Eine blonde, braungebrannte Frau stand da und wartete, bis sich die Tür öffnete. Josephine zögerte zunächst, doch dann öffnete sie die Tür und trat hinaus.
>>Oh, hallo<<, sagte die Frau und lächelte. Es war ein schönes warmes Lächeln, vertraut und dann doch so fremd, wie Josephine fand. Plötzlich streckte die Frau ihre Hand aus und erst da begriff Josephine, dass sie nun an der Reihe war etwas zu sagen. Sie nahm ihre Hand und sagte:
>>Ähm, guten Tag. Ich bin Josephine Ryana Saint.<<
>>Freut mich, mein Name ist Judy McCansee<<, erwiderte die Frau freundlich und fügte noch hinzu: >>Entschuldige wenn ich so direkt frage, aber auf der Klingel steht Wellmore und als du sagtest, dass-<<
>>Ja, das stimmt schon, ich wohne bei meiner Tante und meinem Onkel<<, unterbrach sie Josephine, weil sie es nicht ertragen konnte diese Frage anzuhören, es nicht ertragen konnte, zu begreifen, dass sie und ihre Schwester die Einzigen mit dem Nachnamen Saint waren.
>>Ähm... Also wenn sie mögen, kann ich ihnen ein bisschen das Haus zeigen, meine Tante ist nicht da, meine kleine Schwester isst, Oma sitzt in ihrem Sessel und mein Cousin, der...<<, sagte Josephine und ihre Wangen nahmen ein zartes Rosa an. Immer, wenn sie neue Leute traf, schwafelte sie irgendwas daher. Sie war den Umgang mit Menschen nicht geübt, obwohl sie nun wirklich gut aussah und recht nett wirkte, sprachen sie nie wirklich Leute an. Sie hatte etwas an sich, das alle einen weiten Bogen um sie machen ließ.
>>Gerne<<, sagte Judy und lächelte erneut.
Sofort gingen sie los, als Judy Tanya sah sagte sie entzückt: >>Was für eine hübsche kleine Maus ihr da habt!<<, und ließ sich dann schnell weiterführen.
Als sie schließlich mit allen Zimmern fertig waren, außer dem Zimmer ihrer Tante und ihres Onkels und dem ihres Cousins. Judy hatte sich schon halbwegs verabschiedet und sich zum Gehen gewandt, als sie sich noch einmal umdrehte und ganz begeistert von ihrer Tochter anfing zu erzählen.
>>Also wir sind ja erst kürzlich hierher gezogen und Cindy hat ja noch garkeine Freunde, also wie wärs wenn du uns mal besuchen kommst?<<
Josephine sah sie überrascht an. Sie hasste es eigentlich, wenn Leute so aufdringlich waren und immerzu nur ihren Kindern irgendwelche Freunde suchten, die sie vielleicht garnicht wollten. Doch diese Frau hatte etwas, das diese nervige Art einfach nur in einem ganz anderen Licht erscheinen ließ, denn sie sah so jung und unbeschwert aus. Trotzdem, so dachte Josephine, hatte auch sie etwas an sich, das nicht zu ihrer Fassade passte, etwas, das einfach fehl am Platz war...
>>Also, ähm, ja, ich denke ich könnte irgendwann mal vorbeischaun<<, erwiderte Josephine endlich, als Judy schon eine ganze Weile auf sie herabblickte und sie fragend ansah.
>>Na gut, wie wäre es denn am Wochenende, Samstag?<<
>>Mal sehen... Ja, ich glaube das passt ganz gut.<<
>>Gut, dann hätten wir ja alles geklärt. Wir sehen uns Samstag um 16 Uhr?<<
>>Abgemacht Mrs McCansee.<<
>>Machs gut Josephi-<<
>>Nur Joe. Auf Wiedersehen.<<
Judy lächelte ein letztes Mal und trat ins Freie. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, schon fing Tanya an von ihrem Stuhl aus zu schreien.
Josephine ließ sie runter, ging mit ihr aufs Klo, badete sie geschwind und machte sie bettfertig.
>>So, und jetzt schläfst du mal mindestens vier Stunden, kapiert?<<, sagte Josephine und strich über Tanyas Kopf.
>>Gute Nacht Joe!<<, sagte die Kleine und lächelte schläfrig. Ach, wie Josephine diese Mittagsschläfchen liebte, dann hatte sie endlich Zeit für sich und musste nicht diesem Monster hinterher rennen. Mittlerweile war es schon fast 15 Uhr und es war alles andere als Mittag.
