So, geschafft! *GanzWuschigBin* :what:
Und ich bin sogar relativ zufrieden mit den Bildern, obwohl ich etwas Angst davor hatte, weil es in diesem Kapitel doch finsterer wird.
Diesmal hab ich auch wieder Outtakes, aber die gibt´s erst morgen. Äh, nee, heute. =) Später halt. Jetzt bin ich wirklich zu müde und muss erstmal ins Bett.
Aber vorher gibt´s jetzt noch Kapitel sechs. Es ist relativ bilderlastig, aber ich habe mich diesmal dafür entschieden, mal das Medium "Fotostory" bewusst zu nutzen und etwas Bestimmtes nur zu zeigen und nicht noch explizit auszusprechen.
Noch ein kleiner Hinweis für alle Freunde des Details: auf einem der Bilder habe ich eine Hommage an den Großmeister versteckt. Bin mal gespannt, ob es jemand findet.
Und nun wünsche ich Euch viel Spass.
Zwei knappe Monde später war ich am Ende meiner Kräfte und fühlte mich völlig zermürbt.
All die Jahre waren die Cul´Dawr nach ihrem fruchtlosen Überfall rasch wieder abgezogen; und dies obendrein nicht, ohne sich auf ihrem Rückzug auch noch gegenseitig zu attackieren.
Aber nicht dieses Jahr.
Sie hatten sich in die Berge zurückgezogen und gesammelt, und von dort aus führten sie rasche Überfälle auf die Siedlungen und Gehöfte rund um Caer Mornas durch.
Sie waren schnell und beweglich und änderten ständig ihre Richtung, so dass sie uns immer einen Schritt voraus waren. Und vor allem waren sie nicht zerstritten, sondern handelten einig; und ihre Angriffe hatten etwas Verzweifeltes.
In den ersten Tagen waren wir meist zu spät zu den Schauplätzen der Übergriffe gekommen. Bis uns ein Hilferuf erreichte und wir vor Ort waren, waren sie meist schon abgezogen und hatten ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt.
Artair hatte Boten in alle Siedlungen entsandt und die Bewohner aufgefordert, Schutz in den Mauern von Caer Mornas zu suchen, aber die meisten unterschätzten die Gefahr, ließen sich nicht überzeugen und wollten ihre Häuser und ihr Hab und Gut nicht im Stich lassen.
Als wir wieder einmal zu spät kamen und nur noch rauchende Trümmer vorfanden, wo einst Nathairs großes Gehöft gewesen war, stieß Artair einen heiseren, wütenden Schrei aus, der mich zutiefst erschreckte. Er war kreidebleich.
Gerade hatten wir die jüngste Tochter der Familie unter einigen umgestürzten Kisten im Schweinekoben gefunden.
Sie war die einzige Überlebende; für ihre gesamte Familie - Mutter, Vater, drei Brüder und zwei Schwestern, sowie den greisen Großvater und zwei Mägde und drei Knechte - kam jede Hilfe zu spät.
Nathair und Fearchara waren gute Menschen gewesen.
Und Freunde.
Nathair hatte den besten Käse des südlichen Königreichs hergestellt, und niemand hatte so geschickt zu weben vermocht wie Fearchara; der große Webstuhl, ein Erbstück ihrer Familie, war ihr ganzer Stolz gewesen.
Die beiden hatten ihre Kinder geliebt, ihre Bediensteten gut behandelt und niemals etwas getan, womit sie dieses Schicksal verdient hatten.
„Wir müssen dem ein Ende setzen!", presste Artair hervor. Er hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass seine Knöchel weiß hervortraten, und seine Augen waren dunkel vor Zorn.
„So kann es nicht weiter gehen. Wir müssen uns aufteilen, auch wenn das unsere Kampfkraft schwächt. Wir sind zu langsam!"
So hatte er unser Heer in vier Teile geteilt und übertrug Brayan, Neacall und Uisdean das Kommando über je eine Einheit.
Brayan hatte zuerst bei der Ernennung des „gemeinen, kleinen Stinktiers" protestiert, und Artair damit tatsächlich ein Grinsen entlockt und sich einen vernichtenden Blick von Uisdean eingefangen; aber er hatte es mehr aus alter, lieb gewordener Gewohnheit getan.
Er wusste so gut wie wir alle, dass Uisdean der richtige Mann dafür war.
