DIe ist nur noch herzgesteuert. Aber verübeln kann man es ihr ja eigentlich nicht.
Ob sie Jess findet oder nicht, ist die große Frage. Der wir heute vielleicht ein Stück näher kommen könnten.
Vielen Dank für Deinen Kommi!Mandy: Noch eine stille Leserin, die sich outet. Wie schön, das freut mich ungemein!!!! Auch Dein Kommi macht mich richtig fröhlich und ich danke Dir SEHR dafür!
@Dani04: DU hast recht, es war schon gut, dass Tessa sich erstmal auskuriert hat. Aber ob sie selbst das im Nachhinein so sieht? Wohl eher nicht... Ich sehe, Du denkst mal wieder an alles und hast die Hinweise auf den Fortgang der Geschichte im Video nicht vergessen
Aber vielleicht ist ja auch nicht alles wahr, was ich darin gezeigt hab...
Auf jeden Fall hast Du recht, dass es nicht gerade vernünftig von Tessa wäre, zum 5th Scene zu rennen...
Danke Dir für Denen Kommi!!!
@Llyna: Du hast es völlig erfasst, in welcher Situation Tessa jetzt ist. Sie kann niemandem um Hilfe bitten. Also wird sie woh, selbst aktiv werden müssen. Nur ob das sinnig ist, ist fraglich... sehr fraglich.
Danke für Deinen Kommi!@ineshnsch: Ich glaube schon, dass Tessa diesmal nicht aus reiner Naivität handelt. Diese verliert sich ja auch immer mehr bei ihr... aber ich glaube, sie ist einfach blind vor Angst und Liebe und Panik. Was Du über die Gang schreibst, stimmt natürlich. Dass Jess wenn garnicht mehr so leicht herauskäme. VOn daher ist die Frage, was Tessa da überhaupt erreichen könnte...
Danke für Deinen lieben Kommi!
@ALl: Es geht weiter ! Viel Spaß!
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Soderle, es geht weiter... viel Spaß!
Kapitel 20
Zuhause
Liebevoll legte Cora Liebhart einen Arm um die Schultern ihrer Tochter und drückte sie kurz an sich. Nur zu gern ließ sich Marie in diese Umarmung fallen und schmiegte sich wie seinerzeit als Kind schützend an den Körper ihrer Mutter.
Aus dem Hintergrund trat nun ein großer, athletisch gebauter Mann Mitte Vierzig und fasste Marie seinerseits um die Hüfte, stütze diese damit fürsorglich und führte die völlig geschaffte, blasse junge Frau in ein gemütliches, kleines Häuschen.
Dort angekommen, öffnete Cora flink die Haustüre und flitzte in das angrenzende Wohnzimmer. Es war ein kleiner, aber urgemütlicher Raum mit schönen, einfachen Holzmöbeln. Viele liebevolle Details verrieten die geschmackvolle Hand der Besitzerin. Man fühlte sich geborgen und einfach nur zuhause. Behütet und beschützt – wie in einer unbeschwerten Kindheit.
Mit dem ihr eigenen Schwung, ohne das es hektisch wirkte, schüttelte Cora ein Kissen auf und half ihrer Tochter, sich darauf niederzulegen.
Cora war sehr früh Mutter geworden. Eigentlich war ihr Leben völlig anders geplant gewesen. Stets zurückhaltend fand man sie selten auf irgendwelchen Festen oder Partys. Sie lebte für ihre Arbeit als Floristin. Während andere weiterführende Schulen besuchten, stand für sie schnell fest, wohin sie gehörte. Mit Händen aus Gold zauberte Cora aus einfachen Blüten wunderschöne Sträuße, Gestecke und ähnliches. Ihre Lehre zur Floristin ging Cora daher leicht von der Hand. Problemlos meisterte sie die Abschlussprüfung mit Bestnoten und wurde von ihrem Ausbildungsbetrieb fest übernommen. Coras großer Traum, ein eigenes Geschäft, war nicht einmal weit entfernt. Die Besitzer, beide schon etwas älter und kinderlos, würden Cora eines Tages den Laden zu einem fairen Preis verkaufen.
Doch es kam alles anders, als eines Tages Martin ihren Laden betrat. Auf den ersten Blick hatte er als Mann nichts Besonderes. Cora hatte eine sehr gute Menschenkenntnis und die Angewohnheit, jeden mit dem ersten Blick einzuteilen und dementsprechend auch ihre Schätzung abzugeben. Damit lag sie meist goldrichtig, was ihr schon oft die Bewunderung anderer einbrachte. Martin ordnete sie im Stillen äußerlich als „Allerweltsgesicht“ ein, worüber sie heute noch schmunzeln musste. Er sah nicht unbedingt gut aus, zumindest nicht im landläufigen Sinn. Was an ihm besonders auffiel, war dieses einzigartige, tiefe Braun seiner Augen. Maries Augen! Ebenso wies sein Gesicht dieselben hohen Wangenknochen auf wie seine Tochter. Er war dennoch auf seine Weise sehr männlich, was schon allein sein durchtrainierter Körper bewirkte. Cora tippte damals auf Bodybuilding in Maßen, auch damit behielt sie Recht. Martin war also absolut nichts besonderes, dennoch war Cora von ihm fasziniert und gefangen.
Martin war von Anfang an unwahrscheinlich höflich, zuvorkommend und auch zurückhaltend. Das faszinierte Cora besonders. Seine Umgangsformen mit anderen Menschen waren so einzigartig, dass es in ihren Augen mehr wert war als das Aussehen von Richard Gere oder gar Brad Pitt. Seine ruhige, natürliche Ausstrahlung nahm sie gefangen. Seine tiefe, echte Persönlichkeit fesselte sie.
