Beiträge von Sofia

    An Tyron muss ja eigentlich noch ein Haken sein, oder? Ich meine, warum mag Hayden ihn nicht. Ist er bloß eifersüchtig/neidisch oder steckt mehr dahinter und Hayden weiß etwas über Tyron...? Bin gespannt, wie's weitergeht.

    Holly: Na ja, Jane Austen Bücher sind auch eigentlich ziemlich dröge, aber ich mag sie trotzdem unheimlich. Sie sind sehr altertümlich und es geht eigentlich immer nur darum, wer wen heiratet und warum und es gibt immer unglückliche Verwicklungen und Verwechslungen und so. Herrlich kitschig. Von "Sinn und Sinnlichkeit" gibt es auch eine tolle Verfilmung. Mit Emma Thompson, Kate Winslet, Hugh Grant, Greg Wise, Alan Rickman und so weiter. Die ist super schön (finde ich). Wenn du die mal in einer Videothek oder so siehst, unbedingt mal reinschauen.
    Ja, das Outfit von Marietta soll schon ein bisschen rausstechen. Sie ist sehr lebenslustig, will viel erleben, hofft auf die große Liebe, so richtig mit Blitzschlag und Rosenblätterregen und ist sehr emotional und leidenschaftlich. Also das genaue Gegenteil von der vernünftigen Elaine. Daher dachte ich, es passt, wenn sie auch ein bisschen eitel ist und sehr auf Mode achtet.


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    "Später wird übrigens noch ein weiterer Gast zu uns stoßen", sagte Martha. "Ein Geschäftspartner von Conrad. Er konnte sich leider nicht schon früher frei machen. Er ist Rechtsanwalt, genau wie mein Sohn und immer fürchterlich beschäftigt."
    "Oh je", dachte Marietta, "nicht noch mehr Grabgemüse! Die Alten sind ja ganz nett, aber allem Anschein nach gibt es hier in diesem Kaff kaum junge Leute."
    "Nach dem Essen müssen wir unbedingt in den Wintergarten gehen", schlug Martha vor. "Wie ich höre, ist unsere Marietta hier eine richtige Künstlerin. Sie liebt Gedichte und schreibt sogar selbst welche, auch Lieder schreibt sie. Und sie kann ganz ausgezeichnet Klavier spielen. Sie müssen unbedingt für uns spielen, Kleines!"
    Marietta wollte schon beschämt ablehnen, aber nach einem strengen Blick ihrer Mutter sagte sie: "Ja, gerne, aber so gut bin ich wirklich nicht."



    "Eine Dichterin?" Raj lachte und wandte sich zu Elaine. "Naja, um ehrlich zu sein. Gedichte habe ich nie richtig verstanden. Die sind immer so wirr. Ich habe mich immer gefragt, warum die Dichter absichtlich so schreiben, dass sie niemand versteht!"
    "Gedichte liegen mir auch nicht so besonders", antwortete Elaine.
    "Ich bin halt einfach durch und durch Naturwissenschaftler", sagte Raj. "Mathematik, Physik und Informatik, alles kein Problem. Aber hohe Literatur? Das ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln."



    "Ach ja", sagte Elaine. "Martha erwähnte bereits, dass Sie mit Computern arbeiten. Was genau machen Sie denn da?"
    "Ich bin Software-Entwickler und Programmierer. Das heißt, ich sorge dafür, dass Sie immer neue und aktuelle Programme bekommen und dass die dann auch mehr oder weniger gut laufen", erklärte Raj.
    "Das hört sich interessant an", entgegnete Elaine, "ich arbeite zwar auch viel mit dem Computer, aber ich bin froh, wenn das Ding funktioniert. Ich arbeite als Rechtsanwalts- und Notarsgehilfin."



    "Was für ein Idiot!" dachte Marietta. Darauf brauchte sie erst einmal einen Schluck Wein. Trocken wie ein Stück Knäckebrot dieser Typ, hatte nur seine Zahlen und seine Computer im Kopf. Ein richtiger Nerd.
    Es war ja klar, dass Elaine dieser Langeweiler auch noch zu gefallen schien. Ein Mann, der keine Gedichte mochte, war nicht romantisch. So einer brachte es fertig und schenkte einem zum Hochzeitstag ein neues Bügeleisen. Brrr! Marietta schauderte. Und sein Bruder hielt sich für unheimlich hip und trendy. Musikredakteur! Der hatte bestimmt jede Woche eine andere. Na ja, den Abend würde sie überleben, aber eins stand fest. Hier in diesem Nest würde sie ihrem Traumprinz en ganz bestimmt nicht begegnen!!




    Nach dem Essen blieben alle noch eine Weile im Esszimmer oder "Salon", wie Martha zu sagen pflegte und unterhielten sich.
    Elaine schien sich mit Raj wirklich gut zu verstehen.
    "Wenigstens weiß ich jetzt, an wen ich mich wenden kann, wenn der Computer wieder einmal nicht so will, wie ich", lachte sie.
    "Jederzeit", antwortete Raj.



