Na hoppla - da haben wir jetzt ja auch die gute Eileen als eine andere kennengelernt: eine, die sich nicht unbedingt gleich Hals über Kopf verliebt, sondern die tatsächlich zunächst nur ein bisschen Gefallen an Marcel gefunden hatte, die nicht so schnell so ernst machen wollte und die sich ein bisschen hat überrumpeln lassen. Das klingt alles so, als hätte Marcel die erste Zeit viel zu Kämpfen gehabt, bis er Eileen wirklich "sein" nennen konnte. Was ist danach passiert? Wurde Eileen-Ehefrau dann vielleicht zu zahm, zu voraussichtlich, zu "sein"? Keine Herausforderung mehr? Deswegen das Auseinanderleben? Und dann kam die Schwangerschaft und es gab eine neue Herausforderung: Papa werden und Papa sein, etwas, das er noch nicht kannte. Neue Spannung im Alltag.
Zudem: Marcel hat studiert, Marcel hat eine Frau gefunden, die ihm gefiel und hat sie umgarnt, Marcel ist mit ihr zusammengezogen, Marcel hat einen guten Job gefunden, Marcel hat ein Haus kaufen können, Marcel gelang es, seine Frau schwanger werden zu lassen... Bis zum Kindestod ist also ALLES nach Plan verlaufen, Marcel ist alles gelungen. Und dann kommt das erste Mal ein Einbruch; sein Kind stirbt. Ein richtiges Trauma, vor allem, wenn man nie zuvor eines hatte, wenn einem immer alles gelungen ist und man demnach nicht weiß, wie man mit so einem Schicksalsschlag zurecht kommen soll. War Marcel letztendlich einfach nur überfordert und hat Trost bei Bettina gesucht, weil er wieder einen Erfolg brauchte und seiner eigenen Frau ja nicht zu helfen wusste?
Mir gefällt auch, dass man endlich mal suggeriert (denn genau wissen wir es ja immer noch nicht - das sind alles nur die Vermutungen der Psychologin und von Eileen!) bekommt, dass Marcel in der Tat gelitten hat und keineswegs so hart ist, wie er oft rüberkommt. Ich denke ja auch, dass er wirklich gelitten hat - dass er nach der Ankündigung, dass Eileen wieder von ihm schwanger ist, gleich wieder zu ihr wollte, spricht dafür; da weitermachen, wo sie vorher aufgehört haben und alles, was davor war, kann vergessen werden. Wie bei einem Spiel: du hast verloren, na gut, du spielst noch mal.
Dann kommt er mir auch ganz schön unreif vor - wie gesagt, es ist immer alles nach Plan verlaufen, er musste nicht an einer Herausforderung - einer reellen - reifen. Und damit meine ich jetzt eben etwas Außerplanmäßiges. Marcel konnte also bisher immer innerlich ein kleiner Junge werden; das Schicksal ist seine Mama die ihm alle Gefahren aus dem Weg räumt. Während zum Erwachsenwerden aber gehört, das Mama loslässt und man alleine stehen muss, in Wind und Regen...
Nein, wirklich, das gefällt mir!
Jetzt bin ich gespannt, wie das Date mit Fabian verläuft, nachdem Eileen sich all diese Gedanken gemacht hat und ihn zwangsläufig mit Marcel und ihrem ersten Date mit ihm vergleichen wird. Ich denke aber, Fabians Chancen stehen gut, denn sie ist ja jetzt schon sehr viel verliebter, als sie damals in Marcel war. Hoffentlich müssen wir jetzt nicht wieder so lange auf die Fortsetzung warten