Ich mach dann mal ganz unauffällig weiter...(vielleicht liest es ja wer xD).
Schwaches Licht fiel flackernd auf den Jungen, dem sein schwarzes Haar zottelig im Schlaf ins Gesicht gefallen war. Schatten bildeten sich auf seinen Zügen, vergrößerten die, die schon seit einiger Zeit in dem jugendlichen Gesicht prangten und verrieten, dass er keinen ruhigen Schlaf bekommen hatte.
Müde wälzte sich Takeo von der einen auf die andere Seite, versucht, die Bilder in seinem Kopf zu verscheuchen, Bilder, die sich spinnengleich dort festgesetzt hatten.
Inzwischen rückte der Stundenzeiger der großen Wanduhr fast unaufhaltbar der dickgepinselten Zwei näher und der kleine Zeiger schien zu rasen, wie es dem Mann, der noch im Türrahmen stand, vorkam.
„Junge, aufstehen, Frühstück steht schon begierig auf sein baldiges Ableben in unseren Mägen auf dem Tisch“, sprach Daichi mit einem traurigen Schmunzeln in seiner Stimme, als er in das nun stete Deckenlicht trat.
„Was’n? Scho’ so spät?“, murmelte der Junge schlaftrunken, als er ebenso nach oben schoss, doch seine rechte Hand rutschte am Sofa ab. Erschrocken fiel Takeo zurück auf das weiche Sofapolster und schien fast wieder einzuschlafen, doch Daichi setzte sich bestimmt auf das Sofa und starrte erwartungsvoll in seine Richtung.
Anscheinend wartete er nun auf irgendeine Anmerkung bezüglich der doch so frühen Uhrzeit, doch Takeo warf nur flüchtig einen Blick auf diese, als er sich erneut aufrichtete.
Die Dunkelheit allein, die nur schwach vom fahlen Mondlicht erhellt wurde, zeugte von der nächtlichen Uhrzeit.
Irritiert wandte Takeo sich an Daichi, nachdem er mit Unruhe die Dunkelheit draußen registriert hatte.
„Ist etwas mit Saiori? Es ist doch noch viel zu früh, um... Schauen sie mal auf die Uhr!“
Doch der Mann mit dem weißen Haar war schon wieder aufgestanden, erleichtert darüber, dass es Takeo besser zu gehen schien. Jedoch folgte der Junge ihm unsicher mit seinen Blicken, als er sich einen Kaffee zubereitete.
„Nein, es ist nichts, was beunruhigend sein müsste für uns. Außerdem ist Raku gerade noch zu ihr gegangen, um nach ihr zu schauen. Also...keine Panik“, schloss Daichi seinen Bericht ab. Bedächtig betrachtete er den heißen Kaffeestrahl, der in die Tasse sprudelte und warmen Dampf aufstiegen ließ.
Dann nippte er kurz an dem noch heißen Kaffee, um kurz darauf den Mund zu verziehen.
„Also...ich hätte dir ja gerne einen angeboten, aber irgendwie scheint der nichts geworden zu sein...“
Mit einem entschuldigenden Lächeln kippte er den restlichen Inhalt in den Abfluss, von dem bald nur noch ein Glucksen zu hören war.
„Danke. Ich glaube, ich hätte auch so keinen gewollt...“, gab Takeo stirnrunzelnd zu.
Die Panik wich aus Rakus Gesicht, so schnell, wie sie gekommen war. Langsam lockerte er den Griff um die Handgelenke seiner Schwester und keuchend fielen Saioris Arme in ihren Schoß.
„Ich...ich weiß nicht...“, stotterte sie und die Tränen kehrten zurück, als hätte man einen Staudamm erneut geöffnet. Schluchzend barg sie sich in ihren Armen, kugelte sich zusammen. Wie ein Igel, der sich vor der bitterbösen Außenwelt schützen wollte und seine noch schwachen Stacheln zum Schutz aufstellte, so murmelte das Mädchen eine Bitte an ihren Bruder.
„Lass mich...“
Doch ein Ruck zerstörte ihre Illusion der Stille.
„Raku, lass das, verdammt noch mal! Siehst du nicht, dass ich...?!“
„Jetzt schau doch erst mal, warum ich das gemacht habe und errichte nicht immer diesen kindlichen ‚Schutzwall’!“, herrschte ihr Bruder sie an, doch ein Lächeln erschien auf seinen Zügen, als sich Saiori in die Richtung wandte, in die er schaute.
„T-Takeo...?“
Starr formten ihre Lippen diese Silben, doch viel zu schnell schwanden die Laute, die aus ihrer Kehle strömten.
„I-ich dachte, ich schaue auch mal nach dir...!“, kam es stockend über die Lippen Takeos und er trat näher zu den beiden Geschwistern.
Doch anstatt ruhig sitzen zu bleiben, wie es ihr Daichi geraten hatte, bevor sie in den eigentlich traumlosen Schlaf gefallen war, huschte Saiori noch immer zitternd vom Bett und stürmte dem Jungen vor ihr entgegen. Fassungslos blieb Takeo stehen, als er mit vor Schreck geweiteten Augen erkannte, dass Saiori trotz ihres Zustandes auf ihn zulief.
„Takeo, ich dachte, du...“, doch der Rest der Worte blieb unausgesprochen, als das Mädchen vor ihm erneut in die Knie ging.
„Nein“, geistesgegenwärtig hielt Takeo Saiori fest und zog sie sachte wieder auf Augenhöhe, bevor Raku nur auf den Schwächeanfall seiner Schwester reagieren konnte, „...mir geht es gut. Du hast...nur geträumt...“
„Nur geträumt...? Nur geträumt?! Was...was weißt du denn davon? Und ich dachte, wenigstens du würdest...aber....“, traurig und mit leichter Abscheu in ihren Worten ließ Saiori die warmen Hände Takeos los.
Doch erneut ergriffen diese warmen Hände die ihren, als Saiori sich abzuwenden versuchte.
„Lass mich...was soll das?“
Vorsichtig, als würde er eine Puppe aus Porzellan in seinen feingliedrigen Fingern halten, drehte er das Mädchen zu sich herum und es ließ es geschehen. Saiori ließ es einfach so passieren, als hätte sie es tief in ihrem Inneren geahnt und doch nicht verhindern können.
„Ich weiß, was in dir vorgeht, Saiori. Vertrau mir. Vertrau mir ganz einfach nur...“, flüsterte Takeo ihr ins Ohr, als er sie näher zu sich heranzog und Saiori seinen Atem an ihrem Ohr kitzeln spürte.
Vertrauen...? Aber wie...?
Als hätte der Junge mit dem pechschwarzen Haar diese Gedanken gehört, nickte er nur sachte und blickte Saiori eindringlich in ihre Augen. Die Tränen versiegten nur langsam und glitzerten im Raumlicht wie tausende Sterne ihm dunklen Nachthimmel.
„Ja“, sprach Takeo, „Vertrauen.“
Dann gab das Mädchen gänzlich seine instinktive Schutzhaltung auf und ließ, was auch immer kommen mochte, bereitwillig geschehen.
Freue mich schon auf Kommentare :)!