Beiträge von amber1980

    „Jetzt halt doch mal die Luft an. Dein Gemeckere kannst du dir sparen“, gähnt Constantin gelangweilt und zieht sich in die Defensive, sprich unter die Bettdecke zurück…


    … und hat im nächsten Moment auch schon die Äuglein zart und lieblich geschlossen…


    … und schnarcht friedlich vor sich hin, als könnte kein Wässerchen ihn trüben.

    So, bumm, aus, das war’s für heute mit dem Ringkampf der Geschlechter!
    Jetzt steh’ ich da wie ein Depp und kann meinen Frust an niemandem auslassen!


    Die einzige, die ich jetzt noch beschimpfen kann, bin ich selbst, wegen meiner grenzenlosen Blödheit.


    Was für eine miese Type! Und so was ist (oder war?) mein Freund!
    Mr. Muttersöhnchen-Großmaul-Charakterschwein! Wie kann man sich nur in so einen so schrecklich verlieben…?


    Obwohl ich stinksauer auf den Besten bin, enthalte ich mich im Taxi jeden Kommentares. In der Öffentlichkeit Schmutzwäsche zu waschen – ne! Also, das wäre echt das letzte! Von solchen Promi-Pärchen liest und sieht man ohnehin schon genug in letzter Zeit.

    Trotzdem brauche ich nicht abzuwarten, bis Constantin seinen Rausch ausgeschlafen hat, damit die vorprogrammierte Auseinandersetzung stattfindet.

    Mit Müh und Not und so leise wie möglich, habe ich die Schnapsdrossel durch das Saritz’sche Haus gezerrt und ihn wohlbehalten in seinem Zimmer abgeliefert.
    Und all das, ohne dass Mutter Saritz auch nur durch ein „Piep“ in ihrem wohlverdienten Schönheitsschlaf gestört wurde!
    Und was ist der Dank dafür? Kaum hat sich mein „Schnuckel“ sein T-Shirt und die knallenge Röhren-Hose vom prachtvollen Leibe gestreift – natürlich nicht ohne dabei verschiedentlich gegen diverse Möbelstücke zu knallen – erwacht plötzlich sein Sexual-Trieb!
    Bähh! Wie ekelig, von einem Besoffenen angemacht zu werden, dessen Atem stinkt wie ein verwesender Fisch in einer Kläranlage…


    Dass Constantins Reize in dieser Situation und nach dieser schrecklichen Nacht nicht unbedingt antörnend auf mich wirken, wird unschwer zu verstehen sein.


    „Was’n los mit dir? Du wirst immer zickiger,“ mault er lallend vor sich hin, kratzt sich dabei unter den Achseln, um im selben Augenblick völlig groggy aufs Bett zu sinken.


    Na, aber hallo! Wie viele Demütigungen soll ich mir heute denn noch gefallen lassen? Ich bin erschüttert vor so viel Ignoranz und Frechheit, dass die Wut in mir zu brodeln beginnt, wie ein Vulkan in dessen Tiefen sich das Magma ausbreitet. Zwangsläufig muss es zum Ausbruch kommen – und das ist bei mir genau jetzt der Fall! Bis morgen warten? Nein, das geht nicht… jetzt nicht mehr… - der Siedepunkt ist erreicht!


    „Sag mal, hast du sie noch alle? In welchen Sphären schwebst du denn herum? Glaubst du echt, dass du die ganze Nacht mit dieser Evolutionsbremse Natascha rummachen kannst, ohne dass das Konsequenzen hat? Und dass ICH dann noch brav und willig mit dir in die Kiste hüfpe? Ne, mein Lieber, das kannst du dir abschminken! Und dass du dann noch die Frechheit hast, mich als Zicke zu beschimpfen – das geht gar nicht!!!“

    Mannoh! Ich bin auf 180! Nein, mehr als 180! So wütend war ich noch nie in meinem Leben! Und so kampflustig auch noch nie! Mal sehen, was Constantin darauf zu entgegnen hat. Ich jedenfalls bin voll auf Konfrontationskurs, sozusagen total in der Offensive.

    Hallo, liebe Leute. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich euch so lange auf eine Fortsetzung habe warten lassen. Um ehrlich zu sein, war ich mir selbst schon nicht mehr sicher, ob ich es jemals schaffen würde, Jaqueline ... weiter zu schreiben und eine neue Fortsetzung reinzustellen.
    Das hat verschiedene Gründe. 1. technische (insofern, dass mein PC beim Sims2 spielen ziemlich oft abf***t und es daher mit neuen Fotos schießen ziemlich mühsam wird, 2. persönliche (arbeitsmäßige) Gründe, da ich im Job immer mehr eingespannt bin und auch in Zukunft noch mehr sein werde (was aber mich weiterhin trotzdem nicht davon abhalten soll, meine Story weiterzuführen, denn gerade heute habe ich wieder gemerkt, wie sehr mich das Schreiben doch ablenkt) und 3. auch charakterliche Gründe, sprich, dass ich einfach stinkfaul war in den letzten Monaten. Jetzt erwache ich aber wohl langsam wieder aus meinem langen Winterschlaf und habe eine (wenn auch nur kurze) Fortsetzung von Jaqueline-Ein Mädchen will hoch hinaus für euch vorbereitet.
    Ich stell sie gleich rein und ich hoffe, ihr nehmt mir meine allzu lange Pause nicht allzu übel und danke, dass ihr trotz allem so fleißig und so liebe Kommentare gegeben habt - damit habt ihr mir den ausschlaggebenden Anstoß zum Weiterschreiben gegeben.


    lg, von der Amber und gleich geht's los...

