Wir ließen viele Bilder von uns in einem dieser neumodischen Fotoautomaten schießen. In allen möglichen Positionen knipste das Teil Fotos von uns. Das Schönste packte ich in einen Rahmen und stellte es auf meinen Nachttisch.
Sven lungerte auch viel bei mir vor der Tür herum. Vom Laden aus konnte ich oft sehen, dass er vorbei ging und immer wieder hinein spähte. Wir hatten jetzt Ende August und die Tage wurden langsam kürzer. Mir grauste es schon davor, wenn der Winter kam und ich hier im Laden stehen musste, wenn es draußen dunkel war. Da würde ich erst sehr spät sehen, wenn er erneut hier auftauchte. Wenn ich ihn überhaupt rechtzeitig sehen würde. Manchmal sah ich Nico tagelang nicht. Ich konnte ihn auch nicht erreichen. Doch dafür gab es sicherlich eine gute Erklärung.
Nico schlief immer öfter bei mir und wir hatten ein paar wundervolle Nächte miteinander. Er war so zärtlich. Er wusste genau, was mir gefiel. Seine Hände glitten über meinen Körper und er liebkoste ihn.
Eines Tages, als ich mit Nico im Nachtclub war und zur Toilette musste, fing mich Sven ab, als ich wieder zu Nico wollte. Er packte mich unsanft am Arm und drückte ziemlich fest zu.
„Ja, bist du mit deinem Stecher wieder hier und lässt dich aushalten? Soll ich dir mal was über ihn erzählen? So ein toller Kerl ist er nämlich gar nicht.“
"Sven, lass mich los. Du tust mir weh.“ Ich versuchte mich los zu reißen, doch er drückte noch fester zu.
„Du weißt, was ich dir gesagt habe. Ich kriege dich, koste es was es wolle. Und fall ruhig auf die Schnauze. Du wirst an meine Worte noch zurück denken.“
Er ließ mich los und ich lief so schnell es ging zu Nico zurück. Ich erzählte ihm alles, doch Sven war spurlos verschwunden. Er hatte wohl doch Angst, von Nico ein paar aufs Maul zu bekommen. Bald würde Vanessa heiraten und ich würde wahrscheinlich mit Nico dort auftauchen. Falls er Lust hatte, mit mir dort hinzugehen. Der Termin war schon festgelegt und Vanessa war das reinste Nervenbündel.
Die ersten Gäste klingelten und ich legte das Buch zur Seite. Dieses Bild besaß ich heute noch. Es war in meiner Schreibtischschublade und war wahrscheinlich total zugestaubt. Ich ging nach unten und begrüßte die Gäste.
Wir feierten ein wunderschönes Fest und rutschten gemeinsam ins neue Jahr. Fürs neue Jahr wünschte ich mir, Nico noch einmal wieder zusehen oder wenigstens zu erfahren, ob er überhaupt noch lebt.
Hoffentlich ging mir dieser Wunsch in Erfüllung.
Ende Kapitel 23