doofilein, Kevinsmama2006, Doxxy:Vielen Dank für eure lieben Kommis :)! Und jetzt schön Damian zuhören...(;
29
„Hast du nicht gehört? Sie haben gesagt, dass das nicht für uns bestimmt ist.“, sagte das kleine blonde Mädchen während sie den Jungen am Hemd zog.
„Ich bin alt genug und ich bleibe hier.“, sagte er entschlossen und drängte sich wieder an die Wand.
„Du wirst noch sehen, was du davon hast!“, entgegnete sie trotzig, lief die Treppe hinunter und verschwand in der Dunkelheit.
Er atmete kurz auf. Hoffentlich hatte er nun nicht schon alles verpasst. Er musste sich konzentrieren, damit er aus dem Stimmgewirr überhaupt etwas verstehen konnte.
„Wir sind uns also alle einig, dass wir über dieses Thema künftig Stillschweigen bewahren?!“, fragte er in die Runde.
„Ja- ganz sicher. Unsere Kinder sollen schließlich in unserer Welt aufwachsen und nicht…“ „Schsch!“, wurde sie von einer anderen Frau unterbrochen. „Hatten wir uns nicht gerade darauf geeinigt, kein Wort mehr über das zu verlieren. Es gibt keine andere! Sie ist für uns nicht existent!“
„Welch weise Worte aus deinem Munde, Aretja!“
„Und? Wundert dich das etwa?“
Es herrschte für kurze Zeit Stille. Damian wusste nicht, ob nun lieber wieder verschwinden sollte oder ob sie gleich weiter diskutieren würden. Den Stimmen zufolge, die nun langsam wieder lauter wurden, war die Sitzung allerdings beendet. Schnell lief er die Treppen hinunter und schlich sich wieder in sein Bett. Niemand, bis auf seine Schwester, würde je erfahren, dass er sie belauscht hatte.
Damian schaute Lenja an und wartete vermutlich auf eine Reaktion. „Sie haben sie belauscht.“, sagte Lenja nur. Das waren die einzigen Worte, die sie jetzt noch zustande brachte. Sie musste erst mal begreifen, was da gerade vor sich gegangen war.
„Verstehen Sie? Die Geschichte ist meine Geschichte und sie spielt nicht hier.“
„Aber wenn sie nicht hier spielt, wo spielt sie dann?“, fragte Lenja verdutzt.
„Lenja- sie spielt nicht hier, weil ich hier nicht hingehöre. Das hier ist ihre Welt- meine Welt hat einen anderen Platz.“
Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Sie hatte eine Gänsehaut.
„Bitte lauft jetzt nicht weg. Ich sehe ihnen ihre Zweifel an.“, stand er auf und näherte sich ihr.
Lenja stand auch auf. Er war ihr nun so nah, dass sie wieder seinen Atem spüren konnte. Es war wie in ihrem ersten Traum beim Feuer. „Sie wissen nicht, ob sie mir glauben können.“, gab er exakt in diesem Moment ihre Gedanken wider. „Ich weiß es klingt alles so unglaubwürdig für Sie. Aber lassen sie mich weiter erzählen.“, flüsterte er ihr mit seiner beruhigenden Stimme ins Ohr.
„Ja- erzählen Sie mir alles.“, flüsterte Lenja zurück. Doch sie hatte immer noch ein mulmiges Gefühl. Sie hatte mit fast allem gerechnet, doch dass man ihr nun etwas erzählte, was eigentlich auch ihr Leben komplett beeinflusste, machte ihr nicht mehr nur Angst. Er setzte sich wieder in den weißen Sessel.
„An diesem Abend konnte ich nicht richtig begreifen, was die Älteren dort gesagt hatten. Ich hatte gehört, wie sie von einer anderen Welt gesprochen hatten. Doch was sollte das sein? Ich hatte schon allzu oft gespürt, dass sie irgendetwas in ihrem Herzen trugen, was ihre Stimmung trübte und sie fast verzweifeln ließ - weil es immer da war. Sie konnten nichts dagegen unternehmen, außer es zu Tode zu schweigen. In der Hoffnung, dass es irgendwann niemand mehr wusste und alle naiv und blind in der ach so heiligen Welt lebten.
