Beiträge von Gifti


    „Ich habe noch nie direkt an der Straße parken können”, jubelte Mara förmlich, als sie versuchte, ihren Beatle in die viel zu kleine Parklücke zu quetschen.
    „Vor Parkhäusern hab’ ich irgendwie Angst.”
    Nach einigem hin und her stand das kleine Auto wirklich auf der winzigen freien Betonfläche und wir stiegen aus und gingen die letzten Meter zur Fußgängerzone. Mara verfiel in einen kindischen Hüpferlauf und schleuderte ihre Handtasche vor und zurück, dann hielt sie abrupt vor einem Schuhgeschäft an.
    „Die!”, schrie sie und klopfte mit dem Zeigefinger gegen das Schaufenster, wie ein kleines Kind. „Lia beeil dich, hier sind voll die Traumschuhe!”
    Ich verdrehte die Augen und stapfte der übermotivierten Mara hinterher zum Schaufenster.



    „Welche?”, fragte ich eher gleichgültig, auf die gut ein Dutzend Paar Frauenschuhe hinter dem Glas blickend.
    „Na die”, Mara deutete auf ein Paar roter sehr hoher Pumps mit Pfennigabsatz.
    „Bisschen nuttig, findest du nicht?” Ich sah sie an und wir beide mussten lachen.
    „Lass uns mal reingehen”, entschied Mara und dann standen wir auch schon mitten im Laden.
    „Hach, paradiesisch!”
    Mara schwärmte und man sah fast die kleinen Herzchen in ihren Augen. Sofort kramte sie ein sündhaft teures Paar Highheels aus einem Regal, probierte es an und stolzierte durch den Laden. „Ein bisschen bist du ja doch wie deine Schwester”, stichelte ich.
    „Bitte?! Überhaupt nicht, die hätte jetzt schon fünf Paar gekauft, ich gucke ja nur!”
    „Mhm, klar.”
    Angenervt ließ ich mich auf einem Anprobierhocker nieder, der zu allem Überfluss in der Form eines Damenschuhs designed war.



    Als ich mich lustlos umsah, erblickt ich plötzlich ein tolles paar Schuhe, so welche, wie ich schon immer gesucht hatte und nun natürlich unbedingt haben musste.



    Ich fühlte mich ein bisschen ertappt, aber jetzt war auch meine Shoppinglust geweckt. Sofort suchte ich mir die Traumschuhe in meiner Größe aus dem Regal und zog meine alten Stiefel aus. Meine schlechte Laune auf einmal wie weggeblasen.
    Frustshoppen half scheinbar tatsächlich.





    Wir gingen noch in viele weitere Geschäfte und waren beide total im Kaufrausch. Der Juwelier ‘Go for gold’ machte mit uns wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens, denn mir kam es so vor, als kauften wir den ganzen Laden leer. Entsprechend gab es auch Rabatt, was uns natürlich sehr erfreute und zu weiteren spontanen Käufen anregte. Nach ein paar Stunden waren unsere Geldbörsen leer und unsere Hände voll mit Einkaufstaschen mit den tollsten neuen Errungenschaften und wir gingen müde aber sehr glücklich zurück zum Auto.
    Wir packten den armen Beatle mit den Taschen voll und ich entschied dann, zu Fuß zum Beverly und zum nächsten Kunden zu gehen, da ich noch etwas Zeit hatte und auch gerne noch etwas an der frischen Luft war.



    Und so schlenderte ich gemütlich durch die Straßen Hamburgs an diesem Mittwoch Mittag. Der Weg führte mich durch einen kleinen Park, in dem Kinder spielten, Leute mit ihren Hunden spazieren gingen und einige Jogger unermüdlich ihre Runden liefen. Erfrischender Wind wehte mir durch die Haare und das Zwitschern der Vögel empfand ich heute als willkommenes Hintergrundgeräusch und nicht als Störung. Als ich an einem See vorbeilief, blieb ich kurz stehen und beobachtete die Enten.



    Alles machte so einen friedlichen Eindruck, der See glitzerte im Sonnenlicht und die Bäume wogen sich sanft im Wind. Ab und zu lief ein Hund auf der Jagd nach einem geworfenem Stöckchen durch das Bild oder ich sah ein Eichhörnchen durch die Bäume springen, aber allgemein war es ein Augenblick der Stille, der mich an diesem See verweilen lies, fernab von allem Alltagsstress.
    Ich mochte es, wenn die Leute mich nicht besonders ansahen oder aber sich demonstrativ von mir wegdrehten, denn heute trug ich ganz normale mädchenhafte Klamotten und niemand sah mir meinen Job an. Ich war einer von ihnen, eine ganz normale junge Frau, die durch den Park ging. Ein Mensch.

    Kapitel 5 - Teil 1


    Am nächsten Morgen wachte ich von lauter Musik auf. Sie übertönte sogar die verhassten Vögel, was ja nicht schlecht war, andererseits war ich nach einer Nacht wie dieser am Morgen noch nicht in Stimmung für Rockmusik in Discolautstärke.
    „Mara”, schrie ich so laut ich konnte.
    „Stell den Mist aus!”
    Mara war die einzige von uns, die Rockmusik hörte, eigentlich war sie überhaupt die Einzige, die die Musikanlage auf diese unerträgliche Lautstärke drehte.
    Ich schmiss mein Kissen auf die Erde und schlich verschlafen aus meinem Zimmer.



    In der Küche tanzte Mara wie wild geworden auf dem Tisch.
    „Geht’s noch”, murmelte ich verschlafen und rieb mir die Augen.



    „Du hast sie doch nicht alle!”
    Ich ging zum Radio und drehte es leiser.
    „Heeey!”, rief Mara, scheinbar ein wenig enttäuscht und sprang elegant vom Tisch.
    „Was ist, schlechte Laune?”



    „Definitiv.”
    Ich blieb mitten im Raum stehen und sah das blonde Mädchen unentschlossen an.
    „Hier kann man auch nie in Ruhe schlafen.”
    „Hey, was ist, du bist doch sonst nicht so”, sagte Mara und setzte sich auf den Tisch. Sie war heute wieder genau so stark geschminkt wie jeden Tag und ihre grünen Augen funkelten mich an.



    „Ach weiß nicht, irgendwie geht es mir nicht so gut.”
    „Du musst mal wieder Spaß haben”, beschloss sie. „Ich wollte bald shoppen gehen. Komm doch mit. Biiiitte.”
    „Ach hm, weiß nicht. Was ist mit Vanessa?”
    Irgendwie war ich nicht in Shoppinglaune, auch wenn ich zugegebenermaßen lange nichts Neues mehr gekauft hatte.



    „Och, die untreue Tomate war ja gestern schon ohne mich. Komm schon Lia. Das bringt dich auf andere Gedanken, weißt du.”
    „Aber ich hab’ nachher noch nen Kunden.”
    „Ja ja, dann sind wir zurück. Mach dich chic und dann geht’s los.” ´



    Mara ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen und da ich sowieso nichts Besseres zu tun hatte und außerdem gerne Zeit mit ihr verbrachte, stimmte ich letztendlich zu. Ich verschwand wieder in meinem Zimmer um mich umzuziehen, und grade als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte wurde das Haus wieder von lauter Rockmusik durchschallt.



