Beiträge von Nerychan

    ***

    „Oh je!“ dachte Zaide, als Celia ihr nur einen entgeisterten Blick zuwarf, und dann einfach schweigend vor sich hinstarrte. „Das hättest du ihr ruhig etwas schonender beibringen können.“ Aber genau da lag das Problem, sie konnte es eben nicht. Diplomatische Fähigkeiten und besonderes Zartgefühl besaß sie nicht, und sowas lernte man auch nicht im Umgang mit den Toten.
    „Celia? Ich ..., es tut mir leid, ich weiß, das ist jetzt nicht leicht für dich, aber ....“ stotterte sie.

    “Ich bin also keine Elo-i” warf das Mädchen endlich dazwischen, als Zaide ihren Erklärungsversuch unterbrach. „Ich bin ein Mensch!“
    „Nein! Das bist du nicht!“ hielt Zaide sofort dagegen.
    „Aber...“
    „Hast du denn vergessen, was gerade passiert ist? Und es ginge doch auch gar nicht! Überleg mal, du bist fast zweihundertsechsunddreißig Jahre alt! Kein Mensch würde jemals so alt werden, und dein Leben hat gerade erst begonnen!“
    „Du könntest es künstlich verlängert haben so wie bei Semira und Alyssa.“
    „Die beiden sind tot, daran kann auch ich nichts ändern.“
    „Vielleicht bin ich es ja auch,“ flüsterte sie tonlos „und du lässt mich deshalb nicht hinüber, damit ich es nicht merke.“
    „Das ist doch Unsinn, und das weißt du!“


    „Aber wenn ich kein Mensch bin, was bin ich dann? Was?“ begehrte Celia auf.
    „Du bist etwas ganz Besonderes. Kinder wie du werden selten geboren, jedenfalls in unserer Kaste. Warhhaftig! Du kannst mir glauben, niemand ist mehr eine Elo-i als du.“
    „Weiß der Rat von, von meinem Vater?“ Zaide atmete auf. Sie hatte ihn Vater genannt, jetzt war das Schlimmste überstanden.
    „Natürlich weiß er davon. Gleich nach deiner Geburt haben sie dich überprüft, um zu entscheiden, wo du hingehörst. Diese Entscheidung ist heute bestätigt worden. Du hast all unsere Hoffnungen und Wünsche übertroffen!“
    Eine zarte Röte überzog Celias Wangen und endlich kehrte das Lächeln auch auf ihre Lippen zurück. „Wie war mein Vater denn so?“ fragte Celia, nachdem sie sich gefangen hatte.
    „Er war der Sohn eines englischen Aristorkraten und ein wunderbarer Mann. Groß, blond mit graublauen Augen, freundlich und liebenswert, mit einem großen gütigen Herzen und einem eisernen Willen.“



    „Das klingt nicht danach, als müsste man sich seiner schämen.“
    „Aber nein!“
    „Warum hast du ihn dann all die Jahre derart totgeschwiegen?“
    „Weil ich dir die Unsicherheit ersparen wollte. Du solltest wissen, wer du bist, und wohin du gehörst, und du solltest nicht von Zweifeln geplagt werden. Jetzt bist du alt genug und kannst damit umgehen.“ Sie nickte.
    „Wusste er von mir, ich meine, bevor er ....“
    „Ja, er wusste, dass du unterwegs bist. Und er hat sich sehr auf dich gefreut. Der Anhänger, den du trägst, stammt von ihm. Er gehörte einmal seiner Mutter und sollte nach ihrem Tod an seine Kinder gehen.“
    Celia strich gedankenverloren über die Steine des Anhängers. Eine merkwürdige Kraft schien von ihnen auszugehen.
    „Das sind die Energien, die bei dem Ritual durch sie hindurchgeflossen und nun zum Teil darin gespeichert sind.“ erklärte Zaide ungefragt. „Trage ihn stets, und wir alle sind immer bei dir. Ebenso wie dein Vater.“



    „Warum ist er so früh gestorben?“ Die Frage kam plötzlich, und aufgrund ihres Wissensdurstes nicht unerwartet. Und sie würde weitere, unangenehmere Fragen nach sich ziehen, das spürte Zaide sofort.
    „Es war eine furchtbare Epidemie. Auch deine Großeltern waren ihr bereits zum Opfer gefallen. Die Cholera, mein Kind, ist eine schreckliche Krankheit der Menschen, für die es damals kaum eine Chance zur Genesung gab. Aber dein Vater hat gekämpft, er wollte nicht aufgeben, deinetwegen.“
    „Aber... hätte Daria ihn nicht retten können? Ich meine, sie, sie ist eine Heilerin, die größte überhaupt, und wenn du sie gebeten hättest, dann ....“ Sie brach ab, als sie Zaide traurig den Kopf schütteln sah.
    „Unsere Gesetze sind eindeutig. Wir lenken und leiten die Geschicke der Welt, doch wir greifen nicht in das Schicksal einzelner Menschen ein. Denn was wir dem einen gewähren, könnten wir den anderen nicht verweigern. Und das würde geradewegs ins Chaos führen.“ Zaide verschwieg geflissentlich, dass sie Daria sehr wohl angefleht hatte, Adrians Leben zu retten, für das Kind, diese aber auf Befehl der neuen Herrscherin abgelehnt hatte.



    „Also hier hast du unsere neue Elo-i versteckt!“ sagte Reshanne, die gemeinsam mit Daria ganz plötzlich vor ihnen aufgetaucht war.
    Zaide blickte auf und presste die Lippen zusammen.
    „Ich nehme an, du bist jetzt sehr stolz, Schwester?“ fragte sie, wobei sie das letzte Wort eigenartig betonte. „Nun hast du ja endlich das Ziel deiner Wünsche erreicht, nicht wahr?“
    Celia musterte erstaunt erst Zaides zu einer eisigen Maske erstarrte Gesicht, dann das an Verbitterung erinnernde Lächeln der Herrscherin. Dass sie sich mit ihrer Schwester nicht so gut verstand, war ihr schon sehr früh klar geworden, und Zaides Vertraute Alyssa hatte ihr sogar einmal geraten, lieber keine Fragen über die Herrscherin zu stellen. Aber sie waren Schwestern, und das hier grenzte an offene Feindschaft, etwas, dass es in dieser Welt kaum gab. Und, wie ihr hier auf dieser Bank plötzlich klar wurde, diese Feindschaft hatte etwas mit ihr zu tun.
    Zaide erhob sich. „Gebieterin, Ihr wollt mit Celia sprechen. Ich lasse Euch allein!“ Sie gab der Schwester keine Gelegenheit, sie zurückzuhalten, sondern ging, ohne sich noch einmal nach dem Mädchen umzusehen, davon.


    „Und? Wie fühlst du dich, mein Kind?“ fragte Reshanne, als wäre nichts geschehen. Dabei konnte man Zaides Verhalten gar nicht anders bezeichnen als eine ausgesprochene Beleidigung ihrer Person. Aber weder Reshanne selbst noch Daria verzogen eine Miene.
    „Danke, Gebieterin, ich fühle mich sehr gut.“ erwiderte Celia unsicher.
    „Ich bin gekommen, weil ich mit dir über deine weitere Ausbildung sprechen möchte.“
    „Welche Ausbildung, Gebieterin? Ich dachte, die sei mit der Initiation beendet!“
    Reshanne lachte amüsiert auf. Und selbst die streng drein blickende Daria konnte ein sachtes Grinsen nicht unterdrücken.
    „Ganz im Gegenteil, mein Kind. Jetzt fängt sie erst richtig an. Es gibt noch viele Dinge, die du lernen kannst. Und ich halte es für eine gute Idee, wenn du eine Zeitlang bei Daria in die Lehre gehst.“


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    „Verzeiht, Gebieterin, aber ich dachte, ich würde eine Aufgabe im Tempel der Ewigkeit bekommen. Das ist doch so Brauch, oder nicht?“
    „So ist es, aber wie du inzwischen vielleicht erfahren hast, bist du nicht ganz wie die anderen Elo-i.“
    „Ja, ich weiß, mein Vater.“ Traurig senkte sie den Kopf. „Aber ich werde bestimmt alles tun, damit Ihr dennoch zufrieden mit mir seid.“
    Reshanne wehrte ihren Eifer in aller Güte ab. „Aber Kindchen, niemand macht dir deinen Vater zum Vorwurf. Was dich so besonders macht, ist doch gerade die Tatsache, dass du einen menschlichen Vater hast und dennoch Fähigkeiten besitzt, die einem normal geborenen Elo-i nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen sind. Sie gehen weit über das hinaus, was du für den Seelentempel benötigst. Darum sollst du lernen. Und wer weiß, eines Tages wirst auch du vielleicht einmal ein Mitglied dieses Rates sein.“
    Celia strahlte. Ein größeres Kompliment hätte die Herrscherin ihr gar nicht machen können. Dennoch tief in ihrem Innern keimte in ihr der Verdacht, Reshanne wolle sie auf diese Weise von Zaide trennen.

    Und dann auf einmal begann sich alles in ihrem Kopf zu drehen, Reshanne, Daria, der Ratstempel verschwanden in tiefschwarzer, eisiger Dunkelheit, aus der sie plötzlich eine Gestalt auftauchen sah.

