Beiträge von Cindy Sim





    Armes, kleines Mädchen, steht im Regen auf der Straße,
    immer dunkler wird der Himmel, immer einsamer die Gasse,
    hat kein Geld für das Taxi, ja nicht einmal für den Bus
    und so wird geschehen was dem Mädchen wohl geschehen muss.
    Kleines Mädchen, wie kommst du nach Hause in dem Regen?
    Glaubst du an ein Wunder – von wegen!






    Der Himmel wird schnell dunkler und die Nacht ist nicht mehr fern,
    kleines Mädchen, für dich leuchtet heute Nacht kein Stern,
    wo sind all die Menschen, die dir doch so viel versprochen haben?
    Mädchen, du kannst alle deine Hoffnungen begraben.
    Du hast ihnen so vertraut und jetzt sind sie weg,
    nur du bist noch hier, übriggeblieben wie Dreck.







    Wer hat denn schon Mitleid mit der jämmerlichen Kreatur,
    einem Mädchen mit einer gar zierlichen Statur.
    Es steht da ganz alleine und die Nacht bricht schon herein
    Armes, kleines Mädchen will doch nur zu Hause sein.
    Dichter wird der Nebel, immer blasser wird das Gesicht,
    das hilft dem armen Ding doch nun wirklich bei weitem nicht.






    Dunkel sind die Gassen, dunkel sind die Autoscheiben,
    denn kein Mensch dahinter interessiert sich für des Mädchens Treiben.
    Nur die Laterne gibt dem Mädchen einen Schimmer Licht,
    sein Blick fällt auf die Straße und bald traut es seinen Augen nicht.
    Das, was hier vorbeifährt, das ist kein normaler Wagen,
    er kommt auf das Mädchen zu und ihm wird ganz flau im Magen.






    Die Reifen quietschen laut, als er bremst auf nassem Gras
    Und die Scheibe fährt herunter, hinter dem verdunkelten Glas
    Wird ein Männergesicht sichtbar, ein gar fremder, dunkler Mann
    Kleines Mädchen, bist du sicher, dass man ihm vertrauen kann?
    Obwohl, du hast ja ohnehin nur diese eine Chance,
    bis das nächste Auto ankommt, verlierst du längst die Balance.






    Bald nimmt das Mädchen Platz, auf den dunklen Ledersitzen,
    hört von draußen bereits donnern und blitzen,
    Keine andere Lösung ist mehr möglich jetzt als die,
    einen besseren Weg findet es ohnehin nie.
    Und die Limousine fährt im kalten Regen
    dem Untergang des Mädchens entgegen.

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    Appolonia:

    Zitat

    Wie schön! Eine kleine Sammlung!
    Ich liebe deine Experimentierfreudigkeit einfach!
    Eine tolle Idee.

    Die Bilder sind einfach nur wunderschön und fangen die Atmosphäre gnadenlos perfekt ein.

    Dankeschön. Ich wollte bei der Story auch etwas mehr das Künstlerische in den Mittelpunkt stellen.

    Zitat


    Das Mädchen tut mir leid.
    Gefangen in Erwartungen und Plänen...
    Sie sieht so seelenlos aus und ist es auch, und trotzdem hat sie so viele Facetten...

    Sehr gut beschrieben!

    Zitat


    Wird es eigentlich weiterhin um das Leben dieses Mädchens gehen oder wirst du auch andere, von ihr unabhängige Personen betrachten?

    Hmm, ich denke es wird erstmal um das Mädchen gehen, nachher vielleicht noch andere Personen, die aber auch etwas mit ihr zu tun haben. Mal sehen.


    @Anubis* und Innad:
    Danke für eure "Thanks" (klingt jetzt irgendwie blöd ausgedrückt :) )








    Ich sitze in meinem Bett und sehe mich in meinem nunmehr mir fremdem Zimmer um. Alles ist so anders, ungewohnt, auch, wenn es nicht schlecht aussieht. Ich brauche erst gar nicht darüber nachzudenken, wer all die Veränderungen vorgenommen hat. Das alles hier trägt Mirandas Handschrift. Es ist ihre Art, mir ihre Zuneigung zu zeigen. Ich versinke beinahe in dem riesigen Berg aus Zierkissen und der purpurnen Wolldecke. Miranda hat es vermutlich gut gemeint. Eigentlich ist das Zimmer jetzt auch viel hübscher. Und trotzdem, ich fühle mich nicht wohl. Es ist einfach nicht mein Zimmer.






    Ich richte mich auf. Mein Zimmer hat sich verändert, ich habe mich verändert, Stacy hat sich verändert, Miranda hat sich verändert. Ich seufze. Es scheint, als habe eine einzige, winzige Kleinigkeit mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Ach ja, genau…die winzige Kleinigkeit. Beinahe hätte ich das vergessen. Plötzlich taucht alles wieder auf, Bilder durchfluten mein inneres Auge wie ein gewaltiger Wirbelsturm aus Eindrücken. Das Geheimnis. Mein Geheimnis. Vielleicht hätte es einfach geheim bleiben sollen. Höchstwahrscheinlich. Erneut seufze ich. Zu spät. Alles ist kaputt.





    Unter erneutem Seufzen drehe ich mich auf den Bauch und stütze meinen Kopf auf der Hand ab. Wieder einmal wünsche ich mir das berühmte Rad, mit dem man die Zeit zurück drehen kann? Warum gibt es das nicht? Wenigstens einmal im Leben eine zweite Chance? Ich muss den Tatsachen ins Auge sehen. Mein Leben hat sich verändert und es wird nie wieder so sein, wie es noch vor kurzer Zeit war. Nie wieder.





    Das Geräusch einer zugefallenen Tür lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ich hebe den Kopf und erblicke Stacy – so gestylt, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe, mit einer dicken Schicht Make-up im Gesicht und einer Frisur, die sie wohl um mindestens eine Dose Haarspray ärmer gemacht hat. Auch das knappe Negligé erstaunte mich. Vermutlich sollte ich mir Gedanken darüber machen, wieso Stacy sich plötzlich wieder so übertrieben stylt, doch momentan habe ich ganz andere Gedanken im Kopf, die alles andere verdrängen.





    Stacy kommt auf mich zu, kriecht über das Bett, bis ihr Körper knapp über meinem ist. Und dann grinst sie mich an, frech und doch unschuldig. Für einen Moment sind meine Gedanken wieder klar und ich frage mich, ob ich sie nicht wegstoßen soll, nach allem, was sie getan hat, nach allem, was ich getan habe. Aber dieser Moment ist kurz und der nächst hält weit länger an, als hätte Gott auf den kleinen roten Knopf an der Uhr der Zeit gedrückt und somit deren verrinnen gestoppt.






