Beiträge von amber1980

    Aber jetzt...


    Was BITTESCHÖN ist jetzt wieder mit meinen HAAREN los?


    Vor kurzer Zeit noch hatte ich eine lange, blonde Lockenmähne – die haben sie mir abgeschnippelt und in einen kurzen, rotbraunen Fransenbob verwandelt. OK, gut! Fand ich selber ja auch nicht schlecht und ich hab’ schon von mehreren Leuten gehört, dass mir die neue Frisur viel besser steht.
    Aber was stimmt denn jetzt wieder nicht mit meinem Haar?

    Nora ist um eine Antwort nicht verlegen.


    „Es stimmt alles an deiner Frisur und sie passt auch gut zu dir und zu deinem etwas burschikosen, kessen Typ. Aber in wenigen Wochen gehst du das erste Mal auf einen Laufsteg, vor einem hochkarätigen Publikum – das will mondäne, schillernde Models sehen! Langes Haar kommt auf dem Catwalk einfach besser an!“


    „Und was wollt ihr jetzt machen? Ich hab’ eben eine Kurzhaar-Frisur, die IHR mir verpasst habt, wohlgemerkt. Wollt ihr jetzt meine alten Locken wieder ankleben, oder was?“ frage ich patzig.

    Ich merke, dass Noras Lächeln ein wenig kälter wird und sie etwas gereizt auf meine Bemerkung reagiert.


    „Stell dich doch nicht so dumm, Jackson! Du bist Model – du kannst nicht jahrelang mit ein und der selben Frisur herumlaufen. Als Model muss man ständig seinen Typ verändern, sich dem Zeitgeist und der jeweiligen Situation anpassen. Ich vereinbare gleich mal für morgen einen Termin bei ‚Enrico’ und wir machen dir Extensions dran!“

    „Enrico“ ist der angesagteste Star-Friseur in München und stets ausgebucht. Durch Nora, die die Mode- und Styling-Welt dieser Stadt wie ihre Westentasche kennt und ihre guten Kontakte ständig pflegt, bekomme ich also für den morgigen Nachmittag einen Termin bei diesem vielbeschäftigten Meister-Coiffeur.

    „Da haben wir ja Glück gehabt, dass Enrico dich so kurzfristig noch einschieben konnte!“ freut sich Nora diebisch über ihren Erfolg.


    Ja, Hurrah!


    Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als den gesamten morgigen Nachmittag in einem Stylingstudio zu verbringen, wo ein Mann namens „Enrico“ an meinen Fransen herumzupft und –flechtet, nur damit ich wieder die langen Haare habe, die sie mir vor wenigen Wochen erst abgeschnitten haben.

    So, ich hab's geschafft, mit einer weiteren Fortsetzung heute.
    Hoffe, es gefällt euch...


    Wieder einmal ein Schultag, an dem ich fast kein Wort davon mitkriege, was die Lehrer so an Weisheiten von sich geben…
    Wieder ein Tag, an dem ich völlig verstört nach Hause gehe und mich am liebsten in meinem Zimmer verkriechen und für den Rest des Tages nichts mehr hören und niemanden sehen möchte…
    Doch es ist mir leider nicht vergönnt, in Ruhe über mein Leben und meine Gefühle nachzudenken. Die Pflicht ruft! Und die besteht diesmal darin, dass ich sofort, nachdem ich die Hausaufgaben erledigt habe, zu einem Nora-Termin lossausen muss.


    Gehen wie ein Model auf dem Laufsteg – das kann ich inzwischen schon ganz gut. Nora hat mir den richtigen Hüftschwung und die gestelzten Schritte schließlich bereits in unzähligen Trainingsstunden eingetrichtert.
    Heute ist wieder einmal eine „Lehrstunde in Sachen Imageaufmöbelung“ angesagt! Was das genau bedeutet?


    Das bedeutet, dass Nora – die ohnehin ein Modemensch durch und durch ist – sofort nach unserer Begrüßung in ihrem Eifer zur Höchstform aufläuft und wieder einmal zum obligatorischen Kleiderschrank stürmt, um mir ihre neuesten textilen Errungenschaften unter die Nase zu halten.


    „Guck mal, Jackson! Das hab’ ich vorgestern bei ‚Carrie’ gesehen und ich dachte gleich, das würde dir ausgezeichnet stehen!“ schwärmt sie von einem weiß-schwarzen Etwas im Zebra-Look, in dem ich mich wenige Minuten später, natürlich mit den dazu passenden Accessoires angetan, wieder finde…


    … und nicht gerade sehr begeistert bin von meinem Anblick.
    Nora dafür umso mehr!

    „Ich wusste doch, dass du mega-geil darin aussehen wirst, Jackson!“

    Wenn sie meint…
    Entnervt lasse ich mich in einen der blauen Stühle plumpsen. Also, wenn ich in DEM Outfit in meiner Schule auftauchen würde… Am besten gar nicht dran denken!


    Nora nimmt sofort hinter mir Aufstellung und ich spüre ihre prüfenden Blicke. Na, das Kleid kann sie wieder zurück haben – ich werd’s sicher nicht tragen, zumindest nicht öffentlich!

    „Also, echt! Das Teil sieht rattenscharf aus an dir!“ schmeichelt die liebe Nora, wobei sie jede einzelne Silbe des Wortes „rattenscharf“ extrem betont. Ich finde zwar, ich sehe in diesem Fetzchen aus wie ein zu klein geratenes Zebra, dem die Streifen ausgegangen sind, aber bitte…

    Nora nimmt mich an den Händen und zerrt mich wieder hoch. Ja, richtig, ich bin ja hier zum Arbeiten und nicht zum Herumsitzen.


    „Das wird was mit dir, Jackson! Ein bisschen klein bist du ja für den Laufsteg – noch – aber ein Mädchen mit deinen ausdrucksvollen Augen, mit deinem Gesicht und deiner Figur braucht sich deswegen keine Sorgen zu machen. Nun müssen wir aber bald noch was mit deinen Haaren machen…“, spricht die Frau und fängt schon an, geschäftig an meinen Fransen herumzuzupfen.


    geht noch weiter


    EDIT: Nein, sorry, geht doch nicht gleich weiter, weil imagehack momentan ein Problem hat. Ich versuch's später noch mal.


    Hallo, ihr Lieben!
    Es tut mir echt wahnsinnig leid, dass ich euch jetzt schon so lange auf eine Fortsetzung hab' warten lassen. Ich will mich auch gar nicht verteidigen, aber manchmal ist es halt wirklich so, dass einem gar nix einfällt, weil man so viel andere Sachen im Kopf hat. Jedenfalls, danke, dass ihr meine Story nicht irgendwo in den Tiefen des Forums habt versumpern lassen!
    Und jetzt: Voila, ein neues Kapitel. Es ist nicht besonders lang, aber vielleicht krieg ich heute sogar noch ein weiteres fertig! Viel Spaß.



    Irgendwie fällt es mir sehr schwer, in dieser Nacht eine Mütze Schlaf abzukriegen. Andauernd spukt mir Matti’s Brief durch den Kopf.


    „Nicht unterkriegen lassen!“ Er denkt doch noch an mich, auch wenn er es nicht offen eingestehen kann, doch in meinem Innersten spüre ich, dass ich ihm noch nicht wurscht geworden bin.
    Genau so wenig, wie er mir.

    Am nächsten Morgen in der Schule baut sich Ulli grinsend vor mir auf und schießt gleich mal drauf los. „Na, und wie findest du den Brief? Hatte ich jetzt recht, oder nicht? Na?“


    Ich bin noch ziemlich mitgenommen wegen des fehlenden Schlafes und brummle nur ein mürrisches „Na ja, stand ja nicht viel von mir drin“ vor mich hin.


    Ulli verdreht genervt die Augen.