Josephines Tante hatte mal erwähnt, dass es einen Trainingsraum gab und da sie sowieso nichts zu tun hatte, zog sich Josephine schnell um und ging in den kleinen Raum mit dem Laufband und dem anderen Gerät, dessen Name Josephine nicht kannte. Gerade fing sie an zu laufen, als sie die Tür auf und zu gehen hörte. Ronald war reingekommen, ebenfalls in Sportkleidung.
>>Und, wie läufts?<<, sagte er nebenbei und nicht die geringste Spur auf etwas anspielend.
>>Gut<<, erwiderte Josephine knapp und lief weiter.
>>Ich hab' gehört wie du jemanden im Haus rumgeführt hast.<<
Josephine schwieg.
>>Wer war das denn?<<
>>Kennst du nicht.<<
>>Ja, schon... Deswegen frage ich ja.<<
>>Ihr Name ist Judy, eine Frau, die mich zu sich zum Essen eingeladen hat.<<
>>Ach so, hat die einen Sohn?<< Und diesmal hob Ronald etwas die Stimme und man konnte die Stichelei raushören. Doch wieder schwieg Josephine.
>>Naja, auch egal, jedenfalls wirst du ihn sicher nicht anmachen, nicht wahr? Immerhin bist du ja die geheimnisvolle Schweigsame, hm?<<
Josephine hatte genug, sie konnte nicht trainieren, wenn jemand im Raum war, den sie erstens nicht leiden konnte und der zweitens immer nur darauf aus war mit ihr zu streiten. Sie stieg vom Laufband und sah ihn abwertend an.
Der mit seinem dummen Training, als ob er wirklich trainieren würde, der schwitzt ja nicht einamal. Diesem blöden Penner wird das Lachen irgendwann noch vergehen, dachte Josephine und zog ihre Augenbrauen weiter hoch.
>>Weißt du, Jonathan<<, benann sie, >>nur weil mit dir keiner spricht, heißt es nicht, dass es allen so geht. Du bist einfach eine kleine Mistkröte, und wenn du jetzt nicht abhaust, dann erfährt deine liebe Mum was du in den Ferien getan hast, verstanden?<<
Entgeistert sah Ronald sie an. Das würde sie nicht tun, oder etwa doch?
>>Na los!<<, rief Josephine. >>Schleich dich!<<
Wütend stampfte Ronald auf, erhob sich und stürmte aus dem Raum. Josephien stand völlig perplex inmitten des Raumes und sah ihm nach. Sie hätte nicht gedacht, dass ihre Worte so eine Wirkung auf ihn hatten, naja, wie auch immer, Schnell stieg sie wieder auf das Laufband und stellte es 2 Stufen schwieriger.
Josephine rannte und rannte, den ganzen Stress in dem vergangenen Wochen konnte sie niemals loswerden, aber zumindest für die eine letzte Woche könnte sie es versuchen...
Josephine hatte einen schwachen Kreislauf, sie durfte sich nicht überanstrengen, sonst würde sie zusammenbrechen. Nebenbei hatte sie vor einigen Wochen aufgehört zu rauchen, ihre Lunge war es noch nicht gewohnt, dass auf einmal so viel Sport getrieben wurde, so kam Josephine langsam ins Husten, das Atmen fiel ihr immer schwerer und schließlich wurde es immer dunkler. Sie spürte ihre Beine nicht mehr und geriet ins Wanken. Sie sank herab und glitt auf dem Lauband zum Boden.
Ich werde es schaffen, ich werds auch allen zeigen! Ich brauche niemanden, hört ihr? Niemanden! Ich habe Mum nicht gebraucht und Dad ebenso wenig...
Alles war schwarz. Josephine hatte das Bewusstsein verloren, keiner würde sich darum kümmern, wo sie war und was sie gerade tat. Außer, Tanya würde aufwachen und keiner hätte Lust sie zu beschäftigen, spätestens dann würde man wütend nach Josephine schreien, doch bis dahin war sie allen, allein wie sie es ihr ganzes Leben lang gewesen war...
Tadda, das wars für heute x)
Ganz schön viel Text, ich versteh wenns jemandem zu viel wird, aber ich hab mir mühe gegebn und das zählt... hoffentlich x)