    Es ist wieder wie früher. Stacy ist da und ich bin da. Sonst ist nichts da, alles wirkt vergessen. Ihr Gesicht ist kurz vor meinem, ich spüre es, obwohl sie mich nicht. Es ist, als würde ihre Aura weithin leuchten. Dann schließe ich meine Augen und öffne meinen Mund, warte, bis Stacy näher kommt und ich ihre vollen, weichen Lippen auf meinen spüre. Nichts ist wie es scheint. Alles ist wie es scheint. Dieser Moment lebt für immer.


    Innad:

    Zitat


    Huiii, ich freue mich für Jane! Es ist schön, dass sie sich fallen lassen kann bei Miranda - wenn auch nur für eine kurze Zeit.
    Ich hoffe ja nur, dass Stacy das ganze nicht mitbekommt ;)!!!

    Uii, Sympathie für die Betrügerin? Das hätte ich von deiner Seite jetzt eher nicht erwartet.

    Zitat

    und was ist inzwischen mit Ruth? Lebt sie überhaupt noch? Es klingt ja eigentlich nicht danach, aber ich bin mir nicht sicher.

    Naja, könnte ja auch sein, dass Jane mit ihr keinen Kontakt hat, wie wohl auch mit dem Rest ihrer Familie.

    Zitat


    Achso, fast vergessen hätte ich zu sagen, dass die Bilder mal wieder superschön sind! Ich mag es, wie Du sie farblich veränderst, das gibt dem ganzen so etwas zerbrechlich-schweres, und die etwas rot-wärmere Farbgebung im letzten Kapitel hat eine unheimlich gute Stimmung vermittelt, die aber trotzdem auch irgendwie ein bißchen was von "Surrealität" hat.


    Dankeschön!



    Appolonia:

    Zitat


    Ich finde deine Balance zwischen Erinnerungen und Gegenwart sehr gut - und egal, was du bringst, du schaffst es immer wieder, das ich darauf brenne, zu erfahren, wie es weitergeht. Man kann nie wirklich vorraussehen, was als nächstes kommt. Klasse!

    Danke für das Kompliment!

    Zitat


    Mir fällt übrigens gerade auf, dass du uns nie auch nur einen einzigen Nachnamen verrätst.
    Hat das einen tieferen Grund?

    Das hat eigentlich nur den Grund, dass die Namenswahl jedes Mal eine Katastrophe für mich ist. Ich tue mich schon bei den Vornamen schwer, die Nachnamen sind noch komplizierter. Ich will ja einerseits keinen Namen verwenden, den ich kenne und andererseits hab ich auch was dagegen, wenn alle Leute so einen Durchschnittsnamen haben, wie z.B. Müller.


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    Vielleicht den, dass wir
    a) Jane nie mit Kunden erleben.
    b) sie sonst nie mit jemandem in Kontakt kommt, den sie siezen müsste.

    Stimmt ich halte Janes Berufsleben für die Story eher für langweilig, außerdem hab ich nicht wirklich viel Ahnung vom Architektenberuf.


    Zitat


    Miss Miranda (Fine ^^)

    Muahaha das passt jetzt besser als je zuvor :applaus

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    Sind Jane und Miranda eigentlich per du? Miranda hat Jane zwar schon in dem nach ihr benannten Kapitel geduzt, aber ich war mir da schon nicht sicher, ob das gerechtfertigt war.

    Ja, sind sie. Jane ist da unkompliziert :D. Und wenn sie schon mit der Haushälterin rummachen kann, ist es wohl kaum zu intim, wenn sie sich mit dem Vornamen ansprechen.

    Zitat


    Ist Janes Schlafanzug (all-about-style, oder?) eigentlich ein Ausdruck ihrer Wünsche nach Ruhe und Frieden nachts? Sie trägt ja immer den selben Schlafanzug - wie eine typische Cartoon-Figur.

    Öhm keine Ahnung. Ich schätze mal, das ist, weil meine Sims zu wenig Schlafanzüge haben. Aber die meisten Leute haben ja sowieso nur 2,3 Schlafanzüge und die nicht gerade modebewusste Jane hat eben nur einen :D (vielleicht gestehe ich ihr irgendwann noch einen kürzeren für wärmere Nächte zu)



    sabeunski:

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    Die Fortsetzungen waren wirklich furchteinflößend und geheimnisvoll.

    Freut mich, dass du das so siehst.

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    Großes, dickes, fettes Lob!

    Dankeschön!

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    Haha, das ist schon fast zu unreal. Als wäre es ihr Traum, weil die Bilder auch so derbst bearbeitet sind. Mhm...

    Stimmt, Es kommt Jane ja auch stellenweise vor wie ein Traum. Aber wie wir wissen, träumt sie ja immer nur von ihrer Vergangenheit.



    @All: Danke für eure Kommentare und "Thanks". Fortsetzung folgt in Kürze.

    Was ich jetzt da seh, von der Homepage etc. klingt das ein wenig wie Make-up für eher junge Mädchen, also mit 12, 13 Jahren, wenn man sich gerade so anfängt zu Schminken - schon allein wenn man sich die Website so anschaut. Viele bunte Farben scheinen wichtiger zu sein als die Qualität (auf anderen Kosmetik-Homepages wird ja dauernd darauf hingewiesen wie super alles für die Haut ist und wie gut deckend und blablabla). Muss aber nicht heißen, dass es deshalb von vornherein schlecht ist, Essence fällt ja in dieselbe Sparte und da ist die Qualität (vor allem im Preis-Leistungs-Verhältnis) extrem gut.




    Ich hatte mal wieder Lust, etwas Neues zu machen und daher kommt hier etwas, was für mich ein wenig Neuland ist. Es handelt sich bei "Make my Heart beat" nicht direkt um eine herkömliche Fotostory, sondern eher um eine Momentaufnahme verschiedener Eindrücke. Wer eine typische Liebesgeschichte erwartet, wird ebenfalls enttäuscht werden. Einige der Texte werden in Reimform sein, andere Prosa, wieder andere Zitate von Songtexten. Erwartet nicht, dass es hier besonders oft Neuigkeiten gibt, denn dazu werde ich nicht kommen. Dennoch freue ich mich immer über Kommentare und Kritik.









    Sei willkommen, beobachte mich nur bei meinem traurigen Seelenstrip, beobachte mein Leben,



    mein Schicksal, all die kleinen Ereignisse und Erkenntnisse die sich schließlich zu meiner Geschichte verweben.



    Du bist spät gekommen, die Hochzeit steht bereits vor der Tür,



    unabwendbar, ein Gedanke, der meinen Kopf quält wie ein Geschwür.



    Wieder einmal frage ich mich, was mich dazu getrieben hat, warum kann ich mich nicht wehren,



    bin ein Opfer, hilflos, wie eine Maus in der Falle, ich gehe unter in deinem Begehren.






    Ich muss schön sein, hübsch, eine Dame von Welt.



    Ich muss mich schminken, muss mich anziehen, sodass es anderen gefällt.



    Dass ich anderen gefalle.



    Vielleicht laufe ich in eine Falle.



    Oder ich stecke schon mittendrin.