    „Manno! Du bist aber biestig heute. Und außerdem kannst du nicht zwischen den Zeilen lesen, Madame! Glaub mir, der ganze Brief war nur darauf ausgerichtet, dass Matti erfährt, ob’s dir gut geht!“

    „Ach ja?“ fauche ich meine Freundin an


    „Und warum steht dann nicht einmal eine Absenderadresse am Kuvert, damit man ihm eventuell antworten könnte? Wär’ ja nicht ganz unlogisch, wenn er wissen will, wie’s mir geht!“

    „Was? Du hast Mattis Adresse gar nicht?“ fragt Ulli erstaunt.


    „Du etwa?“ gebe ich genau so erstaunt zurück.

    „Ah, deshalb also…“ murmelt Ulli.

    „Deshalb was?“


    „Ich hab’ mich ja gewundert, dass er MIR einen Brief schreibt, wo wir beide miteinander ja gar nicht so dicke waren, wie ihr zwei miteinander… Aber dass du nicht mal seine Adresse hast?... Also, irgendwas muss zwischen euch zwei vorgefallen sein – es kann nicht nur daran liegen, dass Matti schon jahrelang in dich verknallt war und du den schönen Constantin ihm vorgezogen hast. Schließlich hat Matti dir ja nie gestanden, dass er dich liebt. Da war doch noch irgendwas! Hab ich recht?“ forscht Ulli mit, gleichzeitig träumerischen und neugierigen Gesichtsausdruck.

    Ohne zu Ulli noch ein Wort zu sagen, wende ich mich verstört ab und gehe weg.


    Ich sehe nichts, ich höre den typischen Schul-Lärm nicht mehr, in meinem Kopf ist momentan die totale Leere – bis auf den einen Gedanken: „Alle haben’s gewusst. Nur du dumme Kuh hast es nie gecheckt!“.

    Keine Sorge, ich lebe noch.
    Hab' nur momentan eine sogenannte "Schreibhemmung" - zu gut Deutsch: Mir fällt nix ein :suse!
    Ich hoffe, das gibt sich bald wieder...
    Vielen Dank für eure lieben Kommis zum letzten Teil. Ihr bemüht euch immer so - also werd' ich mich auch bemühen und bald ein neues Kapitel auf die Reihe kriegen.
    So long!
    Lg, Amber

    Na, auch gut. Also werde ich mir Mattis literarische Ergüsse allein zuhause im stillen Kämmerlein zu Gemüte führen. Aber was, wenn ich nicht so gut zwischen den Zeilen lesen kann, wie Ulli? Oder wenn da gar nichts ist, das man zwischen den Zeilen herauslesen könnte?



    [FONT=&quot]Tag Ulli, altes Haus![/FONT]

    [FONT=&quot]Ein Abtrünniger meldet sich einmal, um zu vermelden, dass er noch am Leben und heil ist. Eigentlich wollte ich ja schreiben, ein [/FONT][FONT=&quot]Vermisster[/FONT][FONT=&quot], doch das habe ich unterlassen, da ich ja die Menschen und deren Vergesslichkeit kenne und mir nicht anmaßen will, zu behaupten, dass meine Wenigkeit im schönen Niederfreisingen recht schmerzlich vermisst wird. Gewiss wird niemand in sehnsuchtsvollem Seufzen in unbekannte Fernen nach mir ausblicken, aber vielleicht fällt es ja einigen hehren Geschöpfen dann und wann ein: Ach, da gab[/FONT][FONT=&quot]s ja mal den Matti![/FONT]


    Du liebe Güte! Was is’n das für’n hochgestochenes Geschreibsel? Typisch Matti!
    Mr.-Ich-verstecke-meine-wahren-Gefühle-hinter-sarkastisch-überlegenen-Satzkonstruktionen!


    Ich bin enttäuscht. Wie kommt Ulli bloß darauf, dass es in dem Brief um meine Person geht? Die Grundessenz des Ganzen wird wahrscheinlich sein, dass Matti Bestätigung erhält, dass ganz Niederfreisingen ihm nachtrauert! Trotzdem kann mich jetzt nichts davon abhalten, weiterzulesen.

    Ich begreife es nicht! Keine einzige persönliche Zeile in diesem Schreiben. Kein: „Es geht mir gut.“ Kein: „Ich habe schon jede Menge neue Freunde gefunden.“ Keine Beschreibung der neuen Umgebung, der neuen Wohnung, der neuen Schule. Nichts! Warum schreibt er überhaupt einen Brief, wenn da doch nicht mehr drin steht, als stilblütenartige Floskeln, die ebenso gut aus der Feder eines mittelmäßigen Dichters des 19. Jahrhunderts stammen könnten?

    [FONT=&quot]Nun ja, aus den Augen aus dem Sinn: So lautet ein alter Sinnspruch, der sich seit ewigen Zeiten bewahrheitet hat und sicher auch in diesem Fall zutrifft.[/FONT]

    Mensch, Matti! Was ist mit dir los? Das ist nicht witzig. Das klingt eher, als würdest du in einer tiefen Sinnkrise stecken.


    Niemand hat dich vergessen! Zumindest nicht die, auf die’s ankommt.

    [FONT=&quot]Ich hoffe, bei euch geht[/FONT][FONT=&quot]s gut und Niederfreisingen wird nicht von, an Grundfesten rüttelnden Ereignissen, welcher Art auch immer, erschüttert. Da man in den Zeitungen jedoch nichts darüber liest, wird dem wohl nicht so sein. Hoppla! War ein Fehler von mir! Niederfreisingen ist doch nicht mehr DER unbekannte, ereignislose Ort in Bayern. Schließlich stammt eines unserer aufgehenden Sterne am Modehimmel von hier und das ist inzwischen sogar in einigen Magazinen der Erwähnung wert. Wer hätte das gedacht? Ich muss fast lachen bei dem Gedanken, dass in diesem idyllischen Ort bald Kamerateams mit Blitzlicht Einzug halten werden! Eher jedoch glaube ich, dass die heimische Prominenz Niederfreisigen bald den Rücken kehren und sich in Gefilde absetzen wird, die den Ansprüchen mehr Genüge tragen.[/FONT]

    Pah! Als Ulli sagte, der Brief handle nur von mir, habe ich mir da allerdings was anderes drunter vorgestellt, als diese zynischen Anspielungen! Wenigstens EIN nettes Wort hätte er über mich schreiben können, und das er über mich drübergeht, als wäre ich irgendeine x-beliebige Tussi und mich nicht mal mit Namen erwähnt, treibt mir die Zornestränen in die Augen.


    Aber ich bin ja noch nicht am Ende des Briefes angelangt: Vielleicht folgt doch noch IRGENDWAS, das mir NICHT das Gefühl gibt, ich wäre jemand, den Matti nie persönlich gekannt hat.

    [FONT=&quot]Rette sich, wer kann! Du weißt, dass das auch immer meine Devise war und ich der stillen, friedlichen Abgelegenheit des Dorfes nie etwas abgewinnen konnte. Doch es scheint richtig zu sein, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Fast 17 Jahre an ein und demselben Ort verbracht zu haben, scheint doch ein prägender Schock fürs ganze Leben zu sein und Gewohnheiten lassen sich so schwer ablegen, auch wenn sie in den eigenen Augen schlechte sind.[/FONT]

    Klingt irgendwie verdammt nach Heimweh! Mit einem Schlag hat sich meine Empörung in Mitleid verwandelt.


