60.
„Und? Wie war die erste Nacht?“, fragte Lene, als Eileen ihr die Tür öffnete.
In der einen Hand hielt sie eine Tüte mit frischen Brötchen und in der anderen Hand trug sie einen Weidenkorb voller Leckereien.
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„Kurz“, stöhnte Eileen und rieb sich die Augen. Lene hatte sie vor einer halben Stunde aus dem Schlaf geklingelt und verkündet, dass sie für ihr Frühstück sorgen würde.
Sie hatte zwanzig Minuten gebraucht, bis sie es endlich aus dem Bett geschafft hatte, um sich anzuziehen und wenigstens die Zähne zu putzen und das Haar zu bürsten.
„Wieso?“ Lene sah sich um. „Fabian ist nicht hier?“
Eileen schüttelte den Kopf.
Lene seufzte und kräuselte die Lippen.
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„Wie lange willst du das noch durchziehen. Ihr seid ein Paar, es ist normal, miteinander einzuschlafen und aufzuwachen.“
Eileen ließ sich müde auf die Couch fallen. Das Chaos um sie herum hob ihre Laune kaum.
Lene räumte derweil mit einigen wenigen Handgriffen den Couchtisch frei.
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Dann breitete sie darauf Brötchen, Croissants, zwei dampfende Becher mit Kaffee, Marmelade, Wurst und Käse und Butter aus.
„Wo sind die Teller?“, fragte sie kopfkratzend und verschwand ungefragt in der Küche, wo sie in einem der Kartons herumwühlte. Kurz darauf kam sie mit zwei Tellern und etwas Besteck zurück, das sie aus den Bäuchen irgendeines Kartons gefischt hatte.
„Nach dem Frühstück helfe ich dir einräumen“, sagte sie und tätschelte Eileen motivierend die Hand.
„Danke“, sagte Eileen gerührt. „Du bist echt lieb.“
„Ach, ich bin ganz froh, mal rauszukommen. Dirk hat sich ein neues Game Center oder wie das Teil heißt gekauft und raubt mir damit den letzten Nerv.“
Sie sah so sauertöpfisch drein, dass Eileen trotz Müdigkeit und schlechter Laune lachen musste.
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Während sie sich ein Brötchen mit Butter bestrich, sah Marlene sie nachdenklich an und sagte dann: „Ich dachte, Fabian würde heute bei dir schlafen.“
„Nein. Er muss wieder arbeiten. Und er war so müde, dass ich ihn nicht darum bitten wollte.“
„Das ist doch nicht der wahre Grund, Eileen“, beharrte Marlene. „Ihr habt so gut wie noch nie eine Nacht miteinander verbracht. Und jetzt komm mir nicht mit dem Baby. Ich meine das ja auch nicht in dem Sinne – ich meine wirklich nur, eine Nacht miteinander verbringen. Schlafen, mehr nicht.“
„Ich weiß“, seufzte Eileen. „Weißt du, bei mir zu Hause wollte ich es die ganze Zeit nicht. Wir waren ja ohnehin selten bei mir. Es war irgendwie… es war eben das Haus von Marcel und mir. Und alles schien das auszustrahlen.“
„Ich weiß, aber ihr ward doch oft bei Fabian. Wieso hast du so selten dort übernachtet?“
Eileen zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht. Ich – wollte ihn einfach nicht ausnutzen. Auch wenn ich es genossen habe, wenn wir einmal beieinander geschlafen haben. Aber… ich weiß auch nicht.“
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Marlene sah sie mitleidig an. „Du machst dir zu viele Gedanken, Eileen. Er liebt dich, auch mit dem Kind in deinem Bauch. Er kennt dich doch gar nicht anders.“