    "Mir graut schon davor, diesen verfluchten DSL-Zugang einzurichten. Das ist alles so schrecklich kompliziert", stöhnte Elaine.
    Raj lachte und schaute ihr in die Augen. "Also, ich traue Ihnen zwar durchaus zu, dass Sie das auch selber schaffen würden, aber ich helfe Ihnen natürlich gerne."



    "Das wäre nett", lächelte Elaine und merkte, wie sie langsam rot wurde. Diese treuen, braunen Augen hatten irgendetwas. Raj schien so offen und ehrlich und geradlinig. Er versuchte einem nicht, etwas vorzumachen. Das fand Elaine sehr sympathisch. Außerdem war er klug und einen dummen Mann hätte Elaine ganz unerträglich gefunden.
    Dieser Abend würde ganz sicher sehr nett werden, dachte sie.



    "Pfui Spinne", dachte Marietta und verzog das Gesicht. "Jetzt unterhält sich Elaine stundenlang mit diesem drögen Computerfuzzi. Das sieht ihr wieder ähnlich. Und bevor mich dieser eingebildete 'ich bin ja so wichtig und voll im Trend'-Musikredakteur anquatscht, unterhalte ich mich lieber mit dieser Martha. Sie scheint hier ja alles und jeden zu kennen. Vielleicht gibt es hier ja doch noch andere junge Leute." Damit drehte sie sich zu Martha um.



    Als die drei Burwoods am Samstag am Haus der Jenkins ankamen, wurde ihnen von einem Hausmädchen geöffnet und sie wurden in ein hell erleuchtetes Zimmer geführt, in dem sich die anderen Gäste, wie es schien, schon versammelt hatten.
    Ein dunkelhäutiger junger Mann in einem roten Hemd, der bis dahin zwei ältere Männer, von denen der eine vermutlich sein Vater war, beim Schachspielen beobachtet hatte, schaute erfreut auf, als die Burwood-Mädchen den Raum betraten.



    Sofort eilte Martha Jenkins auf die drei zu, um sie in Beschlag zu nehmen.
    "Wie schön, dass Sie kommen konnten", rief Martha überschwänglich aus.
    "Ich danke Ihnen noch einmal für Ihre freundliche Einladung", sagte Anne Burwood ein wenig verlegen.
    "Kommen Sie, ich stelle Ihnen die anderen Gäste vor", schlug Martha munter vor.
    Wie sich herausstellte, war der Schachspieler der Hausarzt der Jenkins. Er hieß Dr. Chopra. Der junge Mann im roten Hemd war tatsächlich sein Sohn und hieß Raj, der andere Sohn hieß Rahul.



    Anne Burwood staunte über die teuren Gemälde an der Wand, während Martha sich sofort auf Marietta stürzte, um ihr die beiden jungen Männer anzupreisen.
    "Raj ist ein ganz Gescheiter", lachte sie. "Macht irgendetwas mit Computern. Ich verstehe ja von all diesem modernen technischen Schnickschnack rein gar nichts. Oh und Rahul ist Journalist, er arbeitet für ein Musikmagazin. Ich kann mir den Namen nie merken."



    Marietta nickte höflich. Die beiden waren noch nicht einmal wirklich hässlich. Nicht unbedingt ihr Typ, aber wenigstens nicht so, dass man sich gruseln musste. Aber irgendwo musste an der Sache ja ein Haken sein.



    "Ihre Töchter sind aber auch wirklich bildhübsch!" sagte Martha an Anne gewandt. "Allein ihre Haare, Kindchen. Wunderschön. Bei Ihnen stehen doch die jungen Herren sicher Schlange, oder?"
    "Na ja, wie man es nimmt", antwortete Marietta. "Es gibt schon einige auf dem College, die sich für mich interessieren, aber der Richtige war bisher noch nicht dabei."
    "Nein", rief Martha erstaunt aus. "Sagen Sie bloß, ein so reizendes Geschöpf wie Sie hat noch nicht den Prinzen gefunden. Aber Ihre Schwester ist doch sicher schon in festen Händen."
    "Ach was, Elaine?" Marietta lachte. "Nein. Die hat für so etwas doch gar keinen Sinn."
    Martha freute sich innerlich. Besser hätte es doch gar nicht laufen können. Beide Mädchen waren noch Single. Hier wurde also dringend ihre helfende Hand benötigt.
    "Machen Sie sich keine Sorgen, Kindchen, wir werden Ihre Traumprinzen schon finden!" sagte sie gut gelaunt.
    "Aha", dachte Marietta. "Daher weht also der Wind..."




    Während Martha Marietta vereinnahmte, lernte Elaine die Familie Chopra kennen. Sie bewunderte den wunderschönen Sari von Mrs Chopra.
    "Unsere Leute kommen hierher und vergessen völlig Ihre Wurzeln", erklärte Gaia Chopra ihr, "daher ziehe ich unsere traditionelle Kleidung vor. Mein Mann ist Arzt, da erwarten die Leute natürlich von ihm, dass er sich westlich kleidet. Aber ich finde, wir müssen unsere Traditionen bewahren."
    Elaine nickte.
    "Tradition ist sehr wichtig", sagte Elaine. "Man sollte niemals die eigene Herkunft verleugnen."
    "Mutter, fängst du schon wieder damit an?" fragte Raj, der von hinten herangetreten war. "Meine Mutter ist rettungslos altmodisch", sagte er zu Elaine gewandt. "Wenn es nach ihr ginge, wäre ich längst verheiratet und hätte fünf Söhne." Er lachte und seine Mutter winkte ärgerlich ab.