    Am liebsten würde ich zurückschreiben: „In ein paar Monaten bist du 18 und volljährig. Dann kannst du tun und lassen, was du willst. Und dann wird es am besten sein, du kommst auf dem schnellsten Weg heim!“

    Ich greife nach dem aufgerissenen Kuvert, auf der Suche nach einer Absenderadresse. Ich hätt’s wissen müssen! Das einzige, was über Mattis Aufenthaltsort Aufschluss gibt, ist der Poststempel: Hamburg.
    Hamburg ist groß. Circa 1,7 Millionen Einwohner. Einwohnermeldeamt? Ob die einem einfach so Auskunft geben? Und selbst wenn, was würde es nützen? Unsere beiden Leben driften mit jedem Tag, der vergeht, mehr auseinander…

    [FONT=&quot]So, aber jetzt genug des Lamentierens! Wenn ich ehrlich bin, muss ich eingestehen, dass dieser Brief nur in einer vorübergehenden Phase des Selbstmitleids fabriziert wurde. Und irgendwie war es mir auch ein Bedürfnis, mitzuteilen, dass ich wohlauf bin und immer noch bereit, meine Gedanken in gestelzter Form zutage zu bringen. So long [/FONT][FONT=&quot] und lass[/FONT][FONT=&quot] die ortsansässige Modewelt schön von mir grüßen.[/FONT]
    [FONT=&quot]Nicht unterkriegen lassen![/FONT]
    [FONT=&quot]Ciao, Matti![/FONT]

    WUMM!


    Ein kräftiger Rempler holt mich wieder auf den Boden der Tatsachen. „Aua!“ ruft eine männliche Stimme. „Haste keine Augen im Kopf? Oh, du bist’s, Baby! Solltest du eigentlich bei deinem Modeltraining nicht inzwischen gelernt haben, gradeaus zu gehen?“




    Ha, ha!


    Constantin hatte auch schon mal bessere Witze.

    Ich verziehe den Mund zu einem gequälten Grinsen, das mein Süßer aber geflissentlich übersieht. „Lust auf’n Kurztrip in die Stadt?“


    Ich schüttle den Kopf. „Nö, muss heute mal was für die Schule tun. Sonst jederzeit“, gebe ich flapsig zurück und verabschiede mich mit einem flüchtigen Kuss.


    Nichts und niemand kann mich heute davon abhalten, mit Ulli im Bus heimzufahren und endlich diesen verflixten Brief zu lesen, der mir schon seit heute morgen meine Seelenruhe raubt.

    Wo ist Ulli überhaupt?


    Ein blonder Haarschopf weht vorbei und die dazugehörige Ulli ruft mir im Laufen zu „Sorry, ich werd abgeholt. Muss schon sausen. Hier, nimm den mit!“ – und weg is’ sie.

    geht noch weiter....

    hallo!
    danke für eure Antworten. Wie ich sehe, hofft ihr alle, dass der Brief von Matti ist...
    Na, denn: Viel Spaß bei der Fortsetzung!



    „Brief? Wer schreibt heutzutage denn noch Briefe?“ – ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt. Der zweite lautet: „Matti“!

    Auf einmal klopft mein Herz, als ob es mir aus der Brust hüpfen wollte. Ganz klar! Nur von Matti kann dieser Brief sein!
    Aber… warum hat er ihn an Ulli geschrieben und nicht an mich…?

    Ja, klar, wir waren eine gute Dreier-Clique, aber beste Freunde… das waren früher Matti und ich – schon seit ich denken kann. Und jetzt schreibt er Ulli einen Brief – das erste Lebenszeichen seit seinem Umzug – dass ich vielleicht auch wissen möchte, wie’s ihm seither ergangen ist, scheint ihm wohl nicht in den Sinn zu kommen! Wahrscheinlich hat er alles, was zwischen uns beiden war, schon vergessen und meine Wenigkeit interessiert ihn schlichtweg nicht mehr. Dabei … es wäre schön gewesen, zu erfahren, dass er auch an mich denkt…, so wie ich manchmal an ihn… na ja, manchmal ist eigentlich ziemlich oft…

    „O.K., ich rate und sage: Der Brief ist von Matti!“ versuche ich möglichst lässig und unaufgeregt zu erscheinen.


    Ulli nickt heftig und zieht dabei ein so verzücktes Grinsen auf, dass mir vor einen klitzekleinen Augenblick der schier unglaubliche Gedanke kommt, dass da vielleicht zwischen den beiden auch mal was war. Ich verwerfe ihn allerdings sofort wieder, erstens weil ich’s keinen von beiden zugetraut hätte und zweitens deswegen, weil Ulli mir verschwörerisch in die Wange kneift und mir zuraunt „In dem ganzen Brief geht’s eigentlich nur um dich, Süße! Nicht offensichtlich natürlich – kennst ja die Männer – aber eine Frau kann zwischen den Zeilen lesen…!“


    Normalerweise kann ich so kryptische Aussagen von Ulli überhaupt nicht ab, aber so was: Na, das interessiert einen doch brennend! Was sie wohl genau damit meint? Am liebsten würd’ ich ihr das Kuvert sofort aus der Hand reißen, aber das wäre wohl zu auffällig und außerdem werden wir von weiterem Informationsaustausch durch das erneute Klingeln der Schulglocke abgehalten. Wer jetzt nicht in spätestens zwei Minuten auf seinem Platz in der Klasse sitzt, riskiert einen Eintrag ins Klassenbuch.


    „Ich zeig ihn dir am Nachmittag im Bus!“ verspricht Ulli leise, als wir uns atemlos auf unsere Stühle plumpsen lassen.

    Der Unterricht gleitet heute an mir vorüber, ohne Spuren zu hinterlassen.


    Den ganzen Vormittag denke ich nur darüber nach, was wohl der Inhalt von Mattis Brief sein könnte. „Es geht eigentlich nur um dich…“ – bloß eine Einbildung der romantisch veranlagten Ulli oder tatsächlich Realität?

    Als die letzte Stunde vorbei ist, bin ich völlig aufgelöst und lasse mich von der Menge, die ins Freie strömt, treiben, ohne auf irgendwas oder irgendwen zu achten.


    geht noch weiter...

    Am Abend des darauf folgenden Tages bin ich so über und über eingedeckt mit sogenannten „fetzigen“ Klamotten, dass ich gar nicht mehr weiß, wohin damit.


    Und Geld hab’ ich ausgegeben – ich glaub’, die gesamte Kleidung, die ich in den bisherigen 16 Jahren meines Lebens besessen habe, hat zusammengerechnet weniger gekostet, als die Jacken, Hosen, Röcke, Pullis, Shirts, Tops, Kleider etc. von heute Nachmittag.


    Als ich mich am nächsten Morgen auf den Weg zur Schule mache, komme ich mir extrem bescheuert vor in dem kurzen schwarzen Rock und den hochhackigen Stiefeln – so hat mich an dieser Schule noch nie jemand zu Gesicht bekommen – aber es bleibt mir ja nichts erspart: Veith besteht auf ein hippes Outfit und ich möchte ihn nicht enttäuschen, wenn sein Herz dran hängt.

    Die Leute auf dem Schulhof reagieren erst so, wie ich mir’s gedacht habe: Mit neugierigen, verwunderten, abschätzenden Blicken.


    Ich flöte ihnen ein betont süßliches „Guten Morgen“ entgegen und steige die Treppen hoch zum Schuleingang.


    „Uhuuu! Wir sind inzwischen wohl was Besseres, Miss Supermodel, oder?“ ertönt hinter meinen Rücken eine hämische Stimme. „Bild dir bloß nicht ein, dass du jetzt so supertoll bist, nur weil du Designerklamotten trägst!“ mischt sich eine zweite Stimme dazu.

    Wie kommen die bloß darauf, dass ich mir auf einmal besser vorkomme? Ich kenne die beiden Mädels, die da die Klappe aufgerissen haben, die sind zwei Zicken aus der Parallelklasse. Unsere Konversation hat sich auch bisher nur auf ein gelegentliches „Guten Morgen“ beschränkt – und das war’s. Was ist heute morgen anders, als alle anderen Tage? Warum stänkern sie mich gerade heute an?


