Beiträge von Julsfels

    Hallo Nery,


    ja, Dein Süßer hat mittlerweile einen festen Platz. Und er gefällt mir als Neacall auch wirklich gut.


    Deine Spekulationen bezüglich Neiyras Träume finde ich sehr interessant. Und ich schmunzel so ein bißchen vor mich hin, und freu mich, und schweige. :)


    Du hast natürlich vollkommen recht damit, dass Artair genau so eine Frau an seiner Seite bräuchte. Die Frage ist, ob er das genauso sieht. Oder ob ihm das klar ist. Oder ob er dem genug Bedeutung zumisst, denn er hat es ja auch jetzt schon.


    Und was Deinen Tipp bezüglich des Großmeisters angeht: oh, Du meine Güte. :eek: Du hast natürlich recht. Aber das hatte ich selbst gar nicht bemerkt, und somit gibt es noch ein zweites Bild.


    Liebe Grüße!

    Hallo Innad,


    ich hab Dir ja letztens schon mal ein "Thanks" für Deine Fortsetzung geschickt (tolle Sache, das! Dank an die Admins). Dennoch soll natürlich auch noch ein ausführlicherer Kommi folgen, aber ich musste erst mal ein bißchen reflektieren und war in letzter Zeit auch nicht wirklich multitaskingfähig. ;)


    Eileen ist also nicht zur Bestattung gegangen. Ich kann sie verstehen, sie hat Marcels Abwehr dagegen gespürt und auch, wie schwierig es zur Zeit zwischen ihnen beiden ist, und wollte vermutlich nicht noch mehr zu weiteren Mißstimmungen beitragen. Aber auf lange Sicht gesehen war es sicher ein Fehler, für sie selber.
    Was mir sehr, sehr gut gefallen hat war die Szene, in der sie die Erkenntnis hatte, dass es kein Kind von ihr und Marcel geben wird. Auch das gehört zum Ende einer Beziehung und dem Verarbeiten: der Verlust von Lebensentwürfen und Träumen, von Bildern, die man im Kopf hatte, von Sehnsüchten. Auch die muss man loslassen, und danach ist da erstmal ein Vakuum, bis man wieder zu leben lernt und sich neue Bilder formen können. Das ist auch sehr schmerzhaft. Und ganz schlimm ist es, wenn man nicht mehr die Kraft dazu findet, diesen Weg zu gehen und man ohne Perspektive und Zukunftsvorstellung bleibt. Aber das glaube ich nicht bei Eileen; sie ist ja schon auf dem richtigen Weg, auch wenn sie sich im Moment noch keinen anderen Mann als Vater ihres Kindes vorstellen kann.


    Deine Geschichte ist wirklich wunderbar. Leise, einfühlsam, emotional. Ein Genuss. Vielen Dank dafür!

    Hey! Es geht weiter! *froi*
    Hehehe. *Händereib* Wie hab ich mich gefreut, dass Elias in diesem Kapitel Mißerfolg auf der ganzen Linie beschieden ist. Ich hoffe, dass er von der Fürstin noch so richtig eins reingewürgt bekommt. Ich schätze sie so ein, dass ihr ihre für Elias vorhandenen Gefühle überhaupt nicht in den Kram passen und sie deshalb, um dem gegenzusteuern und sich selber zu beweisen, dass sie immer noch die Oberhand hat (selbst über ihre eigenen Gefühle) besonders streng und umbarmherzig ist. Oh, bitte! *Rachedurstig*
    Elias ist ja dermassen fixiert auf Lina. Wie alle Fanatiker. Ekelhaft. Ach, ich wollte mich ja nicht mehr über ihn aufregen. ;)
    Wieder schöne Bilder, tolle Posen und Schauplätze.
    Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel. Und es macht nix, wenn Du länger brauchst. Tu ich ja auch. :D


    Liebe Grüße!

    So, jetzt noch wie versprochen die Kommi-Beantwortung und die Outtakes.


    Appolonia: Ach herrje. Das betrübt mich jetzt aber schon. :( Ich will doch niemandem Minderwertigkeitsgefühle machen.
    Und ich fand Dein Gasthaus überhaupt nicht blaß. Im übrigen ist es jetzt auch nicht so, dass ich mich um Bilder mit Massen an Sims reiße. :D
    Neiyra hast Du sehr schön beschrieben. Und ob da noch was passiert zwischen Artair und ihr werde ich natürlich nicht verraten.
    Bei Brayan liegst Du ein klein bißchen falsch. Er geht durchaus noch weiter, als in den von Dir beschriebenen Szenen, sonst würde er ja auch nicht davon ausgehen, dass die beiden Jungen seine Söhne sein könnten. Aber Du hast recht damit, dass er niemals einem Mädchen schaden wollen würde oder wehtun. Aber er ist durchaus kein Kostverächter. :D
    Was es mit den Boten auf sich hatte, ist ja nun geklärt.
    Dir auch liebe Grüße zurück!



    Llynya: Ja, Artair ist sehr beliebt bei seinem Volk. Und was Brayan angeht, hast Du natürlich auch recht. Ein lebenslustiger Draufgänger, aber schon mit klaren Wertvorstellungen.
    Ich freu mich, dass Du die Frühlingsfeuerszene gemocht hast. Ja, das ist ein ganz schöner Wirrwarr mit den Gefühlen. Aber sonst gäb´s ja auch nix, worüber man groß schreiben könnte, oder? :D



    Rivendell: Am 10.12. Meine Güte, sie ist schon wieder ein Vierteljahr. :eek: Die Zeit fliegt.
    Ja, die Berge im Hintergrund sind nachträglich in Photoshop eingefügt, auch der Rauch, ein Teil des Feuers und der Regen im neuen Kapitel, weil Du danach gefragt hattest.
    Was die Bewegungen angeht: das sind zum größten Teil Posen, und einige spezielle mache ich mir dann selbst. Die Reiterposen und das ganze Reitzeug habe ich auch schon auf meiner Homepage hochgeladen, das bekommst Du hier. Alles Zubehör passt zu Dragon Slaves Pferden bei MTS2.



    PeeWee: Vielen Dank für Deinen Kommi, und herzlich willkommen hier! 4400 kenne ich leider nicht. Aber die Gabe des Heilens ist ja auch nix Neues, sondern ein altes Konzept, dass in vielen Geschichten vorkommt.
    Wer da wohin geritten ist, hat sich ja mittlerweile geklärt.