    Soooorrryyy...
    Würd' ja gern schnell einen neuen Teil fertigstellen, aber bin zeitmäßig mal wieder voll überfordert :schwitz. Viel Stress im Büro - bin derzeit abends meist so ausgelaugt, dass ich nicht mal mehr klar denken - geschweige denn an meiner Story weiterschreiben kann. Ich hoffe, ihr verzeiht mir (mal wieder) meine etwas längere Pause und seid mir deswegen nicht bös :augzu


    Ich denke aber, dass es sich am Wochenende ausgehen wird mit einem neuen Kapitel.
    So long, eure Amber

    Hallo! Na, dass in der Situation ein hammerharter Rachefeldzug angesagt wäre, darüber sind wir uns ja alle einig :)! Hoffentlich bleibt Jaqueline standhaft.
    Danke euch allen für eure ur-lieben Kommis und ich freue mich auch wieder sehr über eine/n neue/n Leser/in.
    Ich hoffe, dass ich euch bald eine Fortsetzung liefern kann, aber seit einigen Tagen gibt mein PC so seltsame Geräusche von sich, dass ich mich ihn nicht lange einschalten trau. Muss zwecks Fehlerfindung und evtl. -Behebung auf meinen Mann warten...
    Wui, irgendwie klingt der PC schon seeehr arg seltsam...


    Nichtsdestotrotz: Liebe Grüße an euch alle
    von eurer Amber

    Irgendwann, ich weiß gar nicht wie spät es eigentlich ist, aber auf jeden Fall wird bald wieder der Tag anbrechen, beginnt sich die Party aufzulösen.

    Endlich ergibt sich eine Gelegenheit, dass ich den völlig betrunkenen Constantin am Arm packen und von hier wegbringen kann. Er leistet auch gar keinen Widerstand, so besoffen ist er und sein Gewicht hängt sich mir schwer an den Schultern an.


    Natascha, die wohl auf jeder Party die Letzte ist, die geht, schaut meinen verzweifelten Versuchen zu und grinst gehässig.

    „Hey! Prinzessin Rühr-mich-nicht-an! Bring deinen Typen gut heim und steck ihn brav unters Deckchen, wo du ihn unter Kontrolle halten kannst! Sonst könnt’ es sein, dass er dir entwischt, weil er mit so’ner faden Braut wie dir nix anfangen kann!!“ kreischt sie, hysterisch kichernd, durch den ganzen Raum.
    Die Übriggebliebenen, die noch immer rumstehen, stimmen lauthals in ihr hyänenhaftes Lachen ein.


    Draußen rufe ich ein Taxi, verfrachte den torkelnden Constantin mühevoll hinein…


    …komme drauf, dass ich meine Jacke vergessen habe, friere, bin aber nicht bereit, noch mal in den Schuppen zurück zu gehen, bitte den belustigt wirkenden Taxifahrer ordentlich einzuheizen und gebe ihm die Saritz’sche Adresse an.

    Eigentlich würd’ ich meinen Freund momentan am liebsten in den nächsten Straßengraben stoßen, selbst nach Hause fahren, mich verkriechen und unter der Bettdecke heulen. Was für eine entwürdigende, peinliche, beschissene Party?! Was für ein völlig versauter Abend?
    Aber bitte! Ich habe ja Verantwortungsbewusstsein und bin für meinen Partner da!


    Im Gegensatz zu anderen denke ich, mit einem verächtlichen Seitenblick auf Constantin, der lallend, blöde grinsend und alkoholbenebelt auf der anderen Seite der Rückbank hängt.


    Gratulation, mein Bester! Du hast mich heute Abend so was von lächerlich gemacht – schaurig dein Auftritt! Das wird Folgen haben! Heute bist du zu besoffen, aber warte mal morgen ab…


    … Natascha auftaucht und Constantin in ihre Fänge nimmt.

    Nicht, dass ich strikte Antialkoholikerin wäre, aber das Gesaufe, was die beiden da veranstalten, ist echt nicht mitanzuschauen!
    Den teuren Champagner stürzen sie runter wie Wasser!


    Im Neonschein, der die Tanzfläche beleuchtet, zucken nicht nur die Lichter, sondern auch die Unterleiber zur hämmernden Musik, und der Unterleib von Constantin kommt dem von Natascha gefährlich nahe.

    Na super! Der Abend ist gelaufen.
    Constantin ist voll in seinem Element als Partyking und Natascha, die Schlampe, hat natürlich nix Besseres zu tun, als das auszunutzen und mich vor allen anderen bloßzustellen, indem sie sich an meinen Freund ranschmeißt…


    Der triumphierende, vernebelte Blick, den sie mir über den ganzen Raum hinweg zuwirft, sagt mehr als 1000 Worte.
    Er soll bedeuten: „Da schau her, du Lusche! Du nimmst mir nicht weg, was mal mir gehört hat! ICH bin immer noch diejenige, die alles haben kann! Constantin schaut dich nicht mal an! Nur MICH schaut er an! Mit MIR tanzt er! Und du siehst da in deinem Eckchen und nippst an deiner Limo-Dose und schaust drein, als hättest du in eine Zitrone gebissen!!“


    Ich hasse diesen Abend. Ich hasse diese Party. Ich hasse Natascha und ich hasse Constantin, für das, was er mir antut.

