Beiträge von Alienor

    Ethan legte beide Arme um ihren schmalen Körper und brachte sie langsam wieder zur Ruhe, indem er sie wie ein Kind sanft in seinen Armen hin und her wog, während er ihr zuflüsterte, wie sehr er sie liebte. Und als er diese wunderschöne Frau in seinen Armen hielt, die er so liebte, da setzte sich eine Idee in seinen Kopf, die sich dort hartnäckig festbohrte. Er wusste, dass das nicht einfach werden würde und auch Duvessa nicht begeistert davon sein würde, doch all dies konnte sein Vorhaben nicht beeinflussen.



    Mit einem vorfreudigen Lächeln auf den Lippen streichelte er Imogen, die an seiner Schulter eingeschlafen war.





    Soooo, das war's erst mal. Ich hoffe, eucht hat das Kapitel gefallen und ihr hinterlasst einen Kommi.


    P.S.: Ja, ich weiß, es ist sogar noch mehr Text als sonst, aber ich mag es einfach so. Außerdem war es anstrengend genug und hat lange genug gedauert, diese Anzahl an Bildern zu machen.

    "Hör auf zu träumen, sondern helf mir, die richtigen Tomaten auszusuchen.", riss die Stimme ihrer Mutter Imogen aus den Gedanken. Imogen nickte und suchte in dem kleinen Supermarkt, in dem sie sich inzwischen befanden, nach Tomaten.



    Ihre Mutter drückte ihre dürren Finger prüfend in eine Tomate und sah sich anschließend weiter nach Gemüse um. "Dein Vater war enttäuscht, dass du ihn verlassen hast, weißt du das?", fragte Duvessa zusammenhanglos und beobachtete verstohlen die Reaktion ihrer Tochter. "Das stimmt nicht, Mutter.", gab diese ohne weitere Ausführungen von sich. "Wenn du meinst... Er wollte sein Testament noch umändern, aber doch bevor er das tun konnte, war er schon tot. Sonst wäre ich die alleinige Begünstigte, musst du wissen.", hetzte Duvessa weiter.
    "Ach, darauf willst du hinaus? Dir geht es um Geld?! Ich bin nicht wegen dem Testament nach Irland gekommen, sondern um Abschied von meinem Vater zu nehmen. Von mir aus kannst du dein gottverdammtes Geld haben, ich will es nicht! Außerdem glaube ich nicht, dass du die einzige Erbin neben mir bist, Mutter. Oder hast du Heather schon vergessen? Ich kann mir gut vorstellen, dass Vater sie ebenfalls beerben wollte, denn immerhin war sie seine geliebte Schwester.", entgegnete Imogen und ihre Stimme wurde leiser, als sie von ihrer Tante sprach. "Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, Mutter.", fügte sie zischend hinzu. Duvessa drehte sich ungelenk um und lief langsam den Gang entlang, während sie weitersprach.



    "Das habe ich bedacht, aber ich denke, er hat sie enterbt. Jedenfalls hat er mir Monate vor seinem Tod versprochen, sie aus dem Testament zu streichen. Morgen gehen wir zu dem Notar, der uns Hughs letzten Willen verlesen wird. Dann werden wir ja sehen..."



    Der letzte Satz klang für Imogen wie eine Drohung, was sie im Zusammenhang mit dem Tod ihres Vaters mehr als unangebracht fand.
    Sie war sich bewusst, dass ihr Vater eine große Menge Geld auf seinem Sparbuch hinterlassen haben musste, doch sie hatte nicht allzu viele Gedanken daran verschwendet. Ihre Mutter hingegen musste über alles gegrübelt haben, denn sie wusste für jeden möglichen Erben einen Grund, ihn letztendlich doch nicht zu beerben. Imogen schüttelte entsetzt den Kopf über die Kaltblütigkeit ihrer Mutter. Für sie stand zwar außer Frage, dass Duvessa ihren Vater Hugh geliebt hatte, doch ihr war sein Erbe genausowichtig. Imogen schmerzte es, wenn sie daran dachte, dass ihr Vater vielleicht vom Himmel aus sehen konnte, wie versessen seine Gattin darauf war, möglichst viel Geld aus seinem Tod zu schöpfen.



    Wieder einmal hatte Imogen schreckliche Angst vor der Zukunft. Denn sie fürchtete, dass sie irgendwann ihrer Mutter ähneln könnte.



    "Ethan? Ich bin zurück.", rief Imogen, als sie mit ihren Füßen schwungvoll die Haustüre aufstieß. In ihren Händen hielt sie zwei schwere Einkaufstüten, deren Gewicht sie gebückt laufen ließ. Ethan eilte ihr entgegen, um ihr die Tüten abzunehmen. Schnell drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und brachte die Einkäufe in die Küche zu Rory, die sich seufzend an das Verräumen machte.
    "Kinder, ich werde mich ein wenig hinlegen. Mir geht es nicht gut. Wie so oft seit Hughs Tod habe ich Kopfschmerzen, so schreckliche Kopfschmerzen...", jammerte Duvessa und rieb sich mit zugekniffenen Augen die Schläfen. Imogen, hinter der Ethan stand und seine Arme um sie geschlungen hatte, warf ihrer gequält dreinblickenden Mutter einen bösen Blick zu. "Mutter, wir wissen alle, dass du unter Vaters Tod nicht allzu sehr leidest. Immerhin tröstet dich ein Batzen Geld über diesen Verlust hinweg. Aber wie du willst, verschwinde ruhig nach oben. Dann müssen wir uns wenigstens keine Stichelein mehr anhören, obwohl du bestimmt am meisten Schuld an Vaters Tod trägst!" Imogen war lauter geworden, sodass Duvessa sie erschrocken musterte. Imogen sah aus, als wollte sie sich am liebsten auf ihre Mutter stürzen und nur Ethan könnte sie davon abhalten, da seine Hände sie festhielten.



    "Ich weiß zwar nicht, wie du das meinst, Imogen. Aber hüte dich davor, solch unbegründete Vorwürfe noch einmal gegen mich, deine Mutter, zu erheben! Dies hier ist mein Haus, und wenn ich so will, dann fliegst du hier raus! Du, und dein treudoofer Liebhaber gleich mit."
    Imogen schrie auf und wehrte sich gegen Ethans starke arme, die sie fest umklammert hielten, da sie sich auf ihre Mutter stürzen wollte. Diese lächelte nur spöttisch und verschwand einen Moment später. Auf der Treppe blieb sie noch einmal kurz stehen und rief etwas in das Wohnzimmer, in dem Imogen sich schnaufend an Ethan lehnte, Caoimhe wie versteinert aus dem Fenster blickte und Mairead ihre ältere Schwester neidisch fixierte. "Mairead, ich weiß, dass Ethan außergewöhnlich ist. Meiner Meinung nach jedoch im negativen Sinne, also hör gefälligst auf, ihn mit deinen verliebten Blicken förmlich auszuziehen! Das gehört sich nicht, Kind."
    Mairead lief rot an und blickte beschämt zu Boden, während Imogen einen besorgten Ausdruck hatte.



    Ethan beobachtete Mairead, die sich dabei sichtlich unwohl fühlte, eindringlich. Seine Hände streichelten Imogen, die ihn plötzlich mit sich die Treppe hinauf zerrte. Als sie die Tür ihres Zimmers hinter sich schloss, lehnte sie sich seufzend dagegen. Ethan setzte sich auf das breite Bett und blickte seine Freundin erwartungsvoll an. Nach einer Weile begann diese zögernd zu sprechen.
    "Ethan, meine Schwester liebt dich... Mir ist es schon längst klar, aber die Tatsache schockt mich noch immer... Ich habe Angst, dass sie dich mir wegnimmt. Versprichst du mir, dass du..."



    Ethan unterbrach sie lachend. "Das ist doch nicht dein Ernst?! Du fürchtest, ich könnte mich an deine kleine, naive, prüde, ängstliche Schwester ranmachen, obwohl ich dich habe? Oh, dann kennst du mich schlecht, Imogen." Ethans witzelnde Stimme beruhigte Imogen nicht im Geringsten.
    "Als ich dich kennen gelernt habe, Ethan, da... Da haben mir viele Mitschüler erzählt, dass ich besser die Finger von dir lassen soll, weil du ein riesiges Macho-Schwein sein sollst. Andauernd sollst du neue Freundinnen gehabt haben, die du immerzu betrogen hast. Und das hat sich bei mir irgendwie festgesetzt und ich habe so schreckliche Angst.", Imogens Stimme war nicht viel mehr als ein jämmerliches Schluchzen und Ethan war erschrocken darüber, seine starke Freundin so zu sehen. Mit besorgter Mine zog er sie zu sich an seine Schulter und streichelte liebevoll ihren Kopf. "Wieso? Wieso hast du Angst, mein Liebling?", fragte er mir ruhiger Stimme, um Imogen zu beruhigen.



    "Ich habe so eine Panik, dass ich dich verlieren könnte!", stieß sie aus und drückte ihren Kopf noch ein wenig fester an Ethans Schulter. Warme Tränen rannen ihre Wangen hinab

    In der Stille des Wahnsinns


    Kapitel III

    And I wonder if I was a mistake






    "Wie oft soll ich euch noch bitten, zum Essen zu kommen?", gab Duvessa genervt von sich, als sie ihren Kopf in Imogens Zimmer steckte. "Mutter, du hast uns kein einziges Mal gebeten.", entgegnete diese und stand auf. "Komm, Schatz.", wandte sie sich an Ethan und betonte dabei das letzte Wort besonders. Er lächelte den Frauen freundlich zu und stand ebenfalls auf, um den beiden anschließend in den Essraum zu folgen.



    Caoimhe und Mairead saßen bereits an dem langen Tisch. Mairead summte fröhlich vor sich hin, während Caoimhe schmollte. "Ich hasse Lachs! Wieso gibt es immer die Sachen, die ich nicht mag, Mutter?! Du hasst mich, das hat Mairead mir vor kurzem auch gesagt.", rief sie aufgebracht. Duvessa warf Mairead einen eiskalten Blick zu, worauf diese sofort das Summen unterließ und beschämt zu Boden blickte. Nachdem Duvessa tadelnd den Kopf geschüttelt, Caoimhe zurechtgewiesen und am Ende des Tisches Platz genommen hatte, setzten auch Ethan und Imogen sich.
    Kurz darauf betrat die Haushälterin Rory das Esszimmer und verteilte die Teller auf dem Tisch.



    Schweigend begannen alle zu essen, nur Caoimhe weigerte sich standhaft, den Lachs anzurühren. Rory sah sie betrübt an, sah jedoch ein, dass es bei diesem Kind nichts brachte, an das Schuldgefühl zu appelieren. Schulterzuckend ging sie in die Küche, um den Abwasch zu machen. Als sie die Tür hinter sich zuzog, wandte Imogen sich wütend Caoimhe zu. "Sie hat sich mit dem Essen so angestrengt und es schmeckt köstlich. Probier es doch wenigstens, ja?" Sie strengte sich an, nicht allzu angewidert zu klingen wie sie es in ihrem Inneren gegenüber ihrer hochnäsigen Schwester empfand.
    "Du hast mir nichts zu sagen, Schwester.", sagte Caoimhe und betonte dabei das letzte Wort besonders herzlich. "Oder wer war es, der vor über zwei Jahren einfach abgehauen ist, um irgendeinem Trottel nach Amerika zu folgen?" Imogen atmete tief aus, um den Drang, sich auf ihre Schwester zu stürzen, zu unterdrücken. "Du kannst mich Ethan nennen.", erwiderte Ethan gelassen. Caoimhe bedachte ihn mit einem herablassenden Blick, während Mairead ihn anstrahlte.
    Imogen lachte innerlich, als ihr bewusst wurde, dass Mairead sich wohl in Ethan verliebt hatte. Sie fühlte sich dadurch bestätigt, dass Mairead in den letzten zwei Tagen ständig ind Francis' Nähe gewesen war. Außerdem war ihre sonst so lebhafte Schwester schüchtern und errötete sofort, wenn Ethan mit ihr sprach.
    "Ich möchte heute einkaufen gehen, da bald die Beerdigungsfeierlichkeiten stattfinden werden. Rory hat keine Zeit, sie muss das Haus putzen, damit alles sauber ist, wenn die Gäste kommen. Imogen, du wirst mich begleiten. Ich kann nicht alles alleine machen.", verkündete Duvessa ohne Imogen anzugucken.



    Imogen zuckte innerlich zusammen. Ein Seufzen entfuhr ihr bei dem Gedanken, mit ihrer Mutter allein und ihren Gehässigkeiten somit völlig ausgeliefert zu sein. Bisher war Ethan immer bei ihr gewesen, wodurch sie sich nicht wie sonst immer ängstlich und niedergeschlagen gewesen war. Er gab ihr Kraft und unterstützte sie, wenn ihre Mutter sie wieder grundlos anschrie oder ihr an den Kopf warf, wie unmöglich sie es fand, dass Imogen sich Ewigkeiten nicht hatte blicken lassen und nun plötzlich auftauchte, um alle auf ihre Seite zu ziehen. Imogen und Ethan fanden diese Verschwörungstheorien zwar reichlich lächerlich, doch Duvessa ließ sich davon nicht abbringen.
    Und nun sollte Imogen alleine mit ihr, diesem Biest, sein. Ohne Ethan.



    "Imogen, beeile dich! Ich möchte frühzeitig wieder Zuhause zu sein, um Rory noch ein wenig im Haushalt zu helfen.", rief Duvessa die Treppe zum Zimmer ihrer Ältesten hinauf, während sie ihren alten Mantel mit ihren dürren, langen Fingern zuknöpfte.



    Im nächsten Moment trat Imogen auf das obere Ende der Treppe, blickte ihre Mutter kurz an und kam ihr dann entgegen.
    "Du hast dich kein bisschen verändert, Imogen. Immer muss sich alles um dich drehen und um das noch zu verstärken muss man dich immer bitten und anflehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dich so erzogen haben soll. Schrecklich, wirklich schrecklich...", jammerte Duvessa und ging zur Haustüre. Imogen beachtete ihre Vorwürfe nicht weiter, denn sie hatte sich vorgenommen, ihre Mutter beim gemeinsamen Einkauf so gut wie möglich zu ignorieren.
    "Hör auf zu träumen, Kind, und lauf schneller. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit und wir müssen noch viel vorbereiten.", wies Imogens Mutter sie kurz darauf an.



    Als die beiden nebeneinander herliefen, weckte die Umgebung viele Erinnerungen in Imogen. Unweigerlich musste sie an ihre Kindheit denken, in der sie oft die Einkäufe für ihre Mutter hatte besorgen müssen. Während ihre Mutter ihr immer wieder sagte, dass sie das Geld gezählt hatte und genau wusste, wie viel alles kostete, steckte ihr Vater ihr immer wieder ein bisschen Geld zu, damit sie sich etwas Süßes oder ein kleines Spielzeug kaufen konnte.
    Ein wehmütiges Lächeln umspielte Imogens Lippen, da sie an die vielen schönen Tage dachte, an denen sie mit ihrem Vater im Garten geschlafen hatte. Mairead war schrecklich wütend gewesen, dass sie nicht auch die Nacht im Freien verbringen durfte, doch Duvessa meinte, dass sie zu klein war und sich nur eine Erkältung holen würde. Caoihme war zu diesem Zeitpunkt noch ein kleiner Säugling und man konnte nur erahnen, dass sie irgendwann so werden würde wie ihre gehässige Mutter. Imogen wunderte sich, wie drei Schwestern nur so unterschiedlich sein konnten. Sie selbst war selbstbewusst geworden unter der Hand ihrer Mutter, auch wenn sie es noch immer fürchtete, mit ihr allein zu sein. Trotzdem fühlte sie sich stärker als früher. Mairead war ein kränkliches, dünnes Ding geworden, das alles daran setzte, Caoimhe zu verhätscheln. Imogen war schon immer klar gewesen, dass Mairead naiv war, doch so naiv, dass sie nicht bemerkte, wie die anderen auf ihr herumtrampelten? Bedauernd schüttelte Imogen den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten, denn Mairead tat ihr leid.



    Wahrscheinlich würde sie ihr gesamtes Leben in Duvessas und Caoimhes Nähe leben, um sich immer von schikanieren zu lassen. Irgendwann würde sie daran zerbrechen, denn sie war ein zartes, schwaches Mädchen, was sowohl körperlich als auch innerlich galt.
    Caoimhe hatte sich sehr verändert in den letzten zwei Jahren. Wenn sie vorher gemein gewesen war, dann war sie nun grausam. Erst vor wenigen Tagen hatte sie die Nachbarskatze ertränkt und eine unheimliche Freude dabei empfunden. Imogen war außer sich gewesen vor Wut, Entsetzen und Ekel vor ihrer eigenen Schwester. Als sie sie danach auf diese widerwärtige Tat angesprochen hatte, war Caoimhe gelassen und grinsend vor ihr gestanden. "Das Vieh war doch nichts wert. Für ein paar Pfund können sie sich ein Neues kaufen, also tu nicht so. War nur ein dummes Tier, mehr nicht."