    Gefangen wie eine Sklavin.







    Naschen ist verboten, hat Mutter immer gesagt,



    pass auf, dass das Fett nicht über deinen Hosenbund ragt.



    Finger weg von Sahne und Zucker, hat sie befohlen.



    Hier liege ich nun, wie auf glühenden Kohlen.



    Wer kann mir helfen, ist mir überhaupt noch ein Freund geblieben?



    Ich weiß nicht mehr weiter, bin an den Rande des Wahnsinns getrieben.






    Was unterscheidet mich von der Puppe, die mir seit Kindheitstagen gehört?



    Bin ich etwas Besseres als sie, weil ich atme, weil Blut durch meine Adern fließt? Unerhört!



    Vermutlich schlummert in ihrem leblosen Körper noch eher eine Seele,



    als in meinem Leib. Es ist diese Parallele,



    die uns verbindet, dieses Willenlose, Wehrlose,



    dieses Maskenhafte, Versteckspiel hinter einer Puderdose.







    Die Stadt da draußen ist kalt und fremd,



    so wie auch mein Leben mir geworden ist: fremd.



    Der Lichterglanz blendet meine Augen beinahe.



    Und doch, dem Gefühl der Freiheit war ich schon lange nicht mehr so nahe.



    …und werde es vermutlich auch in Zukunft nicht mehr sein.



    Ein letztes Mal lasse ich meinen Blick schweifen, hinaus auf den Mondschein.







    Ich wache auf, mein Atem geht schwer, ich habe den Schock kaum überwunden. Ruth…was hast du gemacht?, frage ich still in die Nacht hinein. War es wirklich meine Schwester, die derartige Kräfte entwickelt hatte? Oder war es tatsächlich nur eine Einbildung? Oder lag es…ich schlucke…lag es vielleicht an mir? Ich schüttle meinen Kopf, als könnte ich die Erinnerungen dadurch loswerden. Das klappt natürlich nicht, sie brennen noch immer in meinem Hirn und in meinem Kopf kreisen Fragen, die ich nie beantworten kann. Verstört setze ich mich auf. An Schlafen ist jetzt ohnehin nicht mehr zu denken.







    Als ich meinen Kopf vorsichtig hebe, erblicke ich Stacy. Da sitzt sie, am gegenüberliegenden Rand des Bettes. Ich weiß nicht, wie lange sie dort schon sitzt, ob sie mich beobachtet, was sie von mir denkt. Wie meistens weiß ich gar nichts. Ist mir heute auch egal. Soll sie doch da sitzen. „Was ist los? Albträume wieder?“, fragt sie, schaut mich eindringlich an, als wäre ich ein Geist. Ich schüttle nur den Kopf. Mir ist bewusst, dass sie mir nicht glaubt und ihr kritischer Blick bestätigt es. Aber das ist mir egal. Sie ist mir fremd geworden, wie ein bleiches Porzellanpüppchen wirkt sie auf mich. Stacy seufzt. Sie scheint zu erkennen, dass es keinen Sinn macht. Trotzdem bleibt sie da sitzen und starrt mich an. Und ich starre sie an. Bis sie irgendwann aufsteht und sich für die Arbeit fertig macht. Ich bleibe liegen. Habe heute keine Lust auf Arbeit. Wer soll schon was dagegen sagen? Schließlich bin ich mein eigener Chef.





    Es klopft an der Tür. Für einen kurzen Moment frage ich mich, wer das sein könnte, doch dann lasse ich diesen Gedanken auch schon wieder los. Ist doch egal. „Herein!“, rufe ich und die Türe öffnet sich. Miranda kommt herein. Sie sieht anders aus, in diesem kurzen, hautengen Kleid und irgendwie ist sie auch anders geschminkt. Eigentlich müsste sie jetzt wohl mein Haus putzen, aber auch das ist mir egal. Immerhin arbeite ich ja heute auch nicht. Beinahe werde ich wieder etwas lebensfroher. „Ich erkläre diesen Tag hiermit zum Nicht-Arbeiten-Tag!“, verkündet eine Stimme in meinem Kopf. Warum auch sich anstrengen? Das Leben ist doch schön. Meistens zumindest. Und schon bin ich wieder bei meiner Bitterkeit angekommen. „Was willst du?“, blaffe ich Miranda mürrisch an, obwohl sie eigentlich gar nichts dafür kann.





    „Ich habe mir nur Sorgen gemacht…weil du doch um diese Zeit normalerweise nicht mehr schläfst…“, sagt sie, leise, doch mit einer Stimme, die sich wie geschmolzene Schokolade anhört. Dann stehe ich eben auf. Mir egal, ich lasse mich heute sowieso schon den ganzen Tag von irgendwelchen Launen leiten. Ich steige aus dem Bett und strecke mich erst einmal. „Mir scheint, du sitzt immer nur zuhause rum. Was hältst du davon, wenn wir Essen gehen?“, fragt Miranda wieder und ich komme mir vor, wie in einem unwirklichen Film. Die Luft schmeckt nach Schokolade.






    „Ich weiß nicht…“ Ich zögere. Vorerst. Aber vielleicht hat Miranda recht. Vielleicht wäre essen gehen das Beste an einem Nicht-Arbeiten-Tag. Oder sonst irgendetwas tun. Jedenfalls nicht zu Hause herumsitzen! Das wäre vermutlich das Schlechteste, was man an einem Nicht-Arbeiten-Tag machen könnte, denn damit wäre er vergeudet, denke ich, während ich auf Mirandas Lippen starre, die heute irgendwie außergewöhnlich voll wirken. „Lass uns erst mal frühstücken. Ich habe das Frühstück am Strand serviert“, schlägt Miranda vor oder besser gesagt beschließt sie es, denn immerhin hat sie bereits aufgetischt. Ich fische also in meinen Kleiderschrank nach dem erstbesten T-shirt und einer alten Jeans, ziehe beides an und hüpfe gespannt die Treppe hinunter.



    Die Möbel draußen erinnern mich an die Nordsee. Noch hängt eine morgendliche Kühle in der Luft, die Sonne steht noch nicht prall am Himmel. Es herrscht dieses nordische Flair, das ich bisher nur aus dem Urlaub kannte. Mit meinen Zehen spüre ich den Sand, der langsam in Stacy‘s offene Pumps sickert, die einzigen Schuhe, die ich auf die Schnelle gefunden habe. Ich werfe den Kopf zurück und genieße die leichten Sonnenstrahlen. Alles ist schön, alles ist entspannt, am Nicht-Arbeiten-Tag. Heute keine Probleme. Heute ist alles gut.