    @Nery: jaja, Du hast absolut recht, ich würde mich bestimmt auch in einen der Jungs vergucken. Und ich mag Artair auch. Aber wie das nun weitergeht, verrate ich natürlich nicht. :)
    Schlaflose Nächte? Neid? Och nööö. Das wollen wir aber nicht. :D Ich guck mir immer noch ab und zu dein Bild an, auf dem Stanley aus dem Gemälde rauskommt.
    Das mit dem Film lehne ich ab. Ist mir zuviel Arbeit. :roftl
    Warum und wohin die Reiter aufgebrochen sind, ist ja nun geklärt. Und Du willst mehr Liebe? Ach. Naja. Kriegst Du.



    Innad: Macht doch nix, mach Dir bloß keine Gedanken. Ich verschwitze auch oft Kommis.
    Echt, Du hast das Kribbeln gefühlt? Cool. Das freut mich. Dabei war es bis dato ja eigentlich nur dezent angedeutet.
    Wer da mit wem verwoben wird und wem Artairs Herz gehört, wird natürlich nicht verraten. :)
    Und was - oder WER - da auf sie zukommt und für finstere Zeiten sorgt - dazu gab es ja im neuen Kapitel möglichweise schon die erste Andeutung. :D


    So, und jetzt noch ein paar

    Outtakes

    Ich muss leider sagen, dass ich offensichtlich kürzlich den Mund zu voll genommen habe, als ich gesagt habe, dass meine Darsteller ganz brav sind und selten Blödsinn machen, weil sie Angst vor mir haben. Die Strafe erfolgte umgehend. :D
    Diesmal ist die blanke Revolte ausgebrochen. Ich habe keine Ahnung, wozu man den freien Willen ausstellt, hält sich ja eh keiner dran.
    Zuerst musste ich feststellen, dass ich bei den neuen Kampfposen ganz offensichtlich vergessen habe, in der Box das autonome Ausführen abzustellen. Und wie das halt so ist, wenn man ein neues Objekt platziert: alle sind erst mal Feuer und Flamme. *gggr*

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    Ich glaube, wir haben die Schlacht gewonnen. :D

    Und im nächsten Moment – ist es denn die Möglichkeit:
    Was sind diese Cul´Dawr nur für Schwachköpfe. Ich glaube, ihnen fehlt der Sinn für den Ernst der Lage.
    Schlambada?!

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    (Um es mal mit der Geräuschkulisse bei uns zu Hause zu untermalen: Evacuate the dance floor, I´m infected by the sound :D).

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    (Now the party won´t start till I walk in)
    Nee. Ich fass es nicht. Was TREIBT die da? Und offensichtlich finden sie sich alle gegenseitig ganz toll. :misstrau

    Meine Suche nach der Musikquelle ist ergebnislos verlaufen. Vielleicht hat sich einer als Baum getarnt und gesungen, nach dieser Sitzung halte ich alles für möglich. Ich hoffe nur, dass nach dem Verlassen des Grundstücks ohne Speichern die Ursache für die plötzliche Tanzwut wieder verschwunden ist, sonst artet mir in Zukunft jedes Gemetzel in ein Ballett aus.



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    Man stellt sich einfach die Frage: was, genau, betrachtet Nathairs Vater hier so intensiv?!


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    Männer, die auf Ziegen starren.
    Allerdings: wenn ich er wäre, wäre ich auch irritiert.


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    In Ermangelung genügend erwachsener Männer für das Einmarsch-Bild mussten kurzerhand ein paar Kinder das Teenageralter überspringen. Massengeburtstag. Ich hab nie Konfetti um den Kopf, wenn ich älter werde.


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    Ich glaube, keiner fragt sich ernsthaft, was der hier will, oder? :D


    Noch ein abschließendes Wort zum nächsten Kapitel. Das ist soooo lang, dass ich es vermutlich in vier bis fünf Teile splitten muss.
    Das Gute daran ist, dass es komplett in der Hauptsache an zwei Orten spielt, von ein paar Rückblenden abgesehen.
    Ich hab also die Hoffnung, dass es vielleicht mit den Fortsetzungen schneller gehen wird, wenn ich die erst mal gebaut habe, denn die vielen verschiedenen Schauplätze in diesem Kapitel waren ziemlich zeitintensiv.
    Aber garantieren tu ich gar nix. ;)

    So, geschafft! *GanzWuschigBin* :what:
    Und ich bin sogar relativ zufrieden mit den Bildern, obwohl ich etwas Angst davor hatte, weil es in diesem Kapitel doch finsterer wird.


    Diesmal hab ich auch wieder Outtakes, aber die gibt´s erst morgen. Äh, nee, heute. =) Später halt. Jetzt bin ich wirklich zu müde und muss erstmal ins Bett.


    Aber vorher gibt´s jetzt noch Kapitel sechs. Es ist relativ bilderlastig, aber ich habe mich diesmal dafür entschieden, mal das Medium "Fotostory" bewusst zu nutzen und etwas Bestimmtes nur zu zeigen und nicht noch explizit auszusprechen.



    Noch ein kleiner Hinweis für alle Freunde des Details: auf einem der Bilder habe ich eine Hommage an den Großmeister versteckt. Bin mal gespannt, ob es jemand findet. ;)


    Und nun wünsche ich Euch viel Spass.





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    Zwei knappe Monde später war ich am Ende meiner Kräfte und fühlte mich völlig zermürbt.
    All die Jahre waren die Cul´Dawr nach ihrem fruchtlosen Überfall rasch wieder abgezogen; und dies obendrein nicht, ohne sich auf ihrem Rückzug auch noch gegenseitig zu attackieren.
    Aber nicht dieses Jahr.
    Sie hatten sich in die Berge zurückgezogen und gesammelt, und von dort aus führten sie rasche Überfälle auf die Siedlungen und Gehöfte rund um Caer Mornas durch.



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    Sie waren schnell und beweglich und änderten ständig ihre Richtung, so dass sie uns immer einen Schritt voraus waren. Und vor allem waren sie nicht zerstritten, sondern handelten einig; und ihre Angriffe hatten etwas Verzweifeltes.