    Am liebsten würd’ ich aufstehen und gehen, aber wohin? Wir hatten ausgemacht, dass ich heute bei Constantin übernachte. Ein Taxi nach Niederfreisingen kommt teuer – so viel Geld hab’ ich gar nicht einstecken. Meine Eltern anzurufen und zu bitten, mich abzuholen, ist oberpeinlich und kommt gar nicht in Frage für mich.
    Eine miserable Situation!


    Ich starre in die Lichterkette, die am Fenster hängt. Der Schein der Neonlampen verschwimmt immer mehr vor meinen Augen.
    Jetzt bloß nicht heulen, Jaqui! Nimm dich zusammen!


    Constantin und Natascha tanzen immer noch. Die Musik wird immer lauter und die hämmernden Bässe verursachen mir immer mehr Kopfschmerzen.
    Die Luft hier herinnen ist zum Schneiden. Was rauchen die Typen da drüben in der Ecke eigentlich für ein widerlich stinkendes Zeug?


    ein Stückerl kommt noch...

    So, liebe Leute. Jetzt geht's weiter mit einer neuen Fortsetzung. Wünsche euch viel Spaß dabei.




    Am Nachmittag nach der Schule kommt Ulli mit zu mir nach Hause.

    Wir schmeißen uns beide in voller Montur aufs Bett – das Bettzeug muss ich heute sowieso noch wechseln – und geben uns dem Trübsalblasen ohne Hemmungen hin.


    Ulli lässt sich über ihre Probleme mit Manuel aus, der immer fauler wird und abends lieber vor dem Fernseher oder dem Computer sitzt, als was mit ihr zu unternehmen.

    „Ich komm’ mir bald schon vor, als ob wir 30 Jahre verheiratet wären oder so…Dabei sind wir noch nicht mal ein ganzes Jahr zusammen. Sogar meine Eltern gehen öfter miteinander weg, als Manu und ich!“ klagt sie mir ihr Leid.

    „Überrasch ihn doch mal mit was ganz Außergewöhnlichem! Besorg Karten für ein tolles Konzert, motz dich edel auf, leg ihm ein cooles Outfit bereit – und ab die Post!“ schlage ich ihr vor.

    „Ach, was!“ winkt meine Freundin frustriert ab. „Schon alles mal gehabt! Vor ein paar Wochen mal hab’ ich was organisiert und ihm gesagt, er soll sich schick anziehen und mich abholen und was macht er? Taucht im Jogger bei mir auf, knallt sich aufs Bett, sagt er sei hundemüde, wir würden das verschieben und schläft eine Minute später ein. Und ich sitz da: Stinkwütend, sag ich dir, rüttle ihn wie eine Verrückte – und er hat sich nichtmal davon in seiner Bettruhe stören lassen! Kannst du dir das vorstellen?“


    Ich schüttle den Kopf. Ne, kann ich eigentlich nicht!

    Ulli lässt einen Stoßseufzer aus und bemerkt im selben Atemzug „Du hast es ja so gut, Süße! Mit Constantin wird dir bestimmt nie fad. Und ihr wart gestern sogar auf dem Filmball – ich komm mit Manuel nicht mal auf den Feuerwehrball von Niederfreisingen!“

    Nachdem wir das Thema „Manuel und seine grenzenlose Faulheit“ zur Genüge durchgehechelt haben, kommt Ulli plötzlich auf eine Angelegenheit zu sprechen, die sie wahrscheinlich sogar noch brennender interessiert als die Probleme in ihrer eigenen Beziehung – jedenfalls haben ihre Augen wieder einmal diesen seltsam-erwartungsvollen Glanz, als sie nachzuhaken beginnt „Und, was ist jetzt mit dem Brief von Matti? Wart mal, ich geb’ dir gleich die Adresse!“


    „Nö, lass mal, Ulli!“ wehre ich verlegen ab.


    Meine Freundin hüpft, wie von der Tarantel gestochen auf und schaut mit vorwurfsvollem Blick auf mich herunter.
    „Was ist jetzt wieder los? Kannst du denn nicht einmal über deinen Schatten springen?“ motzt sie mich an.

    Ich erkläre ihr in knappen Worten, was ich mir an diesem Morgen alles überlegt habe, doch Ulli scheint es nicht zu verstehen.


    Eher mitleidig als wütend sieht sie mich durchdringend an.
    „Weißt du, Jaqueline. Du bist wirklich ein Esel. Aber bitte, man kann niemanden zu etwas zwingen. Tu, was du für richtig hältst. Ich hoffe nur für dich, dass du das nie bereust. Also dann: Tschüß, bis morgen!“ sagt sie und geht.