    Wir setzen uns auf das Outdoor-Bett, das aussieht, als hätte es Mirandas Oma gehört. Oder zumindest ihrer Mutter. Wir plaudern, über alles Mögliche und unmögliche, aber über nichts ernsthaftes, nichts angstmachendes. Wir lachen sogar ab und zu. Wir lästern über Stacys Freunde und ein bisschen auch über Stacy selbst, über ihren lächerlichen Schönheitsdrang und ihre übertriebene Shoppinglust. Und darüber, dass sie sich jede Woche den Ansatz blondieren lässt, damit man ja keinen Ansatz sieht. Aber es ist nicht böse gemeint, es berührt auch nicht einmal ansatzweise jene verwirrenden Gefühle, die ich momentan für Stacy hege. Wir haben einfach nur eine gute Zeit.





    Ich lasse meinen Blick über das Bett streichen und erschrecke. Rosen. Weiße Rosen. Beinahe hätte ich eine davon mit Stacys Bleistift-Absätzen aufgespießt. Da liegt sie, unschuldig wie eine Braut in den 50ern vor ihrer Hochzeit. Sie scheint mich anzulächeln, mir sagen zu wollen „Ich will dir doch nichts tun!“ Vorsichtig nehme ich die Rose in die Hand, an meinem Finger steckt der Verlobungsring. Der Stachel bohrt sich in den Finger. Fasziniert folgt mein Blick der Blutspur, die langsam an meiner Hand herunter rinnt und die Rose rot färbt. Dann lasse ich die Rose fallen, wie in Trance.






    Miranda zieht mich zu sich, bemitleidet meinen Finger. Dann legt sie ihren Finger an mein Kinn und führt es zu ihrem Mund. Ich berühre ihre vollen, weichen Lippen. Ihre Zunge sucht nach meiner, streichelt sie, rumschlängelt sie und ich erwidere ihren Kuss. Heute ist alles erlaubt. Nichts um uns herum existiert. Meine Hand fährt über ihre Taille, berührt sanft ihre Oberschenkel, bis sie schließlich zwischen ihre Beine gleitet. Und dann merke ich wieder einmal, wie praktisch es ist, keine unmittelbaren Nachbarn zu haben.

    @ Monimausal:

    Zitat

    Wow das Bild wo die Sachen durch die Gegend fliegen ist ja echt Hammer!
    Wie hast du das nur hingekriegt? sieht klasse aus.

    Dankeschön! Die Gegenstände hab ich auf verschiedene omsps, unter anderem die gewinkelten gestellt und die dann auf unsichtbar geschaltet, sodass die Gegenstände aussehen, als würden sie fliegen. Und die Blitze hab ich mit gimp hinzugefügt.

    Zitat


    Deine Story ist auch megageil. Am Anfang dachte ich auch "werwolf" oder so, aber jetzt... absolut geil! Will gleich weiterlesen, schnell fortsetzung schreiben!

    Danke! Jaa, das mit den Fortsetzungen ist immer so eine Sache, also mehr als 1, 2 pro Monat schaffe ich derzeit nicht.


    Appolonia:

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    Ich würd auch gern wissen, wie du die Gegenstände zum Fliegen gebracht hast. Das Bild ist einfach atemberaubend!
    Oder ist das ein "Betriebsgeheimnis"? ^^

    :) Nein, kein Betriebsgeheimnis. Wie ich es gemacht hab, hab ich oben bei Monimausals Beantwortung geschrieben.

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    Zugegeben, sie sieht besser aus als je zuvor, aber das ist auch kein Indiz dafür, dass es einem Menschen gut geht. Man denke an Stacy.

    Stimmt. Ruth hat sich eben ihre eigene Fassade aufgebaut.

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    Ich glaube nicht, dass Ruth die ganze Zeit, als sie um Hilfe bat, mit Jane gesprochen hat. Sie ließ sie am Ende ja nichteinmal richtig antworten. Vielleicht, weil ihr bewusst wurde, dass Jane entweder nichts tun kann oder womöglich auch gar nichts tun wird.

    Tja, Jane kann ihr natürlich tatsächlich nicht helfen, aber weiß Ruth das auch? bzw. selbst wenn sie es weiß, vielleicht ist es ja einfach nur ein hilfloser Hilferuf ins Nichts, einfach aus Verzweiflung und Ohnmacht.

    Zitat

    Meine Theorie:
    Sie hat mit ihrem Wesen gesprochen.
    Dafür spricht:
    Der Sturm stoppte nicht, als Ruth aus ihrer Trance erwachte. Sie war ja selbst erschrocken über die Geschehenisse. Wahrscheinlich hat sie nicht gedacht, dass das Wesen solche Kräfte besitzt.

    Auch eine Theorie. Aber dazu kann ich jetzt natürlich nichts sagen. Das ist wirklich "Betriebsgeheimnis" ;)

    Zitat


    Und wieder haben wir das psychische Phänomen, dass Menschen, die sich eine Sache nicht erklären können, diese auf Teufel komm raus verdrängen und totschweigen. Jane muss sich in ihrer jetzigen Situation durch Stacy vorkommen wie Ruth damals.

    Stimmt. Das ist im Verlauf der Story ja schon öfters vorgekommen.

    Zitat

    Wollen wir mal sehen, wie es weitergeht... Es steht noch so viel aus!
    Ob Stacy und Jane sich wieder näher kommen...
    Was mit Ruth passiert ist...
    Wieso sich das Wesen nun an Janes Fersen heftet...

    Huii das klingt jetzt wie die Zusammenfassungen, die immer am Ende von daily soaps kommen. :roftl


    Sunny916:

    Zitat

    ohh iich finde deine fotostorie soo toll und spannend und gruselig :hua

    Dankeschön! Schön, dass du auch zu uns gefunden hast!

    Zitat

    aber echt genial gefällt mir mach bitte bitte ganz schnell weiter

    Hmm also mit dem ganz schnell muss ich dich wahrscheinlich enttäuschen, außer du hast davon eine komplett andere Auffassung als ich. :D Aber dieses Mal hast du Glück, die Fortsetzung ist nämlich schon fertig.


    @all: Danke für eure Kommentare und "Thanks"! Die Fortsetzung folgt in Kürze!

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    Aber auch nur, wenn es wirklich nötig ist und ich sicher sein kann, dass meine Kinder davon keinen Schaden nehmen.