    In den ersten Tagen waren wir meist zu spät zu den Schauplätzen der Übergriffe gekommen. Bis uns ein Hilferuf erreichte und wir vor Ort waren, waren sie meist schon abgezogen und hatten ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt.



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    Artair hatte Boten in alle Siedlungen entsandt und die Bewohner aufgefordert, Schutz in den Mauern von Caer Mornas zu suchen, aber die meisten unterschätzten die Gefahr, ließen sich nicht überzeugen und wollten ihre Häuser und ihr Hab und Gut nicht im Stich lassen.



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    Als wir wieder einmal zu spät kamen und nur noch rauchende Trümmer vorfanden, wo einst Nathairs großes Gehöft gewesen war, stieß Artair einen heiseren, wütenden Schrei aus, der mich zutiefst erschreckte. Er war kreidebleich.



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    Gerade hatten wir die jüngste Tochter der Familie unter einigen umgestürzten Kisten im Schweinekoben gefunden.
    Sie war die einzige Überlebende; für ihre gesamte Familie - Mutter, Vater, drei Brüder und zwei Schwestern, sowie den greisen Großvater und zwei Mägde und drei Knechte - kam jede Hilfe zu spät.


    Nathair und Fearchara waren gute Menschen gewesen.
    Und Freunde.


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    Nathair hatte den besten Käse des südlichen Königreichs hergestellt, und niemand hatte so geschickt zu weben vermocht wie Fearchara; der große Webstuhl, ein Erbstück ihrer Familie, war ihr ganzer Stolz gewesen.
    Die beiden hatten ihre Kinder geliebt, ihre Bediensteten gut behandelt und niemals etwas getan, womit sie dieses Schicksal verdient hatten.


    „Wir müssen dem ein Ende setzen!", presste Artair hervor. Er hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass seine Knöchel weiß hervortraten, und seine Augen waren dunkel vor Zorn.


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    „So kann es nicht weiter gehen. Wir müssen uns aufteilen, auch wenn das unsere Kampfkraft schwächt. Wir sind zu langsam!"


    So hatte er unser Heer in vier Teile geteilt und übertrug Brayan, Neacall und Uisdean das Kommando über je eine Einheit.


    Brayan hatte zuerst bei der Ernennung des „gemeinen, kleinen Stinktiers" protestiert, und Artair damit tatsächlich ein Grinsen entlockt und sich einen vernichtenden Blick von Uisdean eingefangen; aber er hatte es mehr aus alter, lieb gewordener Gewohnheit getan.
    Er wusste so gut wie wir alle, dass Uisdean der richtige Mann dafür war.


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    Artair zog einen Ring um Caer Mornas, übergab jedem der frisch ernannten Heerführer die Verantwortung über ein Viertel davon und ließ die Reiter patrouillieren.
    Wir gewannen an Schnelligkeit, und es kam zu den ersten ernsthaften Scharmützeln. Sie waren hart und verlustreich - jede Einheit hatte nur noch ein Viertel der ursprünglichen Mannstärke, und die Cul´Dawr leisteten erbitterten Widerstand.


    Dann setzte der Regen ein.
    Es regnete ohne Unterlass, und nach zwei Tagen hatte keiner von uns mehr einen trockenen Faden am Leib.
    Den Cul´Dawr erging es nicht besser, aber sie zogen immer noch nicht ab. Ihre Angriffe wurden verzweifelter und häufiger, und es verging kein Tag, an dem es nicht zu Kämpfen kam.


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    Nach drei Wochen waren wir alle völlig erschöpft, Mensch und Tier. Es gab Probleme mit dem Nachschub, die Hufe der Pferde machten uns Sorgen und wir waren völlig durchgefroren. Ich fühlte mich am ganzen Körper wund, weil die nasse Kleidung überall rieb, und hatte das Gefühl, mir würde nie mehr warm werden.
    Und es regnete immer noch.


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    Artair teilte den Verteidigungsring neu auf, diesmal in drei Abschnitte, und eine der Einheiten wurde im Wechsel zurück nach Caer Mornas geschickt, um sich abzutrocknen, aufzuwärmen, satt zu essen und auszuschlafen.


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    Gestern war endlich die Reihe an uns gewesen, und wir hatten das Tor in tiefster Nacht und bei strömendem Regen passiert.



    Und als ob dies alles nicht schon genug wäre, wurde ich jede Nacht von wirren Albträumen geplagt.


    Sie waren immer gleich.
    Schreiende und weinende Kinder.


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    Sieben Männer, die in der Dunkelheit mit auf dem Rücken gefesselten Händen in einer Reihe auf dem Boden knieten; aber sie schienen seltsam körperlos, beinahe durchscheinend zu sein.


    Ein diabolisches Lachen, das meinen gesamten Körper mit einer Gänsehaut überzog.
    Und danach - die Augen.


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    Nur Augen, kein Gesicht. Seltsam farblose Augen, kalt und voller Hass, in deren Tiefe ein unaussprechliches Wissen lag und die meine Gedanken zu durchdringen schienen und mir ihren Willen aufzwingen wollten.


    Und ich erwachte schweißgebadet und mit einem Schrei. Und mit fürchterlichen Kopfschmerzen.



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    Auch diese Nacht war es nicht anders gewesen. Ich fühlte mich völlig zerschlagen und quälte mich mit pochenden Schläfen aus meinem Bett.


    Ich war wie betäubt, und all meine Bewegungen kamen mir seltsam verlangsamt vor; meine Kleidung nur anzusehen erschöpfte mich schon.
    So kämpfte ich mich in ein Paar Hosen und ein Hemd, und danach hatte ich das Gefühl, einen bedeutsamen Sieg errungen zu haben.


    Weil mein ganzer Kopf sich mittlerweile anfühlte als sei er unter ein Wagenrad geraten, trat ich auf den Balkon hinaus und sog begierig die frische Luft ein.


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    Der Regen hatte endlich aufgehört, und alles um mich herum erschien mir frisch, rein und klar, jeglicher Schmutz war fort gewaschen. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus und fühlte, wie der Schmerz nachließ und ich mich langsam entspannte.


    Als ich Lachen und das Geräusch aufeinander prallender Körper vernahm, wandte ich mich zur Seite und richtete meine Aufmerksamkeit auf den Übungsplatz, den man von meinem Balkon aus bequem überblicken konnte.