    Mara und ich stiegen in ihr Auto, einen kleinen weißen VW Beatle, der sehr gut zu dem süßen Mädchen passte und fuhren los in Richtung Fußgängerzone, in der sich die ganzen Geschäfte befanden. Ich ging gerne shoppen, hatte es aber in letzter Zeit irgendwie ein bisschen vernachlässigt.
    Zum Glück war der morgendliche Berufsverkehr schon vorüber, und so waren die Straßen einigermaßen frei, jedenfalls leerer, als man es für Hamburg gewohnt war.



    Ich saß auf dem Beifahrersitz und sah Mara an, die auf eine irgendwie lässige Art das kleine Auto durch den Verkehr lenkte.
    „Arsch”, fluchte sie, als ihr jemand die Vorfahrt nahm.
    „Die fahren hier manchmal echt wie die Idioten. Nächstes Mal gehen wir zu Fuß.”
    Ich grinste und dachte mir meinen Teil.
    Als ich grade ein Gespräch anfangen wollte, bremste sie auf einmal so stark, dass ich in meinem Sitz nach vorne geworfen wurde, und fuhr dann einige Meter rückwärts.
    „Da war ein Parkplatz”, frohlockte sie, als wäre dieses ein weltbewegendes Ereignis.

    Danke für eure Kommis :)
    Kann übrigens schonmal Entwarnung geben: Die FS wird NICHT so vorhersehbar wie viele sicherlich glauben ;)


    Chipsi: Widerlich? Pah :D
    Ähm ja. Lia findet ihn in gewisser Weise interessant, weil er ihre Routine durchkreuzt, geheimnissvoll ist und eben so ganz anders als alle anderen, die sie so hasst...
    Mal sehen was daraus wird.


    Shoshona: Ja, Jay ist das glatte Gegenteil von Vera. Was sie an ihm mag wird sich noch zeigen aber ich denke sagen zu können, dass sie sich einfach nach Zuneigung sehnt, die sie in ihrer kaputten Welt nicht kriegen kann. Und da würde sie wohl schon fast jeden Typen nehmen, bei dem sie das Gefühl hat, gemocht zu werden.


    Nicci: Danke dir! Ja, Eindruck, weil er eben anders ist, als sie erwartet hat und anders, als ie Leute die sie so hasst. Wer er ist und was er eigtl will erfahrt ihr natürlich noch :)


    Ysabella: Danke dir. Black würde ich natürlich nicht einbinden, wenn er nicht noch irgendwie wichtig werden würde, das stimmt wohl. Allerdings wird die Story weder linear noch verhersehbar verlaufen :) - hoffe ich, denn darauf lege ich größten Wert.


    ‚Er ist wahrscheinlich wirklich ein männlicher Stricher, deswegen hat er so eine Anziehungskraft. Das ist sein Beruf.’
    Ich schloss die Augen und drehte meinen Kopf ins Kissen, aber Blacks Blick ging mir einfach nicht aus dem Sinn. Er war der erste Mann, der mich nicht mit seinen Blicken auszog, und obwohl mich das natürlich beeindruckte, verwirrte es mich doch auch. Fand er mich unattraktiv? ‚Er ist schwul’, sagte die andere Hälfte meines Verstandes.
    ‚Ganz einfach schwul. Und nun schlaf, das ist ja schlimm.’



    Für einen Moment dachte ich daran, wie schön es wäre, wenn ich jetzt nicht alleine schlafen müsste, sondern jemanden hätte, der bei mir wäre. Wieso schien alle Welt einen guten Freund, eine liebe Freundin zu haben, nur ich nicht?
    So wie Mara und Vanessa. Ich stand nicht auf Mädchen und konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was mit einem anzufangen, aber die beiden hatten es echt gut getroffen, hatten sie doch jemanden, der sie liebte und somit einige Probleme weniger.
    Ich stellte mir vor, wie es wäre, jetzt in den starken Armen eines Mannes zu liegen, seinen Duft einzuatmen, seine Haut auf meiner zu spüren. Nicht irgendein Kunde… ein richtiger Mann. So einer wie… Black.



    Innerlich schrie ich mich für diese Gedanken an. Langsam wurde ich vollkommen irre. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Ich wälzte mich im Bett hin und her und war total aufgewühlt. Der Regen schlug unaufhörlich an mein Fenster und lies mir keine Ruhe. Zwischendurch hörte ich immer wieder lautes Gelächter aus Veras Zimmer und irgendwie hatte ich das Gefühl wahnsinnig zu werden. Irgendwann fiel ich in einen leichten, nicht sehr erholsamen Schlaf, aus dem ich immer wieder erwachte.



    „Wie meinst du das?”
    „Glaub’ nicht, dass wir lesbisch sind oder so. Das sind wir nicht, nicht einmal bi. Aber es ist eine harte Welt, wenn man niemanden hat, weißt du? Manchmal braucht man jemanden, der einem Geborgenheit und Nähe gibt. Der da ist. Aber nicht nur als Zuhörer. Nicht nur als Mensch, den man nicht richtig in sein Leben lässt. Wir haben uns nach Zärtlichkeiten gesehnt. Zärtlichkeiten, die uns keiner geben kann. Berührungen. Mara ist ´ne tolle Frau, wirklich. Ohne sie könnte ich nicht.“



    Vanessa strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mich auf irgendeine Weise erwartungsvoll an.
    „Aber ihr habt doch keine… richtige Beziehung oder so?”
    „Ach nein. Wir tun uns gut. Wenn wir zusammen sind, können wir den Stress und die Grausamkeiten da draußen für einen Moment vergessen. Das macht einen doch sonst kaputt. Du hast immer nur zu funktionieren, so wie sie dich haben wollen. Bei Mara kann ich einfach mal… ich sein. Wirklich ich.“



    Ich atmete tief durch. Obwohl ich nicht wirklich verstand, warum Vanessa mir das erzählte, freute ich mich doch darüber. Heimlich fragte ich mich, ob da nicht doch noch mehr war, was sie mir nicht erzählte, aber ich traute mich auch nicht, noch weiter nachzufragen. Es wäre ja auch komisch, wenn Vanessa das ausgerechnet mir erzählte, denn eine Vertrauensperson war ich ja eigentlich nicht grade für sie.


    -



    Als ich abends im Bett lag und die Regentropfen unaufhörlich an mein Fenster prasselten, dachte ich noch lange über Black nach. Noch nie war es mir passiert, dass ein Kunde so viel Eindruck auf mich gemacht hatte, dabei hatte er ja eigentlich gar nichts getan, ganz im Gegenteil.