Auch Martin war von der einfachen, natürlichen Schönheit Coras angetan. Diese schien gar nicht zu registrieren, wie bezaubernd natürlich sie war. Cora hielt sich nie für eine Schönheit, schminkte sich nie und gab sich so, wie sie war. Sie hielt nichts auf ihr Äußeres, gerade das unterstrich ihren ehrlichen Charakter. Cora wirkte auf ihn wie eine zarte, unberührte Blume. Sie besaß offene, sympathische und weiche Gesichtszüge. Ihr schwarzes Haar hielt sie ganz dem natürlichen Stil angepasst – kurz geschnitten, frech und pfiffig. Auch wenn sie eher ruhig und zurückhaltend war, passte dieser Schnitt perfekt zu ihrer Erscheinung. Die Färbung ihrer Augen war irgendetwas zwischen grau und blau. Eigentlich nichts besonderes, wie sie fand. Doch Martin war der Ansicht, dass es perfekt zu ihr passte. Kurz gesagt war sie eine eher einfache Frau ohne Schnörkel, gerade deshalb auch so liebenswert. Diese Eigenschaften hatte sie sich bis heute beibehalten.
Schneller als gedacht war aus beiden Menschen ein Paar geworden, fanden sich doch zwei völlig gleichwertige Herzen.
Als Cora völlig überraschend schwanger wurde, rückten für sie selbstverständlich alle Träume in den Hintergrund. Fortan kümmerte sie sich um Hochzeit, Wohnung und Familie. Sie wurde eine liebevolle Mutter mit einem goldenen Herzen.
Marie hätte sich in ihrem ganzen Leben keine besseren Eltern wünschen können. Als einziges Kind war sie gewiss etwas verwöhnt, dennoch ließen es die Eltern nicht an Erziehung fehlen. Marie bekam alles mit auf ihrem Weg, was sie brauchte. Äußerlich war sie eine gesunde Mischung aus beiden Elternteilen.
Heute waren beide Elternteile noch genauso verliebt ineinander wie am ersten Tag, zumindest behaupteten das diese immer wieder. Sicherlich war noch nie ein übergroßer Gefühlstaumel im Spiel gewesen. Dafür waren beide zu ernsthafte Menschen. Aber dieser große, gegenseitige tiefe Respekt und die ehrlichen Gefühle rührten Marie immer wieder aufs Neue.
Jetzt ließ Cora sich auf einen Sessel fallen und blickte auf ihr einziges Kind. Martin wanderte etwas unruhig im Zimmer auf und ab. Der Zusammenbruch seiner Tochter nahm ihn sehr mit, was sich in seinen besorgten Gesichtszügen deutlich zeigte.
„Liebling, du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt,“ Cora strich liebevoll über die Wange ihrer Tochter. „Was war bloß los, Marie? Ist irgendetwas passiert, hast du Kummer? Oder ging es dir in letzter Zeit öfter nicht so gut?“
Marie musste sich sehr konzentrieren, um den Worten ihrer Mutter zu folgen. In ihr herrschte ein absolutes Gefühlschaos. Eigentlich wollte sie alleine sein, mit sich und der Welt, welche momentan absolut nicht ihrem Geschmack entsprach.
Sie bemerkte die noch immer fragenden Augen auf sich gerichtet, besorgt und voller Liebe. Ihr war klar, dass sie antworten musste. Nur was? „Ach weißt du, Mama, ich hab mal eben mit zwei völlig Fremden geschlafen. Dazwischen ist wegen meiner Schuld Susan verunglückt…“
Das kam ihr einfach nicht über die Lippen. Noch dazu, wo es so unglaublich klang, dass Marie an sich selbst zweifelte.
Also musste eine plausible Erklärung her. „Ach Mama, es war einfach etwas viel in letzter Zeit. Du musst dir keine Sorgen machen. Susans Unfall hat mich sehr mitgenommen, zuvor die Prüfung… es war zu viel auf einmal!“ Marie seufzte kaum merklich.
Diese Tatsache war nicht einmal gelogen, sie hatte einfach einige wichtige Details weggelassen. An dieser Stelle hatte sie wirklich nicht die Kraft, vor ihren Eltern alles auf den Tisch zu legen.
„Entschuldige, eigentlich war es eine unnötige Frage von mir. Natürlich hat dich Susans Unfall sehr mitgenommen. Ich mag gar nicht dran denken, dass dir so etwas passieren könnte. Unvorstellbar. Doch denk immer daran, Susan braucht dich gerade jetzt. Wenn du noch einmal zusammen klappst, hilft ihr das überhaupt nicht. Ruhe dich mal ein paar Tage aus, dann geht es dir schnell besser!“ Diese gütigen Augen ihrer Mutter! Marie hielt es fast nicht aus. Nur mühsam konnte sie ein Auflachen unterdrücken.
Susan brauchte SIE! Ausgerechnet SIE! Daran zweifelte Marie sehr. Doch es hatte keinen Sinn, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.
„Schatz, beruhige dich. Marie ist eine starke Frau, sie schafft das schon! Vielleicht sollten wir sie etwas alleine lassen, damit sie sich ausruhen kann.“ Martin bemerkte, dass seine Tochter am Ende ihrer seelischen Kraft stand. Dankbar warf Marie ihm einen Blick zu.
„Also gut“, nur sehr schwer war Cora von ihrer Tochter weg zu bewegen.
Schweren Herzens verließ sie mit ihrem Mann das Wohnzimmer.
Marie war erleichtert, endlich alleine zu sein. Alleine mit sich und ihren quälenden Gedanken.
Beinahe empfand sie ihren Zusammenbruch als Erlösung. Hatte er doch ein Aufeinandertreffen mit Susan verhindert. Es war ein egoistischer Gedanke, das war Marie klar. Auf der anderen Seite glaubte sie nicht, dass es förderlich für Susans Gesundheit war, mit ihr konfrontiert zu werden. Insofern war beiden damit erst einmal geholfen.
Dass ein Zusammentreffen damit nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben war, verdrängte Marie in den hintersten Winkel ihres Herzens.
Sie schloss die Augen und versuchte, ein wenig zu schlafen. Doch die nötige Ruhe dafür wollte sich nicht finden. Sie griff in ihre Handtasche, welche fürsorglich neben dem Sofa stand und fischte daraus eine Schachtel mit Tabletten. Diese sollten ihr laut der Ärzte helfen, einigermaßen entspannt zu schlafen. Sie hasste solche Methoden, verschmähte jegliche Art von Medizin. Für Marie war das alles nur „Gift“. Ohne war man weitaus besser dran. Doch in diesem Augenblick hätte die verzweifelte Frau alles gegeben, um nur mal ein paar Stunden die Gedanken auszuschalten.