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    Eine Gruppe halbwüchsiger Knaben und Mädchen hatte eine Übungsstunde, und ich beobachtete sie interessiert.


    Ich hatte seit langer Zeit ein Auge auf die Kinder und Jugendlichen, die sich für ein Leben mit der Waffe entschieden hatten, und trainierte oft mit ihnen; ebenso wie Brayan und auch Artair, wenn es dessen Zeit erlaubte.


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    Sie machten sich gut. Einige waren fast soweit.


    Nach einer Weile hörte ich hinter mir Schritte, und dann erklang Artairs Stimme.
    „Ah, hier bist Du."
    Er lehnte sich neben mir an die Brüstung und warf einen forschenden Blick auf mein Gesicht.
    „Dir geht es besser."


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    Überrascht griff ich an meine Schläfe, und tatsächlich - meine Kopfschmerzen waren fast verschwunden. Ich nickte, und Artair lächelte zufrieden.


    Dann schaute er auf den Übungsplatz und beobachtete das Treiben aufmerksam.


    Die Knaben und Mädchen, die seine Anwesenheit sehr wohl bemerkten, verdoppelten ihre Anstrengungen, und Artair schmunzelte amüsiert.


    „Du brauchst einen neuen Knappen", sagte ich zu ihm. „Gowan ist alt genug und bereit, sich in echten Kämpfen zu stellen, und es ist nicht gut, ihn weiter warten zu lassen. Und gerade jetzt können wir jede Schwerthand gut gebrauchen."
    „Ich weiß", erwiderte Artair, aber er wirkte nicht sehr glücklich.


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    Ich wartete einen Moment.
    „Wen würdest Du wählen? Wer ist der Beste?", fragte ich ihn endlich und deutete auf die Knaben auf dem Übungsplatz, gespannt, ob sich seine Einschätzung mit der meinen deckte.


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    „Braigh", gab Artair ohne Zögern zurück.
    Ich nickte zustimmend. Braigh wäre auch meine Wahl gewesen. „Aber?", hakte ich nach, und Artair bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, ihm zurück in meine Räume zu folgen.



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    Dort angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen, und er rieb sich über die Stirn, während er sich setzte.
    Ich sah ihn an. Er hatte gebadet, frische Kleidung angelegt und sich rasiert, aber er wirkte immer noch müde und besorgt.


    „Braigh ist der Sohn von Ceilith und Braghan. Deine Kammerfrau und mein Hauptmann der Wache. Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass ich ihn wegen der Stellung seiner Eltern auswähle. Du weißt, wie das enden kann. Die anderen Knappen würden ihm das Leben zu Hölle machen, und ein Leben als mein Knappe ist sowieso schon alles andere als leicht."


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    „Wenn Du ihn nicht wählst, tust Du aber genau das Gleiche", hielt ich ihm entgegen. „Du versagst ihm etwas, das er sich hart erkämpft und für das er alles gegeben hat. Wegen der Stellung seiner Eltern."


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    Ich ließ ihn einen Moment darüber nachdenken, dann fuhr ich fort.


    „Alle wissen, dass Braigh es verdient hat, Dein Knappe zu werden, und dass er am härtesten dafür gearbeitet hat. Wenn Du einen Anderen nimmst, ist das nicht gerecht, und die Kinder können sich nicht mehr darauf verlassen, dass Ihre Mühen sich lohnen. Und außerdem - was meinst Du wohl, wie er sich entscheiden würde, wenn Du ihn selbst um seine Meinung fragtest?"


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    Artair lächelte. „Das brauche ich gar nicht zu tun. Ich weiß genau, was er antworten würde."


    Er seufzte. „Gut, dann ist das wohl entschieden."
    In diesem Moment klopfte es an der Tür, und auf Artairs Aufforderung trat eine junge Magd ein. Sie knickste und sah ihn offen an.


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    „Mein Herr, Königin Rhiannon und ihr Gemahl sind eingetroffen. Und die Hohepriesterin."


    „Endlich!" Artairs Gesicht erhellte sich, und er sah zum ersten Mal seit Wochen weniger besorgt aus.


    „Was wollen die denn hier?", fragte ich erstaunt, was mir einen strafenden Blick ob meiner Respektlosigkeit eintrug.
    „Ich habe nach ihnen geschickt. Gleich am Abend nach der Schlacht habe ich Boten ausgesandt."
    Artair erhob sich und wandte sich zur Tür.


    „Ich werde meine Gäste jetzt willkommen heißen."
    Er zögerte einen Moment und sagte dann: „Und Du solltest sie auch begrüßen." Er musterte mich, grinste und ergänzte: „Du solltest in Erwägung ziehen, Dir etwas anderes anzuziehen."



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    Und fort war er. Ich erhob mich seufzend und musterte mich im Silberspiegel.


    Er hatte recht. Es half ja alles nichts.


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    Ich seufzte nochmal, rief nach Ceilith und machte mich mit ihrer Hilfe bereit, meinen Eltern und meiner Tante entgegen zu treten.

    Das finde ich wirklich richtig klasse!
    Gerade die Kommentarregelung fand ich immer etwas schade. Man muss bestimmt nicht jeden Kommi der Leser gleich einzeln beantworten, aber zeitnah antworten zu können, finde ich super. So kann sich auch ein Gedankenaustausch entwickeln. Ich brauch meist sehr lange bis zur nächsten Fortsetzung, und wenn ich dann erst auf die Kommis antworte, weiss doch meistens der Kommischreiber schon gar nicht mehr, was er eigentlich geschrieben hatte.
    Ich glaube wirklich, dass das den FS sehr zu Gute kommen kann und alles lebendiger gestalten kann.
    Auch das mit der Bilderregelung finde ich klasse.
    Vielen Dank nochmal dafür!

    Hui! Schön, dass Du es doch noch hingekriegt hast. :)
    Woran hat´s denn nun gelegen, dass die DLs nicht angezeigt wurden?


    Aber nun zum neuen Kapitel. Bei dem ersten Bild musste ich erst mal überlegen - wer war denn nochmal Kiara? Aber dann war ich erstaunt, wie rasch ich mich wieder in das Geschehen eingefunden habe.