    Sein ruhiges Reden und seine tiefe Stimme hatten mich fasziniert und irgendwie wirkte er auf mich auf eine ganz bestimmte Art und Weise anziehend, trotz oder grade weil er mich abgewiesen hatte. Ein bisschen des Angstgefühles und der Unsicherheit war noch geblieben, aber vielleicht machte grade das den Reiz aus.
    Ich drehte mich auf die Seite und zog die kuschelige Decke über meine Ohren.
    ‚Schlag ihn dir aus dem Kopf’, dachte ich.

    So, weiter gehts nun, es wird u.a. eine neue wichtige Person eingeführt (;

    Kapitel 4 - Teil 2



    Es war nach 20 Uhr, ich hatte Black und die anderen zwei heutigen Kunden hinter mir und es mir im Schlabberlook auf dem Sofa bequem gemacht. Vanessa und Mara hatten Spaghetti mit einer tollen Sahnesoße gekocht und so hatten wir drei und Kira gemütlich zusammen Abend gegessen. Ausnahmsweise hatten Mara und ihre Schwester ihre Zickereien heute nicht ausarten lassen und somit konnten wir vier ganz einfach wie normale Mädchen den Abend genießen.
    Mara hatte später noch zwei Kunden, und so stylte sie sich und verließ grade das Haus, als Vera zusammen mit einem Typen in die Tür gestolpert kam.



    Die beiden kicherten kindisch und alberten rum. Nach einer kurzen Begrüßung verschwanden sie dann auch sofort in Veras Zimmer.
    „Der schon wieder”, stöhnte Kira, wahrend sie es sich mit einer Frauenzeitschrift mit Abnehmtipps auf dem Sessel bequem machte.



    „Den kann ich ja überhaupt nicht leiden.”
    „Wer ist das?”, fragte ich gespannt, während ich meine neu lackierten Nägel betrachtete, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, den Mann vorher schon mal gesehen zu haben.



    „Das ist der Dealer aus dem ‘Six feet under’”, sagte Vanessa, die gelangweilt auf dem Sofa hockte.
    „Der?”
    Ich war erschrocken. Über Veras Bekanntschaft, der im ‚Six Feet Under’, einer zwielichtigen Kellerdisco auf der Reeperbahn Drogen an naive Tanzlustige verkaufte, hatten sie mir schon viel erzählt, denn Vera war sehr angetan und beeindruckt von ihm. Jedoch hatte ich mir diesen ominösen Jay, wie sie ihn nannten, ganz anders vorgestellt. Groß, schwarz und dunkel und nicht klein und dünn und langhaarig, wie dieser Kerl, der gerade mit Vera zur Tür herein gekommen war.
    „Ja, der”, antwortete Vanessa abschätzig und ich bemerkte sofort ihre tiefe Abneigung ihm gegenüber.
    „Was sie bloß an dem findet, der hat doch echt nichts. Erzählt ja dauernd von dem.”



    „Vielleicht hat er 'nen Langen”, warf Kira ein, die aufmerksam ihre Diätratschläge studierte. Sie erntete einen kritischen Blick von Vanessa.
    „Ja man, 'tschuldigung.”
    Aus Veras Zimmer tönte lautes Gelächter.
    „Boah, die verhalten sich wie die Teenager”, lästerte Kira, ihre Zeitschrift an die Seite legend. „Das brauch ich heute echt nicht. Ich glaub ich geh noch mal ins Fitnesscenter.”
    „Schon wieder?!” Ich sah auf und musterte sie.
    „Hier steht, Bewegung ist das A und O für eine gute Figur. Außerdem hab ich echt keinen Bock mir dieses Teeniegetue hier anzutun. Kommt einer von euch mit?”
    Kira strich sich ihre langen blonden Haare aus dem Gesicht und stand auf.
    „Tu was du nicht lassen kannst”, meinte ich, „Aber mich kriegst du nicht dazu. Ich bin froh, dass ich den Tag hinter mir hab’”.
    „Pf, Couchpotato. Na ja, macht was ihr wollt. Vielleicht geh’ ich danach noch in einen Club.”



    Kira verschwand aus dem Zimmer und man hörte noch einige Zeit ihre klackernden Absätze auf dem Fußboden. Auch abends auf der Couch war sie immer gut und ausgehfertig angezogen, nie würde sie sich hängen lassen. Kira verbrachte den Großteil ihrer Zeit damit, sich um ihr Äußeres zu kümmern, sei es nun mit Fitness, Maniküre, Friseur oder mit Schminken und Stylen. Sie verstand nicht, wie wir uns auch mal in Jogginghose und zerzausten Haaren wohl fühlen konnten und einfach mal nur rum lagen und nichts taten.
    „Schade, dass Mara arbeiten muss”, riss Vanessa mich aus meinen Gedanken, während ich die Beine wieder aufs Sofa legte, um es mir noch ein bissche bequemer zu machen.



    „Ich wäre auch gerne noch mit ihr weggegangen. Aber sie ist so viel beschäftigt in letzter Zeit.”
    „Mhmh…” antwortete ich, während ich einen meiner Fingernägel betrachtete, der mir einfach nicht gefallen wollte.
    „Du magst sie sehr oder?”
    „Sie ist alles für mich”, entgegnete Vanessa.
    „Ohne sie hätte ich schon lange aufgegeben. Sie hilft mir sehr.”
    Ich war ein bisschen neidisch, dass Vanessa und Mara so gut befreundet waren. Ich hatte nie eine wirklich gute Freundin gehabt. Natürlich verstand ich mich mit den Mädchen gut und auch von außerhalb hatte ich einige gute Bekannte, aber keine Freundin wie man sie sich wünschte, der man alles erzählen konnte, die einen tröstete, wenn es einem schlecht ging und der man vertraute.



    „Ich glaube, ich liebe sie”, warf Vanessa plötzlich in den Raum.
    „So wie man seine Mutter liebt, oder anders?”, fragte ich, etwas irritiert, aber doch nicht großartig beeindruckt.
    „Nee, irgendwie anders. Vielleicht eher so, wie man seinen Mann liebt, nur halt nicht sexuell.“
    Nun sah ich Vanessa aufmerksam an.

    Vielen Dank für eure Kommentare, habe mich sehr gefreut, auch über die Spekulationen :D
    Es hat zwar niemand ganz Recht mit den Vermutungen bzgl Black, aber ich war sehr erstaunt wie nah eine gewisse Spekulantin der Wahrheit kam o.o Oha oha. Sehr gut :) *Sherlock Holmes Lupe überreich*


    Danke auch für euer Lob, über das ich mich wie immer sehr gefreut habe und viel Spaß bei der Fortsetzung!


    „Luke!“
    Der junge Mann schaute auf.
    „Es ist Steve. Na an der Tür, geh schon hin!“
    Luke erhob sich vom Sofa und ging in Richtung Haustür. Es war schon nach neun. Was wollte sein Nachbar so spät abends noch? Ob es wieder um seine Frau ging? Luke beschloss, ihm ein paar Kekse anzubieten. Vielleicht auch einen Wein oder ein Bier, wenn es wieder besonders schlimm ging.