    Imogen hatte sich innerlich beschworen, nicht vollkommen auszurasten, doch diese kalten Worte Caoimhes ließen Imogen noch wütender werden. Sie hatte ausgeholt und ihrer Schwester mit der blanken Hand zwei, dreimal mit voller Wucht in ihr hämisch grinsendes Gesicht geschlagen. Caoimhes kleiner Körper hatte sich unter den Schlägen zur Seite gedreht, doch Imogen ging in die Knie, griff nach Caoimhes Schultern und bohrte ihre Finger in ihr Fleisch. Mit drohendem Blick zog sie ihre Schwester ganz nah an sich heran, bevor sie ruhig zu sprechen begann. "Ich schwöre dir, wenn du so etwas noch einmal tust, Caoimhe, dann wirst du es bereuen. Du wirst dir wünschen, nie auch nur daran gedacht zu haben. Und merke dir eines: Jegliches Leben, und sei es nur ein winziges Insekt, ist mehr wert als du es bist. Denn du bist unwürdiger als alles andere, du ekelhaftes Miststück... Verschwinde, bevor ich dich noch einmal schlage, weil mich dein Gesicht so anwidert." Das war der erste Augenblick gewesen, in dem Imogen ihre jüngste Schwester schwach gesehen hatte. Sie hatte ihr weder irgendwelche Beleidigungen hinterhergerufen, noch war sie zu ihrer Mutter gerannt, um alles zu petzen. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen gewesen und sie hatte sich in sekundenschnelle losgerissen, um sich in ihrem Zimmer einzusperren.

    Ethan nahm den Koffer und ging langsam Imogen hinterher, die gerade bei Mairead angekommen war. Sie warf sich in die Arme ihrer Schwester und drückte sie fest an sich. Tränen rannen ihre blassen Wangen hinab und sie schluchzte auf. "Mairead... Wie ich dich vermisst habe!", flüsterte sie ihrer Schwester zu, die ihr sanft über den Rücken strich.



    Nach einer Weile löste Imogen sich aus den Armen ihrer Schwester und musterte sie von oben bis unten. Ihre Figur war noch schmaler geworden als sie es onehin schon immer gewesen war und ihre Backen waren gerötet, was ihr einen kindlichen Ausdruck verlieh. Ihre großen Augen strahlten Imogen an, als stünde eine Göttin vor ihr. "Du bist noch schöner geworden, als man es sich vorstellen kann, Schwesterherz.", gab Mairead lachend von sich. Ethan, der immernoch die beiden Koffer trug, stellte sich neben Imogen. "Mairead, darf ich dir meinen Freund Ethan Fontaine vorstellen? Ethan, das ist meine Schwester Mairead."
    Ethan lächelte charmant und Imogen beobachtete, wie Maireads Augen glitzerten. "Hallo, es freut mich, dich kennen zu lernen, Mairead. Imogen hat mir schon viel von dir erzählt.", sagte er freundlich. Mairead nickte und ihre Lippen verzogen sich zu einem herzlichen Lächeln.
    In diesem Moment traten drei weitere Personen neben Mairead. Eine davon, die Imogens Mutter Duvessa sein musste, begrüßte ihre Tochter kalt.



    "Guten Tag, Imogen. Guten Tag, Edward." Imogen lächelte nachsichtig. "Mutter, sein Name ist Ethan." Duvessa hob ihren Kopf noch höher, als er ohnehin schon war. "Was für ein geschmackloser Name. Da lobe ich mir doch meine schönen, bedeutungsvollen Namen, die ich euch gegeben habe. Vielleicht das einzigst positive, das ich euch mit auf den Weg gegeben habe und das auch noch da ist." Ihr Gesicht, das einer steinernen Maske ähnelte, lächelte spöttisch. Imogen wandte sich ab und begrüßte die kleine Caoimhe, die ihr neugierig entgegen sah. "Hallo, Caoimhe. Na, erinnerst du dich noch an mich?", fragte sie, während sie sich ein wenig nach unten gebeugt hatte. Caoimhe verzog keine Mine und lächelte immernoch. Doch ihre Worte erinnerten Imogen an Duvessas Sticheleien. "Ja, ein wenig. Du warst meine älteste Schwester, bevor du nach uns verlassen hast, um in dieses schreckliche Amerika zu verschwinden." Imogens Lächeln verschwand augenblicklich und sie richtete sich steif auf. "Wie ich sehe hat Mutter es geschafft, dich ganz und gar nach ihrem Ideal zu formen. Schön." Caoimhe blickte ihr nun düster entgegen. Schließlich streckte sie ihr die Zunge raus und entfernte sich von der Gruppe, um ein paar Tauben mit Kieselsteinen zu bewerfen. Mairead folgte ihr schimpfend.
    Schließlich wandte Imogen sich an die dritte Person, die stillschweigend neben ihrer Mutter stand. "Rory! Schön, dich zu sehen.", begrüßte sie die etwas ältere Frau, die sie herzlich umarmte.



    "Imogen, wie hübsch du bist. Und was für einen stattlichen jungen Mann du da mitgebracht hast." sagte Rory, die Haushälterin der O'Caseys und lächelte Ethan zu. Ethan freute sich, wenigstens eine normale Person in dieser Stadt gefunden zu haben.


    Zwanzig Minuten später erreichten sie das Haus. Als Imogen aus dem Auto stieg und es betrachtete, empfand sie es, als ob das Licht und die Wärme dieses Haus verlassen hatten. Vielleicht lag es an dem regnerischen und nebligen Nachmittag, aber Imogen hatte ihr Zuhause in besserer Erinnerung gehabt.



    Die Veranda war sauber und man fand nicht ein vom Wind herabgefegtes Blatt oder auch nur ein bisschen Erde. Es war genau, wie Imogen es sich vorgestellt hatte. Kaum war ihr geliebter Vater tot, übernahm ihre strenge Mutter das Regiment.
    Rory verschwand sofort im Haus, um Tee zu kochen und Caoimhe rannte die Treppen in ihr Zimmer hinauf.
    Ethan nahm Imogens Hand und die beiden liefen nach Duvessa die Stufen zur Haustüre hinauf. Duvessa ging in die Küche, um Rory mit dem Tee und den Keksen zu helfen, während Imogen Ethan in ihr Zimmer zog. Sie machte sich auf das Schlimmste gefasst, als sie die alte Holztüre öffnete.
    Sie stieß deutlich hörbar die Luft aus, als sie ihr altes Zimmer noch genauso vorfand, wie sie es verlassen hatte. Ihr Bett war gemacht, die Vorhänge hingen immernoch an den hohen Fenstern und auf ihrem Schreibtisch lagen viele Bücher.



    Tränen traten Imogen in die Augen, als sie ihr altes Fotoalbum fand. Sie blätterte ein wenig darin herum und zeigte Ethan Bilder ihres Vaters, bei deren Anblick sie unwillkürlich in Tränen ausbrach. Er drückte sie an seine Schulter und wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Dann hob Imogen vorsichtig den Kopf und gab Ethan einen sanften Kuss. Mit einem zarten Lächeln auf ihren schön geschwungenen Lippen wischte sie sich die letzten Spuren ihrer Tränen von den Wangen und straffte sich.
    "Hier werden wir die nächsten Tage wohnen. Komm, lass uns unser Zeug auspacken.", sagte sie schließlich und ging gemeinsam mit Ethan nach unten, um die beiden Koffer zu holen.





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    So, das war's auch schon. Kommentare sind natürlich mehr als erwünscht, gerne auch mit Kritik.

    >.< Autsch.


    In der Stille des Wahnsinns



    Kapitel II

    Who´s gonna be there when the last angel has flown?






    "Hast du meinen schwarzen Rock gesehen?", fragte Imogen nervös, während sie in ihrem Schrank kramte. "Ja, ich glaube, der ist in der Wäsche, Schatz." Imogen stöhnte genervt auf und suchte verzweifelt nach etwas anderem, was sie an der Beerdigung, die in weniger als einer Woche stattfinden würde, tragen könnte.



    Als sie gerade ein seidenes, schwarzes Kleid in den Koffer beförderte, legte Ethan seine Arme um ihre Hüfte. Wohlig schmiegte sie sich an ihn. "Ich weiß gar nicht, wie ich das alles ohne dich schaffen könnte. Ich liebe dich." Imogen drückte ihrem Freund einen Kuss auf die Wange und beschäftigte sich dann wieder mit ihrem Koffer, der ohnehin schon überfüllt war. Nachdem sie noch etliche weiterer schwarzer Kleidungsstücke hineingedrückt hatte, setzte sie sich darauf und bat Ethan, ihr zu helfen. "Kannst du bitte den Reißverschluss zuziehen? Das Ding ist viel zu klein. Besonders wenn man sich noch nicht sicher ist, was man anziehen soll." Während Ethan sich anstrengte, Imogens Koffer zu schließen, auf dem sie saß und verspielt mit den Füßen wippte, begann sie plötzlich zu grinsen. Langsam beugte sie sich zu ihm. Ihre Haare hingen ihr in das blasse Gesicht, was sie noch verführerischer aussehen ließ. "Du siehst bestimmt unheimlich erotisch aus in deinem Anzug...", flüsterte sie und konnte ein Lachen nicht unterdrücken, als sie einen Anflug von Stolz in Ethans Augen erkennen konnte.
    "Aber das werde ich wohl erst Mittwoch herausfinden. Bis dahin...", sie wickelte sich eine Strähne von Ethans weichem Haar um den Finger, "muss ich mich wohl damit begnügen, dich in deinen alltäglichen Kleidern zu sehen. Wobei... Selbst darin siehst du unwiderstehlich aus, weißt du das?" Kaum hatte sie aufgehört zu sprechen, zog Ethan mit einem kräftigen Ruck an dem Reißverschluss, der endlich zuging. Imogen fiel nach hinten auf das große Bett und streckte ihre Hände nach Ethan aus. "Komm zu mir, Baby!", bettelte sie und setzte ihren Hundeblick auf. Ethan jedoch drehte sich bereits um und rief ihr, während er in das Wohnzimmer ging, zu: "Tut mir leid, aber ich muss meinen Koffer auch noch fertig packen."



    Beleidigt wandte Imogen sich ab und sah sich in dem kleinen, aber gemütlichen Zimmer um. Bald würde sie es ein paar Tage nicht bewohnen. Viel mehr jedoch störte sie die Tatsache, dass sie dafür mit ihrer Mutter unter einem Dach leben müsste. Imogen runzelte die Stirn und stand auf, um sich noch ein bisschen frisch zu machen, bevor sie in ein paar Stunden zum Flughafen fahren würden.






    Die Ankunft




    "Vielleicht...", begann Imogen mit zitternder Stimme, "Vielleicht sollten wir doch umkehren. Vater würde es bestimmt verstehen, wenn ich nicht auf seiner Beerdigung wäre. Das geht schon klar." Ethan lachte und zog sie zu sich in den Arm. Seine Stimme klang außergewöhnlich ruhig und stark, als ob er es für ganz selbstverständlich hielte, dass die Mutter seiner Lebensgefährtin ihn vom ersten Augenblick an hassen würde und nichts auslassen würde, um ihm das Leben schwer zu machen.
    "Nein, das würde er nicht. Er weiß doch, was für eine willensstarke, mutige Tochter er hat. Er wäre mehr als enttäuscht von dir, wenn du dich deiner Angst nicht stellen würdest." Imogen grinste. "Hör auf, du klingst schon wie einer dieser geldgierigen Psychologen. Ich sehe es ja ein, ich muss auf die Bestattung. Ich bin es Vater schuldig."


    Nach der langen Zeit im Flugzeit saßen sie nun in einem Zug, der sie nach Tralee bringen würde. Dort würde Imogens Familie auf sie warten um sie zu dem alten Anwesen der O'Chaseys zu bringen, das etwas abseits der Küstenstadt lag. Imogen hatte es als einen friedlichen Ort ihrer Kindheit in Erinnerung, doch sie wusste, dass sie jetzt alles an ihren Vater erinnern würde.


    "Erzähl mir von deiner Familie, Liebes. Ich möchte alle Namen wissen, ihre Eigenschaften, deine Beziehung zu ihnen, einfach alles.", sagte Ethan nach einer Weile. Imogen lächelte liebevoll und begann erst stockend.



    "Also... Zuerst einmal wäre da natürlich meine Mutter Duvessa O'Casey. Sie sieht für ihre 46 Jahre schon relativ alt aus, weil sie nur Kleider trägt, die man selbst im 19. Jahrhundert nicht mehr getragen hat und auch immer ihre Haare so schrecklich streng nach hinten frisiert. Sie hasst Veränderungen, Krach, Dreck, kleine Kinder, da diese ihrer Meinung nach dieses verursachen, mich, meine Tante Heather und knallige Farben."
    "Deshalb hast du also dein orangenes Lieblingsshirt nicht mitgenommen!", unterbrach Ethan sie lachend. Imogen nickte seufzend und fuhr anschließend fort. "Stell dich darauf ein, dass sie dich hassen wird. Sie mag keine Fremden und erst recht nicht, wenn sie keine Iren sind. Zu alledem hast du ihre Tochter verführt und in dieses abscheuliche Amerika verschleppt." Der Hohn in Imogens Stimme war nicht zu überhören. Sie atmete tief ein und blickte aus dem Fenster, hinter dem die regnerische irische Landschaft lag, die sie als Kind so geliebt hatte. Auch jetzt spürte sie noch etwas von diesem Zauber, den diese Umgebung in ihr auslöste und sie musste sich konzentrieren, um weiterzureden.



    "Nun ja, meine Mutter kann mich nicht leiden, aber damit habe ich mich schon längst abgefunden. Ich bin ihr zu neugierig und direkt. Mutter zieht Frauen vor, die wissen, wie sie sich zu benehmen haben und ihre Meinung für sich behalten können. Aber diesmal nehme ich mir vor, Mutter so gut wie möglich zu ignorieren. Ich bin nicht mehr das naive, schüchterne Mädchen, das sie mit kleinen Sticheleien zum Weinen brachte...
    Dann wäre da noch meine Schwester Mairead. Im Herbst müsste sie 16 werden, glaube ich. Sie ist Mutter egal, was ihr früher sehr zu schaffen gemacht hat. Aber nun kümmert sie sich nicht weiter darum, sondern bemüht sich so gut wie möglich um Caoimhe, meine jüngste Schwester, damit diese nicht so emotional abgestumpft wird wie sie. Sie hat mir bei unserem letzten Gespräch gesagt, dass wenigstens eine von uns eine liebevolle Kindheit haben soll. Aber Caoimhe kommt nach Mutter, auch wenn Mairead das nicht wahrhaben will. Mit ihren sieben Jahren ist sie schon überheblich, gemein und selbstverliebt. Mairead sagt immer, dass das an ihrem Alter liegt und dass sie bestimmt bald einsieht, dass sie Fehler macht. Doch ich bin mir sicher, dass Mairead innerlich weiß, wie unmöglich Caoimhe ist und immer sein wird. Dabei bedeutet ihr Name reizend, anmutig und hübsch. Hübsch ist sie, das muss man ihr lassen. Aber das bügelt ihren schrecklichen Charakter nicht aus, wie ich finde."
    Ethan küsste Imogen auf ihre gerunzelte Stirn.



    "Und du hast beides: Das engelsgleiche Aussehen und sogar den liebevollen Charakter. Deine Mutter muss blind sein, wenn sie nicht sieht, was für eine Tochter sie hat. Aber vielleicht ist das besser so. Sonst hätte sie dich womöglich nicht zu mir in die USA gelassen." Imogen nickte grinsend.
    "Das sind die Personen, mit denen wir öfter zu tun haben werden, da wir bei ihnen wohnen. Sonst wäre da noch meine Tante Heather, die Schwester meines Vaters. Er hat sie immer sehr geliebt, aber Mutter konnte sie nicht leiden, was der Grund dafür war, dass wir sie nicht oft sehen durften. Aber imme wenn Mutter irgendeine ihrer tratschsüchtigen Freundinnen besucht hat, bin ich mit Vater zu Heather gefahren. Sie wohnt im Zentrum von Tralee. Ihr gehört eine niedliche Wohnung. Zuerst habe ich daran gedacht, für unseren Aufenthalt in Tralee bei ihr unterzukommen, aber ihre Wohnung wäre zu klein für drei Personen. Außerdem gäbe das Mutter noch einen Grund mehr, sauer auf mich zu sein."



    Ethan bemerkte, wie sehr Imogen die Tatsache, dass ihre Mutter sie selbst bei der Bestattung ihres Gatten mit Vorwürfen überschütten würde, zu schaffen machte. Er zog ihren Kopf auf seine Schulter und strich ihr wie einem Kind über die Haare. "Schlaf jetzt, mein Schatz... Wir werden wohl noch einige Stunden im Zug sitzen." Imogen nickte matt und rutschte ein wenig nach hinten.



    Vier Stunden später in denen Imogen geschlafen, nachgedacht, geweint, gesprochen, gelacht und geträumt hatte, kamen die beiden endlich in Tralee an. Der Zug hielt quietschend und Imogen stand vorsichtig auf. Ihre Knie gaben nach der langen Fahrt, in der sie ausschließlich gesessen hatte, nach und Ethan musste sie stützen. Er merkte, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich und sie heftig zu zittern begann.
    Imogen bahnte sich einen Weg durch die Menge, um endlich aus diesem stickigen Zug zu gelangen. Als sie schließlich an einem der Ausgänge stand, zögerte sie. Ihr Herz pochte wild und sie fürchtete, es könnte ihr jeden Moment aus der Brust springen. Als Ethan ihr beruhigend seine warme Hand auf die Schulter legte, stieg sie die Stufen hinab und blickte sich suchend auf dem Bahnsteig um.



    Ethan stellte sich neben sie und legte schützend seinen linken Arm um ihre Hüfte, während er im Rechten Imogens großen Koffer trug. Seinen Koffer, der deutlich kleiner und leichter war, hatte Imogen. Ihre zarten weißen Finger klammerten sich um den Griff.
    "Imogen! Imogen!", schrie plötzlich eine helle, aufgeregt klingende Stimme. Nachdem die meisten Menschen sich zu dem kleinen Bahnhof begaben oder Platz in einer der Wartehütten nahmen, erblickte Imogen ihre Schwester Mairead, die ein ganzes Stück von den beiden entfernt stand und ihr zuwinkte. Geistesabwesend ließ Imogen den Koffer fallen und rannte ihr entgegen. Auch Mairead begann zu laufen und winkte ihrer älteren Schwester immer wieder zu.