    Ich finde es schon lustig, dass man Frauen immer wieder versucht einzureden, dass es ach so schädlich für ihre Kinder ist, wenn sie arbeiten gehen. (komisch, wenn die Väter arbeiten gehen, nehmen die Kinder überhaupt keinen Schaden davon...) Tatsache ist, dass nicht die Quantität sondern die Qualität der Zeit, die Eltern und Kinder miteinander verbringen ausschlaggebend ist. Davon abgesehen merken Kinder genau, wenn es ihren Eltern nicht gut geht, eben weil sie sich nicht mehr selbst verwirklichen können und nur noch auf die Kinder schauen. Es ist doch so. Wenn ein Mann Vater wird, geht sein Leben weiter wie bisher, nur dass eben der Vaterstolz dazu kommt und wenn es gut geht, beschäftigt er sich ab und zu mit dem Kind. Wird eine Frau Mutter, erwartet man, dass sie ihre Identität als Frau aufgibt und sich ab jetzt in die Spezies "Mutter" verwandelt, deren Leben sich nur noch um das Kind dreht. DAS ist schädlich für das Kind. Oder eine durch die großteils langweiligen, aber doch arbeitsaufwendigen Arbeiten des Haushalts ausgebrannte Mutter, die aus eben diesem Grund gar keine Lust mehr hat, sich um ihr Kind zu kümmern. Ich erlebe immer wieder, dass Mütter, die ihre Kinder seltener sehen, sehr viel liebevoller mit ihnen umgehen, als die gestressten und oftmals verbitterten "nur"-Hausfrauen. Es sei denn, Haushalt und Kinder sind tatsächlich das oberste Ziel und die ehrliche Selbstverwirklichung einer Frau. Fakt ist, dass Krippenkinder mit 3 festen Bezugspersonen ohne Probleme umgehen können. Das Problem ist hier eher die Gesetzeslage. (Ich spreche hier für Österreich, keine Ahnung, wie das in Deutschland läuft) Es gibt nämlich so gut wie keine gesetzlichen Vorschriften für eine Kinderkrippe und es können daher wirklich üble Zustände herrschen. An passenden Gesetzen wird derzeit gearbeitet, im Herbst sollen sie dann kommen. Bis dahin ist es einfach wichtig, sich über eine Krippe gut zu informieren. Es gibt viele Krippen, in denen Pädagoginnen mit sehr guter Ausbildung (Kindergartenpädagogin + Zusatzausbildung Krippe) arbeiten und in denen Kinder sehr gut aufgehoben sind und elementare Kompetenzen, vor allem im sozialen Miteinander erlernen können. Dort werden die Kinder auch nicht "nach festgelegten Regeln" erzogen, sondern es wird auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes eingegangen.

    Ich hab mich tatsächlich schon öfters mal mit dem Thema Pensionsvorsorge beschäftigt und bin zum Schluss gekommen, dass ich, sofern ich es mir irgendwie leisten kann, eine Private Pensions- (und auch Kranken-)vorsorge möchte. Die staatlichen Pensionen werden sowieso immer geringer und je länger der Ausbildungsweg ist (Studium etc) umso weniger Arbeitsjahre hat man. Vom traditionellen Rollenbild halte ich sowieso nichts. 1. haben sich Männer verdammt noch mal im Haushalt und in der Kindererziehung einzubringen (und damit meine ich mehr als einmal im Monat Rasen mähen), sonst wird es gar keinen gemeinsame/n Haushalt/Kinder geben. 2. gibt es jede Menge SEHR GUTER Kindergärten/krippen, wo professionelle Bildungsarbeit geleistet wird und die auch erweiterte Öffnungszeiten haben und 3. zum Thema Haushalt: Ich finde ohnehin, dass die meisten hier übertreiben. Manche Frauen haben einen regelrechten Putzfimmel, was einerseits verständlich ist, weil es ja genug Leute gibt, die erwarten, dass alles so blitzeblank ist, dass man vom Boden essen kann, aber andererseits einfach übertrieben. Wenn die Wohnung mal nicht so aufgeräumt ist/die Fenster nicht so geputzt sind/es zum Abendessen mal einfach Fertigpizza gibt, ist das doch auch nicht schlimm, solange man sich selbst noch wohlfühlt und die Gäste, die man einlädt, einem nicht wegen seiner guten Haushaltsbegabung mögen.

    Naja. Also beim Besten Willen, mit 74 Jahren kann sich niemand mehr "vollzeit" um ein Kind kümmern (Mit Vollzeit ist in diesem Fall jene Zeitspanne gemeint, in der sich Eltern mit ihren Kindern beschäftigen, also quasi 95% ihrer Freizeit, weil das Kind ja eben doch immer da ist). Allerdings bleibt die Kindererziehung hierzulande ja sowieso meistens an der Frau hängen, die meisten Väter kümmern sich weder quantitiv noch qualitiv besonders viel mit ihren Kindern (obwohl sich das natürlich in den letzten Jahren auch schon gebessert hat, aber von ideal ist es noch weit entfernt). Mal ganz davon abgesehen, dass man statistisch gesehen mit 74 ja auch nicht mehr wirklich lange zu leben hat. Und natürlich noch ganz andere Vorstellungen von Kindererziehung herrschen. Man denke an die Zustände in den Familien/Schulen vor 50 Jahren - schrecklich! Natürlich, nicht alle sind noch immer denselben Ansichten wie vor 50 Jahren, Menschen ändern sich, usw. aber ich gehe doch davon aus, dass man mit 74 einfach keine Vorstellungen von Kindererziehung hat, vor allem als Mann.






    Ich stellte meinen Koffer ab und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen, das sich seit meinem letzten Besuch deutlich verändert hatte. Es war ordentlich. Viel zu ordentlich, vor allem dafür, dass Ruth es nun schon seit einem Monat einnahm. Die Kleidung lag ordentlich gestapelt auf dem Kasten, daneben hing ein Kleid. Die pelzigen Hausschuhe standen ebenfalls ordentlich davor. Der einzige Platz, der ein kleines bisschen Unordnung barg, war der Schreibtisch. Auf dem kleinen Altar standen mittlerweile Bilder und zwei angezündete Kerzen. Abgesehen davon war es dunkel. Nur wenig Licht drang durch die kleinen Fenster im Osten des Zimmers ein. Mir lief es kalt über den Rücken. Die unheimliche Atmosphäre des Internats breitete sich immer weiter aus und legte sich wie feine Staubpartikel auf meine Lunge. Das Atmen fiel mir schwer, sogar schwerer, als zu Hause. Was war mit Ruth geschehen? Was hatten sie mit ihr gemacht? Dieses Zimmer konnte nicht Ruth gehören. Nicht der Ruth, die ich kannte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es roch nach Gehirnwäsche.



    Einen Augenblick später stand Ruth vor mir, um mich zu begrüßen, die Hände selbstbewusst in die Hüften gestemmt. Ihre Haare fielen ihr in voluminösen Wellen über die Schultern. Entgegen der Schulordnung trug sie sie offen und noch immer braun gefärbt. Vielleicht hatte sie ihnen tatsächlich weisgemacht, dass dies ihre Naturhaarfarbe ist. Ungeschminkt war sie auch nicht. Sie sah nicht aus wie die anderen Schülerinnen, die mir begegnet sind, diese Duckmäuschen. Sie sah gut aus, sehr gut sogar. Aber noch viel mehr, sie strahlte dieses Selbstbewusstsein aus, zeigte offensichtlich, dass sie sich für etwas Besseres hielt, als die meisten hier. „Hy“, begrüßte sie mich und in einem betont gleichgültigem Tonfall, der mir verraten sollte, dass sie mich nicht mehr brauchte. Ich schluckte. Wieso war ich überhaupt hergekommen? Wieso hatte ich das durchziehen wollen, wo doch mein erster Besuch vor einem Monat mir bereits derart an die Nieren gegangen war.