    „Entschuldige, dass ich so spät noch störe“, begann Steve, sein Blick auf dem Boden haftend. „Es hat einfach nicht bis morgen warten können.“


    -



    Ian vernahm das Summen des Kunstlichtes, als er aufwachte. Er blinzelte durch die Augen und versuchte, sich zu bewegen, doch seine Knochen fühlten sich schwer an. Dann spürte er, wie sich jemand über ihn beugte und sah in ein Gesicht, das ihm fremd war. Die Frau trug einen weißen Mundschutz und hatte streng zurück gebundene Haare und ein völlig symmetrisches Gesicht.



    Er erwartete, dass sie etwas sagen würde, doch die Frau schwieg, scheinbar völlig konzentriert.
    Wo war er? Ians Puls raste und sein Blick flog durch den Raum. Wie war er hier her gekommen? Der Raum war ähnlich steril wie das Gefängnis, in dem er sich noch eben befunden hatte. Die gleichen Fliesen, das gleiche Licht. An den Wänden standen Gerätschaften, die er noch nie zuvor gesehen hatte und auf die er sich keinen Reim machen konnte.



    War er krank? Hatte Kor ihn in ein Krankenhaus gebracht? Oder ging hier etwas viel schlimmeres vor sich? Wieso konnte er sich nicht bewegen?
    Ian spürte die Schweißperlen auf seiner Stirn und warf seinen Kopf hin und her. Er fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen, aus dem er nicht aufwachen konnte.



    Von Zeit zu Zeit piepte ein Gerät an der Wand hinter ihm. Dann verstand, dass er es war, der das Piepen auslöste, er war verkabelt, angeschlossen an die Apparaturen, die aus einem Raumschiff zu stammen schienen.
    Die Frau mit der strengen Frisur erschien wieder in Ians Blickfeld. Er versuchte, irgendetwas zu sagen, doch es gelang ihm nicht, seine Stimmbänder waren wie gelähmt.



    Innere Panik überkam ihn und er nahm alle Kraft zusammen, sich aufzurichten, schaffte es aber nur ein paar Zentimeter. Die Frau sah Ian an, aber sie schaute ihm nicht in die Augen, sondern betrachtete ihn wie einen Gegenstand, ohne jeglichen Ausdruck.
    Sie drückte einen Knopf an einem der Geräte an der Wand und Ian wusste, dass sie ihm irgendetwas indizierte.
    Dann wünschte er sich, zu sterben.


    Sooo... nicht besonders lang, aber besonders wichtig :cool:
    Viel Freude wünsche ich euch (:



    9



    Paula war sprachlos über die Menge an Kleidung, die ihr Entführer herbei geschafft hatte und wurde immer wütender auf sich selbst angesichts dieses irrsinnigen Wunsches, dessen Erfüllung, so großzügig sie auch war, sie keinen Schritt weiter brachte, ja, ihr nicht mal einen großartig verbesserten Komfort geben konnte. Ungläubig starrte sie auf die Designerpumps und die edlen Kleider, die sie auszulachen schienen. War das Kors Ziel gewesen? Sie zu verhöhnen? Paula musste sich zwingen, nicht in Tränen auszubrechen angesichts ihrer Wut über sich selbst. Wie unglaublich dumm war sie eigentlich?



    Als sie sich umsah, sah sie, dass Ian duschte, doch Paula beschloss, sich nur am Waschbecken oberflächlich zu waschen, um sich den Männern nicht nackt präsentieren zu müssen.
    Als sie ihren Kopf unter den kalten Wasserstrahl hielt, versuchte Paula angestrengt, über ihre Vergangenheit nachzudenken. Konnte sie sich denn an gar nichts erinnern? Es musste doch irgendwelche Bruchstücke geben, nur den kleinsten Fetzen Gedächtnis, irgendetwas, an dem sie sich entlang hangeln konnte, zu dem ihr später vielleicht noch mehr einfiel. Es musste einfach irgendetwas geben, was sie über sich wusste, denn schließlich erinnerte sie sich auch noch daran, dass Schuhe Schuhe hießen und dass Tannen grün waren.



    Nichts. Es schien, als sei ihre Erinnerung selektiv entfernt worden. Alles, was ihr Aufschluss über ihre Vergangenheit, ihre Familie, über sich selbst geben konnte, schien komplett ausgelöscht zu sein. Hieß es nicht, die Erinnerung sei ein Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden konnte? Wie hatte Kor es geschafft, ihr diesen wichtigen Teil ihrer selbst zu stehlen? Wieso konnte sie sich an dumme Zitate erinnern, nicht aber an ihren Namen?



    Paula drehte den Wasserhahn aus und griff nach einem von Kor gebrachten Kleidungsstück, um sich abzutrocknen. Wenigstens einen Nutzen, den diese Dinger brachten. Das Mädchen beschloss, Ian auch ein Shirt zum Abtrocknen anzubieten, doch als sie sich umdrehte, war der junge Mann verschwunden.



    Paulas spürte, wie sich Panik in ihr breit machte, wie ihr Herz schneller schlug. Wie konnte es sein, dass Ian sich in Luft aufzulösen pflegte? War er einfach schon fertig mit Duschen und wieder in den anderen Raum gegangen?
    Das als Handtuch benutzte Kleidungsstück auf den Boden fallen lassend lief Paula zurück in den mittleren Raum.
    Er war leer.



    „Ian!“, hörte sie sich schreien, obwohl sie wusste, dass sie keine Antwort erhalten würde. Paulas Kopf dröhnte. Der Raum schien auf einmal zu schwenken, sich zu drehen. Paula biss die Zähne zusammen und ließ sich auf den Boden sinken. Der Kopfschmerz wurde stechend, dann umgab nur noch Schwärze sie.



    -



    „Herzlichen Glückwunsch, du hast es durchschaut, das ist unser Geschäft. Ja, es ist eine große Lüge. Nun zufrieden?”
    Ich war gereizt und hatte echt überhaupt keine Lust mehr auf Blacks schlaue Sprüche.
    „Ein bisschen” entgegnete er zu meiner Überraschung.
    „Na ja, tschüß dann”, sagte ich nur noch, etwas zickiger klingend als gewollt, nahm die 30 Euro vom Tisch und deutete auf die Tür.



    Ich stieß einen Seufzer aus, als Black endlich den Raum verließ. Als ich grade die Tür hinter ihm schließen wollte, fiel mir aber noch etwas ein.
    Black stand im Flur vor dem Fahrstuhl. Zu Boden sehend ging ich auf ihn zu und drückte ihm die 30 Euro in die Hand.



    „Hier dein Geld”, sagte ich, ohne ihn anzusehen.
    „Wieso?”
    „Weil ich versagt habe”, antwortete ich mit einem Kloß im Hals.
    „Versagt?”
    „Ich habe meinen Job nicht gut gemacht. Die Tränen waren echt.”




    „Warum kommst du dann zu mir, hä?! Ich raff das nicht Black, erklär es mir”, schrie ich mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen.
    „Kennst du nur Sex?”, brüllte er fast. „Ist das alles was sie von dir wollen?”