    Ui, schon zwei Kommis.

    @ Vinny: Vielen Dank für dein Lob. Ich weiß, es ist lang, aber ich finde es einfach schöner, wenn nicht nur drei Zeilen unter den Bildern stehen. Wird sich also eher nicht ändern. Minimal vielleicht, aber das ist halt so mein Stil. Danke für den Kommi.

    @ NathSkywalker: Das mit dem Schüleraustausch ist mir ehrlich gesagt erst aufgefallen, als du es gesagt hast. *schäm* Aber vielleicht wollte sie die Kultur kennen lernen und Amerika ist ja schon etwas anderes als Irland. Aber normalerweise macht man einen Austausch, um die Sprache des anderen Landes zu lernen bzw. zu vertiefen. Sorry für diesen ziemlich groben Fehler.
    Ansonsten danke für dein vieles Lob. Das mit dem Text habe ich ja oben schon erklärt, ich mag es einfach nicht so, wenn nur drei, vier Zeilen unter den Bildern stehen. Wobei das jedem selbst überlassen ist.
    Danke für deinen Kommentar. *freu* ^^

    Geht auch schon weiter. (Nya, im Simforum bin ich irgendwie immer ein Stück weiter.)


    In der Stille des Wahnsinns
    Kapitel I
    Still you said forever









    Gut gelaunt schlenderte Imogen zu ihrem Spint und legte ihr Mathebuch hinein. Als sie sich umdrehte, stand sie direkt vor Chris, dessen Gang in der Schule gefürchtet wurde. Sie verprügelten andere Jungs, erpressten die Schwächeren, schwänzten den Unterricht und dachten, sie wären unheimlich gefährlich. Diese Vermutung wurde durch die zitternden und ängstlichen Mitschüler bestärkt, die ihnen jeden Tag nicht in die Augen zu sehen wagten.



    Chris drückte sich an sie und Imogen spürte die Klinke ihres Spints in ihrem Rücken. Seine Arme stemmte er gegen den Spint, sodass sie eingeengt vor ihm stand. "Hallo, Schönheit.", hauchte er ihr hinterhältig grinsend ins Ohr. Imogen rollte mit den Augen und schlug seinen Arm weg. "Lass mich in Ruhe, Chris. Ich muss nach Hause.", sagte sie genervt und wollte schon loslaufen, als Chris nach ihrem Arm griff und sie festhielt. "Sei doch nicht so unfreundlich zu mir, Imogen. Du bist viel zu schön, um so böse zu reden." Imogen wollte sich losreißen, doch Chris war stärker als sie. Er zog sie näher an sich und strich ihr sanft über ihr langes Haar. "Ob dein Haar da unten auch so schön ist...?", fragte er leise und strich über Imogens Bauch hinab zu ihrem Unterleib. Sie zappelte und schlug um sich, doch Chris drückte sie erneut gegen ihren Spint. Seine Hände glitten langsam immer weiter hinab und fuhren unter ihr Kleid. Imogen ballte ihre Hände zu Fäusten. "Geh weg, du...", schrie sie, doch Chris unterbrach sie sofort.




    Seine Stimme war nun nicht mehr amüsiert und leise, sondern bedrohlich und laut. "Halt die Klappe! Du machst, was ich sage,..." Er wollte sie gerade als dumme Tussi betiteln, als er spürte, dass Imogen ihren rechten Arm losriss und ihm mit der geballten Faust in sein Gesicht schlug. Noch bevor er auch nur daran denken konnte sich zu rächen, war Imogen bereits losgerannt und hatte die große Tür aufgestoßen.



    Das helle Licht der Mittagssonne blendete Chris und er wandte sich ab. Er rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Kinn. "Dieses Miststück! Dafür wird sie büßen..."


    Außer Atem erreichte Imogen ihr Fahrrad und sperrte es eilig auf. Sie fürchtete, Chris könnte ihr gefolgt sein und die Vorstellung, erneut mit ihm allein zu sein, jagte ihr kalte Schauer über den Rücken.
    Zehn Minuten später kam sie an ihrer Wohnung an. Ethan war wohl bereits Zuhause, da sein Auto auf dem Parkplatz vor dem Wohnhaus stand. Imogen lehnte ihr Fahrrad an die Wand, ging die Treppen hinauf und schloss die Tür auf. Als sie das Wohnzimmer betrat, blickte ihr Ethan mit betrübter Mine entgegen.



    Verwirrt fragte sie ihn, was los sei, während sie sich die Jacke auszog und sie über den Kleiderständer hängte. Stumm drückte ihr Freund auf den blinkenden Knopf des Anrufbeantworters. Als sie die Stimme ihrer Mutter hörte, die unverändert spitz und hämisch klang, zuckte sie zusammen. Sie setzte sich zu Ethan auf die Couch und lauschte. "Dein Vater... Er ist heute Nacht von uns gegangen.", sagte die Stimme plötzlich. Imogen starrte auf den Anrufbeantworter. Ethan legte sanft seinen Arm um sie und zog sie zu sich. Imogen konnte nicht begreifen, was sie da gerade vernommen hatte. Ihr Vater Hugh war tot. Dieser bärenstarke, große Mann, den sie vor zwei oder drei Jahren das letzte Mal gesehen hatte, war nicht mehr am Leben. Tot. Erste Tränen rannen Imogens Wangen hinab, doch das bemerkte sie nicht.



    "Es tut mir so leid, Schatz. Möchtest du zu seiner Beerdigung gehen?" Imogens Kopf lehnte an Ethans Schulter. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Über was sprach er da überhaupt? Ihre Mutter hatte sie bestimmt nur reinlegen wollen, mehr nicht, redete sie sich verzweifelt ein. Doch innerlich wusste sie, dass Duvessa die Wahrheit gesagt hatte. Sie war vielleicht hinterhältig und bösartig, aber sie würde nie so makaber sein und den Tod ihres Mannes vorgeben.
    Ethan schob Imogen vorsichtig von sich, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Sie war blass und ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Ihre Lippen bebten, brachten aber keinen Ton hervor. Einige Momente starrte sie ihn an ohne sich zu rühren.
    Als sie leise zu sprechen begann, erkannte er ihre sonst so lebendige, warme Stimme nicht wieder. Sie klang schrill und hoch, so als könne ihre gläserne Stimme jeden Moment zerspringen.
    "Papa... Mein Papa ist tot!" Ihre Worte erinnerten Ethan an ein kleines Kind, das nicht begreifen kann, was eben geschehen war.
    Imogen stand schwankend auf und Ethan fürchtete, sie könne umfallen, so unsicher lief sie zum Telefon. Mit der linken Hand fuhr sie sich über das trännennasse Gesicht, während ihre Rechte nach dem Hörer griff.



    Mit fliegenden Händen wählte sie die Nummer ihrer Mutter. Erst als ihre Mutter sich mit "Duvessa O'Casey, hallo?" meldete, wurde Imogen bewusst, dass sie selbst nach beinahe drei Jahren die Nummer noch auswendig kannte. "Mutter, ich bin es, Imogen.", gab sie stockend von sich. Es kam ihr vor, als würde eine fremde Person sie führen, mit ihrer Mutter sprechen und sie aufrecht stehen lassen, da sie selbst die Kraft dafür nicht mehr aufbringen konnte.
    Ein rasselndes Atmen war zu hören, bevor die 46 jährige Duvessa antwortete. "Guten Tag, Imogen. Wie ich sehe, hast du die Nachricht gehört. Sonst würdest du dich bestimmt nicht bei mir melden." Imogen konnte es nicht fassen, wie ihre Mutter es sogar in dieser Situation zu Stande brachte, auf ihr herum zu hacken. Imogen wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, doch anscheinend erwartete ihre Mutter keine Antwort. "Hast du dir denn nun schon überlegt, ob du deinem Vater die letzte Ehre erweisen möchtest, Kind?", fuhr sie fort und ihre Stimme verriet, dass sie voll und ganz davon überzeugt war, dass ihre Älteste, die sie seit jeher nicht leiden konnte, es nicht wagen würde, nach dieser langen Zeit zu ihrer Familie zurückzukommen. "Allerdings, Mutter. Ich werde dafür sorgen, dass ich sobald wie möglich nach Irland fliegen kann." Ein erstauntes Ausatmen war zu hören und Imogen wunderte sich darüber, dass ihre eben noch so jämmerliche Stimme wieder gefasst klang. "Und Ethan wird mich begleiten." Ethan sog scharf die Luft ein, als könne er nicht glauben, was er da gehört hatte. Imogen hatte nicht viel über ihre Familie gesprochen, seit sie sich kannten, doch trotzdem war ihm klar, dass ihre Mutter eine unausstehliche Person sein musste. Ebenso überrascht wie Ethan war Duvesssa, doch sie wollte nicht zeigen, wie unangebracht sie das Verhalten ihrer Tochter fand.
    "Wer ist Ethan?", fragte sie stattdessen, in der Hoffnung, Imogen damit kränken zu können. Diese fasste sich matt an die Stirn.
    "Mutter, lass deine albernen Spielchen. Ich werde dir bald mitteilen, wann wir ankommen. Ich nehme doch an, dass wir für den Aufenthalt in Irland bei euch unterkommen können?" Duvessa murmelte kaum hörbar ein paar düster klingende Worte und legte anschließend auf.
    Seufzend drehte Imogen sich zu Ethan um, der sie ungläubig an sah. "Meinst du das ernst?"



    "Du meinst, dass ich gesagt habe, dass wir nach Irland fahren? Natürlich. Du sollst meine Familie kennen lernen, meine Schwestern, meine Tanten und Onkel... Meine Mutter lieber nicht, sie ist ein Biest. Seit ich ein Kind war, war sie stets kalt und bösartig zu mir. Meinen Schwestern Mairead und Caoimhe gegenüber war sie wenigstens nur befangen, aber mich hat sie schon immer verachtet. Wahrscheinlich deswegen, weil ich sie an einen Mann gekettet habe, wie sie sagt." Ein spöttisches Lächeln trat auf Imogens Lippen.
    "Ich werde mir morgen eine Befreiung holen und du musst wohl oder übel deinen Chef darum bitten, dir noch einmal frei zu geben. Heute ist Montag... Ich denke, es reicht, wenn wir Freitag nach Irland fliegen, oder was meinst du?"
    Ethan seufzte. "Natürlich, wie du willst. Außerdem will ich die Frau kennen lernen, die es geschafft hat, so eine wundervolle Tochter großzuziehen." Liebevoll strich Imogen ihm über die Wange und beobachtete einige Sekunden sein Gesicht, als könne sie darin lesen, was er gerade dachte. Schließlich stand sie auf. "Ich lege mich etwas hin. Mir geht es nicht so gut." Ethan nickte verständnissvoll und rief ihr noch hinterher, dass er ihr einen warmen Tee machen würde. Imogen schmunzelte bei dem Gedanken an Ethans Gutmütigkeit.
    Sie schlief sofort ein und träumte von ihrer Heimat. Von dem großen, herrschaftlichen Anwesen, das ihrer Familie gehörte, von ihren kleinen Schwestern, die heiße Tränen vergossen hatten, als Imogen nach Amerika ging, und sie träumte von ihrem Vater Hugh. Er schloss sie in seine kräftigen Arme und Imogen war wieder das kleine 10 jährige Mädchen, dass getröstet werden muss, weil es sich das Knie aufgeschlagen hatte.



    Als sie schließlich aufwachte, weil Ethan die Tür aus Versehen ungeschickt laut geöffnet hatte, begann sie zu weinen. Es war ihr, als hätte sie ihren Vater gerade wirklich in die Arme genommen und die Erkenntnis, dass diese Geborgenheit nie wieder zurückkehren würde, trieb ihr die Tränen in die Augen.







    So, das war das erste Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst vielleicht einen Kommentar.


    Liebe Grüße,
    Alienor

    Hallo. *wink*


    Nach einer ganzen Weile starte ich endlich meine zweite FS- In der Stille des Wahnsinns. Ich hoffe, sie gefällt euch und ihr hinterlasst mir einen Kommentar. Gerne auch mit Kritik.


    Bei dieser FS wird es wahrscheinlich nicht so lange bis zu den Fortsetzungen dauern, da ich momentan einfach die Motivation habe, die mir manchmal bei meiner ersten FS gefehlt hat. Außerdem habe ich den Text bereits bis zum... öh... Ich glaube, bis zum 14. Kapitel. Diesmal werde ich eure Nerven also nicht so strapazieren. xD



    Und jetzt geht's los. (:







    In der Stille des Wahnsinns


    Prolog






    Imogen wippte leicht mit den Füßen auf und ab, während sie eine der vielen kleinen Gänseblümchen pflückte und die Blätter nacheinander abriss. Sie lag auf der Wiese, auf der sie schon so oft gelegen hatte.



    Damals, als sie noch ein sehr jung war, später mit ihren Schwestern und schließlich mit Ethan... Oh, wie sie ihn vermisste. Seinen schön geschwungenen Mund, der sie zärtlich geküsst hatte, oder seine weichen Finger, die sie sanft gestreichelt hatten.
    Heftig schüttelte sie den Kopf. Sie sollte nicht an die alten Zeiten denken, denn sie waren vorbei und sie würden nicht wiederkommen. Es verwunderte sie, wie oft sie noch an Ethan und Maeva dachte, obwohl ihr Therapeut zufrieden festgestellt hatte, dass sie darüber hinweg war. Aber Imogen wusste genau, dass das nicht die Wahrheit war. Sie würde nie darüber hinweg kommen, das war ihr schon lange klar. Doch sie störte sich bereits nicht mehr daran. Ihrer Meinung nach war es ihr vorbestimmt, nur ein kurzes Glück zu erleben. Danach sollte alles ein schnelles Ende finden. Jeden Tag dachte sie daran, jede Stunde, Minute, ja, beinahe jede Sekunde. Vielleicht lag es daran, dass sie unweigerlich mit Ethan verbunden war, für immer. Und deshalb würde sie nie darüber hinwegkommen, nie den Moment vergessen, in dem sie alles verloren hatte.



    Sie war glücklich gewesen. Er war der Mann ihrer Träume gewesen und war es auch jetzt noch. Imogen wusste, dass sich das nie ändern würde. Sie könnte nie einen anderen lieben und diese Tatsache fand sie beruhigend. Ihre Seele war ihm verschrieben. Und ihre Gedanken glitten zurück zu den Tagen, an denen sie noch glücklich war.



    "Ich liebe dich, Imogen...", flüsterte Ethan heiser und küsste sanft ihren Hals. "Du darfst mich nie verlassen, hörst du? Nie..."
    Imogen nickte glücklich und schmiegte sich wohlig an Ethans warmen Körper, der neben ihr auf dem Bett lag.



    Er hatte seine Arme um sie geschlungen und streichelte ihren Bauch.
    "Es ist schade, dass ich morgen schon wieder arbeiten muss. Dabei habe ich mich doch gerade an dieses faule Leben gewöhnt, in dem man einfach nur auf dem Bett liegt und dich streichelt.", sagte er nach einer Weile und lachte. Imogen seufzte und machte sich von ihm los. Sie setzte sich auf den Rand des Bettes und starrte auf ihre Komode. "Ja, es war wirklich schön. Aber es wird umso schöner, wenn wir uns nicht den ganzen Tag sehen und dann am Abend zusammen sind, findest du nicht?"
    "Du bist so komisch, Imogen! Es gäbe nichts besseres, als immer und zu jedem Augenblick mit dir zusammen zu sein. Aber du bist da wohl anders." Imogen grinste. "Tja, vielleicht habe ich ja die Nase voll von dir und wünsche mir deshalb, dass du nicht immer bei mir bist?"
    Ethan griff nach ihr und zog sie ganz nah an sich. Sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht und seine Hände, die sich um ihre Handgelenke gelegt hatten. "Oh nein, das würdest du nicht wagen, Imogen Dierdre O´Casey!" Er lachte und setzte sie auf sich, so dass ihre langen Haare sein Gesicht kitzelten. Imogen kicherte und fragte: "Und was, wenn es doch so ist?" Ethans Augen glitzerten amüsiert. "Dann", begann er, "würde ich mir einen Turm bauen und dich dort einsperren. Wenn ich dich nicht bekomme, bekommt dich keiner!" Imogen stemmte sich gegen seine Arme, die sie zu ihm zogen. "Das ließe aber Thomas nicht zu. Er würde mich retten kommen und dich töten, musst du wissen."
    Ethan blickte sie beleidigt an. "Aha, du hast also schon einen anderen. Ich hätte mir ja denken können, dass eine so bildschöne Frau wie du einen so unliebenswürdigen Mann wie mich nicht lieben kann.", sagte er schließlich und wandte sein Gesicht ab. Imogen umschloss es mit ihren Händen und zwang ihn, sie anzusehen. Ihre Finger strichen zärtlich die Konturen seiner Lippen nach, während sie sprach. "Du bist die liebenswürdigste Person, die ich kenne. Und es wird nie irgendeinen anderen geben außer dir, Ethan... Du bist das Glück meines Lebens, nein, du bist mein Leben." Ihre Stimme war dunkler geworden, und Ethan merkte, dass sie nun nicht mehr scherzte, sondern es ernst meinte. Sie lächelte und zog seinen Kopf zu sich hinab, um ihn leidenschaftlich zu küssen.