    Sie stand mit dem Rücken zu ihr. Aber sie fühlte instinktiv, dass dieses Wesen von ihrer Anwesenheit wusste, ja, sie womöglich selbst hierher gebracht hatte, auch wenn sie nicht wusste, wo „Hier“ überhaupt war.
    „Hüte dich!“ hallte auf einmal eine Stimme durch den Raum. „Hüte dich vor Reshanne! Sie ist dein Feind, sie will dich zerstören!“
    Sie konnte keinerlei Fragen mehr stellen wegen dieser ungeheuren Behauptung, ein kräftiger Sog hatte bereits wieder ihren Körper erfasst und schleuderte sie hinaus in die Weiten des Universums ......


    .... zurück in ihr Bett.

    +

    Du Ärmster! Hat's deine Festplatte jetzt auch erwischt. Das scheint sich hier langsam zu einer Generalkrankheit aller Sims-Infizierten PC zu entwickeln.
    Aber du hast es ja offensichtlich wieder gut hinbekommen.
    Wirkt alles wunderbar authentisch. Ich mag die Kuh und die Schweine. Kleine Frage am Rande: Was machen die Kinder im letzten Bild?


    „Du hast, wie ich sehe, Darias Oase schon gefunden.“ meinte Zaide später, als sie auf der Suche nach ihr den Garten durchstreifte und sie am Ufer des kleinen Teichs stehen sah. Sie hatte sich eine Weile mit Daria unterhalten und dabei nicht bemerkt, wie das Mädchen verschwunden war. Lächelnd erkundigte sie sich nach ihrem Befinden nach dem Ritual. Doch sie erhielt keine Antwort. Geistesabwesend starrte Celia in die Tiefe und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. So viele neue Eindrücke galt es zu verarbeiten, dass es schon fast zuviele waren. Aber nicht das hatte sie regelrecht die Flucht in die Stille ergreifen lassen. Zum einen erinnerte sie sich plötzlich wieder an diese furchtbare Stimme, die ihr soviel Entsetzen eingeflößt hatte. Und zum andern war es Zardon.



    Wie die anderen Ratsmitglieder auch hatte er ihr gratulieren wollen, doch als sie sich zu ihm umdrehte, ergriff eine merkwürdige Unruhe von ihr Besitz. Seine grauen Augen musterten sie kühl und sie hatte das untrügliche Gefühl, dass er sie nicht mochte und fragte sich wieso. Ohne dass sie es beabsichtigte, drangen ihre Gedanken in die seinen ein, tiefer und tiefer, suchten nach dem warum und fanden eine klaffende Wunde, nicht neu, doch nie verheilt. Seltsamerweise sah sie sich selbst als einen Teil dieser Wunde. Aber das konnte unmöglich sein, denn sie war dem Herrn des Lebens vor diesem Tag noch nie begegnet! Dennoch bestand irgendeine Art von Beziehung zwischen ihnen. Und auch er schien das zu spüren, denn er murmelte flüchtig seinen Glückwunsch und wandte sich danach sofort von ihr ab, nicht ohne ihr noch einmal von der Seite einen finsteren Blick zuzuwerfen.



    „Celia?“ Zaides Stimme drang endlich zu ihr durch. „Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“ fragte sie, setzte sich auf die Bank an der Mauer und klopfte einladend auf den Platz neben sich. „Komm, setz dich und erzähle mir, was dich so beschäftigt. Und falls du nicht vorhast, davon zu fliegen, solltest du deine Flügel ruhig verbergen. Es ist mit Sicherheit bequemer!“ Celia zögerte. Sollte sie Zaide von Zardon erzählen? Als Mitglied des Rates wusste sie doch sicher mehr über ihn. Oder war es womöglich besser es nicht zu tun? Wieso stellte sie sich überhaupt diese Fragen. Sie hatte keinen Grund, ihr nicht zu vertrauen. Dennoch ....
    Zaide schaute abwartend zu ihr auf. Und Celia beschloß aus einem unbestimmten Gefühl heraus, ihr die Vermutungen ebenso zu verschweigen wie die Stimme während des Rituals, wenigstens für’s erste.




    „Nun?“ fragte Zaide, nachdem Celia sich endlich verwandelt und neben sie gesetzt hatte. „Warum hast du dich hier verkrochen und machst ein Gesicht, als hätte man dir die Flügel weggenommen, statt sie dir zu schenken? Ich dachte, dies wäre der glücklichste Moment deines Lebens.“
    „Das ist er auch. Es war unglaublich und ich fühle mich, als könnte ich die Welt aus ihren Angeln heben.“
    „Das ist gar kein so schlechter Vergleich. Wenn du es wirklich wolltest, könntest du es vermutlich tun.“
    „Übertreibst du da nicht etwas?“ Celia lachte bei der Vorstellung, doch Zaide blieb ernst.
    „Ganz und gar nicht. Es ist genauso wie ich es sagte. Du wirst bald herausfinden, zu welchen Dingen du wirklich fähig bist. Und es wird deine kühnsten Träume übersteigen.“



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    [/B]„Du hast nach dem Grund gefragt, warum ich, hier, .... Weißt du, ich möchte dich nicht verärgern, aber ich ... ich ....“
    „Ja?“ Zaide kannte Celia zu gut, um durch ihr Stottern nicht alarmiert zu werden. Und sie ahnte auch schon, worauf sie hinauswollte.
    „Erinnerst du dich, was du mir vor ein paar Tagen, bevor wir hierhergekommen sind, versprochen hast?“ fragte sie denn auch.
    „Ja, ich erinnere mich daran.“ Es gab kein Zurück mehr, das wusste Zaide. Kein Argument, kein Vertrösten. Und hatte sie nicht ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren, jetzt, wo es nicht mehr von Bedeutung war, wo sie zu ihnen gehörte, wo es kein Makel mehr war? Sie nickte entschlossen.
    „Ja, ich werde dir sagen, wer dein Vater war.“ Sie beachtete Celias freudig überraschte Miene nicht, sondern holte tief Luft, denn sie gedachte, ihr einen großen Schock zu versetzen.
    „Dein Vater hieß Adrian. Er starb, noch bevor du geboren wurdest. Und er war ein Mensch!“
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    Nachdem sie nunmehr allen Ratsmitgliedern ihre Aufwartung gemacht und sie um deren Zustimmung gebeten hatte, ging sie gemessenen Schrittes auf den Thron zu und versank, als sie ihn erreichte, in einer tiefen Verneigung vor der Herrscherin.
    Reshanne sah freundlich auf das Mädchen herunter. War es wirklich schon über zweihundert Jahre her, dass Zaide mit diesem Kind auf dem Arm zu ihr gekommen war und ihre Zustimmung erbeten, nein verlangt hatte, sie bei sich zu behalten. Sie konnte es ihr nicht verweigern, denn das Mädchen gehörte ganz offensichtlich zu ihnen, selbst wenn ein solcher Fall nur äußerst selten vorkam. Aber sie bestand alle Tests und Zaide hatte das Urteil des Rates, den Reshanne vorsichtshalber hinzugezogen hatte, triumphierend zur Kenntnis genommen, ohne sich indes mit ihr zu versöhnen.
    Doch Reshanne hatte nicht die Absicht, das Mädchen für die Sturheit der Schwester büßen zu lassen. Das passte nicht zur Herrin der Welt. Zudem war sie dem Mädchen wirklich zugetan, selbst wenn Zaide das natürlich abstreiten würde.



    „Was ist dein Begehr?“ fragte sie nach der traditionellen Formel.
    „Die Aufnahme in die Kaste der Elo-i, oh Gebieterin.“
    „Glaubst du, dass du dessen würdig bist?“
    „Nein!“ antwortete sie, wie es der Brauch war. „Aber ich möchte es werden.“
    „Bist du bereit, den Eid zu schwören, der dich für immer mit uns verbindet? DU bist nicht verpflichtet dazu?“ Das Mädchen wunderte sich, warum die Herrscherin gerade dies so sehr betonte. Zweifelte sie doch an ihrer Eignung? Sie hob den Kopf und sah Reshanne entgegen der Vorschrift direkt in die Augen. Sie fand keine Ablehnung darin, nur zurückhaltendes Wohlwollen.
    „Ich bin bereit, Gebieterin!“
    "Haben die ehrwürdigen Mitglieder des Rates Einwände gegen die Aufnahme dieses Mädchens?" fragte Reshanne und blickte in die Runde.