    Schließlich saßen alle um die lange Tafel und das Essen wurde aufgetragen. Conrad erhob sich und klopfte mit seiner Gabel an sein Glas. Er räusperte sich.
    "Ich würde gerne einen Toast aussprechen. Auf unsere werten Gäste, die Familie Chopra und natürlich auf unsere reizenden neuen Nachbarn, die ich hiermit herzlich in Riddlesdown begrüßen möchte. Auf gute Nachbarschaft!" sagte er.
    "Auf gute Nachbarschaft!" wiederholten alle.



    Das Essen war köstlich und die Burwoods fühlten sich schnell wohl im Haus der Jenkins, auch wenn die teuren Möbel und Gemälde sie anfangs etwas eingeschüchtert hatten.
    Marietta war ein wenig misstrauisch. Anscheinend wollte man sie verkuppeln. Die beiden Jungs würde sie aber besonders kritisch unter die Lupe nehmen, nahm sie sich vor.

    BaBy Luu: Conrad war verheiratet, aber seine Frau ist gestorben. Er ist wohl ein wenig zu alt für die Mädchen, das muss selbst seine Mutter einsehen. *grins* Er hat zusammen mit seiner Frau in der großen Villa der Familie gelebt. Und jetzt leben da eben nur noch seine Mutter und er.
    Elaine ist 22 und Marietta ist 20. In England wird man ja in der Regel mit 18 mit der Schule fertig, daher ist Marietta schon in ihrem zweiten Jahr auf dem College.

    @all: Danke für die lieben Kommis. Werde so schnell es geht weiterschreiben.


    @kalinka: Würde ich gerne...wenn ich das mal noch wüsste. Ich habe in einer Mammut-Aktion auf allen möglichen Seiten mal neue Klamotten und Einrichtungsgegenstände runtergeladen. Woher was im Einzelnen jetzt kam, weiß ich nicht mehr so genau. Wenn es mir noch einfällt oder ich es durch Zufall nochmal sehe, sage ich nochmal Bescheid.


    @Sunny-Boy: Klar darfst du fragen. Conrad ist 48. Seine Mutter Martha ist 75.

    Vinny: Danke für den Kommi. Dann werde ich diesmal das mit der Schrift mal ausprobieren. Hoffe, es ist dann besser. Danke für den Hinweis!


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    "Ich bin Martha Jenkins", sagte die alte Dame und schüttelte Elaine die Hand, "wir wohnen in der Nachbarschaft. Das große weiße Haus, das ein Stück vor der Ortseinfahrt liegt."
    "Haus ist gut", dachte Elaine. "Villa oder Palast wäre wohl passender. Donnerwetter! Die müssen richtig Geld haben."
    Sie schüttelte Martha die Hand. "Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs Jenkins", sagte sie.



    Auch Marietta gab Martha die Hand. Sie wusste nicht so recht, was sie von der Alten halten sollte.
    "Für so hübsche junge Damen wie Sie muss es doch fürchterlich langweilig sein, hier in diesem Dorf!" sagte Martha und hatte damit gleich Mariettas Sympathie gewonnen.
    "Ja", pflichtete ihr Marietta bei, "das können Sie wohl laut sagen. Bis zum College fahre ich eine Stunde mit dem Zug und wenn ich abeds mal zum Tanzen in einen Club will, muss ich schon bei meiner Freundin in der Stadt übernachten. So spät fährt hier ja nichts mehr."
    Darauf hatte Martha nur gewartet. Das war ihre Chance.
    "Wissen Sie was? Mein Sohn Conrad und ich geben am Samstag um acht Uhr eine Dinnerparty. Sie müssen unbedingt kommen! Oh, ich weiß. Sie denken, 'Was soll ich denn bei der alten Schachtel?' Keine Angst. Es kommen auch jüngere Gäste. Ein befreundetes Ehepaar wird mit seinen zwei Söhnen kommen. Die dürften etwa in Ihrem Alter sein. Sie werden schon sehen, das wird nett. Und sie lernen hier gleich ein paar Leute kennen."
    Marietta schaute wenig begeistert, wollte aber nicht unhöflich sein. "Vielen Dank für die Einladung", sagte sie. "Wir haben hier noch sehr viel zu tun, aber wir schauen, was sich machen lässt."



    Etwas später saßen Anne und ihre beiden Töchter im Esszimmer und aßen Sandwiches.
    "Eine sehr nette alte Dame, diese Mrs Jenkins", sagte Anne. "Ich denke, wir werden am Samstag hingehen. Es wäre unhöflich eine so nette Einladung abzulehnen."
    "Da hast du Recht", sagte Elaine. "Es wird bestimmt nett. Wenigstens kennen wir dann hier schon mal ein paar Leute."



    "Nun zieh doch nicht so ein Gesicht, Marietta", ermahnte sie ihre Mutter. "Du hast doch gehört, es werden auch zwei nette junge Männer in eurem Alter da sein. Wer weiß. Vielleicht ist ja der Märchenprinz dabei, von dem du immer träumst." Anne lachte.



