So, ich will was zu Gea schreiben, von wegen, man braucht keinen Religionsunterricht. Ich sehe das genauso. Ich hab immerhin 13 Jahre Schule hinter mir und ich war die meiste Zeit über nur genervt. Es fing schon in der Grundschule damit an. Ich hkonnte mich damals schon nicht mit dem Christentum identifizieren. Ich habe keinen Sinn darin gesehen, das Vater Unser oder irgendwelche anderen Gebete auswendig zu lernen (was mir grundsätzlich ne 6 einbrachte). Ich war das kleine, aufmüpfige Mädchen. Im Gymnasium hab ich dann angefangen, das ganze zu hinterfragen. Vor allem als wir in der 5. Klasse die Bücher des altenTestaments auswendig lernen mussten (ich kann dir die Bücher Mose sogar noch aufzählen *lol*), während die Protestanten über Sucht, Sekten und andere interessante Dinge geredet hatten. In der 7. KLasse war es dann ganz schlimm. Wir hatten so ne komische Lehrerin bekommen, die jeden als dumm und unnütz hingestellt hatte, der nicht an Gott geglaubt hat bzw seinen Glauben über die Kirche auslebte. Ich wurde ein paar Mal vor die Tür gesetzt, da ich immer wieder Diskussionen anfing, man könne genauso gut ein guter Christ sein, selbst wenn man nicht jeden Sonntag in die Kirche rennt und sich die Hostie in den Mund schieben lässt. Ich fand es verdammt arm, dass sie das nicht anerkannt hatte. Glauben ist eine persönliche Sache, aber das war wohl zu hoch für diese Person.
In der 9. Klasse bin ich in den evangelischen Unterricht gewechselt, da ich wusste, dass die beiden Lehrer, die Reli unterrichten beide super sind (obwohl einer sogar Pfarrer davon ist). Religion bei meinem Lehrer war eher als Philosophie aufzufassen. Es war wahnsinnig interessant. Wir haben die Weltreligionen besprochen, wir haben Sekten durchgenommen und die alten Philosophen griechenlands. Verschiedene Weltsichten der Kulturen... Ich hab in einem Jahr mehr über das Denken anderer Menschen gelernt, als ich es jemals im katholischen Unterricht getan hätte.
Und jetzt studiere ich Lehramt. Leider gehört es in BaWü dazu, neben dem Grundlagenwahlfach (bei mir Philosophie) noch ein Pflichtfach zu nehmen, was grundsätzlich Religion ist. Ich hab mir einige Vorlesungen angesehen und hab noch keine einzige davon zu Ende gebracht. Ich verstehe nicht den Sinn davon, dass man in der heutigen Zeit noch Religion unterrichten muss. Mindestens 50 % der Kinder sind weder getauft noch gehören sie einer christlichen Religion an. Das entgeht vielen dieser fanatischen Dozenten oder Lehrern. Und da ich selbst an keinen Gott glaube, ist es schwer, das im Unterricht rüberzubringen. Ich kann bis heute noch kein Vater Unser beten, wozu denn auch? Was hilft es mir, wenn ich es tue? Werde ich dann von all meinen Sünden gereinigt (vor allem, wenn ich es inner Kirche runterbete)? Wir bekamen den Glauben eingetrichtert. Nur der Glaube an Gott ist der wahre Glaube. Aber ich finde, es gibt einen viel wichtigeren Glaube... Vllt der einzig wahre Glaube überhaupt. Nämlich der Glaube an sich selbst. Und das wurde mir, wenn ich ehrlich bin, erst mit Hilfe vom Philosphieunterricht klar. Erst da, nachdem man anfängt, Dinge zu hinterfragen und sich stärker mit der Welt auseinander setzt, wird einem der Glaube an sich selbst bewusst.
Zitat
Aramis
Wozu werden denn dann Buddhismus, Judentum, Islam und sogar Sekten besprochen?
Ich glaube, diese Frage erübrigt sich doch von selbst....
Aber, ich erkläre es dir trotzdem (das ist jetzt meine Sicht der Dinge und soll nicht Geas Einstellung repräsentieren):
Ich habe es so für mich persönlich gelernt, dass wenn man über andere Religionen diskutiert, man andere Weltsichten kennenlernt. Man kann kann sich besser in andere hineinversetzen, weil man weiß, wo deren Grundlagen liegen. Der Blick wird weiter und der eigene Horizont wird weiter. Darüberhinaus lernt du, nicht alles durch deine eigene Brille zu sehen, sondern dass es andere Modelle gibt, die du aufsetzen kannst. Ich finde das sehr wichtig, denn wenn du nur deine eigene benutzt, geht dir vieles verloren. Sowas lernt man in den wenigsten Fällen, da zumindest auf dem Lehrplan der Katholiken andere Weltreligionen zT gar nicht mit auftauchen. Im Philosophieunterricht dagegen, lernst du mehr... Es wird nicht nur alles auf Gott ausgelegt, sondern es wird philosophisch erklärt. Dein Blick für das Essentielle wird gestärkt...