Nach der Einnahme der Tablette konnte sie sich tatsächlich entspannen. Es dauerte auch nicht lange und sie fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Fortsetzung folgt.Text by FunnyChrissy
Fotos by Innad -
@atmidnightmoon: Vielen Dank für Deinen Kommi. Das freut mich.
Das mit dem Text habe ich jetzt mal so gemacht, wie Du vorgeschlagen hast. Also nur beim wechsel einen Namen vorgeschrieben.
Musik ganz weglassen? Da bin ich mir unsicher... wird das dann nicht so ein bißchen fad? Aber diesmal ist die Musik nicht ganz so lange.
Kiara: Du treule Seele *knuddel* Tut mir leid, wenn der Text zu kurz dasteht. Ich hab versucht, es diesmal was länger zu machen. Es fällt mir so schwer, mich kurz zu fassen :rollauge
Das mit dem Rot tut mir leid. Ich versteh es garnicht, denn auf meinem PC, also von der Festplatte aus, sah es astrein aus und war gut lesbar. Und als ich das Video bei youtube angeschaut habe, dachte ich, mich trifft der Schlag. Ich hab das Rot jetzt einfach ganz weggelassen.
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Hier kommt Episode 2!
Wenn ihr den Vorspann nicht nochmal sehen wollt, zieht den Balken bis ca. auf 2:30 vor... es werden aber auch neue Charaktere vorgestellt, das Ende wäre also evtl schon interessant (also das Ende vom Vorspann)!
Viel Spaß dabei!
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Hallo Mandy,
ich finde Deine Fotostory bis jetzt wirklich schön. Mir gefällt Dein Schreibstil und das Bild-Text Verhältnis. Du schreibst schön flüssig und fast fehlerfrei, hast eine gute Art, Dich auszudrücken.
Ich mag, dass Du Deine Sims und die Hauptcharaktere der Geschichte im Laufe der Handlung einführst. So kommen sie einem näher und sind lebendiger.
Nur ein wenig Bilder sind es. Du solltest min. 4 pro Fortsetzung und somit pro Posting reinsetzen laut Boardregeln, darum würde ich an Deiner Stelle vielleicht noch eines dazu machen.
Auch das erste Bild ist etwas unschlüssig. Du Schreibst, mandy stellt den Teller in die Spülmaschine, zeigst sie aber beim Abwasch.
Das sind aber nur Kleinigkeiten, die nicht weiter stören.
Von der Handlung her scheint es interessant zu werden. Ich mag es, wie Du die Sorgenfreiheit der Kinderzeit beschreibst. Das hab ich auch schon oft so empfunden, ganz besonders in meiner Pubertät.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht! -
Liebe Kiara
hihi, ich glaube, ich könnte recht haben mit meiner "Zeitsprung" Vermutung. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht. Dieser Onkel ist gruselig.
Die Bilder sind wie immer toll geworden und ich bin wahnsinnig neugierig, wohin DU uns diesmal entführen wirst.
Übrigens WOW dass Du das Schloss selbst gebaut hat. :applaus
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Hallo Llyna
irgendwie habe ich zwar den Anfang Deiner Fotostory gelesen, dann aber vergessen, weiterzumachen. Dafür hab ich jetzt alles in einem Schwupps gelesen und finde sie echt toll! :applaus
Diese Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit finde ich richtig gut. Das ist ein echt guter Trick, den Spannungsbogen kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Klasse.
Deine Bilder finde ich supergenial. Besonders das, wo die Sonne aufgegangen ist. Das sieht so klasse aus. Wie kriegst Du das hin? Das ist doch sicher nachbearbeitet, oder?
Also wirklich, klasse. Auch Deine Locations gefallen mir immer wieder gut, sie wirken authentisch und gar nicht so "simmlisch".
Ich bin gespannt, wie es weitergeht!!!!
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Aufgabe 6
Stefanie und Jürgens Hochzeit
Nach einer etwas zu kurzen Nacht ging es für die beiden Turteltauben dann am folgenden Morgen erstmal zum Frisör. Ich habe sie natürlich zu einem meiner Lieblingsficaros - Bernardo - gebracht. Zuerst war Jürgen dran. Eigentlich hatte er vorher gemeckert, was er denn überhaupt beim Frisör solle. Doch wir Frauen hatten darauf bestanden und später war er von dem neuen Haarschnitt hell begeistert.
Danach kam die Braut dran. Ich glaube, Stefanie war froh, mal eine Weile sitzen zu können. Ihr tat der Rücken mal wieder ganz schön weh und der kleine Sproß hat sie ordentlich getreten. Vielleicht war ihm der ganze Trubel zu viel?
Jedenfalls gab Bernardo sich natürlich besonders viel Mühe, um die Braut so hübsch wie möglich zu machen.
Dann war es endlich soweit! Die Trauung konnte beginnen! Alle hatten sich in der kleinen Kapelle eingefunden und schauten gerührt zu, wie Jürgen und Stefanie, die in ihrem weißen Kleid mit dem dicken Babybauch darunter einfach bezaubernd aussah, sich das Ja-Wort gaben. Die Kleidung hatten wir vor einigen Wochen gemeinsam ausgesucht - Jürgen einen klassischen, schwarzen Anzug, Stefanie einen Traum in Weiß.Ich muss schon sagen, so ein hübsches Pärchen hatte ich bis dahin noch nie gesehen!
Als es dann geschafft war, kam endlich der Hochzeitskuss, und wir alle standen auf und klatschten gerührt Beifall.
Nun wäre es eigentlich zum Kaffeetrinken gegangen, Fotos machen und danach zum festlichen Diner. Doch es sollte alles etwas anders kommen. Offenbar wollte ein Gast bei der Zeremonie unbedingt die Aufmerksamkeit auf sich ziehen... und schaffte es auch zu Genüge. Denn aufeinmal griff sich Stefanie an den Bauch und schrie auf.
"Was ist los mit ihr?" fragte der Priester irritiert. Ob er wohl befürchtete, eine derart schlechte Predigt gehalten zu haben?