    "Oh, Mum", stöhnte Marietta, warf den Kopf zurück und verdrehte die Augen, "das sind bestimmt picklige Muttersöhnchen mit Brille und Zahnspange. Meinst du diese Frau müsste die Jungs anbieten wie saures Bier, wenn sie auch nur einigermaßen attraktiv wären? Und überhaupt. Wenn sie in diesem Riesenhaus wohnen, sind diese Leute sicher fürchterlich versnobt und ihre Freunde erst recht."



    "Nun warte doch erst einmal ab, Marietta", sagte Elaine. "Vielleicht sind sie wirklich ganz nett. Ich weiß, du magst es nicht, wenn ich das sage, aber du siehst wirklich immer schwarz oder weiß. Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt", sie lächelte. "Lass uns doch erst einmal hingehen. Und wenn sie schielen und einen Buckel haben, bleibst du ein Stündchen und gehst dann nach Hause, weil du unbedingt noch fürs College lernen musst."



    Elaine und Anne schauten Marietta erwartungsvoll an, die missmutig an ihrem Sandwich knabberte.
    "Außerdem ist diese Familie Jenkins hier sicher sehr einflussreich", sagte Anne. "Es wäre sicher nicht klug, sie zu enttäuschen, Liebes. Und sicher wären die beiden Jungs eine gute Partie."
    Diesmal verdrehten beide Mädchen die Augen und stöhnten. "Mum!"



    "Na gut", sagte Marietta schließlich, auch wenn sie immer noch ein wenig schmollig dreinblickte, "dann gehen wir eben hin, wenn es unbedingt sein muss. Aber ich sage euch jetzt schon, wenn es ätzend wird, bleibe ich nicht länger als unbedingt nötig!"
    "Fein", sagte Anne zufrieden. Dann setzte sie in einem etwas strengeren Ton hinzu: "Tu mir bloß den Gefallen und zieh nicht immer so eine Schnute und du bleibst auf jeden Fall so lange, wie es die Höflichkeit erfordert."



    Ich finde Brody jetzt auch etwas sympathischer, sie hat ja einen ziemlichen Hang zur Zickigkeit, aber gegenüber Kayla war sie wirklich sehr nett. Tyron sieht wirklich klasse aus, finde ich auch. Ich bin ja mal gespannt, was ihr Date mit ihm bringt, aber ich bin wie die anderen auch sicher, dass sie Hayden bestimmt nicht zum letzten Mal über den Weg gelaufen ist. ;)



    "Ach Mum, es wird alles schon gut werden", Elaine streckte die Arme aus, nahm die Hände ihrer Mutter und drückte sie. Mrs Burwood lächelte ihre ältere Tochter dankbar an.
    "Ja", sagte sie. "Bestimmt hast du recht, Schatz."




    "Nimm Marietta nicht zu ernst, unsere kleine Miss Pessimismus muss doch immer alles schlechtreden," fuhr Elaine mit einem spöttischen Seitenblick auf ihre Schwester fort. "Wir müssen uns eben mit der Situation, so wie sie ist, abfinden." Marietta verzog das Gesicht. Es ging ihr auf die Nerven, dass ihre ach so vernünftige Schwester ihr immer riet alles "doch etwas positiver zu sehen" und sich mit den Dingen "abzufinden". Sie wollte sich mit nichts "abfinden" und zufriedengeben.



    Den Rest der Fahrt verbrachten die Schwestern schweigend. Marietta schmollte. Eigentlich verstand sie sich ja sehr gut mit Elaine, aber manchmal konnte sie ihr ganz schön auf den Geist gehen mit ihrer ewigen Vernunft und Bescheidenheit. Immer freundlich höflich und zurückhaltend, bloß nie den eigenen Kopf durchsetzen. Marietta wollte mehr vom Leben. Abenteuer, große Liebe, Leidenschaft und wenn sie dafür mit dem Kopf durch die Wand musste. Wenn man etwas erreichen wollte, musste man eben auch etwas wagen. Manchmal kam es Marietta so vor, als ob ihre Schwester vor lauter Vernunft und Bescheidenheit ihre Gefühle vergessen hatte.





    Einen Tag später war der Ärger verraucht. Elaine und Marietta waren auch viel zu beschäftigt damit gewesen, Umzugskartons auszupacken und ihr neues Heim einzurichten. Die beiden Mädchen machten gerade eine Pause vom Einräumen und tranken in der Küche eine Tasse Kaffee, als es an der Tür klingelte.
    "Nanu? Wer kann denn das sein?" fragte Marietta. "Wir wohnen doch gerade erst einen Tag hier."
    "Bestimmt die Zeugen Jehovas oder ein Staubsaugervertreter", witzelte Elaine.





    Aber es waren weder die Zeugen Jehovas noch ein Staubsaugervertreter. Der Besuch, dem Anne Burwood die Tür öffnete, hatte allerdings ebenfalls eine dringende Mission und war nicht weniger entschlossen und aufdringlich als ein Vertreter: es war Martha Jenkins. Die alte Dame hatte tags zuvor den Umzugswagen vor dem Haus gesehen und wollte die Gelegenheit nutzen, die Burwoods gleich als allererste zu begrüßen.