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    [/B]Ein kurzer angespannter Augenblick des Wartens, in dem niemand sprach.
    Dann gab Reshanne ein Zeichen, worauf sich alle erhoben und eine Art Kreis um das Mädchen herum bildeten.
    „Celia, der Rat der Elo-i hat dich der vorgeschriebenen Prüfung unterzogen und dich für würdig befunden, in unsere Kaste aufgenommen zu werden.“ verkündete Reshanne feierlich und Celia atmete tief durch. Ein zentnerschwerer Stein fiel von ihren Schultern. Sie hatte es geschafft.
    „Nun schwöre, dass du den Gesetzen der Elo-i Folge leisten, deine Fähigkeiten ebenso in den Dienst unseres eigenen Volkes als auch in den der Menschen stellen wirst, so wie die Große Mutter es bestimmt hat. Schwöre, dass du die Macht, die uns gegeben ist, nur zum Wohle und nicht zum Schaden anderer einsetzen wirst.“
    „Ich schwöre.“ Reshanne nickte dem Zeremonienmeister Cyros zu, der daraufhin langsam seinen Stab senkte. Ein feines helles Licht breitete sich von seinen Füßen über den Boden aus, wurde verstärkt, wenn es auf ein anderes Ratsmitglied traf. Jeder von ihnen begann von innen heraus zu leuchten, jeder in einer anderen Farbe. Das Leuchten verstärkte sich, bis es sie gänzlich ausfüllte, und Celia fühlte ein eigenartiges Kribbeln in ihren Beinen aufsteigen.
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    [/B]Blitze schossen aus dem Stab und aus den Händen der anderen, verbanden sich miteinander. Sie schlossen sie in einen Ring aus reiner Energie ein. Das Kribbeln zog durch ihren ganzen Körper, es wurde heftiger und begann zu schmerzen, immer schlimmer, als würde ihre Haut verbrennen. Sie glaubte schreien zu müssen, und konnte es doch nicht. Warum hatte ihr niemand gesagt, wie qualvoll dieses Ritual sein würde. Aufhören, aufhören rief sie in Gedanken. Und hört mich denn keiner? Die Bilder der anderen verschwammen, der Raum versank in weißem entsetzlich kaltem Nebel. Sie sah kaum ihre Hand, hörte nur noch ihren eigenen Herzschlag. Und dann kaum aus dieser Leere eine Stimme, grausam und böse, die einer riesigen Faust gleich nach ihr zu greifen schien. „Jetzt gehörst du mir!“ Angst, lähmende Angst schnürte ihr die Kehle zu, doch sie kämpfte mit aller Macht dagegen an. „Nein, nein!“ rief sie schließlich in das Nichts und erhielt ... keine Antwort.[B]


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    [/B]Der Nebel lichtete sich, der Schmerz verging und ein tiefes Gefühl von Ruhe und innerem Frieden breitete sich in ihr aus. Als sie die Augen öffnete, hatte sich die Welt um sie herum verändert. Das Licht, die Farben, alles erschien ihr intensiver. Sie hörte das Flüstern des Windes ebenso deutlich wie das leise Rauschen der Blätter in den Wipfeln der sie umgebenden Bäume. Tausende Gedanken rasten in einer einzigen Sekunde durch ihren Kopf, füllten ihn mit dem Wissen aller Generationen vor ihr. Es war ein Rausch der Sinne, in dem sie am liebsten tanzen wollte. Sie müsste nur ihre Flügel ausbreiten und die Sterne wären zum Greifen nah. [B][B]

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    [/B]
    [/B]Ihre Flügel! Vorsichtig schielte sie über die Schulter nach hinten, um einen Blick auf die großen Schwingen zu erhaschen. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, als sie zum erstenmal Zaides dunkle Flügel gesehen hatte. Sie sah damit so verändert, so furchteinflößend aus, dass sie, ein Kleinkind noch, anfing zu weinen. Zaide hatte sie in den Arm genommen und gesagt: „Eines Tages wirst auch du deine eigenen Flügel bekommen!“ „Wann?“ hatte sie gefragt. „Wenn du sie dir verdient hast.“ Und nun war es soweit!
    „Willkommen in unserem Kreis! Möge die Weisheit der Großen Mutter dich stets sicher geleiten!“ sagte Reshanne und Celia strahlte sie an, während sie die Glückwünsche der Ratsmitglieder entgegennahm.
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    ***



    Und dann war es soweit. Die Torflügel öffneten sich. Man befahl ihr einzutreten. Vor ihr lag die Große Halle des Ratstempels, dessen Decke der Sternenhimmel war. Es hieß, nichts würde die Säulen und Bögen in ihrer Position halten, als die Macht des Rates. Und wer immer diesen Raum betrat, tat das nur mit dessen Genehmigung. Andernfalls konnte man laufen und laufen, sein Leben lang und man würde doch niemals den Thron der Herrscherin erreichen. Aus diesem Grund blieb sie jetzt auch stehen. Sie musste warten. Warten auf das erlösende Wort in ihrem Kopf. Wie lange, das konnte niemand vorher sagen. Zeit hatte hier keine Bedeutung.



    Und so stand sie da, geduldig, fast ein wenig verloren. Schüchtern, den Blick fest auf den Boden gerichtet. Immer heftiger schlug ihr Herz, während sie in die atemlose Stille lauschte. Die Luft vibrierte, die kühle Brise des Nachtwindes lag mit der Wärme der unzähligen Kerzen der Wandelhalle im Wettstreit. Bis in die Tiefe ihrer Seele hinein spürte sie die Magie und die Macht dieses Ortes. Hier lag das Zentrum der Welt, seit den Tagen der Großen Mutter, als die Weltenordnung von ihr geschaffen worden war, regierte hier der Rat der Elo-i und sorgte dafür, dass beide Welten, die der Menschen und ihre eigene in Harmonie nebeneinander existierten. Und nun würden sie über ihr weiteres Schicksal entscheiden.



    Daria, die Herrin der Natur, eine Heilerin und Beschützerin der Pflanzen und Tiere! Jedes Lebewesen gehorchte ihrem Willen.



    Cyros, der Herr der Elemente. Feuer und Wasser, Erde und Luft, all dies war ihm untertan. Er vermochte ebenso einen verheerenden Sturm zu beschwören wie den Ausbruch eines Vulkans.



    Zaide, die Herrin der Seelen. Ihre Diener geleiten die Toten in ihr nächstes Leben. Sie besitzt die Macht, die Menschen zu verdammen oder zu erheben.



    Und Zardon. Der Herr des Lebens. Er schenkt und nimmt den Menschen ihr kostbarstes Gut. Aber er liebt sie nicht. Tief in seinem Herzen glaubt er, dass sie sein Geschenk nicht mehr verdienen.



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    Liebe Nath:
    Du hast so viel geschrieben, dass ich dir ausnahmsweise VOR der nächsten FS antworte. (Kann ich tun, denn sie ist ja schon fast fertig, kommt also entweder noch heute abend, oder morgen)

    Es stimmt, die letzte FS war eher ruhig, aber notwendig für die weitere Entwicklung und ich will ja auch nicht immer von Höhepunkt zu Höhepunkt hetzen. Ich wünsche mir natürlich, dass solche Ruhephasen dem Leser nicht unangenehm sind. Das war bei dir sicher nicht der Fall! <gg>

    Der Hinweis, von dem ich sprach hat nichts mit Celias Gefühlen zu tun, man kann ihn nicht lesen (jetzt noch nicht), sondern nur beim Vergleich von Fotos sehen. Ich möchte jetzt noch nicht zuviel darüber verraten, weil es hier um einen wesentlichen Teil der Geschichte geht. Nur ein kleiner Tipp: Auch in der nächsten FS wird dieser Hinweis zu sehen sein. Allerdings, das gebe ich zu, ist es sehr schwer, die Verbindung herzustellen, weil ich versucht habe, Euch ein bisschen aufs Glatteis zu führen. Ich merke schon, ich rede schon genauso kryptisch wie die Sphinx. Falls du es nicht rausfindest, warte noch etwas.

    Was deine Gedanken zu Varik betrifft: manchmal bist du mir richtig unheimlich. Also entweder hast du einen sechsten Sinn oder einen ziemlich guten Draht zu der Geschichte. Es ist zwar nicht alles richtig, aber du hast, wie schon so oft, vieles herausgelesen. Ich hatte gehofft, dass man es so versteht und freue mich sehr über deine Bestätigung.
    Dein Vergleich mit Loki oder Seth ist ausgesprochen gut. Er hat von beiden mehr als gut für ihn wäre. Man wird auch schon bald mehr über ihn erfahren. Aber zum Dank für deine wirklich tollen und ausgesprochen hilfreichen Kommentare, hier die Bestätigung: ja, er war einmal das sechste Mitglied des Rates. Ursprünglich herrschte dort mal ein ausgewogenes Verhältnis von drei Frauen und drei Männern. Nur wurde er nicht verbannt, er hat den Rat verlassen.

    Celias Initiation ist das Thema der nächsten FS. Es handelt sich dabei, ich hoffe, das wurde deutlich, um einen Traum, der aus einer Erinnerung besteht. D.h., diese Initiation hat VOR dem Unfall stattgefunden, was bedeutet, der Rat weiß zwar von ihrem Potential, aber nichts über die Gefahr, die von ihr ausgeht.
    Und ein paar der Dinge, die ich jetzt ausgelassen habe, werden, so denke ich zumindest, in der nächsten FS wenn nicht genau geklärt, so doch wenigstens behandelt.

    Und ich finde meinen Titel für dich viel schöner!

    Eine Mutter nach meinem Herzen. Genau das braucht der liebe Jack! Ein bißchen Chaos in seinem Leben fehlt ihm. Wenn er so weitermachen würde, wie bisher, könnte er am Ende seines Lebens die Frage, ob er denn tatsächlich auch gelebt habe, gleich mit nein beantworten.
    Und ich mag Janna eigentlich, selbst wenn ich Jack schon verstehen kann. Aber er muss sein eigenes Leben führen, seine eigenen Entscheidungen treffen. Ich bin überzeugt, er mag sie im Grunde sehr. Oder?

    Und ich liebe das zweite Bild auf dieser Seite. Das von unten fotografierte. Der Gesichtsausdruck ist wunderschön und der Kontrast zum Sternenhimmel einfach herrlich.


