"Du bist doch völlig verrückt. Was willst du denn? Glaubst du denn dass der in seinem Zimmer ein Zettelchen hinterlegt hat auf dem steht "Guten Tag, ich wurde umgebracht und mein Mörder ist John Smith?" Oder dass die dich überhaupt reinlassen?"
Ich stäubte die letzte Wolke Haarspray über meine auftoupierte Mähne. "Deswegen hab ich mich ja so zurechtgemacht. Ich werde einfach bei unserer ursprünglichen Theorie bleiben."
Abby saß auf dem Stuhl in meinem Wohnheimzimmer während ich noch einmal mein Outfit überprüfte. Ich hatte mich bemüht die am billigsten wirkenden Teile zu suchen, eine rosafarbene Korsage und einen kurzen Jeansrock mit weißen Netzstrümpfen. "Nämlich dass der gute Jeffrey ein kleines Abenteuer gesucht hat und mich gefunden."
Abby sah immer noch sehr unbegeistert aus. "Trotzdem, meinst du denn wirklich dass..."
"Ja, meine ich. Versteh doch dass ich das wissen muss was passiert und. Und was er von mir wollte."
"Tief durchatmen, Eliza Higgins. Und denk dran, dir kann nichts passieren." Ich blieb vor dem Eingang des Hotels kurz stehen und stieß dann die Tür auf. Das Hyatt Park Hotel war eins der besten Hotels der Stadt. Mein Budget war schon durch die Taxifahrt quer durch die Stadt empfindlich strapaziert worden, da wollte ich über den Preis für eines dieser Luxuszimmer gar nicht lange nachdenken. Jetzt kam es nur darauf an authentisch zu wirken.
Nachdem die Tür hinter mir zugeschlagen war stand ich zuerst ein paar Sekunden unschlüssig in der riesigen und edel augestatteten Lobby. Dann straffte ich die Schultern und ging entschlossen zu dem missbilligend blickenden Rezeptionisten hinüber.
"Hallo mein Süßer, ich bin hier mit einem ...Freund...verabredet. Das heißt, er hat mich eigentlich eingeladen ihn hier zu treffen. Ich Dummerchen hab nur vergessen ihn nach seiner Zimmernummer zu fragen..."
Der Mann am Schreibtisch begutachtete mich von oben bis unten und schüttelte dann den Kopf. "Wie heißt denn ihr ....Freund?"
Ich beugte mich vorneüber und musste all meine Willenskraft aufbieten um nicht knallrot anzulaufen...was mir aber gründlich misslang "Jeff. Jeffrey Olson. Groß, blond..."
Der abweisende Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes wurde noch deutlicher. "Tatsächlich. Dann hat Ihr Freund Ihnen bestimmt auch mitgeteilt dass er unser Hotel gestern verlassen hat..."
WAS?! Verdammt! Jetzt schnell schalten "Äh, das muss mein Jeffy wohl vergessen haben. Wir haben uns ja auch gestern gar nicht gesehen. Sie wissen schon, er ist beschäftigt, ich war beschäftigt. Aber er hat doch bestimmt eine Adresse dagelassen?"
Ich versuchte auf den Monitor des Computers zu schielen ohne den Blick in meine Corsage völlig freizugeben. Leider schaltete der Hotelmann blitzschnell und drehte den Monitor zur Seite.
"Wir geben derartige Informationen nicht jedem, um die Privatsphäre unserer Gäste zu schützen"
Hmpf, da halfen wohl nur noch die schweren Geschütze...."Na, das ist aber schade. Da muss ich ihn wohl anrufen und ihm absagen...." Ich richtete mich langsam wieder auf, täuschte dabei aber ein Umknicken auf den zugegeben widerlich hohen Stiefeln vor. Vor Schreck schob der Mann seinen Stuhl ein Stückchen vom Schreibtisch weg und so landete ich ziel genau....mit dem Kopf zwischen seinen Beinen. Bleich vor Schreck starrte er mich an und wurde jetzt dankenswerterweise auch rot im Gesicht. Ich grinste und stand auf, natürlich nicht ohne noch einen Blick auf die Information auf dem Bildschirm zu werfen.