Artair zog einen Ring um Caer Mornas, übergab jedem der frisch ernannten Heerführer die Verantwortung über ein Viertel davon und ließ die Reiter patrouillieren.
Wir gewannen an Schnelligkeit, und es kam zu den ersten ernsthaften Scharmützeln. Sie waren hart und verlustreich - jede Einheit hatte nur noch ein Viertel der ursprünglichen Mannstärke, und die Cul´Dawr leisteten erbitterten Widerstand.
Dann setzte der Regen ein.
Es regnete ohne Unterlass, und nach zwei Tagen hatte keiner von uns mehr einen trockenen Faden am Leib.
Den Cul´Dawr erging es nicht besser, aber sie zogen immer noch nicht ab. Ihre Angriffe wurden verzweifelter und häufiger, und es verging kein Tag, an dem es nicht zu Kämpfen kam.
Nach drei Wochen waren wir alle völlig erschöpft, Mensch und Tier. Es gab Probleme mit dem Nachschub, die Hufe der Pferde machten uns Sorgen und wir waren völlig durchgefroren. Ich fühlte mich am ganzen Körper wund, weil die nasse Kleidung überall rieb, und hatte das Gefühl, mir würde nie mehr warm werden.
Und es regnete immer noch.
Artair teilte den Verteidigungsring neu auf, diesmal in drei Abschnitte, und eine der Einheiten wurde im Wechsel zurück nach Caer Mornas geschickt, um sich abzutrocknen, aufzuwärmen, satt zu essen und auszuschlafen.
Gestern war endlich die Reihe an uns gewesen, und wir hatten das Tor in tiefster Nacht und bei strömendem Regen passiert.
Und als ob dies alles nicht schon genug wäre, wurde ich jede Nacht von wirren Albträumen geplagt.
Sie waren immer gleich.
Schreiende und weinende Kinder.
Sieben Männer, die in der Dunkelheit mit auf dem Rücken gefesselten Händen in einer Reihe auf dem Boden knieten; aber sie schienen seltsam körperlos, beinahe durchscheinend zu sein.
Ein diabolisches Lachen, das meinen gesamten Körper mit einer Gänsehaut überzog.
Und danach - die Augen.
Nur Augen, kein Gesicht. Seltsam farblose Augen, kalt und voller Hass, in deren Tiefe ein unaussprechliches Wissen lag und die meine Gedanken zu durchdringen schienen und mir ihren Willen aufzwingen wollten.
Und ich erwachte schweißgebadet und mit einem Schrei. Und mit fürchterlichen Kopfschmerzen.
Auch diese Nacht war es nicht anders gewesen. Ich fühlte mich völlig zerschlagen und quälte mich mit pochenden Schläfen aus meinem Bett.
Ich war wie betäubt, und all meine Bewegungen kamen mir seltsam verlangsamt vor; meine Kleidung nur anzusehen erschöpfte mich schon.
So kämpfte ich mich in ein Paar Hosen und ein Hemd, und danach hatte ich das Gefühl, einen bedeutsamen Sieg errungen zu haben.
Weil mein ganzer Kopf sich mittlerweile anfühlte als sei er unter ein Wagenrad geraten, trat ich auf den Balkon hinaus und sog begierig die frische Luft ein.
Der Regen hatte endlich aufgehört, und alles um mich herum erschien mir frisch, rein und klar, jeglicher Schmutz war fort gewaschen. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus und fühlte, wie der Schmerz nachließ und ich mich langsam entspannte.
Als ich Lachen und das Geräusch aufeinander prallender Körper vernahm, wandte ich mich zur Seite und richtete meine Aufmerksamkeit auf den Übungsplatz, den man von meinem Balkon aus bequem überblicken konnte.
Eine Gruppe halbwüchsiger Knaben und Mädchen hatte eine Übungsstunde, und ich beobachtete sie interessiert.
Ich hatte seit langer Zeit ein Auge auf die Kinder und Jugendlichen, die sich für ein Leben mit der Waffe entschieden hatten, und trainierte oft mit ihnen; ebenso wie Brayan und auch Artair, wenn es dessen Zeit erlaubte.
Sie machten sich gut. Einige waren fast soweit.
Nach einer Weile hörte ich hinter mir Schritte, und dann erklang Artairs Stimme.
„Ah, hier bist Du."