"Was schon", gab Jürgen panisch zurück. "Sie hat Wehen! Ausgerechnet jetzt!"Auch wir anderen waren sehr erschrocken, als wir Stefanie da so sahen, wie sie sich vor Schmerzen wand und schrie und sich den Bauch hielt.
Mir war klar, dass die weitere Planung des Tages in diesem Moment ad acta gelegt werden konnte!Es half ja alles nichts - Jürgen packte seine schreiende Braut ins Auto und fuhr mit ihr im Eiltempo in die nächste Klinik. In derselben Nacht wurde der kleine Andreas Wolf geboren.
Wir waren alle sehr glücklich, dass alles gut gegangen war. Aber ich kannte Stefanie lange genug, um zu wissen, dass es sie traurig machte, ihre Hochzeit mitten im Ablauf unterbrochen zu haben. So beschloss ich, ihr eine Freude zu machen und reservierte drei Wochen später das Schloss erneut, lud alle Gäste nochmals ein und konnte auch wieder einen Termin bei Bernardo bekommen.
Drei Wochen später fanden wir uns also alle erneut im Castle ein. Die Frauen trugen wieder ihre Brautjungfernkleider, die Männer ihre Anzüge. Und natürlich war auch Stefanie wieder genauso hübsch wie beim "ersten Mal"... nur der Babybauch fehlte unter dem Kleid, welches die Schneiderin noch rasch umgenäht hatte.
Da Stefanie und Jürgen nunmal schon Mann und Frau waren, gingen wir direkt zum Feiern über.
Doch vorher kam Stefanie zu mir und legte mir den süßen Andreas in die Arme.
"Jürgen und ich möchten, dass du seine Patentante wirst", sagte sie dabei glücklich. Natürlich nur, wenn du das möchtest."
Und ob ich wollte!
Mein kleiner Patensohn schlief den ganzen Abend übrigens friedlich in seiner Wiege, während wir Großen sowohl Geburtstag als auch Hochzeit nachfeierten.
"Auf Stefanie, Jürgen und natürlich Andreas!" rief ich feierlich in die Runde, als wir alle gemeinsam beim Tisch saßen.Und so wurde diese Hochzeit trotz einiger Missgeschickte und ungeplanter Ereignisse zu der schönsten, die ich je erlebt habe", schließt Patricia ihren Bericht. "Nicht zuletzt wegen meinem Patenkind Andreas, der heute schon in den Kindergarten geht. Ob ich seine Hochzeit wohl auch einmal organisieren werde?"
Ende
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Aufgabe 5
Jürgen Wolf und Stefanie Bader
Da wir nun fast zum Ende unserer Reportage gekommen sind, bitten wir Patricia, uns von ihrer liebsten Hochzeit zu erzählen, der schönsten, die sie je ausgerichtet und miterlebt hat.
Sie nickt aufgeregt und erzählt:
"Oh ja, da gibt es eine ganz Bestimme. Es war die Hochzeit von Jürgen Wolf und Stefanie Bader. Stefanie und ich sind schon seit langem befreundet, ich glaube, schon seit dem Kindergarten. Es war für mich eine große Ehre, dass sie mich damit beauftragt hat, ihre Hochzeit zu organisieren. Aber nicht nur darum war diese Hochzeit etwas ganz Besonderes, sondern aus vielerlei Gründen.
Zum einen war das Datum eher ungewöhnlich - die Hochzeit fand am 20.12. statt, mitten im Winter also und kurz vor Weihnachten. Auch dafür gab es mehrere Gründe. Zum einen mochten Stefanie und Jürgen den Winter mit seinem Schnee und seiner Gemütlichkeit viel lieber als den Sommer. Desweiteren liebten sie die Advents- und Weihnachtszeit. Aber das waren gar nicht die ausschlaggebenden Gründe, die Hochzeit so kurz vor Weihnachten zu feiern. Vielmehr war Stefanie mehr oder minder ungeplant schwanger geworden. Zuerst hatten sie daran gedacht, die Hochzeit erst nach der Geburt zu begehen, sich dann aber doch noch umentschieden.
Und sie wollten keine Blitzhochzeit, nein, es sollte schon eine richtige Traumhochzeit werden! Sie wünschten sich ein Schloss zum Heiraten. Es war gar nicht so einfach, so schnell etwas passendes zu finden. Aber ich schaffte es und reservierte die Castle Lancon für sie.
Ein rustikales, altes Schloss auf der freien Ebene. Das besondere daran war die kleine Kapelle im untersten Geschoss, wo die Trauung auch stattfinden sollte. Ich muss schon sagen, im Winter hatte dieser Ort einen ganz besonderen Reiz.
Die Zeit verflog rasch und schon hatten wir den 19.12. Natürlich waren nun die typischen Junggesellinnenabschiede angesagt. Auch hier hatten mich die beiden um etwas Unterstützung gebeten. Beiden war aber von vorneherein klar gewesen, dass es nichts exotisches werden sollte... sie wünschten sich ein ruhiges, nettes Beisammensein mit ihren Freunden.
Gerade im Hinblick auf Stefanies Schwangerschaft war es darum auch gar nicht möglich, allzu große Unternehmungen zu starten. Zwar waren es noch drei Wochen bis zum Geburtstermin, aber alleine der kommende Tag würde für die werdende Mutter anstrengend genug werden. So beschlossen wir Mädls, einfach gemütlich bei Stefanie und Jürgen zuhause zu feiern. Gemeinsam bereiteten wir jede Menge süßer Köstlichkeiten zu.
Und danach setzten wir uns bei leckerem Kuchen und einigen Gläschen Prosecco (Stefanie trank natürlich nur O-Saft und Wasser) zusammen und quatschten aufgeregt über das, was am kommenden Tag alles passieren könnte und wie sehr wir uns darauf freuten.
Ein Junggesellinnenabschied wäre aber natürlich kein Junggesellinnenabschied ohne eine kleine delikate Einlage. Zu diesem Zwecke hatte ich ohne es Stefanie wissen zu lassen einen Tänzer bestellt.