    Langsam kehrte die unbefangene Stimmung zurück und Imogens Begierde wuchs. Ethans Blick wanderte über ihren makellosen Körper, der willig neben ihm lag. Er fragte sich oft, womit er sie verdient hatte, doch außer dem Aspekt, dass es einfach Glück war, fiel ihm nichts auf diese Frage ein. Imogen war liebevoll, klug, sensibel, charmant und wunderschön. Es gab nichts, worüber er glücklicher war, als die Tatsache, sie kennen gelernt zu haben.
    Sie kam aus Irland und war als Austauschschülerin in die USA gekommen. Auf die Schule, die sie für ihre Zeit in den USA besuchte, ging auch Ethan. Er war eine Klasse über ihr gewesen und hatte sich sofort in die schöne Irin verliebt. Zwei Monate später wurden die beiden ein Paar und Imogen entschied sich, für immer in den USA zu bleiben. Ihre Mutter, zu der sie eh kein gutes Verhältniss pflegte, hatte sofort zugestimmt. Ihr Vater war skeptisch geblieben, denn er liebte seine Älteste. Schließlich hatte er jedoch eingesehen, dass es keinen Sinn machte, Imogen gegen ihren Willen bei sich zu behalten. Ethan bewunderte Imogen dafür, ihr gesamtes früheres Leben aufzugeben, nur um bei ihm zu sein. Und er war sehr froh, denn sonst wäre er nicht mit ihr zusammen. Imogen ging noch immer zur Schule, doch dieses Jahr würde sie den Abschluss machen.
    Seine Gedanken kehrten zurück in die Gegenwart, in der Imogen ihn erwartungsvoll ansah.


    "Aufstehen, Ethan. Du musst zur Arbeit.", weckte ihn Imogens sanfte Stimme. Sie riss ihm lachend die Decke weg und verschwand anschließend wieder. Widerwillig setzte Ethan sich auf und rieb sich verschlafen die Augen.




    Langsam wurde er wach und stand auf, um in das Badezimmer zu gehen. Als er die Tür öffnete, kam ihm ein köstlicher Duft entgegen, der ihn darauf schließen ließ, dass seine Freundin das Frühstück zubereitete. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, als er an Imogens Kochkünste dachte und beeilte sich deswegen, sich zu waschen und anzuziehen.
    Kurz darauf trat er in die Wohnküche, in der Imogen gerade dampfende Pfannkuchen mit Ahornsirup auf den Tisch stellte. Sie lächelte ihn an und wies auf seinen Stuhl. "Möchtest du etwas trinken? Orangensaft?", fragte sie. Ethan nickte und setzte sich zufrieden an den Tisch. Imogen stellte zwei Gläser Orangensaft auf den Tisch und setzte sich schließlich ebenfalls.
    "Und, was steht heute an?", wollte Ethan wissen, während er sich ein großes Stück Pfannkuchen in den Mund schob, sodass ihm der Sirup am Kinn hinabtropfte. Imogen seufzte. "In der zweiten Stunde schreiben wir einen Mathetest. Aber sonst nichts Besonderes." Ethan nickte und sah auf die Uhr. "Oh, Schatz, ich muss los. Ich möchte heute etwas früher im Büro sein, damit ich noch ein paar Artikel lesen kann, bevor ich zum Meeting gehe." Die beiden standen auf und er küsste Imogen leidenschaftlich, bevor er sich verabschiedete und die Wohnung verließ.
    Kurz darauf räumte Imogen die Küche auf. Während sie gerade die Butter in den Kühlschrank stellte, klingelte das Telefon. Skeptisch blickte Imogen auf die Uhr. 7:39 Uhr - sie sollte langsam gehen, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Einen Augenblick überlegte sie, doch ans Telefon zu gehen, doch schon im nächsten Moment sagte sie sich, dass derjenige schon eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen würde, wenn es wirklich wichtig wäre. Schulterzuckend griff sie nach ihrer Tasche, die sie sich über die Schulter hing und öffnete die Tür. Das Telefon klingelte noch immer, bald würde der Anrufbeantworter ertönen.




    Imogen trat in de Flur und zog die Tür hinter sich zu.
    Drinnen war eine weinerliche, leise Stimme zu hören. "Imogen, befindest du dich Zuhause? Würdest du bitte an den Apparat kommen, falls du da bist? Ich bin es, deine Mutter. Ich weiß, wir haben lange nicht mehr miteinander gesprochen, aber es ist etwas passiert und ich möchte, dass du es weißt. Dein Vater... Er ist heute Nacht von uns gegangen. Vielleicht interessiert es dich ja auch gar nicht.", bemerkte die Frau spitz, bevor sie weitersprach. "Liege ich richtig in der Annahme, dass du seiner Beerdigung nicht beiwohnen möchtest? Nun ja, jedenfalls findet sie nächste Woche Mittwoch statt. Mairead sagt gerade, dass sie wünscht, dass du dabei bist. Naja, ich denke, wir wissen beide, dass das wohl kaum möglich wäre. Du bist in den USA", sie spie das Wort förmlich aus, "und kannst bestimmt nicht einfach so schnell nach Irland kommen, nicht wahr? Ich muss jetzt aufhören, ich bin mit Pfarrer Gavan verabredet, um die Bestattung zu besprechen. Du könntest mich anrufen."
    Nachdem Imogens Mutter Duvessa O'Casey aufgelegt hatte, herrschte Stille in der Wohnung.



    Nichts bewegte sich, nur eine Taste des Anrufbeantworters blinkte im Zwei-Sekunden-Takt auf, um zu zeigen, dass eine Nachricht hinterlassen wurde.





    Das war's auch schon. Prolog Ende.
    Ich hoffe auf Kommentare, wäre lieb.


    Edit: Ich merke gerade, dass es ziemlich viel Text ist- entschuldigung.


    Liebe Grüße,
    Alienor

    Zitat von Pumuckel

    Hallihallo!! :wink
    Wow, die Geschichte ist mega!!!! Toll!!!! Du kannst echt achöne Geschichten schreiben!!!!:heppy *sprachlos sein*
    Eine Frage, woher hast du das tolle schwarze Abendkleid???? Find ich voll schöön!!!!

    Pumckel
    P.S. Bin neu, kann also sei, das ich was falsch gemacht habe... :D



    Oh, danke, danke, danke für deinen lieben Kommi. *freu*
    Du meinst das etwas kürzere Abendkleid aus einem der ersten Kapitel? Tut mir leid, da kann ich leider nicht mehr helfen, da bei mir ja Sims nicht mehr geht. Sorry, aber ich kann nicht mal nachgucken.

    Und nein, du hast nichts falsch gemacht. *zwinker*

    Liebe Grüße,
    Alienor



    Oh du meine Güte, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll! Das ehrt mich so, das macht mich so glücklich, wirklich! Du weißt gar nicht, was das mir bedeutet, was du da gerade gesagt hast. *Sich verstohlen eine Träne aus den Augen wisch*
    Schriftstellerin werden, das wäre soo wundervoll, aber es ist unrealistisch, das wirklich zu schaffen. Besonders... Um davon leben zu können muss man schon ziemlich erfolgreich sein, was auch etwas mit Glück zu tun hat. Jedenfalls würde ich das supergerne nebenbei machen, wohl hauptsächlich nur für mich, nicht profesionell. Aber das wäre echt toll, Autorin zu werden, aber... Mal sehen. xD

    Über die Hochzeit? Ich weiß, wie ich das mache. ^^ Das schreib ich in der Fortsetzung aus Cosimas Sicht oder so. Naja, das wird wohl noch etwas dauern, aber ich werde versuchen, daran zu denken. :)

    Nochmal sooooo vielen lieben Dank für deinen tollen Kommi. *dich mal ganz fest drück* ^^

    Edit: Beinahe übersehen: Lenyas Kommi. ^^ Danke auch dir. Ja, ich weiß, das mit den Bildern ist irgendwie blöd, ging ja leider nicht anders. Aber ich hab das aus dem Grund gemocht, weil ich mir dann alles gut vorstellen konnte und nicht durch das Spiel in meiner Vorstellung eingegrenzt wurde.
    Ja, bei der Story musste einfach ein Happy End her, anders ging's nicht. xD Ich wollte einfach Branda glücklich sehen, mit meinem Traummann Trevor. *lach*
    Also nochmal ganz vielen lieben Dank für deinen lieben Kommi. *auch noch drück* ^^

    Es drückt euch alle,
    Alienor

    Zitat von Simsie

    ooooooch neeeeiiin................ seufz
    Das war (und ist) meine Lieblingsstory, weißt du das?
    Ich werde sie ebenfalls vermissen.
    Es war zwar schade, dass du keine Bilder gemacht hast, aber es hat mir auch so gefallen.
    Du solltest richtige Bücher schreiben, klar?
    Hast du vor, wieder eine neue Fs zu machen? Wenn ja, melde dich bitte bei mir!:cool:



    Oh, das ist wirklich unheimlich lieb von dir. *lächel* Ich vermisse sie auch, mir fehlen die Charaktere. Aber das wird dann wohl dazu führen, dass es in nicht allzu ferner Zukunft eine Fortsetzung gibt. ^^

    Hab dir auch gerade die PN beantwortet, in der auch nochmal steht, dass ich mich bei dir melden werden, wenn es eine Fortsetzung geben wird. :)

    Danke für deinen lieben Kommi, bzw. deine ganzen lieben Kommis in dieser Story.

    Liebe Grüße,
    eure Alienor



    Danke, das freut mich sehr. X) Ich hätte Trevor nie und nimmer sterben lassen, er ist einer meiner Lieblinge und in ihn projeziere ich meine Vorstellungen eines Traummannes. Und dazu gehört bestimmt nicht, dass er tot ist. XD
    Jaaaa, so einen Heiratsantrag will ich auch. <.< Nya, wie schon gesagt, er ist halt meine Vorstellung eines Traummannes. ^^

    Ich vermiss sie auch schon.

    Danke nochmal für deinen netten Kommentar, fand ich sehr lieb.

    Liebe Grüße,
    Alienor

    Kapitel 22 - Einst hatt' ich einen schönen Traum

    Wehmütig sah Branda zurück auf ihr Haus. Die meisten Sachen waren schon herausgeräumt und es sah unlebendig aus, auch wenn sie erst morgen wegziehen würden. Mister McDottern hatte es sehr bedauert, dass Branda und ihre Familie ausziehen würde, doch er hatte ihr versichtert, dass sie, sobald sie wieder ein Haus in Peoria suchen würde, natürlich sein Haus bekommen würde. Branda würde diesen alten, unglaublich zuvorkommenden Mann sehr vermissen, da war sie sich sicher. Sie wusste nicht einmal, ob sie ihn je wieder sehen würde, da er, so sehr diese Erkenntnis auch schmerzte, nicht mehr der Jüngste war und seit jeher zerbrechlich und krank gewirkt hatte. Der Verlust seiner Frau Eleanor hatte ihn sehr mitgenommen.

    Trevor legte sanft seinen Arm um Brandas schmale Hüfte und blickte ebenfalls auf das schöne Haus, das in der orangefarbenen Abendsonne einen schönen Anblick darbot. Die Apfelbäume waren in ein goldenes Licht getaucht und weckten in Branda Erinnerungen an ihre Kindheit. Ohne es verhindern zu können, rann eine heiße Träne über ihre Wange und sie schluchzte auf. Trevor zog sie in seine Arme und drückte sie zärtlich an sich. "Vielleicht kommen wir ja wieder, mein Liebling. Außerdem willst du deiner Mutter doch ihre Enkel zeigen, oder nicht?", tröstete er sie. Branda wischte sich tapfer die Träne aus dem Gesicht und nickte. "Ja, natürlich. Mama wird sie ganz herzallerliebst finden, so wie alle." Ein paar Sekunden schwieg sie, bevor sie bedauernd sagte: "Cosima wird Sean wohl lange Zeit nicht sehen. Das ist sehr schade, denn die beiden mögen sich so gerne. Wir verhinden gerade eine Freundschaft." Trevor streichelte ihr langsam über den Rücken, hinunter zu ihrer Hüfte und schließlich zu ihrem Hintern. "Aber nein! Die beiden vergessen sich schon nicht und wir werden Liv doch bestimmt mal besuchen. Da nehmen wir die Kinder mit und Cosima wird ganz glücklich ihren kleinen Verehrer Sean wiedertreffen.", schmunzelte er. Branda lachte kurz auf. "Trevor...?" "Ja, was ist?"
    "Können wir noch einmal in den kleinen Park gehen, in den wir gegangen sind, nachdem du zu mir gezogen bist?", fragte Branda sehnsüchtig. Trevor küsste sie auf die Stirn. "Natürlich. Vicca wird eh noch eine Weile brauchen, weil Cosima sich bestimmt nicht von Sean losreißen kann."
    Gemeinsam schlenderten sie die Straße entlang und erreichten kurz darauf den Park, in dem sie so oft die lauen Sommerabende verbracht hatten. Die Trauerweiden berührten mit ihren langen Ästen beinahe den Boden, auf dem unzählige Blumen wuchsen. Es war Spätnachmittag, doch auch wenn die Sonne sich bereits im Westen dem Horizont näherte, war es immernoch angenehm warm. Vögel zwitscherten und man hörte Kinderlachen, während Branda und Trevor den schmalen Kiesweg entlang liefen. Trevor hatte seinen Arm um Brandas Schultern gelegt und seine Finger streichelten sie leicht.
    Branda seufzte, als sie an dem kleinen See vorbeikamen, in dem die beiden im Sommer oft gebadet hatten. Grinsend dachte sie an den Tag, an dem sie durch den Park spaziert waren und nicht daran gedacht hatten, Badezeug einzupacken. Kurzerhand hatten sich die beiden lachend und küssend ausgezogen und hatten nackt in dem von großen Bäumen verborgenen See gebadet.
    "Ich weiß genau, woran du denkst, Branda!", rief Trevor und lachte schallend. Branda schmiegte sich an seinen warmen Körper. "Das können wir nie wieder machen, wenn wir nach Moose Jaw gehen...", murmelte sie leise. "Natürlich können wir das wieder tun! In Moose Jaw gibt es doch auch Seen und Badesachen, die wir vergessen können", entgegnete Trevor schmunzelnd und blieb plötzlich stehen.
    "Wieso bleibst du stehen? Was ist denn?", fragte Branda misstrauisch. Trevor grinste sie an und zog sich sein T-Shirt über den Kopf. Branda verstand und lachte glücklich. Ihr Lachen klang warm und kehlig, was Trevor so an ihr liebte.
    Langsam schlenderte Branda auf Trevor zu und zog ihren Pulli aus. Kurz darauf stand sie nur in Slip vor ihm und er schluckte. Branda kam auf ihn zu und ihre Hände strichen über seinen muskulösen Oberkörper. Ihr Körper war ganz nah an seinem und Trevor spürte ihre Wärme. Sie öffnete seine Hose und zog sie ihm aus, während er sich beherrschen musste, um seine Freundin nicht grob zu packen und vor sich in das saftig grüne Gras zu legen. Stattdessen beobachtete er sie, wie sie, nur mit Slip bekleidet, in den See stieg. Er sah ihr an, dass das Wasser kalt war, aber zielgerichtet ging Branda weiter, bis sie bis zur Hüfte im Wasser stand. 'Sie sieht aus wie eine Göttin, die im Meer ein Bad nimmt', schoss es Trevor durch den Kopf. Brandas heller Körper war ein schöner Kontrast zu der dunkelgrünen Umgebung, in der sie sich befand. Ein paar Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht, doch das ließ sie nur noch verführerischer aussehen.
    Branda benetzte ihren Körper mit dem kühlen Nass, bevor sie sich vorsichtig umdrehte. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen. "Na, wo bleibst du denn? Hast du Angst, dass sich dein kleiner Freund zusammenzieht, wenn das Wasser so kalt ist?" "Hey, du willst doch wohl nicht meine Manneskraft anzweifeln!?", rief Trevor beleidigt. Doch dann lief er zügig zu Branda. Als seine Füße das Wasser berührten, zuckte er kurz zusammen, doch schon ein paar Sekunden später stand er neben Branda und zog sie fest an sich. Sie lachte leise und sah zu ihm auf. Seine Miene war immernoch spielerisch beleidigt und auch als sie ihn küssen wollte, wandte er seinen Kopf ab. "Oh, Mademoiselle ist gekränkt!", sagte Branda und strich sanft über Trevors Oberarm. Da packte er sie grinsend und warf sie einige Meter von sich entfernt in das dunkle Wasser. Branda schrie hell auf, bevor sie platschend in das Wasser eintauchte. Prustend tauchte sie ein paar Sekunden später auf und schwamm mit hochgerecktem Kinn auf Trevor zu. Dieser griff nach ihren Händen und zog sie zu sich nach oben. Sie lächelte sanft und lehnte sich an ihn. Lange standen sie so, Branda hatte Gänsehaut vor Kälte, doch die Stimmung war zu schön, um jetzt herumzumeckern, wie kalt es doch war. Schließlich zwang Trevor Branda, ihm in sein Gesicht zu sehen. Er wirkte ernst, was ihr umso mehr auffiel, da er gerade noch so lustig gewesen war. Sein Blick glitt langsam an Branda herunter und seine Miene wurde wieder zärtlicher. "Branda... Du weißt, wie sehr ich dich liebe", begann er mit fester Stimme. Branda nickte verwundert. Plötzlich ging Trevor vor ihr auf die Knie. "Branda Lavette, willst du mich heiraten?"
    Brandas Mund stand offen und ihre Augen waren geweitet. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es war alles so romantisch hier, eigentlich die perfekte Situation für einen Heiratsantrag. Ihr Magen drehte sich um und irgendwie fand sie dieses Gefühl schön, so lebendig und kribbelnd.
    Trevor sah zu ihr auf und in diesem Moment, in dem er sie so unsicher musterte, um an ihrer Miene ablesen zu können, ob sie ja sagen würde, hätte sie sich an ihn schmiegen und ihn küssen mögen. Mit glücklicher, heller Stimme antwortete sie ihm:
    "Ja. Ja, ich will dich heiraten! Oh, Trevor, ich liebe dich so!", rief sie lachend und warf sich in seine Arme. Trevor verlor das Gleichgewicht und fiel mitsamt Branda in seinen Armen in das schimmernde Wasser. Fest presste er sie an sich, als ob er Angst hätte, sie zu verlieren, doch im gleichen Augenblick dachte Branda, dass dieser Mann ihr Leben war und sie lieber sterben würde, als getrennt von ihm zu leben.