    Lange Zeit bleibe ich noch auf dem Bett liegen und überlege hin und her. Soll ich doch auf Ulli hören oder lieber auf die Stimme der Vernunft in mir, die mir sagt, dass es zu nichts führen würde, wenn ich Matti schreibe?
    Von Minute von Minute werde ich immer verwirrter – bis mich das Klingeln des Telefons aus diesen chaotischen Gedankengängen reißt.


    „Hey, Baby! Mach dich fein! Wir gehen heute auf `ne super-geile Party!“ Constantins Stimme klingt aufgekratzt und unternehmungslustig und – obwohl mein erster Impuls wäre, nein zu sagen – entschließe ich mich doch dazu, ihn zu begleiten. Eine Party, wo alle locker und gut drauf sind, ist wahrscheinlich wirklich das Richtige, um mich von meinen trübseligen Gedanken abzulenken.

    Die Party fängt ganz gut an, bis…


    es geht noch weiter

    Hallo!


    @Ineshnsch: Dankeschön für deinen ausführlichen Kommi! Ja, Jaqueline lebt mittlerweile schon fast in einer anderen Welt, als ihre Familie und ihre Freunde. Irgendwie ist sie zwiegespalten: Zum einen möchte ihr früheres Leben mit harmonischen Familienleben und so nicht aufgeben, zum anderen möchte sie aber wohl auch das neue, aufregende Leben nicht mehr missen, wo jeden Tag was anderes, Spannendes passiert.
    Deswegen zögert sie ja auch so herum, Matti zu schreiben, denn irgendwie weiß sie nicht, ob diese Freundschaft auf Entfernung aufrechtzuerhalten ist und vor allem, ob sie überhaupt noch einen Platz in dem bewegten Leben, das sie führt, finden kann.
    So, aber jetzt genug geschwafelt! Danke für das Lob und ich hoffe, du liest noch ein Weilchen an meiner Geschichte mit.


    tagtraeumerin: Oh, hallo, eine neue Leserin! Juhu!!!
    Danke für deinen lieben Kommentar! Die Downloads hab' ich von vielen verschiedenen Seiten... - weil ich keine Erweiterungspacks habe, versuche ich halt, durch Downloads etwas Farbe in die Geschichte zu bekommen :)) woher das grüne Kleid stammt, kann ich dir jetzt leider gar nicht so genau sagen... (hab' nicht grade eine tolle Ordnung in meinen DL-Ordner) sorry.


    Lg, Amber

    Hy Nina! Danke für den Kommi.
    Ja, ja, es kann schon leicht passieren, dass man den Boden unter den Füßen verliert und abhebt, wenn man so jung ist wie Jaqueline... Ob sie auch der Typ dafür ist, wird sich herausstellen...
    Zur Adresse: Ulli hat sie schon länger, allerdings stand sie nicht auf dem Kuvert von Mattis Brief, den er (eigentlich gewissermaßen an Jaqui) an sie geschrieben hat.
    Ob sich Jaqui doch noch ein Herz fasst und die Adresse Ulli abluchst... - mal sehen?
    Lg, Amber

    Und kein Wort mehr von und über Matti? Sie hat nicht mal Uli nach der Adresse gefragt?? *enttäuscht bin*
    Das kommt aber doch noch, oder? ODER????


    Mal sehen;)...
    Das nächste Kapitel wird dich in dieser Hinsicht vielleicht nicht aufbauen, aber die Geschichte geht ja noch ein Weilchen weiter...
    Dankeschön für deinen Kommi! Liebe Grüße von Amber.


    Und jetzt geht's weiter, mit einer klitzekleinen Fortsetzung, die diesmal, finde ich, ziemlich gefühlsbetont ausgefallen ist.
    Wünsche euch viel Spaß.

    Uahh! Gähn!
    Der Ball war echt klasse – ich war noch nie zuvor an so einem Schauplatz der Eitelkeiten, aber es hat wirklich Spaß gemacht.
    Echt lustig, mal die Berühmtheiten aus nächster Nähe zu sehen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt.
    Über den roten Teppich zu stolzieren… Irgendwie ein komisches, aber gleichzeitig auch ein ganz tolles Gefühl. Natürlich war bei unserem Defilé der Jubel der Zaungäste nicht so groß wie beim Auftritt von Uschi Glas, Verona Feldbusch oder Iris Berben. Aber immerhin… Claudine und ich haben ganz schön Blicke auf uns gezogen.

    Jedenfalls: Die Nacht war lang und aufregend. Darum gucke ich heut morgen auch aus ganz schön kleinen Äugelchen aus der Wäsche und die dunklen Schatten unter den Augen sind bei näherem Hinschauen auch nicht zu übersehen.
    Da hilft nur eins: Das volle Programm.
    Pflege-Gesichtsmaske mit intensiver Tiefenwirkung – der Frischekick für müde Hautpartien!


    Leider ist mir eine längere Erholungsphase nicht vergönnt – die Schule ruft und Schwänzen is’ nicht…
    Könnte mir sonst schon Mamis Reaktion vorstellen: „Wer die Nacht durchfeiern kann, kann am nächsten Tag auch seinen Pflichten nachkommen!“
    Typischer Mutter-Spruch, aber wo sie recht hat, hat sie recht.