    Es musste beinahe Mitternacht sein, als Zaide vor dem Haus erschien. Sie konzentrierte ihre Gedanken auf das Innere des Hauses und stellte befriedigt fest, dass sie zum richtigen Zeitpunkt gekommen war. Celia befand sich allein in dem Gebäude. Marhala musste in der anderen Welt bei Reshanne sein, um ihr Bericht zu erstatten. Und natürlich erstreckte sich ein Bann um das gesamte Grundstück, der jeden Menschen davon abhalten sollte, es zu betreten. Nicht nur die Menschen. Auch den Mitgliedern ihres eigenen Volkes, vor allem aber ihr selbst sollte der Eintritt verwehrt werden. Das war als Schutz gedacht, für Celia und vor ihr.
    Zaide musste lächeln. Marhala und Reshanne hatten sich wirklich Mühe gegeben. Aber zumindest in ihrem Fall vergeblich. Denn Zaide hatte vorgesorgt und einen Weg gefunden, diesen Bann zu umgehen. Außer dem, der diesen Bannkreis erschaffen hatte, gab es nur noch ein einziges Wesen, das ihn durchbrechen konnte.




    „Wie stellst du dir das vor, Zaide? Du verlangst von mir, mich gegen Reshanne zu stellen, gegen die Gebieterin?“
    „Nein, natürlich nicht, Ranyia. Aber dies ist ein Notfall. Solange Celia sich nicht erinnert, kann sie nicht zurückkehren. Und in der Menschenwelt ist sie einfach nicht sicher. Das hat man doch gesehen!“
    Die Frau maß sie mit einem ernsten Blick. „Ich kenne die Wahrheit, Zaide!“ sagte sich nach einer langen Pause leise.
    „Woher?“
    „Du vergisst, wer ich bin. Menschen träumen. Und nicht alle Träume kommen von mir. Dennoch weiß ich davon.“
    „Was hat sie geträumt, vor dem Unfall?“ verlangte Zaide zu wissen.



    Aber die Frau schüttelte den Kopf. „Ihre Träume gehören ihr allein. Du wirst warten müssen, bis sie sich erinnert und dir selbst darüber berichtet. Aber ich weiß, wen du in Wahrheit fürchtest. Und du tust es mit Recht!“
    „Was weißt du über Varik?“ Zaide flüsterte nur noch, als habe sie Angst, auch nur seinen Namen laut auszusprechen.
    „Mehr als genug, und mehr als mir lieb ist. Nein...“ wehrte sie eine neuerliche Frage ab. „Es muss dir genügen, dass ich dir helfe. Denn auch ich glaube, dass Reshanne sich irrt. Celia muss sich erinnern, andernfalls hat sie gegen Varik keine Chance. Das wäre fatal für uns alle. Und er wird kommen, bald! Sehr bald!“




    „Ich bin soweit, Ranyia!“ Zaide hatte es kaum ausgesprochen, als sie sich auch schon in das Haus hineingezogen fühlte und sich direkt vor dem Bett des Mädchens wiederfand. „Danke!“ flüsterte sie leise, beugte sich hinunter über das schlafende Mädchen, streichelte ihr sanft über das Haar und hauchte ihr ein paar Worte ins Ohr, bevor sie das Licht wieder löschte und verschwand.
    „Wir sehen uns in deinem Traum, mein Kind! Dank Ranyias Hilfe wirst du deine Erinnerungen noch einmal selbst durchleben können!“ hatte sie gesagt und Celia hörte es, obwohl sie tief und fest schlief. Ohne sich in Wirklichkeit zu rühren, fühlte sie, wie sich erhob, über dem Bett schwebte und sich ganz plötzlich in atemberaubender Geschwindigkeit an einen anderen Ort begab, wo sie direkt in den Körper eines Mädchens fuhr.
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    [/B]Das Mädchen schien ihr seltsam vertraut, ebenso wie die Frau, die vor ihr stand und beruhigend auf sie einredete. Es dauerte aber dennoch eine Weile, bis ihr wieder einfiel, woher. Sie stammten aus ihrem letzten Traum. Und dann verschwanden ihre eigenen Gedanken und sie wurde eins mit dem Mädchen.
    „Entschuldige, was hast du gerade gesagt?“ fragte sie die Frau, die verständnisvoll nickte.
    „Ich sagte, es ist ganz normal, nervös zu sein vor einem so wichtigen Schritt. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du ihn gehen willst, ob du bereit bist, dann ist noch immer Zeit zur Umkehr. Niemand würde dir Vorwürfe machen!“
    „Nein, ich habe keine Zweifel! Ich bin soweit, wirklich!“
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    [/B][/B]„Nun gut. Es ist deine Entscheidung!“ Die Frau lächelte sie an. Wieviel Liebe und Zuneigung in diesem einen Blick lagen! „Ich bin sehr stolz auf dich.“ fuhr sie fort. „Du wirst ein würdiges Mitglied der Elo-i sein. In diese Kaste aufgenommen zu werden, von der Herrscherin selbst, ist eine hohe Ehre, die aber auch eine große Verpflichtung mit sich bringt. Du weißt, die Elo-i sind die Führer unseres Volkes, nur die mächtigsten unter uns gehören zu ihnen. Und so wie die mittlere Kaste der Cha-yi und die untere der Benda ihre Kräfte auf ihre Kinder übertragen, so tun auch wir das. Damit sie, wenn der Tag kommt, an dem wir die letzte Reise antreten, unseren Platz einnehmen können. Vergiß das nicht, mein Kind, niemals, denn wenn unsere Energien gleich deine Kräfte aktivieren, wirst du allein die Verantwortung dafür tragen, wofür du sie einsetzt. Du wirst über Fähigkeiten verfügen, die bewahren aber auch zerstören können!“[B][B]



    [/B][/B]„Ja, ich weiß!“ antwortete das Mädchen mit dem gleichen Ernst. „Ihr habt mich alle gut unterrichtet. Und ich werde dich gewiss nicht enttäuschen!“
    „Davon bin ich überzeugt! Du warst eine gute Schülerin.“ In ihren Augen glänzten Tränen der Rührung, als sie dem Mädchen zärtlich über die Wange strich.
    „Soviel Freude hast du in mein Leben gebracht, in unser aller Leben. Und jetzt wirst du bald für immer eine von uns sein. Das war wirklich jedes Risiko wert.“ Das letzte sagte sie schon mehr zu sich selbst, denn sie nickte ihr noch einmal aufmunternd zu, ....
    [B][B][B]



    [/B][/B][/B].... bevor sie sich abwandte und durch das große Tor verschwand, um ihren Platz im Ratstempel einzunehmen.
    Das Mädchen blieb allein zurück. So war es Tradition. Allein musste sie den Tempel betreten, das Allerheiligste ihres Volkes, musste sich den Führern präsentieren und deren Wohlwollen erbitten, damit man sie aufnahm in ihre Kaste. Es soll, so hatte sie von Alyssa erfahren, schon Fälle gegeben haben, in denen ein Kandidat noch im letzten Moment abgelehnt worden war. Das stand in ihrem Fall eigentlich nicht zu befürchten, aber man konnte ja nie wissen. So war ihr Herzklopfen durchaus verständlich, als sie auf das Tor zuging.
    [B][B][B][B]

    +++

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    Sie holte sich ein Schneidbrett, verschiedenes Gemüse aus dem Kühlschrank und begann damit, es für einen Salat kleinzuschneiden. „Also los! Was willst du wissen?“
    „Du hast gesagt, ich habe keine Familie mehr. Gar keine mehr?“
    „Nein, keine.“ Sie hakte weiter auf das Gemüse ein.
    „Was ist mit Freunden? Oder den Nachbarn?“
    „Du bist, warst ein Einzelgänger. Ich weiß nicht, wen von den Nachbarn du kennst. Ich kenn sie ja selber kaum. Du hast jedenfalls nie was erzählt. Auch nicht von Freunden.“
    „Aber wieso denn nicht?



    Mara zuckte mit den Schultern und schnappte sich die fertigen Salatteller, um sie auf den Tisch zu stellen.
    „Keine Ahnung. Als du hier eingezogen bist, hast du gesagt, du würdest einfach nur malen wollen und bräuchtest keine Ablenkung. Viel Gelegenheit zum Reden hatten wir auch nicht. Ich war im letzten halben Jahr vielleicht drei- oder viermal zuhause und war nur froh, dass jemand das Haus hütete, sich um die Pflanzen kümmerte. Und das hast du ziemlich gut gemacht. Du hast ein grünes Händchen.“
    Celia folgte ihr zum Tisch und setzte sich.