    Als Branda und Trevor, liebevoll plaudernd und mit nassen Haaren, das Haus erreichten, lachte Vicca wissend. Sie hatte die beiden Mädchen bereits in ihre Bettchen gebracht und sie waren auch sogleich müde und erschöpft eingeschlafen.
    "Wo wart ihr beiden denn?" Trevor setzte sich auf die Couch und streckte seine Beine lässig von sich. Er lächelte spitzbübisch und zuckte mit den Schultern. Branda schwieg ebenso und stellte sich vor Trevor an das Sofa. "Ah, ich verstehe. Naja, jedenfalls ein bisschen.", sagte Vicca zwinkernd.
    Ihre Mutter hatte ihr nach langem, nervenzermürbendem Streit erlaubt, mit den Lavettes fortzugehen. Livleen war es eigentlich auch ganz recht, wenn sie ihre immer ordentliche, prüde und verantwortungsbewusste Tochter endlich los war. So konnte sie sich wieder voll und ganz dem Alokohol und den Männern hingeben, ohne die tadelnde, besorgte und verhasste Stimme Viccas hören zu müssen.
    Vicca hatte geweint vor Glück, mit Branda nach Moose Jaw, das sie ihr so schillernd und gemütlich beschrieben hatte, dass sie es jetzt schon liebte, gehen zu können. Besonders die Tatsache, dass sie sich somit nicht von den Kindern, die ihr so ans Herz gewachsen waren, trennen musste, stimmte Vicca fröhlich. Und in zwei, drei Tagen, da würde sie die Augen in Montana schließen.
    "Wir werden heiraten.", verkündete Branda plötzlich zusammenhangslos. Trevor lachte und Vicca trat näher an die beiden heran. "Ist das euer Ernst? Oh, das ist ja wundervoll!", rief sie und presste in einer träumerischen Geste ihre Hände an die Brust. "Hast du ihr denn auch so einen richtig romantischen Antrag gemacht? Na los, erzähl alles, Trevor." Trevor lächelte gönnerhaft und begann zu erzählen: "Wir sind gerade ein bisschen durch den Park geschlendert und haben in dem kleinen See gebadet. Da habe ich Branda angesehen und mir gedacht, dass ich ohne sie nicht mehr leben kann. Sie hat so zufrieden und glücklich gewirkt, da habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und sie gefragt. Natürlich bin ich auf die Knie gegangen, das gehört dazu." Vicca wirkte aufgeregt und konnte kaum stillhalten. Sie träumte seit ihrer Kindheit von einer Märchenhochzeit und wollte nun alles daran setzen, Branda bei der ihren helfen zu können. Sie konnte sich Branda schon in einem pompösen Hochzeitskleid mit unendlich langer Schleppe vorstellen, obwohl noch nicht einmal geklärt war, wann und wie die beiden heiraten würden. In Viccas Kopf spielten sich schon die verschiedensten Hochzeitsszenarien ab und sie musste zugeben, dass sie sich auch so einen süßen Mann wie Trevor wünschte. Mit diesem würde sie dann eine glückliche Familie gründen und sie würde alles anders machen als Livleen, da war sie sich sicher.
    "Hast du denn schon alles zusammen gepackt, Vicca? Wir wollen morgen so früh wie möglich abreisen.", sagte Branda nach einer Weile. Trevor zog sie auf seinen Schoß und sie schmiegte sich an ihn.
    "Ja, natürlich. Ich habe eh nicht viel, nur ein paar Kleider, Erinnerungsstücke und ein paar Bücher, mehr nicht. Ihr wart so lange weg, da habe ich auch schon Muriels und Cosimas Sachen eingepackt. Wir sind fertig." Branda guckte sie erstaunt an, während Trevor ihre Hand streichelte.
    "Du hast auch schon die Sachen der Kinder gepackt? Das ist perfekt, dann muss ich mich nur noch von Tessa und Dave verabschieden.", erzählte sie zufrieden. Trevor nickte seufzend. "Das sollten wir dann wohl gleich machen, bevor es dunkel wird. Morgen werden wir nicht die Zeit dazu haben, denke ich." Branda stand auf und war auch schon auf der Veranda. Trevor eilte ihr hinterher und Vicca lachte, weil Branda wie beinahe immer den Ton angab.

    "Oh, Dave... Ich hoffe, du bist mir nicht sauer, dass ich dich jetzt verlasse. Aber ich will zurück nach Moose Jaw. Ich könnte dein Grab umbetten lassen, aber du wolltest immer weg von Montana. Direkt nach unserer Hochzeit damals mussten wir abreisen, weil du es so wolltest. Und nun bist du für alle Zeiten in Illinois. Ich weiß, dass du jetzt glücklich bist. Und ich weiß, dass du mir mein Glück auch gönnst.", Branda machte eine Pause und warf einen Seitenblick auf Trevor, der unbewegt ein kleines Stückchen neben ihr stand. "Trevor und ich werden heiraten... Ist das nicht wundervoll? Den Antrag hat er mir erst vor ungefähr einer Stunde gemacht." Ein zärtliches Lächeln trat nun in Brandas Gesicht und ihre Stimme klang weich und warm. "Wir müssen jetzt gehen. Ich küsse Cosima von dir. Ihr wird es in Moose Jaw gefallen, da bin ich mir sicher. Bis irgendwann, Dave..."
    Branda drehte sich schnell um, so stark rief Daves Grab unkontrollierte Emotionen in ihr hervor. In den Monaten vor seinem Tod war er wieder der Dave Watson geworden, den Branda damals geheiratet hatte. Er hatte sich in sein Schicksal gefügt und war nur ein Bekannter für Cosima, nicht ihr Vater. Es hatte ihm zwar beinahe das Herz zerrissen, als er mitansehen musste, wie Cosima Trevor gebannt ansah und ihn Daddy nannte, aber er hatte sich zusammen gerissen. Dann kam die niederschmetternde Diagnose: Krebs im fortgeschrittenem Stadium. Branda konnte sich kaum noch an diese Zeit erinnern, sie hatte alles mühsam verdrängt. Es war zu schmerzhaft, an Daves Leiden zu denken, die ihn in die Knie gezwungen hatten. Doch eines, das hatte sich für immer und alle Zeit in Brandas Gedächtnis gebrannt: Nie würde sie sein Gesicht vergessen, als er sich von ihr verabschiedet hatte. Es war so voller Sehnsucht nach ihr gewesen und Branda hatte in diesem Moment verstanden, dass Dave sie die ganze Zeit über geliebt hatte. Am nächsten Tag war er gestorben und Branda konnte dieses sehnsüchtige, herzzerreißende Gesicht nicht mehr vergessen.
    Eilig lief sie davon. An Tessas Grab war sie zwar traurig gewesen, doch solche Emotionen hatte sie dort nicht empfunden. Ihr Tod war gerächt, da ihre Mörderin nun auch tot war. Branda wusste, dass dies eigentlich kein schönes Gefühl sein sollte, doch es erfüllte sie mit Genugtuung, sobald sie an den Tag dachte, an dem ihr die Nachricht übermittelt wurde, Estelle Deneuve sei erschossen worden. Zwei Polizisten hatten sie in irgendeiner kleinen Stadt, ein paar Stunden von Peoria entfernt, in einer dunklen Gasse entdeckt. Sie hatte alles vorbereitet, um aus den Vereinigten Staaten zu fliehen und irgendwo ein neues Leben anzufangen. Sie sah die beiden Polizisten und versuchte zu entkommen, doch ein Polizist war schnell genug, um sie festzuhalten. Als sein Partner dann einen metallenen, blitzenden Gegenstand in ihrer Hand bemerkte, hatte er geschossen. Notwehr. Estelle Deneuve hätte nicht davor zurückgeschreckt, einen zweiten Menschen zu töten, sie war wie damals auch eiskalt. Als man Branda einmal ein Foto gezeigt hatte, hatte sie feststellen müssen, dass sie diese Frau auf Tessas Beerdigung gesehen hatte. Damals hatte sie der komisch aussehenden Person nicht viel Beachtung entgegen gebracht und so war sie umso erschrockener, als sie das Foto sah.
    "Branda, lauf doch langsamer!", hörte sie Trevor erschöpft rufen. Verwundert sah sie sich um und sah ihn ein ganzes Stück von ihr entfernt laufend. Er schnaufte und verlangsamte seinen Schritt. Branda lächelte sanft bei seinem Anblick und dachte nicht mehr an all die schrecklichen Ereignisse. Sie zwang sich, an etwas schönes zu denken. Sie würde wieder heiraten und sie und ihre Kinder würden Pastens heißen. Oder Lavette-Pastens? Für eine Entscheidung hatte sie ja noch genug Zeit. Zeit, in der sie glücklich sein würde.

    "Rodja! Betty-Sue! Seht, da kommt ein Auto! Ob sie das sind? Sind sie das?" Juliette Lavettes Stimme überschlug sich beinahe vor Aufregung, als sie an der kleinen Pforte ihres Hauses stand und ein sich näherndes Auto entdeckte. Seit sie aufgewacht war, war Juliette nervös und zitternd im Haus umhergeschlichen. Sie hatte geputzt, gesaugt, gespült und selbst als Betty-Sue ihr versicherte, dass alles sauber sei, konnte sie es nicht lassen und räumte noch schnell ein wenig auf. Seit jeher hatte sie Nervosität durch Putzen zu unterdrücken versucht und auch jetzt spürte sie diesen Drang.
    Rodja lief langsam und gemütlich auf Juliette zu und blickte angestrengt in die Ferne. "Ja, ich denke, das müssten sie sein. Aber beruhige dich, es ist doch nur deine Tochter und die kennst du immerhin schon seit über 30 Jahren!", antwortete er besänftigend, doch Juliette wurde nur noch unruhiger. "Nur meine Tochter?! In diesem Auto sitzen meine Tochter, ihr kleines Kindermädchen, der Lebensgefährte meiner Tochter und meine beiden Enkelinnen! Und du sagst, ich soll mich beruhigen? Ich sehe meine Enkelchen zum ersten mal, da darf man doch wohl aufgeregt sein!"
    Das Auto war nur noch eine kurze Strecke von dem Grundstück der Lavettes entfernt und auch Betty-Sue begab sich zu Juliette und Rodja, um die Ankunft der kleinen, jungen Familie zu erwarten.
    Die drei schwiegen und blickten wie gebannt auf das Auto, als plötzlich das Fenster aufgekurbelt wurde und Branda ihren Kopf hinausstreckte. "Mama! Mama!", schrie sie lachend und weinend zugleich. "Ich bin wieder da!" Tränen rannen ihre Wangen hinab und wurden sofort hinunter zu ihrem Hals gezogen. Kurz darauf kam das Auto zum Stehen und Branda stieg eilig aus. Sofort rannte sie auf ihre Mutter zu und fiel ihr in die Arme. Liebevoll streichelte Juliette ihrer Tochter über den Rücken. Ihr kam es vor, als wäre Branda wieder fünf Jahre und kam gerade aus der Schule. "Branda... Meine Branda...", murmelte sie und unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen stiegen. Sie drückte ihr Gesicht fest an Branda und wiegte diese sanft hin und her. Endlich war ihre Tochter zu ihr zurückgekehrt. Sie hatte sie so vermisst, seit Phillip, ihr Mann, gestorben war.
    Branda tat einen Schritt zur Seite und ihre Mutter sah langsam auf. Trevor war aus dem Auto gestiegen und hielt ein kleines Kind an der Hand, das sich neugierig umsah. Trevor trat auf Juliette zu und hob Cosima hoch, so dass die Kleine ihrer Großmutter ins Gesicht gucken konnte. "Hallo, ich bin Cosima. Bist du Oma?", plapperte sie munter los. Juliette konnte nun ihre Tränen nicht mehr unterdrücken und lächelte zugleich. "Ja, ich bin deine Oma. Du bist ja ein wunderschönes Kind, Cosima." Cosima setzte ihren zuckersüßen Blick auf und setzte ein zufriedenes Lächeln auf.
    In diesem Moment wurde die Autotür zugeschlagen und Vicca, Muriel tragend, lief ebenfalls zu Juliette, die vor Staunen kaum ein Wort hervorbrachte. Vorsichtig legte Vicca ihr Muriel in die Arme. Juliette streichelte mit strahlenden Augen Muriels dicke Bäckchen, als Vicca vorstellte: "Das ist Muriel, deine jüngste Enkelin. Und ich bin Vicca, Brandas Kindermädchen." Branda drehte sich kurz zu den beiden um. "Und Freundin.", fügte sie hinzu. Juliette nickte Vicca überglücklich zu und wandte sich danach an ihre Tochter. "Du kannst stolz auf dich sein, du hast eine wundervolle Familie, mein Schatz. Vielleicht schenkst du mir ja noch ein paar Enkel?" Branda und Trevor lachten. "Erstmal werden wir heiraten. Seit drei Tagen sind wir verlobt. Ich hoffe, du gibst uns deinen Segen, Juliette?", fragte Trevor und lächelte, während Juliette dachte, dass er der Traum aller Schwiegermütter sein musste. "So viele grandiose Ereignisse auf einmal. Aber vor der Hochzeit müsst ihr mir noch Zeit lassen, meine Enkelinnen und ihre große Freundin kennen zu lernen, ja? Ich habe so viel nachzuholen." Liebevoll strich sie über den weichen Flaum auf Muriels Kopf und lachte fröhlich, als die Kleine ihre Äuglein öffnete. "Ich habe ja so viel nachzuholen...", flüsterte sie. Und sie fühlte sich lebendig wie lange nicht mehr.
    Branda schlich sich schnell davon, während sich die anderen schwatzend und zufrieden plaudernd zur Veranda begaben. Branda eilte über den Hof, kam bei den Livlands, den Shanes und ein paar anderen Familien vorbei und sah schon bald ein kleines, zartgrün gestrichenes Haus. Drinnen hörte man Kinderlachen und eine warme Stimme, die ihr sofort vertraut vorkam. Sicher, das richtige Haus gefunden zu haben, klopfte sie an die Tür. Ein paar Sekunden verstrichen, bis ihr geöffnet wurde. Eine schlanke, brünette Frau öffnete ihr und stieß sogleich einen erschrockenen Schrei aus. "Branda! Was tust du denn hier?!", rief die Frau. Branda warf sich mit voller Wucht in ihre Arme und hielt die Frau fest an sich gedrückt. "Ich bin wieder da, Franzi...", murmelte sie. "Und ich lasse dich nie wieder gehen." Branda wurde in diesem Moment bewusst geworden, dass Franzi wohl einer dieser Menschen war, die einem die Welt perfekt machen konnten. In Anwesenheit solcher Menschen ging es einem immer gut und man vergaß, dass die Welt alles andere als perfekt waren. Und Branda wusste auch, dass sie ohne Franzi nicht leben konnte. Die beiden waren wie Nofretete und Myra, wie Joanna und Elizabeth - Freundinnen, die man nicht trennen sollte.
    Franzis Tränen hinterließen feuchte Spuren auf ihren Schultern und Branda trat langsam in das Haus. "Oh du meine Güte, Annie! Bist du aber groß geworden. Eine hübsche kleine Dame, du siehst deiner Mama immer ähnlicher.", sagte sie und bedachte Franzi mit einem zärtlichen Blick. Ihr wurde klar, dass sie wohl nur in der warmen Unendlichkeit Montanas, vereint mit all ihren Lieben, glücklich sein konnte. Und das würde sie sein, da war sie sich sicher. Grinsend dachte sie an den kleinen Trevor Pastens, der ihr immer gefolgt war, wenn sie das Haus verließ. Bald würde sie seine Frau sein und sie wünschte sich viele kleine Trevors und Brandas, denen sie irgendwann von Dave, Tessa und Peoria erzählen konnte. Und von ihrem letzten Tag in Peoria, den sie mit Trevor in einem kaltem, schillernden See verbrachte.






    The End


    So, das ist dann auch schon das Ende. :( Ich hoffe, dass euch die Story gefallen hat, da sie mir sehr am Herzen lag / liegt.
    Auch wenn ich hier nicht den Anklang wie im Simforum erreicht habe, möchte ich mich trotzdem bei den wenigen, aber sehr lieben Lesern bedanken. Ihr seid toll und ich danke euch noch einmal für alle eure netten Kommentare.