    "Mrs Burwood nehme ich an?" fragte Martha als Anne die Tür öffnete. Anne nickte.
    "Mein Name ist Martha Jenkins. Ich wohne in der Nachbarschaft. Na ja, nicht unmittelbar, aber in einem kleinen Ort wie diesem sind wir ja irgendwie alle Nachbarn, nicht wahr? Ich wollte sie in Riddlesdown herzlich willkommen heißen."
    "Das ist aber sehr freundlich von Ihnen", sagte Anne und schüttelte ihre Hand.




    Marthas Blick fiel in die Küche, wo sie die beiden Mädchen erblickte. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Die beiden waren wirklich ganz entzückend, da war es sicher ein leichtes, den passenden Ehemann für beide zu finden.
    "Das müssen Ihre reizenden Töchter sein!" rief Martha begeistert aus. "Von Ihnen habe ich ja schon viel gehört."




    "Das ist meine älteste Tochter Elaine", stellte Anne die beiden Mädchen vor, "und die jüngere heißt Marietta. Elaine fängt nächsten Monat als Sekretärin bei einem Rechtsanwalt in Warlingham an und Marietta ist gerade in ihrem zweiten Jahr am College."

    @all: Danke für eure Kommis. Ich werde versuchen, am Wochenende noch die Fortsetzung hochzuladen.
    Friends: Schön, dass sie dir soweit schon mal gefällt. Wie gesagt, ich hoffe, dass ich bald mehr reinstellen kann.
    Angels: Ja, der Anfang ist natürlich noch nicht so spannend, da hast du Recht. Ich wollte nur erstmal die Situation und die Personen vorstellen, damit es nachher nicht zu verwirrend wird.
    mayka: Danke für den lieben Kommentar. Ja, da hast du Recht. Martha ist gleichzeitig unheimlich nett und unheimlich nervig. Eigentlich meint sie es ja auch immer nur gut.



    Eifrig wählte sie die Nummer der Familie Chopra. Die Familie kam ursprünglich aus Indien, aber Dr. Chopra hatte hier in England seinen Abschluss gemacht und war dort geblieben. Wie Martha wusste hatte die Familie zwei unverheiratete Söhne. Einer war Redakteur bei einer bekannten Musikzeitschrift und der andere machte "irgendwas mit Computern", wie Martha zu sagen pflegte. Sie kannte sich mit diesem neumodischen Kram nicht so aus.



    "Hören Sie, Mrs Chopra. Ich gebe nächsten Sonnabend eine Dinnerparty und habe mich gefragt, ob Sie, Ihr Mann und Ihre Söhne vielleicht Lust hätte, zu uns zu kommen."
    Hoffentlich hatten die Chopras Zeit.
    "Das freut mich ganz außerordentlich, Mrs Chopra, wie wundervoll. Ich sehe Sie dann Samstag. - Ja, Ihnen und Ihrer Familie auch. Auf Wiederhören."
    Zufrieden lächelnd legte sie den Hörer auf die Gabel. Das wären schon einmal zwei wirklich interessante Junggesellen. Fehlte nur noch Christopher Brennan, der Geschäftspartner ihres Sohnes. Er sah immer so miesepetrig drein und schien ein ewiger Single zu sein. Es hatte schon immer Marthas Ehrgeiz herausgefordert, Christopher eine nette Frau zu suchen, aber bisher waren alle ihre Versuche gescheitert.



    Der Zug rollte schon an, als die Burwoods ihre reservierten Plätze gefunden hatten. Elaine setzte sich ihrer Mutter gegenüber auf einen Fensterplatz. Ihre jüngere Schwester Marietta setzte sich an den Gang.



    Marietta war ein sehr hübsches junges Mädchen, konnte aber auch etwas eigensinnig und starrköpfig sein. Ihre Laune schien einen absoluten Nullpunkt erreicht zu haben. Sie zog einen Schmollmund und seufzte, als sie sich in das rote Polster sinken ließ.



    "Mum, müssen wir wirklich in dieses fürchterliche Kaff ziehen? Von da fahre ich eine geschlagene Stunde mit dem Zug zum College. Eine anständige Kneipe gibt es da bestimmt nicht, geschweige denn eine Disco. Und abends kommt man von da gar nicht mehr weg. Schon gar nicht ohne Auto." Sie verdrehte die Augen. "Außerdem gibt es da bestimmt nicht mal nette Jungs. Nur Bauernlümmel und Dorfdeppen."
    Marietta war richtig in Fahrt.



    Anne Burwood hatte in der letzten Zeit viel durchgemacht mit der hässlichen Scheidung, aber mit ihrer Tochter hatte sie dennoch eine Engelsgeduld.
    "Liebes, ich habe es dir doch schon so oft erklärt. Auf dem Land sind Immobilien einfach günstiger. Ihr wisst, ich möchte vor euch nicht schlecht von eurem Vater sprechen, aber der langwierige Streit um den Unterhalt macht es nicht gerade einfach. Wir müssen uns eben ein wenig kleiner setzen. Ich musste das Auto verkaufen, um den Umzug überhaupt bezahlen zu können. Hast du eine Vorstellung davon, was mich das Haus kostet? Und die Spedition will auch ihr Geld haben. Oder wolltest du die Möbel vielleicht selber tragen?"