Am Anfang machte dieser seine Sache ganz gut, doch als er dann schließlich bis auf die Unterhose nackt war, sahen seine Tanzeinlagen eher lächerlich als sexy aus, wie ich zu meiner Schande gestehen muss.Naja, nobody is perfect... ich habe diese Adresse direkt aus meinem Verzeichnis gelöscht und diesen ungelenkigen Burschen nie wieder für jemanden gebucht, das versteht sich von selbst! Aber wir Mädls hatten trotzdem unseren Spaß!
Die Jungs waren natürlich auch unterwegs. Sie trafen sich zuerst in einem Clubhaus, wo sie den Abend gemütlich mit einer Runde Bowling begannen.
Natürlich gewann Jürgen, das versteht sich ja von selbst! Danach machten die drei Herren der Schöpfung noch einen Abstecher an die diversen Bars im Clubhaus, wo sie den ein oder anderen Caipi vernichteten. Jürgen war am Schluss gar nicht mehr nervös wegen des kommenden Tages. Das haben mir die anderen zumindest erzählt...
Als sie genug vom Club hatten, gingen sie dann zur Wohnung Peters, einer der beiden Trauzeugen, wo eine besondere Überraschung auf Jürgen wartete... natürlich hatte ich auch für ihn eine Stripperin bestellt, die den Jungs ordentlich einheizen sollte. Wie ich gehört habe, war diese weitaus besser als unser Exemplar...
...vielleicht sogar einen Tick ZU gut? Jedenfalls ist dem armen Jürgen wohl ganz schön heiß geworden... naja, gut, ich geb es ja zu, ich kann es einfach nicht lassen, den Männern vor der Trauung nochmal auf den Zahn zu fühlen. Ich meine, wer in DIESER Situation besteht, der ist definitiv der richtige, oder? Und natürlich hat Jürgen den Reizen meiner Tänzerin hart widerstanden ... auch wenn er ins Schwitzen gekommen ist, hihi.
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Louise: Vielen Dank für Deinen Kommi! Sehe gerade, dass der zweite Teil des Kapitels fehlt :eek: Hier kommt er:
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Jasmin sah sie bedrückt an. „Es ist kompliziert, Tessa. Vielleicht wäre es besser, du hast einfach Geduld... und vergisst Jess so lange…“
Tessa starrte Jasmin an, schüttelte dann den Kopf und sagte aufgebracht: „Wie stellst du dir das vor, Jasmin? Ich liebe Jess! Ich muss ihn sehen, ich muss wissen, wo er ist!“
Aufgebracht und verzweifelt hob sie die Hände. „Verstehst du das denn nicht? Ich mache mir unendliche Vorwürfe, dass ich ihm diese Dinge gesagt habe! Ich muss ihn sehen, ich muss ihn sprechen! Du kannst mich nicht so im Ungewissen lassen, Jasmin!“
Jasmin schien einen regelrechten Kampf mit sich zu führen, dann sah sie Tessa lange an und sagte langsam: „In Ordnung, Tessa. Ich kann dir nicht viel sagen, weil ich nicht viel weiß. Aber was ich weiß, sollst du erfahren…“ Sie holte tief Luft und fuhr dann fort. „Vor zwei Wochen wurde es immer schwerer, an Heroin zu kommen. Die Polizei hat eine Razzia gemacht und seitdem halten sich die guten Dealer von den bekannten Orten etwas ferner. Es wurde für uns, die wir nicht einer der vielen Gangs angehören, immer schwieriger, an Stoff zu kommen. Nun bin ich von dem Heroin nicht abhängig, zum Glück... mir reichen andere, wesentlich leichter zu beschaffende Drogen aus. Bei Jess ist das, wie Du weißt, leider anders…“
Sie senkte den Blick einen Moment, dann sprach sie weiter: „Es gibt eine Gruppe auf der Straße, die sich Dark Hellows nennt. Ziemlich abgefrackte Typen und hochkriminell… ich will nicht wissen, wie die an ihre Drogen kommen. Aber sie bekommen sie … und zwar günstiger und wesentlich hochwertiger als das normale Fußvolk.Wir haben uns von denen immer fern gehalten. Sie sind brutal und gefährlich…“
Angsterfüllt starrte Tessa Jasmin an. Sie ahnte bereits, was nun kommen würde…
„Jess und einige andere von unseren Jungs waren verzweifelt. Sie bekamen einfach keinen Stoff mehr. Und irgendwann entschieden sie, sich in die Gruppe der Dark Hellows einzuschleichen. Sie wollten dort nicht lange bleiben. Nur um etwas Stoff vorrätig zu bekommen. Das war vor zwei Wochen. Seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen. Vermutlich sind sie im Hauptquartier der Hellows. Aber wer weiß das schon… die Hellows mögen keine Eindringlinge. Selbst die Polizei ist ihnen gegenüber machtlos und hält sich inoffiziell meist von ihnen fern, wenn sie es nicht zu übel treiben. Ich weiß nicht, was mit Jess und den anderen geschehen ist… ob sie einfach noch Zeit brauchen, ob sie sich dort so wohlfühlen, dass sie sich ihnen tatsächlich angeschlossen haben…oder aber…ob sie entdeckt wurden… und ihnen etwas angetan wurde… ich weiß es nicht, Tessa…“
Ihre Stimme war leise geworden und sie sah Tessa in das kreidebleiche, vor Angst verzerrte Gesicht.
„Du…du meinst…Jess ist immer noch dort?“
Jasmin nickte. „Ich hoffe es…“
„Und… und WO ist dieses Hauptquartier?“
Entsetzt riss Jasmin die Augen auf. „Tessa! Du wirst doch nicht mit dem Gedanken spielen, ihn dort suchen zu wollen? Schlag dir das aus dem Kopf, es ist viel zu gefährlich, gerade für eine Frau und auch noch eine… eine Frau wie dich!“
„Jasmin! Ich weiß, was ich tu! Ich MUSS zu ihm!“
„Nein, Tessa!“ rief Jasmin aus. „Das geht nicht!“
„Sag mir bitte, wo ich dieses Hauptquartier finde!“
„Tessa! Ich… ich weiß es nicht! Sie nennen es alle ´The 5th Scene´… aber ich habe keine Ahnung, wo sich das Gebäude befindet. Irgendwo in einem Hinterhof in der Nähe des Güterbahnhofs, soweit ich weiß…es soll eine halbe Ruine sein. Aber ich weiß nicht, wo genau! Und du KANNST da nicht hingehen, verstehst du!“
Angsterfüllt sah Jasmin Tessa an. „Bitte tu das nicht!“
Doch ihr Ausruf kam zu spät. Tessa hatte genug gehört. Sie würde das „5h Scene“ finden – koste es, was es wolle! So wie Jasmin sprach, war Jess in Gefahr. Es konnte jede Minute zu spät für ihn sein. Sie musste ihn finden!