„Vielleicht gerade deswegen“, sagte Eileen traurig. „Ich… bin wirklich froh, schwanger zu sein. Auch wenn es langsam sehr anstrengend wird. Aber… ich fühle mich nicht als Frau, Lene. Also schon… ich fühle mich sehr weiblich, aber im Sinne von mütterlich. Ich fühle mich unattraktiv und … als wäre ich irgendwie … keine Frau in DEM Sinne. Ich habe einfach Angst, dass ich Fabian belaste, wenn ich nachts bei ihm schlafe. Er traut sich kaum, sich zu bewegen, weil er Angst hat, er könnte mir weh tun – und ich schlafe inzwischen oft halb im Sitzen, das würde ihn stören. Und… ich habe einfach auch Angst, dass wir uns dann so nahe kommen, dass …“
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„Du hast Angst, dass ihr miteinander schlafen würdet?“
Eileen schüttelte den Kopf. „Nein, das würde er nie machen. Zum einen aus Vorsicht, aber auch… es ginge einfach nicht. Ich glaube, das fällt schon den Männern schwer, die der Vater des Kindes sind. Aber sieh mich doch mal an, ich sehe aus wie eine Seekuh.“
Marlene schnaubte. „Ich habe Seekühe anders in Erinnerung. Du spinnst, Eileen!“
Eileen schüttelte den Kopf. „Es ist schwer zu erklären, Lene – es ist nicht, weil ich Minderwertigkeitskomplexe habe, es geht mir auch nicht nur um Aussehen. Aber man kann einfach nicht miteinander… wenn die Frau schwanger von einem anderen ist. Das schafft ein Mann nicht, und ich auch nicht.“
Marlene überlegte einen Augenblick und nickte dann.
„Ja, das verstehe ich ja. Aber wie gesagt, es geht doch nicht nur darum – sondern darum, beieinander zu sein.“
„Ja, aber wenn man ein Bett teilt, kommt man sich nun einmal näher. Und ich will Fabian nicht quälen, verstehst du.“
Marlene schien nun zu verstehen und nickte. „Ja, doch, das verstehe ich.“ Sie seufzte. „Gar nicht so einfach, oder?“
„Nein“, erwiderte Eileen. „Das war uns ja aber von Anfang an klar. Nur… manchmal bin ich einfach verzweifelt.“
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Marlene rückte zu ihr und nahm sie kurz in den Arm, als ihr die Tränen in die Augen stiegen.
„Wie soll es danach weitergehen? Danach habe ich ein Baby, das mich die ganze Nacht wach hält. Schon Elternpaare fassen sich dann kaum noch an, haben kaum noch Zeit füreinander, viele geraten in die absoluten Ehekrisen. Wir hatten noch nie Zeit ganz für uns, Lene – immer war das Baby dabei, in meinem Bauch. Immer stand Marcel irgendwie im Raum.“
„Ach Süße, das wird schon werden“, tröstete Marlene sie. „Schau mal, das Baby wächst doch schnell. Und wenn es mal ein paar Wochen alt ist, dann nehmen wir es einfach einmal über Nacht. Oder deine Mutter. Und dann machst du dir mit Fabian einen richtig schönen Abend und eine tolle Nacht. Und dann holt ihr alles nach. Und je älter das Kind wird, desto mehr Freiraum hast du auch wieder.“
Eileen wischte sich über die Augen.
„Ich weiß nicht“, sagte sie wenig überzeugt und schniefte. „Ein Kind fordert einen jahrelang. Ich habe Fabian gegenüber so ein schlechtes Gewissen. Er gibt so viel für mich auf.“
„Eileen – du hast mir selbst einmal gesagt, damals im Dezember, dass ihr einfach etwas füreinander empfindet und mehr nicht wichtig sei. Dass ihr die Dinge auf euch zukommen lassen wollt“, erinnerte Marlene sie.
„Ja… ja, das ist auch immer noch so.“
„Und Fabian liebt dich, das ist doch offensichtlich. Und du… liebst du ihn?“
Eileen seufzte schwer. „Ich tu mich etwas schwer, nach all dem, was passiert ist, wieder von Liebe zu sprechen. Ich habe ihn sehr lieb, sagen wir es mal so. Er ist mir unheimlich wichtig.“
„Also, für mich klingt das nach Liebe“, stellte Marlene fest. „Und das bedeutet doch nicht gleich, dass du ihn heiraten musst oder dein Leben mit ihm verbringen willst. Im Moment ist er hier, er tut dir gut – und du ihm. Mehr braucht es doch erstmal nicht.“
Eileen lächelte sie an. „Du hast wohl recht“, sagte sie langsam.