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    [/B]„Und wie ist das mit den Kosten?“
    „Was meinst du damit?“ Mara versuchte Zeit zu gewinnen und seufzte. Dieses Mädchen fragte und fragte, hörte das denn nie auf? Und was für Fragen sie stellte! Jetzt musste sie sich schon wieder die nächste Geschichte ausdenken.
    „Na das ist dein Haus. Und ich wohne hier. Bezahle ich dir Miete? Und wenn ja, wo nehm ich das Geld dafür her? Wovon lebe ich? Hab ich einen Job oder so was ähnliches?“
    „So was ähnliches! Deine Eltern haben dir etwas Geld hinterlassen. Du bist nicht unbedingt reich, aber es genügt, dass du in Ruhe leben kannst. Und nein, du bezahlst keine Miete, nur deine eigenen Kosten. Reicht das für den Augenblick? Können wir jetzt essen, bevor du dir die nächste Frage einfällt?“
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    [/B]Celia nickte. Erst jetzt, als sie den Teller vor sich stehen hatte, merkte sie, dass sie tatsächlich Hunger hatte. Allerdings blieb ihr schon der erste Bissen fast im Halse stecken. Himmel, war das sauer! Verdeckt unter ihren langen Wimpern schielte sie vorsichtig zu Mara hinüber und stellte amüsiert fest, dass auch sie arge Mühe mit dem Essen hatte.
    „Ist was nicht in Ordnung?“ fragte sie scheinheilig und Mara verzog den Mund.
    „Ich vermute mal, du hast auch schon bemerkt, was für eine miserable Köchin ich bin.“ Beide lachten.
    „Vielleicht sollten wir uns doch lieber Pizza bestellen!“ schlug Celia fast schon unter Tränen vor. „Dr. Blandfort hat mir erzählt, es gäbe hier ganz in der Nähe einen sehr guten Italiener.“
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    [/B]„So so, Dr. Blandfort hat dir das erzählt. Der junge Arzt scheint es dir ja ganz schön angetan zu haben!“
    Diesmal war es Mara, die ihr Gegenüber sorgsam musterte und Celia stocherte in ihrem Essen herum und wurde zu Maras Zufriedenheit tatsächlich rot. „Hab ich was Falsches gesagt?“
    „Nein. Ich .... Na ja, er ist sehr nett.“ stotterte sie.
    „Und er sieht ganz nebenbei auch noch ganz gut aus, nicht wahr?“ hakte Mara nach.
    „Das ist mir gar nicht aufgefallen.“ behauptete Celia, allerdings ohne recht überzeugend zu wirken. „Außerdem ist das doch nun wirklich nicht wichtig.“
    „Wenn du das sagst!“ Mara beließ es dabei, sie wusste ohnehin schon, was sie hatte in Erfahrung bringen wollen. Reshannes Auftrag lautete, dafür zu sorgen, dass sie sich in der Menschenwelt wohl fühlte, damit sie nicht mehr zurückkehren wollte. Gab es einen besseren Weg als die Liebe zu einem Menschen? Dass der gute Doktor längst Feuer gefangen hatte, war ja nun nicht zu übersehen gewesen.
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    [/B]„Was ist denn nun mit der Pizza?“ fragte Celia, der das wissende Lächeln der Freundin ganz und gar nicht recht war.
    „Gute Idee! Ich rufe sie an. Die Nummer wird sich ja irgendwie rauskriegen lassen!“ Mara stand auf und ging nach draußen.
    „Versuchs mit dem Telefonbuch!“ rief sie Celia ihr nach. „Ich habe, glaube ich, vorhin eins unter dem Telefontisch gesehen.“ Sie hörte nur noch ein gemurmeltes: „Ach ja, wie dumm von mir!“ und schüttelte den Kopf.
    ‚Man könnte meinen, Mara hätte ihr Gedächtnis verloren und nicht ich!’ dachte sie bei sich, während sie die Reste des Salats in den Müll warf. Einerseits wirkte Mara jedem überlegen, selbstsicher und manchmal sogar regelrecht arrogant, nur um dann wieder mit den einfachsten Dingen des Alltags die größten Schwierigkeiten zu haben. Vielleicht waren sie ja deshalb Freundinnen geworden, weil sie sich gegenseitig brauchten.
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    [/B]Die Pizza war natürlich um Längen besser gewesen, als Maras verunglückter Salat. Ja, Mara schien sogar ausgesprochen überrascht zu sein, WIE gut es ihr schmeckte. Nach dem Essen schützte sie starke Müdigkeit vor und bat Celia ihr nicht böse zu sein, wenn sie sich jetzt zurück zog.
    Aber Celia dachte gar nicht daran. Sie fühlte sich selbst reichlich erschöpft, also ging sie mit Mara nach oben und zog sie mit einem Gute-Nacht-Gruß spontan in die Arme. Mara schien sich unbehaglich zu fühlen, erwiderte die Umarmung aber dennoch, bevor sie in ihrem Schlafzimmer verschwand. Und nach einer regelrechten Katzenwäsche kletterte Celia in ihr Bett, kuschelte sich in die Kissen, schloß die Augen und war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.
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    ***


    Celia stieg aus dem Taxi und blieb abwartend am Straßenrand stehen. Sie waren durch die halbe Stadt gefahren, und zu ihrem Leidwesen war ihr absolut gar nichts bekannt vorgekommen. Sie fühlte sich, als wäre sie noch niemals hier gewesen.
    „Das ist also dein Haus?“ fragte sie schließlich, nachdem sie es lange gemustert hatte. Vor allem die hohen Fenster, die viel Licht in die Räume bringen mussten, gefielen ihr. Schon im Krankenhaus hatte sie festgestellt, dass sie enge, dunkle Räume nicht mochte.



    „Unser Haus!“ erwiderte Mara. „Die Küche ist gleich unten rechts, darüber liegt mein Schlafzimmer. Deins ist links über dem Wohnzimmer. Und gleich daneben befindet sich dein Atelier.“
    „Mein Atelier? Ich habe ein eigenes Atelier?“
    „Natürlich hast du das! Ich sagte dir doch, dass du Malerin bist. Und die brauchen für gewöhnlich ein Atelier, oder etwa nicht?“
    Ihr leicht gereizter Ton strafte ihr freundliches Lächeln Lügen.
    Geduld scheint nicht gerade eine ihrer Stärken zu sein, dachte Celia, als sie ihr ins Haus folgte.



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    [/B]Sie ließ sich von Mara durchs ganze Haus führen und fand es durchaus gemütlich eingerichtet. Nur eines fiel Celia sofort auf. Nirgendwo entdeckte sie etwas persönliches, kein Foto, oder irgendwelche Andenken von Maras zahlreichen Reisen, nichts.
    An den Wänden hingen Bilder, die zwar schön waren, aber so verschieden in Stil und Ausführung, dass auch sie nichts über den Geschmack der Besitzerin ausgesagt hätten.
    Alles im Haus war peinlich sauber, nirgendwo lag auch nur das Geringste herum.
    Selbst hier im Atelier war alles sorgsam aufgeräumt.
    „Ich habe wohl gerade nicht gemalt, als der Unfall passierte.“ konstatierte sie angesichts der leeren Staffelei. „Hängen hier im Haus auch irgendwo Bilder von mir?“
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    [/B]Mara schüttelte den Kopf.
    „Du hast die Bilder ausgelagert. Du warst dabei, deine erste Ausstellung zu organisieren. Und?“ Sie deutete auf den Raum. „Du hast noch kein Wort darüber verloren, ob dir dein Atelier gefällt.“
    Was hatte denn diese Frage zu bedeuten? Ihr Tonfall ließ vermuten, dass sie die Antwort tatsächlich nicht kannte. Aber sie musste es doch wissen, wenn sie hier früher schon gemalt hatte. Celia warf der Frau neben ihr einen misstrauischen Blick zu. Manchmal fragte sie sich, was in dieser oft so unterkühlt wirkenden Frau eigentlich vorging.
    „Es ist wunderschön, Mara!“ sagte sie und das meinte sie auch ernst. So hell und freundlich, beinahe gemütlich, da musste man sich einfach wohl fühlen. Mara nickte zufrieden und meinte beim Hinausgehen nur noch:
    „Du musst Hunger haben. Ich mach uns jetzt erst mal etwas zu essen. Du kannst dich ja noch etwas umsehen.“
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    [/B]„Warte! Ich komme lieber mit. Ich habe doch noch so viele Fragen.“ Celia lief ihr hinterher.
    Die Frau blieb stehen, schluckte merklich und drehte sich um.
    „Muss das denn jetzt gleich sein? Warum lässt du dir nicht ein bisschen Zeit, dich wieder einzugewöhnen?“
    „Es tut mir wirklich leid, wenn ich dich nerve, Mara!“ entschuldigte Celia, als sie Maras mangelnde Begeisterung bemerkte. „Aber du bist nunmal die Einzige aus meinem früheren Leben, die meine Fragen beantworten könnte.“
    Mara nickte ergeben. „Schon gut. Dann komm mit und stell deine Fragen!“
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    Nur zu gerne hätte sie erfahren, was es mit ihrer Kette nun wirklich auf sich hatte. Dass sie ihr viel bedeutete, das hatte sie schon in dem Moment gewusst, als sie die Schublade aufgezogen und das Schmuckstück darin hatte liegen sehen. Eine beinahe magische Anziehungskraft war von ihr ausgegangen.
    Aber sie bekam vorerst keine Gelegenheit mehr dazu, Mara zu fragen, denn die Tür wurde aufgerissen und Dr. Blandfort kam herein. Nicht ganz unerwartet. Schwester Carol hatte ihr gesagt, dass er die Entlassungspapiere unterschreiben müsse und sie ihn rufen würde. Und er schien ganz und gar nicht einverstanden zu sein mit ihrer Entscheidung.
    „Was soll das bedeuten?“ fragte er weitaus schärfer als beabsichtigt, als er sie fertig angezogen neben der auf einem Stuhl sitzenden Mara Banning sah. „Wo wollen Sie hin?“



    „Celia möchte das Krankenhaus verlassen!“ sagte Miss Banning.
    „Das hat die Schwester mir gesagt. Ich möchte wissen, warum!“ Er schenkte Miss Banning keinerlei Aufmerksamkeit, seine Augen waren einzig und allein auf Celia gerichtet.
    Die fühlte sich unter seinem forschenden Blick zunehmen unwohl.
    „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Doktor. Ich möchte endlich etwas tun, ich muss wissen, wer ich bin. Mein Name allein reicht mir einfach nicht. Aber hier im Krankenhaus komme ich nicht weiter. Gewohnte Umgebung! Das haben Sie selbst mir geraten. Und mir fehlt doch nichts.“
    „Und ihre Kopfschmerzen? Haben Sie die vergessen? Diese Anfälle haben eine Ursache und die müssen wir finden!“



    „Wie denn? Noch mehr Untersuchungen, die doch nur alle das gleiche Ergebnis haben, nämlich nichts? Vielleicht gibt es keinen Befund, weil es nichts zu finden gibt. Vielleicht kommt es noch von dem Unfall, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Und ich will einfach nicht Wochen und Monate damit verbringen, den Grund für etwas zu suchen, das womöglich ganz von selbst verschwindet, wenn ich mein Gedächtnis wiedergefunden habe.“
    „Und wenn nicht? Wenn diese Anfälle schlimmer werden?“
    „Dann weiß ich doch, wo ich Sie finde, nicht wahr Doktor?“
    „Das ist unverantwortlich!“ wollte er sagen, doch stattdessen fühlte er wieder kurz diesen Schmerz in seinem Kopf und nickte stattdessen.