    Vor der Tür wartet Ulli, die die kleine Szene natürlich mitbekommen hat, das Ganze jedoch mit einer verächtlichen Miene abtut.

    „Morgen, Süße! Mach dir nix draus! Die Schnepfen sind ja nur neidisch“, begrüßt mich meine Freundin und drückt mich an sich.


    Wieder einmal denke ich, wie schön es ist, Freunde zu haben, die immer hinter einem stehen. Ich bin froh, dass Ulli da ist und dass ich mich auf sie verlassen kann. Mittlerweile weiß ich wahre Freundschaft viel mehr zu schätzen als früher.

    Die Schulglocke läutet.
    „Auf ins Schlammassel!“ seufze ich.


    Ulli hält mich noch kurz zurück.
    „Warte! Ich muss dir ganz schnell noch was erzählen. Ich hab’ gestern einen Brief bekommen. Rate mal von wem…!“

    Hallo! Vielen, vielen Dank für eure lieben Kommis! Sorry nochmal, dass ich so lange mit der Fortsetzung warten ließ, aber jetzt: Viel Spaß.




    Ein paar Tage später liegen die fertigen Fotos auf Veith’s Tisch und er ist vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen.
    Ich beäuge die Bilder kritisch und muss – zu meinem Leidwesen – zugestehen, dass Roger wirklich ein toller Fotograf ist. Die Bilder sind echt erstklassig geworden!


    Mein Favorit ist eins von denen, wo ich zum Teil hinter Baumgrün versteckt im Gras sitze und verträumt in weite Fernen gucke (obwohl Roger behauptet hat, ich könne nicht verträumt schauen – ich finde, das sieht doch schon ziemlich verträumt aus. Noch mehr wäre kitschig).

    Veith jedenfalls ist riesig erfreut und drückt mich mal ganz feste.


    „Ich hab’s doch immer schon gesagt! In dir steckt so wahnsinnig viel Potential. Die Leute bei der ‚Cosmo’ werden sich um die Fotos reissen!“


    „Jetzt bis du MEIN Vorzeige-Model, Jaqueline!“ lässt er mich nach seinem überwältigenden Begeisterungssturm langsam wieder los. „Nun ist es halt so, dass wir noch an deinem Image arbeiten müssen, Klamotten und dergleichen…“


    Verdutzt blicke ich an mir herunter.
    Veith scheint meinen Gesichtsausdruck richtig zu interpretieren und liefert gleich die Antwort zu meiner noch nicht gestellten Frage.


    „Ja, ja! Es sieht ja ganz süß aus, was du da trägst…“ – seine Miene verrät mir allerdings, dass er ganz anders über mein heutiges Outfit denkt – „ und das Kleid beim Shooting war der absolute Hammer. Aber du bist jetzt Model, bald sogar ein ziemlich berühmtes Model und die Öffentlichkeit wird auf dich aufmerksam werden. Ab jetzt musst du immer wie aus dem Ei gepellt ausschauen – ein bisschen mehr sexy, ein wenig hipper… Bald werden sich etliche Mädels an deinem Vorbild orientieren. Du repräsentierst meine Mode! Also brave Westchen und Schlabberpullis sind ab jetzt tabu – auch im Privatleben, o.k.?! Such dir am besten gleich was aus der Kollektion aus! Nora wird dich da beraten.“

    Nora, die in dem Augenblick atemlos und abgehetzt zur Tür hereingestürmt ist, ist sofort Feuer und Flamme für diesen Vorschlag und drückt mir ein paar Klamotten in die Hand. „Da, probier’ mal das!“


    Minuten später stecke ich in einen super-unbequemen, knappen Jeans-Minirock und einem pink-gestreiften Pulli mit dazu passenden Legwarmers.


    Ich gucke an mir runter und komme mir einfach nur lächerlich vor.


    Ich hasse pink!

    „Du siehst einfach super-klasse aus!“ sind Veith und Nora sich einig und Noras Enthusiasmus geht sogar so weit, dass sie mir für den morgigen Nachmittag einen gemeinsamen Einkaufsbummel vorschlägt.

    „In München gibt es sooo viele fetzige kleine Boutiquen – abseits der Einkaufsstraßen. Die muss man erst mal entdecken, aber es lohnt sich!“ verspricht sie.

    geht noch weiter...

    Hallo, ihr Lieben!


    Sorry, dass es wieder mal so lange dauert mit einer neuen Fortsetzung, aber ich hatte in letzter Zeit beruflich sehr viel Stress - bin jetzt aber 1 1/2 Wochen in Urlaub und hoffe, dass ich euch sehr bald ein neues Kapitel liefern kann - leider stürzt nur mein PC beim Sims-Spielen ziemlich oft ab und das macht die ganze Sache etwas mühsam.


    @Obstsalat: Sorry wegen der geografischen Fehlleistung meinerseits, aber ich wusste nicht mal, dass es den Ort Niederfreisingen echt gibt (das sollte halt in meiner Geschichte ein fiktives Dorf sein) - Danke für die Aufklärung - wieder was dazugelernt!
    Ich denke, da mir das Sympathiepunkte von dir einbringt, werde ich Jaqui auf das Annette-Kolb-Gymnasium gehen und somit zu einer Schulkollegin von dir werden lassen *gg*!


    xxnalalaxx:
    Dankeschön. Nochmal sorry, dass es so schleppend weitergeht mit meiner Story, ich hoffe, du wirst trotzdem weiterlesen, denn eins kann ich dir versprechen: In der Liebe tut sich noch was bei Jaqui...


    milky-way: Danke. Mir gefällt der Spruch auch. Ist aber aus irgendeinem Film, den ich mal gesehen hab, von dem ich aber nicht mehr weiß, wie er heißt.


    LG, von Amber

    „So! Fertig!“ stöhnt Roger und macht sich daran, seine Utensilien zu verstauen.


    Ich grinse ihm zu. „Und? Zufrieden, Maestro?“

    Roger murmelt Unverständliches, das aber nicht besonders freundlich klingt und verschwindet wieder im Haus.


    Also so was! Hat die Welt schon jemals etwas Unfreundlicheres, Sauertöpferisches gesehen als diesen Kerl?

    Als ich mich wieder in meine Alltagsklamotten geworfen und ein wenig aufgewärmt habe, will ich mich so schnell wie möglich von hier verabschieden.

    Ich kann’s kaum fassen, als Roger mir mit erhobenem Zeigefinger „salbungsvolle“ Worte mit auf den Weg gibt.
    „Ich hab’ es Veith schon gesagt, aber er will ja nicht auf mich hören. Du wirst nie ein gutes Model werden – unterer Durchschnitt. 1. Du hast keinen Glamour. 2. Du kannst dich nicht bewegen und 3. Du bist viel zu klein!“


    „Ich bin erst 16. Ich kann noch wachsen – im Gegensatz zu deinem Intelligenzquotienten!“

    Gut gelaunt und unbekümmert mache ich mich auf den Weg nach Hause.
    Roger der mir hinterherschreit „und 4. Du hast außerdem noch ein viel zu großes Mundwerk“, höre ich fast gar nicht mehr.

    Geschminkt habe ich mich schon vorher, also brauche ich nur noch in eines der Abendkleider zu schlüpfen, die da bereit hängen. Ich entscheide mich für ein aquamaringrünes mit Strass und Steinchen besetztes und begebe mich auf die Suche nach Roger.


    Zu meinem Leidwesen finde ich ihn im Vorgarten, wo er schon sein Foto-Equipment hergerichtet hat. Herrgott noch mal! Hat es sich denn noch nicht herumgesprochen, dass es inzwischen fast Winter geworden ist? Oder warum sonst müssen zu dieser Jahreszeit Fotos immer noch im Freien geschossen werden?

