„Ich glaube, ich sollte langsam gehen“, sagte Kyla, nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen hatten.
Tristan streckte Kyla seine Hand entgegen. „Bis nächsten Sommer dann.“
„Darüber wollte ich mit dir reden“, nahm Kyla den Faden auf, statt seine Hand zu nehmen, womit sie das Abschiednehmen herauszögerte. Sie zögerte kurz, es war nicht einfach zu erklären, was sie ihm sagen wollte. „Weißt du, ich komme mütterlicherseits aus einer Familie, in der immer eine Tochter, meist die Erstgeborene, Hohepriesterin geworden ist. Meine Mutter hätte das selbe Schicksal getroffen, wenn sie sich nicht dazu entschlossen hätte meinen Vater zu heiraten.“
„Was willst du damit sagen?“, unterbrach Tristan sie. Er konnte keinen Sinn aus ihren Worten herausfiltern. Das, was er zu verstehen glaubte, war einfach nur unmöglich, weswegen er nicht einen Gedanken daran verschwendete.
„Ich weiß, dass du im Sommer einundzwanzig wirst“, verdeutlichte Kyla was sie sagen wollte.
„Soll das ein Angebot sein?“ Er gab sich keine Mühe, das Lächeln auf seinen Lippen zu verbergen, konnte nicht glauben, dass Kyla ihm einen solchen Vorschlag machte. Das, was er für unmöglich gehalten hatte, geschah wirklich.
„Ja.“ Ihre Stimme war fest, ihre grauen Augen spiegelten ihre Entschlossenheit wieder. „Wenn du niemand anderen haben solltest mit dem du feiern willst“, fügte sie hinzu, nun ein wenig unsicher.
„Du hattest mir ja schon deutlich gemacht, dass du mir dankbar bist, aber so dankbar ... Natürlich will ich, dass du mit mir meinen Geburtstag feierst.“
„Du planst doch hoffentlich etwas Traditionelles“, murmelte sie.
„Keine exotischen Sachen, ich verspreche es dir.“ Er ergriff ihre Hände. „Aber bist du dir sicher, dass du das tun willst? Du bist bereit ein Opfer zu bringen, ist dir das bewusst? Und wir, wir kennen uns nicht gut, zumindest nicht gut genug –“
„Tristan, ich will es“, schnitt Kyla ihm das Wort ab. „Ich habe mich entschieden. Ich habe über all das, was du mir aufzählen willst, nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass es genau das ist, was ich will.“
„Was, wenn du in den Staaten jemanden kennenlernst?“
„Das werde ich nicht, mach dir keine Sorgen.“
„Versteh mich nicht falsch, ich bin sehr glücklich, ich will nur nicht, dass du dich mir gegenüber verpflichtet fühlst“, erklärte Tristan.
„Was, wenn ich dir gegenüber aber eine Verpflichtung eingehen will?“
Darauf wusste Tristan keine Antwort. Er legte die Hand einfach in Kylas Nacken und zog sie näher zu sich, küsste sie auf die Stirn. Er hoffte, dass er somit nicht zu sehr in ihre Privatsphäre eindrang.
Kyla lächelte ihn an, es war nur ein sehr kurzes, unsicheres Lächeln, dann war sie wieder wie immer, und Tristan wusste, dass es in Ordnung gewesen war.
Sie nahm Tristans Hand, zog etwas aus ihrer Hosentasche – ihre Kette, die sie abgelegt hatte, nachdem Tristan sie gerettet hatte – und legte sie auf Tristans Hand, brachte ihn dann dazu, die Hand um die Kette zu einer Faust zu ballen.
„Sag nichts“, forderte sie ihn auf. „Ich möchte, dass du auf sie aufpasst, bis ich mich wieder dazu in der Lage fühle sie zu tragen.“
Nachdem sie das gesagt hatte, drehte sie sich von Tristan weg und lief davon.
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Wir haben Tristan nicht zum letzten Mal gesehen, aber er wird jetzt eine längere Pause einlegen, während Kyla nach Arkham und zu Jason zurückkehrt.