    „Ja”, heulte ich. „Ja, genau so ist es. Wieso kannst du nicht einfach auch so sein? Wieso machst du es so schwer?”
    Black biss sich auf die Unterlippe und für einen Moment sah es so aus, als würde er sich darum bemühen, die passenden Worte zu finden. Dann nahm er mich in den Arm.
    Er hielt mich fest. Komischerweise hatte ich überhaupt keine Angst mehr und vielleicht war es fast sogar ein bisschen angenehm. Ich lehnte meinen Kopf auf seine Schulter und weinte leise.


    „Ist gut”, sagte er.
    „Es tut mir Leid.”
    Für einen ganz kurzen Moment genoss ich die Geborgenheit in Blacks Armen. Ich fühlte mich nicht wie bei einem Kunden. Eher wie bei jemand Nahestehendem, einem Familienangehörigen… einem Freund.
    Lange hatte mich kein Mann mehr so umarmt.
    Doch dann auf einmal besann ich mich wieder. Ich ging einen Schritt zurück und Black ließ mich los. Er sagte nichts, schaute mir nur von Neuem in die Augen, was mir jetzt noch unangenehmer war als vorher, denn irgendwie fühlte ich mich ein bisschen durchschaut. Außerdem musste meine Schminke fürchterlich verschmiert sein.

    „Entschuldige mich kurz”, stotterte ich und verschwand schnell ins Badezimmer.
    Meine Wimperntusche und der Kajal waren wirklich ziemlich verwischt, und so versuchte ich dieses so gut wie es ging abzuwaschen, allerdings gelang es mir kaum und ich verschmierte alles nur noch mehr.
    Nachdem ich meine verheulten Augen einigermaßen im Griff hatte, ging ich wieder in das kleine Zimmer zurück. Black saß schon wieder auf dem Stuhl, als wäre nichts gewesen und sah unbeeindruckt in die Gegend. Der Hund lag wie ein regungsloses Stofftier immer noch auf seinem Platz und wirkte so schon fast gar nicht mehr beängstigend. .



    Draußen begann es langsam zu regnen und ein paar Tropfen prasselten gegen das blinde Fenster. Alles in diesem dunklen kleinen Zimmer erschien mir für einen Moment grau und bedeutungslos, dann erinnerte ich mich jedoch an den Vorfall von gerade eben zurück
    „Fällt es dir so schwer zu reden?”, fragte Black, nachdem ich mich erneut auf dem Bett niedergelassen hatte.
    „Es ist halt nicht das, was ich erwarte”, antwortete ich.
    „Niemand will nur reden. Ich bin nicht darauf vorbereitet und kann schlecht damit umgehen.”



    Plötzlich stockte ich. Ich sprach mit Black schon fast wie mit einem Freund, das durfte auf keinen Fall passieren. Er war ein Kunde, fertig und aus, meine Gefühle hatten hier nichts, aber auch gar nichts verloren. Ich sollte das Gespräch schnell wieder auf eine oberflächlichere Ebene lenken, bevor ich zu viel von mir verriet. Es war aber auch wirklich zu verzwickt, dass er das Gespräch überhaupt nicht auf sich lenken ließ, sondern immer wieder auf mich zurückkam. Wie sollte ich dem nur entgehen? Es war mir wirklich unangenehm, mehr von mir mehr preisgeben zu müssen als meinen Körper.



    „Irgendwie ist es doch komisch, dass Reden für dich intimer ist als Sex”, sagte Black, der scheinbar meine Gedanken gelesen zu haben schien.
    „Beim Sex kann man die Gefühle leichter abstellen”, entgegnete ich, bereute es gleich darauf aber schon wieder, denn er musste wirklich nicht noch mehr von mir erfahren.
    „Fällt dir das nicht schwer?”
    „Ach Black, weißt du, ich denke, du solltest besser gehen. Es tut mir Leid wenn ich deine Wünsche nicht erfüllen kann. Andere können das sicher besser. Ich kenne viele Mädchen aus diesem Gewerbe, vielleicht kann ich mich mal umhören, ob eine…”



    „Ich möchte mit dir reden, Lia. Es würde sicher einfacher für dich sein, wenn ich dich nicht bezahlen würde, vielleicht könnten wir dann ganz normal reden…”
    „Mensch! Wenn du ein Mädchen zum Reden haben willst, geh in eine Bar und sprich eine an. Du wirkst nicht so schüchtern, als wenn du das nicht könntest. Für mich ist das einfach der falsche Job.”
    Ich stand auf und ging in Richtung Tür.
    „Bitte gehe jetzt. Es tut mir Leid.”
    Black erhob sich ebenfalls, kam auf mich zu und stellte sich sehr dicht vor mich.



    „Ich wusste nicht, dass das so kompliziert für dich ist. Ich wollte dich nicht kränken und ich hoffe du fühlst dich jetzt nicht schlecht oder so. Vielleicht können wir ein bisschen spazieren gehen und ich erzähle dir was über mich, was du willst.
    „Nein Black, ich habe noch Kunden. Es ist alles gar nicht so einfach, wie du dir denkst.”
    Black grinste schwach.
    „Doch noch Kunden. Siehst du, das meine ich, du lässt uns bezahlen und wir kriegen das Gegenteil von dem, was wir wollen, egal ob in Wort oder Tat. Ich habe für Wahrheit bezahlt und du hast mir nichts erzählt als Lügen. Die anderen bezahlen für Liebe und bekommen Gleichgültigkeit. Jetzt wo ich kein Kunde mehr bin erzählst du mir die Wahrheit. Das ist absurd Lia.”


    Wir gingen wortlos in das Hotelzimmer, wieder in Zimmer 01. Wie fast immer, denn das Zimmer was das kleinste und somit billigste von allen, außerdem war es so gut wie immer frei. Natürlich folgte das Raubtier uns und ich hielt möglichst viel Abstand von ihm, fand ihn aber schon nicht mehr ganz so schlimm, wie beim ersten Mal.
    Black legte 30 Euro auf den Tisch und setzte sich wieder auf den Holzstuhl, der Hund ließ sich wie nicht anders erwartet zu seinen Füßen nieder.



    „Reden”, sagte Black ruhig, während ich mich wieder auf dem Bett niederließ. „Und es ist echt nicht nötig, dass du dich so anziehst, dir muss ja echt kalt sein. Nimm dir nächstes Mal ruhig einen Pullover mit… und deck dich mit der Decke zu, falls du willst.”



    Ich war ein bisschen beleidigt, dass Black mich so scheinbar überhaupt nicht anregend oder attraktiv fand. Dann fiel mir wieder ein, dass er ja schwul sein sollte und ohne darüber nachzudenken, fragte ich ihn einfach.
    Der junge Mann grinste kurz.
    „Schwul? Nein, wahrscheinlich nicht. Es ist schon interessant, was die Leute immer gleich so denken. Aber lass uns über dich reden.”
    „Ich würde gern mehr über dich wissen, Black”, sagte ich, der Wahrheit entsprechend.