„Natürlich, ich habe immer recht“, gab Marlene frech zurück und griff nach einem der Teller, um sie in die Küche zu räumen.
Eileen streckte ihr die Zunge heraus und folgte ihr.
„Weißt du, ich habe die ganze Zeit nicht so ganz verstanden, wieso ihr nicht direkt zusammen gezogen seid“, sagte Marlene nachdenklich, als sie die Küche wieder verließen. „Es erschien mir einfach die beste Lösung für alle. Aber nachdem, was du jetzt gesagt hast, verstehe ich dich.“
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„Es ist nicht nur das“, erklärte Eileen „Seit ich denken kann, habe ich mit irgendjemandem eine Wohnung geteilt, Lene. Erst mit meinen Eltern, dann direkt mit Marcel. Ich möchte mich nicht schon wieder binden. Ich möchte unabhängig sein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich Fabian nicht zumuten würde, mit einem schreienden Baby, das nicht seines ist, die Nächte zu verbringen. Schon gar nicht bei seinem Job. Wäre es sein Kind, wären wir seit Jahren zusammen… dann wäre es anders. Nein. Wir kennen uns noch nicht lange genug, um diesen Schritt schon zu wagen. Und so sehr er sich auch angeboten hätte, es wären die falschen Gründe gewesen, ihn zu gehen.“
„Er sah es etwas anders, oder?“, fragte Marlene.
„Nein, nicht unbedingt“, erwiderte Eileen.
„Nun, du hast mir zweimal gesagt, dass er es dir angeboten hat.“
„Er hat es mir angeboten, aber als ich ablehnte, hat er selbst gesagt, dass es so eigentlich besser ist. Ich denke, das war sein typisches Helfersyndrom“, sagte Eileen augenzwinkernd.
Marlene schwieg dazu und zuckte nur die Schultern.
"Wollen wir anfangen?", fragte sie dann. Eileen seufzte und ließ ihren Blick über das Chaos schweifen. Ihr Rücken schmerzte schon wieder, ihr Unterleib zog wie fast ständig in den letzten Tagen und sie war sterbensmüde. Am liebsten hätte sie sich jetzt im Bett verkrochen, aber alles half nichts.
"Ja, lass uns anfangen".
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Zu zweit ging die Arbeit erstaunlich leicht und nach Mittag stießen noch ihre Eltern dazu und fassten mit an, so dass die meisten Kartons am Nachmittag ausgeräumt und verstaut waren.
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Dennoch stapelte sich immer noch ein großer Berg von Sachen in einigen Kartons.
„Ich kriege sie nicht unter“, stellte Eileen frustriert fest. „Es ist einfach zu viel.“
Marlene kratzte sich seufzend am Kopf.
„Nun ja – die Wohnung ist um vieles kleiner als euer altes Haus, Eileen.“
Eileen schluckte schwer. Den Gedanken an „Zuhause“ hatte sie den ganzen Tag erfolgreich zu verdrängen versucht. „Ich weiß“, sagte sie frustriert. „Mir war es schon beim Einpacken relativ klar.“
Eileens Mutter legte sanft den Arm um die Schultern ihrer Tochter.
„Sind darin denn noch wichtige Sachen?“
Eileen zuckte die Achseln. „Wie man es nimmt. Kleidung, die mir zurzeit nicht passt. Bücher, einige alte Fotoalben, CDs, Weihnachtsdekoration… all so ein Zeug eben.“
Eileens Vater begutachtete die Kartons. „Du hast doch ein Kellerabteil. Wir schauen mal, wie viel wir dort unterkriegen.“
„Sie braucht dort aber auch noch Platz für die Kindersachen“, warf ihre Mutter ein.