    „Veith wollte Gartenfotos“, entgegnet Roger knapp auf meine diesbezügliche Beschwerde.

    „So, und jetzt streng dich mal an, Mädchen! Wir wollen hier wenigstens EIN Foto zustande bringen, das Veith zufrieden stellt!“ Roger hat schon die Linse vor dem Auge.

    „An mir soll’s nicht scheitern!“ zwinkere ich kess und gebe mir in den nächsten Stunden wirklich Mühe, mein Bestes dazu zu tun.


    Ich klettere im Abendkleid über Steine, um umgeben von allerlei Strauchwerk zu posieren.

    „Fuchtel doch nicht so mit den Armen herum, oder bist du Spastikerin? Du sollst posen und nicht herumhüpfen wie ein Gummiball!“


    Ich platziere meinen werten Popo auf einem eisig kalten Fels – an die Nierenbeckenentzündung, die folgen wird, will ich lieber mal gar nicht denken.

    „Ist es zu viel verlangt, wenn man dich bittet, verträumt dreinzuschauen? Sogar der Stein neben dir sieht verträumter aus!“


    Ich kraxle alle Wege des weitläufigen Gartens entlang, um an eine Kulisse zu gelangen, die Roger als „besser beleuchtet“ befindet.

    „Nein! Setz dich da rüber! Nein, da! Nicht hier… Hörst du mir überhaupt zu?“


    Ich spiele sogar Klavier, obwohl ich vom Notenlesen keinen blassen Schimmer habe.

    „Du musst authentischer rüberkommen! Kein Mensch spielt so Klavier!“

    Was heißt hier authentisch? Wer spielt schon – außer einer Konzertpianistin – Klavier in einem weißen Gartenpavillon? Echt idiotisch, die Idee!


    Mein Gesicht wird mit allen erdenklichen Mienen in Nahaufnahme abgelichtet.

    „Nein, du sollst nicht so dreinschauen! Hab’ ich dir nicht schon gesagt, du musst jetzt….“

    Die ganze Zeit hat Roger nur herumgemotzt, gemeckert und kein gutes Haar an mir gelassen. Und mich… mich hat es nicht mal gestört! Nicht mal mit der Wimper gezuckt hab’ ich bei seinen Schimpftiraden und wenn’s mir zu blöd wurde, hab’ ich einfach mit einer bissigen Bemerkung gekontert, worauf wieder für ein Weilchen Frieden war.

    Dankeschön Ines (übrigens finde ich deinen Namen super-schön)!
    Ja, Veith ist schon ein Lustiger, aber er ist halt auch ein guter Geschäftsmann...
    Ob's Jaqueline schafft, gegen Roger zu bestehen, darüber mehr in der nächsten Fortsetzung - nämlich JETZT...



    Nachdenklich mache ich mich auf zur Busstation.


    Claudine’s Bemerkung hat mir zu denken gegeben. Selbst wenn ich wollte, könnte ich die Model-Sache nicht so einfach hinschmeißen. Ich bin eine Verpflichtung eingegangen und habe mich an die Agentur „Saritz & Co“ gebunden mit einem Vertrag, der nicht so leicht zu lösen ist.
    Habe ich mir das vorher eigentlich so richtig klargemacht? Wohl kaum! Ich wollte doch nur was für meine Familie tun und – zugegebenermaßen auch für mein Selbstwertgefühl, wie ich mir im Nachhinein eingestehen muss.
    War es das alles wirklich wert? Kommt es mir nur so vor oder wird die Luft immer dünner, je weiter man nach oben kommt?


    Wie kann es sonst sein, dass ich in letzter Zeit immer mehr das Gefühl habe, dass keiner mich versteht?

    Matti! Ja, der hätte mich vielleicht verstanden, wenn es zwischen uns so gewesen wäre wie früher. Matti hat mich immer verstanden und ich ihn – bis zu dem Tag dieses verhängnisvollen Kusses.
    Aber es lohnt sich nicht, über die Vergangenheit nachzudenken.
    Was vorbei ist, ist vorbei. Und von Matti ist auch bisher kein Lebenszeichen gekommen und wird wohl auch nie kommen. Wahrscheinlich hat er mich eh schon vergessen…

    Der nächste Nachmittag scheint schon mal genauso beschissen zu werden, wie ich mir das vorgestellt habe.
    Als ich beim ausgemachten Treffpunkt, Rogers „Atelier“, das in Wirklichkeit ein riesig großes Haus mit einem wunderschön bepflanzten Garten ist, ankomme, empfängt mich der „Meister“ mit einer undurchdringlichen, kühlen Miene.


    Ich habe beschlossen, alles ganz cool über mich ergehen zu lassen und selbst, wenn er mich wieder beschimpft, nicht so aufzuregen wie beim letzten Mal, also begrüße ich ihn mit einem unbefangenen „Hallo“, auf das er jedoch – ohne den Gruß zu erwidern – mit einem scharfen „Setz dich mal da hin!“ reagiert und auf ein weißes Sofa deutet.


    Ich gehorche und harre der Dinge, gespannt, wie es jetzt weitergehen soll.

    Doch… es geht gar nicht weiter! Minutenlang starrt mich dieser Typ in seinem langen schwarzen Ledermantel einfach nur an und sagt kein Wort. Aber hallo! Was soll das denn bitte jetzt? Will der jetzt etwa „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann“ spielen, oder was?
    Je länger er mich so anglotzt, desto gereizter werde ich. Keine Spur mehr von Nervosität oder mädchenhafter Scheu mehr in mir! Na warte! Du Sack hast nicht das Recht, mich so zu behandeln! Ich werde mich heute nicht vor dir ducken!


    Wie nimmt man solchen Typen am besten den Wind aus den Segeln? Man schlägt sie mit ihren eigenen Waffen!

    „Geht’s jetzt endlich los, oder soll ich noch länger hier herumsitzen zwecks visueller Begutachtung? In dem Fall allerdings wäre eine Zeitschrift ganz nett oder ein Polster, damit ich ein bisschen Schlaf aufholen kann“, ätze ich.
    Jawoll, Jackson! Du läufst ja langsam wieder zu deiner ursprünglichen Bestform auf.

    Hah! Dachte ich’s mir doch, dass Roger mir nix schuldig bleiben würde!
    „Wenn du nicht weißt, wann du zu Bett gehen solltest, ist das dein Problem. Hier wird heute jedenfalls gearbeitet und nicht gepennt!“

    1 : 1

    Ich erhebe mich und baue meinen Luxuskörper direkt vor ihm auf.


    „Dann lass uns am besten gleich mal anfangen, oder brauchst du erst noch einen Kurs in Zeitmanagement?“ schlage ich vor und setze dabei mein lieblichstes Lächeln auf.


    Roger knirscht nur mit den Zähnen. Sollte ich ihn etwa wirklich schon so überrumpelt haben, dass er unseren verbalen Schlagabtausch aufgibt? Wenn ja, wäre das schade, denn gerade jetzt fängt es erst an, mir Spaß zu machen.

    „Zieh dich um!“ bellt er missmutig und zeigt mit dem Finger auf eine Tür am Ende des Ganges.


    Ich merke, wie sein Blick sich in meinen Rücken bohrt und bevor ich die Tür hinter mir schließe, höre ich noch ein verächtliches „Tsss“ aus seiner Richtung.

    Na, der Typ kann mich ja anscheinend wirklich nicht leiden!

    Ich schieß gleich mal wieder 'ne weitere Fortsetzung hinterher - hoffe, es wird euch nicht zu viel.