    „Nun, okay. Aber ich bezahle und ich möchte über dich reden. Wenn du über mich reden willst, können wir das gerne später machen, aber nicht in der bezahlten Zeit. Ich denke, bei 30 Euro kann ich mir das Gesprächsthema aussuchen, nicht wahr?”
    Ich schluckte. Auf einmal war Black sehr direkt geworden und schien genau zu wissen, was er wollte. Plötzlich kam er mir wieder ein bisschen gefährlich vor.
    „Hattest du heute schon andere Freier?”, ergriff er wieder das Wort.
    „Nein. Du bist der Erste.” Dieses war die Standardantwort, denn die Kunden hörten es nicht gerne, wenn man ihnen erzählte, dass man neben ihnen noch weitere Freier hatte und sie eben nur einer von vielen waren. Natürlich wussten sie es, wahrhaben wollten sie es aber meistens nicht. Aber heute stimmte es ja sogar, Black war mein erster Kunde.



    „Und wie viele hast du später noch?”
    „Keine”, entgegnete ich wie von selbst. Natürlich entsprach dieses nicht der Wahrheit, aber mittlerweile konnte ich lügen, ohne auch nur darüber nachzudenken.
    „Mhm… dann musst du sehr wenig Geld verdienen, wenn du so wenig arbeitest. Oder hast du noch einen anderen Job?”
    Black sah mich mit seinen fast schwarzen Augen intensiv an.
    „Ich verdiene gut und es reicht”, entgegnete ich, langsam gereizt. Mensch was wollte der Typ bloß? Mit seinem Gerede ging er mir auf die Nerven. Warum interessierte ihn mein Leben? Ich war doch nun wirklich eine ganz normale Prostituierte, wenn er was über die wissen wollte, sollte er im Lexikon nachsehen.
    Ich beschloss, dem Smalltalk ein Ende zu bereiten, nahm all meinen Mut zusammen, stand auf und ging auf Black zu. Mit einem eleganten Schritt stieg ich über den Kampfhund und setzte mich auf Blacks Schoß, bevor ich es mir anders überlegen konnte.



    Black verstummte für einen kurzen Moment und ich fühlte, dass er damit nicht gerechnet hatte. „Hey Süßer”, hauchte ich. „Wieso diese unangenehme Atmosphäre?”
    „Steh auf”, sagte Black, als er nach dem Bruchteil einer Sekunde die Fassung wieder gefunden hatte. Doch ich ließ mich nicht irritieren und begann, ihn an Wangen und Hals zu küssen.
    „Steh auf!”, wiederholte er deutlicher und lauter, aber ich ließ mich nicht von meinem Vorhaben abbringen.



    „Ich habe gesagt, steh auf”, schrie Black nun, stand auf und schmiss mich so von seinem Schoss. Er hielt mich fest, damit ich nicht auf die Erde fiel, ließ mich dann aber sofort wieder los.



    „Setz dich wieder aufs Bett, Lia”, raunte er in einem Befehlston.
    „Ich habe gesagt, ich möchte reden. Ich habe keinerlei, verstehst du, überhaupt keine Interessen an deinem Köper, null!” Er war sichtlich wütend.

    Kapitel 4 - Teil 1



    Natürlich war er noch da. Ich setzte sofort einen verführerischen Blick auf, als ich die Eingangshalle des Beverly betrat. An der Rezeption saß, wie fast immer, Stupsi, die wie immer schlecht gestylt war und wie immer irgendwas in den Computer eintippte.



    Vera sagte mir einmal, dass sie das immer tat, um abgelenkt und beschäftigt zu wirken und ich konnte mir das so richtig gut vorstellen. Was hatte sie hier schon den ganzen Tag groß zu arbeiten, dass sie so viel mit dem PC beschäftigt sein musste? Hier war doch fast immer tote Hose. Vera hatte die Vermutung geäußert, dass der Computer meistens sogar ausgeschaltet war, und Stupsi nur sinnlos so lange die Tasten drückte, bis sie endlich wieder alleine in der Halle war und sich nicht mehr beobachtet vorkam.
    Black saß auf einem der zwei braunen Sofas, die Hände auf den Oberschenkeln abgelegt und beobachtete die junge Rezeptionistin.



    Zu seinen Füßen lag, wie nicht anders zu erwarten, das Raubtier, welches noch größer war, als ich es in Erinnerung hatte. Die Hunde-verboten-Regel hatte Black auch heute wieder großzügig ignoriert und Stupsi war natürlich wieder viel zu feige gewesen, ihn darauf anzusprechen. War ja klar, dass sie versagte, wenn man sie mal brauchte.
    Ich erwartete, dass Black aufstehen würde, als er mich sah, aber er bewegte sich keinen Millimeter. Nur richtete er seinen Blick nun auf mich statt auf Stupsi und mir blieb wohl nichts anderes übrig, als mich ihm und seinem Kampfhund so anmutig wie möglich zu nähern.



    „Hi”, begrüßte ich ihn mit all meinem zusammen gekratzten Selbstbewusstsein. Stan, der Hund, sah mich kurz intensiv an, aber scheinbar interessierte ich ihn nicht sonderlich, denn er legte seinen Kopf gleich wieder auf seinen Pfoten ab, worüber ich sehr beruhigt war.
    „Hallo”, sagte Black und seine Stimme wirkte noch tiefer als am Tag zuvor.
    „Wie geht’s dir?”, fragte er.
    „Es geht mir fantastisch”, log ich und achtete sehr auf eine überaus freundliche Tonlage
    „Wollen wir auf ein Zimmer gehen?”



    Black saß noch immer auf dem Sofa und sah mir wieder tief in die Augen.
    „Wenn du willst, können wir auch hier bleiben, reden können wir auch hier.”
    „Ich denke ein Zimmer ist angebrachter”, entgegnete ich, wohl wissend, dass ich ihn in der Eingangshalle nie verführen konnte.
    „Okay, wie du willst. Aber falls es wegen der Rezeptionistin ist, die wird nichts sagen. Die ist total schüchtern, ab und zu guckt sie möglichst unauffällig rüber, ob ich sie noch ansehe. Interessant ist auch, dass ihr PC gar keine Geräusche macht, ich glaube der ist aus. Sie braucht nur ´nen Grund möglichst beschäftigt zu scheinen.”



    „Das hab ich mir auch schon gedacht”, antwortete ich, erstaunt darüber, dass Black Stupsi schon beim zweiten Mal durchschaut hatte. Er musste eine sehr gute Beobachtungsgabe haben, was mich wiederum verunsicherte.
    „Sie ist sehr verkrampft und gehemmt. Mit mir redet sie kein Wort. Ein bisschen tut sie mir Leid. Na ja, du willst also aufs Zimmer? Dann lass ich mir mal den Schlüssel geben.”



