Cornelia Funke: Tintenblut
>>Geschichten haben nie ein Ende, Meggie<<, hatte er mal zu ihr gesagt, >>auch wenn uns die Bücher das gern vorgaukeln. Die Geschichten gehen immer weiter, sie enden ebenso wenige mit der letzten Seite, wie sie mit der ersten beginnen.<<
S.57
Am längsten hatte sie darüber nachgedacht, welches Buch sie mitnehmen sollte. Ohne eins fortzugehen wäre ihr vorgekommen, als würde sie ohne Kleider aufbrechen, aber es durfte nicht schwer sein, also kam nur ein Taschenbuch in Frage. >>Bücher in Badekleidern<<, nannte Mo sie, >>schlecht gekleidet für die meisten Anlässe, aber im Urlaub eine praktische Sache.<<
S.117
Kinder!, dachte Fenoglio, während er auf das Feuer zuschritt, an dem er den Schwarzen Prinzen entdeckt hatte. Sie sind überall gleich. Gierige kleine Biester, aber die besten Zuhörer, egal, in welcher Welt. Die allerbesten.
S.155
>>Mach dir nichts draus, dass du nicht sprechen kannst<<, hatte Staubfinger oft zu ihr gesagt. >>Die Leute hören eh nicht zu, oder?<<
S. 330
Ihr Aug ist nicht so hell wie Sonnenlicht;
ihr Mund hat nicht die Röte von Granaten;
scheeweiß ist Schnee, ihr Busen ist es nicht;
das Haar sei Gold? Ihr Gold ist schwarz geraten.
William Shakespeare, Sonett
S.459
>>Sie sind alle grausam<<, sagte er. >>Die, aus der ich komme, die, aus der du stammst, und diese hier. In deiner Welt sieht man die Grausamkeit vielleicht nicht gleich, sie ist versteckter, aber da ist sie trotzdem.<<
S.490
In solchem Tempel kann nichts Böses wohnen.
Denn hätt das Böse solche schöne Wohnung,
Dann würd das Gute bei ihm leben wolln.
William Shakespeare, Der Sturm
S.493
Alle Wörter sind mit derselben Tinte geschrieben,
>>Fleur<< (Blume) und >>peur<< (Furcht) sind fast gleich,
Und ich kann >>sang<< (Blut) auf einer ganzen Seite
schreiben,
Von oben bis unten, es wird sie nicht beflecken,
Und mich auch nicht verletzen.
Philippe Jaccottet, Parlet
S.508