    Eure Alienor

    So, ich habe mein Sims völlig aufgegeben. (Es ging einfach nicht mehr, keine Ahnung wieso.)
    Trotzdem möchte ich euch die beiden letzten Kapitel nicht vorenthalten- leider eben ohne Bilder. Ich hoffe, es stört euch nicht allzu sehr, da könnt ihr mal eure Phantasie spielen lassen. xD

    Kapitel 21 - Heile Welt vs. Verlustängste



    Branda blickte wehmütig in den sanftblauen Sommerhimmel, dessen Farbe sie an ihre Kindheit in Montana erinnerte. Sie wippte leicht mit den Füßen und atmete den Duft ein, der dieser wunderschöne, warme Sommerabend durch den Garten ihres Hauses trug. Die Bank auf der sie saß, stand im Schatten einer der vielen Trauerweiden des großen Gartens. Die langen Äste der Trauerweide berührten leicht den Boden, dessen Gras saftig grün war. Es war ein herrlicher Sommer, wohl der herrlichste seit langem für Branda. Und es würde ihr letzter in Illinois sein, das wusste sie und es erfüllte sie gleichzeitig mit Wehmut und auch Freude, diesen Ort, an dem Branda so viele Verluste erlebt hatte in den letzten Jahren, zu verlassen.
    Vicca trat gerade auf die Veranda, deren ebenmäßiges Holz im Licht der hell strahlenden Sonne leicht gelb wirkte. An ihrer Hand führte sie die kleine Cosima, die ein bezauberndes Kleidchen trug und immer wieder versuchte, sich von Viccas Hand loszureißen und selbstständig zu ihrer Mutter zu gelangen. Vicca lächelte leicht und gab endlich Cosimas Drängen nach, die alleine gehen wollte. Auf Viccas Arm schlief schmatzend Brandas zweite Tochter Muriel, deren Gesichtchen sich wohlig der Sonne entgegenstreckte.
    Brandas Gesicht, das eben noch fern und abwesend gewirkt hatte, glättete sich und nahm zärtliche Züge an, als sie ihre beiden Kinder erblickte. Oh, wenn Dave doch nur sehen könnte, wie niedlich seine Tochter war!, schoss es ihr durch den Kopf.
    Gerade lief Cosima, mit vor Anstrengung leicht geöffnetem Mündchen und glühenden Wangen, Branda entgegen und lachte stolz auf, als ihre Mutter sie lobte, wie toll sie doch schon gehen könne. Branda setzte Cosima auf ihren Schoß und fixierte Vicca, die langsam und behende über die Wiese ebenfalls zu der kleinen Bank kam.
    Wie glücklich Branda doch war, ein so wundervolles Kindermädchen gefunden zu haben und als ihr der Gedanke kam, Vicca wohl nie wieder entlassen zu wollen, fiel ihr mit Entsetzen ein, dass sie und ihr Lebensgefährte schon bald nach Moose Jaw übersiedeln wollten. Ob Vicca, die erst in einem halben Jahr volljährig werden würde, mit ihr ziehen würde? Wohl kaum, schon im Anbetracht der Tatsache, dass das Mädchen noch minderjährig war und ihre boshafte Mutter sie nicht gehen lassen würde.
    Vicca hatte ihr oft von ihr erzählt und die Geschichten über Viccas Mutter Livleen ließen Branda immer wieder schaudern.
    Livleen wusste nicht, wer Viccas Vater war, denn zur Zeit der Zeugung lebte sie mit drei Männern in einer Beziehung und jeder hätte der Vater sein können. Livleen kümmerte sich nicht weiter darum, denn sie hatte andere sorgen. Sie besaß nicht viel Geld und ein Kind war teuer. Deshalb begann Livleen in zwielichtigen Clubs als Stripperin ihr Geld zu verdienen, das sie nachher doch wieder versaufte. Beinahe ihr ganzes Leben lang war Livleen Sheridy alkoholabhängig gewesen und auch jetzt, mit 36 Jahren, dachte sie nicht daran, sich in eine Entzugsklinik zu begeben.
    Ihre Tochter war ihr gleichgültig, sie wusste, dass Vicca schlau genug war, für sich selbst zu sorgen. Sie wussten beide, dass sie einander nicht viel bedeuteten und jede kam damit zurecht, auf ihre eigene Weise. Und die Weise Livleens war ganz klar der Alkohol.
    Branda wunderte sich oft darüber, wie eine so scheußliche Frau ein so wunderbares Kind aufziehen konnte. Vicca war geduldig, hilfsbereit, intelligent, nett und äußerst begabte Köchin. Sie verwunderte die Familie Lavette ein ums andere mal, wenn sie sich bereit erklärte, das Abendessen zu kochen. An ihrem Essen schmeckte man immer, dass es mit Liebe gekocht war.
    Dies und viele weitere Kleinigkeiten und Details liebte Branda an ihrem Kindermädchen und auch wenn sie, da sie zur Zeit nicht arbeitete, sich gut selbst um ihre Kinder hätte kümmern können, wollte sie einfach nicht mehr auf Vicca verzichten. Sie war für sie schon wie eine eigene Tochter und Vicca fühlte sich sichtlich wohl im Hause der Lavettes.
    "Muriel, hier ist deine Mami", riss Vicca Branda aus ihren Gedanken. Vorsichtig legte sie Branda ihre Jüngste in den Arm, die nicht erwachte. "Wie ein Engel, findest du nicht auch, Branda?", fragte Vicca schmunzelnd. Branda hatte Vicca gebeten, sie zu duzen, da sie nicht nur ein Gast in der Familie, sondern eigentlich bereits ein Teil der Familie war.
    Branda nickte und strich zärtlich über die rosigen Bäckchen ihrer Tochter. Sie freute sich schon unheimlich darauf, ihrer Mutter ihre Enkelinnen vorzustellen. Sie versuchte, sich Juliette Lavettes Gesicht vorzustellen, doch sie wusste genau, dass ihre Vorstellungskraft nicht ausreichte für den schönen Moment, in dem Juliette die Kinder ihres eigenen Kindes in die Arme schließen durfte.
    Aber schon bald würde sie diesen Augenblick erleben können. Nicht mehr lange, und sie würde wieder bei ihrer Mutter sein. Cosima und Muriel würden, wie Franziska und sie damals, auf dieser wunderschönen Farm aufwachsen. Sie würden die Kühe melken, auf den noch jungen Pferden über die Felder reiten, bei Rodja, Betty-Sue und Vicca in den Stallungen schlafen und sie würden an den lauen Sommerabenden bis spät in die Nacht auf der Veranda sitzen und Sterne zählen, so wie Franziska und sie es auch immer getan hatten. Es würde alles wunderschön werden, da war Branda sich sicher.
    Vicca erklärte, sie müsse das Abendessen vorbereiten und verschwand schon kurz darauf im Haus, wo man sie durch das geöffnete Küchenfenster fröhlich summen und pfeifen hörte.
    Cosima pflückte kleine Gänseblümchen, die um die Bank herum wuchsen und freute sich, wenn sie ein besonders Schönes fand. Branda betrachtete ihre Tochter mit einem liebevollen Lächeln, dessen Wärme an dem Tag, an dem sie Mutter wurde, endlich wieder zurückgekehrt war. Trevor hatte es zufrieden erkannt und auch er wirkte endlich wieder gelassener. Hatte ihn vor Cosimas Geburt noch die Eifersucht auf Dave innerlich zerfressen, so hatte er später bemerkt, dass Cosima seine Tochter war. Sie nannte ihn Daddy und verlangte jeden Abend nach ihm, damit er ihr einen Gutenachtkuss geben konnte.
    Die Nachricht, dass Branda wieder schwanger war, setzte seinem zurückgewonnenem Glück die Krone auf und er sah wieder so glücklich wie früher aus. Die dunklen Ringe unter seinen Augen verschwanden, die harten Züge wichen aus seinem Gesicht und machten Platz für seine charmante, liebenswürdige Ausstrahlung, wie er sie seit jeher besessen hatte.
    Die helle Stimme ihrer Tochter ließ Branda aufsehen. "Mama, mir ist kalt. Wann kommt Daddy?", fragte die Kleine und presste dabei ihren selbstgepflückten Strauß aus Gänseblümchen an ihre Brust. Branda stand langsam auf und nahm Cosima an die Hand. "Ja, lass uns zurück ins Haus gehen, es wird wirklich allmählich frisch. Daddy kommt bestimmt bald, er wollte nur noch einmal schnell zu Tante Liv, weil Sean sein Spielzeugauto hier vergessen hat." Cosima versuchte einen ernsten Gesichtsausdruck aufzusetzen, während sie nickte. Anschließend gingen die drei zurück in das Haus, das bereits von köstlichem Duft durchflutet wurde, der ohne Frage aus der Küche in die anderen Räume drang.
    Branda brachte Cosima in ihr Zimmer, wo sie noch ein wenig mit ihrem Teddy spielte, während Muriel bereits in ihrem Zimmer in ihrem kleinen, blauen Bettchen lag. Sie schlief sofort ein und schmatzte nur noch ein paar Mal zufrieden. Branda lächelte und begab sich wieder nach unten. Gerade als sie in den Flur kam, öffnete sich die Haustür und Trevor stand auf der Schwelle. "Hallo, mein Schatz", begrüßte er Branda und küsste sie, während er die Tür hinter sich schloss. "Und, wie war es bei Liv? Hat sie dir gesagt, ob sie morgen kommt?", wollte Branda wissen. "Ja, sie hat gesagt, dass sie gegen neun kommt und Sean mitbringt. Ist das okay?" Branda nickte und wollte sich schon gerade umdrehen, um Vicca zu fragen, wann das Essen fertig war, als ihr der dunkelrote, leicht verwischte Fleck an Trevors T-Shirt auffiel. Lippenstift, dachte sie mit Herzklopfen. Nein, das konnte nicht sein. Trevor würde sie nicht mit Liv oder irgendeiner anderen betrügen. Nie. Sie strengte sich an, nicht weiter daran zu denken und ging in die Küche, in der Vicca fleißig würzte, kochte, rührte und knetete. Plötzlich spürte Branda zwei Arme, die sich langsam um ihre Hüfte legten. Sie fühlte Trevors Atem in ihren Nacken und seine Hände, die ihren inzwischen wieder flachen Bauch streichelten. "Wenn wir Vicca darum bitten, wird sie nach dem Essen bestimmt einen großen Spaziergang mit Muriel und Cosima machen. Dann könnten wir ein bisschen allein sein...", flüsterte er ihr ins Ohr, so dass Vicca ihn nicht hören konnte, wobei ihm das wahrscheinlich egal gewesen wäre. Automatisch musste Branda an den Lippenstiftfleck an seinem T-Shirt denken und sie entzog sich seinen Armen. Sie trat ein paar Schritte zurück, in den Essraum, doch Trevor folgte ihr mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen. "Ich weiß nicht. Muriel schläft schon und Cosima...", begann sie, doch Trevor unterbrach sie sofort, als er ihre abweisende Stimme hörte. "Ach, komm schon. Muriel hat heute so lange geschlafen, bestimmt wacht sie jeden Moment auf, weil sie nicht mehr müde ist. Und Cosima liebt es, mit Vicca spazieren zu gehen, also such doch keine unbegründeten Ausreden, Liebling." Seine Stimme klang verändert, nicht mehr so liebevoll wie sonst, sondern leidenschaftlicher, lustvoller.
    Branda redete sich ein, dass Trevor sie nicht betrogen haben konnte. Würde er sonst schon wieder Sex wollen? Nein. Die Tatsache, dass Trevor und sie sich schon oft zwei- oder dreimal hintereinander geliebt hatten, weil er so unersättlich war, verdrängte sie schnell. "Okay, ich frage Vicca gleich, ob sie mit den Kindern hinaus geht. Aber zuerst essen wir", gab sie schließlich nach und verschwand seufzend in die obere Etage.
    An der Treppe kam ihr Cosima entgegen und wollte wissen, wann es endlich Essen gäbe, da sie so hungrig sei. Branda sah nach Muriel, doch diese schlief noch. Branda nahm Cosima auf den Arm, gebot ihr leise zu sein, um ihre Schwester nicht zu wecken und trug ihre Erstgeborene in den Essraum, in dem ihr Hochstuhl stand. Vorsichtig hob sie Cosima hinein und ging in die Küche, um das Essen zu holen. Vicca war gerade dabei, das Besteck auf dem großen Tisch zu verteilen und Trevor schenkte jedem zu Trinken ein.
    Beim Essen kam Branda schließlich darauf zu sprechen, ob Vicca einen Spaziergang unternehmen wollte. Vicca verstand natürlich, wieso die beiden allein sein wollten, doch sie tat, als würde sie glauben, die beiden wollten einfach mal wieder ein bisschen Ruhe genießen. "Natürlich, ich gehe gerne mit den beiden nach draußen. Es ist ja noch nicht kalt und außerdem scheint Cosima noch überhaupt nicht müde. Muriel kommt in den Kinderwagen, dann geht das schon. Ich gehe gleich nach dem Essen los, wenn das recht ist." Trevor nickte lächelnd und nahm einen Schluck Wasser.
    Zwanzig Minuten später verabschiedete Vicca sich winkend und kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, drehte sich Trevor zu Branda um und schwang sie auf seine Arme. Er grinste wollüstig und lief die Treppe nach oben in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Er legte Branda zärtlich auf das große Bett und setzte sich zu ihr. Er küsste sie leidenschaftlich und zog ihr langsam ihr Oberteil aus. Plötzlich hielt er inne, als er Brandas abwehrende Haltung bemerkte. Er sah sie fragend an. "Was ist denn los mit dir? Den ganzen Abend bist du schon so abweisend." Branda wich seinen Blicken aus und bemerkte bizarrerweise, dass die oberste Schublade ihrer Kommode einen Spalt offen stand. Sie fixierte die Kommode, doch Trevor griff nach ihrem Kopf und zwang sie so, ihn anzusehen. Branda verspürte den Drang, ihn einfach anzuschreien und zu fragen, wieso er sie betrog. Sie fasste sich jedoch noch rechtzeitig, aber sprach Trevor trotzdem direkt an. "Seit ich den Lippenstift an deinem Shirt gesehen habe, kann ich dich einfach nicht küssen, weil ich denke, dass du zuvor eine andere Frau geküsst hast." Branda hatte unheimlich schnell gesprochen, um es einfach hinter sich zu bringen. Trevor starrte sie einige Sekunden an, bevor er sich lachend über das Gesicht fuhr. "Oh, Liebling! Hätte ich das gewusst! Ich habe dich nicht betrogen, was denkst du denn von mir? Ich liebe dich doch, nur dich. Das war Sean, er hat mich mit Tomatensoße bekleckert, als ich ihn hochgehoben habe", als er Brandas zweifelnden Blick bemerkte, sprach er schnell weiter, "Du kannst Liv ja fragen, aber ich habe dich nicht betrogen. Und ich habe noch nie Lippenstift mit Tomatensoßengeschmack gesehen." "Wer weiß, was Liv alles für komisches Zeug hat. Sie hat es schon nicht gescheut, mit Todd rumzuhuren, obwohl er verheiratet ist! Vielleicht steht sie auf Männer, die in Beziehungen leben und außerdem bist du ziemlich attraktiv. Dieses Flittchen schreckt doch vor nichts zurück, wieso dann nicht auch vor dem Vater meiner Kinder?", sagte Branda spitz. Trevor stöhnte. "Weißt du, dass du verdammt sexy aussiehst, wenn du eifersüchtig bist?" Branda fühlte, wie sich ihre Wut langsam löste. Sie beugte sich ein wenig zu Trevor und leckte an seinem T-Shirt. Trevor lachte schallend und Branda grinste. "Eindeutig Tomatensoße. Da hast du nochmal Glück gehabt, Trevor Pastens.", rief sie und schmiss sich mit kindlicher Geste auf Trevor, dessen Hände zärtlich über ihre Hüften strichen. "Genau, lass uns die Zeit, die wir alleine haben, besser nutzen.", murmelte er leise und küsste Branda leidenschaftlich.
    "Ich liebe dich, Trevor...", flüsterte sie leise, als er stöhnend über ihr lag. "Ich liebe dich!", rief sie dann lauter und küsste ihn zärtlich

    @ Nerychan: Tja, wer mag da wohl liegen ^.^ Tessa hab ich schnell verdaut, ihr Tod war schon etwas länger geplant. *lach* Aber die Person, die jetzt da liegt, die hatte eine Krankheit und ich hatte eigentlich auch nicht geplant, sie sterben zu lassen (mit sie ist die Person gemeint, also kein Hinweis auf das Geschlecht der Leiche xD)
    Danke für deinen lieben Kommi :)
    Lenia: Tja, wer weiß... Trevor, Franzi, Mama Lavette, Dave, ein Kind von Franzi (die hat Branda ja auch immer gern gemocht) oder Todd? Weeeeeeeer weiß! ^.^
    Danke für deinen Kommi, danke, danke, danke x)
    @ Aleksia: Naja, es ist noch nicht raus, ob es Trevor ist. Klärt sich im nächsten Kapitel, denke ich. Hatte es schon beinahe fertig geschrieben, aber dann hat es mich so angekotzt, was ich zusammengeschrieben habe, dass ich dieses Kapitel nicht nehmen werde. Deswegen dauert es etwas länger.
    Danke für den netten Kommi :´)

    Liebe Grüße,
    Alienor

    Wow, kein Kommi. Ich freu mich. *seufz*

    So, es geht schon weiter mit Kapitel 21 - Won´t let you go.


    Zur Info: In diesem Kapitel findet ein Zeitsprung statt, also nicht wundern, dass alles auf einmal anders ist. Dieses Kapitel wirft einige Rätsel auf, ist gewollt kurz und auch harmonisch-tiefbedrückt zugleich. Also keine Sorgen, ist alles gewollt x)



    Kapitel 21 – Won´t let you go…



    Langsam ging Branda den Kiesweg entlang. Ihr Hand kramte in ihrer schwarzen Handtasche nach ihrem Lippenstift, während die andere Hand sanft über ihren Bauch strich. Als sie die Hälfte des Weges zurück gelegt hatte, fand sie endlich ihren Lippenstift, schmierte ihn sich an die Lippen und lief weiter. Bewusst atmete sie die warme, Blumenduft geschwängerte Frühlingsluft ein. Es war schon unglaublich warm für diese Jahreszeit und so bereute Branda, nicht ihr kurzes Kleid angezogen zu haben, doch dann erinnerte sie sich daran, dass es ihr bestimmt nicht mehr passen würde.