    Black stand auf und ging zur Rezeption. Sofort sprang Stan auf und lief ihm hinterher. Der Hund schien wirklich sehr an seinem Herrchen zu hängen.
    Ich hörte, wie Black nach dem Zimmerschlüssel verlangte und Stupsi ihn ihm wortlos übergab. Er hätte alles verlangen können, Stupsi hätte ihm in ihrer Befangenheit alles gegeben.



    Sie lief rot an und haute dann schnell wieder auf der Computertastatur rum, noch lauter und schneller als sonst.

    Vielen Dank für die Kommis!


    Raphiarts: Habe mich sehr über deinen Kommi gefreut, danke für dein Lob und echt toll dass die FS dir gefällt.
    Von dem Buch habe ich noch nie gehört, hört sich aber intressant an.
    Freut mich, dass du dabei bleibst :)


    Dardai: Dankeschön, fühle mich ganz geehrt und wünsche dir weiterhin viel Spaß!


    Shoshona: Ja, Vera ist nicht wirklich interessiert an ihren Mädels.. aber ein Zuhälter ist sie ja nicht, auch wenn die Mädchen sie für den heimlichen Chef halten...
    Lia wird leider erst später merken, wie sich Vera verändert hat...
    Was Kira angeht, hast du Recht, sie hat extreme Probleme und ist nur noch ein Wrack und natürlich essgestört...
    Und über Mara wird es auch noch viel mehr zu sagen gehen und nein, eine einfache Nebenfigur wird sie nicht bleiben, es wird noch einiges an Handlung um sie geben.


    ninii: Danke für deinen Kommi und dein Lob! Freut mich, dass Black dir gefällt :D
    Wenn er keinen Sex will... was will er dann - und warum?
    Ich hoffe dir gefällt die Fortsetzung, stelle sie gleich rein :)


    MissPennymarkt: Warum Vera sich so verhält, wird später noch deutlicher werden. Hat alles seine Gründe.. :D
    Danke für deinen Kommi und viel Spaß weiterhin!

    Zitat

    Jetzt bin ich vollends verwirrt.


    Juhu!!



    Zitat

    Was ist das für ein ominöser Einschub?


    :howdy


    Zitat

    Könnte es sich um Kor und seine Frau handeln in früherer Zeit,seiner Frau ist etwas schreckliches passiert,das ungeborene Baby ist tot?


    Wer Luke (oder "Luke"?) ist, verrate ich natürlich noch nicht (aber bald) :cool: Ich finde deine Ideen sehr interessant!



    Zitat

    Evtl.sind Eltern von Ian und Paula schuld und er rächt sich nun an deren Kindern,also Ian und Paula auf eine ganz besonders perfide und grausame Art?


    Das wär aber gemein, dann sollte er sich lieber an den wirklochen Übeltätern direkt rächen. Aber wer weiß was in den kranken Hirnen mancher Mitmenschen so vor sich geht


    Zitat

    Wildes Rätselraten


    Ich liiiiiiebe Spekulationen :)


    Ian wälzte sich auf dem harten Boden umher. Wovon war er aufgewacht? War es schon Morgens? Er fühlte sich, als hätte er kaum geschlafen, doch das helle Licht brannte schon wieder in seinen Augen.
    „Ian!“, hörte er die raue Männerstimme brüllen und er wurde sich bewusst, dass es Kor sein musste. Verschlafen rappelte er sich auf und schlich in den Raum, hinter dessen Scheibe er seinen Entführer erwartete.



    Paula stand mitten im Raum und sah genauso verschlafen aus, wie er sich fühlte.
    „Guten Morgen, Ian“, frohlockte Kor mit zuckersüßer Stimme. „Hattest du eine angenehme Nacht?“
    Ian entgegnete nichts auf die Provokation. Ihm war nicht nach Streiten zu Mute, er wollte nur schlafen.
    „Geht euch waschen oder so“, meinte Kor und seine Stimme wurde umbarmherzig. „Frühstück gibt’s heute nicht, wir sind hier ja schließlich nicht im Hotel.“ Er lachte, fing sich aber sofort wieder.



    „Kor“, begann Paula und Ian wunderte sich darüber, dass sie ihren Entführer mal direkt ansprach. „Wo sind wir hier?“
    Der Mann hinter der Scheibe schien amüsiert.
    „Na das seht ihr doch, hm? Es gibt Wände, einen Fußboden…“
    „Du weißt doch, was sie meint“, unterbrach Ian ihn und Kor schaute ungeduldig.
    „Was? Soll ich euch die Koordinaten sagen? Geht Duschen, Zähneputzen oder was man in eurer Situation sonst so machen kann. Nicht, dass ich mir noch überlege, dass ihr doch keinen Waschraum braucht.“ Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen.



    Ian vernahm, wie Paula sich umdrehte um lustlos zum Waschraum zu schlurfen, doch er hatte noch eine Frage an Kor.
    „Nur eins“, sagte er. „Wenn montags Wunschtag ist… was für ein Tag ist Dienstag?“
    Kor lächelte, und es sah fast freundschaftlich aus.
    „Ian, du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst. Heute ist Überraschungstag. Denkst du, ich antworte auf eine solche Frage? Und nun geh duschen, bevor das Mädchen das ganze warme Wasser verbraucht.“



    Die Scheibe verdunkelte sich und Ian seufzte. Mit hängenden Schultern folgte er Paula in den dritten Raum.
    Er wusste nicht, ob es überhaupt warmes Wasser geben würde, aber es war ihm auch egal. Viel mehr wunderte er sich über Paula, die in der linken Ecke zwischen Waschbecken und Toilettenkabinen stand und irgendwie überwältigt dreinblickte.



    „Was ist?“, fragte der junge Mann beim Näherkommen, aber dann sah er auch schon, was Paulas Blicke auf sich gezogen hatte.
    In der Ecke hingen und lagen Kleidungsstücke aller Art. Es waren nicht nur Shirts, Pullover und Hosen dabei, sondern auch Kleider, Jacken und Schuhe. Wie war es Kor möglich gewesen, dem Wunsch des Mädchens in so kurzer Zeit in einer solchen Art und Weise nachzukommen?



    Was hatte der ominöse Mann für ungeahnte Möglichkeiten?
    Ian griff nach einem Kleid, das an der Wand hing und rieb den feinen Stoff zwischen seinen Fingern. Es wurde ihm klar, dass Kor viel mehr Mittel hatte, als sie beide gedacht hatten.
    „Es muss noch eine Tür geben“, hörte er Paula dann sagen.


    8



    Es war Winter. Der geschmolzene Schnee glitt an den Fensterscheiben des hell erleuchteten Zimmers herunter, welches durch den großen Kamin erwärmt wurde. Der Mann saß auf dem Sofa und beobachtete das Spielen der Flammen, welche an dem sorgsam aufgescheiteten Holz empor loderten. Er genoss das Knistern des Holzes und die gemütliche, romantische Wirkung des Feuers an diesem kalten Winterabend. Aus der Küche drang ein leises Singen zu ihm herüber und kurze Zeit später kam eine Frau mit einer Porzellanschale in das Wohnzimmer.