„Jasmin – ich muss ihn finden!“ stieß sie darum nur hervor und bevor diese noch etwas erwidern konnte, war Tessa schon davongerannt. Keuchend sah Jasmin ihr hinterher und rief verzweifelt. „Nein, Tessa! Tu das nicht!!!“
Doch es war zu spät… Tessa hatte jegliche Vernunft verlassen.
Nur noch ein Gedanke trieb sie…sie musste Jess finden. Egal wo. Egal wie.
Sie musste ihn finden. Sie wollte ihn nicht verlieren.
Alles andere war ihr egal.
„Tessa!“ Der ängstliche, verzweifelte Ruf Jasmins verhallte zwischen den Wänden des Bahnhofsgebäudes, ohne noch von ihr vernommen zu werden.
Es war zu spät.
Fortsetzung folgt! -
Kapitel 28
Zu spät
Draußen hatte es wieder zu schneien begonnen. Langsam, mit stiller Erhabenheit fielen die Flocken in einem bauschigen, schwingenden Tanz auf die Erde zu.
Es wirkte friedlich, dieses Schauspiel. Und wenn man aus dem Fenster dem ruhigen Tanz der Flocken zusah, konnte man spüren, wie Stille und Ruhe ins Herz kehrten.
Es schien, als könne ihren sanften Tanz nichts stören. Als gebe es weder Unruhe, noch Ängste, noch Sorgen auf der Welt.
Doch hinter dem großen Glasfenster hatte eine junge Frau in diesem Moment kein Auge für das beruhigende, besänftigende Spiel der zum Boden schwebenden Eiskristallformationen.
In ihrem Herzen herrschte nur noch eines: Angst. Angst und Kälte. Der Hals schien ihr wie zugeschnürt, und ihre Augen waren weitaufgerissen auf die junge, dünne Frau neben sich auf der Bank gerichtet.
Ihre Lippen formten erneut drei Worte, die sie nun bereits zum drittenmal aussprach. Diesmal jedoch mit einer solch unüberhörbaren Verzweiflung und Panik, dass ihre Sitznachbarin endlich den Kopf hob und ihr in die Augen schaute.
Ihr Blick und ihr Gesicht waren sanft, als sie sagte: „Ich kann es dir nicht sagen, Tessa.“
Tessa schluckte und brauchte einen Augenblick, um Jasmins Worte zu verstehen. Dann sah sie Jasmin mit weitaufgerissenen Augen an.
„Aber… wieso kannst du es mir nicht sagen? Du weißt es doch, oder? Jasmin?!“
Jasmin schluckte erneut und sagte dann langsam: „Ich weiß nicht wirklich viel, Tessa…“
Tessa sah sie entgeistert an. Wie konnte Jasmin hier sitzen und in Rätseln sprechen, wo es um Jess ging und darum, was aus ihm geworden war?
„Jasmin!“ Ihre Stimme klang verzweifelt. „Ist er… ist Jess … lebt er?“
Angsterfüllt starrte sie Jasmin an. Diese richtete den Blick geradeaus und atmete tief ein und aus. Dann sagte sie langsam und tonlos: „Wenn ich das wüsste…“
Nun starrte auch Tessa geradeaus, fast als wolle sie damit in Erfahrung bringen, wo Jasmin die Antwort auf ihre Frage zu finden suchte. Nur langsam sickerte die Bedeutung ihrer Worte in Tessas Verständnis.
„Jasmin… wie …wie meinst du das denn?“
„Ich… ich weiß es nicht, Tessa. Ich hab ihn selbst seit einigen Tagen nicht gesehen“, erwiderte diese unsicher.
Für einen Moment fühlte Tessa Erleichterung, doch dann sank ihr das Herz sofort wieder. Das bedeutete nicht, dass es Jess gut ging, sondern nur, dass die Unsicherheit weiter bestehen würde.
Ängstlich verzog sie das Gesicht.Dann sah sie Jasmin wieder an und spürte, dass diese ihr noch nicht alles gesagt haben konnte.
„Jasmin… ist das alles, was du mir sagen kannst?“
Jasmin warf ihr einen gequälten Blick zu und Tessa wusste, dass sie ihr noch etwas verschwieg.
„Ich kann es dir nicht sagen, Tessa…“, sagte diese langsam. „Ich hab es versprochen…“
Tessa spürte erneut Angst in sich aufwallen, ebenso Verunsicherung. Sie verstand gar nichts mehr und starrte Jasmin verwirrt und fragend an, woraufhin diese den Blick wieder abwandte.
Tessa fühlte ihre Hände schweißig werden.
In ihr stieg aufgebrachte Verzweiflung auf, die sie heiß und kalt überlief. Jasmin wusste offenbar, wo Jess war und was mit ihm los war. Sie war so nahe daran, endlich Klarheit zu bekommen… und bekam sie doch nicht.
Die Tränen stiegen erneut in ihr auf und sie konnte sich nicht mehr dagegen wehren. Schluchzend stand sie auf und schlug die Hände vors Gesicht. Die Menschen um sie waren ihr nun egal. „Oh Jasmin, bitte…“, schluchzte sie. „Verstehst du denn nicht? Ich habe Jess schlimme Dinge gesagt… und ich habe Angst, er denkt, ich hätte ihn verlassen…!“
Jasmin war nun ebenfalls aufgestanden und betrachtete Tessa hilflos. Vorsichtig rieb sie ihr mit der Hand über den Rücken. „Tessa… nun beruhig dich doch… bestimmt geht es ihm gut… er wird schon auf sich aufpassen…“
Tessa ballte die Hände zu Fäusten. „Ich muss ihn sehen, ich muss ihm sagen, dass ich es nicht so gemeint habe!“
Sie sah auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und starrte Jasmin an. „Bitte – sag mir, was du weißt! Jasmin… ich bitte dich!“
Jasmin stand vor ihr und schien mit sich zu ringen. „Tessa… das ist nicht so einfach. Erstens weiß ich es wirklich selbst nicht genau und zweitens würde Jess es mir wohl nie verzeihen, wenn ich es dir sage. Du kannst ihn dort ohnehin nicht erreichen.“
Tessa starrte sie an. Sie verstand immer noch nicht, wovon Jasmin sprach. Wo konnte Jess nur sein, dass sie ihn dort nicht würde erreichen können.