„Ja, ich weiß“, erwiderte ihr Vater mit einer abwinkenden Geste. „Aber doch nicht das ganze Kellerabteil. Ich geh mal runter und schau, wie viel wir davon nutzen können.“
Marlene warf einen Blick auf die Uhr. „Ich glaube, ich sollte mal nach Hause gehen und meinen Mann vom Flachbildschirm abkratzen“, stellte sie fest. „Eileen, möchtest du heute zum Essen kommen?“
„Du hast doch schon fürs Frühstück gesorgt“, erwiderte Eileen kopfschüttelnd. „Ich möchte euch nicht stören, morgen ist wieder Montag – und ihr habt schon seit drei Wochen jeden Samstag und Sonntag für mich geopfert. Ich fühle mich richtig tyrannisch.“
Marlene lachte. „Ja, du bist einfach eine furchtbare Diktatorin“, sagte sie mit verdrehten Augen und nahm Eileen in den Arm.
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„Keine Angst, Marlene, ich denke, Eileen kann heute bei uns essen“, warf Eileens Mutter ein und sah Eileen liebevoll an. „Ich freu mich immer, wenn ich dich bekochen kann.“
Eileen lächelte. „Als wäre ich noch ein kleines Kind.“
„Nein, du bist schon selbst Mutter oder zumindest bald“, sagte ihre Mutter mit feuchten Augen. „Ich kann das immer noch kaum fassen.“ Zärtlich berührte sie Eileens Bauch.
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Marlene verabschiedete sich, während Eileens Vater den Großteil der Kartons in das Kellerabteil trug. Ein paar Kartons, so sagte er, würden sie einfach mit zu sich nach Hause nehmen und dort im Keller lagern.
Eileen war gerne damit einverstanden, und als die letzten Kartons in dem Van ihrer Eltern verschwunden waren, verabschiedeten sich auch sie. Eileen versprach, in einer Stunde nachzukommen, um mit ihnen gemeinsam zu essen.
Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, sah Eileen sich langsam in der Wohnung um.
Nun, da das Chaos beseitigt war und sogar schon einige Bilder an der Wand hingen und Marlene einige Kerzen und Dekorationsartikel aufgestellt, ihre Mutter zwei Sträuße frischer Blumen mitgebracht und ihr Vater die Glühbirnen gegen Lampen ausgetauscht hatte, kam die Wohnung ihr nicht mehr ganz so fremd und seltsam vor wie noch am Vorabend.
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Sie räumte noch einige letzte Dinge an Ort und Stelle, dann ging sie ins Schlafzimmer und ließ sich müde aufs Bett fallen.
Sie hätte jetzt gerne ein wenig Schlaf nachgeholt, hatte aber Angst, zu tief einzuschlafen und dann heute Nacht nicht in den Schlaf zu finden – wie in der vorherigen Nacht, in der sie bis in die Morgenstunden wach gelegen und den seltsamen Geräuschen im Haus, auf der Treppe und in der Nachbarschaft gelauscht hatte. Der ungewohnte Geruch nach frischer Farbe und neuen Möbeln hatte sie immer wieder geweckt, wenn sie kurz einmal eingedöste war und gegen sieben Uhr hatten die Nachbarn neben ihr offenbar mit ihren Kindern Sonntagskonzert gespielt und einen solchen Lärm veranstaltet, dass für eine Stunde nicht ans Schlafen zu denken war. Danach war sie schließlich noch einmal eingedöst und zwei Stunden später von ihrem Telefon geweckt worden.
Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach fünf. Durch das halb herabgelassene Rollo fielen die Strahlen der Abendsonne, die sich langsam in Richtung Westen bewegte. Es wurde inzwischen schon nicht mehr so früh dunkel, was Eileen mit Erleichterung bemerkte.
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Sie griff nach dem mobilen Telefon, das neben ihrem Bett aufgebaut worden war und wählte Fabians Dienstnummer, die sie zwischenzeitlich auswendig kannte.
Um diese Zeit machte er meist Pause, sofern es die Arbeit zuließ. Er trug das Telefon eigentlich immer mit sich, gut versteckt in der Brusttasche seiner Arbeitskleidung oder – falls er gerade Visite hielt – irgendwie in den ausgebeulten Taschen seines Arztkittels.