Er lehnte sich neben mir an die Brüstung und warf einen forschenden Blick auf mein Gesicht.
„Dir geht es besser."
Überrascht griff ich an meine Schläfe, und tatsächlich - meine Kopfschmerzen waren fast verschwunden. Ich nickte, und Artair lächelte zufrieden.
Dann schaute er auf den Übungsplatz und beobachtete das Treiben aufmerksam.
Die Knaben und Mädchen, die seine Anwesenheit sehr wohl bemerkten, verdoppelten ihre Anstrengungen, und Artair schmunzelte amüsiert.
„Du brauchst einen neuen Knappen", sagte ich zu ihm. „Gowan ist alt genug und bereit, sich in echten Kämpfen zu stellen, und es ist nicht gut, ihn weiter warten zu lassen. Und gerade jetzt können wir jede Schwerthand gut gebrauchen."
„Ich weiß", erwiderte Artair, aber er wirkte nicht sehr glücklich.
Ich wartete einen Moment.
„Wen würdest Du wählen? Wer ist der Beste?", fragte ich ihn endlich und deutete auf die Knaben auf dem Übungsplatz, gespannt, ob sich seine Einschätzung mit der meinen deckte.
„Braigh", gab Artair ohne Zögern zurück.
Ich nickte zustimmend. Braigh wäre auch meine Wahl gewesen. „Aber?", hakte ich nach, und Artair bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, ihm zurück in meine Räume zu folgen.
Dort angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen, und er rieb sich über die Stirn, während er sich setzte.
Ich sah ihn an. Er hatte gebadet, frische Kleidung angelegt und sich rasiert, aber er wirkte immer noch müde und besorgt.
„Braigh ist der Sohn von Ceilith und Braghan. Deine Kammerfrau und mein Hauptmann der Wache. Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass ich ihn wegen der Stellung seiner Eltern auswähle. Du weißt, wie das enden kann. Die anderen Knappen würden ihm das Leben zu Hölle machen, und ein Leben als mein Knappe ist sowieso schon alles andere als leicht."
„Wenn Du ihn nicht wählst, tust Du aber genau das Gleiche", hielt ich ihm entgegen. „Du versagst ihm etwas, das er sich hart erkämpft und für das er alles gegeben hat. Wegen der Stellung seiner Eltern."
Ich ließ ihn einen Moment darüber nachdenken, dann fuhr ich fort.
„Alle wissen, dass Braigh es verdient hat, Dein Knappe zu werden, und dass er am härtesten dafür gearbeitet hat. Wenn Du einen Anderen nimmst, ist das nicht gerecht, und die Kinder können sich nicht mehr darauf verlassen, dass Ihre Mühen sich lohnen. Und außerdem - was meinst Du wohl, wie er sich entscheiden würde, wenn Du ihn selbst um seine Meinung fragtest?"
Artair lächelte. „Das brauche ich gar nicht zu tun. Ich weiß genau, was er antworten würde."
Er seufzte. „Gut, dann ist das wohl entschieden."
In diesem Moment klopfte es an der Tür, und auf Artairs Aufforderung trat eine junge Magd ein. Sie knickste und sah ihn offen an.
„Mein Herr, Königin Rhiannon und ihr Gemahl sind eingetroffen. Und die Hohepriesterin."
„Endlich!" Artairs Gesicht erhellte sich, und er sah zum ersten Mal seit Wochen weniger besorgt aus.
„Was wollen die denn hier?", fragte ich erstaunt, was mir einen strafenden Blick ob meiner Respektlosigkeit eintrug.
„Ich habe nach ihnen geschickt. Gleich am Abend nach der Schlacht habe ich Boten ausgesandt."
Artair erhob sich und wandte sich zur Tür.
„Ich werde meine Gäste jetzt willkommen heißen."
Er zögerte einen Moment und sagte dann: „Und Du solltest sie auch begrüßen." Er musterte mich, grinste und ergänzte: „Du solltest in Erwägung ziehen, Dir etwas anderes anzuziehen."
Und fort war er. Ich erhob mich seufzend und musterte mich im Silberspiegel.
Er hatte recht. Es half ja alles nichts.
Ich seufzte nochmal, rief nach Ceilith und machte mich mit ihrer Hilfe bereit, meinen Eltern und meiner Tante entgegen zu treten.