dankeschön für eure comments!
und es geht weiter:
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Isabella macht sich tierische Sorgen um Miriam. Bernhard ist noch bei dem Geschäftsessen. Da klingelt es. Bevor Frau Beermann aufmachen kann, läuft sie schon durch die Diele und öffnet. Draußen steht Gregor. "Bitte, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?", fragt er.
Isabella denkt, dass er ihr etwas verkaufen will und sagt:"Danke, wir brauchen nichts".
Gregor ist so verlegen, dass er Isabella trotz ihrer eigenen Sorgen leid tut. "Ich - komme wegen Miriam!", sagt er.
Isabella:"Wegen....? Wer sind Sie denn?"
Gregor:"Ich weiß, Sie kennen mich nicht, Frau Schneider, ich bin Gregor Hellmer."
Isabella:"Sie sind der junge Mann, der...?"
Gregor:"Ja, und es tut mir leid. Wirklich. Wir hatten uns damals nichts Böses dabei gedacht, wir wollten uns einfach ein bisschen amüsieren und haben dabei die Zeit vergessen."
Isabella:"Und jetzt? Was wollen Sie jetzt?"
Gregor:"Minky war bei mir."
Isabella:"Bitte, kommen Sie herein!"
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Sie führt ihn in das Wohnzimmer und sie setzen sich.
Noch bevor er zu erzählen beginnt, weiß Isabella, dass sie damals einen großen Fehler gemacht hatten. Warum hatten sie Miriam verboten, sich mit Gregor zu treffen, ohne sich ihn vorher einmal anzuschauen?
"Verzeihen Sie", sagt Isabella aus ihren Gedanken heraus.
Gregor schaut sie verständnislos an:"Ich - Ihnen?"
Isabella:"Ja. Wir haben Ihnen unrecht getan, glaube ich."
Gregor:"Ach, Sie konnten ja nicht wissen. Und dann, es war auch nicht richtig, dass wir so lange fort geblieben sind. Bloß - ich habe Minky furchtbar gern. Ich hätte schon auf sie aufgepasst, ganz bestimmt."
Isabella:"Miriam ist weggelaufen!"
Gregor:"Ja, ich weiß. Deshalb komme ich ja."
Isabella:"Ist sie bei Ihnen?"
Gregor:"Nein. Sie war bei mir, aber dann - glauben Sie mir bitte, Frau Schneider, ich konnte es nicht verhindern. Ich wollte sie nach Hause bringen, aber da hielt auf einmal ein Bus, sie ist aufgesprungen und ich konnte nichts machen. Der Bus ist dann schon angefahren und Geld für ein Taxi hatte ich nicht dabei. Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen."
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Isabella:"Wissen Sie, wo Miriam hin ist?"
"Keine Ahnung!" Gregor nagt an seiner Unterlippe.
Isabella:"Ich mache mir entsetzliche Sorgen."
Gregor:"Ich könnte mich ohrfeigen, dass das passiert ist".
Isabella:"Sie konnten sicher nichts dafür."
Gregor:"Ich hätte besser aufpassen sollen. Sie ist manchmal so unüberlegt, so - ich weiß nicht, wie ich sagen soll..."
Isabella:"Ich kenne sie ja, ich weiß, wie sie ist."
Gregor:"Es tut mir so leid."
Isabella:"Ob ich die Polizei anrufen soll?"
Gregor:"Ich glaube nicht, dass das viel bringt. Wenn ich sie bloß gefragt hätte, wieviel Geld sie mithat! Viel wird es ja nicht sein, oder? Ich meine, weit kann sie nicht kommen?"
Isabella:"Halten Sie es für möglich, dass Miriam - dass sie sich etwas antut?"
"Nein. Nein, ganz bestimmt nicht. So was tut Minky nicht. Eher..." Er schweigt und beißt sich auf die Lippen.
Isabella:"Bitte, sagen Sie doch, was Sie denken!"
Gregor:"Ach, nichts Besonderes. Nur, Miriam ist so unerfahren. Sie glaubt, sie kennt das Leben, aber ..... Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass man sie vor allem beschützen muss."
Isabella:"Würden Sie mir verraten, was sie bei Ihnen wollte?"
Gregor:"Sie war ganz verzweifelt, weil sie herausgebracht hat, dass - naja, dass sie nicht ihre leibliche Mutter sind. Sie bildet sich ein, dass Sie sie nicht lieben. Deshalb will sie nicht nach Hause zurück."
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Isabella:"Dann muss sie Ihnen doch gesagt haben, was sie vorhat?"
Gregor:"Nein. Das heißt - sie wollte, dass ich sie heirate. Ich habe ihr versucht klarzumachen, dass wir viel zu jung sind, um ohne Einwilligung unserer Eltern heiraten zu können. Als ich sie gar nicht zur Vernunft bringen konnte, habe ich mit meiner Mutter gesprochen. Mutter hat auch versucht, ihr gut zuzureden, aber nichts hat genutzt. Dann hat Mutter gesagt, ich soll Minky nach Hause bringen. Sie selbst würde inzwischen die ganze Geschichte mit Vater besprechen - nur damit Minky beruhigt war. Aber anscheinend hat sie uns doch nicht geglaubt. Sie ist ausgerissen."
Isabella:"Das arme Kind. Sie muss schrecklich verzweifelt sein."