    Irgendwie hatte ich mir schon gedacht, dass sich Venus vor einer Aussprache mit John nicht sonderlich zu fürchten braucht. Die beiden sind sich doch sehr ähnlich, beide haben diese Entdecker-Neugier. Aber über Johns Bedauern, nicht an der Begegnung teilgenommen zu haben, musst ich dann doch schmunzeln. Immerhin ist das ja eine Option für die Zukunft, die mir auch sehr gut gefallen würde. Also, bitte: beim nächsten Besuch von Xio soll Venus ihren Vater mitnehmen. Eine solche Begegnung würde ich sehr spannend finden.
    Und wenn Venus am Nachmittag noch Ayleen beruhigt, ist ja alles wieder im Lot.
    Ich freu mich sehr, dass Du nicht aufgegeben hast, und drück Dir ganz doll die Daumen, dass Du die Absturz-Probleme in den Griff bekommst.
    Ich hoffe, der Nachwuchs ist brav und lässt Dich auch etwas schlafen. :D


    LG!


    Was das Beerdigen in geweihter Erde angeht, so sehe ich es ein wenig anders als Julsfels - zwar glaube ich auch nicht, dass das Loslösen der Seele damit zu tun hat, wo sie begraben ist. Sehr wohl aber damit, wie sie nach dem Tod behandelt wurde, ob sie mit Respekt verabschiedet und zur letzten Ruhe gebettet wurde - wo das auch immer sein mag.


    Oh, da haben wir uns mißverstanden. Ich halte sehr viel davon, die Toten angemessen, mit Würde und Respekt zu behandeln und zu bestatten. Ich glaube auch, dass das durchaus wichtig und richtig ist.


    Ich habe nur etwas dagegen, dass eine von Menschen geschaffene Institution willkürlich einen Ort benennt, an dem die Toten bestattet werden müssen, um Ruhe zu finden. Und den Menschen erzählt, wenn jemand nicht an diesem Ort bestattet wird, wird er in ewiger Verdammnis schmoren. Und natürlich hat diese Institution die alleinige Verfügungsgewalt über diesen Ort. Da stellen sich mir die Nackenhaare auf.
    So etwas hat für mich nichts mit Respekt vor den Toten zu tun, und auch bestimmt nichts mit göttlicher Gnade.

    Liebe Innad,


    ach, Du hast Eileens Gefühle so schön beschrieben. Bei dem Satz mit dem leeren Herzen und den leeren Armen musste ich schlucken.
    Immerhin scheint Eileen jetzt langsam in die Verfassung zu kommen, neben ihrem Schmerz auch die ganz realen Dinge wahrzunehmen. Wie regelt man eine Trennung? Wie sieht es finanziell aus? Das kann nochmal ein sehr schwere Zeit für sie werden, wenn sie vielleicht feststellen muss, dass sie durch die Trennung nicht nur ihren geliebten Mann verliert, sondern möglicherweise auch ihr gewohntes Lebensumfeld aufgeben muss. Das kann um so bitterer sein, weil sie selber die Trennung ja nicht will und dies alles von aussen aufgezwungen bekommt. Dennoch ist es ein wichtiger Prozess, und auch dass sie Wut empfindet, ist ein gutes Zeichen. Ich finde es auch in Ordnung, dass sie immer noch mit dem Gedanken spielt, Marcel zurück zu erobern. Ob das eine Möglichkeit ist, wird allerdings nur die Zeit zeigen.
    Der Ort, an den sie zum Schluss geht - vielleicht ein Friedhof? War mein erster Gedanke, ich weiss gar nicht, warum. Vielleicht, weil sie an ihr totes Kind gedacht hat.


    Auch diesmal hast Du wieder eine schöne Stimmung rübergebracht, man konnte sich super einfühlen.
    Ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht. Vor allem will ich mal diese Tussi sehen! :) Dann werfe ich eine Tomate auf meinen Bildschirm. :roftl

    Ganz blöde Frage, ich weiss, aber sicher ist sicher: bekommst Du beim Starten des Spiels dieses Fenster angezeigt, in dem man die benutzerdefinierten Inhalte aktivieren kann? Wenn nein, dann schalt das mal in den Optionen ein.
    Wenn ja, ist das Häkchen bei "aktivieren" gesetzt? Es ist auch mal einen Versuch wert, das Häkchen auf deaktivieren zu setzen, Spiel neu starten, Häkchen wieder auf aktivieren setzen, dann nochmal raus und nochmal neu starten.

    Schöne Bibliothek. ;)
    So, jetzt kommen wir der Sache schon etwas näher. Ich hab selber ja auch schon mal gefragt, was eigentlich aus den Leichen von Catalina und William geworden ist, als Elizabeth damals Catalina in ihrem Versteck zum ersten Mal getroffen hat. Auf dem Weg zum Fluchbrecher den Körper zunächst mal in geweihter Erde zu bestatten, erscheint mir logisch, auch wenn mir persönlich dieser Gedanke an die Nicht-Erlösung der Seele sehr, sehr fremd ist. Nur weil gewisse Menschen der Meinung sind, der Körper müsse unbedingt an von ihnen bezeichneten Plätzen bestattet werden? Nun ja, ich führe das nicht weiter aus, sonst muss ich mich wieder aufregen. :D Ich hab schon immer Probleme mit dem "Bodenpersonal" gehabt und deren Bestreben, ihre Pfründe und ihre Macht zu sichern.


    Nun hab ich ja zu der ganzen "Wie finde ich heute 300jährige Leichen"-Sache ein paar Gedanken und auch ein paar Bilder dazu im Kopf. Allerdings hängen die eng mit gewissen ... Objekten zusammen, und deshalb behalte ich sie für mich. ;)
    Auch was den anderen Punkt der Aufgabe angeht - die Wiedergutmachung - schwirrt mir ja so ein Gedanke im Kopf herum, den ich Dir ja aus bekannten Gründen schon mal per PN mitgeteilt habe, und der immer noch hoffnungsfroh mein Herz erfüllt. :D


    An diesem Kapitel hat mir besonders gefallen, dass es ein wenig Hoffnung, Leben und neue Energie gebracht hat. Die letzten Kapitel waren ja eher traurig und auch, verständlicherweise, aus Catalinas Sicht von einer gewissen Hoffnungslosigkeit geprägt, aber nun ist frischer Tatendrang angesagt. Was sowieso auch besser ist, nichts ist schlimmer, als gezwungenermaßen untätig herumsitzen zu müssen und darauf zu warten, dass das Schicksal sich erfüllt. Man fühlt sich immer besser dabei, wenn man das Schicksal in die eigene Hand nehmen kann, auch wenn das vielleicht nur eine Illusion ist.