    Gemächlich schritt sie schließlich auf den Schreibtisch zu. Ich beobachtete, wie sie sich geradezu herrschaftlich auf den Stuhl setzte und die Beine auf den Tisch schwang. Ihre Arme verschränkte sie hinter ihrem Kopf. Ich blieb stehen, wartete, bis sie den Anfang machte, bis sie irgendetwas sagte. „Es ist schön hier.“, hörte ich irgendwann, in monotoner Stimme, wie auswendig gelernt. „Ja wirklich, es gefällt mir. Alle sind nett zu mir. Und wenn ich hier im Zimmer bin, kann ich mich ja so anziehen, wie ich will. Niemand sieht mich dann.“ Ich wusste, dass sie log, doch ich unterbrach sie nicht. „Mein Zimmer ist auch gemütlich. Ich räume jetzt auch immer auf, wegen der Zimmerkontrollen morgens, mittags und abends.“ Langsam verlor ihre Stimme den monotonen Klang und hörte sich bitterer an. „Jeder hat hier seine Aufgaben. Ich habe also immer etwas zu tun und mir ist nie langweilig. Und wir machen auch viel Sport. Und wir beten viel.“ Sie sprach immer schneller, wirkte wie gehetzt. Dann sah sie mich an, ihr Atem wurde schneller und heftiger. „Ich werde hier verrückt!“, flüsterte sie.





    Ehe ich mich versah, machte sie einen Schritt auf die Wand zu und schlug mit aller Kraft dagegen. Ich erzitterte. Die rohe Gewalt, die Ruth anwendete, schockierte mich. Ruth schlug erneut zu, sie prügelte regelrecht auf die Wand ein, bis sie schließlich den Kopf sinken ließ. „Ich will hier weg. Bitte, hilf mir! Ich will hier raus! Das sind alles Marionetten! Ich will weg, bitte hilf mir! Bitte, Jane, tu doch etwas!“, flüsterte, erst zaghaft, dann immer deutlicher und mit wachsender Verzweiflung. „Ich will hier weg. Tu etwas. Bitte, Jane, tu etwas! Hilf mir!“, wiederholte sie. „Ich würde dir gern helfen, aber…“ wandte ich ein, doch Ruth hörte mich gar nicht, flüsterte still weiter, wie in Trance. „Ich will hier raus. Ich will weg. Egal, wie nur weg von hier. Bitte hilf mir!“, hörte ich sie murmeln.





    Einen Augenblick später öffnete sich die Decke und ein Stück des Himmels war zu sehen. Ich traute meinen Augen nicht. Grelle Blitze durchzuckten das Zimmer, schlugen jedoch nirgends ein. Dann begannen die Gegenstände, sich in die Luft zu erheben und in wilden Bahnen quer durch den Raum zu schweben, manche schneller, manche langsamer, während Ruth noch immer an der Zimmerwand stand und vor sich hinmurmelte. „Hör auf damit!“, rief ich und rüttelte an ihrer Schulter. „Ruth, hör doch auf!“ Doch sie schien mich gar nicht wahrzunehmen. Meine Schreie wurden gellender, lauter, ich begann, vor Verzweiflung auf sie einzuschlagen. „Ruth, hör damit auf!“, kreischte ich. Tränen stiegen in meine Augen. „Bitte Ruth, hör auf!“ Schließlich drehte sie sich um, erschrocken von dem Chaos, das sie angerichtet hatte und starrte mich kreidebleich an. Entgegen meiner Vorstellung war das jedoch noch nicht das Ende vom Chaos. Panisch blickte ich gen den Himmel, von wo noch immer Blitze zuckten. Ich zerrte Ruth in eine Ecke, wo wir geduckt versuchten, uns in Schutz zu nehmen.






    Kurze Zeit später war alles vorbei. Die Gegenstände lagen wieder auf ihrem Platz, als wäre nie etwas geschehen. Auf dem Nachtkästchen konnte ich sogar eine feine Staubschicht erkennen. Wie war das möglich? War ich verrückt? Waren wir beide verrückt? War das so eine Art Halluzination, die dieses abscheuliche Heim in uns auslöste? Ruth schaute mich verwirrt an: „Hast du das eben auch gesehen?“ „Was?“, fragte ich, gespielt unwissend. Es war nur Einbildung. Es konnte einfach nur Einbildung gewesen sein. Am besten gar nicht darüber reden. Einfach tun, als wäre es nie geschehen. „Dieser…dieser Sturm“, versuchte Ruth das Unfassbare auszudrücken. „Sturm?“, ich lachte gequält. „Aber schau doch mal raus, die Sonne scheint.“ Ich klopfte ihr auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Ruth. Es ist alles in Ordnung“, schloss ich, um sie zu beruhigen und noch vielmehr, um mich selbst zu beruhigen.







    sinni:

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    An deiner Story gibts wirklich nichts auszusetzen (ausser das du "Couch" falsch schreibst ;) )

    oO das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Darauf werd ich in Zukunft achten.

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    Nun gut wie soll man so eine Geschichte auch glauben... wenn man sich sowas meistens auch gar nicht vorstellen mag als normaler Mensch

    Stimmt, sowas kann man sich nicht vorstellen und vor allem will man es sich nicht vorstellen.



    Appolonia:

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    Allerdings ist Stacys Reaktion verständlich. Sie weiß ja nicht alles, was wir wissen. Jane hat ja betont, sie wisse jetzt aber fast alles. Was nicht und wieso nicht? Die Sache mit Miranda womöglich, wahrscheinlich? Spannend, spannend!

    uiui ist ja interessant wie du auf Kleinigkeiten achtest. Ich sag jetzt dazu besser nicht zu viel, sonst verplappere ich mich noch.

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    Vielleicht fühlt sich Stacy überfordert, so sieht es jedenfalls aus, ihr "Fluchttrieb" spricht dafür.

    Stimmt, Stacy will sich eindeutig nicht damit beschäftigen.

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    Dann kommt auch noch Jess. Sie ist mir nicht besonders sympathisch, und das soll sie für uns wohl auch nicht sein. Oder irre ich mich da?

    Genau. Jane hat sie ja auch eingehend unsympathisch beschrieben. Und immerhin ist dashier Janes Sicht der Dinge.

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    Hab mir übrigens alles, was wir bis jetzt wissen, mal notiert, um den Überblick nicht zu verlieren. Will ja schließlich immer auf dem Laufenden sein und schön weiter Theorien aufstellen.

    Wooah dann hast du wahrscheinlich einen besseren Überblick als ich. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich keinen logischen Fehler mache.


    Innad:

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    Deine Bilder sind wirklich ganz besonders, sehr charakterstark und geben der ganzen Story erst so richtig den Gänsehautfaktor. Irgendwie weiß ich nicht so recht, ob ich sie mir als Gruselgeschichte, als Thriller oder als Psychodrama empfinden soll - irgendwie hat sie von allem etwas.