    "Ich weiß, es ist für euch nicht leicht, Mädels. Aber ich tue, was ich kann. Mir bleibt gar keine andere Wahl. Außerdem brauche ich ein wenig Abstand zu eurem Vater und all dem, was vorgefallen ist.
    Du musst ein bisschen mehr Geduld haben, Marietta. Bestimmt wird es gar nicht so übel. Sieh doch nicht alles immer so negativ. Du kannst wirklich nur in Extremen denken. Nimm dir doch mal ein Beispiel an deiner Schwester. Elaine ist immer so ausgeglichen und vernünftig."



    Elaine war es unangenehm, immer als Vorbild für Marietta hingestellt zu werden.
    "Nun lass gut sein, Mum", wehrte sie ab. "Marietta wird sich schon daran gewöhnen. Wir müssen einfach die positiven Dinge sehen. Das Haus ist zwar klein, aber richtig gemütlich und wie grün alles ist! Die Umgebung ist doch wirklich wunderschön. Schau doch mal raus, Marietta."



    "Also", begann Martha zu erzählen, "stell dir vor, jemand hat das alte Haus der Jamisons gekauft. Mrs Bates hat die Käufer schon gesehen, als sie sich vor zwei Wochen das Haus ansahen. Eine entzückende ältere Dame mit zwei ganz reizenden, bildhübschen Töchtern. Burwood heißen sie. Die jüngere Tochter ist 20, die ältere 22. Mrs Burwood hat wohl eine schwere Scheidung hinter sich und möchte hier auf dem Land ein neues Leben anfangen. "



    "Das hat die alte Bates alles jetzt schon in Erfahrung gebracht?" Conrad lachte. "Alle Achtung, das ist Rekordzeit, sogar für die alte Tratschtante. Aber sag, Mutter, was ist daran so aufregend?"



    "Na, es kommt endlich mal wieder frischer Wind in dieses Kaff. Und gleich zwei so entzückende junge Geschöpfe. Ich muss diese Burwoods unbedingt sofort kennenlernen. Ich werde eine Dinnerparty geben und sie einladen und die Chopras lade ich ein und du solltest unbedingt deinem Freund Brennan bescheid sagen."



    "Christopher? Aber Mutter, du weißt doch, er verabscheut solche Gesellschaften und außerdem stecken wir im Augenblick beide bis über beide Ohren in Arbeit für die Kanzlei."

    "Nun ja", Martha schmunzelte, "ich will ihm ja nur einen Gefallen tun. Er hat sicher nicht oft Gelegenheit zwei hübsche junge Damen kennenzulernen."



    "Mutter, du bist wirklich unmöglich", schalt Conrad. "Fängst du etwa schon wieder mit deiner Kuppelei an? Du weißt doch, sowas geht meistens nach hinten los."



    "Ach was, Papperlapapp", lachte Martha vergnügt. "Habe ich dich seinerzeit nicht auch erfolgreich unter die Haube gebracht, Gott hab sie selig? Angela war die perfekte Frau für dich. Es wäre doch wirklich gelacht, wenn ich für die beiden jungen Damen nicht eine gute Partie auftun würde. Nun schau nicht so ernst drein, Conrad. Es macht mir doch solchen Spaß. Nun gönne deiner alten Mutter doch diese kleine Freude!"



    Conrad verdrehte die Augen zur Decke und zuckte mit den Achseln.
    "Dann tu, was du nicht lassen kannst. Wie ich dich kenne, kann ich dich davon ja auch nicht abbringen." Er lachte. "Aber die armen Mädchen tun mir jetzt schon Leid. Womöglich sind sie längst in festen Händen."



    Das ließ sich Martha natürlich nicht zweimal sagen. Conrad hatte also sein Okay gegeben, alles Weitere überhörte die alte Dame geflissentlich und lief sofort zum Telefon, um alles zu arrangieren.

    Hallo! Ich möchte euch meine neue FS präsentieren. Sie heißt "Mit Herz und Verstand" und ist im Prinzip eine moderne Fassung von Jane Austens "Sinn und Sinnlichkeit". Natürlich musste ich ein paar Handlungsstränge weglassen und mir für ein paar Dinge, die heute zu altmodisch wären etwas anderes überlegen, aber die Grundstory ist eben daran angelehnt.


    Es wird sicher eine Weile dauern, zumal mein Urlaub jetzt vorbei ist und ich dann sicher nicht mehr so intensiv zum Simsspielen kommen werde, also seid bitte geduldig. Dafür hoffe ich, dass sie dank eurer wirklich tollen Tipps um einiges besser wird, als mein erster Versuch. Danke euch allen also nochmal für die Hilfe und die Kommis.


    So...nun aber los:
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    Mit Herz und Verstand



    "Oh, ich habe wundervolle Neuigkeiten, Conrad", rief Martha Jenkins und stellte die schwere Einkaufstasche ab. "Endlich passiert einmal wieder etwas in diesem gottverlassenen Nest. Das muss ich dir unbedingt erzählen."