    Celia sah ihn überrascht an. Das ging aber schnell. Eben noch hatte er ihr scharf widersprechen wollen, das hatte sie mehr als deutlich sehen können, doch auf einmal glätteten sich seine Züge, sein Blick verklärte sich einen Moment lang und dann sagte er ganz ruhig:
    „Also gut! Ich kann sie ja nicht zwingen, hier zu bleiben. Und möglicherweise haben Sie sogar recht. Ihre Chancen, das Gedächtnis wiederzufinden, sind auf jeden Fall in ihrem eigenen Heim größer als hier.“
    „Danke Doktor!“ war alles, was sie in ihrer Verwunderung herausbrachte. Er reichte ihr das Formular, auf dem sie bestätigen musste, dass sie auf eigenen Wunsch und entgegen dem Rat der Ärzte entlassen wurde und setzte, nachdem sie selbst unterschrieben hatte, seine eigene Unterschrift darunter.



    Er begleitete die beiden Frauen nach draußen, wo ein Taxi bereits auf sie wartete. Bevor Sie ging, drehte sie sich noch einmal zu ihm um.
    „Ich danke Ihnen für alles, Doktor Blandfort.“
    „Ich wünsche Ihnen alles Gute, Miss Moreau. Und passen Sie gut auf sich auf.“
    „Das tue ich schon, keine Sorge.“ versicherte ihm Mara Banning mit einem Lächeln, doch es klang mehr wie eine Drohung. Irgendetwas stimmte nicht mit dieser Frau. Er musste etwas tun. Schon wieder dieser Schmerz! Grausamer als bisher. Intensiver!
    „Alles ist in bester Ordnung, Nicolas!“ hörte er Celia auf einmal sagen, ohne dass sie die Lippen bewegte. Ihre Stimme kam direkt aus seinem Kopf. Und der furchtbare Schmerz löste sich in nichts auf. „Machen Sie sich keine Sorgen!“ Sie lächelte ihn noch immer an, als wäre nichts geschehen. Und auch Miss Banning ließ nicht erkennen, dass sie irgendetwas bemerkt hatte. Er musste sich das eingebildet haben! Litt er etwa an Halluzinationen?

    +++

    ***


    Er brauchte einen Kaffee! Dringend! Nein, eigentlich bräuchte er einen Brandy, und selbst der würde nicht reichen, um ihn wieder zur Ruhe zu bringen. Er hatte sich kaum gesetzt, als ein Kollege mit seiner Tasse und einem fröhlichen Lächeln direkt auf ihn zu steuerte, nur um sich dann nach einem Blick auf seine grimmige Miene schleunigst nach einem anderen Tisch umzusehen. Es kümmerte ihn nicht.
    Denn er war wütend, nicht auf seine Mutter, nein auf sich selbst. Er könnte sich ohrfeigen, dass er sich von ihr derart hatte überfahren lassen. Na gut, es war tatsächlich eine ihrer Galavorstellungen gewesen. Keine Sekunde glaubte er, sie machte das einzig wegen Arabella. Nein, sie versuchte tatsächlich, auch weiterhin über sein Leben zu bestimmen. Dabei war er genau deshalb in das andere Haus gezogen. Aber sie sollte sich verrechnet haben, ganz gleich, warum ihr an der Verbindung mit Caroline so gelegen war, er würde ihr den Gefallen nicht tun. Diesmal nicht!



    Er hatte sich in der Vergangenheit nie wirklich Gedanken darüber gemacht, in welche Richtung sich seine Beziehung zu Caroline entwickeln würde. Essen, Theater, hier und da eine Party, für ihn war sie einfach eine angenehme Gesellschafterin, selbst wenn ihre spitze Zunge vor niemandem Halt machte. Ihre gelegentlichen Andeutungen, die in letzter Zeit allerdings immer häufiger und auch immer deutlicher wurden, übersah er geflissentlich.
    Eine feste Beziehung und schon recht eine Ehe, wie sie Caroline und seine Mutter anstrebten, stand derzeit einfach nicht auf seinem Plan.
    Nur ist dieser Plan gerade mächtig durcheinander geraten! Konstatierte er sarkastisch. Und das nicht nur durch die Ideen seiner Mutter. Denn da gab es ja auch noch Celia. Dieses rätselhafte Mädchen, das den ganzen Tag in seinem Kopf herum spukte und ihn einfach nicht mehr los ließ.
    „Dr. Blandfort! Dr. Blandfort! Bitte kommen Sie in Zimmer 205!“ Das war sie! Er sprang auf, kaum dass er die Lautsprecheransage vernommen hatte und eilte davon.



    „He, was ist denn mit dir los?“ fragte Mara beim Hereinkommen. „Du liegst ja immer noch im Bett! Ist was passiert?“
    Celia schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ich hatte nur heute morgen wieder so entsetzliche Kopfschmerzen.“
    „Na ja, bei der Umgebung hier ist das nicht weiter verwunderlich.“ Mara musterte die spärliche Einrichtung mit einem verächtlichen Blick. „Wie sieht es aus?“ erkundigte sie sich dann mit einem merkwürdig gespannten Unterton. „Hast du es dir anders überlegt?“
    „Nein!“ Entschlossen schwang Celia die Beine über die Bettkante und stand auf.



    „Du hast vollkommen recht! Ich muss hier raus.“
    „Gut! Dann zieh dich mal um! Soll ich dir beim Einpacken helfen? Ich möchte so schnell wie möglich hier wieder weg.“
    Celia schüttelte den Kopf. „Das schaff ich schon. Mach’s dir gemütlich!“
    „Gemütlich?!“ Das klang schon beinahe schrill. „Ich hatte eigentlich nicht vor, mich hier häuslich einzurichten.“
    „Keine Angst, ich beeile mich!“ lachte Celia, auch wenn sie Maras Abneigung gegenüber Krankenhäusern für etwas übertrieben hielt. „Aber tu mir einen Gefallen, setz dich inzwischen irgendwo hin.“ Nur äußerst widerwillig, so schien es ihr, kam Mara dieser Bitte nach.
    „Siehst du, schon bin ich soweit.“ Verkündete sie nur wenig später, als sie fertig angezogen vor ihr stand. „Zufrieden?“



    Mara nickte. Die Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie wollte gerade aufstehen, als ihr Blick an Celias Hals hängen blieb. Nur für den Bruchteil einer Sekunde meinte Celia zu sehen, wie ihre Augen plötzlich ihre Farbe veränderten, blutrot wurden. Aber das war natürlich ganz unmöglich, das konnte sie sich nur eingebildet haben. Mara räusperte sich, während ihr Blick unverwandt auf den selben Punkt gerichtet war. Celias Hand fuhr hinauf zu ihrem Hals.
    „Ist was nicht in Ordnung, Mara? Ist das deine Kette?“
    „Was, ... wie?“ Sie schien ganz verwirrt, mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein.
    „Die Kette!“ Celia tippte auf das Schmuckstück an ihrem Hals. „Ich hab sie in meinem Nachtschrank gefunden. Schwester Carol sagte, dass man sie mir während der Untersuchung abgenommen hatte. Ich dachte, sie würde mir gehören. Es tut mir leid, wenn ....“ Verunsichert brach sie ab. Und da, endlich, verschwand der angespannte Ausdruck aus Maras Gesicht.
    „Nein, nein!“ sagte sie. „Es ist wirklich deine. Ich dachte nur, du hättest sie verloren.“




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    Moment

    Kreativ austoben?
    Doch, das ist genau das richtige Wort. Wenn du dich immer so austobst, dann ruhig weiter so!
    Zwei Riesenkomplimente. Zum einen die Bilder. Habe selten so gut arrangierte, fotografierte, ausgewählte Bilder gesehen. Könnte man glatt neidisch werden. *grins grins*
    Der Realismus nicht nur im Aussehen der Sims, sondern auch in den Situationen ist sehr erfrischend.
    Über die Charaktere mag ich im Augenblick lieber noch nicht spekulieren, du hast ja selbst gesagt, dass uns da noch einiges bevorsteht.
    Nur soviel im Moment. Du hast es geschafft, sie absolut glaubwürdig darzustellen.

