es geht weiter. viel passieren wird in diesem chapter nicht, es ging mir mehr darum, dass ihr lilly besser kennenlernt, darum, ihre gefühle zu umschreiben. ich hoffe es ist mir gelungen
Chapter One
Ehrgeiz und Liebe...
>>Kann ich dir behilflich sein?<<
Die Abendsonne zeichnete den Court mit rötlichen Farben und brachte eine kühle Brise mit sich,
ungewöhnlich für den nahenden Sommer. Ein süßlicher Duft lag in der Luft, ich atmete tief ein, genoss den
Moment. Die Körnchen rötlichen Sandes spielten im Wind, ließen sich hinfort tragen wie eine Feder, während die
letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwanden und ihren rötlich leuchtenden Schatten in der Abenddämmerung
zurückließen. Langsam wandte ich meinen Blick zurück zu der älteren, bereits ergrauten und stämmigen Person,
die sich meiner annehmen wollte.
>>Guten Abend Sir. Mein Name ist Lilly San-Reyers. Ich bin gekommen, da ich einen Verein suche.
Ich habe mich ein wenig umgesehen… <<
Mit einem kurzen nicken und einladender Geste wies er mich herein. Ein wärmender Luftzug streichelte meine Wange,
lies Wohlbehagen in mir aufsteigen. Neugierig beäugte ich meine Umgebung, lies mich auf einer langen Bank nieder, die
die gesamte Wandlänge einnahm. Ein enger, hell erleuchteter Korridor führte in verschiedene Räume. Ein Waschraum
befand sich laut Beschriftung direkt gegenüber der Stelle, an der ich mich niedergelassen hatte.
An den Wänden hingen Fotos und Schriftstücke, alte Tennisschläger und
eine Regalkonstruktion mit diversen Formularen.
>> Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Paul Aston, Platzwart und Vorstandsmitglied
unseres Vereines.<<
Einen Zettel in seinen Händen haltend reichte er mir seine freie Hand und lies sich
neben mir nieder. Aston hatte eine sanfte, beruhigende Stimme. Auf eine gewisse Art wirkte
er wie ein weiser alter Mann, der in seinem Leben viel gesehen und erlebt hatte. Seine
äußere Erscheinung jedoch lies vermuten, dass er diesem Verein sein Leben gewidmet hatte.
>> nun gut, verrätst du mir nur, wie alt du bist? <<
>>Ich bin 17<<
Ein leicht erstaunter Gesichtsausdruck zeichnete sich auf Astons Gesicht ab. Ich grinste
verschmitzt, denn ich kannte diese Reaktion bereits, sie war nichts Neues für mich.
Anscheinend schien ich für meine Umwelt wesentlich jünger als ich tatsächlich war.
Aston warf einen weiteren , verlegenen Blick auf den Zettel in seiner rechten Hand, bevor er aufstand,
um einen weiteren aus einem der Regele zu holen und sich erneut neben mich zu setzen und sein
Wort an mich zu richten. Mein Blick fiel auf das weiße Papier mit großen Lettern, die verlauten ließen, dass
es sich um eine Vereinsanmeldung handelte.
>>Hast du zuvor schon einmal gespielt?<<
>>Nein. Es ist das erste Mal, dass ich einen Tennisclub betrete. Ich habe bereits viele Sportarten ausprobiert,
mich jedoch nie festgelegt.<<
Dem Anschein nach überraschte meine Antwort Aston keineswegs. Seine graubraunen Augen fixierten lediglich mein
Gesicht, abwartend und still. Mein Blick wanderte den Raum entlang und der Geruch von frischen Waffeln erfüllte den
Raum. Weckte ein leichtes Hungergefühl in mir.
>>Kannst du mir den Grund dafür nennen, dass du bisher keinen Sport gefunden hast, auf dem du deine
ganze Aufmerksamkeit widmen konntest?<<
Seine Frage überraschte mich. Doch umso mehr erstaunte mich, dass ich sehr lange
brauchte um sie zu beantworten. Im Grunde hatte ich keine Antwort. Ich wusste nicht
aus welchem Grund ich nie zuvor den Wunsch gehegt hatte, einem Verein beizutreten und mich auf eine Sportart
zu spezialisieren. Es war mir nie zuvor in den Sinn gekommen. Ebenso wenig konnte ich mir beantworten, weshalb ich mich heute
hier befand und mit Aston sprach. Mein ganzes Leben lang war ich meinem inneren Gefühl gefolgt, dass mich auch heute
geführt hatte. Hierher, zu diesem Verein. Ich konnte mich immer auf dieses Gefühl verlassen. Es kannte mich besser, als
ich mich selbst und entschied bisher immer richtig. Hätte ich ahnen sollen, dass es mich eines Tages dazu brachte, einen fatalen Fehler zu begehen?