    Danke für dein Lob. Freut mich, dass du das so siehst.

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    Es ist etwas zwischen ihnen zerbrochen, das sich wahrscheinlich kaum mehr kitten lässt.

    Naja, ganz so hoffnungslos sehe ich es jetzt auch nicht. Vielleicht kriegen die beiden das wieder hin.

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    Jane tut mir in dieser Situation wirklich leid. Es fühlt sich sehr beklemmend an, gefangen in dieser Situation, in diesem GRauen und der einzige Strohhalm, den sie hat, scheint ihr unter den Händen wegzuschwimmen und mit sich auch die Liebe zu nehmen, die für sie ein Licht am Horizont gewesen ist.

    Ja, Jane steckt ganz schön fest. Jetzt, wo sie sich endlich dazu durchgerungen hat, Stacy davon zu erzählen und sogar ein paar Fortschritte dem Monster gegenüber gemacht hat, passiert sowas.


    @all: Danke für euer Lob. Die Fortsetzung wird in Kürze folgen, wahrscheinlich sogar heute noch.




    Vorab möchte ich sagen, dass diese Fortsetzung ein wenig seltsam ist, sie erscheint sogar mir selbst so...und auch ein wenig traurig. Diesmal möchte ich eine Soundtrack-Empfehlung abgeben, ist natürlich nur eine Empfehlung: Placebo - Every you, every me (Ich glaube ihr schafft es garade noch selbst, das auf Youtube zu finden :))





    Mit zerknirschtem Lächeln sitze ich auf der Coach. Ich versuche, möglichst beruhigt auszusehen, so zu tun, als ob das Alles nichts besonders Erwähnenswertes ist. Was für ein lächerlicher Versuch! Als ob Stacy mich nicht durchschauen würde. Davon abgesehen glaube ich kaum, dass sie das, was ich ihr sage, für eine unwichtige Nebenbemerkung hält. Wahrscheinlich wird sie mir gleich einen Besuch beim Psychiater vorschlagen. „Was ist denn los?“, fragt sie schließlich besorgt. Damit zerbricht meine Maske endgültig und gibt die Sicht auf meine wahren Gefühle frei, auf ein angespanntes, nervöses Wrack. „Stacy...als ich dir gesagt habe, ich habe Angst vor meinen Albträumen…das war nicht die ganze Geschichte…es gibt noch etwas, wieso ich nachts Angst habe…“, beginne ich schließlich stockend zu erzählen. Meine Stimme ist brüchig, man könnte meinen, ich schäme mich für das, was ich erzähle…Und eigentlich tue ich das auch, obwohl ich gar nichts dafür kann. Nicht wirklich.



    Stacy sagt kein Wort mehr, stumm und bestürzt hört sie mir zu. Wieder und wieder streift sie sich die Haare zurück, ihre Finger beginnen dabei immer mehr zu zittern. Ich merke, dass sie nervös wird, merke, dass sie gereizt wird. Ich hoffe, dass der Druck weg ist, nachdem ich darüber gesprochen habe, dass ich mich endlich wieder frei fühlen kann. Mit gesenkten Blick berichte ich ihr von der Folter, den verschwindenden Wunden, davor, dass das Monster Angst vor Stacy hat. Angst, vor allen Menschen, nur mich wagt es zu quälen. Am Ende weiß Stacy alles. Fast alles. Trotzdem geht es mir nicht besser. Noch immer es in mir, wie ein dicker Schleimklumpen, der meine Atemwege verstopft und meinem Herz nicht erlaubt, frei zu schlagen. Die Angst sitzt noch immer in mir und kontrolliert mich. Auch jetzt, als ich Stacy mit erwartungsvollem Blick ansehe. Was wird sie sagen? Langsam formen sich ihre Lippen ein gespielt unbekümmertes Lächeln. „Ach Jane, das sind doch nur Albträume“, erklärt sie und lässt darauf ein gekünsteltes Lachen hören. „Manchmal erscheint einem so etwas eben merkwürdig real. Vielleicht brauchst du einfach nur Urlaub“, schließt sie schnell an und ihre Stimme klingt wieder zuversichtlicher. „Ja, das ist es. Du arbeitest doch viel zu viel. Da kann man schon einmal verrückt werden.“


    Ich sage nichts. Ich lasse mich auf die Coach sinken und rolle mich zusammen. Plötzlich beginnt sich alles um mich herum zu drehen. Nichts erscheint mehr wirklich. Wie von einer anderen Welt spüre ich Stacys Hand an meiner Wange, die mir die Haare aus dem Gesicht streicht. Wie kann sie nur so etwas sagen? Wieso versteht sie mich nicht? Wieso glaubt sie mir nicht? Normalerweise würde ich jetzt erfolglos versuchen, mir die Tränen zu verkneifen. Doch ich weine nicht, eigentlich fühle ich gar nichts mehr. Eine seltsame Leere macht sich in mir breit. Das war es also. Das war Stacys Reaktion, vor der ich mich so lange gefürchtet habe. Und jetzt? Jetzt weiß ich nicht einmal mehr, wieso ich es ihr jemals sagen wollte. Ich weiß nicht einmal mehr, wieso mich ihre Meinung überhaupt interessiert. Was ist passiert Stacy? Wieso bin ich so kalt?, frage ich sie in meinen Gedanken. Doch ich bleibe stumm, starre nur fassungslos die gegenüberliegende Wand an. „Jess kommt gleich vorbei“, rüttelt mich Stacy schließlich hoch, „komm schon Jane, steh auf“, sie klingt verzweifelt, wie sie da an mir rüttelt, ihr Gesichtsausdruck wird immer verbissener. Doch ich spüre nichts. Nach einer halben Ewigkeit folge ich ihr schließlich wie in Trance an den Strand.

    Als ich schließlich wieder zu Klarheit komme, finde ich mich selbst im warmen Sand neben Stacy und Jessica sitzen. Jessica… Ich weiß noch immer nicht, was ich von ihr halten soll. Ich weiß auch nicht mehr, wann und wieso ich mich mit ihr angefreundet habe…oder sie sich mit mir. Irgendetwas ist an ihr, das sie für mich unsympathisch wirken lässt. Vermutlich, weil sie eine dieser Frauen ist, auf die man einfach früher oder später trifft, wenn man hier wohnt. Eine von denen, die ständig auf irgendwelchen Charity-Veranstaltungen ist, um die Wale oder was auch immer zu retten…vor allem aber, um ihr Gesicht ins Rampenlicht zu rücken. Eine von denen, deren Höhepunkt im Lebenslauf eine eigene Handtaschenkollektion ist…und Affären zu einigen namhaften Halbprominenten. Eine von denen, die über Schönheitskliniken lästern und selbigen dann halbjährlich über den Hintereingang einen Besuch abstatten. Keine Frage, sie ist nett und vermutlich sollte mir das wichtiger sein, als alle diese Fakten. Ist es aber nicht.