    Seufzend beschleunigte sie ihren Schritt. Sie grüßte einen Mann, der ihr lächelnd entgegen kam und freute sich innerlich, dass sie jetzt allein war. Kurz darauf stand sie vor dem Grab, strich sich die Klamotten glatt und setzte sich. Stille herrschte, man hörte nur den Wind sanft durch die Bäume rauschen, deren Blätter beruhigend raschelten. Branda strich sich die Haare aus dem Gesicht und richtete sich ein wenig auf. „Und, wie geht es dir? Mir geht es gut, wie allen anderen auch. Cosima kann nun laufen, sie übt auch schon ganz fleißig.“, begann Branda lächelnd. „Morgen werde ich mit ihr zu Sean fahren. Cosima mag ihn wirklich sehr, die beiden sind ganz niedlich zusammen. Mit Liv habe ich mich auch ein wenig angefreundet, obwohl ich sie erst ziemlich unsympathisch gefunden habe. Aber ich habe mich wohl getäuscht. Nun ja, jedenfalls werden wir morgen zu ihr gehen und ein wenig plaudern. Wie Frauen das so machen, du kennst das ja.“



    Branda lachte auf. Sie schwieg eine Weile und genoss die warme Sonne auf ihrem Gesicht. Sie war oft in der Sonne und trotzdem war sie eigentlich ziemlich blass. Das lag wohl an ihrer Mutter, denn diese war immer hellhäutig gewesen. „Wie eine Porzellanpuppe“, hatte Branda immer gehaucht, wenn sie ihre wunderschöne Mutter angeblickt hatte. Brandas Vater war schon länger tot, er starb genau in dem Jahr, in dem Branda Moose Jaw verlassen hatte. Herzinfarkt. Krankenhaus. Zurück nach Hause. Zweiter Herzinfarkt. Tot. Branda hatte es sich nie verziehen, nicht bei ihm gewesen zu sein. Sie konnte es nicht mehr ändern.
    „Wenigstens war ich bei dir, mein Schatz, als du gestorben bist. Sogar deine Hand habe ich gehalten. Dich habe ich nicht alleine gelassen. Dich nicht…“ Obwohl sie alles bereits verarbeitet hatte, stiegen Tränen in ihre Augen. Schnell wischte sie diese fort und stand seufzend auf. Sie klopfte sich das Gras von ihrer Kleidung, schwang sich ihre Handtasche über die Schulter und genoss noch einmal kurz die Sonne auf ihrem Körper. „Ich komme bald wieder. Bis dann…“ Sie drehte sich um und verließ schnell den Friedhof.



    Ihr Blick war gesenkt und sie guckte nicht zurück, wie sie es sonst immer tat.


    Als sie ihre Haustür öffnete, kam ihr schon Cosima entgegen gelaufen. Lachend ging sie in die Hocke und streckte die Arme aus. „Komm Cosima, komm zu Mami!“, rief Branda ihrer kleinen Tochter zu. Diese gluckste fröhlich. Vorsichtig lief sie weiter, etwas wackelig noch, und lachte zufrieden auf, als sie es bis zu Branda geschafft hatte. Stolz riss diese sie hoch und schwang sie durch die Luft.



    Anschließend drückte sie ihre Tochter sanft an ihre Schulter. In diesem Moment betrat Vicca den Flur. In ihrer Hand hielt sie eine Schüssel mit Brei und einen Löffel. „Da bist du ja, Cosima!“, sagte sie gespielt tadelnd. „Na, ist sie dir abgehauen?“, fragte Branda und setzte Cosima wieder auf den Boden ab. Vicca hielt der Kleinen die Hand hin, während sie weitersprach. „Ja, ich bin bloß kurz in die Küche gegangen, um den Brei zu holen. Kaum kann man laufen, haut man schon ab, was?“, wandte sie sich an Cosima, die ihr grinsend nach der Nase griff. Branda lachte und trug ihre Tochter zurück in den Essraum, wo ihr Hochstuhl stand. Dort setzte sie sie ab und küsste Vicca, die ihr entgegen kam erst mal auf die Wange. „Entschuldige, ich habe dich noch gar nicht begrüßt. Fütterst du sie, dann kann ich sie nachher noch schnell baden, okay?“ Vicca lächelte sanft und nickte. Branda verließ das Esszimmer und ging in ihren Schlafraum. Das Bett war gemacht, das Fenster geöffnet, so dass auch hier die Luft nach Frühling roch. Sie setzte sich auf ihr Bett und dachte nach.



    Nach einer Weile nahm sie das Bild, das auf ihrem Nachttisch stand, in die Hand. Darauf waren all die Personen, die ihr wichtig waren. Trevor hielt Cosima im Arm, Franzi stand neben Dave und guckte sanft lachend auf Brandas Hand, die Cosimas Kopf tätschelte. Dave hatte seine Hand um Franzis Schultern gelegt und wirkte glücklich wie er selten gewirkt hatte. Vor der kleinen Gruppe saß Vicca mit ihrem immer währendem, zufriedenen Lächeln.
    Das Bild wurde vor einem Jahr geschossen. Brandas Lieblingsbild.
    Sie stellte es zurück auf ihren Nachttisch, ging zu ihrer Fensterbank und schaltete das Radio ein.
    Lächelnd warf sie sich auf ihr Bett und sang lauthals mit: „ Everybody seems to think I'm lazy - I don't mind, I think they're crazy.Running everywhere at such a speed, till they find, there's no need...”
    Sie lag auf dem Rücken und ihre Hände fuhren über die weiche, fliederfarbene Bettdecke.
    Der Himmel, der eben noch zartblau gewesen war, färbte sich langsam orange-rot. Die Sonne versank langsam im Horizont. Branda seufzte und dachte daran, dass Franzi immer Sonnenuntergänge geliebt hatte.
    “Branda?”, rief Vicca. Branda setzte sich auf und ordnete ihre Haare. “Ja, hier bin ich, im Schlafzimmer.”, antwortete sie ruhig und wartete darauf, dass Vicca die Tür aufmachen würde. Doch stattdessen ging die Tür auf und Cosima stand kichernd da.



    “Hey, die Tür hast du aber noch nicht aufgemacht, oder?!”, rief Branda halb erstaunt, halb ungläubig aus. Vicca verriet sich, in dem sie leise zu lachen begann. Dann kam sie hinter der Tür hervor und erklärte: “Unsere Prinzessin Cosima hat soeben ihr Abendmahl beendet und wünscht nun, ein heißes Bad eingelassen zu bekommen.” Branda stand auf und hob Cosima in ihre Arme. Vicca ging wieder nach unten, wahrscheinlich würde sie ein wenig das Haus aufräumen. Branda lief in das angrenzende Badezimmer und ldrehte den Wasserhahn der Badewanne auf. Ein paar Minuten später setzte sie Cosima in die Wanne, die kaum voll war. Cosima plantschte und spritzte, während Branda ihr vorsichtig die Haare wusch.



    “Du darfst mich nie alleine lassen, Cosima... Ja?”, fragte sie so leise, dass Cosima es nicht wahr nahm. Eigentlich war Branda das Recht.




    Das war´s auch schon. Ich weiß, recht kurz, aber ich hatte auch nicht so viel Zeit. Entschuldigt.


    Liebe Grüße,
    Alienor


    P.S.: Verzeiht mir, dass Vicca nirgends zu sehen ist, ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. -.- Aber ich lasse euch wissen, dass sie ´ne ganz Süße ist, vielleicht finde ich ja noch ein Bild.
    P.P.S.: Es tut mir auch schrecklich leid, dass Branda am Grab nicht sitzt, aber die wollte ganz und gar nicht so, wie ich wollte ^.^

    So, es geht nach langem Warten (wie immer halt -.- ) endlich weiter. Ehrlich gesagt mag ich dieses Kapitel nicht sonderlich, weiß auch nicht wieso.
    Aber trotzdem viel Spaß.



    Kapitel 20 – My peace is gone.



    Langsam schritt Branda zum in die Richtung der kleinen Kapelle, die dort oben auf der Anhöhe des Friedhofes thronte. Ihre Wangen waren rosig und außergewöhnlich blass, was ein schöner Kontrast zu ihren blutroten Lippen war.



    „Findest du die Farbe nicht ein wenig übertrieben oder auffällig?“, hatte Trevor noch gefragt, doch Branda hatte nicht die Kraft aufraffen können, ihre Antwort nett klingen zu lassen. „Nein, ganz und gar nicht. Die Farbe ist genau richtig, wenn ich verhindern will, selbst in das Grab geworfen zu werden, so tot sehe ich aus.“ Trevor hatte nur stumm genickt, er wusste, dass er nichts gegen die Trauer seiner Freundin tun konnte. Seit Branda erfahren hatte, dass Tessa tot war, war sie wortkarg und zurückhaltend gewesen. Er hatte sie nie lächeln gesehen.
    Im Takt der Messdiener und des Priesters lief der Tross den kleinen Hügel hinauf. Es roch nach Weihrauch, doch dieser drang nicht bis zum Ende des Zuges, denn es wehte kein Wind. Es war, als würde die Welt den Atem anhalten.
    Franziska lief mit ihren Kindern ziemlich weit vorne, während Branda entmutigt und betrübt das Schlusslicht bildete. Trevor bat sie mehrmals, sich doch bitte zu beeilen, um nicht als letzter in die Kapelle zu gehen, doch Branda achtete nicht auf seine Worte. Vielmehr wirkte sie danach noch teilnahmsloser.
    Die ersten Menschen waren bereits an der Kapelle angekommen und drängten sich durch die große Pforte. Franziska hatte ihre Kinder hinein geschickt und stand nun draußen an der reichlich verzierten Pforte und nickte den durchgehenden Leuten so freundlich wie es ihr nur möglich war, zu.



    Branda bewunderte ihre Freundin wieder ein mal maßlos- nachdem sie das schmerzhafte Telefonat mit Tessas Familie geführt hatte, hatte sie sich alleine um die Bestattung gekümmert. Sie hatte den Rosenkranz am Abend zuvor organisiert, die Gebete ausgewählt, die Art der Bestattung und auch den Sarg ausgesucht und auch sonst alle Arbeit auf sich genommen. Im Gegensatz zu ihr, die ihre Trauer durch körperliche Anstrengung verdrängte, hatte sich Branda voll und ganz ihrem unendlichem Schmerz überlassen. Stundenlang hatte sie an Cosimas Bett gesessen, geweint oder sie einfach nur gestreichelt. Trevor hatte sie oft Ewigkeiten nicht zu Gesicht bekommen und mehr als einmal hatte er überlegt, einfach die Tür aufzustoßen um seine Lebensgefährtin zu schütteln, um zu prüfen, ob sie überhaupt noch lebte. Doch er hatte sich zurückgehalten, wollte er ihr doch Zeit lassen. Und so hatte sie Stunde für Stunde, Tag für Tag kaum ein Wort mit ihm gesprochen.
    Erst am Tag der Beerdigung hatte sie sich das erste mal wieder geschminkt und schöne Kleidung angezogen. Doch es war ihr egal, sie tat es nicht für sich, sondern für Tessa. An dem Tag, an dem sie ihre Freundin zum letzten mal sehen sollte, wollte sie hübsch aussehen.
    Und nun ging sie hier, Stück für Stück, immer näher an die Kapelle mit dem dunklem Dach heran.



    Franziska stand immer noch an der Pforte. Sie hatte ihre Hände vor ihrem schwarzen Kleid gefaltet und ihre Lippen gespitzt. Sie wartete auf Branda. Als diese endlich bei ihr ankam, blieb sie nur ausdruckslos vor Franzi stehen und betrachtete ihre Freundin, die tief seufzte. Nach einer Weile, in der Franzi inbrünstig auf ein Wort von Branda gehofft hatte, bekam sie nur ein paar jämmerliche, leise gesprochene Worte zu hören. „Tessa würde jetzt höhnisch lachen.“ Franziska konnte es nicht fassen. Sie verstand Brandas Wut, ihren Hass Estelle Deneuves gegenüber, ihren Schmerz und ihre Verzweiflung, doch konnte sie sich nicht einmal heute, am Tag von Tessas Bestattung, zusammenreißen?



    Franziska blieb stumm und machte ein paar Sekunden später auf ihrem Absatz kehrt, um sich dann in die zweite Reihe der Kapelle zu setzen, direkt hinter ihren Kindern. Branda versuchte ihr Gesicht auszusehen lassen, als müsste sie weinen, doch es gelang ihr nicht so richtig. Sie begab sich in eine der hinteren Reihen und ließ sich matt auf die Bank fallen.



    Neben ihr saß eine junge Frau, schluchzend und weinend, mit geröteten Augen und sehnsüchtigem Blick. Neben der Frau saß ein Junge, dessen Augen ganz und gar Tessas glichen. Dieses warme Braun, dessen Intensivität einen staunen ließ. Brandas Mund stand offen und sie starrte die beiden Personen an. Als die Schwangerer den Jungen dann auch noch mit den Worten „Christopher, ihr geht es nun gut… Glaub mir“ tröstete, war Branda sich ganz und gar sicher: Neben ihr saßen Tessas jüngere Schwester Brianne und ihr kleiner Bruder Christopher.



    Beim Anblick der beiden, die trotz der Tatsache, dass sie ihre Schwester nun mehr als zwölf Jahre nicht gesehen hatte, zu Tode betrübt waren, änderte sich Brandas Stimmung schlagartig. Die kalte Starre, die sie empfunden hatte, wich und machte unbeschreiblicher Trauer Platz. Trevor suchte eilig nach einem Taschentuch, als er sah, wie Branda zu weinen begann. Sie hielt sich schluchzend die Hand für den Mund, um vor Schmerz nicht laut aufschreien zu müssen. Trevor rutschte näher an sie heran, jedoch hatte er kein Taschentuch. Branda blickte auf und sah direkt vor ihrem Gesicht eine schmale, zerbrechlich wirkende Hand, die ihr ein Taschentuch hinhielt. Branda guckte auf das Gesicht, das zu dieser Hand gehörte. Brianne lächelte ihr ermutigend zu, trotz ihren Tränen. „Hier, nehmen Sie es.“, sagte sie und ihre Stimme klang warm und freundlich. Dankend nickte Branda und griff nach dem Tuch. Für einen Moment berührten sich Brandas und Briannes Hände und es schien, als wären Branda und Tessa für einen Moment wieder vereint. Branda konnte den Blick nicht von dieser wunderschönen Frau nehmen, die Tessa vielleicht nicht unbedingt äußerlich glich, doch trug sie ihre Herzenswärme und auch ihre Hilfsbereitschaft in sich.



    Branda nahm all ihren Mut zusammen und begann zögernd: „Brianne? Brianne Houston?“ Brianne blickte sie fragend an, bejahte dann aber. Branda atmete tief durch. “Ich war eine von Tessas besten Freundinnen. Sie hat mir von Ihnen erzählt, und auch von Ihrem Bruder Christopher. Nun ja… Ich weiß gar nicht, was ich Ihnen jetzt sagen soll, außer… Ich habe Tessa geliebt. Sie hat mich behandelt wie eine Schwester, wie sie wohl auch Sie behandelt hat. Und ich wollte Ihnen danken.“ Brianne lächelte unsicher, aber sichtlich gerührt. „Es ist schön, Leute zu treffen, die mit Tessa befreundet waren. Und wenn sie Sie wie eine Schwester, wie mich behandelt hat, dann müssen Sie sie geliebt haben. Denn ich habe sie auch geliebt. 14 Jahre lang und zwölf Jahre, in denen ich sie zwar nicht gesehen habe, in denen ich aber quälend oft an sie denken musste. Aber… Wieso danken Sie mir?“ Branda lächelte. „Ich danke Ihnen, weil Sie gekommen sind. Sie haben Tessa zwölf Jahre nicht gesehen und sind nun hier. Danke.“ Brianne wischte sich eine kleine Träne fort. „Du kannst mich duzen, ich denke nicht, dass wir so förmlich sein müssen.“, sagte sie und legte ihre Hand tröstend auf Brandas, die sich Tessas kleiner Schwester auf wundervolle Weise verbunden fühlte.


    Die Predigt und die Gebete vergingen schnell, obwohl sie mit zahlreichen, bedeutungslosen Worten gefüllt war, bei deren Hälfte Branda sich sicher war, dass sie nur irgendwelche Klauseln waren, die gesagt wurden, um nicht teilnahmslos zu wirken. Gegen Ende sollte auch Branda eine Rede halten. Man erwartete wie üblich eine gekünstelte, verschrobene, vier Seiten lange Litanei, doch Branda sagte nur, was sie wirklich fühlte. Kein unehrliches Wort sollte über ihre Lippen kommen.
    „Tessa Houston hat sich immer für andere aufgeopfert. Egal für wen. Und dafür liebe ich sie mehr, als ich es auszudrücken vermag. Tessa war nicht perfekt, aber sie war perfekt sie selbst. Ich habe es geliebt, wenn ich den Hörer abnahm und ihre rauchige, einen für sich einnehmende Stimme ertönte. Ich habe es geliebt, von ihr umarmt zu werden und dabei den Duft ihres warmen Körpers zu riechen. Ich habe es geliebt, das schnell aufeinander folgende Klacken ihrer Schuhe zu hören. Ich habe sie geliebt. Und ich weiß, dass ich es auch noch tun werde, wenn ich Tessa endlich näher komme. Und bis zu diesem Zeitpunkt werde ich sie nicht vergessen, denn sie war wie der warme Sommerwind. Doch nun ist es Winter…“
    Die letzten Worte hatte sie nur mühsam hervorgebracht.



    Tränen traten erneut in ihre Augen. Ihre Stimme zitterte und sie begab sich wieder auf ihren Platz. Brianne wischte sich eine Träne aus ihrem zarten Gesicht.