Auch ich lebte einfach weiter, ganz im Sinne der Ältesten und doch hatte dieser Abend in mir etwas hervorgerufen, was ich nicht mehr von mir weisen konnte und mich immer begleitete. Es war das Wissen, dass es da draußen noch etwas anderes gab. Dieser Abend hat mein Leben verändert, auch wenn es oberflächlich so aussah, als wäre ich noch derselbe.“
„Aber ich verstehe nicht. Wie konnten Sie sich denn so sicher sein, dass das alles überhaupt stimmte. Das es nicht einfach ein Gerücht war, was jemand irgendwann verbreitet hatte?“ fragte Lenja neugierig.
„Es konnte kein Gerücht sein. Dazu war es viel zu sehr in den Menschen verankert. Ich kann das nicht erklären, aber ich wusste einfach, dass es stimmen musste.“, entgegnete Damian.
„Und, was haben Sie aus ihrem Wissen gemacht? Was hat es denn genutzt?“, wollte sie wissen, um seine Gedanken zu verstehen.
„Was ist das für eine Frage?“, entgegnete er etwas empört, um es im nächsten Moment auch schon wieder zu bereuen „Entschuldigen Sie meine aufgebrachte Art. Es ist nur- es ist wahrscheinlich schwer für Sie zu verstehen. Sie kennen meine Welt nicht und Sie wissen nicht, was es bedeutet plötzlich von einer anderen Welt zu erfahren- einer neuen Perspektive.“
„Nein, das weiß ich nicht. Ich möchte meine Welt auch gar nicht verlassen- ich habe hier fast alles, was ich brauche.“, entgegnete Lenja.
„Das freut mich für Sie.“, sagte er mit einer ziemlich betrübten Stimme und wandte sich von ihr ab.
Lenja hatte das Gefühl in mitten ins Herz getroffen zu haben. Sie hatte eindeutig etwas Falsches gesagt und sie wollte es wieder rückgängig machen. Hätte er keine Sonnenbrille getragen, hätte sie sehen können, dass sich Tränen in seinen Augen gesammelt hatten. Doch sie musste es gar nicht sehen- sie konnte spüren. „Es tut mir leid. Das war ziemlich egoistisch von mir.“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Es herrschte ein paar Minuten Stille. Lenja war sich unsicher- bis zu dem Moment als seine Stimme die Stille unterbrach „Nein. Nein, das war es nicht. Ich bin egoistisch- ich erzähle Ihnen etwas, was Sie gar nicht wissen müssten. Ich zwinge Ihnen meine Geschichte auf und ziehe…“ „Halt, hören Sie damit auf! Es war meine Entscheidung hier her zu kommen. Ich will ihre Geschichte erfahren. Ich will wissen, wer Sie sind. Erzählen Sie mir alles!“, unterbrach Sie ihn mit lauter entschlosser Stimme.
Etwas erstaunt starrte er sie an, um dann selbstbewusst fortzufahren. Nun war er sich endgültig sicher, dass er sich richtig entschieden hatte.
„Immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Immer wieder malte ich in meinen Gedanken die schönsten Bilder von ihr. Ich gab nicht auf, auch wenn ich bestimmt der Einzige meiner Generation war, der überhaupt noch von ihr wusste.“, er strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr sogleich fort. „Die Jahre verstrichen und das Geheimnis der Ältesten rückte scheinbar immer mehr in den Hintergrund. Für mich hingegen wurde es immer greifbarer. Tag für Tag suchte ich nach irgendwelchen Hinweisen, einer Spur- einem Eingang.“
Lenja war wie gefangen, einfach nur fasziniert.
„Es ist spät.“, riss er sie mit einem Mal aus der Welt, in die sie gemeinsam eingetaucht waren. „Ich werde Ihnen etwas zukommen lassen“, stand er auf und nahm ihre Hand. „Danke für alles.“
...Fortsetzung folgt...