    Natürlich lasse ich mir den Schreck nicht anmerken – soviel habe ich bei meinen kleinen Ausflügen in die Modewelt immerhin schon gelernt. Ich nicke, frage wann der Termin bei Roger genau stattfindet und gebe mich den Rest des Abends heiter und gelassen.
    In mir drinnen schaut es jedoch ganz anders aus: Die Aussicht darauf, mich wieder von diesem arroganten Fritzen herunterputzen zu lassen, versetzt mich nicht gerade in ausgelassene Stimmung.
    Doch wem kann ich bloß mein Herz ausschütten?
    Mami? Nein, sie führt ein solch bodenständiges, durchschnittliches Normalo-Leben und soll von meinen Höhenflügen am besten gar nicht berührt werden!
    Auch Nora ist nicht mehr die Person, bei der ich mich ausheulen kann. Ich hätte nie gedacht, dass sie gleich zu ihrem Boss rennt und meinen Depressionsanfall ausplaudert. Bin ihr ja nicht böse deswegen, bestimmt hat sie das getan, was sie für das Beste hielt, aber… na ja, ganz fair fand ich das ja nicht.

    Constantin! Er muss dran glauben! Eben hab’ ich eine SMS von ihm bekommen „Kommst du morgen nach der Schule mit zu mir? Der neue, beheizbare Whirlpool im Garten wartet auf uns zwei Hübschen!“

    Der Whirlpool muss nicht lange warten. Nackt wie Gott uns schuf, hüpfen Constantin und ich am nächsten Nachmittag gleich rein.


    „Na, ist das nicht ein hübsches Plätzchen, um Versöhnung zu feiern? Ich nehm’s dir auch nicht mehr übel, dass du in der letzten Zeit so grantig warst. Hast halt viel Stress gehabt!“

    Oh, dankeschön! Was bin ich aber froh, dass mir mein Schätzchen so gütig vergeben hat! Aber ich will nicht schon wieder einen Streit vom Zaun brechen, deshalb erspare ich mir die sarkastische Bemerkung, die mir schon auf der Zunge liegt.

    „Ja, war ein bisschen viel für mich die letzten Wochen. Aber wird noch ärger! Stell dir vor: Veith war absolut begeistert von den Fotos, die dieser beknackte Roger von mir geschossen hat und er will noch mehr davon sehen!“

    „Na, das ist ja toll!“ meint mein Liebster.


    „Weiß nicht! Ich find’s nicht so toll, weil das nämlich heißt, ich muss morgen wieder bei diesem grässlichen Typen aufkreuzen. Das ist mir so was von zuwider! Ich hoffe nur, ich schaff’s, dass er ein paar gute Bilder von mir macht, sonst stampft er mich wieder in den Boden und Veith ist angepisst, weil’s mit dem Cover für die ‚Cosmopolitan’ nix wird“, jammere ich, um ein wenig Mitleid heischend.

    Constantin macht große Augen.


    „Baby! Soll das etwa heißen, dass du auf’s Titelbild der ‚Cosmo’ kommst? Das ist ja DER Wahnsinn!“ kreischt er begeistert.

    „Auf die deutsche ‚Cosmopolitan’!“ versuche ich die Sache abzuwiegeln, um mir nicht wieder ein mal einen endlos langen Vortrag darüber anhören zu müssen, wie „geil“ das doch ist, wie viel Glück ich doch habe und wie viel ich seiner Mutter doch zu verdanken habe, weil sie mich in’s „Business“ gebracht hat.
    Doch leider bleibt mir das wieder nicht erspart und vorbei ist’s mit dem romantischen Nachmittag im dampfenden Whirlpool.

    Zu allem Unglück begegnet mir auch noch Claudine, als ich ins Haus gehe, um meine Jacke aus Constantins Zimmer zu holen.
    Na, die hat mir heute noch gefehlt!


    „Hallo Claudine“, grüße ich rasch und versuche, so schnell wie möglich davonzukommen.

    Daraus wird natürlich nichts, das sagt mir schon ihr erwartungsvoller Blick, bevor sie noch ein Wort gesagt hat!


    „Hey Süße! Na, geht’s dir gut? Was tut sich Neues? Erzähl doch mal! Man kriegt dich ja kaum noch zu Gesicht.“

    Ich seufze unmerklich und ergebe mich in mein Schicksal. Sie wird die Neuigkeiten ohnehin spätestens in 10 Minuten von Constantin erfahren, also kann ich ihr auch gleich selber von den Ereignissen des letzten Abends berichten.


    Natürlich reagiert sie genauso wie ich es von ihr erwartet habe. Springt von ihrem Liegestuhl auf wie von der Tarantel gestochen und breitet enthusiastisch die Arme aus.

    „Herrlich! Einfach unglaublich! Auf dem Titelbild der ‚Cosmo’! Wie viel Glück du doch hast, Jaquelinchen!...“

    Ok, und jetzt kommt bestimmt gleich der Part „Und weißt du auch, wem du das zu verdanken hast?“

    Claudine enttäuscht mich auch dabei nicht.

    „Es ist wirklich ein schönes Gefühl für mich, einem jungen, unerfahrenen Mädchen wie dir dabei geholfen zu haben, ins Mode-Business zu kommen und das zu erreichen, wovon so viele andere nur träumen können. Ich hoffe, dass du meinen Einsatz für dich nicht so schnell vergisst und noch lange unserer Agentur treu bleibst!“

    Als ich nicht sofort darauf reagiere, wendet Claudine sich kühl von mir ab.


    „Ich vergesse das bestimmt nicht, Claudine!“ verspreche ich.

    „Sehr gut!“ gibt sie sich scheinbar mit meiner Antwort zufrieden, doch das diabolische Funkeln in ihren Augen ist kaum zu übersehen, als sie sagt „denn denk daran: wir haben einen Vertrag miteinander!“

    Unerwarteterweise ist es jetzt Nora, die plötzlich auf „ernst“ umschaltet.


    „Ist ja alles schön und gut, Veith – entschuldige, Jackson, dass ich so über deinen Kopf hinweg rede – aber die Sache mit Roger hat mir gar nicht gefallen! Jackson hat sich so unwohl vor seiner Kamera gefühlt – das darf nicht sein. O.K., Roger ist ein ********* und kann einen echt in den Boden stampfen, aber ein gutes Model darf sich das nicht zu Herzen nehmen, die muss cool bleiben und über den Dingen stehen.“


    „Momenterl mal… Soll das heißen…?“ Bevor ich noch den Satz zu Ende gesprochen habe, fällt Veith mir ins Wort und fuchtelt mit seinen Armen aufgeregt in Noras Richtung.


    „Roger! Vergiss Roger! Wie oft hab’ ich dem Typen schon gesagt, er soll freundlicher mit meinen Mädchen umgehen! Wenn der nicht jedes Model mit seinen Fotos so verdammt gut in Szene setzen könnte, würde er nicht einen Tag länger für mich arbeiten. Ich brauche Mitarbeiter mit ‚Social skills’ und keine kaltschnäuzigen Tyrannen!“

    Nora sagt nichts mehr, aber sie streift mich mit einem Blick, den man fast als mitleidig betrachten könnte.


    Sie traut mir also nicht zu, dass ich mit solchen Typen wie Roger fertig werde!
    Wie sollte sie denn auch, wo ich vor ein paar Tagen noch total aufgelöst und mit den Nerven am Ende bei ihr herumgehockt bin und wegen dieses Schlappschwanzes gleich alles hinschmeißen wollte!

    „Noralein“, schmeichle ich, „nimm’s nicht so tragisch! Ich werd’s euch beweisen, dass ein Roger mich nicht unterkriegen kann!“


    An dieser Stelle fängt Veith wieder an zu kichern und erntet dafür einen erstaunten Blick sowohl von mir als auch von Nora.