    Zweites Kompliment: dein Text. Für gewöhnlich mag ich es nicht besonders, wenn jemand in der Gegenwart schreibt. Das führt meist zu Problemen, weil man es entweder nicht durchhält, oder es sich einfach nur komisch anhört. Du gehörst zu den Ausnahmen! Dein Stil ist eigenwillig, aber ausgesprochen gut lesbar. Sehr flüssig und spannend.

    Werde mir also die Geschichte abonnieren, damit ich nichts mehr verpasse.

    Du bist zwar sehr aggressiv, aber meine Frage hast du immer noch nicht beantwortet. Ich wollte nicht wissen, warum du es langweilig fandest, sondern, was genau du doof fandest daran, dass sie vom Tod der Schwester geschrieben hat?
    Es tut mir leid, dass du deine Freundin verloren hast. Wie du dich dadurch fühlen musst, kann ich leider sehr gut nachfühlen. Aber wenn du dadurch tatsächlich gelernt hast, was Verlust bedeutet, stellt sich mir unweigerlich die Frage, wie du dann so etwas schreiben kannst!

    Ganz dumme Frage Nala: Was genau findest du denn daran doof? Die Tatsache, dass sie es erwähnt, dass sie nicht mehr darüber geschrieben hat, oder was? Möglicherweise, das können wir ja jetzt noch nicht wissen, hat das ja etwas zu bedeuten. Seine Familie durch einen solchen tragischen Unfall zu verlieren, bedeutet einen großen Einschnitt in seinem Leben, einen sehr großen.

    Langweilig ist die Geschichte nicht, Larissana, ich habe eher das Gefühl du schreibst dich gerade warm. *zwinker*
    Also einfach weitermachen, und die Tipps beachten, die man dir gibt. Die MEISTEN meinen es ja wirklich nicht böse.
    Das mit den Geräuschen zum Beispiel fand ich gar nicht so schlecht. Ist ein guter Effekt, aber wie alle guten Effekte sollte man damit sparsam umgehen, sonst verlieren sie ihre Besonderheit und werden gewöhnlich.

    Über etwas mehr Text würde ich mich freuen. Beschreibe deine Heldin, wie lebt sie, wo lebt sie ?!!!
    Du sprichst am Anfang von einer mittelgroßen Villa. Und dann hängt sie ein Warnschild an eine Zimmertür, die aussieht wie die Tür eines Wohnheims!Ich glaube, du weißt schon, was ich meine.

    Ansonsten bin ich gespannt darauf, in welche Richtung sich deine Geschichte entwickeln wird. Und wenn du konstruktive Kritik (und Lob) haben willst, ich lese gern weiter.

    Das Thema ist echt heftig, wenn auch sehr interessant.
    Lass dir doch ruhig noch etwas mehr Zeit, damit du die Charaktere besser zeichnen kannst. Ein paar mehr Informationen wären hilfreich, um die Leute, mit denen deine Heldin in Berührung kommt, einschätzen zu können. Und damit auch sie selbst.
    Vor allem aber zum Nachvollziehen der Handlung. Beispiel: Die erste Begegnung zwischen Vater und Tochter. Hat er sie gesucht? Warum? Ich meine, er läuft da seiner Tochter über den Weg, wundert sich nicht mal, erkennt sie auch sofort und schleift so einfach so mit, nur um sie gleich zu vergewaltigen.

    Versteh mich nicht falsch! Das sind nur Überlegungen, die mir beim Lesen so durch den Kopf gehen. Vielleicht kannst du sie ja berücksichtigen, auch wenn du (wie im andern Forum zu sehen) mit deiner Geschichte ja schon weiter bist.

    Und noch eine Kleinigkeit! Pass auf deine Wortwahl auf. Manche Wörter sind etwas unglücklich benutzt. Wie zum Beispiel: schnellen. Man kann zwar hochschnellen, aber nicht in ein anderes Zimmer.

    Ansonsten gehört viel Mut dazu, sich an ein solches Thema zu wagen und viel Sensibilität, um es nicht banal werden zu lassen. Beides hast du und ich weiß ja, dass du noch ein paar Überraschungen auf Lager hast.

    An den Bildern gibts nichts zu bekritteln, sie sind gut fotografiert. Manche Situationen sind schwer nachzustellen, nicht wahr?

    Bis zum nächsten Mal.
    Nery

    Hat ganz den Anschein, als würde das eine Episodengeschichte.
    Ist mal was anderes. Und schön, dass du sie komplett reinstellst. In einem Ruck liest sich das viel besser.
    Diesmal hat mir auch das Tempo gefallen. (nur ganz zum Schluss kann man sich den Kommentar nicht verkneifen, dasss sie ihr Erspartes vielleicht hätten sparen können, wenn sie noch einem klitzekleinen bisschen geduld. wobei ich die beiden trotzdem verstehen kann)

    Ah ja, kleine Bemerkung am Rande. Genial würde ich Heinrich zwar nicht nennen, zumindest am Anfang seiner Regierung merkt man davon wenig, aber eins war er mit Sicherheit, sehr lernfähig. Aus Schaden klug zu werden, das kann nicht jeder. Und er hat das eindrucksvoll bewiesen, auch dass er Zufälle klug nutzen kann. Siehe Rudolf von Rheinfelden und dessen Schwurhand!

    *




    „Arabella fehlt ihr Vater!“ fuhr seine Mutter fort, als habe sie sein Erstaunen nicht bemerkt. „Seit deinem Auszug wird sie ja praktisch nur von mir allein erzogen. Und ich verstehe sie einfach nicht mehr. Sie ist so stur und ungebärdig. Dein Vater wüsste sicher, wie man mit ihr umgehen muss. Aber ...“ Sie machte eine kleine Pause und setzte dann, mehr zu sich selbst hinzu. „Frances ist einfach zu früh gestorben.“ Nur für einen winzigen Moment schlossen sich ihre Augen, verzogen sich ihre Mundwinkel schmerzlich bei der Erinnerung an ihren Mann, aber genau deshalb liebte Nicolas seine Mutter. Sie würde es natürlich niemals zugeben, denn ihre Gefühle waren ihre Privatsache, die nicht einmal ihre Kinder etwas anging. Dennoch wusste Nick, dass die Ehe seiner Eltern entgegen allen Gerüchten in der sogenannten guten Gesellschaft eine Liebesheirat gewesen war und dass ihre Gefühle füreinander niemals erloschen waren. Auch dies konnte man guten Gewissens eine Blandfortsche Familientradition nennen. Seit Lord Henry mit seiner Gemahlin Cressida von England nach Amerika ausgewandert war, hatte es in dieser Familie keine Scheidung und, glaubte man der Familienchronik, auch keine unglückliche Ehe gegeben. Um so unbegreiflicher schien ihm die Eile, die seine Mutter bei ihren Bemühungen an den Tag legte, ihn mit Caroline zu verkuppeln.





    „Worauf genau willst du eigentlich hinaus, Mamà.“ fragte er sie mitten in ihre Überlegungen hinein und erntete zunächst ein unwilliges Heben der Augenbrauen, bevor sie ihm antwortete.

    „Das sagte ich doch bereits. Du hattest recht in Bezug auf Arabella. Es wäre vermutlich wirklich das Beste für sie, wenn sie eine Zeitlang in einer anderen Umgebung leben würde, .... in deinem Haus!“
    „Ähm ... Moment mal .... Nur dass ich das richtig verstehe! Hast du gerade gesagt, du lässt Arabella zu mir ziehen?“ Nick war fassungslos. Mit allem hätte gerechnet, aber damit?
    „Nun schau doch nicht so verwundert drein! Das wolltest du doch!“
    „Sicher, nur ist mir nicht ganz klar, woher der plötzliche Sinneswandel stammt. Immerhin sagtest du, und das recht deutlich, wie ich hinzufügen darf, dass deine Tochter auch bei dir leben soll. Oder habe ich dich da mißverstanden?“





    „Ganz und gar nicht, mein Lieber. Was ich gesagt habe, meinte ich auch so. Und das tue ich noch.“

    „Dann versteh ich deine Meinungsänderung erst recht nicht.“
    „Wer hat irgendetwas davon gesagt, ich hätte meine Meinung geändert?“ Sie musterte seine irritierte Miene mit dem interessierten Blick eines Raubtieres, das vor seiner Beute saß und wusste, dass diese ihm nicht mehr entkommen würde. Nick fühlte förmlich, wie sich die Schlinge um seinen Hals immer enger zog. Nur noch ein kleiner Ruck, und er war gefangen.
    Und Catherine Blandfort wartete nicht länger.
    „Ich habe nur gesagt, Arabella bräuchte eine andere Umgebung.“ fuhr sie honigsüß fort, ohne ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    „Und da du, wie du selbst immer sagst, in der Klinik sehr viel zu tun und damit nur wenig Zeit hast, dich um deine Schwester zu kümmern, werde ich sie natürlich nicht alleine lassen.“





    Nicolas gefror das verbindliche Lächeln ein, das er zu seinem eigenen Schutz aufgesetzt hatte, um seine Gedanken dahinter zu verbergen. Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein, das musste er einfach mißverstanden haben. Aber wenn er sich das zufriedene Gesicht seiner Mutter ansah, bestand kaum noch der Hauch eines Zweifels daran.