    Seine Frau. Sie sah wunderschön aus mit ihren langen dunklen Locken und dem Babybauch, der sich immer deutlicher abzeichnete. Er liebte sie wie am ersten Tag, liebte sie wie sein Leben. Nein, mehr als das.
    „Die Kekse sind fertig“, sagte sie sanft und stellte die Schale auf den Couchtisch, dann setzte sie sich zu ihm aufs Sofa und lehnte sich an seine Schulter.



    „Ich glaube, manchmal tritt sie schon“, meinte sie mit einem Blick auf ihren Bauch. Der Duft ihres Haares stieg dem Mann in die Nase und behutsam legte er einen Arm um sie. Er wusste nicht, wie er sein Glück in Worte fassen sollte. War er jemals zuvor so glücklich gewesen?



    „Es ist perfekt, Luke“, fasste sie seine Gedanken zusammen als sie sich an ihn heran kuschelte. „Es könnte wirklich nicht besser sein.“
    Er wollte erwidern, dass es ihm auch so ging, dass sie die Frau seines Lebens war und dass er sich nichts Erfüllenderes vorstellen könnte, als mit ihr zusammen alt zu werden, aber das Türklingeln durchriss die Idylle.


    -

    Und weiter geht es, mit einem leider sehr kurzen und schlecht darstellbaren Kapitel. Sorry dafür, aber es gehört einfach dazu und ich muss es reinstellen... hoffe, das irgendwann wieder gutmachen zu können..





    Als die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster drangen, war er schon lange wach.
    Auf seinem Schreibtisch war die Hölle los. Listen, Dokumente, Akten, Daten. Und das im Zeitalter des Computers. Er brauchte unbedingt jemanden, der das sortierte. Ob er einen Assistenten einstellen sollte? War er wichtig genug, einen Assistenten zu beschäftigen? Brauchte ein Alec Liffrey einen Assistenten?
    Er beschloss, sich darüber jetzt keine Gedanken zu machen.
    Es war Samstag, er hatte keinen Auftrag – und trotzdem war er gestresst. Keinen Auftrag hieß nicht, dass man nicht arbeitete, jedenfalls nicht für ihn. Da war die Sache mit den Kalega-Brüdern, und dann auch noch Tim Hitcher.
    Schon zum zweiten Mal klingelte an diesem Morgen das Telefon. Werbeanrufe, Marktumfragen. Er hätte es an die Wand schmeißen können.




    Wenn ihn Unterbrechungen doch nur nicht so aggressiv machen würden.
    Noch immer durchsuchte er das Internet nach Samantha Louis.
    Ihr Mann war ein aufstrebender Industriemanager gewesen, in einer hohen Position bei Jeffards. Kurz vor seiner Beförderung starb er bei einem Unfall auf der B202, er wurde nur 32 Jahre alt.
    Alec war das relativ egal, für sein Vorhaben war es nur von Vorteil. Der Witwe würde er das Haus viel schneller abluchsen können, als wenn auch noch ein Geschäftsmann darin wohnen würde, der ihn zu allem Übel sicherlich gleich durchschaut hätte.
    Aber Paul Louis war ja tot. Deswegen ging es der Frau auch so schlecht und sie ließ sich so gehen. Ob er das irgendwie ausnutzen konnte?



    Er musste ihr klar machen, dass es keinen Sinn für sie haben würde, das Haus zu behalten, dass sie sich damit übernahm und keinem half. Mit 1,2 Millionen hingegen…
    Er würde es erstmal im Guten versuchen.
    Erstmal würde er versuchen, sie freiwillig einwilligen zu lassen. Oder sie sollte zumindest denken, dass sie es freiwillig tat. Natürlich hatte er auch noch ganz andere Möglichkeiten. Glücklicherweise hatte er Verbindungen, die ihm hier von Vorteil sein könnten. Und wenn er sie gerichtlich aus dem Haus holen müsste, würde er auch das hinkriegen.
    Dreihunderttausend Euro.



    Er beschloss, sie heute Abend wieder zu besuchen. Er musste ein bisschen Vertrauen aufbauen. Es war wichtig, dass sie ihn als Freund sah, der ihr eine Last abnahm, nicht als Dieb. Vielleicht könnte er sogar mit ihr essen – wenn sie überhaupt was aß. Irgendwie musste er seinen Charme einsetzen, wenn er sie nicht mit Argumenten überzeugen konnte.
    Zu seinem Glück fiel Alec bei seinen Nachforschungen über Paul Louis auf, dass er einen ehemaligen Arbeitskollegen von diesem kannte. Michael Kiens war mit Alec an der Uni gewesen, sie hatten sogar für ein paar Monate zusammen gewohnt. Mit Sicherheit war Michael nicht abgeneigt, ein bisschen mit seinem alten Freund zu plaudern und ihm zu erzählen, was er über Paul Louis wusste.



    Alec konnte jedes Detail helfen. Jedes Detail, was andere für unwichtig hielten, nicht einmal bemerkten. Je mehr Informationen er über Paul Louis hatte, desto besser.
    Er suchte im Internet nach der Telefonnummer von Michael und griff zum Hörer.
    Michael Kiens schien seinen Ohren nicht zu trauen, als Alec sich am Telefon namentlich meldete.
    „Alec Liffrey? Der Alec? Man, an dich hab’ ich ja gar nicht mehr gedacht. Wie geht’s dir?“
    Alec machte ein bisschen Smalltalk, kam dann aber relativ schnell zur Sache.
    „Michael, hör mal… mein Anruf hat natürlich einen Grund.“



    Für einen kleinen Moment schien ihn an Anflug schlechten Gewissens zu überkommen. Es hatte immer einen Grund, wenn er sich bei jemandem meldete, nett zu jemandem war. Immer hatte er Hintergedanken, nie ging es ihm tatsächlich um seine alten Bekannten.
    Alec schob diese Gedanken schnell wieder beiseite und räusperte sich.
    „Ich bin da an was Geschäftlichem dran. Ist ne größere Sache und ich glaube, du könntest mir helfen. Michael, wie gut kanntest du Paul Louis?“



    Der Mann am anderen Ende der Leistung schien kurz zu schlucken.
    „Er war mein Freund, Alec.“
    Alec besaß den Anstand, sein Mitleid zu bekunden. Er wusste nicht, ob es richtig war, Michael unter diesen Umständen weiter auszufragen, aber für die Menge an Geld, die ihn erwartete, musste er alle Register ziehen.
    „Ich würde gerne mehr über ihn erfahren. Was hältst du davon, wenn wir uns treffen?“

    Danke ihr Lieben. Ja, Paul ist ermordet worden. Von wem uns weshalb - verrate ich natürlich nicht, aber wie bei den meisten Morden gibt es auch hier einen Grund, oder zumindest ein Motiv, ganz klar.
    Wie sich die Personen begegnen werden, werden die nächsten Kapitel zeigen :)
    Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß bei der FS, die ich gleich reinstelle und bedanke mich, dass ihr noch mitlest.