    Seufzend begebe mich ins Bad, hoffe dass die Einwirkzeit nicht zu kurz war, damit die Tiefenwirkung ihre Tiefe voll entfalten konnte und versuche, das Beste aus dem Tag zu machen.
    Besonders eins darf ich nicht vergessen: Ich muss heute unbedingt Ulli nach Mattis Adresse fragen!


    Oder soll ich mir diese Idee nicht doch lieber aus dem Kopf schlagen? Warum hat er mir nicht selber geschrieben? Warum ist mein Leben nur plötzlich so aufregend und so kompliziert? Warum geht auf einmal alles so schnell und jeder Tag ist so vollgestopft mit tausend Aktivitäten? Ist das gleichförmige, manchmal etwas langweilige, aber harmonische, friedliche Gleichmaß von früher für immer dahin? Habe ich mich selbst schon so sehr verändert, dass ich denke, Matti zu schreiben, hat gar keinen Sinn, weil es noch mehr Komplikationen in mein Leben bringen würde? Oder dass es überhaupt nichts daran ändern würde, weil wir eh beide inzwischen unser eigenes Leben führen – führen müssen. Jeder sein Leben, in das der andere keinen Einblick hat und nie daran teilhaben wird…

    Es ist ja inzwischen sogar schon so, dass sogar die Menschen, mit denen ich in diesem Haus zusammenlebe, also Mami, Paps, Kevin und Babsi, keinen Einblick in mein derzeitiges Leben habe – und ich auch in ihres nicht.
    Manchmal ziehen sie mich auf wegen meines hektischen Hin und Her, oft ärgern sie sich, meist Papi, weil ich kurz heimkomme, mich umziehe und gleich wieder verschwinde, und am öftesten sind sie traurig, und das in der Hauptsache Mami, weil ich kaum noch Zeit habe, am Familienleben teilzunehmen.
    Es ist nicht so, dass ihre Freuden, Sorgen und Nöte mich absolut nicht interessieren… aber… ich hab’ momentan so viel mit mir selbst zu tun… und dann… sie könnten auch mich gar nicht verstehen…

    Leicht lädiert und etwas melancholisch stapfe ich fertig angezogen für die Schule nach unten, wo auch Mami schon fast auf dem Sprung ist.


    „Morgen, Spätzchen! Süß siehst du heute aus, aber schon so richtig erwachsen. Ach, meine große, kleine Tochter!“ seufzt Mami. Anscheinend hat auch sie an diesem Morgen einen kleinen moralischen Anfall.

    Muss wohl am Wetter liegen.


    Wenn man beim Fenster rausschaut, wirkt der Himmel zwar trügerisch blau, aber die dicken, schweren Wolken hängen tief und es sieht nach eisiger Kälte und Schnee aus. Kein Wunder, in wenigen Wochen ist ja auch schon Weihnachten.


    Von einer Sekunde auf die andere wechselt Mami ihre Laune, wie ein Chamäleon seine Farbe.
    Tadelnd zeigt sie auf die Uhr und bemerkt dazu trocken „Ich hoffe, du bist heute so früh in der Schule, wie spät du in der Nacht heimgekommen bist!“


    „Klar, Mami! Mach dir keine Sorgen, ich bring das alles schon unter einen Hut und ich bleibe immer dein kleines Mädchen, o.k.?“
    Mir ist an diesem Morgen nicht zum Streiten zumute – besonders nicht nach all den Gedanken und Zweifeln, die vorhin durch meinen Kopf und mein Herz gegangen sind – deshalb drücke ich Mami mal ganz fest und atme tief ihren vertrauten Geruch ein.
    Es ist ein warmer, gemütlicher, etwas altmodischer Duft (und so ganz anders als der Duft nach einem sündteuren Parfum, das Claudine immer benutzt): Ein bisschen nach dem Weichspüler, den sie seit Jahren für die Wäsche verwendet, ein bisschen nach Küche und den leckeren Speisen, die sie immer auftischt, ein bisschen nach dem Haarshampoo, das sie immer benutzt, weil es angeblich ihre etwas dünnen Haare stärkt – und alles in allem zusammen ergibt das den Geruch, den ich seit meiner Babyzeit am meisten auf der Welt liebe: Der „Mami-Duft“!

    Wieder einmal beruhigt mich das und lässt ein warmes Gefühl in mir aufsteigen. Mein Leben ist vielleicht doch nicht so kompliziert. Solange es meine Familie gibt, werde ich immer wissen, wo ich hingehöre.
    Hoffentlich…

    Kaum dort angekommen, nimmt mich Claudine auch schon in Beschlag.




    Aufgeregt wie ein kleines Mädchen vorm ersten Schultag wühlt sie durch ihren Abendkleiderschrank. Tatsächlich! Die Frau hat für jeden Kleidungsstil einen eigenen Schrank! Einen für Geschäftskleidung, einen für Freizeitkleidung, einen für Unterwäsche, einen für Nachtgewänder, einen für sexy Outfits… etc. Und so auch einen für Abendroben! Unglaublich.

    Minuten später stecke ich in einem der atemberaubendsten Kleider, die ich je zu Gesicht bekommen, geschweige denn getragen habe.