    „Du willst mit Arabella zu mir ziehen? In mein Haus?“ preßte er nach einer ganzen Weile des Schweigens hervor, bemüht, sich sein Entsetzen nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Das wäre allerdings gar nicht nötig gewesen, denn seine Mutter schien entschlossen, eventuelle Einwände nicht zur Kenntnis zu nehmen.
    „Ja sicher!“ bestätigte sie ohne zu zögern seine schlimmsten Befürchtungen. „Du hast doch gewiss nicht angenommen, ich würde deine Schwester OHNE Aufsicht, ALLEIN in deinem Haus lassen? Aber Nicolas!“




    Allein ihr Tonfall zeigte, wie undenkbar dies in ihren Augen wäre. Denn in ihrem Gesicht zeigte sich nicht das geringste Zeichen von Unwillen. Sie saß immer noch freundlich lächelnd vor ihm, als hätte sie gerade über das schöne Wetter gesprochen, statt über den Versuch, sein ganzes Leben umzuwerfen.

    Es hielt ihn nicht länger auf dem Sessel. Er sprang auf und wanderte mit hektischen Schritten im Zimmer auf und ab. In eine schöne Situation hatte sie ihn da gebracht! Was zur Hölle sollte er jetzt tun?
    Im ersten Moment hatte er den Vorschlag rundweg ablehnen wollen, aber dann war ihm wieder das Gespräch mit Arabella in den Sinn gekommen. Er konnte sie regelrecht vor sich sehen, wie die Freude aus ihren Augen verschwand und sie mit hängenden Schultern in ihr Zimmer trotten würde, wenn er jetzt einen Rückzieher machte.
    „Und Nicolas?“ Catherine Blandfort hatte ihn eine Weile laufen lassen, sie wusste genau, sie hatte Zeit, und sie würde in jedem Fall gewinnen, egal wie seine Entscheidung ausfiel. Und als er sich jetzt zu ihr umdrehte, nickte sie erfreut, noch bevor er etwas sagen konnte und stand auf.





    „Ich freue mich wirklich, dass wir uns so gut verstehen, mein Junge.“ sagte sie, drückte dem immer noch reglos dastehenden Mann einen weiteren Kuss auf die Wange und verabschiedete sich. „Ich lasse dann unsere Sachen packen und zu dir bringen. Du holst uns doch heute Abend mit dem Wagen ab, oder schaffst du es zeitlich nicht?“

    „Doch, natürlich!“ war alles, was er auf die Schnelle herausbringen konnte.
    „Dann ist ja alles geklärt. Oh, bevor ich es vergesse,“ sie drehte sich noch einmal zu ihm herum und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. „Wir werden die Gartenparty nächsten Samstag dann natürlich bei dir abhalten müssen. Aber das macht ja nichts. Schließlich ist der Garten ja groß genug! Bis heute Abend, Nicolas!“
    Noch bevor er sich von dem neuerlichen Schock erholen konnte, war sie bereits verschwunden.




    +++

    ***




    Etliche Stunden später kam Nicolas müde in sein Büro zurück. Die zwei komplizierten Operationen, die er heute hatte durchführen müssen, waren komplikationslos verlaufen. Wie aus dem Lehrbuch, hatte die Chefärztin gemeint und ihm freundschaftlich auf die Schulter geklopft, als er sich seinen wohlverdienten Espresso holte. Er hätte also durchaus mit sich zufrieden sein können, wäre da nicht das Rätsel um Celia Moreau gewesen. Dr. Winters, die Neurologin erwartete ihn schon vor dem OP. Auch diesmal hatte das Medikament nicht gewirkt, aber die Schmerzen waren genauso plötzlich verschwunden, wie sie gekommen waren. Und es gab einfach keine Erklärung für ihre Anfälle. Nichts im Blut, nichts auf den CT-Bildern. Nach ihren Befunden zu urteilen, war sie so gesund wie man nur sein konnte. War der Anfall vorüber, ging es ihr wieder gut, davon vermochte er sich gerade selbst zu überzeugen.




    Von seinem Büro aus konnte er sie im Garten die Nachmittagssonne genießen sehen. Er hatte eigentlich nur einen kurzen Blick nach draußen werfen wollen, aber dann blieb er wie gebannt am Fenster stehen und starrte auf sie hinunter. Es war ihm gelungen, die Erinnerung an seinen Tagtraum während der letzten Stunden weitgehend zu verdrängen, aber nun kam sie wieder zum Vorschein. Alles Leugnen nützte nichts, er musste es sich wohl eingestehen. Nicht das medizinische Rätsel fesselte seine Aufmerksamkeit, beherrschte seine Gedanken, sondern sie selbst. Hatte Cressida recht? War er dabei, sich in dieses Mädchen zu verlieben? Aber warum? Was hatte sie an sich, das ihn derart faszinierte? An ihrem Aussehen lag es nicht. Es mangelte nicht an schönen Frauen in seiner Umgebung, auch nicht an geistreichen, gebildeten wie Caroline Vandermere. Dennoch hatte sein Herz bei ihr niemals so heftig geschlagen wie an diesem Morgen, als er Celia in die Augen gesehen hatte. Noch jetzt vermeinte er die Wärme bis in jede einzelne Fingerspitze zu fühlen.





    Ein unangenehmes Knarren drängte sich in seine Erinnerungen. Und dann, noch bevor er recht begreifen konnte, woher das Geräusch gekommen war, sagte jemand mit deutlicher Belustigung: „Und ich dachte immer, du wärst hier als Chirurg angestellt und würdest operieren, dabei sehe ich dich jetzt schon eine ganze Weile an diesem Fenster stehen und träumen. Wovon träumst du Nicolas?“
    Vollkommen überrascht drehte er sich in Richtung Tür.
    „Mutter!“




    „Nun sieh mich nicht so entgeistert an, Nicolas!“ Kopfschüttelnd schloß sie die Tür und ging, da er keine Anstalten machte, ihr entgegenzukommen, auf ihn zu.

    „Was machst du hier?“
    „Also ich bitte dich, mein Lieber! Du hast mich doch schließlich selbst gebeten, dich in der Klinik zu besuchen. Oder etwa nicht?“
    „Ja, schon, nur...“ Er räusperte sich verlegen.
    „Nur was?“
    „Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass du es je tun würdest. Und gerade jetzt nicht.“




    „Warum denn nicht?“ fragte seine Mutter mit einem absolut unschuldigen Lächeln, zog ihn sanft in ihre Arme und küsste ihn sacht auf die Stirn.

    „Wegen Arabella.“ antwortete er, während er den Kuss automatisch zurückgab.
    „Ich glaube, ich verstehe dich gerade nicht. Was hat Arabella damit zu tun, ob ich dich besuche oder nicht?“
    „Mamà!“ Nick löste sich aus ihren Armen. „Bitte lass doch diese Spielchen. Du weißt genau, wovon ich rede. Arabella möchte zu mir ziehen, und wenn ich mich recht erinnere, warst du damit nicht einfach nur nicht einverstanden, sondern sogar vehement dagegen!“
    „Ach diese kleine Meinungsverschiedenheit meinst du!“
    „Meinungsverschiedenheit?“ Nick vermochte es kaum zu glauben. Hatte sie wirklich gerade Meinungsverschiedenheit gesagt?




    „Aber ja, was sonst?! Das kommt doch, wie es so schön heißt, in den besten Familien vor!“

    Lachend ließ sie sich auf einem der Sessel nieder und winkte ihm, es ihr gleichzutun.
    Doch Nick tat nichts dergleichen und blieb misstrauisch neben seinem Schreibtisch stehen. Es passte sogar nicht zu seiner Mutter, angesichts der Heftigkeit ihrer letzten Auseinandersetzung derart leicht darüber hinwegzugehen. Sie hatte etwas vor, und es war mit Sicherheit etwas, dass ihm ganz und gar nicht passen würde.
    „Also Nicolas, was ist denn nur los mit dir? Jetzt setz dich schon, oder muss ich die ganze Zeit zu dir aufsehen?“
    Er gab sich geschlagen, vorerst. Alles andere wäre auch sinnlos. Selbst wenn er einen OP-Termin vortäuschen würde, sie ließe ihn mit Sicherheit nicht gehen, bevor sie nicht gesagt hatte, weswegen sie gekommen war.




    Also setzte er sich ihr gegenüber und wartete darauf, dass sie nach diesem Anfangsgeplänkel endlich zum Punkt kam. Und er musste eine ganze Weile warten. Denn fürs erste beschränkte sich Catherine Blandfort darauf, Konversation zu machen, etwas, worauf sie sich meisterlich verstand. Immerhin war sie auf den besten internationalen Schulen gewesen und hielt sich selbst für den Inbegriff einer Dame der Gesellschaft. Sie erkundigte sich freundlich und mit genau der richtigen Nuance an Interesse nach seiner Arbeit, seinen Kollegen, speziell natürlich seiner Chefin, ohne dass er dabei zu sehr hätte ins Detail gehen müssen. Und er konnte nicht umhin, seine Mutter dafür zu bewundern, wie es ihr gelang, das Gespräch ganz allmählich auf ihr eigentliches Anliegen zu lenken.
    „Weißt du!“ meinte sie schließlich, nachdem sie es wieder einmal bedauert hatte, dass er nur noch so selten zu Besuch nach Hause kam (selten hieß bei ihr nicht täglich!). „In einem hast du vermutlich recht.“ Nick horchte auf. Das waren ja ganz neue Töne.



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