"Na dann geh ich mal telefonieren. Schönen Abend noch!"
Wortlos sah der Hotelangestellte mir nach als ich schnell das Hotel verließ
"Ugh...hier?" Zweifelnd sah ich nochmals auf das Straßenschild um mich zu vergewissern. Aber der Name stimmte und die Nummer ebenso. Ich stand vor der braunen Holztür und jetzt erst wurde mir der fatale Fehler in meinem Plan bewusst. Ich hatte keinen Schlüssel. Und die Tür aufbrechen, nein, das war mir dann doch etwas zu sehr James Bond. Allerdings gab es ja noch die Möglichkeit...
"Bitte sei ein unkreativer Durchschnittsmensch, bitte sei ein unkreativer Durchschnittsmensch..." Ich atmete ein und hob mit spitzen Fingern die schäbige Fußmatte an. Ein Schwarm aufgescheuchter Kellerasseln verließ fluchtartig ihre warme...naja, faulig-feuchte Behausung und da, in der Mitte lag...gar nichts.
"Verdammt...." enttäuscht ließ ich die Fußmatte auf den Boden zurückfallen. Jetzt schon aufgeben? Wo konnte er denn noch einen Schlüssel versteckt haben? Keine Blumenkästen auf den Fensterbrettern.....aber Fensterbretter!! Ich tastete die Unterseite der überstehden Bretter ab.....und tatsächlich! Dort klemmte in enem kleinen Riss zwischen Brett und Mauer ein Gegenstand. Ich zog ihn hervor und hielt einen kleinen Schlüssel in der Hand.
"...geschmackvoll. Wie konnte der sich denn so ein teures Hotel leisten?" Ich sah in der spärlich eingerichteten Wohnung umher. Eine abgewetzte Bettcouch, die Kücheneinrichtung hatte auch schon bessere Tage gesehen und an der Wand breiteten sich große nässende Flecken aus. Und von Sauberkeit schien der gute Mr. Olsen auch nicht all zu viel zu halten....
"Und wer bist du? Die geliebte Tochter? Die Geliebte? Oder die verschollene Nichte?" In der ganzen Wohnung gab es nur zwei Gegenstände die von den zerstörerischen Einwirkungen der Nässe verschont geblieben waren. Der eine davon war ein großes Bild in fröhlichen Farben, welches über der Couch hing. Ein junges Mädchen mit braunen Zöpfen dass vor einer geblümten Tapete stand. Ich strich am unteren Rand des Bildes entlang. Ein vergrößertes Foto in einem Bilderrahmen. "Vielleicht sagst du mir ja wenigstens deinen Namen..." Ich bemühte mich den schweren Rahmen von der Wand zu heben. Auf der Rückseite befand sich eine kleine Bleistiftnotiz "Samantha, 1999"
Kein Nachname. Schade. Vielleicht hätte ich sie nach dem mysteriösen Mann fragen können...
Der zweite Gegenstand war ein teuer aussehender schwarzer Laptop auf einem einfachen Schreibtisch. Er war ausgeschaltet, aber da er offen mitten im Zimmer herumstand nahm ich stark an dass Olsen ihn wohl regelmäßig benutzt hatte.
Ob ich ihn einfach...."Wenn hier jemand eine Leiche gefunden hat dann war die Polizei bestimmt schon hier. Wahrscheinlich haben sie einfach nichts spannendes gefunden...." Ich klappte den Computer zu und klemmte ihn mir unter den Arm.
Vielleicht fand ich ihm Namen von Bekannten von Mr. Olsen....
Hui, das wars erstmal. Sehr lang, sehr viel Text, aber schließlich hab ich auch ja auch ein paar Tage Pause gemacht. Ich hoffe es gefällt euch.
Ah, ich hab eben erst gesehen dass die Größe sich ändert o_O°
Naja, sie sind ja noch erkennbar ^^°