So lange stand Anna am Fenster. So lange starrte sie den Springbrunnen im Park des Schlosses an. So lange träumte sie, einfach davon zu rennen. War dies ihr Leben? Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht gezwungen werden, etwas zu tun, was sie doch nicht zu wollte. Sie wollte frei sein… Frei wie ein Vogel im Wind, der überall hinfliegen kann, wo er hin will… Frei wie eine Wolke, die langsam auf die Erde blickend, hinüber gleitet.
„Prinzessin Anna? Der Graf wünscht aufzubrechen!“, sagte der Dienstbote plötzlich.
Anna schüttelte den Kopf. „Ja… ich werde mir nur etwas angemessenderes ankleiden!“
Der Dienstbote nickte, verbeugte sich und ging wieder fort. Anna ging schweigend in ihr Gemach und zog sich ein anderes Kleid an. Schließlich ging zum Haupteingang und sah schon, wie der Kutscher auf seinen Bock stieg und der Graf zu Einstieg ansetzte.
„wollte ihr einer holden Dame nicht Lebe wohl sagen?“, fragte Anna etwas lauter. Sie schritt die Schlosstreppe herunter und Graf Anton von Tanneneck wandte sich um. „Keines Falls…“, er lächelte. Anna stand vor ihm und hielt ihm ihre Hand hin. Er küsste sie…
Der Graf stieg auf die Kutsche und die Räder setzten an und Anna sah ihr nach, bis sie um die Biegung verschwanden. Sie schritt in den Park des Schlosses und legte sich ohne einen Gedanken auf die große Rasenfläche. Über ihr schwebten zarte Wolken herüber und bildeten die schönsten Formen und Gesichter. Anna lächelte.
Gérarde kam auf sie zu. „Prinzessin Anna?“, begann er.
Anna setzte sich auf.
„Der Prinz von Nord Cattleton bittet eine Nacht in ihrem Schloss verweilen zu dürfen!“
„Macht ihm das Gästegemacht bereit….“, antwortete Anna, stand auf und ging zurück ins Schloss. Gérarde folgte ihr. Gérarde war Annas einziger Freund. In 18 Jahren hat er ihr alles beigebracht, was sie lernen musste. Laufen… Sprechen… einfach alles… Doch er war schon alt und Anna wusste, dass sich sein Leben Langsam dem Ende näherte, auch wenn sie dies nicht hoffte.
Anna bog ins Klavierzimmer ab und setzte sich an den Flügel. Gérarde ging weiter ins Gästezimmer. Ihre Finger glitten über die Tasten und ließen eine wunderschöne Musik erklingen.
Mal war die Melodie traurig… Ein anderes Mal wieder fröhlich. Anna spielte ihre Gedanken und Gefühle auf dem Klavier nieder. Sie liebte es hier zu spielen… in der Musik fühlte sie sich frei. Irgendwann merkte sie jedoch, dass ihr jemand zusah und sie wandte sich um. Die Melodie brach ab. „Gérarde? Was ist los?“, fragte Anna.
Gérarde lächelte. „Die Speisen sind angerichtet!“, antwortete er.
Die Prinzessin nickte, stand auf und folgte dem Dienstboten in den Speisesaal. Der Prinz von Nord Cattleton saß bereits am Tisch. Er stand auf, verbeugte sich und küsste Annas Hand. „Es freut mich in ihrem Schloss verweilen zu dürfen, Prinzessin!“, sagte er.
Anna setzte sich. Sie sah ihn einige Male an und lächelte. „Ist etwas, Prinzessin?“, fragte der Prinz. Anna schüttelte den Kopf. „Nein…“
Der Prinz weckte ein Gefühl in ihr. War dies Liebe? So schnell? So groß? Oder war es Neugier? Welche sie gerade übernahm?
Anna bat den Tisch verlassen zu dürfen. Der Prinz geleitete sie. „Darf ich sie in ihr Zimmer geleiten?“, fragte Anna höflich.
„Eigentlich sollte ich Sie geleiten, Prinzessin“, blockte der Prinz.
„Dann tun sie lieber dies….ich werde Ihnen dann den Weg zu ihrem Gemach erklären!“
Der Prinz und die Prinzessin verließen den Speisesaal und gingen durch die langen Korridore.
„Hier ist mein Gemach!“, sagte Anna.
Der Prinz näherte sich Annas Lippen. Anna schloss die Augen und öffnete leicht den Mund. Sie genoss es, wie seine Lippen auf ihre saßen und dann spürte sie genussvoll, wie seine Zunge ihre massierte. „Wollt ihr wohlmöglich noch hineinkommen?“, fragte Anna.
„Ich würde nichts lieber tun, als das…“, er nahm Anna bei der Hand und ging mit ihr ins Zimmer. Kaum war die Tür ins Schloß gefallen öffnete Anna ihr Kleid und ließ es vor seinen Augen fallen. Der Prinz lächelte, ging auf Anna zu und küsste sie leidenschaftlich. Anna nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. Ihre Hände umschlangen seinen Hals. Und sie spürte, wie die Berührungen von ihm ein Feuer entflammten. Anna wich zurück und ging langsam rückwärts auf ihr Bett. Sie legte sich hin und sah den Prinzen an.
Er zog sich langsam seine Kleidung aus und Anna sah ihm genussvoll dabei zu. Sie wartete nur darauf, dass er endlich zu ihr kam und ihr erneut einen Kuss gab.
Er war nun nackt und entblößt und ging langsam auf ihr Bett zu. „Küss mich, Prinz!“, flüsterte Anna. Der Prinz küsste sie erneut und Anna spürte, wie der Prinz in ihr eindrang…
Sie genoss es. Es tat ihr gut. Sie liebte es, wie er ihre Brust stricht… wie er mit ihrer Zunge spielte. Anna warf ihre Haare zurück und stöhnte leise auf…
Es wurde Nacht… Der Prinz schlief… Anna sah ihm zu. Sie saß wach im Bett und hörte, wie der Prinz leise atmete. Seine Brust senkte sich und stieg wieder auf. War dies der Mann für Annas Leben? Während sie mit ihm schlief hatte sie das geglaubt… doch diese Gefühle der Liebe waren verschwunden. Warum nur verlor sie so schnell ihre Gefühle? Konnte sie wohlmöglich gar nicht lieben? War sie ein gefühlloses Wrack auf dem Meeresboden?
Anna stand auf. Ging in ihr Ankleidezimmer und zog ihr Nachtkleid hervor. Sie zog es sich an und schlich sich mit einigen Blicken zu dem Prinzen aus dem Gemach… Erneut schlich sie dem langen Korridor entlang und erneut blieb sie am Fenster zum Schlosspark stehen.
-Ende-
Kapitel 2: Flammende Liebe