    Meine Meinung über sie bessert sich nicht gerade, als ich mich endlich dazu durchringen kann, dem Gespräch zwischen ihr und Stacy zu folgen. Aus irgendeinem Grund hat Stacy sie nämlich sofort ins Herz geschlossen, als ich sie ihr, mehr aus Pflichtgefühl, als aus Freundschaft, vorstellte. „Oh ja, ihr beiden braucht unbedingt Urlaub. Seht euch doch einmal an, ihr seht ja total bleich aus! Und das bei dem herrlichem Wetter!“, rief Jessica aus. Ich hätte ihr gerne gesagt dass es keinen besseren Ort zum sonnen gab, als unser Grundstück. ..Na gut, vielleicht mit Ausnahme eines Solariums, von welchem zweifelsohne ihre Bräune stammte. Dafür bin ich heute jedoch zu niedergeschlagen und außerdem wäre ich ohnehin nicht zu Wort gekommen, denn Stacy jubelte geradezu. „Oh ja, Jess, genau das habe ich heute auch gesagt! Wir müssen unbedingt weg von hier! Ich halte es schon gar nicht mehr aus in diesem Haus!“

    Das ist jetzt zu viel für mich. Die beiden erweckten ja geradezu den Anschein, wir würden auf einer Müllkippe leben! Dabei ist das hier wirklich der paradiesischste Ort der Welt. Wieso sollte ich von hier weg? Wieso plötzlich dieses Drama? Hätte ich nicht einfach meine Klappe halten können? „Wo willst du denn hin?“, fragte ich schließlich gereizt. Stacy zuckt wegen meinem rauen Tonfall zusammen, doch ich kümmere mich nicht darum, sondern schaue sie herausfordernd an. „Willst du mir etwa einen schöneren Ort zeigen? An einem Ort, an dem mehr Sonne ist, damit wir auch ja das solariumbraun von irgendwelcher Möchtegern-Prominenz imitieren?“ Meine Stimme wird immer lauter und Stacy und Jessica sehen mich entrüstet an. Dann finde ich mich in einem Wortschwall aus Besänftigungen wieder, die mich beruhigen sollen, weil das ja alles nicht so gemeint war.


    Irgendwann bin ich tatsächlich ruhig. Ich resigniere. Was solls? Lasse ich sie eben reden und denken, was sie wollen. Ich werfe einen Blick auf Stacy, die ihre Beine entspannt ins Wasser baumeln lässt und bereits wieder einem Gespräch mit „Jess“ nachhängt. Und ich frage mich, was passiert ist. War sie gestern Nacht nicht noch mein Ein und Alles? Habe ich ihr nicht gesagt, wie sehr ich sie brauche – und das auch so gemeint? War sie nicht bis vor kurzem noch der Mittelpunkt meines Lebens? Wie kann sie mir jetzt so egal sein? Wie können mich ihre makellosen Modelbeine plötzlich so kalt lassen? Es ist, als wären die Gefühle zu ihr wie weggewischt. Und jetzt ist sie nur ein weiteres dieser Models, mir mit ihrem Geplappere. Mehr nicht.


    Ich spüre, wie wieder alles um mich herum verschwimmt. Mir wird schwindlig und eigentlich möchte ich mich hinlegen. Aber das kann ich natürlich nicht, denn das wäre wohl nur ein weiterer Beweis, dass ich verrückt bin. Und ich habe ganz sicher keine Lust, mich morgens beim Aufwachen in einer Irrenanstalt wieder zu finden. Ganz sicher nicht. Vielleicht haben sie ja sogar recht. Vielleicht bin ich verrückt. Vielleicht sollte ich auf Urlaub fahren oder noch besser einen Psychiater aufsuchen. Vielleicht wäre das besser, als einfach nur zu hoffen, dass alles wieder gut wird.






    @ DieJule:
    Danke für dein Lob und deinen Kommentar! Schön, dass du zu meiner Story gefunden hast!

    Zitat

    ja noch so viel liegt im verborgenen von deiner geschichte aber ich hoff wir werden bald erfahren wie es weiter geht ! :)

    Erfahrt ihr bald (bald ist dehnbar;)). Aber vorher muss ich noch ein wenig mehr Verwirrung stiften


    Appolonia:

    Zitat


    Soso, Ruth wird also 'entsorgt', um es ganz böse auszudrücken. Aber so würden es die Eltern insgeheim wohl formulieren. Scheint eher auf dem Mist der Mutter gewachsen zu sein.
    Welche Art von Dreck hat das liebe Mütterchen denn nun am Stecken? Bin ja mal gespannt, was ihre "ruinierten Pläne" sind.


    Ahhh ich liebe deine Analysen einfach :applausGenial zusammengefasst.

    Zitat


    Janes Hass auf Kirchtürme jeglicher Art ist a) nachzuvollziehen und b) toll geschrieben. Schöner Gebrauch von Metaphern ^^.
    Endlich bekommt das Mädchen seinen Mund einmal auf. Und genau im richtigen Moment. Gut gemacht, Jane.
    Auch nett von dem Schuldirektor, Jane zu Ruths Eingewöhnung dazulassen. Scheint in Ordnung zu sein, der gute Mann.


    Naja...er hat da eher die sprichwörtlichen Dollarzeichen in den Augen.

    Zitat


    Ich schätze mal, dass diese Erinnerung hinter allen anderen anzuordnen ist.


    Genau.

    Zitat

    Was mich auch interessiert, ist, wie sich Jane und Stacie kennengelernt haben. Im Internat, womöglich? ^^
    Jaja... Kein Kontakt zu Jungs, eh?


    :roftl Auch eine interessante Theorie.

    Zitat

    Aber ich wiederhole: Die beiden sind so süß zusammen! *seufz*


    Oh. Dann wird dir die nächste Fortsetzung wohl nicht so gut gefallen...


    Wann gibt es eigentlich eine Fortsetzung deiner Story?
    Die ist doch nicht abgebrochen oder?



    Fast Forward:
    Danke für dein Lob. Ja, es scheint so, als wären gerade eher die Teenie-Storys in. ;) (Das soll jetzt nicht abschätzend gegenüber Teenie-Storys klingen. Ich liebe Teenie-Storys. Und Filme)
    Natürlich mache ich weiter.


    @all: Danke für eure lieben Kommentare!
    Die Fortsetzung folgt in Kürze!

    Waaa deine Story ist ja völlig meschugge xD
    Du schreibst von vergewaltigten Katzen und als ob das nicht reichen würde, taucht auch noch Joe Gier auf Oo.
    Ganz abgesehen von der plötzlichen Hausgeburt in typischer Sim-Manier. (Und ihr fährt doch tatsächlich ein Schmerz durch den Magen. Wo war das Kind denn drin??)
    Dagegen wirken ja die Outtakes geradezu normal!
    Deine Story ist wirklich unterhaltsam, ich werde auf jeden Fall weiter lesen.