    Außerdem haben Claudines geschickte Finger binnen kürzester Zeit mit dem Lockenstab zauberhafte Wellen in mein Haar gezaubert und mein Gesicht mit genügend Make-up, Mascara, Lidschatten und Lippenstift in das einer Diva verwandelt.


    Selbst Claudine, deren Werk das Ganze ja ist, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und starrt mich fast entgeistert an…


    … so lange, bis sie schließlich der Ehrgeiz packt und sie das Ergebnis mit ihrer eigenen Erscheinung noch toppen möchte.


    Was ihr auch gelingt, wie ich neidlos zugestehen muss!

    „Wir beide werden heute Abend die zwei schönsten Frauen auf dem ganzen Ball sein!“ plappert sie voll freudiger Erwartung drauf los und in diesem Moment fühle ich mich ihr auf komische Art verbunden wie noch nie zuvor. Seltsam! Gehöre ich langsam etwa auch schon zu diesen Tussis, die sich von hübschen Kleidern leicht beeindrucken lassen?


    So, das war's für heute. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Bis bald, Amber!


    „Ah, hallo Jaqueline, Kindchen! Toll siehst du aus!“ begrüßt sie mich überschwänglich, um im selben Atemzug, leicht in Richtung ihrer Sekretärin gewandt anzumerken „Ich hoffe, du bist endlich mit den Statistiken fertig, Cassie!“

    Die Antwort von Cassie, die sich mit Arbeitsüberlastung zu verteidigen versucht, überhört sie geflissentlich.


    „Ich sehe, Enrique hat wieder einmal Wunder gewirkt! Ich habe Veith damals gleich gesagt, dass das mit den kurzen Haaren eine blöde Idee war!“

    Wir unterhalten uns noch ein Weilchen über einige geschäftliche Details, als endlich Constantin auftaucht. Meine Rettung für heute!


    Sonst hätte mir Claudine wohl noch einen stundenlangen Vortrag darüber gehalten, wie wichtig in meinem Alter Magnesium, Calcium und Eiweiß bei der Nahrungsaufnahme sind, damit ich endlich noch ein Stück wachse.
    OK. Ich bin nur 1,70 – ein bisschen zu klein für den Laufsteg. Aber das haben sie ja alle vorher gewusst und dass ich in 3 Monaten nicht unbedingt um 10 Zentimeter in die Höhe schießen werden, damit hätten sie eigentlich rechnen können. Warum also jetzt dieses ganze Gequatsche von allen Seiten wegen meiner geringen Größe?

    „Hey, Schnuckelchen! Du siehst end-geil aus mit den langen Haaren!“ begrüßt mich mein Schatz…


    … und knutscht mich in seiner Begeisterung gleich vor der Frau Mama und der Empfangslady ab.
    Hmm! Ein schöner Empfang…


    Wieder einmal ist es Claudine, die dem Spaß recht schnell ein Ende setzt.

    „Wohin ist denn Natascha so schnell verschwunden? Sie war doch eben noch bei dir im Büro!“ quatscht sie Constantin an.

    Ja! Es ist wahr! Seit seinem 18. Geburtstag hat mein Freund ein eigenes Büro in der Agentur seiner Mutter zur Verfügung gestellt bekommen. Die Couch in diesem Büro könnte wahrlich aufregende Geschichten von unseren nächtlichen Zusammenkünften erzählen, wenn wir mal wieder nirgendwo anders ungestört sein konnten…

    …so wie JETZT!
    Mann, verdufte doch endlich, Claudine!
    Ich will Constantin mal nur für mich alleine haben – nur für einen Abend GANZ UND GAR für mich alleine!


    Anstatt dass Constantin mal sagt: „Stör uns jetzt nicht, Mum!“ gibt er noch verschmitzt lächelnd Erklärungen über das Verbleiben meiner „Busenfreundin“ ab.

    „Na du kennst ja Natascha. Sie hatte anscheinend wieder mal ihre Tage … oder die Tage vor den Tagen… oder die Tage nach den Tagen… - was auch immer! Plötzlich ist sie zickig geworden und abgerauscht… - übrigens: Sie will mit dir über ihren Vertrag sprechen!“ erklärt Constantin seiner Mutter.

    Claudine rollt mit den Augen.

    „Nicht schon wieder die alte Leier! Solange sie nicht fleißiger die Castings besucht, die wir aussuchen, solange kann sie eine Aufstockung ihres Vertrags vergessen! Wenn ich mir da Jaqui anschau: Kaum drei Monate dabei und läuft schon für Veith! Da kann sich Natascha mal eine Scheibe abschneiden! Sie ist bei uns schon drei Jahre unter Vertrag und was ist passiert? Ein paar Bilder für ein paar zweitklassige Magazine, ein paar Catwalks für Billig-Kaufhäuser… und sonst?“

    Claudine – ganz die Geschäftsfrau – wieder mal in ihrem Element. Irgendwie tut mir Natascha im Augenblick sogar ein wenig leid. So zickig, wie sie auch sein mag… dieses blöde Gerede über jemanden, der abwesend ist, kotzt mich echt an.

    Um dem Ganzen aus dem Weg zu gehen, fange ich an, wie ein kleines Mädchen zu schmollen.


