-6. Teil-
Den ganzen Tag verbrachte ich zu Hause mit fernsehen und chatten. Als ich abends auf meinem Bett lag und fernseh schaute, klopfte es an der Tür und meine Mutter kam rein. "Hast du was gegessen? Wie war es heute in der Schule? Hast du schon Freunde gefunden? Und wie sind die Lehrer?", fragte sie mich aus und ich überlegte mir irgendwelche Antworten, die ziemlich glaubhaft klangen. Zufrieden ging meine Mutter wieder heraus und wollte sich um den Haushalt kümmern.
Ich überlegte währendessen unentwegt, ob es nicht besser wäre auch so was wie diese Mädchen zu werden. Schlecht sahen sie ja nicht aus, auch wenn dieser Klamottenstil nicht ganz mein Geschmack war. Und außerdem waren sie beliebt. Was konnte mir da schon Schlimmes passieren?
Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir die Idee. Ich sprang von meinem Bett auf und stürmte runter in die Küche. "Mum? Darf ich ein bisschen shoppen gehen?", fragte ich vorsichtig und meine Mutter schaute mich überrascht an. "Nele! So kenn ich dich ja gar nicht...", sagte sie besorgt und ich dachte schon, sie wollte mir Bettruhe verschreiben, weil das vielleicht das "Beste" wäre, doch sie lächelte auf. "Natürlich. Hier hast du ein wenig Geld. Kauf dir etwas Schönes!"
Ich kratzte noch mein Taschengeld zuammen und ging los. Aber weil es schon so dunkel war, sollte ich von meinem Vater abgeholt werden. Das hatte gerade noch gefehlt!!!
Trotzdem ging ich los und suchte nach irgendeinem namenhaften Geschäft und nach ähnlichen Sachen in den Schaufenstern, wie die, die diese Tussen anhatten. Als ich endlich einen geeigneten Laen gefunden hatte, fiel es mir umso schwer etwas zu finden, dass mir einigermaßen gefiel.
Um Punkt 10 Uhr stand mein Vater vor dem Geschäft. Ich hatte ihm per Sms geschrieben wo ich war und er war mal wieder überpünktlich. Schließlich hatte ich doch noch etwas gefunden und deutete meinem Vater durch dasFenster, dass er etwas warten sollte. Als ich das Geschäft verließ, probierte ich schon mal einen neuen Gang aus. Doch das ging total in die Hosen und mein Hintern wackelte wie wild in der Gegend rum. Egal! Hauptsache ich hatte ersteinmal neue Klamotten!
Als wir zu Hause ankamen, musste ich die Klamotten meiner Mutter vorstellen, was mir total auf den Geist ging. Gelangweilt packte ich die Sachen aus und meine Mutter quitschte nur so vor Freude, weil ich mir mal etwas "Normales" gekauft hatte. Ich dachte ich sei "normal"? Ich verstand die Welt nicht mehr...
Trotzdem rannt ich dann, als ich außer Sichtweite meiner Eltern war, die Treppen hoch und posierte im Spiegel mit den neun Klamotten. Ich fühlt mich etwas unwohl, weil ich das einfach nicht war. Aber.. Was soll man machen?