    "Einen Moment, Mutter", brummte Conrad hinter seiner Zeitung hervor, "ich lese nur schnell den Artikel zuende, dann bin ich ganz Ohr." Er wusste, dass seine Mutter sich ohnehin nicht so schnell abwimmeln ließ. Und je schneller sie ihren Tratsch loswürde, desto schneller könnte er sich wieder seiner Zeitung widmen.


    Martha war ein quirliges Geschöpf, rundlich und fröhlich und für ihr Alter noch sehr aktiv. Sie wollte noch nicht zum alten Eisen gehören und beklagte sich stets, dass in ihrer Gegend so wenig Aufregendes passierte.



    Wenn Martha etwas auf dem Herzen hatte, dann musste es raus und zwar sofort. Sie redete gerne und viel und nahm dabei kein Blatt vor den Mund. Das machte sie auf der einen Seite ziemlich anstrengend, auf der anderen Seite aber auch sehr liebenswert.
    "Ich bin nur schnell in den Ort gelaufen und wollte etwas einkaufen", plapperte sie munter drauf los.



    Resigniert faltete Conrad seine Zeitung zusammen, legte sie auf den Tisch und stand auf. Wenn seine Mutter einmal in Fahrt war, war sie nicht mehr zu bremsen.



    "Also, wie gesagt, ich war gerade beim Einkaufen. Und wie ich so in der Schlange an der Kasse stehe, wer steht da zufällig hinter mir? Die alte Mrs Bates."



    "Mrs Bates?" Conrad machte ein verächtliches Gesicht. "Also, von dem Klatsch den die alte Schachtel erzählt möchte ich lieber nichts hören. Sie verbreitet am allerliebsten die übelsten Gerüchte über die Leute. Ich mag diese schwatzhafte Person nicht."



    Martha lachte.
    "Du musst sie ja auch nicht mögen. Ich mag sie ja eigentlich auch nicht. Aber sie ist stets die erste Adresse, um alle wichtigen Neuigkeiten zu erfahren. Das muss man ihr nun wirklich lassen. Nun, jedenfalls hat sie mir etwas sehr interessantes erzählt."



    "Na schön", seufzte Conrad. "Dann erzähl mir schon, was für dringende Neuigkeiten die alte Trockenpflaume zu erzählen hat. Wenn es dir so auf den Nägeln brennt, scheint es ja nicht der übliche Tratsch zu sein."



    "Soll ich wieder gehen?" fragte Alison.
    "Nein", Martin drehte sich zu ihr um und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Nein, bleiben Sie. Es ist schon in Ordnung."
    Alison schaute betreten, sie fühlte sich wie ein Eindringling. "Sie muss eine wundervolle Frau gewesen sein", sagte sie leise.
    "Ja", lächelte Martin und seine Augen schimmerten noch feucht, "das war sie. Und ich glaube, sie hätte Sie sehr gemocht."
    Alison lächelte scheu. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es war eine bizarre Situation und sie hatte Angst, genau das Falsche zu sagen.
    Martin nickte. "Ja, das hätte sie. Ich glaube, Catherine hätte sich sehr gefreut, dass sie ausgerechnet Ihnen das Leben gerettet hat. Ich brauche nur noch einen kurzen Augenblick. Gehen Sie doch schon einmal zu der Bank neben dem Brunnen, ich komme gleich nach."
    Als Alison gegangen war, legte er zwei Finger an die Lippen und hauchte einen zarten Kuss darauf. Dann berührte er vorsichtig den kalten Stein.
    "Ich werde dich niemals vergessen, Catherine."



    "Ist wirklich alles in Ordnung?" fragte Alison, als er sich zu ihr auf die Bank setzte.
    "Ja", antwortete Martin, "ich glaube jetzt ist wirklich alles in Ordnung." Er lächelte. "Eine wirklich verworrene Situation", sagte er.
    Alison nickte stumm.



    "Aber vielleicht sollten wir Du zueinander sagen", sagte er. "Ich heiße Martin."
    Alison schaute den Boden zwischen ihren Füßen an, sie wusste nicht, was sie denken oder sagen sollte, es war alles so kompliziert. "Martin", wiederholte sie gedankenverloren. Dann sah sie ihn an. "Martin, bist du sicher, dass du damit klar kommst?"
    "Es ist nicht ganz leicht, das alles zu begreifen", sagte er. "Aber, weißt du...du bist ihr so ähnlich und doch wieder ganz anders. Von Anfang an habe ich mich mit dir immer sehr wohl gefühlt. Es ist fast als...aber das wäre albern..."
    "Was wäre albern", fragte Alison.
    "Na ja, es ist fast, als hätte Catherine dich mir geschickt, damit du auf mich aufpasst."



    Martin rutschte näher an sie heran, legte ihr vorsichtig den Arm um die Schulter und nahm ihre Hand in seine.
    "Ich habe das vorhin ganz ernst gemeint. Catherine hätte dich sicher sehr gemocht." Er sah ihr tief in die Augen. "Vielleicht hat dich mir der Himmel geschickt."




    "Nein", flüsterte Alison. "Das ist nicht wahr. Er hat dich mir geschickt."
    Martin lachte leise. "Wenn du meinst...", sagte er. "Aber vielleicht ist es wirklich Schicksal, dass wir einander begegnet sind."