„Ist er im Krankenhaus? Oder in einer Entzugsklinik?“ Für einen Augenblick keimte eine warme Hoffnung in ihr auf… würde das nicht alles erklären?
Doch Jasmin schüttelte den Kopf. „Nein, nein – das nicht.“
„Wo ist er dann? Ist er verletzt? Ist er im… ist er vielleicht im Gefängnis?“
Ängstlich starrte Tessa Jasmin an. Es war ihr egal –und selbst wenn Jess im Gefängnis säße… Hauptsache, er lebte und es ging ihm gut!
Doch wieder schüttelte Jasmin den Kopf.
„Nein, Tessa – es ist nichts von alledem. Er ist weder im Krankenhaus, noch im Gefängnis… zumindest meines Wissens nach… wobei ich es nicht ausschließen kann, nachdem, was er getan hat…“ -
Kiara: Hihi
Ja, ich kann auch mal extrem offene Enden produzieren :applaus Du hast recht, Tessa ist echt ein totaler armer Tropf. So ganz allein, krank und nun ist Jess verschwunden. Was muss ihr da alles im Kopf herumgehen?
Und ihm kann tatsächlich alles erdenkliche zugestoßen sein... heute erfahrt ihr aber schon, wie es weitergeht....
draggoon: Das freut mich, dass Du was zur Story schreibst! Gerade wenn die Geschichte schon so weit fortgeschritten ist, freut man sich besonders über neue Leser/innen! Vielen lieben Dank!@Llyna: Vielen Dank auch für Deinen Kommi! Dass Dir die Bilder so gefallen, macht mich arg stolz, weil das Bildermachen nach wie vor nicht mein wirkliches Ding ist...
Wie es weitergeht, erfährst Du heute! -
Juchuu, das freut mich aber.
Sag mal, zuerst -hast Du das Schloss selbst gebaut??? Mein Kompliment, ehrlich! :applaus
Also, ich finde den Anfang schonmal interessant.Dass es wieder in ein etwas märchenhaftes Reich geht, gefällt mir total gut und offenbar scheinst Du vorzuhaben, Gegenwart (Sprachreise) und "Vergangenheit" irgendwie verknüpfen zu wollen, was sicher richtig genial würde!
Ich freu mich auf die FS! -
Hallo!
Ich find, das ist ganz toll geworden! Ich mag den Akzent in der Sprache
und Du hast das Feeling wahnsinnig gut eingefangen. Auch die flotten Sprüche sind toll! Weiter so! :applaus
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Mh, ich war eigentlich überzeugt gewesen, dass ich den Post gestern abgeschickt hab und merk gerade, dass dem wohl doch nicht so war / ist. Also hier nochmal.
Kapitel 27
Wo bist du?
Es dauerte noch eine weitere Woche, bis Tessa tatsächlich stark und gesund genug war, um an den Bahnhof zu fahren. Sie hatte schon früher gehen wollen, doch die Nachwirkungen des starken Fiebers hatten sie mehr geschwächt als sie anfangs wahrhaben wollte.
Nach weiteren sieben elend langen und ungewissen Tagen hielt sie jedoch nichts mehr zu Hause. Inzwischen war sie wieder gesund genug, um sich alleine zu versorgen. Ihre Mutter rief sie nur noch einmal täglich an und fragte sie, ob sie etwas brauche. Gelegentlich kam sie vorbei und brachte ihr etwas zu essen, aber im Großen und Ganzen hatte auch sie wieder in ihren Alltag gefunden.
Tessa war noch eine Woche krankgeschrieben, aber selbst der Arzt hatte ihr inzwischen zu kleinen Spaziergängen geraten.
Mit bangem Herzen betrat sie also nach mehr als drei Wochen das Bahnhofsgebäude und blickte sich suchend nach Jess um.
Doch sie konnte ihn nirgends finden. Geduldig setzte sie sich darum auf eine Parkbank und wartete. Ihr Blick schweifte suchend durch die Menge. Doch nirgends tauchte ein vertrautes Gesicht auf – sein vertrautes Gesicht, das sie inzwischen schmerzlich vermisste. Erst jetzt, da sie so lange von Jess getrennt gewesen war, realisierte sie, wie sehr sie diesen inzwischen liebte und brauchte.
Je länger sie dort saß und wartete, desto unruhiger wurde sie. Normalerweise hielt Jess sich gerade an diesen kalten Wintertagen täglich mehrere Stunden hier auf. Es war seltsam, dass er nicht auftauchte… es war beunruhigend.
Erneut erhob Tessa sich und ging eine Runde durch das komplette Gebäude… er war nirgends zu finden. Für einen Moment sah sie sich versucht, ins Männerklo zu gehen und dort nachzuschauen… aber an normalen Geschäftstagen hätte Jess sich niemals dort aufgehalten, um sich zu spritzen… viel zu groß war das Risiko, erwischt zu werden.
Nach mehreren Stunden erfolglosen Wartens musste Tessa erkennen, dass es Abend geworden war und Jess wohl nicht mehr erscheine würde. Überdieshinaus war ihr kalt und sie fühlte sich so erschöpft, als sei sie einen Marathon gelaufen.
Müde und besorgt machte sie sich darum auf den Weg nach Hause.
Auch am nächsten Tag kam Tessa wieder zum Bahnhof. Erneut lief sie ziellos durch die Halle, die Augen hochkonzentriert auf die Gesichter in der Menge gerichtet, in der Hoffnung, Jess zu finden.
Doch erneut sah sie nur fremde Gesichter um sich herum.