    Der Rest der Predigt verlief wie gewohnt und es fiel nichts besonderes vor. Dann kam der Zeitpunkt, an dem Tessas Leichnam in das frisch ausgehobene Grab hinab gelassen werden sollte. Mit eisigkalten Fingern schritt Branda dem Priester hinterher, der zielgerichtet auf ein braunes Loch zulief.
    Der Sarg neben dem Grab war aus edelstem Holz, Franziska musste sich in Unkosten gestürzt haben. Wehmütig dachte Branda an Tessa, die nie viel Geld besessen hatte, aber doch immer glücklich war. Der beste Beweis dafür, dass Geld nicht zwangsläufig glücklich machen musste.
    Branda zwang sich, nicht erneut zu weinen und stellte sich an die Grube. Plötzlich konnte sie nicht mehr. Alles schien zusammen zu brechen. Sie sank auf die Knie. Ihre Hände berührten den feuchten Boden, als sie plötzlich eine warme Hand auf ihrem Rücken spürte. Sie drehte sich langsam um und sah Trevor. Sie bemerkte ihr schlechtes Gewissen ihm gegenüber- sie hatte nicht ein Wort mit ihm gesprochen seit der Nachricht von Tessas Tod und trotzdem stand er ihr hier bei. Er war immer für sie da gewesen und hatte ihr verziehen, wenn sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug oder wenn sie ihm nicht gestattete, in Cosimas Zimmer zu gehen, weil sie fürchtete, die Kleine könnte aufwachen.
    Trevor hielt ihr die Hand hin. Einen Moment sah sie sie an, diese starke, gepflegte Hand. Dann griff sie nach ihr und zog sich hoch. Fest drückte sie sich in Trevors Arme, der im ersten Augenblick verwundert dreinblickte. Kurz darauf schloss er seine Arme um sie und wiegte sie sanft hin und her.



    Auch die letzten Menschen waren nun am Grab angekommen und sahen zu, wie der schwere Sarg hinabgelassen wurde. Heiße, brennende Tränen rannen Brandas Wangen hinab, bis sie in ihrer Halsgrube angekommen waren und weggewischt wurden. Immer noch hielt Trevor seine Lebensgefährtin in den Armen, als müsse er sie beschützen. Branda hatte ihre Augen auf den frischen Grabhügel gerichtet, wo Tessa ruhte.
    Und ganz abseits, fern von den anderen, da stand eine dünne, bösartig aussehende Frau. Als sie bemerkte, dass Branda sie gesehen hatte, verschwand sie über die Hügel des Friedhofes.
    Branda drehte sich langsam um und blickte auf das frisch aufgestellte Holzkreuz. Tessa Houston 1977-2006 Und kein Aug' im Zuge, das tränenleer. Branda lächelte.
    Sie dachte an den warmen Sommertag zurück, an dem sie mit Tessa und Franzi am See gewesen war. Irgendwas hatte sie an die Ballade „Die Brücke am Tay“ erinnert und so zitierte sie ein paar Zeilen. Tessa war miteingefallen und schließlich auch Franzi. Und nun stand ein Satz aus diesem Stück auf Tessas Grab. Bestimmt würde ihr das gefallen.



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    So, das war's auch schon. Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen und ihr Hinterlasst ein paar liebe Kommis.

    Liebe Grüße,
    Alienor

    Oh, so viele liebe Kommis *gerührt ist*

    Aaalso:

    @ Cyber19: Erst mal vielen, vielen Dank für dein Lob, das freut mich :´). Es ist schön, wenn ich höre, dass meine FS spitze sei ^.^
    Zu den Haaren: Tessa verändert sich stöndig. Anfangs hatte sie dunkelblonde Haare mit hellblonden Strähnchen, was zu einer platinblonden Frisur wurde, die wiederum schwarz gefärbt wurde. Und dann eben doch wieder blond. Wurde auch einmal kurz erwähnt, dass sie wieder erblondet ist. Also das ist einfach Tessa ^.~
    Danke für deinen Kommi.

    @ Nerychan: Hey, mach mir jetzt keinh schlechtes Gewissen. XD Ich wollte eben auch mal dramatischer schreiben und wer hat mehr Grund umgebracht zu werden als Tessa? *lach* Was wäre wohl passiert, wenn ich Franzi abgemurkst hätte? Wäre ich dann noch am Leben? Läge ich schwerverletzt im Krankenhaus? Ich will es mir gar nicht ausmalen. xD
    Und Ritter mag ich nicht, höchstens lass ich eine Figur namens Cartan erscheinen, aber... Nee, Tessa ist tot, aus, fertig, basta. :)
    Ja, Tessa wurde wohl von ihren Geschwistern vermisst, aber das ist eine andere, traurige Geschichte. ^.^ Wird wohl noch kurz erwähnt werden, im nächsten Kapitel.
    Danke, danke, danke für deinen tollen Beitrag, bei dem man sieht, dass du dich wirklich mit dem Kapitel befasst hast. :)

    @ Lenya: Danke für dein Lob, ich fühle mich geehrt. *lächel*
    Gemeinsame Kinder... Ich weiß nicht, gut möglich. Aber wohl nicht mehr in dieser Story, aber ich plane eine Fortsetzung, in der das womöglich vorkommen könnte.
    Nach Moose Jaw werden sie vielleicht später ziehen, aber eigentlich hat ja Trevor sein Zuhause für Branda verlassen, weil sie wiederum nicht ihre Freunde verlassen wollte. Was sich eigentlich mit Tesas Tod und Franzis geplantem Umzug erübrigt hätte ^.^
    Vielleicht ziehen sie ja dort hin, wenn Tessas Mum stirbt, die ist ja auch nicht mehr die Jüngste. ^.^ Aber keine Sorge, die lass ich nicht auch noch sterben. *zwinker*
    Jedenfalls vielen lieben Dank für deinen netten Beitrag.

    Liebe Grüße,
    eure Alienor

    Wie in Zeitlupe vernahm Tessa, wie sich der Stuhl dem Wasser näherte, Estelle sich triumphierend in die Hände schlug, der Stuhl schließlich das kalte Wasser erreichte, krachend darauf aufschlug und mit Tessa unterging. Schmerz durchströmte ihren Körper, nachdem sie mit dem Gesicht auf die Wasseroberfläche geschlagen wurde. Tessa hörte durch das Wasser ihr Herz schlagen, schrecklich laut klang das unregelmäßige Pochen. Alles um sie herum erschien ihr langsamer und sie sah ihre Haare. Bizarrerweise konzentrierte sie sich auf ihre Haare, die wunderschön aussahen. Ein letztes Mal versuchte sie, nach Hilfe zu schreien, doch sie sah nur tausend kleine Luftblasen an die Wasseroberfläche steigen. Es herrschte so eine angenehme Ruhe, niemand schrie, niemand verursachte Lärm. Die Poollichter funkelten, während Tessas Lungen sich mit Wasser füllten.



    Sie wusste, dass es nun vorbei war. Gleich würde sie sterben. Und sie dachte an ihre kleine Schwester. Wie würde sie jetzt wohl aussehen? Sie musste 26 Jahre alt sein, vielleicht hatte sie sogar schon Kinder. Vielleicht war Tessa schon eine Tante und wusste es nicht einmal. Trauer erfüllte sie bei dem Gedanken an ihre Geschwister. Wie gerne wäre sie nun bei ihnen. Tessa merkte, wie sie langsam müde wurde. Friedlich schloss sie ihre Augen und wartete auf den erlösenden Tod. Einige Momente jedoch blieb sie noch bei Bewusstsein, Momente, in denen ihr Leben wie eine kleine Diashow an ihr vorbeizog.
    Sie sah sich, mit gerade mal drei Jahren. Ihre Mutter las in einem Buch. Lächelnd zog die kleine Tessa an ihrem Rock, in der Hoffnung, ihre Mutter würde mit ihr kuscheln. Doch als Antwort bekam sie nur ein abweisendes Kopfschütteln, gefolgt von einer abschüttelnden Handbewegung. Diese unbedeutend scheinende Szene tat weh und Tessa war auf irgendeine ferne, längst nicht mehr menschliche Weise froh, als sie sich mit sieben Jahren sah.
    Glücklich lief sie zu der großen, weiß gestrichenen Schule. Die kleine Schultasche auf ihrem Rücken wippte im Rhythmus ihrer schnellen Schritte auf und ab. Die Sonne schien und die anderen Kinder kamen plaudernd und spaßend zu Tessa. "Ich mag dich", flüsterte Zach ihr schüchtern lächelnd zu. Tessa hatte ihn auch gemocht. Er war ein so netter Junge gewesen...
    Doch das Bild entfernte sich langsam und kurz darauf sah Tessa eine 14 jährige, aufreizend gekleidete Tessa, die aufgesetzt lachte. Da! Tessa erkannte Val, den Mann, mit dem sie zum ersten Mal geschlafen hatte. Val ging sexy grinsend auf die junge Tessa zu und bat sie, mit ihm zu kommen.
    Plötzlich endete die Diashow. Das Bild der halbnackten, 14 Jahre alten Tessa wurde kleiner und kleiner, bis es irgendwann ganz verschwand.
    Tessa spürte nichts mehr. Ihr starrer Körper war noch immer an den Stuhl gebunden, doch ein friedliches Lächeln lag auf ihren Lippen.
    Und am Rande des Pools, da saß eine dünne, bösartig aussehende Frau, deren Blick fern war.



    Vorsichtig zog sie ihren Ehering von ihrem Finger. Sie betrachtete ihn einige Sekunden, bevor sie ihn lächelnd in den Poor warf.




    So, das war´s auch schon. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst ein paar Kommis, gerne auch Kritik.

    Liebe Grüße,
    eure Alienor

    Plötzlich spürte Tessa zwei Hände, die sich um ihre Kehle schlossen und zudrückten. Sie rang nach Luft und schlug wild um sich, als sie einen Sack über den Kopf gestülpt bekam. Todesangst verschleierte ihr Denken und sie keuchte hysterisch. "Wer ist das? Was hast du mit mir vor?", rief Tessa aufgebracht. Die Person packte ihre Hände und zerrte sie von der Haustür weg. Tessa verlor jegliche Orientierung, doch sie bemerkte ein Rauschen, deshalb vermutete sie, am Pool der Villa zu sein. Sie spürte, wie man sie auf einen Stuhl setzte und ihre Hände und Füße an den Stuhlbeinen festschnürte. Sie verzerrte ihr Gesicht, denn der raue Strick schnitt ihr ins Fleisch.
    Mit einem Ruck wurde ihr der Sack vom Kopf gerissen und vor ihr stand eine dünne, bösartig aussehende Frau, die Tessa auf 38 schätzte.



    "Darf ich mich vorstellen? Estelle Deneuve, Jules Ehefrau." Die Frau streckte ihr die Hand hin, zog sie jedoch kurz darauf lachend wieder zurück. "Oh, ich vergaß- Sie können mir leider nicht die Hand schütteln"
    Tessa blickte sie unglaubwürdig an. "Was wollen Sie von mir und wo ist Jules?" Estelle strich sich durch ihr langes Haar und lächelte liebenswürdig. "Jules ist leider verhindert, das ließ er ausrichten. Und was ich von Ihnen will? Oh, nichts, meine Liebe. Nur meine Rache." Tessa war den Tränen nahe- Verzweiflung kam in ihr auf und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Was wollte diese Frau, die Jules´ Ehefrau war, von ihr? Augenblicklich rüttelte sie an den Fesseln, doch die Stricke waren zu eng festgezerrt.
    "Ich wüsste nicht, was ich Ihnen getan haben soll, damit Sie Grund zur Rache haben.", sprach Tessa, darum bemüht, ihre Stimme möglichst selbstbewusst und kräftig klingen zu lassen. Estelle lachte finster und ging drohend einen Schritt auf Tessa zu. In ihren kalten Augen spiegelte sich unendlicher Hass, doch ihre Stimme klang beherrscht, als sie antwortete: "Keinen Grund? Oh doch, meine Liebe! Du schläfst mit meinen Mann, du elende Schlampe!" Estelle hatte vor lauter Hass bereits aufgehört, ihre kleine Geisel zu siezen. Tessa schluckte, doch bevor sie zu einer Antwort ansetzen konnte, redete Estelle weiter: "Alle Probleme haben bei dir angefangen! Mein Mann kam immer öfters spät von der Arbeit und irgendwann war mir klar, dass er eine andere hatte. Einen Seitenspung könnte ich ja verzeihen, aber eine Affäre?! Außerdem habe ich gemerkt, wie er sich langsam von unserer Familie abgewandt hat! Abgewandt, verdammt!" Estelles Stimme war nun nicht mehr beherrscht, sondern bebte wütend.



    Estelle bemerkte, dass sie ausgerastet war, denn Tessa starrte sie ängstlich an. Sie verringerte ihre Lautstärke und sprach gezügelter weiter: "Es war alles deine Schuld, weißt du. Er kam immer seltener zu mir und seine Kinder waren ihm nicht mehr so wichtig. Es ging ihm bloß noch um Sex. Sex mit dir." Estelle legte kurz eine Pause ein. Langsam ging sie auf Tessa zu und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ihre Finger waren eiskalt.



    "Ich wollte, dass er mich wieder attraktiv findet und so habe ich mich operieren lassen. Dutzende Male legte ich mich für ihn unter´s Messer, wollte gut aussehen. Du kannst dir die Schmerzen, die ich dafür ertragen habe, gar nicht vorstellen. Ich wollte jünger, sexier, hübscher und weiblicher aussehen. Und nun sehe ich aus wie eine alte, verbitterte Prostituierte, deren Chirug alkoholisiert war!" Sie lachte bitter. Ihre Lippen sahen besonders künstlich aus, was sie nur noch gruseliger wirken ließ. Tessas Herz klopfte bis zum Hals und sie wusste nicht, was sie sagen sollte, doch Estelle redete immer weiter. "Mein Mann sagte mir einmal, er fände meine falschen Brüste komisch. Komisch! Für meine Brüste allein lag ich viermal auf dem OP-Tisch! Meine Kinder haben mich angeekelt betrachtet, als ich nach der Operation wieder nach Hause durfte. Alles ging kaputt. Wegen dir, du widerliches Miststück! Ist dir klar, was du angerichtet hast? Ich wurde gefeuert, weil die Kunden eine ansehnliche Immobilienmarklerin wollten und nicht ein modernes Kunstwerk." Tessa nahm allen Mut zusammen und versuchte, alles zu erklären. "Aber... Das ist doch nicht alles meine Schuld! Ich wollte Ihr Leben nicht zerstören, ich habe doch nur mit Jules geschlafen." Estelles Hände verkrampften sich und sie unterdrückte nur schwer ihre Wut.



    "Ich habe dich einmal gesehen, mit ihm. Du sahst toll aus und ich ließ mich vier Tage später wieder operieren. Eine Fettabsaugung. Der Chirurg versaute es vollkommen und heute gleicht mein Bauch einem Schlachtfeld. Ich habe zwei Kinder zur Welt gebracht, bei mir hing alles. Und du? Du bist, so wie du aussiehst, nicht einmal schwanger gewesen und bei dir ist alles straff. Natürlich zog Jules dich mir vor! Danke dafür. Doch heute werde ich mich rächen, Darling." Tessa konnte ihre Angst nun nicht mehr unterdrücken und Tränen rannen ihre Wangen hinab. Sie schluchzte laut auf, alles war ihr nun egal. Wild warf sie ihren Kopf hin und her. Estelle lachte laut und wischte kaltherzig Tessas Tränen weg.



    "Hör auf zu flennen, du Dreckstück! Ich habe oft genug geweint, also lass wenigstens du es nun. Jules hat mir heute erklärt, dass er die Scheidung einreichen will, weil ich ihn langweile. Putzig, nicht? Doch wenn er uns verlässt, wird auch er verlassen. Und du kannst dir bestimmt vorstellen, von wem. Genau- von dir, mein Schätzchen. Aber du wirst ihm nicht auf die gewöhnliche Weise sagen, dass du nicht mehr mit ihm schlafen wirst- nein, viel besser. Du wirst sterben. Ist das nicht grandios?"



    Tessas Augen waren geweitet und sie versuchte, sich loszureißen. Beinahe wäre der Stuhl umgekippt, doch Estelle hielt ihn fest. Tessa schrie laut auf, ihr Überlebenswille ließ es nicht zu, nun aufzugeben. Sie kreischte und fixierte Estelle mit einem bösartigem Blick. Diese jedoch lächelte nur amüsiert. "Es ist Zeit, zu sterben, Tessa Houston. Noch irgendwelche letzten Worte?" "Tu das nicht, das wirst du bereuen!", flüsterte Tessa, doch Estelle nahm ihre Worte nicht ernst. "Bereuen? Ich bereue es, mich so oft operiert haben zu lassen, oder dass ich nichts gegen Jules Affäre mit dir getan habe, oder dass ich meine Kinder nicht einfach abgetrieben habe. Aber deinen Tod, den werde ich genießen, nicht bereuen." Estelle trat nahe an Tessa heran und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. Ihre Hand hinterließ einen roten Abdruck auf Tessas kalkweißem Gesicht. Spuren von Tränen waren dort zu sehen und in Tessas Augen grenzenlose Angst, gemischt mit purer Verzweiflung.
    Würde Estelle es wirklich tun? Würde sie sie töten? Tessa schauderte, ihr ganzer Körper bebte.
    Estelle trat hinter den Stuhl und schob ihn ächzend an den Pool heran.



    Tessa verstand- sie würde sie in den Pool werfen, immernoch an den Stuhl gekettet. Wie wild brüllte Tessa und versuchte sich zu wehren, doch die Stricke ließen sich nicht lösen. "Goodbye, my sweet little Darling! Und nein, ich werde nichts bereuen." Estelles Hände umklammerten die Stuhllehne, die sie kurz darauf gefährlich weit nach vorne beugte. Tessa weinte verzweifelt, nichts würde Estelle jetzt noch aufhalten…
    Estelle hielt plötzlich inne. Es war, als würde sie noch einmal die frische Luft atmen wollen, ohne einen Mord auf dem Gewissen zu haben. Dann versetzte sie dem Stuhl einen Stoß. Tessas Schrei durchschnit die Luft.