    Deine Schauplätze sind wie immer wunderschön. Die Bibliothek ist ja sowieso einer meiner Lieblingsräume, und ich mag sie auch deshalb so gern, weil sie in gewisser Weise den Beginn unserer Zusammenarbeit markiert, und die empfinde ich nach wie vor als sehr bereichernd.
    Auch die Bilder sind wieder so schön geworden. Sie wirken absolut natürlich und echt. Ich habe jedesmal beim Ansehen das Gefühl: ja, genau so könnte es zu dieser Zeit ausgesehen haben. So könnte es sich angefühlt haben. Man kann ganz in die Epoche eintauchen, und das ist ein wirklich großes Geschenk.
    Nochmal vielen Dank für diese wundervolle Geschichte.


    Liebe Grüße!

    Hallo Appolonia,


    so, jetzt bin ich endlich bei Deiner Geschichte up to date. :)
    Am Anfang - bei den Kapiteln mit Philine - war ich etwas irritiert, dass Du im Präsens schreibst. Das ist doch sehr ungewohnt. Auch fand ich einige Redewendungen recht modern, aber nun ja, Philine ist ja auch ein ungewöhnliches Mädchen. :D
    Die Rückblenden-Kapitel dagegen finde ich sehr gut gelungen, da passt alles. Und die Geschichte ist super aufgebaut. Alles sehr rätselhaft - warum will sich Patrizio nicht die Haare schneiden? Warum hat er Kopfschmerzen? Warum will er nicht heiraten? Was sind das für Erinnerungen, die ihn plagen, wenn er in Mariolas Gegenwart ist? Und wieso ist er sozusagen fremdgesteuert?
    Wirklich klasse gemacht, und es liest sich auch sehr gut.
    Deine Charaktere sind auch schön gestaltet und haben Tiefe. Das Verhältnis von Leandro und Patrizio ist sehr interessant, und auch Mariola lässt noch einiges an Spekulation offen. Marek und - da tippe ich jetzt ganz einfach mal - sein Vater Mattehes, und dazu diese berechnende Larissa. Im Kontrast dazu Erkarius und Enndreß, nicht zu vergessen die geheimnisvolle Salma, deren Verhalten höchst seltsam ist und die bestimmt irgendwie mit Enndreß verbandelt ist.
    Ich liebe es, wenn auch die Nebencharaktere lebendig gezeichnet sind und einer Geschichte Substanz geben.


    Und Deine Bilder sind auch sehr schön, besonders die liebevoll gebauten Kulissen haben es mir angetan. Und da verzeihe ich es sogar, dass der niedliche Leandro meine spanischen Goldledertapeten als "erdrückend" bezeichnet. :D


    Ich bin schon seeehr gespannt, wie es weitergeht!

    Boh, nee. Echt jetzt. Ich sag nix mehr zu Elias. Was für eine fiese Möpp. :angry
    Ich hasse Willkür jeder Art.
    Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Gedanken, die er sich da über sich selbst und sein Handeln macht, auch nur wieder um sich selbst kreisen. Denkt er darüber nach, was er den Menschen angetan hat? Wie sie sich fühlen? Nein. Er grübelt darüber nach, ob ER noch ein Priester ist. Und so bezeichnend, wie er sich selbst einredet, alles in Elas Namen zu tun und dass es Elas Wille sein. Doppel-:angry. Diese Heuchelei. *Grrr*
    Nee, ich muss jetzt mal aufhören, sonst krieg ich noch einen Herzkasper. :D


    Super schöne Bilder hast Du wieder gemacht. Ich liebe das Dorf!
    Ach ja: Du hattest gefragt, warum ich schmunzeln musste, als Lina nicht gemerkt hat, was da zwischen ihr und Richard vorgeht - ich musste deshalb grinsen, weil in meiner FS gerade der Teil dran war, in dem Neiyra zuerst nicht bemerkt, was sich bei ihr verändert hat. :) Jaja, die jungen Mädels.
    Und abschließend: ja! ja! Lina und Richard! Bitte ein Happy-End!


    Liebe Grüße!

    Hallo Innad,


    ein schönes, stilles Kapitel. Ich finde es schonmal sehr gut, dass Eileen versucht, wieder Fuss im Alltag zu fassen. Aber auch Marlenes Unsicherheit konnte ich gut nachvollziehen. Was soll man in einer solchen Situation tun? Wie sich verhalten? Man will die Freundin unterstützen, aber wie? Menschen sind so verschieden, und sie gehen auch mit der Bewältigung von Leid und Schicksalsschlägen unterschiedlich um. Was der eine als Unterstützung empfindet, ist für den anderen vielleicht schon Aufdringlichkeit. Ich finde es deshalb gut, dass sie gefragt hat.
    Sehr schön fand ich die Erinnerung von Marlene. Der zukünftige Ex-Ehemann ist wirklich schon ganz weit weg von seiner Frau und dem gemeinsamen Leben. Hoffentlich ist seine Kaltschnäuzigkeit wenigstens zum Teil der Versuch, mit seinen Schuldgefühlen fertig zu werden, und nicht Teil seines Charakters.


    Liebe Grüße!


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    Als ich in die kühle Nachtluft hinaustrat, entschloss ich mich, die Abkürzung über die Wehrmauer zu nehmen.
    Ich würde zwar einiges zu klettern haben, konnte aber ziemlich sicher sein, dass mir niemand mehr begegnen würde. Ich war der Menschen müde und sehnte mich nach Ruhe.



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    Als ich das große Tor passierte, hörte ich Artairs Stimme im Hof. Neugierig beugte ich mich vor und sah ihn mit Braghan reden, dem Hauptmann der Wache.
    Dann hörte ich das Klappern von Pferdehufen und das Geräusch des sich öffnenden Tores.



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    Überrascht drehte ich mich um und stützte mich auf den Außenwall - und sah zwei Männer der Wache Caer Mornas in großer Eile verlassen und ins Dunkel galoppieren.