    „Constantin, Schatz. Was machen wir heute? Hast du einen Plan?“


    Constantin-Schatz zwinkert mir freudestrahlend entgegen und verkündet salbungsvoll wie wahrscheinlich Moses die 10 Gebote: „Ich hab’ sogar einen tollen Plan, Baby! Wir gehen heute auf einen Ball, nicht auf irgendeinen Ball, sondern auf den Münchner Filmball! Stell dir das vor! Du siehst SUPER aus – du gehörst heute auf den roten Teppich. Jetzt fahr’n wir erstmal nach Haus’ – Mum hat ein echt grandioses Kleid für dich organisiert!“

    Ein romantischer Abend zu zweit in einer ruhigen Ecke einer Bar oder so wär mir zwar lieber gewesen, als ein öffentlicher Gänsemarsch durch ein Spalier von gaffenden Menschen, aber Constantin scheint so voller Vorfreude zu sein… und dann: Veith hat auch gemeint, ich bräuchte mehr Publicity…

    Also, auf zur Saritz’schen Villa!


    ...eins kommt noch.


    So viel Eifersucht ist ja kaum zu fassen!
    „Tja, mal abwarten, Süße! Vielleicht bekommst du dann endlich mal das, was du willst“, kontere ich zynisch, denn ich weiß genau, dass ich ihr sowohl den Rang in der Agentur, als auch bei Constantin abgelaufen habe.


    Oh je! Jetzt is’ sie aber richtig, richtig böse!

    „Ich bekomme immer, das was ich will! IMMER, hörst du?“ – eine Schlange könnte nicht so furchterregend zischen wie Natascha in dieser Situation.


    Sie dreht sich hocherhobenen Kopfes auf ihren spitzen Absätzen um und stürmt erbost hinaus.

    „War ja mal wieder ein gekonnter Auftritt!“ murmle ich und die blonde Cassie am Schreibtisch lächelt ihr unergründliches Sphinx-Lächeln…


    Viel Zeit, mich von Nataschas Darbietung zu erholen, habe ich nicht, denn schon im nächsten Moment kommt die Chefin persönlich hereingerauscht…


    …wieder einmal top-gestylt und mit dem gebieterisch-kühlen Ausdruck im Gesicht, der ihr in der Firma so viel Autorität verschafft. Auch Cassie fängt sofort wieder an, verbissen, irgendwelche Zahlenkolonnen in den PC zu tippen – die Chefin erwartet schließlich von jedem vollen Einsatz.


    es kommt noch was...

    Hallo, ich wünsch euch viel Spaß mit einer neuen Fortsetzung!



    Nach einer erneuten dicken Umarmung für Enrique hetze ich aus dem Friseurladen, ah Entschuldigung: Salon, weil Constantin mich wahrscheinlich schon sehnlichst erwartet.

    Die paar Straßen weiter zur Agentur „Saritz & Co“, wo wir uns treffen wollen, bewältige ich im Laufschritt und komme dabei nicht mal in Atemnot! Na, da hat sich das monatelange Fitness- und Aerobictraining ja wirklich ausgezahlt!



    In der Agentur angekommen, ist kein Constantin weit und breit zu sehen. Auch die blonde Cassie vom Empfang säuselt nur ein „Keinen Schimmer, wo der Junior steckt. Grade eben war er noch da.“

    Na gut! Wart ich eben.


    Das traute Schweigen hat ein Ende, als sich die Tür geräuschvoll öffnet und Natascha auf extra-high High-Heels hereinstöckelt. Na, die hat mir heute grade noch gefehlt!

    Ich beschließe gerade, mich ruhig zu verhalten und sie gar nicht zu beachten, denn ich will nicht, dass es wieder einmal zu solchen Tiraden kommt, wie immer, wenn wir beide uns in der Agentur zu Gesicht bekommen.

    Doch manche können’s einfach nicht lassen!


    „Ach, sieh mal einer an! Aschenputtel wartet mal wieder auf ihren Märchenprinz!“

    Warum muss mich diese Schnepfe dauernd blöd anmachen?


    Ich gucke genervt zur Decke hoch und sage nichts – ich will mich ja schließlich nicht auf das extra-tiefe Niveau dieser Frau hinunterlassen!

    Doch Natascha hat es heute anscheinend voll darauf angelegt, mich zu provozieren.


    „Achtung Leute! Alle sofort herkommen! Das Starmodel ist soeben eingetroffen!“ trötet sie durch den Raum.


    „Wohl neidisch, was?“ entgegne ich lapidar.
    Wenn’s sie’s schon auf Streit anlegt…


    „Neidisch? Auf dich? Du tust dir zu viel Ehre an! Wir werden ja sehen, wie tief du eines Tages von deinem hohen Thron fallen wirst, Püppchen!“ erwidert Natascha mit einem, auf Mitleid getrimmten Blick, den ich aber nur als falsch und gehässig bezeichnen kann.


    geht noch weiter


    Woll´n wir ma sehen, was Schatzi zu der neuen Mähne zu sagen hat. Ach ja, Jaqueline, wenn Du ihn siehst, tritt ihn von mir ordentlich in seinen idiotischen Hintern, einfach, weil mir danach ist.


    Schönen Dank auch, werd' ich (stellvertretend für Jaqui) ausrichten :applaus


    Jedenfalls, danke auch für eure Kommis, die ja wieder mal ziemlich schnell kamen :fly!