    „Den Beweis kannst du bald antreten, Jaqui! Gratuliere zu deiner nächsten Fotosession mit Roger – übermorgen! Die Bilder vom letzten Mal sind nämlich der Hammer geworden, da guck mal…“



    „du siehst aus wie ein scheues Rehlein – und genau das ist der Reiz! Wenn Roger mir noch eine leicht verbesserte Version liefert, bring’ ich dich damit aufs Titelbild der deutschen Cosmopolitan! Ein bisschen Vor-Promotion kann meiner Show nix schaden… und die erreicht man am besten mit einem neuen, unverbrauchten Gesicht, mit einem aufsteigenden Stern am Modehimmel!“

    So -und jetzt geht's weiter! Viel Spaß mit der FS.



    Veith’s Limou steht pünktlich auf die Minute vor unserer Haustür und transportiert mich gen München, wo ich im „La Forêt“, einem noblen, französischen Lokal, in dem man auch in der kalten Jahreszeit dank einer weiträumig verglasten Fassade sozusagen „draußen“ sitzen kann, von Veith und Nora erwartet werde.

    Nun folgt mein großer Auftritt. Sämtliche neugierige Blicke folgen mir, als ich auf den Tisch des großen Designers zusteuere, dessen Anwesenheit in dem Restaurant natürlich mächtiges Aufsehen unter den anderen Gästen erregt.


    Charmant werde ich von dem Star des Abends mit Küsschen begrüßt, was natürlich wieder eine kleine Sensation für die Anwesenden bietet.


    Auch Nora, die in einem aufregend geschnittenen, schwarzen Abendkleid mal wieder umwerfend aussieht, umarmt mich zur Begrüßung herzlich.


    „Du siehst heute einfach sensationell aus!“ lobt Veith mein Werk der vergangenen Stunden mit ungekünstelter Bewunderung und ich strahle. Solch ein Kompliment aus dem Munde eines abgebrühten Modemenschen zu hören, passiert einem ja auch nicht alle Tage und lässt mich wieder etwas Hoffnung schöpfen.

    Veith wählt den Wein aus und wir bestellen eine Auswahl an den Köstlichkeiten, mit denen die Speisekarte aufwartet und ich verhalte mich erst mal abwartend.
    Diese Essenseinladung ist aus einem bestimmten Grund zustande gekommen… - doch aus welchem?...

    Die Speisen werden aufgetragen und wir lassen uns alle drei den Salat von Jakobsmuscheln und Austern, die herrlich zart gebratenen Wachtelbrüstchen und danach die ausgezeichnet zubereitete Crème brûlée mit Rotweinpflaumen schmecken, ohne dass die leicht plätschernde Unterhaltung während des Essens auf heiklere Themen übergeht.


    Als das Dinner beendet und der Tisch von Tellern und Essbesteck befreit ist, blicke ich voller Erwartung auf meine Tischgenossen. Bestimmt lassen sie jetzt gleich die Bombe platzen! Aber keine Spur davon…


    Die beiden fahren fort, sich gegenseitig mit Anekdoten aus dem Mode-Business zu amüsieren und lachen sich dabei einen Ast ab, so dass unser Tisch mal wieder im Brennpunkt des Interesses steht.


    Schön langsam reißt mir aber die Hutschnur – ich weiß doch, dass diese Einladung irgendeinen Sinn und Zweck verfolgt! – und getreu meinem Vorsatz „Ich lasse mich nicht unterkriegen und bin die gleiche Jaqui wie immer“ spreche ich Veith kurzerhand drauf an.

    „Danke für diesen tollen Abend, aber jetzt lasst uns doch endlich zur Sache kommen! Ich weiß, dass ihr beiden mir etwas zu verkünden habt: Also, schießt los!“

    Veith und Nora sehen sich gegenseitig verdutzt an und prusten im nächsten Augenblick so heftig drauf los, dass uns nun wirklich die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller, im Lokal Anwesenden zuteil kommt.


    Vor allem Veith kann sich kaum noch einkriegen vor lauter Lachen.

    „Haha, hihi, …“ – gleich platzt ihm wohl das Zwerchfell.


    „Ich wusste doch, dass du wieder mal zu schwarz gesehen hast, Nora! Die Jaqui, die du mir als Häufchen Elend geschildert hast, kann es doch gar nicht gegeben haben… Jaqui, du bist eine echte Wuchtbrumme – wie eh und je!“ keucht der Chef hervor, kaum dass er ein bisschen zu Atem gekommen ist.

    Gut, ich weiß jetzt zwar nicht so ganz, was an meiner Bemerkung so lustig gewesen sein soll, aber die „Wuchtbrumme“ nehme ich jetzt mal als Kompliment.


    es geht noch weiter

    Hey, ihr Lieben!
    Danke wieder für eure zahlreichen Kommis.
    Na, ja, das mit dem Kleiderkasten direkt neben dem Klo ist vielleicht keine besonders gelungene Einrichtungslösung, aber ich fände es bei mir zu Haus eigentlich ziemlich praktisch :D (bis auf das, dass gewisse Gerüche sich doch in den Klamotten festsetzen könnten), aber wenigstens bräuchte ich dann in der Früh nicht von Schlafzimmer ins Bad zur Dusche, dann wieder zurück ins Schlafzimmer zum Kasten und wieder ins Bad vor den Spiegel zum Schminken - aber ich schätze, es ginge auch bei mir einfacher... (man kann sich ja schon vorher überlegen, was man anzieht, aber na ja...)
    So! Nach diesen Ausführungen über meine morgendlichen Rituale, die sicher keinen interessieren: Nun zur Story.
    Jaquis Gefühl sagt ihr, dass sie kalt abserviert wird, weil sie beim Posen versagt hat. Aber am Beispiel von "Germany's next Topmodel" - Rausschmiss letzte Woche - hat man ja gut sehen können, dass man nicht unbedingt gut laufen und posen können muss, um ziemlich weit nach vorne zu kommen (... nur meine persönliche, bescheidene Meinung)


    Mit Constantin stimme ich euch zu - vielleicht merkt er einfach, dass seine Freundin ihn nicht mehr so anbetet und blind vergöttert wie am Anfang und es passt ihm nicht, dass sie an ihren eigenen Standpunkten festhält und mehr Selbstvertrauen entwickelt. Männer sind halt manchmal so - kann einem doch ziemlich leid tun der Gute, oder?.... :suse


    Und jetzt noch zu Matti: Leider weiß Jaqui nicht, wohin er genau gezogen ist, hat also weder Adresse noch Telefonnummer. Und schreiben tut er ihr ja auch nicht... Schade eigentlich :nixweiss
    So wird's halt recht schwer werden mit einem Wiedersehen... aber, meine Geschichte ist ja noch laaaaaange nicht aus.


    Liebe Grüße von
    Amber!:wink

    Die Tage werden kürzer und kürzer und mir wird nachmittags immer langweiliger. Ja, sag du mir – rührt sich denn überhaupt niemand mehr bei mir?


    Sogar Constantin, der über seine kleine Niederlage inzwischen hinweggekommen ist, hat andauernd nur „Termine“.
    „Ein anderes Mal, Baby! Heute kann ich nicht. Wichtige Termine!“ gibt er zerstreut zurück, als ich ihn eines Tages frage, ob wir am Abend nicht wieder mal was miteinander unternehmen wollen.

    Was das wohl für „wichtige Termine“ sind, frage ich mich. Egal – ich kann mir meine Zeit auch anders vertreiben! Oder etwa nicht?

    Ein paar Abende lang war’s ja ganz schön, faul herumzulümmeln, Bücher zu lesen, die ich schon immer mal lesen wollte und früh schlafen zu gehen. Aber schön langsam werd’ ich noch ganz kribbelig.


    Ich weiß, ich weiß – zuerst war’s mir nicht recht, wenn ich dauernd beschäftigt war und von einem Termin zum anderen gehetzt bin und jetzt, wo ich mal n’bisschen Ruhe hab’ und entspannen kann, passt es mir auch nicht.