Aber wenn er gerade in einer Untersuchung, im Gespräch oder gar im OP war – was heute am Sonntag vermutlich nicht vorkommen sollte, wenn nicht gerade ein schwerer Unfall eingeliefert wurde – konnte er natürlich nicht abnehmen.
Offenbar war auch dies auch jetzt der Fall, denn das Telefon klingelte und klingelte, bis Eileen schließlich auflegte.
Sie drehte sich müde zur Seite und wäre um ein Haar doch eingenickt, wenn das Telefon nicht auf einmal laut geschrillt hätte.
Freudig nahm sie ab, in der Hoffnung, Fabians Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören.
„Hallo Eileen. Ich bin´s. Marcel.“
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Eileen versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
„Hallo“, erwiderte sie möglichst freundlich. „Was gibt es denn?“
„Ich wollte nur mal hören, ob alles gut geklappt hat bei dir? Ist alles fertig?“
„Ja, soweit“, antwortete sie freundlich. „Und wie hat es bei dir geklappt? Hat die Übergabe geklappt?“
Ihr Herz wurde schwer bei dem Gedanken daran, dass just in diesem Moment zwei völlig fremde Menschen in ihrem eigentlichen Zuhause herumwirbelten und vermutlich gerade neue Farbe an die Wände strichen, um das Haus nun zu ihrem eigenen zu machen.
„Ja, alles gut geklappt“, sagte Marcel langsam.
„Bist du nun auch fertig mit Ausräumen?“
Marcel lachte. „Du kennst mich, ich kann nicht lange im Chaos leben. Ja, ich habe jetzt alles eingeräumt und fertig gemacht.“
Eileen nickte, obwohl Marcel es nicht sehen konnte.
„Wie geht es dir? Wie geht es euch?“, fragte Marcel nun.
„Ganz gut, ich bin etwas müde, aber jetzt ist ja alles überstanden“, erklärte Eileen ihm.
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„Gut. Das wollte ich nur hören.“
Es entstand eine unangenehme Pause, dann sagte Marcel: „Gut, dann… wünsche ich dir noch einen schönen Tag und… du meldest dich ja, wenn du das nächstemal beim Arzt warst, oder?“
„Natürlich, habe ich dir doch versprochen“, beruhigte Eileen ihn, dann verabschiedeten sich beide und Eileen legte nachdenklich den Hörer zur Seite.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie schon bald zum Essen losfahren sollte.
Da sie sich verschwitzt und schmutzig fühlte, öffnete sie den nun mit ihren Kleidern vollgestopften Kleiderschrank, nahm sich frische Wäsche und ging noch einmal ins Badezimmer, um sich frisch zu machen.
Etwa eine Viertelstunde später verließ sie die Wohnung. Ihr Wagen parkte um die Ecke auf den gesonderten Parkplätzen, die zu dem mehrstöckigen Haus gehörten. Es fühlte sich so seltsam an, durch zwei Türen gehen zu müssen, bevor man auf der Straße stand und noch viel seltsamer, nicht direkt vor seinem Auto zu stehen, sondern erst zwei Minuten lang die Straße hinab laufen zu müssen.
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Gestern hatten sie zwar vorm Haus geparkt, aber das war nicht gerne gesehen. Die Hausverwaltung war hier wohl sehr streng, und man sollte sich besser nicht mit ihr anlegen.
Eileen seufzte. Sie musste sich erst daran gewöhnen, sich ein Haus mit mehreren anderen Menschen zu teilen und nicht tun und lassen zu können, was sie wollte.
Schließlich hatte sie ihr Auto erreicht, parkte aus und verließ den Parkplatz.
Eigentlich hatte sie vorgehabt, direkt zu ihren Eltern zu fahren, doch ohne es zu realisieren, lenkte der Wagen sie automatisch einen anderen Weg. Erst als sie in die Straße einbog, bemerkte sie selbst, wohin sie gefahren war. Sie hielt den Wagen an und blickte langsam zur Seite.
Und dann begann sie hemmungslos zu weinen.
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Fortsetzung folgt.