    Schön, dass euch Jaqui jetzt wieder besser gefällt - war ja auch 'ne Menge Arbeit für unseren Meister-Coiffeur :schwitz


    Liebe Grüße und bis bald!


    Amber

    Hey, nö nö, diesmal lass ich euch nicht so lange warten...
    Viel Spaß mit einer kleinen Fortsetzung!



    Weil eh alles nix hilft, nehme ich also am nächsten Nachmittag gottergeben auf einem Friseurstuhl der Luxusklasse aus rosa Leder Platz und warte darauf, dass der Maestro persönlich sich um meine frisurtechnischen Belange kümmert.


    „Nur“ 25 „kurzweilige“ Minuten später (verdammt, gibt es in so n’em Schicki-Micki-Salon eigentlich keine seichten Heftchen, in denen man über das Leben der Königsfamilien das lesen kann, was man eigentlich nie wissen wollte?) wird die Tür zu meinem Kämmerchen mit einem solchen Schwung aufgerissen, dass ich aufgeschreckt hochspringe – und fast mit dem Meister der Haarkunst zusammenpralle.

    „Hoppala! Wen hamma wir denn do? Net so stürmisch, junge Frau!“ lacht er mit gespieltem Schrecken.
    Na, der muss gerade reden! Kommt da hereingeweht wie ein mittelschwerer Tornado…

    Die Hosen knalleng, die Haut tief sonnenbankgebräunt, die kohlrabenschwarz gefärbte, ach so flippige Frisur, samt passendem, ebenfalls eingefärbten Ziegenbärtchen – meine persönlichen Klischeevorstellungen finden sich mal wieder in einer Person vereint.
    Gut, dass ich mir das Grinsen gerade noch verkneifen kann!
    Aber dazu wäre ich ohnehin nicht mehr gekommen, denn Enrique drückt mich rasant und energisch zurück auf den Stuhl.

    Man merkt, dass er geradezu darauf brennt, aus mir „unvorteilhaften Landmädel“ eine mondäne Schönheit zu machen.


    „So! Dann woll’ ma’s mal angehen, net wahr?“ erklärt er in seinem breiten, bayrischen Dialekt, der so absolut nicht zu seinem südländischen Aussehen passen will.


    Enrique ist ein Mann der Tat – das muss man sagen.
    Keine Minute lang zögert oder überlegt er, was sich aus meinem Kurzhaar-Bob denn nun Glamouröses machen ließe, sondern greift sofort zu seinen Arbeitsutensilien und macht sich ans Werk…

    Knapp drei Stunden später ruft Enrique begeistert aus „Na, jetzt hom' mas gschafft!“
    Ich hab’ die ganze Zeit vor mich hingeträumt und gar nicht richtig aufgepasst, was er da an meinem Kopf herumfuhrwerkt. Ich glaube, zwischendurch bin ich sogar mal eingeschlafen!

    Aber jetzt kann ich ja gleich das fertige Ergebnis im Spiegel betrachten.
    Mein Gott: Lass mich bloß nur nicht aussehen, wie Barbies Zwillingsschwester!


    Ich werfe einen Blick auf mein Spiegelbild und bin mehr als positiv überrascht.
    „Wow! Das sieht ja total natürlich aus! Als ob’s echtes Haar wäre!“


    „Na klar doch! Bei ‚Enriques’ arbeiten wir auch nur mit Echthaar“, entgegnet der Maestro fast beleidigt und plötzlich im hochgestochensten Theaterdeutsch.


    Spontan drehe ich mich um und umarme Enrique.
    „Oh Mann! Danke! Das ist DER Wahnsinn! Voll genial!“ Ich freue mich wie ein kleines Kind, das am Weihnachtsabend ein echt tolles Geschenk bekommen hat.

    „Koa Ursache, Kloane! Ein Madel wie du sollte koa strenge Kurzhaarfrisur tragen. Du bist a Romantikerin – lange, schmeichelnde Locken passen dir vül besser!“ lächelt er, auf einmal ganz milde gestimmt und wieder in seinen sympathischen Dialekt zurückfallend.

    Ich möchte ihn nicht fragen, warum er mich für eine Romantikerin hält – außerdem hab’ ich’s ziemlich eilig, denn in einer halben Stunde treffe ich Constantin.

    Ich will gerade zahlen und mich dann auf den Weg machen, da hält Enrique mich noch zurück.
    „Halt! Du host a Date mit deim Freund? Dann brauchst, glaub i, noch etwas Farbe ins Gesicht!“

    Schmollend verziehe ich die Lippen. Na, das hat mir gerade noch gefehlt! Ich hasse es, wenn ich so geschminkt aussehe.

    Enrique lässt sich jedoch nicht von seinem Plan abbringen. „Na, kumm schon! Es dauert a nur fünf Minuten, oder so!“

    Es dauert genau fünf Minuten – und ein erneuter Blick in den Spiegel verrät mir endgültig, welcher Meister seines Fachs Enrique doch ist.
    Ich sehe einfach großartig aus!


    So als ob ich gar keine Schminke tragen würde und von Natur aus so eine traumhafte Schönheit wäre. Ganz anders als nach den Schminkversuchen von Nora oder nach meinen eigenen!