    Dass selbst Nora sich nicht mal rührt…
    Ob ich wohl selber mal anrufe, wann unser nächstes „Training“ stattfindet?
    Nein, lieber nicht – am Ende hält sie mich noch für eine, die einem verlorenen Traum nachjagt.
    Wenn die mich nicht mehr wollen, nachdem ich bei der Fotosession so kläglich versagt habe, lass’ ich’s lieber gut sein, bevor ich mich noch endgültig lächerlich mache. Egal! Model zu sein, war ohnehin nie mein Lebensziel – ich finde schon irgendwas, in das ich meine ganze Energie reinpulvern kann.

    „Wie wär’s wieder mal mit Lernen, Fräulein Jaqueline? Das bringt dir wenigstens was für die Zukunft“, meldet sich die innere Stimme mahnend zu Wort.

    Noch bevor mein Stoßseufzer abgeklungen ist, düdelt mein Handy die altbekannte, in den letzten Tagen schmerzlich vermisste, Melodie.


    „Nora ruft an“ verrät das Display.

    „Hallo, Jackson! Sorry, dass ich mich länger nicht bei dir gemeldet hab’ – Mega-Stress zur Zeit, das kann ich dir sagen… Sag’, hast du heute Abend schon was vor? Nein? Was hältst du von einem kleinen Abstecher nach München? Veith lädt ein.“

    Ich stimme zu und bereite mich innerlich schon darauf vor, dass diese Einladung wahrscheinlich so etwas wie ein „Abschiedsfest“ sein soll.


    „Super! Veith’s Limou holt dich um 20:00 Uhr ab. Tschüß, bis dann!“ flötet Nora und beendet das Telefonat.

    Je länger ich über diese Spontaneinladung nachdenke, umso mehr wird mir der Sinn und Zweck des Ganzen bewusst. Veith will mich nicht bei seiner Show dabei haben und versucht, mir das mit schonenden und blumigen Worten beizubringen.


    „Die Augen sollen ihnen heute Abend rausfallen vor Staunen“ murmle ich und beschließe, mich so toll zu stylen, wie noch nie zuvor. Das gebietet einfach der mir gottgegebene Stolz.
    Frauen haben das ja so an sich, z. B. wenn sie einem Typen beweisen wollen, dass es völlig blöd von ihm war, sie abzuschreiben.
    Und ich will das einfach Veith und Nora beweisen – auch wenn es wahrscheinlich völlig sinnlos ist! Sie sollen sehen, was ihnen entgeht!

    Und deshalb verbringe ich die nächsten Stunden vor dem Spiegel im Bad und vor dem Kleiderschrank.


    Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, finde ich.
    Was man mit einem Haarteil, genügend Schminke und dem richtigen Kleid so alles anstellen kann – schon erstaunlich!


    Und jetzt – Augen zu und durch!


    Denen zeigst du’s heute, Jackson!

    Hallo, ihr Lieben! Hab' mir ja mal wieder Zeit gelassen mit der Fortsetzung...
    Ich wünsch' euch auf jeden Fall viel Spaß und: vielen Dank für die zahlreichen Kommis :megafroi zum letzten Teil. ... Weiter geht's...




    Die nächsten Tage verlaufen unverhofft ruhig.
    Keine hektische Claudine, die anruft, um mich dazu zu bewegen, bei irgendeinem Casting aufzutauchen, keine Nora, die mir den Termin für unser nächstes Training durchgibt, ja nicht einmal ein aufgekratzter Constantin, der mich wieder mal zu einer Party mitschleppen will! Bin ich etwa schon abgeschrieben, ohne es zu wissen?

    Irgendwie werde ich langsam leicht nervös, doch immerhin bleibt mir so wenigstens mal genug Zeit, um mich den schulischen Aufgaben zu widmen, die ich in letzter Zeit ohnehin sträflich vernachlässigt habe.


    In aller Gemütlichkeit – während draußen die Tage immer kürzer und kälter werden – erledige ich brav meine Hausaufgaben, den Rücken zum laufenden Fernseher zugewandt, so wie früher.

    Als ich mit dem Büffeln fertig bin, schmeiße ich mich auf die Couch und verfolge müßig, eigentlich voll gelangweilt, eine bescheuerte Talkshow im Fernsehen.


    Normalerweise hätte an einem solchen Nachmittag mein Handy schon mindestens 10 mal geklingelt, doch heute ist – wie schon in den vergangenen Tagen – wieder mal tote Hose.

    „Auch gut!“ denke ich trotzig. „Bin ja froh, dass mich alle mal in Ruhe lassen!“

    Tatsache allerdings ist, dass ich mich mittlerweile aufs Abstellgleis geschoben fühle und sich die Gemütlichkeit der ruhigen Nachmittage zuhause immer mehr in Langeweile und Unbehagen verwandelt.
    Das Unbehagen wird zusätzlich noch dadurch verstärkt, dass die gute Babsi ständig im Haus herumhängt. Bis Opas altes Häuschen fertig renoviert ist und sie und Kevin einziehen können, wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen.
    Aber muss das heißen, dass die gute Frau sich den ganzen lieben langen Tag hier breit macht – und „breit machen“, das meine ich wörtlich.

    OK, OK, die Gute ist schwanger, wenn auch noch nicht in sehr fortgeschrittenem Stadium, aber wie man in sooo kurzer Zeit sooo zunehmen kann, ist mir ein Rätsel.
    Bei der Hochzeit war sie noch gertenschlank und jetzt? Man könnte meinen, mein zukünftiger Neffe oder die Nichte entwickelt bereits im frühembroynalen Zustand einen enormen Appetit, so dass die werdende Mama gar nicht anders kann, als zu jeder passenden und unpassenden Zeit der Nahrungsaufnahme zu frönen. Obwohl: Wenn ich das Kind in Babsi’s Bauch wäre, würde mir bei der Menge und der Zusammensetzung dieser Mahlzeiten schlichtweg kotzübel!
    Man ist ja von Schwangeren so einiges gewohnt, was die kulinarischen Gelüste betrifft, aber Babsi schießt echt den Vogel ab!


    Wenn sie nicht gerade Essen in sich hineinschaufelt, steckt sie ihre Nase tief in die verschiedensten Bücher mit solch hochgeistigen Titeln wie „Das ABC der Schwangerschaft“, „Club der dicken Bäuche“ oder „Bald sind wir zu dritt“.


    Und das wirklich Schlimme daran ist: Sie kann ihre Erkenntnisse einfach nicht für sich behalten, bzw. nur mit jemandem teilen, den das interessiert.




    Nein! Sie MUSS MICH ständig damit vollsülzen, wie interessant und aufregend so eine Schwangerschaft doch ist!


    „Es ist die schönste Erfahrung, die eine Frau nur machen kann, Jaqui!“ O ton Babsi… und in diesem Stil geht es die gaaanze Zeit.


    Und am meisten nervt mich überhaupt diese selbstzufriedene Miene, die sie dauernd aufsetzt.
    Ja, es ist ja toll, dass sie sich so auf ihr Baby freut, aber diesen „Ich-bin-ja-die-glücklichste-Frau-der-Welt“-Gesichtsausdruck hält kein Normalsterblicher, der nicht gerade mit Hormonen vollgepumpt ist, aus.


    Die neue, brav-frauliche Frisur, die sie sich zugelegt hat und die sie um mindestens fünf Jahre älter wirken lässt, trägt ihr Übriges dazu bei, dass ich ihre Gesellschaft nicht unbedingt in vollen Zügen genieße. Sorry, ich weiß, ich bin nicht gerade eine liebevolle Schwägerin und zukünftige Tante, aber diese Frau ist so was von enervierend! Und das nicht erst, seit sie verheiratet und schwanger ist. Ich mochte sie auch vorher schon nicht leiden – und daraus habe ich nie einen Hehl gemacht.



    Hoffentlich ist Opas altes Häuschen bald einzugsfertig!