Allmählich wurde ihre bange Sorge zur echten Panik. Immer und immer wieder gingen ihr die Worte durch den Kopf, die sie sich bei ihrem letzten Treffen gegenseitig an den Kopf geworfen hatten. Die Sehnsucht, Jess zu sehen, mit ihm zu sprechen und ihm zu erklären, dass sie alles nicht so gemeint hatte, war inzwischen zu einem ununterbrochen gegenwärtigen schmerzlichen Gefühl geworden, das sich fest in ihrem Herzen manifestiert zu haben schien.
Am dritten Tag ging Tessa nicht nur im Bahnhof auf und ab, sie suchte auch all die Plätze auf, die sie gemeinsam mit Jess besucht hatte und von denen sie wusste, dass er sich dort manchmal aufhielt.
Als sie vor dem kleinen Park stehenblieb, in dem sie sich vor drei Monaten zum ersten Mal geküsst hatten, spürte sie einen dicken Kloß im Hals.
„Jess…wo bist du nur?“ flüsterte sie leise, doch eine Antwort bekam sie nicht.
Erneut durchwanderte sie die Bahnhofshalle – von vorne nach hinten und wieder zurück. Unzählige Male. Ihre Unruhe hatte sich inzwischen ins Unermessliche gesteigert. Sie hatte es noch nie erlebt, dass Jess mehrere Tage nicht hier anzutreffen war. Wo konnte er nur sein?
Selbst in der Drogenberatungsstelle hatte sie kurz vorbeigeschaut – sie war vorher noch nie dort gewesen – doch auch dort hatte ihn offenbar niemand gesehen.
Die Gedanken in Tessas Kopf überschlugen sich immer und immer wieder. Was, wenn Jess ihren Wort Glauben geschenkt hatte? Was, wenn er wirklich dachte, sie haben ihn verlassen? Was, wenn er sich etwas angetan hatte… ob bewusst oder unbewusst?
Wie sollte sie sich nur verzeihen, wenn ihm ausgerechnet in diesen drei Wochen etwas zugestoßen war? Wie damit leben? Damit leben, dass ihre letzten Worte zu ihm derart hart und ungerecht gewesen… und auch die seinen zu ihr?
Verzweifelt rieb Tessa sich die klammen Händen. Es war bitterkalt geworden. Er konnte sich bei diesen Temperaturen nicht lange außerhalb öffentlicher Gebäude aufhalten. Aber wo war er?
Wo?
Noch weitere drei Tage setzte Tessa ihre Suche erfolglos fort. Inzwischen war fast ein Monat vergangen, seit sie Jess zum letzten Mal gesehen hatte. Der Januar neigte sich bereits wieder dem Ende zu. Inzwischen war Tessa völlig verzweifelt. Die bange Angst, ihm könne etwas zugestoßen sein, wuchs sich von Tag zu Tag zu einer erschreckenden Gewissheit aus.
Dennoch gab sie die Suche nach ihm nicht auf. Sie verharrte Stunden um Stunden in der Bahnhofshalle, in der Hoffnung, ihn irgendwann irgendwo auftauchen zu sehen.
Doch er kam nicht … er blieb verschwunden.
Wie ein Häufchen Elend saß Tessa auf der Bank und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Wieso war sie nur nicht früher an den Bahnhof gefahren, hatte ihre Schwäche und das Fieber ignoriert?
Vielleicht wäre es dann nicht zu spät gewesen, vielleicht hätte sie Jess gefunden und ihm alles erklären können… doch nun war er fort, verschwunden… und sie hatte keine Möglichkeit, ihn zu erreichen oder zu finden. Sie wusste nicht, wo er war, was er machte… sie wusste nicht einmal, ob er noch lebte… Was, wenn er … wenn er tot war?
Dieser Gedanke kam ihr nicht zum ersten Mal in den Sinn, doch in diesem Moment gewann dieses eine Wörtchen eine derartige Schwere und Bewusstheit, dass es Tessa den Hals zuschnürte und sie nicht mehr gegen die Tränen ankam, die ihr in die Augen gestiegen waren. Mühsam unterdrückte sie ein Schluchzen und wischte sich unwirsch über die Augen. Sie wollte nicht mitten in der Bahnhofshalle vor allen Menschen zu weinen anfangen.
„Tessa?“ Die helle Stimme ließ Tessa erschrocken aufblicken. Ihre Augen fanden den Blick von zwei traurig blickenden, aber sehr sanft wirkenden braunen Augen, die aus einem erstaunlich blassen Gesicht herausstrahlten.
„Ist etwas mit dir? Geht es dir nicht gut?“ fragte die sanfte Stimme weiter.
„Jasmin!“ rief Tessa aus und sah die junge Frau erfreut an. „Ich bin so froh, dich zu sehen!“
Jasmin setzte sich neben Tessa auf die Bank und sah sie aufmerksam an. „Was ist los mit dir? Du siehst mitgenommen aus“, stellte sie fest und musterte Tessa eindringlich.
„Ich war krank…“, erwiderte Tessa schnell und stammelte dann: „Jasmin… weißt du… weißt du… wo Jess ist? Ich… ich suche ihn seit Tagen. Und ich kann ihn einfach nicht finden…“
Jasmin sah sie einen Moment erstaunt an und fragte dann: „Hattet ihr Streit?“
Beklommen sah Tessa zu Boden und nickte dann schwer.
„Ja… furchtbaren Streit… schon vor fast vier Wochen. Und seither habe ich ihn nicht mehr gesehen, Jasmin…“
Schnell sah sie wieder auf. „Ich war krank… ich konnte nicht kommen… es tut mir so leid, verstehst du. Aber ich finde ihn nicht… Jasmin… weißt du etwas…? Weißt du, wo Jess ist?“
Jasmin schluckte und wich Tessas Blick aus.
Diese spürte, wie sie eine eisige Angst ergriff. Sie brauchte einen Moment, um ihre Stimme in den Griff zu bekommen, dann wiederholte sie ihre Frage. „Jasmin…wo… ist… Jess?“
Jasmins traurige Augen blickten sie lange an. Dann schüttelte sie langsam den Kopf, senkte den Blick und starrte zu Boden.....
Fortsetzung folgt!