    So, und das war´s dann für heute. Zu Weihnachten, dem Fest der Liebe, ein Kapitel über die Liebe. :)


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    Bis jene Nacht der Frühlingsfeuer kam. Die Sonne versank und wich einer samtenen, lauen Dunkelheit, und die Luft vibrierte vor Spannung und in einer fiebrigen Erwartung, die ich damals nicht begreifen konnte und die mich unruhig und nervös machte.



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    Und als die Feuer entzündet waren, beobachtete ich, wie mehr und mehr Paare aus dem flackernden Schein verschwanden und in den schützenden Schatten des Waldes eintauchten, wo sie den Beginn des Frühlings und den Kreislauf des Lebens auf ihre Art feierten; und ich verstand zum ersten Mal die Bedeutung der Frühlingsfeuer.
    Und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich Artair nicht mehr mit den Augen einer Schwester ansah; und ich begriff, was mit mir geschehen war.



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    Ich blickte zu ihm hinüber und sah ihn an, als sähe ich ihn zum ersten Mal; und mir schien auf einmal, als sei mein Körper viel zu klein und zu eng für all die Gefühle, die mich plötzlich überwältigten.
    Ein unbeschreibliches, niemals vorher dagewesenes Glücksgefühl; Zärtlichkeit, Sehnsucht und ein unbestimmtes Verlangen; und all diese Empfindungen, die mein Herz zum Überquellen brachten, entlockten mir ein Lachen voll reiner Freude.
    Ich hatte nicht gewusst, dass man auf diese Art fühlen kann. Es war, als hätte ich niemals zuvor den Himmel gesehen.
    Als ich lachte, blickte er zu mir hinüber und winkte mir gutgelaunt zu.
    Und ich hatte die zweite Erkenntnis in dieser Nacht.
    Denn sein Blick auf mich war immer noch der gleiche. Ich war seine kleine Schwester.



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    Im Laufe der Jahre hatte ich gelernt, die Verwirrung, Unsicherheit und Ungeschicklichkeit in seiner Gegenwart zu überwinden und das Herzklopfen, das Verlangen und die Sehnsucht zu ignorieren.
    Ganz gelegentlich erlaubte ich der Zärtlichkeit, in unseren meist rauen Alltag einzudringen, sehr vorsichtig und immer wohldosiert; und das war ein gewisser Trost, wenngleich es auch nie genug zu sein schien.
    Ich glaubte nicht daran, dass seine Gefühle für mich sich wandeln würden, denn er liebte mich ja. So, wie Brayan und ich uns liebten.
    Bruder und Schwester.
    Und langsam verfiel die hell lodernde Freude in meinem Innern zu einem schwelenden Häufchen Asche.



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    Ich trank meinen Most aus, lächelte Brayan zu und überließ ihn seinem Schicksal, mit dem er jedoch sehr zufrieden zu sein schien.

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    Ich schwieg verblüfft. Das hatte ich nicht gewusst. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass es zu Brayan passte. Und auch, dass er kein großes Aufhebens darum machte.
    Ich warf einen erneuten Blick auf ihn.


    „Es mangelt ihm wahrhaftig nicht an Auswahl", meinte ich nachdenklich, „aber er scheint noch niemals sein Herz ganz und gar an eine Frau verloren zu haben."


    Artair antwortete nicht, und sein Schweigen dauerte so lange, dass ich ihn neugierig musterte.


    „Etwa doch?", fragte ich überrascht.


    Er zögerte noch einen Moment, dann nickte er.


    „Erinnerst Du Dich an den Sommer vor einigen Jahren, als Brayan dieses Fieber bekam? Er schien sich nicht recht davon erholen zu wollen, und so schickte ihn Dian nach Caer Galadon zu den Priesterinnen. Als er im Herbst wieder zurück kam, war er zwar gesund, aber ungewöhnlich still und schweigsam."


    Ich nickte. Ich erinnerte mich gut daran, auch mir war Brayans seltsame Ruhe aufgefallen.


    „Eines Abends fand ich ihn sturzbetrunken in der Taverne", fuhr Artair fort. „Ich setzte mich zu ihm, und fragte ihn rundheraus, was eigentlich los sei. Und nach einigem Hin und Her sagte er schließlich, er habe Liebeskummer. Er habe die richtige Frau gefunden, die Eine; aber sie würde ihn nicht einmal wahrnehmen. Und seitdem habe ich ihn niemals mehr mit einem Mädchen gesehen, mit dem es ihm ernst gewesen ist. Er kann sie nicht vergessen."


    Ich verschluckte mich fast an meinem Most und sah zu ihm hinüber.



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    Da saß er, zwei Mädchen auf dem Schoß, und der Rest der anwesenden holden Weiblichkeit sah mehr oder weniger interessiert zu ihm herüber.
    Brayan war stets freundlich und höflich, sah umwerfend aus und hatte Charme und Witz.
    Seit wir den Kindesschuhen entwachsen waren, hatte er Mädchen und Frauen magisch angezogen, und neben all seinen offensichtlichen Vorzügen war er obendrein noch der Sohn des Truchsesses und der beste Freund des Königs, was ihn zweifellos zu der bei weitem besten Partie in Caer Mornas machte.
    Außer Artair selbst, natürlich; aber obwohl der nicht weniger anziehend war als Brayan, kam kaum eine Frau auf die Idee, Artair als Ehemann in Erwägung zu ziehen – er war schließlich der König.



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    „Es gibt eine Frau, die Brayan die kalte Schulter zeigt? Die muss ich unbedingt kennen lernen! Wer ist sie?"


    Artair zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er wollte es nicht sagen."


    Ich verdrehte die Augen. „Und Du hast ihn nicht noch mehr abgefüllt, um es aus ihm herauszuholen?"
    „Natürlich habe ich das. Ich habe ihm vier weitere Krüge Ale ausgegeben, aber es hat nichts geholfen, er wollte nicht verraten, wer sie ist."


    Er blickte zu Brayan hinüber. „Ich vermute, dass es eine der jungen Priesterinnen in Caer Galadon sein könnte."


    Ich nickte, das erschien mir einleuchtend. Eine Frau, die ihr Leben dem Dienst an den Göttern gewidmet hatte, wäre vielleicht selbst für Brayans Charme unempfänglich.
    Artair leerte seinen Krug und streckte sich.


    „Ich mache mich jetzt auf den Weg. Bleibst Du noch hier?"