Gregor:"Das Beste wird sein, wenn ich sie suche."
Isabella:"Aber wo? Wie wollen sie in einer solch großen Stadt ein junges Mädchen finden?"
"Ich werde alle Lokale abklappern, in denen ich mit ihr gewesen bin oder in denen sie sein könnte." Gregor sieht auf seine Armbanduhr. "Es ist acht vorbei ... Ich werde Sie jede Stunde anrufen, ja?"
Isabella:"Soll ich nicht mit Ihnen kommen?"
Gregor denkt nach:"Das hat keinen Sinn. Aber vielleicht rufen Sie inzwischen alle Ihre Bekannten und die Mädchen aus ihrer Klasse an, ja? Irgendwo muss sie ja Unterschlupf gesucht haben."
Isabella:"Ob ich nicht doch die Polizei verständige?"
Gregor:"Nein. Ich glaube, es ist besser, wenn wir es auf eigene Faust versuchen."
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An diesem Abend isst Till, alias Joachim Brauner, in einem teuren Lokal. Nicht allein, sondern mit der Witwe Susanne Kowalski. Sie ist 50 Jahre alt und sieht keinen Tag jünger aus, aber sie liebt es, sich extravagant und jugendlich anzuziehen. Entweder sind ihre Augen schlecht geworden - Till nimmt das an -und sie konnte die Wirklichkeit ihres Spiegelbildes nicht mehr beurteilen, oder die Einbildung über ihre eigene Erscheinung ist so stark, dass sie die Wirklichkeit vollkommen überblendet.
Till schämt sich ein wenig, weil der Kellner ihn für einen Mann mit schlechtem Geschmack halten muss. Es ist ihm nicht schwer gefallen, sie kennen zu lernen. Sie ist in dem selben Hotel wie er abgestiegen.
"Noch einen Kognak, Suzanne?" fragt er und sieht ihr lächelnd in ihre wässrigen blauen Augen.
Er spricht ihren Namen französisch aus, weil er spürt, dass ihr das schmeichelt.
Susanne:"Ach, Jochen. Ich bin schon ganz schwindelig!"
"Ich auch!" Er zieht ihre Hand an seine Lippen "Aber nicht vom Wein..."
"Nicht?" Der Blick von ihr soll kokett sein.
"Die Nähe einer schönen Frau wirkt auf mich nun einmal berauschend!", sagt er und zeigt seine Zähne.
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"Ich wüsste gar nicht, was ich allein hier angefangen hätte - ohne Sie, Jochen!", sagt Susanne schmachtend.
"Sie verstehen es sehr gut, sich über mich lustig zu machen!", erwidert er ernsthaft. "Eine Frau wie Sie - die Männerwelt muss Ihnen zu Füßen liegen, Sie brauchen nur zu wählen!"
Sie seufzt leicht und diesmal klingt das, was sie sagt, ehrlich:"Wenn mein Otto bloß ein bisschen von Ihrem Charme gehabt hätte. Stellen Sie sich vor, er hat immer gesagt..." Sie stockt
Till:"Was?"
Susanne:"Ach, lieber nicht. Ich - Sie hatten mir doch versprochen, mir einen Tip zu geben, Jochen! Haben Sie das vergessen?"
Till:"Es ist eine Zumutung, mit einer schönen Frau von Geschäften zu sprechen!"
Susanne:"Ich habe Ihren Rat befolgt und habe einen Teil meiner Aktien flüssig gemacht."
"So?" Seine Stimme klingt uninteressiert.
Susanne:"Ja. Heute morgen habe ich 50 000 von der Bank abgeholt. Ich hoffe, das genügt?"
Till:"Seien Sie nicht böse, meine Liebe, aber war das nicht ein bisschen voreilig von Ihnen?"
Susanne:"Aber - wieso denn? Sie haben doch selbst gesagt, Jochen..."
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Till:"Weil Sie mit der Verzinsung Ihres Geldes unzufrieden waren."
Susanne:"Bin ich ja auch. Es ist doch lächerlich. 200 000 hat mir Otto hinterlassen, und was bekomme ich davon? 10 000 im Jahr. Davon kann man doch nicht leben..."
"Eine Frau wie Sie - kaum", bestätigt er. "Dafür ist Ihr Geld aber auch 100%ig angelegt. Das darf man nicht unterschätzen."
Susanne:"Was nutzt mir das? Wenn ich eine alte Frau wäre, schön und gut, aber ich möchte doch was von meinem Leben haben, verstehen Sie das denn nicht?"
Till:"Oh doch."
"Sie wollten mir einen Tip geben, wie ich mein Geld wirklich günstig anlegen kann", sagt sie hartnäckig.
Till:"Das Gefährliche an Ihnen ist, Suzanne, Sie sind nicht nur schön, sondern auch klug. Das ist eine fatale Mischung. Pflegen Sie die Männer immer so beim Wort zu nehmen?"
Susanne:"Bitte, weichen Sie mir jetzt nicht aus!"
Till:"Ja, ehrlich, ich hatte vor, Sie an einem meiner Geschäfte zu beteiligen, aber leider..."
Susanne:"Sie haben es sich anders überlegt?"
Till:"Nein, Suzanne. Das Schicksal hat anders entschieden. Ich muss heute noch nach Sim-London, um die Sache perfekt zu machen."
Fortsetzung folgt gleich...