Die Dämmerung war bereits weit fortgeschritten und warf ihre prachtvollen Farben in die Welt.
Ein dumpfes Geräusch riss unser Gespräch entzwei, ehe ich eine passende Antwort fand, lies unseren Blick
frei auf einen großen, dünnen Schatten einer weiteren Person.
Als er eintrat und die Tür hinter sich zuzog, ließ das hellgelbe Licht des Flures den Blich frei
auf einen Teenager mit braunem Haar und stechendem Blick.
Sein Blick wanderte von Aston zu mir und blieb fragend auf meinem haften. Ein flüchtiges
>>Hy<<
lies verlauten dass er uns wahrgenommen hatte.
>>Ah Jerome, es trifft sich gut, dass du kommst. Dies hier ist Lilly San-Reyers. Sie hat sich hierher verirrt, um Tennis zu erlernen.
Ich hatte an dich gedacht. Vielleicht magst du sie trainieren?
Stille erfüllte den Raum. Ich war erstaunt, dass Aston Jerome als meinen Trainer vorschlug – jemanden,
den ich nicht viel älter schätzte, als ich es selbst war.
Jerome trat heran, lies den Blick erneut über uns schweifen, reichte mir seine Hand zum Gruß
und beendete die erschreckende Stille
>> Ich spiele seit 11 Jahren, bin allerdings kein ausgebildeter Trainer. Ich mache das nur
nebenher. Genügt dir das für den Anfang?<<
Ich wechselte eine tiefen Blich mit Jerome, konnte ihn jedoch nicht halten und sah zur Wand, ehe ich ihn wieder
aufnahm um zu antworten. Jerome gefiel mir. Ich brauchte nur einen Blick mit ihm zu tauschen um
es zu wissen. Er hatte eine verwegene Art, faszinierte mich mit jeder Geste.
>>Ich denke für den Anfang wird es genügen.<<
War meine spöttische Erwiderung, dass in seinem Gesicht ein leichtes Grinsen hervorlockte. Sein Blick
wanderte zu Aston.
>>Sie ist ganz schon mutig was Jerome?
Wir werden sehen wie sie sich schlägt – ich bin gespannt<<
Ich hatte nie beabsichtigt hochnäsig zu klingen, besonders nicht, da ich meinen letzten
Tennisschläger wahrscheinlich mit drei Jahren in der Hand gehalten hatte. Doch Jeromes Art
spornte meinen Ehrgeiz an und ich wusste, wenn dieser in mir ausbrach, konnte ich fiel.
Sicherlich wäre es klüger gewesen, meinen Ehrgeiz ab und an zu bremsen, bevor er mit mir
durchging, doch in der Jugend und ebenso in der Liebe ist das so eine Sache. Diese Eigenschaften
können sich zu einer gefährlichen Waffe paaren, die keine Fehler verzeiht, wie ich nun weiß.
>> Gut, wann hast du Zeit, damit wir das erste Training angehen können? <<
>> Mir ist es egal. <<
Entfuhr es mir mechanisch und umgab mich sogleich mit Verlegenheit.
>> Tja, dann haben wir ein Problem, mir ist es auch egal!<<
Unser Gespräch nahm fachmännische Züge an und Aston verfiel in ein amüsiertes Lachen,
worauf er sich aufmachte um sich einen Tee zu gönnen.
>> Sag du etwas. Mir ist es wirklich egal.<<
Sobald ich diese Worte ausgesprochen hatte, wurde mir klar, wie geistreich sie waren.
Doch an diesem Tag war es mir egal. Ich war glücklich. Ich wusste, es würde eine tolle
Zeit heranbrechen. Die Zeit meines Lebens.
Wenige Minuten später gesellte sich Aston erneut mit einer warmen, dampfenden Tasse Tee
zu uns, die den ganzen Raum mit aromatisiertem Duft füllte. Ein Blick auf die Uhr verriet,
dass es Zeit war zu gehen. Ein letztes Mal fing ich Jeromes Blick und schlenderte heraus in die Dämmerung.
Tief atmend sog ich den Duft des Abends in mich ein, fest entschlossen, alles zu geben.