    Ich nickte. Artair löste sich vom Tresen, und ich drehte mich um.



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    Dabei fiel mein Blick auf einen Mann, der sich breitbeinig vor uns aufgebaut hatte und uns mit finsteren Blicken musterte. Artair trat auf ihn zu.


    „Uisdean", sagte er. „Ihr habt die Südflanke gut gehalten und Euch wacker geschlagen."



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    Er legte seine Hand auf Uisdeans Schulter. „Eure Umsicht hat vielen Männern das Leben gerettet."


    Uisdean sah ihm unverwandt ins Gesicht und schwieg eine geraume Weile, aber dann nickte er, und Artair verließ die Taverne.



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    Gedankenverloren lehnte ich mich gegen den Tresen und dachte über das nach, was Artair mir über Brayans unglückliche Liebe erzählt hatte.


    Ich sah ihn an und fühlte eine tiefe Verbundenheit, denn ich wusste genau, was er empfand.


    Wir drei waren wie Geschwister aufgewachsen, und unsere Kindheit kam mir heute noch wie ein großes Abenteuer vor.
    Dian, Brayans Vater, hatte unzählige Kinderfrauen einstellen müssen, weil wir unser Möglichstes taten, um sie schnellstmöglich wieder zu vergraulen.



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    Irgendwann hatte Dian entnervt aufgegeben, und so waren wir nicht nur mutterlos, sondern auch ohne weibliche Hand und ohne weiblichen Einfluss aufgewachsen; und lange Jahre hatte ich beide wie echte Brüder geliebt.


    Bis das sichere Gefüge meiner Welt zerbrach.
    Denn irgendwann, ganz langsam und schleichend, hatte sich etwas verändert.



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    Ich wusste nicht, wann es passiert war. Ich wusste lange Zeit nicht einmal, was passiert war, nur dass etwas anders war.
    Dass mit mir etwas anders war.
    Ich hatte keine Erklärung für die Verwirrung, die mich plötzlich so oft in Artairs Gegenwart überfiel, für meine Ungeschicklichkeit und Unsicherheit, das Herzklopfen und das seltsame Gefühl im Bauch, als wir die Grenze zwischen Kindheit und Erwachsenwerden überschritten.
    Ich war verstört, verunsichert und auch ängstlich, und mit wem hätte ich darüber reden sollen?


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    Never knew I could feel like this
    Like I've never seen the sky before

    Aus: Moulin Rouge, Come what may; von David Baerwald & Kevin Gilbert






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    Artair öffnete die Tür von Megans Taverne, und ein Schwall warmer Luft drang heraus, untermalt von Gelächter, Gesang und dem Duft nach Ale, Apfelmost und gebratenem Spanferkel.
    Die Männer in der Taverne wandten sich der sich öffnenden Tür zu, und als sie Artair erkannten, brach Jubel aus.
    Kaum hatten wir den Raum betreten, da waren wir schon umringt von begeisterten Kämpen, die Artair hochleben ließen, ihm auf die Schulter schlugen und sich gegenseitig umarmten.



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    Ich beobachtete das wilde Treiben, und langsam merkte ich, wie auch von mir die Spannung abfiel.
    Sicher, es war ein hart erkämpfter Sieg gewesen, der uns einiges abverlangt hatte und viel zu vielen Menschen das Leben und die Unversehrtheit genommen hatte - aber es war ein Sieg gewesen, und die Männer hatten jedes Recht, ihn auch zu feiern; so, wie sie es jedes Mal taten.
    Es half ihnen, mit dem Geschehenen abzuschließen und wieder in den Alltag zurückzufinden.



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    Schließlich begann Artair, uns einen Weg durch die Menge zum Tresen zu bahnen, und ich winkte Kurr zu, Megans jüngstem Sohn, der am Kamin saß, den Bratspieß drehte und sehnsüchtig zu uns herübersah.


    „Artair! Neiyra! Kommt rüber!", hörten wir Brayans Stimme, und als wir uns umwandten, sahen wir Brayan, der seine neu erworbene Narbe auf eine von ihm besonders bevorzugte Art und Weise feierte.



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    Er saß breitbeinig auf einer Bank, in der erhobenen Hand einen Krug Ale; und auf jedem seiner Oberschenkel saß eine von Megans Töchtern, die begeistert kicherten.
    Artair grinste und winkte ab, und schließlich erreichten wir den Tresen.



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    Dahinter stand Megan, die einen Krug polierte und uns zur Begrüßung zunickte. Ich wies mit dem Kopf auf Brayan und ihre Töchter.


    „Habt Ihr keine Angst um die Ehre Eurer Töchter, Megan?", flachste ich, und Megan lachte.
    „Es war ein harter und langer Tag", sagte sie, „Für uns alle; und sie haben ein wenig Spaß verdient. Brayan ist ein guter Junge. Er würde keine meiner Töchter ins Unglück stürzen."


    Ich lachte, und während Megan einen Krug Ale für Artair und einen mit Apfelmost für mich holte, beobachteten wir Brayan amüsiert.



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    „Es mag ja sein, dass Brayan ein guter Junge ist", grinste ich, „aber wenn das so weitergeht, besteht die Gefahr, dass zum Winter zwei kleine Brayans das Licht der Welt erblicken."


    Artair schüttelte den Kopf.


    „Brayan ist sehr.... vorsichtig. Er bemüht sich, dies zu vermeiden, besonders bei unverheirateten Mädchen."
    „Wirklich?", fragte ich überrascht. „Hast Du Brayan schon jemals dabei ertappt, dass er etwas ernst nimmt?"


    „Oh ja, das habe ich", erwiderte Artair.



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    Er nahm einen tiefen Schluck Ale aus seinem Krug und schien einen Moment zu überlegen, ob er weiter reden sollte.


    „Es gibt zwei Knaben in Caer Mornas, die seine Söhne sein könnten. Es ist nicht wahrscheinlich - keiner von ihnen sieht ihm ähnlich, und Du weißt, dass alle Nachkommen seiner Linie seit Jahrhunderten blondes Haar und braune Augen haben, egal, wie der andere Elternteil aussieht - aber ihm reicht es, dass er sie in die Welt gesetzt haben könnte. Also sorgt er dafür, dass es ihnen und ihren Müttern an nichts mangelt."