    Martin zog Alison sanft zu sich heran und blickte ihr tief in die Augen. "Dieselben grünen Augen wie Catherine", dachte er. Als er sie umschlang, konnte er unter ihren Rippen ihr Herz spüren, dass aufgeregt klopfte. "Catherines Herz." Es war ein merkwürdiges Gefühl, das zu wissen. Aber irgendwie auch ein beruhigendes, denn es schlug nach wie vor nur für ihn.



    Vorsichtig zog er sie noch näher zu sich heran und streichelte ihr Haar. Alison schlang ihre Arme um seinen Nacken. Wie in Zeitlupe näherten sich ihre Gesichter einander. Alles um sie herum schien vergessen.



    Martin schloss die Augen und küsste Alison zärtlich. Er hatte ganz vergessen, wie schön es war, jemanden ganz fest zu halten und zu küssen.
    "Elsie hatte Recht", dachte er. "Das Schicksal gibt einem nicht oft eine zweite Chance. Und ich werde sie nie wieder loslassen."


    ENDE - THE END - FIN - EINDE


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    So...nu isse fertig, meine allererste FS. Ich habe noch viel zu lernen, wie ich gemerkt habe. Aber vielen Dank für eure Tipps und Kommis. Ich werde sie beherzigen. Wenn jemand so freundlich wäre, könnte die Geschichte auch zu den fertigen unter den richtigen Thread wandern. Vielen Dank!!


    Ich hoffe, sie hat euch wenigstens ein bisschen gefallen und war nicht allzu kitschig.


    "Es fällt mir so furchtbar schwer, Ihnen das zu sagen", fing Alison an. "Als Sie neulich erzählten, wann Ihre Frau gestorben ist, habe ich plötzlich so ein ungutes Gefühl bekommen."
    Martin schaute sie fragend an.
    "Sie wissen doch, dass ich vor einigen Jahren ein neues Herz bekommen habe. Nun, ich habe sofort beim Krankenhaus angerufen und nachgefragt, ob..."
    Martin war bleich geworden, er sah Alison mit großen Augen an.
    "Sie wollen mir sagen, Sie haben...", er sprach nicht weiter.
    Alison nickte. "Ich habe damals Catherines Herz bekommen."



    "Ich fühle mich so elend. Es ist, als ob sie meinetwegen sterben musste. Sie wollen jetzt bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben." Alison war verzweifelt. Sie hatte große Angst, Martin zu verlieren.



    Martin starrte sie eine Weile fassungslos an, dann wandte er sich ab und fluchte.
    Es war passiert, sie hatte ihn verloren. Alison brach in Tränen aus. Vielleicht hätte sie es ihm doch besser nicht erzählen sollen.
    "Es tut mir so Leid, Reverend", ihre Stimme war nur noch ein ersticktes Schluchzen.



    Martin rieb sich die Augen und drehte sich wieder zu ihr. "Es ist schon gut, Alison. Sie können doch nichts dafür", sagte er, "aber es kommt jetzt alles so plötzlich. Ich muss das erst einmal alles verdauen. Seien Sie mir nicht böse, ich muss jetzt einen Augenblick allein sein."
    Alison nickte stumm und wandte sich zum Gehen.
    "Nein, gehen Sie nicht weg", hielt Martin sie auf. "Lassen Sie mir nur einen Moment Zeit."
    Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief den Kiesweg entlang in die Dunkelheit.



    Alison blieb allein in der Dunkelheit zurück. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, also lief sie in die Kirche.
    "Bitte mach, dass ich ihn nicht verliere", flehte sie. "Ich habe doch sonst niemanden und er ist der einzige, der mich zu verstehen scheint."



    "Catherine, ich weiß einfach nicht mehr weiter!"
    Martin war zu Catherines Grab gelaufen. "Ich weiß einfach nicht mehr, ob ich das Richtige tue. Du weißt, wie sehr ich dich geliebt habe. Und ich liebe dich noch immer. Du fehlst mir so und manchmal, da fühle ich mich einfach schrecklich einsam und leer."



    Tränen strömten über Martins Wangen. Er hätte so gern eine Antwort gehabt, ein Zeichen.
    Bei Alison fühlte er sich so wohl, sie ließ ihn seine Trauer vergessen und sie brauchte ihn. Er hatte sie von Anfang an gern gehabt. Sie war so unkompliziert und man konnte mit ihr über alles reden. Genau wie mit Catherine. Und doch, ohne Catherines Tod würde Alison nicht leben.
    Konnte es Fügung sein? War dies das Zeichen, auf das er hoffte? Ausgerechnet der Mensch, den er am meisten geliebt hatte, hatte sterben müssen, aber mit ihrem Tod hatte Catherine einem anderen Menschen das Leben wiedergeschenkt. Alison. Und er war sich nun sehr sicher, dass er sie mehr als nur mochte.



    "Entschuldigung", hörte er Alison hinter sich. "Darf ich?"
    sie trat an ihn heran. Martin nickte nur.
    "Ich...ich wollte mich nicht aufdrängen", sagte Alison zögerlich, "aber ich dachte, vielleicht könnte ich Ihnen irgendwie helfen."
    "Ist schon gut", sagte Martin.